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Bachelorarbeit, 2013
37 Seiten, Note: 1,7
1. Einleitung
2. Das abendländische Mönchtum.
2.1 Die Entstehung des abendländischen Mönchtums und das Leben der ersten Mönche.
2.2 Das Benediktinertum.
2.2.1 Das Leben des heiligen Benedikts von Nursia.
2.2.2 Die Regel des heiligen Benedikts von Nursia.
2.2.3 Das Leben und der Alltag im benediktinischen Kloster.
3. Das orthodoxe Mönchtum.
3.1 Die Entstehung und das Wesen des orthodoxen Mönchtums.
3.2 Der heilige Sergij von Radonež.
3.2.1 Das Leben des heiligen Sergij.
3.2.2 Das Wirken des heiligen Sergij.
3.3 Das Leben und Wirken der Starzen.
4. Der Vergleich von Benediktinertum und orthodoxem Mönchtum.
4.1 Der Vergleich der Wege verdienter Mönche zum Klosterleben.
4.2 Der Vergleich der Spiritualität der Mönche.
4.3 Der Vergleich der Gemeinschaft und Autorität im Kloster.
5. Fazit
6. Personenverzeichnis
7. Literaturverzeichnis.
In unserer heutigen Zeit steht der Besitz von Luxusgütern, einhergehend mit der Notwendigkeit, möglichst schnell einen angemessenen Reichtum zu erlangen, häufig im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Der Preis hierfür ist nicht selten ein hektisches und dadurch wohl weniger erfülltes Leben. Von vielen wird dieser Zustand geduldet, hingenommen oder auch begrüßt. Einige wenige Menschen kommen jedoch durch eigene Erfahrungen oder die Beobachtung ihrer Mitmenschen und der Gesellschaft, für sich zu dem Schluss, aus diesem System auszubrechen und sich einem Leben mit völlig anderen Idealen zu verschreiben. Eine mögliche Lebensweise stellt hierbei das Leben als Mönch oder Nonne in einem Kloster dar. Auch vor vielen Jahrhunderten gab es bereits solche Menschen. Sie zogen sich aus der, aus ihrer Sicht nicht akzeptablen Gesellschaftsstruktur zurück und suchten ihre Erfüllung in einem Dasein allein für und mit Gott. Unter ihnen gab es Vertreter, die durch ihr beispielhaftes Leben so viele Mitmenschen von ihrer Lebensweise überzeugen konnten, dass sich diese ausbreitete und schließlich zu dem wurde, was wir heute als Klosterleben oder allgemeiner, als Mönchtum, bezeichnen. Die vorliegende Arbeit soll sich mit den Anfängen des Mönchtums beschäftigen. Es soll dabei auf die Entstehung und Entwicklung des christlichen, abendländischen oder auch lateinischen Mönchtums und des orthodoxen Mönchtums, speziell in Russland, eingegangen werden. Beide Formen haben ähnliche Wurzeln und weisen dennoch auch Unterschiede, welche geographische, gesellschaftliche und politische Ursachen haben, jedoch auch in der Interpretation ihrer „geistigen Väter“ begründet liegen, auf. Als ein geistiger Vater des abendländichen Mönchtums ist der heiligeBenedikt von Nursia zu nennen, dessen Regeln für das Mönchsleben, mehr als 1400 Jahre nach seinem Tod, auch heute noch Anwendung finden. Aufgrund seiner Errungenschaften um das orthodoxe Mönchtum, wird der heilige Sergij von Radonež ebenfalls in dieser Arbeit betrachtet. Beide lebten zwar in verschiedenen Epochen, haben aber dennoch maßgeblichen Anteil an der Ausbreitung und Gestaltung des Mönchtums sowie seiner Entwicklungsrichtungen. Daher sollen auch sie gegenübergestellt und analysiert werden. Ferner soll diese Arbeit durch die vergleichende Betrachtung des Klosterlebens, im benediktinischen und orthodoxen Mönchtum, abgerundet werden.
Auf die Frage, nach der Bedeutung des Mönchtums, antwortete der Abt Johannes Aertus einst: „Est labor, es ist Mühsal“.[1] Tatsächlich nimmt Mühsal oder auch Arbeit speziell am Menschen, in der Gemeinschaft und auch an und in der Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert ein. Das Mönchtum ist eine, in nahezu allen Religionen verbreitete Lebensform, welche daraus entstand, dass sich Gläubige in eine asketische Lebensweise zurückzogen, im Alleinsein die intensive Nähe zu Gott suchten und damit ein Leben in Vollkommenheit anstrebten. Der Begriff Mönch leitet sich dabei aus dem ostgriechischen Terminus monachoi ab, welcher Männer oder Frauen bezeichnet, die nach ihrem religiösen Vorbild leben und dafür ihre Heimat, ihre Familie und ihren Besitz aufgeben. Im weiteren Sinne können auch das altgriechische Wort monachon mit der Bedeutung einzeln oder unverheiratet [2] und schließlich mònos, was allein, einzeln bedeutet, [3] angeführt werden. Für die Klosterfrauen wird häufig der Begriff Nonne genutzt. Dieser stammt vom lateinischen Wort nonna, was wörtliche Amme bedeutet und als liebe Mutter interpretiert werden kann. Geschichtlich kommt den Mönchen jedoch eine wesentlich höhere Bedeutung zu, was wohl auch zur Namensgebung des Mönchtums beigetragen hat. Der gewöhnliche Aufenthaltsort der Mönche und Nonnen ist das Kloster. Vom lateinischen claustrum abgeleitet, handelt es sich dabei um etwas nach außen Abgeschlossenes. Diese Einrichtungen wurden ursprünglich dazu errichtet, um den frühen Eremitenkolonien eine Abgrenzung zu ihrer Umwelt zu ermöglichen. Dabei verfolgte man das Ziel, durch Verständigung auf bestimmte Verhaltensregeln, friedlich in der Gemeinschaft zusammenzuleben.[4] Die Klöster werden von einem Abt geführt. Im ursprünglichen Sinne verstand man unter dem Begriff Abt einen allgemeinen Ehrenmann. Das Wort entstammt dem lateinischen Wort abbas, welches aus dem spätgriechischen Wort abba hervorging und Vater oder Mönch bedeutet. Ägyptische und syrische Mönche bekamen den Titel des Abtes verliehen, wenn sie zu gleichen Teilen Lebenserfahrung und Tugend erlangt hatten. Diese Mönche hatten jedoch im frühen Mönchtum noch nicht die Führung eines Klosters unter sich. Der Abt im ursprünglichen Sinne ist den Mönchen lediglich ein Vorbild und Leiter. Erst mit der Formung des Mönchtums im vierten Jahrhundert entwickelte sich die Funktion des Abtes hin zu einem Klostervorsteher, wie es auch heute noch üblich ist.[5] Geographisch hat das abendländische Mönchtum seine Wurzeln im Orient in der Zeit des 3. Jahrhunderts nach Christus und verbreitete sich von dort aus in Richtung des Abendlandes. Das Mönchtum war speziell im Früh- und Hochmittelalter der bedeutendste Kulturträger. Fast alle geschichtlichen Aufzeichnungen aus dieser Zeit stammen von Mönchen. Auch sind Baukomplexe, Landschaftsgestaltungen und bestimmte Techniken zu überwiegenden Teilen die Schöpfung der damaligen Mönche. Die Ablösung durch das Städtewesen und Universitäten erfolgte erst im Spätmittelalter. Speziell durch die Entwicklung von Reformmodellen prägte das christliche Mönchtum in seinem gesamten Verlauf das Bild des Abendlandes maßgeblich. [6]
Bereits im Alten Testament der Bibel liest man von einem Propheten namens Elija, welcher im 9. Jahrhundert vor Christus lebte und durch seine Lebensweise und seine enge Bindung an Gott oft als Begründer des Mönchtums genannt wird. Historisch wird die Entstehung des christlichen oder auch abendländischen Mönchtums in die Zeit des 3. Jahrhunderts nach Christus eingeordnet. [7] Den Ursprung bildete dabei das asketische Leben in der alten Kirche, bei dem sich einzelne Gläubige aus dem Gemeindeverbund lösten und sich selbst eine spezielle Lebensweise auferlegten. Hierbei kam den Virgines, den Frauen der Gemeinde, eine besondere Bedeutung zu. Sie stellten ihren Besitz der Gemeinde zur Verfügung und wählten zumeist ein uneheliches Leben, um sich vollständig in den Dienst der Gemeinde stellen zu können. Von ihnen wurden Tätigkeiten wie Unterricht, die Pflege von Armen und liturgische Hilfeleistungen ausgeübt. Seltener taten dies die Männer, welche eher als Evangelisten, Prediger oder Propheten fungierten und später häufig im Klerus tätig waren. Diese frühen Asketen handelten aus dem Wunsch nach einem Leben der Vollkommenheit, indem sie sich weltlicher Dinge entledigten und sich somit in besonderer Form der Gemeinde und Gott widmen konnten.[8] Aus ihnen gingen späterhin die Eremiten hervor, welche nach ihrem Vorbild, Johannes dem Täufer, in strengster Askese in den Wüsten Ägyptens, Syriens und Palästinas lebten. Durch ihr einsames Leben in selbstgebauten Hütten, Ruinen oder offenen Grabhöhlen, beabsichtigten sie, durch endloses Beten und häufig bitterste Kasteiungen, das ewige Heil ihrer Seele zu finden. Neben diesen vollständig isoliert lebenden Eremiten fanden sich, speziell in Ägypten, einige dieser frühen Mönche auch in Kolonien zusammen. Darin agierte ein erfahrener Mönch durch besonderes Charisma oder hohe Bildung als geistiger Mittelpunkt. Die Zuordnung zu diesem Mönch war frei wählbar und konnte jederzeit aufgelöst werden, bedeutete jedoch auch die vollständige Unterordnung, sobald dieser als Autorität angenommen wurde. Auch innerhalb dieser Kolonie lebten die Gläubigen weitestgehend für sich, sie trafen sich lediglich zu gemeinsamen Gottesdiensten. Parallel zu den Eremiten lebten zu dieser Zeit auch so genannte Koinobiten. Diese sahen ihre Vorbilder in den Aposteln, welche in enger Gemeinschaft miteinander lebten. Als Unterkunft diente den Koinobiten bereits das Kloster, welchem ein Mönch vorstand, dem sich alle unterzuordnen hatten. Zunächst war dieses Zusammenleben noch wenig strukturiert und vereinheitlicht. Persönlichkeiten, wie dem, in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts lebenden Mönch, Pachomius, verdanken die Koinobiten die ersten Regeln für das Zusammenleben in diesen Gemeinschaften. [9] Pachomius war ein Ägypter, welcher von 292 bis 347 lebte. [10] Man sagt, er konnte rechnen, ordnen und einteilen, war voller Liebe und Hingabe und ein guter Organisator. In dem, von ihm gegründeten Kloster, wurden die Abläufe klar in Beten, Essen, Fasten und Sorge gegliedert.[11] Desweiteren waren die Mönche nach ihren Tätigkeiten aufgeteilt und wurden jeweils von Aufsehern überwacht. Alles geschah in einer vorgegebenen Ordnung. Die Mönche begaben sich in Reih und Glied zur Arbeit und alle benötigten Gerätschaften lagen an vorbestimmten Orten bereit. Noch zu Lebzeiten Pachomius‘ wurden neun Klöster nach seiner Anleitung gegründet. Der Begriff für diese Formung des Klosterlebens ist das Zönobitentum. Es baut auf die, durch Pachomius` angestoßene Entwicklung auf und beschreibt die Merkmale dieser neuen Gemeinschaft. Solche sind zum Beispiel eine einheitliche Mönchskleidung, Zugangsbeschränkungen für die Aufnahme neuer Mönche in die klösterliche Gemeinschaft, das Ablegen von Gelübden zur Verpflichtung vor Gott und der Gemeinde zu klösterlichem Leben sowie ein klar geregeltes Tagesleben. Unter Pachomius bildeten alle Klöster eine Einheit, welche von einer Person geleitet wurden. [12] Erstmalig wird hier der Abt als Klostervorsteher eingesetzt und obwohl diese Amtsbezeichnung Veränderungen in ihrer Bedeutung und ihrem Inhalt unterworfen war, hat sie bis in die heutige Zeit überdauert. [13] Die Klöster wurden als Wirtschaftsorganisation, mit klar verteilten Rollen geleitet. Die Mönche stellten dabei die Arbeiter und die Zönobien die Arbeitshäuser, dar. Mit dem Zönobitentum hielt auch der Begriff des Gehorsams Einzug in die Klöster. Die Intention war hierbei, dass die Mönche vollständig auf die Erfüllung eigener Wünsche verzichten und ihre Seele damit gänzlich an Gott binden sollten. Trotz kritischer Stimmen, welche ihre Ursachen in der Gefahr der Aufgabe der Persönlichkeit der Mönche hatten, verbreitete sich die Ordnung des Pachomius sehr rasch und wurde, speziell in der abendländischen Welt, unter der Regel des Pachomius bekannt. Später wurden die Grundsätze des Pachomius durch den heiligen Benedikt, welcher in den folgenden Abschnitten genauer betrachtet werden soll, zum Gemeingut des abendländischen Mönchtums. [14] Mit dem Konzil von Chalkedon im Jahre 451, wurde festgelegt, dass die Klöster den Amtsbereichen der Bischöfe, den Diözesen, unterstellt werden, in welchen sie geographisch lagen. Die Bischöfe erhielten damit das Recht, in ihren Diözesen Klöster zu gründen und zu leiten. Damit fand eine Zusammenführung der Klöster mit der Kirche statt. Seitdem erfuhr das abendländische Mönchtum, anders als das orientalische Mönchtum, vom Adel finanzielle und politische Unterstützung. Im Orient, wo das Eremitentum viel weiter verbreitet war, als im Abendland, blieb diese Entwicklungsstufe aus. [15] Im Laufe der Zeit wurde somit der Unterschied zwischen dem Mönchtum im Orient und dem abendländischen Mönchtum immer deutlicher. Während im orientalischen Mönchtum die Kleidung eher arm und schlicht wirkte, so glich die Kleidung im Kloster des Bischofs Augustinus von Hippo eher der, eines Diakons. Speziell dieses Kloster, welches in erster Linie dem Bedürfnis seines Gründers nach Gesellschaft und klugen Gesprächen diente, [16] konnte als „Pflanzschule von Klerikern und Bischöfen“ bezeichnet werden. Da hier vorrangig Männer für den Dienst des Altars ausgebildet wurden. Diese Form des Mönchslebens war sehr eng mit dem Bischof verbunden, sodass sich mit dem Wechsel des zuständigen Bischofs auch schnell die Form des Klosterlebens ändern konnte. Eine, parallel zu diesen Bischofsklöstern aufgekommene Art des Stadtklosters, stellte die Gemeinschaft in den Vordergrund. Hier wurde nicht der Bischof als geistiges Oberhaupt angesehen, sondern die Mönchsfamilie selbst. Die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Klosterformen waren jedoch eine Betätigung in der Wissenschaft und das aktive Mitwirken im kirchlichen Gemeindeleben. Von dem heiligen Hieronymus, welcher den Geist dieses Mönchtums maßgeblich beeinflusste, stammt der Ausspruch: „Niemals darf aus deiner Hand, darf aus deinen Augen das Buch kommen; man muss Bücher schreiben.“ Derartige Vorgaben sind bis heute im Mönchtum verankert.[17] Während der Mönch Pachomius und der Bischof Augustinus in Nordafrika zur Entwicklung der klösterlichen Lebensgemeinschaft beitrugen, band der Mönch Basilius auch in Kleinasien seine Klöster in das Wirken der Gesamtkirche ein. In Gallien bewirkte der Mönch und Bischof, Martin von Tours, tiefgreifende Veränderungen, indem er das gemeinschaftliche Klosterleben mit der aktiven Seelsorge in Verbindung brachte. Über Gallien gelang das Mönchtum schließlich nach Irland. Speziell dort wurden die großen Klöster schnell zum Mittelpunkt des kirchlichen und kulturellen Lebens, weshalb Irland auch häufig als Insel der Heiligen und Gelehrten bezeichnet wird. Im 6. Jahrhundert gelang das Mönchtum mit dem Ziel der Missionierung durch einige irische Mönche in alemannische Gebiete und nach Oberitalien. [18] Gab es bis dahin durch verschiedenste Sitten, Kleider-, Speisen- und Liturgievorschriften der unterschiedlichen Völker immer wieder verschiedenste Ausprägungen der Klostervorschriften, so tritt dort nun mit dem heiligen Benedikt von Nursia, welcher sehr häufig als Vater des abendländischen Mönchtums in der Literatur genannt wird, ein weiterer sehr bedeutender Gestalter des frühen Mönchtums auf. [19] Die von ihm in seinem Stammkloster auf dem italienischen Monte Cassino, verfasste regula benedicti, beinhaltet monastische Traditionen des Ostens und des Westen und hat maßgeblichen Einfluss auf die mittelalterliche Kultur in Westeuropa.[20] Auf den heiligen Benedikt von Nursia, das nach ihm benannte Benediktinertum und das Leben seiner Mönche soll im Folgenden näher eingegangen werden.
Benannt nach seinem Begründer, dem heiligen Benedikt von Nursia, liegen die Anfänge des Benediktinertums im 6. Jahrhundert. Wenn man hierbei nicht vom Benediktinerorden spricht, hat das einen Grund. Der Orden selbst oder besser, die Benediktinische Konföderation, wurde nämlich erst durch Papst Leo XIII. im Jahre 1893 aus der Taufe gehoben. [21] Im besagten 6. Jahrhundert befand sich das abendländische Mönchtum in einer Krisensituation. Durch seine rasche Ausbreitung, durch die Ausübung zahlreicher, verschiedener Kulturen und durch unterschiedlichste Gestaltungen, so gab es einerseits umziehende Mönche und andererseits Mönche, die in Konventen lebten, fehlten letztlich Regeln und Strukturen, die das Mönchtum im Kern festigten. In dem, von ihm gegründeten Kloster, auf dem italienischen Monte Cassino, formulierte der Mönch Benedikt von Nursia eine umfangreiche Regel, die eine detaillierte Anleitung für das Mönchsleben darstellte. Hierbei standen nunmehr der Glaube und dessen Ausübung im Mittelpunkt. Von den teilweise unmenschlichen Kasteiungen wurde Abstand genommen und es wurde eine klare und durchsichtige Norm geschaffen, welche für Abt und Mönch zugleich galt. Dies waren, unter anderen, wichtige Voraussetzungen, dass diese Regel und der Orden, in dem sie gelebt wurde, in ihren Grundzügen bis in die Gegenwart überdauern konnten. Auf die Regel, auf ihren Begründer und auf den Orden selbst, wird in den folgenden Abschnitten näher eingegangen.
Als Sohn einer wohlhabenden, adligen Familie, wurde Benedikt um das Jahr 480 im italienischen Nursia, dem heutigen Norcia, in Umbrien, geboren. Zu dieser Zeit war Italien stark zerrüttet, verarmt und entvölkert. Der freie Bauernstand war durch die Sklavenarbeit abgelöst worden und durch die Anwesenheit vieler Söldner herrschte weitreichende Gesetzlosigkeit und Verwilderung. Zudem waren pestartige Krankheiten und eine Hungersnot auf dem Vormarsch. Sowohl die Bildung, als auch die Landwirtschaft waren ausgestorben und die Gesellschaft bot ein verdorbenes Bild. Dies wurde durch den Einfall teutonischer Barbaren noch intensiviert. Europa musste gesellschaftlich und politisch neu erschaffen werden. [22] Wie viele junge Menschen seines Standes, sollte auch Benedikt nach Rom gehen, um dort, durch ein Studium der freien Künste, einen angemessen hohen Grad an Bildung zu erlangen. Erschrocken von der Sittenlosigkeit und aus Angst, genau wie seine Kommilitonen, der moralischen Unordnung zum Opfer zu fallen, verließ er Rom bereits nach kurzer Zeit wieder.[23] Nachdem er seinem Elternhaus entsagt und sein Familienerbe ausgeschlagen hatte, zog sich Benedikt in die Einsamkeit zurück, um einen monastischen Lebenswandel und damit ein Gott gefälliges Leben zu führen. Zusammen mit seiner Amme, die ihn liebte und begleitete, suchte Benedikt zunächst verlassene oder dünn besiedelte Gebiete auf. Einer Legende nach, zerbrach die Amme eines Tages ein Sieb. Als Benedikt sie darüber leiden sah, soll er angefangen haben, zu beten und das Sieb wurde wieder heil. Die Nachricht von diesem Wunder verbreitete sich sehr schnell und das Sieb wurde an der örtlichen Kirchentür angebracht. Aus Angst vor falschem Ruhm zog Benedikt daraufhin alleine weiter. In einer Höhle bei Subiaco, [24] welche heute noch als sacro speco bekannt [25] und etwa 40 Kilometer von Rom entfernt gelegen ist, nieder. Auf dem Weg dahin traf er einen Mönch namens Romanus, welcher ihm eine Mönchskutte zukommen ließ und ihn auf seinem weiteren Lebensweg als einsamer Eremit unterstütze. Drei Jahre lang lebte Benedikt daraufhin in dieser schmalen und unzugänglichen Grotte. Dabei wurde er von dem Mönch Romanus mit den nötigsten Lebensmitteln versorgt. Eines Tages entdeckten Hirten die Grotte und hielten Benedikt zunächst für ein wildes Tier. Nachdem diese Verwechslung aufgeklärt war, kamen immer häufiger Menschen dorthin. Sie brachten ihm Nahrung und erfuhren durch seine Lehren eine Bereicherung für ihr eigenes Leben.[26] Benedikt selbst sorgte für die Austreibung von Wünschen in Verbindung mit körperlicher Gewalt auch durchaus durch Schmerzen.[27] Der Versuchung nach Frauen, zum Beispiel, begegnete er der Erzählung nach, indem er sich in einem Dornenbusch und nackt in Brennnesseln wälzte. Anschließend soll er nie wieder Verlangen nach dem weiblichen Geschlecht gehabt haben. Durch solche selbsterzieherischen Maßnahmen wurde es ihm immer besser möglich, den Menschen, welche ihn besuchten, als tugendhaftes Vorbild gegenüberzutreten. Im Laufe der Zeit wurde Benedikt so berühmt, dass er, als der Abt eines nahe gelegenen Klosters verstarb, dessen Platz einnehmen sollte. Zunächst zögerte er, ihm bekannt war, dass diese Mönche ein wenig sittliches Leben führten. Schließlich jedoch, gab er der Bitte nach und übernahm die Leitung der Mönche. Diese bereuten das allerdings recht bald, da er die Unordnung unter den Mönchen nicht duldete. Der Konflikt gipfelte in dem Vorfall, dass die Mönche Benedikt mit einem Gifttrank töten wollten. Als er jedoch über dem Becher ein Kreuzzeichen schlug, soll die Schale zerborsten sein und ihm wurde damit der heimtückische Plan klar. Ohne jeden Gedanken an Rache soll er sich daraufhin langsam erhoben haben und sich wieder in die, von ihm so geschätzte, Einsamkeit begeben haben. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Jünger zu ihm, welche mit ihm Gott dienten. Benedikt ließ für diese Jünger zwölf Klöster bauen, in welchen jeweils zwölf Mönche und ein Abt lebten.[28] Aufgrund von feindlicher Eifersucht eines benachbarten Priesters namens Florentinus, verließ Benedikt mit einer Schar auserwählter Mönche dieses Gebiet und überließ die Klöster gänzlich der Obhut ihrer Äbte. Zusammen mit den Mönchen machte er sich auf den Weg nach Cassino. In einem Gebiet zwischen Rom und Neapel, wo sich auf einem Berg, dem Monte Cassino, ein alter Tempel des Apollos befand. Diesen verwandelte er in eine Kapelle und widmete sie dem heiligen Martin. Hier gründete er im Jahr 525 ein Kloster, welches zum Zentrum der Benediktiner wurde und großen Einfluss auf Kultur, Religion und Zivilisation Europas nahm. Benedikt lebte hier noch etwa 25 Jahre. In dieser Zeit wurde er zu dieser sagenumwobenen, patriarchalischen Persönlichkeit, als die er in die Geschichte einging. Als bekannteste Schöpfung aus seiner Zeit in diesem Kloster muss man die Benediktusregel, welche das Zusammenleben der Mönche, speziell im Kloster Monte Cassino, später jedoch aller benediktinischer Klöster, strukturieren sollte. Es ist aber auch überliefert, dass er mit seinen Mönchen auf dem Feld arbeitete, sich, vertieft in Lesungen, in der Klosterpforte aufhielt, ganze Nächte betend durchwachte, seine Mönche führte, leitete und ausbildete, den Menschen in der Umgebung predigte und sogar Schmerzen, zum Beispiel durch die sich ausbreitende Pest verursacht, linderte. So beispielhaft das Leben Benedikt war, so besonders wird auch sein Tod dargestellt. Eine Legende hierüber beschreibt, dass sich Benedikt an diesem Tag im Jahr 547, befallen von schwerem Fieber, von seinen Mönchen in die Klosterkirche tragen lässt. Dort empfängt er zur Stärkung das heilige Abendmahl. Anschließend soll er die Arme emporgehoben und mit seinem letzten Atemhauch ein Gebet gen Himmel geschickt haben. Daraufhin erschien an dieser Stelle eine Lichtgestalt, die den Mönchen den Pfad zeigte, auf dem Benedikt in den Himmel aufgestiegen ist. [29]
[...]
[1] Hilpisch, Stephano, Geschichte des benediktinischen Mönchtums, S.13.
[2] Ohler, Norbert, Mönche und Nonnen im Mittelalter, S.9.
[3] Gleba, Gudrun, Klosterleben im Mittelalter, S.16.
[4] Ohler, Norbert, Mönche und Nonnen im Mittelalter, S.16.
[5] Hegglin, Benno, Der Benediktinische Abt, S. 3,4.
[6] Ohler, Norbert, Mönche und Nonnen im Mittelalter, S.10,11.
[7] http://www.kleio.org/de/geschichte/alltag/kap_XI1.html.
[8] Hilpisch, Stephano, Geschichte des benediktinischen Mönchtums, S.5-7.
[9] http://www.kleio.org/de/geschichte/alltag/kap_XI1.html.
[10] Ohler, Norbert, Mönche und Nonnen im Mittelalter, S.23.
[11] Hilpisch, Stephano, Geschichte des benediktinischen Mönchtums, S.36.
[12] ebenda
[13] Hegglin, Benno, Der Benediktinische Abt, S.3.
[14] Hilpisch, Stephano, Geschichte des benediktinischen Mönchtums, S..36.
[15] http://www.kleio.org/de/geschichte/alltag/kap_XI1.html.
[16] Brocke, Christopher, Die große Zeit der Klöster, S.19
[17] Hilpisch, Stephano, Geschichte des benediktinischen Mönchtums,S.51ff.
[18] http://www.sankt-bonifaz.de/bonifaz/abtei-sankt-bonifaz-geistliches-zentrum/benediktiner-gottsucher/kurze-geschichte-des-moenchtums.html.
[19] http://www.kleio.org/de/geschichte/alltag/kap_XI1.html.
[20] http://www.sankt-bonifaz.de/bonifaz/abtei-sankt-bonifaz-geistliches-zentrum/benediktiner-gottsucher/kurze-geschichte-des-moenchtums.html.
[21] Schütz, Christian, Der Benediktinerorden. S. 28
[22] Butler, Cuthbert, Benediktinisches Mönchtum, S.3-7; Bühler, Johannes, Klosterleben im Mittelalter, S. 39,40.
[23] Cloedt de, Filips, et al, Benedictus: eine Kulturgeschichte des Abendlandes, S.15.
[24] ebenda
[25] Butler, Cuthbert, Benediktinisches Mönchtum, S.7.
[26] Cloedt de, Filips, et al, Benedictus: eine Kulturgeschichte des Abendlandes, S.16.
[27] Gleba, Gudrun, Klosterleben im Mittelalter, S.64.
[28] Cloedt de, Filips, et al, Benedictus: eine Kulturgeschichte des Abendlandes, S.16-18.
[29] Cuthbert, Benediktinisches Mönchtum, S. 9.
Fachbuch, 193 Seiten
Fachbuch, 193 Seiten
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