Magisterarbeit, 2012
135 Seiten, Note: 2
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Interdependenzverhältnis von Emotion und Rezeption in der mittelalterlichen Literatur, speziell bei Hartmann von Aue. Anhand des Armen Heinrich wird die Funktion von literarischen Emotionsdarstellungen hinsichtlich des Figurenpersonals, sowie raum-zeitlicher und lexikalischer Semantik beleuchtet. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, welche Funktionen Gefühlsexpressionen auf textexterner Ebene übernehmen und welche Inszenierungsstrategien überhaupt eine emotionale Reaktion des Rezipienten hervorrufen könnten. Rezpientenemotionen, die auf Figuren oder Erzähler ausgerichtet sind, werden auf sympathietragende Vorgänge der Interaktion zwischen Erzähltechnik bzw. Text und Leser zurückgeführt.
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Bedeutung von Emotionen in der mittelalterlichen Literatur und führt in die Thematik ein. Im zweiten Kapitel wird die Etablierung der Emotionswissenschaften beleuchtet. Hier werden die drei zentralen Korrekturen im Kontext der Definition von Emotionalität in den verschiedenen Wissenschaften vorgestellt: Die Widerlegung des irrationalen Charakters von Emotionen, die Auffassung von Kultur als Zeichensystem und die Abkehr von der Universalität und Ahistorizität von Emotionen.
Das dritte Kapitel widmet sich der Methodenreflexion und Terminologie. Es werden die verschiedenen Begriffsdefinitionen von Emotionen sowie das Referenz-Problem in der Emotionsforschung beleuchtet. Anschließend wird das Analyseinstrumentarium vorgestellt, das für die Untersuchung der Emotionsdarstellungen im Armen Heinrich verwendet wird. Im Mittelpunkt steht dabei Dimpels Theorie der "Sympathiesteuerung" und die verschiedenen Verfahren zur Lenkung der Rezeptionswertung.
Im vierten Kapitel werden die einzelnen Kapitel des Armen Heinrich analysiert. Hier werden die Inszenierungsstrategien Hartmanns von Aue im Hinblick auf die Sympathielenkung untersucht. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Darstellung der beiden Protagonisten, Heinrich und der Meierstochter, sowie auf der Analyse der verschiedenen Denkmodelle, die im Text zum Tragen kommen.
Das fünfte Kapitel fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen. Es wird deutlich, dass der Arme Heinrich die Problematik der Schuld und der Gottesfurcht in der mittelalterlichen Welt aufgreift. Die Analyse zeigt, dass die beiden Protagonisten ambivalent gezeichnet sind und dass die Geschichte durch die Wechselwirkung von zwei gegensätzlichen Denkmodellen, dem »Tun-Ergehen-Zusammenhang« und dem »unverschuldeten Unglück«, geprägt ist.
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Emotionsdarstellungen in der mittelalterlichen Literatur, die Funktion von literarischen Emotionsdarstellungen, die Sympathiesteuerung im Armen Heinrich, die Rezeptionslenkung durch Erzähltechnik, die Interdependenz von Emotion und Rezeption, Hartmann von Aue, der Arme Heinrich, Emotionsgeschichte, Mediävistik, Literaturwissenschaft, Erzähltheorie, Rezeptionsästhetik, Narratologie, Psychologie, Theologie, »Tun-Ergehen-Zusammenhang«, »unverschuldetes Unglück«, »primacy-effect«, »Protagonistenbonus«, »Fokalisierung«, »Perspektivenübernahme«, »Positionierung«, »Raumkontext«, »Themenvorgabe«, »Sympathiesteuerung«, »Engagement«, »Distanz«, »Antipathie«, »Bewusstseinsdarstellung«, »Nullfokalisierung«, »Tabula-Rasa-Perspektive«, »interne Fokalisierung«, »externe Fokalisierung«, »Innensichtfilter«, »Prolepse«, »Modellleser«, »Figurenkonstellation«, »Emotionswörter«, »Wortfeldanalyse«, »Kultursemiotik«, »Emotionsmodell«, »historische Semantik«.
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