Skript, 2013
99 Seiten
Einführung
Lernziele
1 Einführung in das betriebliche Rechnungswesen
1.1 Fallstudie
1.2 Geschäftsführung in Startup-Unternehmen(an einem Beispiel)
1.3 Buchführung und Bilanzierung
1.3.1 Worum geht es in der Buchführung und der Bilanzierung?
1.3.2 Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
1.3.3 Rechenwerke
1.4 Wichtige Begriffe der Finanzbuchführung
2 Bilanz und GuV
2.1 Bilanz
2.1.1 Bewertungsansätze
2.1.2 Gliederung der Bilanz seit BilMoG
2.1.3 Aufgaben der Bilanz
2.1.4 Unterscheidungskriterien
2.1.5 Bilanzveränderungen
2.2 Die Gewinn- und Verlustrechnung
2.2.1 Struktur der Gewinn- und Verlustrechnung
2.2.2 Wichtige Begriffe des GuV-Kontos
2.3 Bilanzanalyse und Kennzahlen
2.3.1 Bilanzanalyse in 5 Schritten
2.3.2 Wichtige Kennzahlen
3 Buchungen auf Konten
3.1 Aktiv- und Passiv-Konten
3.1.1 Aktiv-Konten (Bestandskonto: Bestand von Vermögensgütern)
3.1.2 Passiv-Konten (Bestandskonto: Bestand von Schulden)
3.2 Regeln der Buchführung I
3.3 Regeln der Buchführung II
3.4 Aufwand und Ertrag
3.4.1 Beispiel 1
3.4.2 Beispiel 2
3.4.3 Beispiel 3
3.5 Gewinn- und Verlustkonto (GuV-Konto)
3.6 Das Privatkonto
3.7 Buchungen im Umlaufvermögen
3.8 Buchungen im Anlagevermögen
3.8.1 Abschreibungsmethoden
3.8.2 Verkauf zum/über/unter Buchwert
3.9 Überblick Konten
3.10 Jahresabschluss
4 TOPSIM
5 Grundaufbau der Kostenrechnung
5.1 Einführung Fallbeispiel More-than-copy GmbH
5.2 Abbildungsfunktion der internen Rechnungslegung
5.3 Produktionsfaktoren
5.4 Kostendifferenzierung nach Lebenszyklus-Phasen
5.5 Leistungen
5.6 Produktionsprozess-Typen nach Stoffverwertungsart
5.6.1 Analytische Stoffverwertung
5.6.2 Synthetische Stoffverwertung
5.6.3 Durchlaufende Stoffverwertung
5.6.4 Umgruppierende Stoffverwertung
5.7 Kosten für die Herstellung der Prozess-Bereitschaft
5.8 Kombination von Einzelprozessen
5.8.1 Einseitige Leistungsbeziehung
5.8.2 Wechselseitige Leistungsbeziehung
5.9 Aufgabenbereiche der Kostenrechnung
5.10 Von der Kostenrechnung unterstützte Entscheidungsfelder
5.11 Kostenrechnerische Bereiche
5.11.1 Kostenarten
5.11.2 Kostenstellen
5.11.3 Kostenträger
5.12 Traditioneller Grundaufbau der Kostenrechnung
5.13 Rechnungszwecke der Kostenrechnung
6 Grundformen der Kalkulation von Leistungen
6.1 Grundsätzliche Kennzeichnung des Kalkulationsproblems
6.2 Verursachungsprinzip und Marginalprinzip
6.2.1 Verursachungsprinzip
6.2.2 Marginalprinzip
6.2.3 Gegenüberstellung Verursachungsprinzip – Marginalprinzip
6.2.4 Fallbeispiel Fahrbereitschaft
6.3 Divisionskalkulation
6.4 Äquivalenzahlenkalkulation
6.5 Kalkulation unterschiedlicher Leistungen
6.6 Verrechnungssatzkalkulation
6.7 Zuschlagskalkulation
6.8 Grundfragen der Kalkulation im Überblick
7 Kosten- und Erlösarten
7.1 Aufgabe der Kostenartenrechnung
7.2 Merkmale der Kosten
7.3 Einzelkosten und Gemeinkosten
7.4 Variable Kosten und fixe Kosten
7.5 „Klassischer“ Verlauf von Kosten
7.6 Grundkosten – Zusatzkosten – Anderskosten
7.7 Wichtige Kostenarten
7.7.1 Anlagenkosten
7.7.2 Materialkosten
7.7.3 Personalkosten
7.8 Erlöse
8 Kostenplanung und -kontrolle
8.1 Abweichungsanalyse
8.2 Kostenauflösung
8.3 Kostenremanenz
8.4 Plankostenrechnung
8.4.1 Starre Plankostenrechnung
8.4.2 Flexible Plankostenrechnung
8.4.3 Grenzplankostenrechnung
9 Verrechnung der Kosten zwischen Kostenstellen
9.1 Einzelleistungsbezogene Verrechnung
9.2 Verrechnung mit Schlüsseln
9.3 Form der Leistungsverflechtung
9.3.1 Beispiel für gegenseitige Leistungsverflechtungen von zwei
9.3.2 Verfahren zur genauen Berechnung der Leistungsverflechtung
9.4 Standardverrechnung von Kostenstellenleistungen
9.4.1 Anbauverfahren
9.4.2 Stufenleiterverfahren
9.5 Sonderverrechnung von Kostenstellenleistungen
9.5.1 Kostenartenverfahren
9.5.2 Kostenstellenausgleichsverfahren
9.5.3 Kostenträgerverfahren
10 Vollkostenrechnung und Teilkostenrechnungen
10.1 Vollkostenrechnung
10.2 Teilkostenrechnung
10.2.1 Direct Costing
10.2.2 Stufenweise Fixkostendeckungsrechnung
„Internes und Externes Rechnungswesen“ wird als Pflichtveranstaltung im G rundstudium des zum Wintersemester 2011/2012 neu etablierten 7-semestrigen Bachelorstudiengangs Medienwirtschaft an der Hochschule der Medien (HdM), Stuttgart und als Wahlpflichtveranstaltung in den weiteren Bachelorstudiengängen der Fakultät Electronic Media angeboten.
Die seit de r Einführung des Studiengangs Medienwirtschaft getrennten Vorlesungen „Buchführung und Bilanzen“ sowie „Kosten- und Leistungsrechnung“ wurde durch das Konzept einer integrierten Sicht des Rechnungswesens in ein er 4-stündigen (SWS) Vorlesung ersetzt. Dies bedeutet einerseits didaktische Änderungen durch die Integration von managementorientierten Planspielen in die Lehre, andererseits eine klare Reduktion der angebotenen Stofftiefe. So werden hier bewusst Aspekte des buchhalterischen Alltags, wie sie an Wirtschaftsgymnasien oder kaufmännischen Ausbildungsberufen gelehrt werden, weggelassen.
Das Skript le hnt sich an das Lehrbuch „Einführung in das Rechnungswesen: Bilanzierung und Kostenrechnung“ von Jürgen Weber und Barbara E. Weißenberger (Schäffer-Poeschel) an und ist flankierend zu diesem einzusetzen.
Vorarbeiten zu der vorliegenden Form dieses Skriptes wurden 2008 von Stefan Dittmar, Student der Medienwirtschaft an der HdM Stuttgart, aus eigener Initiative geleistet. Die Master- studentin Nadine Steinhübel steuerte wertvolle weitere Vorarbeiten zur Einfüh rung in Buchführung und Bilanzen bei, die Studentinnen des Pionierjahrgangs des 7-semestrigen Bachelors Katrin Durst und Magdalena Bartmann übernahmen nicht n ur im Tutorium das Coaching der Kommilitonen sondern auch die Dokumentation und Aktualisierung des neuen Stoffes in diesem Skript – vielen Dank vor allem auch im Namen folgender Studierenden-Generationen .
In der Neuauflage zum Sommersemester 2013 wurden die Erfahrungen des Vorsemesters eingearbeitet und ein paar kleine Korrekturen vorgenommen.
Prof. Dr. Nils Högsdal Prof. Harald Eichsteller
Hochschule der Medien (HdM), Stuttgart
Die Studierenden erlangen in der Leh rveranstaltung ein breite s und integrie rtes Wissen und Verstehen der wissenschaftlichen Grundlagen sowie ein kritisches Verständnis der wichtigsten Theorien, Prinzipien und Methoden des Internen und Externen Rechnungswesens; sie sind so in der Lage, das Wissen in diesem Bereich vertikal, horizontal und lateral zu vertiefen.
Das Wissen und Verstehen der Studierenden entspricht nach Abschluss der Veranstaltung dem Stand der Fachliteratur und schließt zugleich einige vertiefte Wissensbestände auf dem aktu ellen Stand der Forschung ein.
Die Vorlesung beleuchtet das Rechnungswesen von beiden Seiten und fokussiert sich auf die für die Praxis relevante n Aspekte von B uchführung/Bilanzierung sowie Kosten- und Lei stungsrechnung. Die Grundlagen des Externen Rechnungswesens werden zum Abschluss des ersten Blocks in mit dem Unternehmensplanspiel TOPSIM - General M anagement in einer Blockveranstaltung vertieft. Darauf aufbauend geht es be i Internem Rechnungsw esen (Kosten- und Leistungsrechnung) um die Beurteilung von Erfolg innerhalb eines Unternehmens.
Im Laufe eines Geschäftsjahres ereignen sich verschiedene Geschäftsvorfälle, also Vorgänge aufgrund unternehmerischen Handelns, die wegen ihrer finanziellen Konsequenzen festgehalten werden müssen.
Zum Einstieg in diese Thematik werden aus einer Zeitschriftenserie, die Startups über alle vier Quartale eines Jahres begleitet, finanziell releva nte Angaben in Form von Fließtexten an die Studierenden verteilt. Aufgabe in Klei ngruppen ist: "Stellen Sie mit Hilfe de r Arbeitsblätter fest, welche Geschäftsvorfälle sich in den verschi edenen Quartalen ereignet hab en und halten Sie diese in Stichpun kten fest (z.B. „Miete X Euro durch Übe rweisung von Bank beglich en“ oder „Reisekosten in Höhe von x Euro bar bezahlt“)."
Das folgende Beispiel zeigt, in wel chen Kategorien die G eschäftsvorfälle der Fallstudie im Rechnungswesen weiterverarbeitet werden und welche Begrifflichkeiten dabei verwendet werden. Als Unternehmen haben wir ein Startup gewählt, das a us dem Spin-off eines Technologiezentrums entstanden ist und ursprü nglich Softwarelösungen auf Projektbasis realisierte. Die Expertise des Unternehmens ist anerkannt und man möchte sich von einem Projektunternehmen zu einem Produktunternehmen entwickeln, das lizenzierbare Softwareprodukte verkauft und implementiert.
Laufende Personalkosten
Ein Stamm von zehn Mitarbeitern sowie drei Auszubildenden und vier Praktikanten bildet die Basis des Unternehmens. Die nachfolgende Tabelle fasst die laufenden Personalkosten des Startup-Unternehmens zusammen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Sonstige Kosten
Die Hauptkostenpositionen eines Dienstleistungsunternehmens bestehen aus den Kosten für den Standort wie Mi ete, Strom, Ga s, Wasser, Abfallentsorgung, den An schaffungskosten für Büro- und Technikausstattung, den la ufenden Technik- und Wartungskosten sowie Akquisi- tions- und Vertriebskosten. Die Position Sonstiges fasst alles andere wie Büromaterial, Porto, Kuriere, Geschenke, aber auch Weiterbildung und vieles mehr zusammen und ist hier sehr großzügig bemessen. Folgende Tabelle fasst die sonstigen Kosten des Startup-Unternehmens zusammen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Cash Outflow
Abschreibungen für die Rechner- und Büroausstattung sind bei den „Sonstigen Kosten“ nicht aufgeführt, da sie sich nicht zahlungswirksam sind. Die Zinsen für zwei langfristige Darlehen sind monatlich fällig und wirken sich somit auf den Cashflow aus.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mit den Werten in dieser Tabelle ist die Messlatte definiert, das heißt der Betrag der Umsätze, der mindestens notwendig ist, um die monatlichen Kosten zu decken. Wird dieser Betrag realisiert, so ist n och kein Gewinn erzielt, denn Ab schreibungen und Steuern ko mmen als weitere wichtige Abzugsposten dazu. In der Wirtschaftspresse ist ein e häufig verwendete Ken ngröße der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abwertungen und Abschreibungen.
Erlöse
Nach den Kosten und der Liquidität widmen wir uns nun der Erlösseite des Startup- Unternehmens. Vom kla ssischen Projektgeschäft ausgehend, will das Unternehmen in den Folgejahren seine Umsätze au sschließlich mit Lizenzierung und Implementierung der programmierten Software generieren. Folgende Tabelle zeichnet die geplante Entwicklung für drei Jahre (Mittelfristplanung) auf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Erlöse, Kosten >> Gewinnstufe I und II
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Erlöse, Kosten >> Gewinnstufe I, II und III
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Umsatzrendite
Die Umsatzrendite ergibt sich au s dem Quotienten von Gewinn und Umsatz. Die für da s dritte Jahr angestrebte Umsatzrendite von über 15 Prozent würde eine gesunde und langfristige Geschäftsbasis darstellen.
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Finanzwirtschaftliche Daten – Gesamtüberblick
Abschließend werden alle finanzwirtschaftlichen Grundgrößen für die drei Jahre gegenübergestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Für die Berechnung der Kapitalrendite wird d er Gewinn ins Verhältnis zu m Kapital gesetzt. In oben aufgeführter Tabelle wird von einem Eigenkapital von einer Million Euro sowie zwei langfristigen Krediten ebenfalls in Höhe von insgesamt einer Million E uro ausgegangen. Das G esamtkapital beträgt also 2 Millionen Euro, die Rendite basiert hier auf dem Gewinn nach Zinsen, Steuern und Abschreibungen.
Wenn der Gewinn dazu verwendet wird, das F remdkapital zurückzuzahlen, braucht man dazu nach dem zweiten Jahr, in dem der Break-even (d.h. die Nulllinie) erreicht wird, grob gerechnet drei bis vier weitere Jahre. Ein Teil d es Eigenkapitals könnte v on einem Risikokapitalgeber (Venture Capitalist) kommen. Im Allgemeinen wird das Risiko mit einer deutlich erhöhten Renditeerwartung gekoppelt. Risikokapitalgeber möchten typischerweise mehr als 25 Prozent Rendite realisieren. Die Investiti on ist im Du rchschnitt zeitlich auf d rei bis sieben Jahre beschränkt, dann wird der so genannte ›Exit‹, also der profitable Ausstieg aus dem Investment, gesucht.
Die Finanzbuchhaltung (Kap. 1.3 bis einschl. 3.9) befasst sich mit den Außenbeziehungen des Unternehmens.
Die Betriebsbuchhaltung (Kap. 5 bis 11) hat die Aufgabe, den innerbetrieblichen Kombinationsprozess zahlenmäßig nachzuvollziehen.
Der Zusammenhang zwischen den beiden Buchführungssystemen wird beim sog. „Zweikreissystem“ deutlich:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Ziel des externen Rechnungswesens ist es den Adressaten ein vollständiges Bild über die Vermögens- und Ertragslage eines Unternehmens zu geben. Ge schäftsvorfälle sind Vorgänge, die Vermögenszusammensetzung eines Unternehmens verändern. Beispiele sind der Kauf von Material, das Stellen einer Rechnu ng, das Bezahlen einer Rechnung, die Ab schreibung einer Maschine und vieles mehr. Aber: nicht alles ist ein Geschäftsvorfall, im Beispiel des Startups ist der Abschluss eines Vertrags über eine Lizenz noch kein Geschäftsvorfall. Erst wenn die Rechnung gestellt wird bzw. die Lizenz ausgeliefert ist, dann spricht man von einem Geschäftsvorfall. Ein weiterer Geschäftsvorfall in diesem Zusammenhang ist die Bezahlung der Rechnung. Manche Geschäftsvorfälle ändern nur die Zusammensetzung des Vermögens (z.B. die B ezahlung einer Rechnung) während andere tatsächlich das Vermögen mehren (z.B. die Ausli eferung eines Produktes mit Stellen einer Rechnung und d.h. dem Reali sieren eines Gewinns). Das folgende Beispiel soll es erläutern:
Stellen Sie sich vor, Sie gehen in einer Bar ein Bier trinken. Was passiert im zeitlichen Ablauf:
1. Sie betreten die Bar
2. Sie bestellen das Bier
3. Das Bier wird geliefert
4. Sie trinken das Bier
5. Sie fragen nach der Rechnung
6. Sie bezahlen die Rechnung
Machen Sie Sie Gedanken, welche de r Punkte Geschäftsvorfälle darstellen und ob sich das Vermögen oder nur die Vermögenszusammensetzung ändert.
Unternehmen haben die g esetzliche Verpflichtung Geschäftsvorfälle lückenlos durch die Buchführung aufzuzeichnen. Dabei gelten die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB). Dazu zählen die folgenden Aspekte:
Nachprüfbarkeit: ein sachverständiger Dritter kann sich in angemessener Zeit einen Überblick über die Geschäftsvorfälle, ihre En tstehung und Abwicklung und die Lage des Unternehmens verschaffen
Das Belegprinzip („keine Buchung ohne Beleg“)
Die Vollständigkeit mit formeller u nd materieller Richtigkeit, d.h. eine Erfa ssung aller Ge- schäftsvorfälle in e chter Reihenfolge, z.B. keine Saldierung oder Auslassung, Kein Überschreiben, Schwärzen etc.
Bei der doppelten Buchführung wird der Erfolg auf doppelte Weise ermittelt, einmal durch die Bilanz und durch die Erfolgsrechnung, d.h. die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV). Die Idee ist, dass jeder Vorgang, der eine Veränderung eines in der Bilanz enthaltenen Postens zur Folge hat, mu ss auch min destens einen weiteren Posten beeinflusst. Ein Beisp iel: Das Stellen einer Rechnung führt einmal zu einem Umsatzerlös, erhöht aber auch die Bilanzposition Forderungen. In der Folge verursacht jeder Geschäftsvorfall eine (wertgleiche) Soll- und eine Haben- buchung. Dabei gibt es zwei Kontenreihen:
Bestandskonten, welche in der Bilanz zusammen kommen
Erfolgskonten, die Aufwe ndungen (im Soll) und Erträge (im Haben) aufnehmen und deren Salden der Erfolgskonten zum Abschluss auf dem Gewinn- und Verlustkonto gesammelt.
Die Differenz zwischen dem der Eröffnungsbilanz des Geschäftsjahres und der Schlussbilanz entspricht dem Jahresüberschuss aus der GuV. Dieser ist also die Änderung des Eigenkapitals.
Der Begriff Bilanz stammt aus d em lateinischen und steht für „Doppelwaage“. Sie stellt den wohl wichtigsten Teil des Jahresabschlusses dar. Sie besteht aus der Aktiva, der li nken Seite, die die Mittelverwe ndung angibt, und d er Passiva di e beschreibt, woher die M ittel des Unte rnehmens stammen. Sie wird klassischer Weise in T-Kontenform dargestellt und jedes Jahr am Bilanzstichtag anhand der Daten au s der Inventur erstellt. Alle Oberkonten, die in der Buch haltung vorkommen, werden in der Bilan z mit ihre m Wert zum En de des G eschäftsjahres ausgewiesen. Nur diese Konten werden dann in der Buchhaltung eröffnet. Die gleichen Daten werden außerdem in die Eröffnungsbilanz zum neuen Geschäftsjahr übertragen. Dabei ist zu beachten, dass die Konten der A ktivseite als sogenannte Aktivkonten ihren Anfangsbestand (entspricht dem in der Bilanz ausgewiesenen Wert) auf der Sollseite also der linken Seite haben und Pas- sivkonten ihren Anfangsbestand auf der rechten Seite, der Habenseite.
Die Reihenfolge in der Bilanz ist nach der Laufzeit gegliedert. Auf der Aktivseite nach der Liquidation, also danach, wie schnell da s „gebundene“ Kapital wieder in F orm von Geld zur Verfügung steht und auf der Passivseite nach der Laufzeit der Finanzierung (von lang nach kurz).
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Sie ist ebenfalls ein se hr wichtiger Teil des Jahresabschlusses und stellt ein „Unterkonto“ des Eigenkapitals dar. Hier werden die Erträge und die Aufwendungen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gegenüber gestellt. Hier werden nur die erfolgsrelevanten Daten des Z eitraums erfasst. Daher haben die sogenannten Erfolgskonten im Gegensatz zu den Bestandskonten der Bilanz KEINEN Anfangsbestand. Der Saldo des GuV-Kontos gibt den Gewinn oder Verlust an. Die Aufwandskonten werden auf der Sollseite und die Ertragskonten auf der Habenseite geführt.
Das Ergebnis der GuV wird auf das Eigenkapitalkonto übertragen. So steht ein Gewinn dann in der GuV im Soll und im Eigenkapital, dem Gegen- bzw. Oberkonto, im Haben.
Denn: Der Gewinn erhöht das Eigenkapital und das Eigenkapital als Passivkonto hat seine Zugänge im Haben.
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Ist die linke Seite kürzer, d.h. die Werte im Soll geringer, dann wurde ein Gewinn erwirtschaftet!
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Der Gesetzgeber verlangt einen Abschluss, der d as Verhältnis des Vermögens und der Schulden darstellt (§ 242 HGB). Dieser Abschluss wird Bilanz genannt.
Bilanz leitet sich vom itali enischen Wort „bilancia“ ab. (dt. Waa ge). Beide Sei ten müssen immer ausgeglichen (ausgewogen) sein .
Vermögen und Schulden werden einander gegenübergestellt.
Die Differenz zwischen Vermögen und Schulden wird als Eigenkapital bezeichnet.
Die Aktivseite der Bilanz: Vermögenswerte, d.h. die Investitionen
Die Passivseite der Bilanz: Schulden und als Saldo des Vermögens und der Schulden das Eigenkapital, d.h. dem Nettovermögen der Eigentümer.
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Zusammensetzung der Bilanz:
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Beispiel:
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Auch in diesem Beispiel sehen Sie, dass die Summe des Vermögens abzüglich der Verbindlichkeiten an Dritte das Eigenkapital ist. Auch Kund enforderungen sind ein „Vermögensgegenstand“.
Die Bewertung einzelner Vermögensgegenstände dem Grunde nach (d.h. ist es überhaupt ein Vermögensgegenstand) und der Höhe nach (zu welchem Wert darf es in die Bilanz) ist Gegenstand vielfältiger Diskussionen, Regelungen und auch manchmal von Missbrauch. Gerade bei „Intangibles“, d.h. immate riellen Vermögensgegenständen hat es im Zu sammenhang mit d em BilMoG, dem Bilanzmodernisierungsgesetz auch einen Paradigmenwechsel und ein e Angleichung an internationale Gepflogenheiten in Deutschland gegeben. Generell ist an zumerken, dass die deutsche Rechnungslegung eher vom Vo rsichtsprinzip und dem Gläubigerschutz geprägt ist, während international ein möglichst realistischer Ausweis des Gewinns gewünscht ist. Dies folgt i n der Konsequenz, dass Vermögensgegenstände realistisch bewertet werden, was mitunter aber nicht der Wert ist, welcher kurzfristig zu realisieren ist.
Bewertung dem Grunde nach: hier ist zu klären, was ein Vermö gen ist. Dab ei gilt, dass e s für das Unternehmen ein zukünftiger Nutzen bestehen muss. Zwei Beispiele: die im Lager b efindliche Ware kann verkauft werden (und führt zu Umsätzen), die M aschine kann zur P roduktion neuer Produkte eingesetzt werden. Es gibt aber Fälle, in denen es nicht so eindeutig ist: ein neu entwickeltes Produkt kann dem Untern ehmen einen Nutzen b ringen, aber nur dann, wenn es auch wirtschaftlich verwertbar ist, d.h. ein Ma rkt existiert etc. Noch schwieriger ist es bei den Schulungskosten für die Mitarbeiter: der zukünftige Nutzen ist zwar angestrebt, nur Mitarbeiter können auch das Unternehmen verlassen und somit hat man als Unternehm en keine Verfügungsmacht über das Assets.
Bewertung der Höhe nach: hier gilt praktisch der Grundsatz „historische Kosten“, d.h. das bedeutet, dass der Wertansatz zum ursprünglichen Kaufpreis abzüglich der kumulierten Abschreibungen erfolgt. So können auch „stille Reserven“ entstehen, d.h. ein Grundstück, welches dem Unternehmen seit viele n Jahren gehört hat vermutlich einen deutlich höheren Marktwert. Allerdings ist die praktisch eine Einbahnstraße. Während „Zuschreibungen“ zum Marktwert über den Anschaffungspreis nicht möglich sin d, müssen (dauerhafte) Wertminderungen vorgenommen werden.
Aktivseite
A. Anlagevermögen
B. Umlaufvermögen
C. Rechnungsabgrenzungsposten.
D. Aktive latente Steuern.
E. Aktiver Unterschiedsbetrag aus der Vermögensverrechnung
F. (ggf.) Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag
Passivseite
A. Eigenkapital:
B. Rückstellungen:
C. Verbindlichkeiten:
D. Rechnungsabgrenzungsposten. E. Passive latente Steuern.
Anmerkung: Einige der Bil anzpositionen gehen stark in das Detail und werden erst in den weiterführenden Veranstaltungen behandelt.
Feststellung des Vermögens und Darstellung der Vermögensstruktur
Ausweis der Kapitalquellen (Kapitalstruktur)
Darlegung der Investitionen und ihrer Finanzierung
Ermittlung des Erfolges einer Periode
Darstellung der Liquiditätslage
ACHTUNG:
Bilanz = Stichtagsrechnung zu eine m bestimmten Bilanzierungszeitpunkt. Der Aussagewert der Bilanz ist deshalb eingeschränkt:
Die dargestellte Unternehmenssituation kann sich in kurzer Zeit entscheidend verändern. Manche Unternehmen „optimieren“ somit auf den Bilanzstichtag hin und schieben z.B. Investitionen (welche zur Finanzierung einen Kredit benötigen) auf einen Termin nach dem Bilanzstichtag hin.
Ein einziger Jahresabschluss sagt de shalb auch weniger aus als der Vergleich mehrerer Abschlüsse
Nach dem Zeitpunkt der Bilanzaufstellung unterscheidet man:
-Jahresbilanzen
- Halbjahresbilanzen
- Quartalsbilanzen
- Monatsbilanzen
Nach den maßgebenden Rechtsvorschriften ergeben sich:
- Handelsbilanz
- Steuerbilanz
- Eröffnungsbilanz
- Schlussbilanz
Nach dem Anlass der Bilanzierung gibt es:
Regelmäßige (periodische) Bilanzen
Sonderbilanzen, z.B. bei Fusionen
Bilanzwirksame Vorgäng es Rechnungswesens können sich:
nur auf die Aktivseite auswirken (Aktiv-Tausch)
nur auf die Passivseite (Passiv-Tausch)
sowohl auf die Aktiv- als auch die Passivseite auswirken
(Aktiv-Passiv-Minderung, Aktiv-Passiv-Mehrung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aktiv-Tausch = Bilanzsumme bleibt konstant
Beispiel: Kauf von Waren gegen Banküberweisung in Höhe von 15.000
Waren plus 15.000 (Waren 150.000 + 15.000 = 165.0000)
Bank minus 15.000 (Bank 20.000 - 15.000 = 5.000)
[...]
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