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Bachelorarbeit, 2012
53 Seiten, Note: 1,3
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen zu Exchange Traded Funds
2.1 Definition und Grundlagen
2.2 Arten der Replikation
2.2.1 Physische Replikation
2.2.1.1 Vollständige Nachbildung
2.2.1.2 Approximative Nachbildung
2.2.2 Synthetische Replikation
2.3 Abgrenzung zu Alternativinstrumenten
2.3.1 Indexfonds
2.3.2 Indexzertifikate
2.4 Rechtliche Anforderungen
3 Der Markt für Exchange Traded Funds in Deutschland
3.1 Historie und Entwicklung
3.2 Börsenhandel und Marktstruktur
4 Analyse von Exchange Traded Funds
4.1 Kosten und Performancevergleich
4.2 Risiken
4.2.1 Tracking Error und Performanceabweichung
4.2.2 Sonstige Risiken
5 Anlagestrategien mit Exchange Traded Funds
6 Resümee
Anhang
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Abbildung 1: Unterschiede der Nachbildungsverfahren
Abbildung 1: Unterschiede der Nachbildungsverfahren
Abbildung 2: Performance-Tracking unfunded-Swap
Abbildung 3: Performance-Tracking fully-funded-Swap
Abbildung 4: Mutual Funds - Anzahl und verwaltetes Vermögen
Abbildung 5: Exchange Traded Funds - Anzahl und verwaltetes Vermögen
Abbildung 6: Exchange Traded Funds in Deutschland
Abbildung 7: Mechanismen des ETF-Handels
Tabelle 1: Nachbildungsverfahren und Häufigkeit
Tabelle 2: Vergleich mit Alternativinstrumenten
Tabelle 3: Top 10 Designated Sponsors und ihre Mandate
Tabelle 4: ETF Anbieter nach Assets-under-Management
Tabelle 5: Anlageziel und Volumen
Tabelle 6: Performance- und Kostenanalyse
Tabelle 7: Durchschnittliche Total Expense Ratio aller gehandelten ETFs p.a
Tabelle 8: Risiko-Analyse
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„If you can’t beat the market, join it“
-Harry M. Markowitz-
Diese, unter Anhängern passiver Investmentstrategien, beliebte Börsenweisheit beschreibt die seit Jahrzehnten schwelende Streitfrage:
Ist es aktiven Portfoliomanagern möglich nachhaltig ihre Benchmark zu schlagen?
„Aktuelle europäische und US-amerikanische Studien belegen, dass zwischen 55 - 60% der aktiven Fonds („...“) von ihrer Benchmark geschlagen werden.“[1] Weitere Belege für eine Outperformance durch die Benchmark liefern langfristige Studien der letzten Jahrzehnte.[2] Burton G. Malkiel, welcher 1976 den weltweilt ersten Indexfonds entwickelte,[3] ermittelte beispielsweise in einer Studie der Jahre 1971-2001, dass 98% der aktiven Fondsverwalter nicht in der Lage waren über diesen Zeitraum ihre Benchmark zu schlagen.[4]
Aufgrund dieser Untersuchungen von einer Überlegenheit passiver Anlagestrategien zu sprechen wäre vermessen und nicht Ziel der genannten Analysen, doch hinsichtlich dieser Tatsachen erscheinen passive Investmentstrategien als echte Alternative der Kapitalanlage, zumindest zum traditionellen, indexnahen-aktiven Fondsmanagement.
Ein Blick auf die Möglichkeiten einer passiven Indexanlage zeigt zahlreiche Wege zur Partizipation einer Indexentwicklung. Produkte wie Indexfonds, Indexzertifikate, Swaps und Futures stellen eine Nachbildung der Performance einer Benchmark in Aussicht. Die Vielfältigkeit jener Produkte stellt den Investor jedoch vor die Aufgabe Vor- und Nachteile der Produktgruppen zu kennen und abzuwägen. Hinsichtlich dieses Prozesses muss der Investor individuell entscheiden welche Attribute aus
Sicherheit - Hohe Diversifikation einer Kapitalanlage; Kapitalschutz im Insolvenzfall
Rentabilität - Risikoadjustierte Rendite; abzüglich Kosten nahe der Benchmarkrendite
Verfügbarkeit - Schnelle Geldtransformation; ständige Liquidität
für Ihn entscheidend sind.[5] Die Kombination dieser Eigenschaften als magisches Dreieck der Geldanlage kann durch genannte Produkte nur bedingt realisiert werden.[6]
Auf der Suche nach einem passiven Produkt mit diesen Eigenschaften stößt der Investor auf Exchange Traded Funds, kurz ETFs. Diese, in Deutschland unter privaten Investoren noch weitgehend unbekannte Produktgruppe, vereint augenscheinlich durch ihre Börsennotierung, der Abbildung eines zumeist diversifizierten Index und der kostengünstigen Replikation, obige Eigenschaften.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine grundlegende Vorstellung des Produktes, eine detaillierte Marktbetrachtung und Marktanalyse, sowie eine gezielte Untersuchung der Exchange Traded Funds hinsichtlich der Erfüllung obiger Eigenschaften sein.
Die Vorgehensweise der Analyse schließt unter Abschnitt 2 Grundlagen und Erklärungen, Arten der Replikation und Abgrenzung der Exchange Traded Funds zu Alternativprodukten ein. Nach dieser inhaltlichen Einführung zum Verständnis des Produktes schließt sich unter Punkt 3 eine historische Betrachtung an, welche an den heutigen Markt für Exchange Traded Funds heranführt und die gestiegene Wichtigkeit in der Investmentfondsbranche verdeutlicht. Gegenstand dieser Marktbetrachtung ist der eigentliche Handel sowie die wichtige Entstehung von Exchange Traded Funds. Dieser Marktbetrachtung folgt unter Kapitel 4 eine Kosten- und Performanceanalyse ausgewählter Exchange Traded Funds hinsichtlich ihrer Benchmark. Zusätzlich werden die wichtigsten Risikofaktoren vorgestellt und analysiert. Abschließend folgt mit dem Abschnitt 5 ein Überblick möglicher Anlagestrategien durch Exchange Traded Funds und schließlich unter Punkt 6 ein eigenes Resümee.
Ziel eines Exchange Traded Fund ist es, die Performance einer festgelegten Benchmark, dem Underlying, approximativ nachzubilden. ETFs werden täglich an der Börse gehandelt und bieten Anlegern die Möglichkeit in einen zumeist breit diversifizierten Index, wie beispielsweise dem S&P 500, zu investieren. Durch das Investment in börsennotierte Indexfonds besteht dadurch insbesondere für private Anleger die Möglichkeit, mit einem Produkt eine kosteneffiziente Diversifikation im Sinne der Portfoliotheorie[7] und des Capital Asset Pricing Models[8] zu erreichen. Als weitere grundlegende Annahme bei einem Indexinvestment muss außerdem die Effizienzmarkthypothese[9] nach Fama gelten. Ein Investor sollte hierbei Bewertungsineffizienzen im Markt für sich ausschließen können oder eine eigene Informationsauswertung und Researchaktivität als nicht zweckerfüllend erachten.
Durch die passive Abbildung des zugrunde liegenden Index, zumeist im Verhältnis 1/10 oder 1/100, wird durch den Kauf eines Anteils am ETF an der Performance des Underlyings, abzüglich der Kosten,[10] partizipiert. Durch diese Indexierung werden unsystematische Risiken weitgehend ausgeschlossen, eine Alpha-Generierung in Bezug auf die Benchmark ist dadurch jedoch nur in Ausnahmefallen möglich.[11]
Aufgrund dieser strikten Orientierung an der Benchmark ist für den Anleger eine höchstmögliche Transparenz in Sachen Performance gegeben. Diesbezüglich sind ähnlich wie bei einem Aktienkauf jederzeit Kurse, Handelsvolumina, Kosten und Zusammensetzung an der Börse abrufbar. Unterstützt wird diese Transparenz durch die Ermittlung des indikativen Net Asset Value (iNAV) im 15 bzw. 60 Sekunden Takt durch die Deutsche Börse AG.[12] Der iNAV stellt den Wert eines Anteils, ermittelt über das gesamte Fondsvermögen zuzüglich der Barreserven geteilt durch die umlaufenden Fondsanteile dar und dient neben der Transparenz für den Anleger vor allem den Market Makern als Grundlage zur Stellung der An- und Verkaufskurse. Durch die Ermittlung des indikativen Wertes kann der Anleger die angebotenen Preise an der Börse nachvollziehen.[13]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die An- und Verkaufskurse, bereitgestellt durch ein oder mehrere Designated Sponsors, orientieren sich zur Verhinderung einer Arbitrage-Strategie an dem ermittelten iNAV und sichern im Markt eine ständige Liquidität zur Minimierung der Geld-Brief-Spanne. Ebenso können durch den sogenannten Creation-/Redemption-Prozess[14] jederzeit neue Anteile am ETF ausgegeben oder zurückgenommen werden. Empirische Dokumentation für die hohe Liquidität im ETF-Markt liefert das Xetra-Liquiditätsmaß (XLM), welches die relativen Market-Impact-Kosten für einen zeitgleichen Kauf und Verkauf einer Position beschreibt und in Basispunkten (BP) gemessen wird. Für Exchange Traded Funds betrug die Liquiditätsmaßzahl XLM im April 2012, bei einer Auftragsgröße von 100.000 Euro und einer Spanne von 0,31 BP - 375,85 BP, durchschnittlich 42,53 BP.[15] Diese hohe Fungibilität wird durch Daten anderer Zeiträume bestätigt.[16] Somit gehört der Großteil der Exchange Traded Funds zur Liquiditätskategorie A.[17] Eben diese Liquidität, gerade nach den Erfahrungen während der Finanzkrise mit illiquiden Produkten, macht Exchange Traded Funds für institutionelle, wie auch für private Anleger attraktiv. Eine schnelle Investition in einzelne Indizes oder ein kurzfristiges Parken von Liquidität ist dadurch jederzeit möglich.
Das derzeitige Spektrum der Aktienindizes und Anlageklassen die über ETFs abgebildet werden ist vielfältig und nimmt kontinuierlich zu. Neben der Abbildung von liquiden Indizes wie dem DAX oder dem Euro Stoxx 50, stehen auch komplexe Anlageziele wie der MSCI Emerging Markets mittels einer ETF-Nachbildung zur Verfügung. Ferner werden durch Exchange Traded Funds Renten-, Immobilien-, Strategie- und Rohstoffindizes sowie gehebelte und inverse Indizes abgebildet.[18]
Wie unter 2.1 beschrieben, ist das Ziel eines Exchange Traded Fund die möglichst genaue Nachbildung eines zugrundeliegenden Index. Zur Erfüllung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, welche in folgender Grafik zusammengefasst sind. Hervorgehoben sind jene Verfahren die zur Nachbildung der in Deutschland angebotenen ETFs derzeit genutzt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Unterschiede der Nachbildungsverfahren
(Eigene Darstellung - in Anlehnung an Budinsky (2002), S. 302.)
Im Allgemeinen werden die Nachbildungsverfahren in zwei Vorgehensweisen unterteilt, der physischen und der synthetischen Replikation.
Ein naheliegendes Verfahren zur Abbildung der Benchmark ist die vollständige Replikation des Index. Bei dieser Variante werden alle Wertpapiere des Index proportional zu ihrer Gewichtung in den ETF aufgenommen. Mittels dieser Duplikation ist eine exakte Abbildung der Performance möglich. Für den Anleger besteht durch diese Methode entsprechend hohe Transparenz hinsichtlich der Verwendung der eingezahlten Mittel.[19]
Nachteilig bei diesem Verfahren sind grundsätzlich die mit dem Kauf der Wertpapiere verbundenen hohen Transaktionskosten. Diese fallen nicht nur bei Auflage des ETF an, sondern werden außerdem bei Änderungen in der Indexzusammensetzung nötig. Aufgrund des Ziels der vollständigen Nachbildung müssen dementsprechend alle Indexveränderungen zeitnah auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung des ETF haben. Hier ist zu beachten, dass eine Indexänderung nicht nur zum Kauf- und Verkauf der betroffenen Wertpapiere führt, sondern zur Erhaltung der Gewichtungen ebenso Zukäufe bei den nicht betroffenen Aktien nötig sind.
Herausforderungen entstehen ebenfalls hinsichtlich der Dividendenausschüttungen. Durch die Prämisse der sofortigen Dividendenanlage bei Performance-Indizes kommt es, durch die in der Realität verspätete Ausschüttung und damit verzögerte Reinvestition, zu Abweichungen der Performance zur Benchmark.[20] In diesem Zusammenhang ist es ebenso möglich, dass Abweichungen durch aufgelaufene Dividendenerträge entstehen, welche summiert ein bis viermal jährlich reinvestiert werden. Um Kostennachteile auszugleichen stehen den negativen Abweichungen der Rendite Wertpapierleihgeschäfte zur Generierung von Zusatzerträgen gegenüber. Dadurch entstehen gegebenenfalls Kon- trahentenrisiken.[21]
Eine weitere Schwierigkeit bei der vollständigen Nachbildung ergibt sich durch die Höhe der benötigten Anlagebeträge. Aufgrund der Unteilbarkeit von Aktien und bestimmten Mindestabschlussgrößen benötigt der Emittent beständig hohe Anlagevolumina um den Gewichtungen im Index gerecht zu werden und diese zu erfüllen.[22]
Die oben beschriebenen Schwierigkeiten steigen mit Komplexität bzw. Anzahl der im Index enthaltenen Wertpapiere entsprechend stark an. Liegt einem ETF beispielsweise ein hochliquider Index wie dem DAX zugrunde, sind Transaktionen jederzeit kosteneffizient möglich. Probleme entstehen jedoch wenn die Wertpapiere der Benchmark eher illiquide sind oder ferner ein beschränkter Marktzugang oder zusätzliche Gebühren für ausländische Investoren bestehen. Ebenso ist bei einem Index wie dem „MSCI All Country World Investable Market Index“ mit über 9000 enthaltenen Werten[23] eine vollständige Nachbildung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht möglich.[24]
Spätestens unter diesen Umständen muss auf eine vollständige Abbildung verzichtet und eine approximative Nachbildung angestrebt werden. Da das naive sowie das Stratified Sampling bei in Deutschland angebotenen ETFs nicht angewandt wird, sollen diese nur kurz erwähnt werden. Bei der einfachen Form des naiven Samplings erfolgt eine zufällige Titelauswahl. Diese Variante kann zu starken Abweichungen vom Index führen und wird im professionellen Portfoliomanagement nur selten praktiziert. Das Stratified Sampling nutzt einen heuristischen Ansatz der Sortierung nach bestimmten Kriterien in homogene Gruppen. Kriterien können hier beispielsweise Marktkapitalisierung, Branche, Handelsvolumen oder eine Einteilung nach Value- und Growth-Titeln sein. Nach erfolgter Einteilung werden für den Index repräsentative Titel, mit dem größten Einfluss auf die Wertentwicklung, ausgewählt und versucht dadurch die Benchmark in ihrer Performance nachzubilden.[25]
Der einzige in Deutschland angewandte Ansatz zur approximativen Abbildung ist das Verfahren des Optimised Samplings. Bei dieser statistisch-mathematischen Methode wird unter Beachtung verschiedener Nebenbedingungen eine Zielfunktion, in der Regel nach dem Tracking Error,[26] optimiert. Um den Tracking Error zu minimieren stehen Nebenbedingungen wie Transaktionskosten, Gewichtungen im Index, Liquidität der Wertpapiere, Branchenzugehörigkeit und Korrelationen zur Verfügung. Auf Grundlage einer umfassenden Datenbasis erfolgt mittels linearer oder quadratischer Optimierung, regressionsanalytischer Ansätze sowie Cluster Analysen die Wahl der Wertpapiere, die den Tracking Error zur Performance des Index minimieren soll.[27]
Neben der physischen Replikation zur Nachbildung des Index steht ebenso eine synthetische Replikation als Verfahren der Indexierung zur Verfügung. Gleicherweise sind hier die Methoden der Future- und Options-basierten synthetischen Replikation zu vernachlässigen, da diese am deutschen ETF-Markt nicht existent sind. Eine starke Präsenz haben jedoch heutzutage die Swap-basierten Exchange Traded Funds.
Bei dieser Form des Performance-Trackings werden die Mittel des ETF in ein Wertpapierportfolio investiert, welches nicht zwangsläufig den Werten des Index entspricht. Beispielsweise bietet die Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, db X-trackers einen ETF auf den Dax an, dessen Wertpapierkorb nur zu 23,67 % aus deutschen Aktien besteht.[28] Die Auswahl der Wertpapiere im Basket erfolgt unter nicht restriktiven Bedingungen und kann für die Dividenden- und Steueroptimierung genutzt werden. Die Performance dieses Portfolios wird nun mit einem Swap-Partner gegen die Performance des abzubildenden Index getauscht. Mittels eines Differenzausgleichs wird bei höherer Performance des Index eine Zahlung an den ETF fällig und vice verca. Swap-Partner des ETF ist gewöhnlich die Muttergesellschaft.[29]
Vorteile dieser Nachbildung sind in der Regel die kostengünstigere und genauere Abbildung des Basiswertes. Dies liegt zu großen Teilen an der Vermeidung der unter Abschnitt 2.2.1.1 genannten Nachteile der Wertpapieranpassungen bei Indexveränderungen und der verzögerten Reinvestition von Dividenden. Überdies lassen sich durch die synthetische Replikation kosteneffizient breite oder komplexe Märkte mit hohen Restriktionen bei der Anlage abbilden. Außerdem wird eine Abbildung nicht physischer Basiswerte, wie dem Geldmarkt (beispielsweise „EONIA Total Return Index“), oder inverser bzw. gehebelter Anlagestrategien möglich.30]
Neben Vorteilen entstehen entsprechend Nachteile bei der Swap-basierten Nachbildung. Durch die Übertragung des Performancerisikos an den Swap-Partner handelt sich der ETF im Gegenzug ein Kontrahentenrisiko ein, falls die Gegenpartei die Verpflichtungen nicht erfüllen kann. Dieses Risiko ist laut EU-Fondsrichtlinie UCITS III limitiert, indem die Swap-Position nie mehr als 10% des gesamten Sondervermögens übersteigen darf.
Gemeinhin wird diese Position aber deutlich früher glattgestellt und durch eine neue Swap-Vereinbarung ersetzt.[31] Probleme für den ETF entstehen allerdings falls der SwapPartner ausfallen sollte. Bei einem solchen Ausfall würden neben dem Verlust durch die Swap-Position zusätzlich Risiken für das verbleibende Portfolio entstehen. Unter der Prämisse einer Gesamtmarkt-Schwäche, die den Swap-Partner in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hat, wird es nahezu unmöglich sein die Wertpapiere im Korb zu liquidieren oder einen neuen Swap-Partner zu finden.[32] Eine Übersicht der beschriebenen Vorgänge liefert Abbildung 2.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Performance-Tracking unfunded-Swap
(Überarbeitete Darstellung - iShares (2012a), S. 5.)
Bezüglich der Swap-basierten Nachbildung muss nochmals zwischen einem unfunded-/ und einem funded-Swap unterschieden werden. Obige Ausführungen betreffen zunächst den unfunded-Swap.
Die Unterschiede zwischen diesen Methoden liegen in einer nochmaligen Besicherung des 10% Kontrahenten-Risikos bei funded-Swap-basierten ETFs. Der Swap-Partner hinterlegt diesbezüglich Sicherheiten in Höhe der Swap-Position bei einem Sicherungsverwahrer, welche bei Zahlungsausfall verwertet werden.
Zusätzlich findet innerhalb der funded-Swap ETFs nochmals eine Unterscheidung hin zu fully-funded-Swaps statt. Bei dieser Form der Swap-basierten Approximation wird kein Wertpapierkorb beim ETF gehalten, sondern ausschließlich in einen Swap investiert. Der Swap-Partner erhält demzufolge die Mittel aus dem Sondervermögen und hin
terlegt im Gegenzug Sicherheiten bei einem Treuhänder. Die Sicherheiten betragen dabei nach UCITS-Maßregeln mindestens 120% bei Wertpapiersicherheiten und je nach Restriktionen im Emittierungsland variierende Sicherheiten bei Anleihen.[33] In Abbildung 3 ist dieses Verfahren illustriert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Performance-Tracking fully-funded-Swap
(Überarbeitete Darstellung - iShares (2012a), S. 8.)
In diesem Zusammenhang bestehen Planungen der European Securities and Markets Authority (ESMA) die qualitativen und quantitativen Anforderungen an die Sicherheiten bei der Wertpapierleihe, bei Swap-basierten ETFs, insbesondere aber bei fully- funded-Swaps zu prüfen. Beanstandet werden hier insbesondere:
- Die nicht vorhandene Kongruenz zwischen abgebildeten Index und den Sicherheiten, durch welche Liquiditätsunterschiede entstehen können
- Dem Anreiz für Investmentbanken illiquide oder risikobehaftete Wertpapiere als Sicherheiten zu hinterlegen und somit die eigene Bilanz zu entlasten
- Die Tatsache, dass oftmals Produkte mit hoher Korrelation zur Finanzbranche hinterlegt werden, wodurch bei einer eintretenden Insolvenz ebenfalls mögliche Sicherheiten negativ betroffen wären[34]
Gerade bei den Vorgängen zwischen Muttergesellschaft (Investmentbank) und Tochtergesellschaft (ETF-Emittent) bedarf es hinsichtlich der Stellung von Sicherheiten aus Perspektive der europäischen Aufsicht einer einheitlichen und genauen Überwachung.
Infolge der Finanzkrise und der Verdeutlichung der Möglichkeit von Bankeninsolvenzen gibt es aber auch seitens der Emittenten Tendenzen zur Absicherung, hin zu SwapVerpflichtungen mit verschiedenen Swap-Partnern um die Risiken eines vollständigen Swap-Ausfalls zu minimieren.[34][35]
Abschließend soll in diesem Kapitel die Bedeutung der synthetischen Replikation am deutschen Markt gezeigt werden. Hierzu dient eine Übersicht des deutschen ETF- Marktes nach Replikationsmethode.
Tabelle 1: Nachbildungsverfahren und Häufigkeit Synthetisch Physisch
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Eigene Darstellung - Daten: Deutsche Börse Group 31.05.2012)
Tabelle 1 zeigt, dass am XTF Segment der Xetra zum Großteil synthetische Exchange Traded Funds angeboten werden. Einige Anbieter, darunter db X-trackers, Lyxor ETF, ComStage ETF, Amundi bieten fast ausschließlich ETFs auf synthetischer Basis an, während beispielsweise iShares oder ETFlab größtenteils auf eine physische Replikation setzen.
Da Exchange Traded Funds, wie in der Einleitung bereits beschrieben, kein Alleinstellungsmerkmal in Sachen Indextracking besitzen, muss eine Abgrenzung zu einer Auswahl an Alternativinstrumenten vorgenommen werden. Ein Überblick liefert Tabelle 2.
Tabelle 2: Vergleich mit Alternativinstrumenten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
* nicht börsengehandelte Fonds
** nur laufzeitunbeschränkte Zertifikate
***synthetische Nachbildung: bis 10% des Swap-Wertes; physischer Nachbildung: Wertpapierleihe
(Eigene Darstellung - Daten: Kommer (2007), S. 175-179; Dethleffsen (2011), S. 1925; Deutsche Börse Group (2007), S. 22 und S. 33.)
Der klassische Weg der Partizipation an der Performance eines Index ist über sogenannte Indexfonds möglich. Ein Indexfonds versucht durch eine passive Abbildung einer Benchmark deren Performance approximativ nachzubilden. Anteile eines Indexfonds werden von einer Kapitalanlagegesellschaft ausgegeben[36] und gehören wie Exchange Traded Funds zur Kategorie Investmentfonds. Das investierte Kapital der Anleger wird demzufolge gemäß § 30 des Investmentgesetzes als Sondervermögen gehalten und fällt dadurch im Falle einer Insolvenz nicht dem Emittentenrisiko zum Opfer.
Ein wesentlicher Unterschied zu den ETFs besteht in der Handelbarkeit der Anteile.
[...]
[1] Heidorn et al. (2010), S.5.
[2] Vgl. Jensen (1968), S.389-415; Malkiel (1995), S.549-571 sowie Wermers (2000), S.1655-1694.
[3] Bezüglich der Historie und Entwicklung siehe 3.1.
[4] Vgl. Malkiel (2003), S.76-80.
[5] Bezüglich der Alternativprodukte siehe 2.3.
[6] Bezüglich der Gründe siehe 2.3.
[7] Vgl. Markowitz (1952), S.77-91.
[8] Vgl. Sharpe (1964), S.425-442.
[9] Vgl. Fama (1970), S.383-418.
[10] Bezüglich exakte Kosten eines ETF siehe 4.1.
[11] Bezüglich der Performance eines ETF siehe 4.1.
[12] Vgl. Etterer et al. (2004), S.66f. sowie Dubois / Barthelemy (2005), S.34.
[13] Vgl. Lang / Röder (2008), S.301.
[14] Bezüglich des Creation-/Redemption-Prozesses siehe 3.2.
[15] Berechnungen auf Datenbasis Deutsche Börse Group 31.05.2012.
[16] Vgl. Johanning et al. (2011), S.19-21.
[17] Vgl. Deutsche Börse Group (2011), S.2f.
[18] Datenbasis Deutsche Börse Group 31.05.2012.
[19] Vgl. Götte (2010), S.150-152.
[20] Vgl. Graf (2001), S.4f. sowie Meyer zu Drewer (2011), S.50f.
[21] Vgl. Lang / Röder (2008), S.304 sowie Johanning et al. (2011), S.15.
[22] Vgl. Budinsky (2002), S.326.
[23] Vgl. MSCI (2012b).
[24] Vgl. Rey / Seiler (2001), S.13.
[25] Vgl. Lang (2009), S.90.
[26] Bezüglich des Tracking Error siehe 4.2.1.
[27] Vgl. Budinsky (2002), S.302 und S.368-499 sowie EDHEC (2012), S.24 und S.42-44.
[28] Berechnungen auf Datenbasis db X-trackers 20.06.2012.
[29] Vgl. Thiery (2010), S.9.
[30] Vgl. Picard / Braun (2010), S.52-58.
[31] Vgl. Johnson (2011), S.252-254.
[32] Vgl. Thiery (2010), S.10.
[33] Vgl. Johnson (2011), S.252-254; Johanning et al. (2011), S. 15ff. sowie iShares (2012), S.4-10.
[34] Vgl. ESMA (2012), S.39; S.42-46; S.48-49 und S.54-56.
[35] iShares (2012a), S.9.
[36] Unterschied zum Creation-/Redemption-Prozess bei Exchange Traded Funds.