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Magisterarbeit, 1998
101 Seiten, Note: 1,0
1 Einleitung
2 Definition und Entwicklung des Antisemitismus’ bis in die 1890er Jahre
2.1 Ursprung und Definition des Wortes Antisemitismus
2.2 Judenfeindschaft als christliches Motiv
2.3 Die Judenemanzipation als Basis für die Entstehung des Antisemitismus’
2.4 Das fortschrittsfeindliche Motiv des Antisemitismus’
2.4.1 Juden als Zerstörer christlichen Wohlstandes
2.4.2 Juden als Zerstörer christlicher Werte
2.5 Das nationalistische Motiv des Antisemitismus’
2.6 Das völkische Motiv des Antisemitismus’
2.7 Antisemitismus im deutschkonservativen Milieu vor 1890
2.8 Antisemitismus zu Beginn der 1890er Jahre
3 Die Krisenzeit der Deutschkonservativen Partei
3.1 Der drohende politische Macht- und Einflußverlust
3.1.1 Die Bedrohung durch Caprivis Versöhnungspolitik
3.1.2 Die Bedrohung des junkerlichen Einflusses in Preußen
3.1.3 Enttäuschte Hoffnungen auf Wilhelm II.
3.2 Der drohende wirtschaftliche Einflußverlust
3.3 Die begründete Furcht vor Wahlverlusten
3.3.1 Die Furcht vor der Böckel - Bewegung
3.3.2 Die Furcht vor Ahlwardts Erfolgen
3.4 Die Führungskrise innerhalb der DKP
3.4.1 Helldorff und sein traditioneller Führungsstil
3.4.2 Die Chance der Kreuzzeitungsgruppe
3.5 Das Ausmaß der Krise vor dem Tivoli-Parteitag
4 Propagierung des Antisemitismus’ als Weg aus der Krise
4.1 Der Tivoli-Parteitag und die Diskussion über die Aufnahme des Antisemitismus’ in das Parteiprogramm
4.2 Antisemitismus in der deutschkonservativen Programmatik
4.2.1 Der Antisemitismus im Tivoli - Programm
4.2.2 Antisemitismus im Gründungsprogramm der DKP von 1876
4.3 Die DKP nach Tivoli: Antisemitismus in Annäherung an die Antisemitenparteien?
4.4 Gründung, Wesen und Funktion des Bundes der Landwirte (BdL)
4.5 Antisemitismus: ein Weg aus der Krise?
5 Das Ende der Krise für die Deutschkonservative Partei
5.1 Die Stagnation des politischen Antisemitismus’
5.2 Der Erhalt des politischen Einflusses der Deutschkonservativen
5.3 Das Ende der innerparteilichen Opposition
6 Schlußbetrachtung
7 Quellen- und Literaturverzeichnis
7.1 Quellen
7.1.1 Biographisches und Autobiographisches
7.1.2 Antisemitismus
7.1.3 Quellen zur und über die Deutschkonservativen Partei
7.1.4 Sonstige Quellen
7.2 Literatur
7.2.1 Judentum und Antisemitismus
7.2.2 Deutschkonservative Partei und Konservatismus
7.2.3 Sonstige Literatur
Der Antisemitismus ist aufgrund der seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges viel diskutierten Frage, wie es zur Herrschaft des Nationalsozialismus’ und damit zur Ermordung von über sechs Millionen Juden kommen konnte, noch immer ein Thema, das nicht nur in der historischen Forschung, sondern auch in einer breiteren Öffentlichkeit erörtert wird. Dieses zeigte zuletzt die Auseinandersetzung um das Buch des Soziologen Daniel Goldhagen, das sich in Deutschland ein Jahr in den Bestsellerlisten für Sachbücher halten konnte[1]. Goldhagen richtet den Blickwinkel seiner Untersuchung auf die Täter des Holocaust und versucht so, von einer unpersönlichen Betrachtung von Strukturen und Institutionen auf die persönlichen Motive und Überzeugungen der einzelnen Ausführenden zu lenken. Er stellt die These auf, daß einzelne Täter des Holocaust nicht aus Zwang, sondern aus Überzeugung gehandelt hätten und somit einem tief verwurzelten Antisemitismus anhingen, der schon vor der Machtergreifung Hitlers in Deutschland vorhanden war[2].
Unabhängig von der Kontroverse, die Goldhagens Buch in der Öffentlichkeit, aber auch in der historischen Forschung hervorgerufen hat, läßt diese Aussage das Interesse auch wieder an der „Vorgeschichte des politischen Antisemitismus“[3] wachsen und somit an der Fragestellung, wie und warum antisemitisches Gedankengut sich gesellschaftlich in Deutschland etablieren konnte. Der Zeitraum, um den es in dieser Arbeit hauptsächlich geht, nimmt für diese Entwicklung sicherlich eine nicht unbedeutende Stellung ein: es sind die Jahre 1890 - 94, die Regierungszeit des Reichskanzlers Leo von Caprivi. Diese Zeitspanne stellt einen Umbruch in vielerlei Hinsicht dar. Dabei sollen zwei Aspekte hervorgehoben werden: der politische und der wirtschaftliche.
Politisch betrachtet ist es der Übergang von der im nachhinein als stabil empfundenen Bismarckzeit[4], die fast zwanzig Jahre im Reich und sogar fast dreißig Jahre in Preußen angedauert hatte, zum sich langsam abzeichnenden persönlichen Regiment des jungen und unerfahrenen Kaisers Wilhelm II. Dieser wollte sich bewußt vom Regierungsstil Bismarcks absetzen und sah in Caprivi den Mann, mit dem er sein Ziel eines sozialen Kaisertums, das ein Kaisertum für alle Volksschichten sein sollte, verwirklichen konnte. Wirtschaftlich betrachtet ist es der Zeitraum, in dem die Industrie die Bedeutung des Agrarsektors erreicht hat, und die Landwirtschaft somit begann, wirtschaftlich an Dominanz einzubüßen[5].
Für die Deutschkonservative Partei, die hauptsächlich die ostelbischen Großgrundbesitzer repräsentierte, führten diese Umbrüche zu bedeutenden Spannungen, die sowohl auf die Partei von außen einstürmten als auch innerparteilich gärten. Als Versuch die anstehenden Probleme zu lösen, kann dabei der 1892 in der Berliner Tivoli-Brauerei stattfindende Parteitag angesehen werden, auf dem es zu einer aufsehenerregenden Änderung des Parteiprogramms kam: Der Antisemitismus wurde offiziell als Programmpunkt aufgenommen und dazu von derjenigen Partei, die „dem Throne am nächsten“[6] stand. In dieser Arbeit, in der es um die Rezeption des Antisemitismus’ in der Deutschkonservativen Partei in der Caprivizeit geht, sollen diese Vorgänge genauer untersucht werden.
Es wird dabei der Frage nachgegangen, warum die Deutschkonservative Partei (= DKP) den Antisemitismus offiziell in ihr Parteiprogramm aufnahm, und welche Ziele damit verfolgt wurden. Außerdem soll herausgefunden werden, wie die Aufnahme des Antisemitismus’ in das Parteiprogramm der DKP zu werten ist, d.h. ob dieser Vorgang eher als politische Kehrtwende oder als evolutorischer Prozeß zu verstehen ist und damit, ob die Aufnahme des Antisemitismus’ in das Parteiprogramm überhaupt eine einschneidende Änderung für die Deutschkonservativen darstellte (siehe Abschnitt 4)?
Um diese Fragen beantworten zu können, soll zunächst versucht werden, herauszuarbeiten, was den Antisemitismus in den 1890er Jahren überhaupt ausgemacht hat. Eine Vorarbeit dazu stellt dabei die Entstehungsgeschichte des Begriffes dar, die zeigt, daß unter dem Wort Antisemitismus nicht nur Judenfeindschaft an sich zu verstehen ist, sondern daß durchaus andere (nichtjüdische) Gruppen der Bevölkerung mit denselben Argumentationsmustern angegriffen worden sind. So wird sich im Laufe dieses Abschnittes herausstellen, daß genauso Liberale, Unternehmer, Börsenmakler oder Sozialdemokraten, ohne jüdischer Religion zu sein, dennoch verallgemeinert als Juden stigmatisiert wurden. Diese verschiedenen Argumentationsweisen oder Elemente des Antisemitismus’ werden im einzelnen aufgezeigt. Genauso soll parallel herausgestellt werden, in welchen Bevölkerungsschichten diese verschiedenen Elemente vor allem aufgenommen worden sind. Gegen Ende des Kapitels soll zusammenfassend dargestellt werden, inwiefern diese verschiedenen antisemitischen Argumentationsweisen in Verbindung zum deutschkonservativen Milieu standen und das bereits vor dem eigentlich zu betrachtenden Zeitraum der 1890er Jahre (siehe Abschnitt 2).
Anschließend ist es genauso wichtig herauszuarbeiten, wie sich die politische Situation der Deutschkonservativen Partei seit dem Regierungsantritt Caprivis bis zum Tivoli - Parteitag entwickelt hat, die von den Deutschkonservativen selbst als Krisenzeit verstanden worden war. Die auf die Partei einstürmenden Probleme sollen in Abschnitt 3 im einzelnen aufgezeigt werden, da sie Voraussetzungen dafür sind, die eingeschlagenen Lösungsstrategien zu verstehen, die eng mit der Aufnahme des Antisemitismus’ in das Tivoli-Programm zusammenhängen.
Die Quellen, auf die sich diese Arbeit hauptsächlich stützt, sind vor allem Schriften der Deutschkonservativen Partei. Dazu zählen die Parteiprogramme der DKP von 1876, 1892 und 1896, die stenographischen Berichte über den Tivoli - Parteitag, das Konservative Handbuch von 1892, sowie Artikel der Kreuzzeitung, des wichtigsten deutschkonservativen Presseorgans, aus denen auch die Berichte über die nach dem Tivoli - Parteitag stattfindenden Regionalparteitage entnommen worden sind. Eine weitere wichtige Quellengattung sind Briefe, Memoiren und Biographien von Deutschkonservativen, die die Vorgänge in der Partei in den 1890er Jahren miterlebt haben. Hier sind vor allem der Briefwechsel des Parteivorsitzenden bis 1892, Otto von Helldorf-Bedra, mit Philipp Fürst zu Eulenburg[7], die Lebenserinnerungen Hellmut von Gerlachs, eines preußischen Junkers, der nach Selbstauskunft die Wandlung von einem Antisemiten zu einem Sozialisten durchgemacht hat[8], sowie die Biographie über den Chefredakteur der Kreuzzeitung, Wilhelm Freiherr von Hammerstein-Schwartow, von seinem zeitweise politischen Weggefährten Hans Leuss zu nennen[9]. Darüber hinaus wurden vor allem Schultheß’ Europäischer Geschichtskalender und teilweise die Protokolle von Reichstagssitzungen bzw. Sitzungen des preußischen Abgeordnetenhauses verwendet.
Die Schwerpunkte der zum Themenbereich Konservatismus verwendeten Literatur stammen aus den 1960er bis 1980er Jahren. In diesem Zeitraum bestanden Forschungsschwerpunkte zu diesem Gebiet in Westdeutschland und den USA. Die bundesdeutsche Forschung, allen voran Hans Rosenberg[10] und Hans-Jürgen Puhle[11], versuchte dabei, die führende Rolle der preußischen Junker für die Entwicklung der DKP zu unterstreichen, während in den USA von James Retallack[12] und Geoff Eley[13] betont wurde, daß die äußeren Umstände die Junker dazu zwangen, die Richtung der Deutschkonservativen in bestimmte Bahnen zu lenken, um nicht an Einfluß zu verlieren. Demnach war es kein selbständiges Handeln, keine Aktion, sondern eine Reaktion auf sich abspielende Umwandlungsprozesse.
Die historischen Forschungen zum Bereich Antisemitismus sind seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ständig ein Schwerpunktthema gewesen, vor allem in der Bundesrepublik Deutschland, den USA und Israel. Eines der wichtigsten Bücher nach dem Kriege war die schon erwähnte Vorgeschichte des politischen Antisemitismus von Paul W. Massing, in dem zum großen Teil das Anwachsen des Antisemitismus’ im Kaiserreich als Gegenbewegung zur Regierung Caprivis angesehen wird. Nach dem Ende seiner Kanzlerschaft stagnierte der politische Antisemitismus und verlor – so Massing – wieder an Bedeutung, lebte aber in neu gegründeten Interessengruppen wie dem Bund der Landwirte weiter[14]. Massings These eines Bedeutungsverlustes des politischen Antisemitismus’ heißt jedoch nicht, daß antisemitische Elemente nicht weiterhin im Denken vieler Menschen verwurzelt gewesen sind und dort auch nicht in unverminderter Form weiterhin existent waren.
Darüber hinaus wurde in dieser Arbeit die sozialgeschichtliche Standardliteratur der 1990er Jahre vor allem durch die Darstellungen Thomas Nipperdeys[15] und Hans-Ulrich Wehlers[16] berücksichtigt.
Grundsätzlich sollen in dieser Arbeit vor allem Strukturen und Gruppenentwicklungen in bezug auf die Verwurzelung antisemitischen Gedankengutes in der Deutschkonservativen Partei berücksichtigt werden. Einzelcharaktere spielen nur insofern eine Rolle, soweit sie als besonders typisch oder wichtig für die Entwicklung der gesamten Ausrichtung der Partei oder wichtiger Kleingruppen innerhalb der DKP angesehen werden.
Die Ansatzpunkte für Antisemitismus waren über das gesamte 19. Jahrhundert und sogar bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gesehen niemals statisch, sondern die Argumentationsweisen wurden immer wieder an neue Ängste und Herausforderungen der Bevölkerung angepaßt. Dabei war es nicht so, daß neue Elemente ältere verdrängt und diese ersetzt haben; vielmehr kamen immer neue Komponenten hinzu, so daß ein ganzes Konglomerat von Argumentationsweisen entstand, die alle mehr oder weniger überzeugend miteinander verbunden wurden. Die Darstellung dieser Argumentationsmuster soll in den folgenden Abschnitten erfolgen. Dabei soll die Betonung insofern auf die 1890er Jahre gelegt werden, als daß zum einen zeittypische Beispiele verwendet werden, zum anderen aber auch die Entwicklungen herausgestellt werden, die für die Präsenz bestimmter Motive des Antisemitismus’ in diesem Zeitraum verantwortlich waren. So wird versucht, herauszuarbeiten, was konkret den Antisemitismus in der Caprivizeit ausgemacht hat.
Zuvor soll jedoch eine Begriffsklärung stattfinden, in der Antisemitismus definiert wird und Unterschiede zur Verwendung des Begriffes Judenfeindschaft aufgezeigt werden. Die Darstellung der sprachgeschichtlichen Entstehung des Antisemitismus-Begriffes ist dabei hilfreich, die Spannweite der genauen Definition zu erfassen, und wird deshalb dem definitorischen Teil in Punkt 2.1 vorangestellt.
Die Heterogenität antisemitischer Elemente macht es notwendig, sie einzeln darzustellen, da diese häufig verschiedene Wurzeln und somit unterschiedliche Urheber haben, zudem auf mehrere Bevölkerungskreise anziehend wirken und sogar eine andere Stoßrichtung aufweisen können. Um dem Risiko zu begegnen, durch eine Differenzierung der einzelnen Aspekte eine Aufteilung in mehr oder minder gefährliche Spielarten des Antisemitismus’ zu verursachen, sollen alle diese Elemente zusammen als ein Ganzes verstanden werden, die sich wechselseitig befruchtet und ergänzt haben[17]. Antisemitismus hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, so daß dem Begriff in den 1890er Jahren hauptsächlich christliche (siehe Abschnitt 2.2), fortschrittsfeindliche (2.4), nationalistische (2.5) und völkisch - rassische Motive (2.6) immanent waren. Einzelne dieser nacheinander zum Antisemitismus-Begriff hinzugefügten Elemente bedingten das Vorhandensein eines der anderen, auf dessen Argumentation sie aufbauten, ohne diese allerdings unbedingt logisch fortzuführen, so daß der so neu definierte Antisemitismus - Begriff eine andere Stoßrichtung erhielt. Ältere Motive konnten auf diese Art verdeckt werden und in den Hintergrund treten; aber sie verschwanden nicht völlig. Die Judenemanzipation bildet für die Entwicklung aller dargestellten Antisemitismusmotive – mit Ausnahme des christlichen – eine wichtige Grundlage, so daß deren Verlauf in den deutschen Ländern der weiteren Darstellung vorangestellt werden soll (Punkt 2.3).
Das Wort Antisemitismus läßt sich durch Zerlegung in seine Bestandteile als eine Gegenbewegung zum Semitismus deuten, einem Begriff, der sich am besten durch die Herleitung des Wortes Semit erklären läßt. Dieses Wort stammt ursprünglich aus der theologisch - historischen Literatur des 18. Jahrhunderts und bezeichnet einen Angehörigen der Völker, die von Sem, dem ersten Sohn Noahs, abstammen. Anschließend fand dieser Begriff zum einen Eingang in die Völkerkunde, wo die theologische Definition übernommen wurde, zum anderen aber auch in die Sprachwissenschaft. Hier wurden Semiten als „Träger der ‘semitischen Sprache’“[19] bezeichnet und standen im Gegensatz zu den Ariern als Trägern indoeuropäischer Sprachen. Schon in diesem Zusammenhang wurden positive bzw. negative Charakterisierungen mit den einzelnen Sprachgruppen verbunden: So wurden die arischen Sprachen von Friedrich Schlegel als „lebendige Saat von Wachstum und Vitalität“[20] bezeichnet, während die semitischen Sprachen als „zerrissen“[21] und „der Tiefe entbehrend“[22] angesehen wurden. Ein Vergleich zwischen dem sprachwissenschaftlichen und dem völkerkundlichen Begriff ist insofern problematisch, da allgemein ein Träger einer Sprache nicht automatisch ein Vertreter eines Volksstammes sein muß; somit sind diese beiden wissenschaftlichen Definitionen nicht deckungsgleich.[18]
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts fand der Begriff Semit Eingang in den Wortschatz der Gebildeten, wobei gleichzeitig die negativen Charakterisierungen übernommen wurden. Seit den 1870er Jahren erlebte der Begriff eine Bedeutungsverengung, indem Semit synonym mit dem Wort Jude verwendet wurde. Dadurch wurden die mit diesem Begriff verbundenen negativen Wertungen auf das Wort Jude im allgemeinen übertragen. Der Begriff Semitismus, der ebenfalls in diesem Zeitraum geprägt wurde, bezeichnete darüber hinaus nicht nur das Judentum, sondern gleichzeitig „[a]lle Komponenten der Moderne und der eigenen Gegenwart, die man negativ bewertete“[23] und brachte somit die negativen Momente politischer und wirtschaftlicher Entwicklungsprozesse mit den Juden in Verbindung.
Der Begriff Antisemitismus wurde schließlich im Umkreis Wilhelm Marrs, eines politischen Agitators und des Verfassers mehrerer antijüdischer Kampfschriften, im Frühherbst 1879 geprägt. Der Ausdruck war von Anfang an ein politisches Schlagwort und die Bezeichnung einer Parteirichtung. Ziel der mit diesem Wort verbundenen politischen Ausprägung war es, eine „Sammlungsbewegung gegen den ‘Semitismus’“[24] zu schaffen. Zumal schon die Bedeutung des Wortes Semitismus nicht genau zu fassen war, so blieb auch die genaue Bedeutung des Wortes Antisemitismus ungewiß. Der wissenschaftliche Klang des Wortes erhöhte die allgemeine Bereitschaft zur Akzeptanz des Begriffes; gleichzeitig wurde es auf diese Art möglich, sich scheinbar positiv vom mittelalterlichen Judenhaß abzusetzen und den Inhalten einen angeblichen wissenschaftlichen und modernen Anstrich zu geben[25]. Antisemitismus ist demnach ein pseudowissenschaftlicher Begriff: er erweckt den Anschein der wissenschaftlichen Begründbarkeit judenfeindlicher Argumente, ohne diesem Anspruch jedoch gerecht zu werden[26].
Durch diese Wortprägung, die sich schnell verbreitete und in viele Sprachen als Lehnwort Eingang fand, war zugleich eine Begriffserweiterung möglich geworden: Während in dem Wort Judenfeindschaft gleich die Gruppe bezeichnet wurde, der Feindschaft entgegengebracht wird (nämlich Juden), war das bei dem Wort Antisemitismus nicht der Fall. Zum einen setzte ein Verständnis des Wortes eine hohe Bildung voraus und selbst dann konnte der Personenkreis, gegen den sich Antisemitismus richtete, aufgrund der unpräzisen Definition des Semitismus-Begriffes verschieden ausfallen. Opfer mußten nicht mehr Juden sein, sondern es konnten auch Gruppen mit einem anderem sozialen Status, einer anderen Kultur oder anderen politischen Vorstellungen sein, die als Juden beschimpft wurden. Der Begriff Jude wurde zum Stereotyp des Bösen, das weitgehend als soziale Norm akzeptiert wurde[27].
Die weitergefaßte Definition des Antisemitismusbegriffes machte es möglich, dieses Denkmuster zu einer Weltanschauung avancieren zu lassen, indem in der Verknüpfung der Judenfrage mit allen drängenden Problemen der Zeit der Schlüssel für deren Lösung zu liegen schien[28]. Dieses absolute Verständnis, das den Antisemitismus in den Mittelpunkt des ganzen Denkens rückte, traf bei weitem nicht auf alle Personen zu, die für diese Argumentationsmuster anfällig waren. Für viele war der Antisemitismus eher „ein Kürzel für ein ganzes System von Ideen und Einstellungen, die mit der direkten Schätzung oder Nicht-Schätzung von Juden wenig bis gar nichts zu tun hatten“[29]. Antisemitismus fungierte demnach als Erkennungsmerkmal für bestimmte andere Denkweisen, die über judenfeindliche Äußerungen erschlossen werden konnten und wurde auf diese Art zu einem „kulturellen Code“[30].
In der Forschung hat sich durch die Arbeiten Rürups in den 1970er Jahren eine Unterscheidung zwischen den Begriffen traditionelle Judenfeindschaft und moderner Antisemitismus durchgesetzt, wobei sich zeitlich eine Trennlinie zwischen den Jahren 1869 und 1871 ziehen läßt. Moderner Antisemitismus ist demnach ein „postemanzipatorisches Phänomen“[31], d.h. er trat erst nach der politischen und rechtlichen Gleichstellung der Juden (siehe Punkt 2.3) als gesellschaftliche Reaktion durch die Entstehung politischer Gegenbewegungen hervor[32]. Traditionelle Judenfeindschaft zeigt diese politischen Erscheinungen noch nicht, was insbesondere auch deshalb überzeugend ist, weil das Wort Antisemitismus selbst erst in den 1870er Jahren entstanden ist. Hinzu kommt die semantisch engere Definition des Begriffes Judenfeindschaft. Dieser Unterschied soll bei der Verwendung der o.g. Begriffe in der vorliegenden Arbeit berücksichtigt werden.
Die ältesten Vorbehalte gegenüber Juden basieren auf christlichen Motiven, die sich bis in die Christianisierung des Abendlandes zurückverfolgen lassen und alle auf das Urmotiv des Gottesmordes zurückgeführt werden können[33]. Hieraus ist auch die Verankerung der Judenfeindschaft in der christlichen Lehre und im kanonischen Recht im Laufe des Mittelalters abzuleiten, welches wiederum das weltliche Recht beeinflußt hat[34]. Der christlichen Lehre gelang erst nach 1945 eine Trennung von den in ihr enthaltenen judenfeindlichen Elementen[35], die sich in der gesamten Tradition der Bibelinterpretation wiederfanden.
Daß nicht die Juden, sondern die römischen Besatzer Palästinas und somit Heiden für den Tod von Jesus verantwortlich waren, schien die Wirksamkeit der Behauptung des Christusmordes in keiner Weise zu schmälern. Statt dessen wurden die jüdischen Hohepriester, die die Festnahme von Jesus herbeigeführt hatten und das jüdische Volk, das die Freilassung des Mörders Barabbas anstelle von Jesus gefordert hatte, nicht als exemplarische Darstellungen der Menschheit an sich gesehen, sondern als Beispiele für eine minderwertige jüdische Moral interpretiert[36].
Auch die Auslegung des Talmuds aus christlicher Sicht schien die angebliche Unmoral der Juden zu bestätigen. Besonders deutlich wurde das durch die Schrift „Der Talmudjude“[37] von August Rohling, seines Zeichens Professor für katholische Theologie in Münster[38], die erstmals während des Kulturkampfes erschien. Nach einer Rückübersetzung aus dem Französischen wurde das Buch ab 1891 erneut aufgelegt und erlebte bis 1922 schließlich 17 Auflagen[39]. Durch diese Schrift wurde der religiöse Judenhaß scheinbar wissenschaftlich untermauert und alte in den Volksglauben abgerutschte Vorurteile auch über das katholische Milieu hinaus legitimiert[40]. Zu den Vorwürfen gegen die jüdische Religion zählte zum einen das als grausam ausgelegte jüdische Strafgesetz, das auf dem alttestamentarischen Vergeltungsprinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn (2. Mose, 21, 23-25) beruhte, einem Rechtsgrundsatz, der vor mehreren tausend Jahren entstanden ist und deshalb nicht mit neuzeitlichem humanistischen Rechtsempfinden bewertet werden darf, zumal dieser Rechtsgrundsatz im Talmud in eine materielle Wiedergutmachung abgemildert wurde[41]. Zum zweiten wurde dem Judentum unterstellt, das Gebot der Feindesliebe nicht zu kennen. Dieser Irrtum beruhte auf dem Ausspruch Jesu: Ihr habt gehört, daß gesagt ist: du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen (Matt. 5,43). Tatsächlich jedoch ist weder in der Thora noch in der rabbinischen Literatur ein derartiges Gebot enthalten, sondern es wird sogar zur Feindesliebe aufgefordert, so im 3. Buch Mose, wo es heißt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (3. Mose, 19,18)[42].
Über die reine jüdische Lehre hinaus wurde auch das durch die Religion bestimmte Leben der Juden angegriffen. Im einzelnen widersprachen z.B. die Beschneidung, die Sabbatheiligung und vor allem die jüdischen Speisegesetze der christlichen Norm. Die Einnahme koscherer Speisen hat eine Tischgemeinschaft mit Andersgläubigen aus Gründen der Praktikabilität fast von selbst ausgeschlossen[43]. Hinzu kommt die besondere Art des Schlachtens – das Schächten – bei dem das Tier ohne vorherige Betäubung durch einen Querschnitt durch Speise- und Luftröhre getötet wird und dann ausblutet. Auf christlicher Seite wurde gegen diese Art der Schlachtung der Vorwurf der Tierquälerei erhoben, da durch das Schächten angeblich das Tier „bei vollem Bewußtsein“[44] verblute.
Der Vorwurf des Gottesmordes und die Antipathie gegen das Schächten wurden im Volksglauben zu einem weiteren Vorurteil miteinander verbunden: dem Ritualmord. Juden bedürften „für ihren Kult des Blutes christliche Opfer“[45], so lautete der Vorwurf. Daß dieser Aberglaube durchaus ernst genommen wurde, zeigen die zwölf Ritualmordprozesse, die von 1867 bis 1914 im deutschen Sprachgebiet angestrengt wurden, wenn auch elf von ihnen mit Freispruch endeten[46]. Der 1892 abgeschlossene Prozeß von Xanten z.B., in dem der Schächter Buschhoff beschuldigt wurde, im Jahr zuvor einen christlichen Jungen durch Schächtung ermordet zu haben[47], erregte – wie alle ähnlichen Prozesse – große Aufmerksamkeit. So erschienen noch im selben Jahr vier umfangreiche Broschüren über den Prozeß, die teilweise über 100 Seiten Umfang hatten[48]. Der korrekte Verlauf der Gerichtsverhandlung wurde zudem angezweifelt; so z.B. vom zentralen Presseorgan der Deutschkonservativen, der Kreuzzeitung, indem darauf verwiesen wurde, daß bestimmte wichtige Belastungszeugen gar nicht vernommen worden wären[49]. Ebenso wurde von anderer Seite zwar der Freispruch als Ergebnis des Prozesses hingenommen, aber im selben Atemzug weiterhin behauptet, daß „es unsere und unzähliger anderer [...] Ansicht ist und bleibt; daß es sich um ein jüdisches Blutverbrechen gehandelt hat“[50].
Ein ähnliches gegen Juden vorgebrachtes Argument war der Vorwurf der Hostienschändung, der sich im Volksglauben erhielt. Danach verschafften sich Juden geweihte Hostien und zerstachen diese mit Nadeln, um so „Christus erneut zu martern“[51].
Ebenso wurde die Eidleistung von Juden vor Gericht angezweifelt und das nicht nur von Theologen, sondern sogar von Richtern[52], einem Personenkreis also, der von Berufs wegen einem Eid ein hohes Gewicht für eine gerechte Urteilsfindung beizumessen hat. Ein jüdischer Schwur auf die Bibel wirkte für viele Christen unglaubwürdig, da der Bibel – mit Ausnahme der fünf Bücher Mose – in der jüdischen Religion kein Stellenwert zukam. Darauf spielte z.B. die Schrift „Der Eid eines Juden“[53] an, die Hermann Ahlwardt – von dem später noch zu reden sein wird (siehe Abschnitt 3.3.2) – bekannt gemacht hat. Es geht darin um einen angeblichen Meineid von Bismarcks Bankier Gerson von Bleichröder, übrigens dem ersten Juden, der in Preußen geadelt wurde. Ahlwardt wurde zwar wegen Verleumdung zu vier Monaten Gefängnis verurteilt[54], dennoch war dadurch dieses Thema lange Zeit in der Öffentlichkeit präsent.
Die angebliche Unmoral der Juden wurde auch mit einer allgemeinen Sittenlosigkeit gleichgesetzt, wobei als Norm immer die christlichen Vorstellungen galten. Christliche Judenfeindschaft war somit immer auch der Versuch der „Rettung der religiös verbürgten Moral“[55]. Dieses soll an zwei Beispielen gezeigt werden. Zum einen ist im „Antisemiten-Katechismus“ von Thomas Fritsch, der 1893 erschien, davon die Rede, daß Juden die „sittliche Verwilderung“[56] förderten und „besonders in der weiblichen Jugend [...] eine unerhörte sittliche Verwüstung“[57] anrichteten. Die Sittenlosigkeit griffe demnach auf das christliche Milieu über. Zum anderen befassen sich zwei Artikel aus der Kreuzzeitung[58] mit dem Leben in der Bukowina, einem hauptsächlich jüdisch besiedelten Landstrich im Nordosten Österreich-Ungarns. Dort wird der Fall der Steuerhinterziehung eines angeblichen Wunderrabbiners beschrieben, der durch Korruption auch die nichtjüdische Beamtenschaft zu einem unmoralischen Leben verführt haben soll[59]. Ebenso wird das Beispiel von jüdischen Mädchenhändlern herangezogen[60]. Die Bukowina bot nach Meinung der Kreuzzeitung „ein Kultur- und Sittenbild dar, welches wohl zu dem Abscheulichsten zähl[e], was unser „Jahrhundert der Humanität“ zu leisten im Stande“[61] wäre. Drohend wurde dieses Bild dem deutschen Lesepublikum gezeichnet, um zu veranschaulichen, was in einer von Juden dominierten Gesellschaft geschehen würde.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß christliche Judenfeindschaft somit von der Interpretation der Bibel und dem dadurch bis ins 20. Jahrhundert hinein vermittelten negativen Bild der Juden bzw. des jüdischen Glaubens ausgeht. Juden wurden immer mit christlichen Maßstäben gemessen. Dazu zählten neben der direkten Glaubensauslegung auch die allgemein durch christliche Wertmaßstäbe bestimmten Sitten- und Moralvorstellungen. Jüdische Wertvorstellungen galten als unmoralisch, sofern sie den christlichen nur zu widersprechen schienen. Das christliche Motiv bleibt seiner Intention nach judenfeindlich und nicht antisemitisch, denn es war auf die jüdische Religion und die daraus resultierende Lebensart der Juden beschränkt. Dem Judentum wurde unterstellt, aktiv christliche Moralvorstellungen zu bekämpfen und somit für den einsetzenden allgemeinen Wertewandel im ausgehenden 19. Jahrhundert verantwortlich zu sein.
Unter Judenemanzipation wird allgemein der Vorgang der rechtlichen und politischen Gleichstellung der Juden mit der nichtjüdischen Bevölkerungsmehrheit eines Landes verstanden. Anders als in den Vereinigten Staaten von Amerika oder Frankreich, wo die Religionsfreiheit in den Verfassungen von 1776 bzw. 1791 verankert und somit von einem Tag auf den anderen vollständig gewährt worden war, begann um 1770 in den Deutschen Staaten ein Entwicklungsprozeß hin zur Gleichstellung der Juden, der bis 1871, also über hundert Jahre andauern sollte. Als Gründe für das aufkommende Interesse an den Juden können zum einen der Geist der Aufklärung und zum anderen Auflösungserscheinungen des Ancien Régime angeführt werden[62].
Die Philosophie der Aufklärung, in der das Prinzip der Gleichheit aller Menschen eine zentrale Rolle einnimmt, hat die Juden nur als Randproblem betrachtet. Dennoch hatte das Judentum zwei herausragende Fürsprecher: den Dichter Gotthold Ephraim Lessing und den preußischen Staatsbeamten Christian Wilhelm Dohm. Lessings dramatisches Gedicht Nathan der Weise, das 1779 uraufgeführt wurde, behandelte das Thema der Judenemanzipation zunächst nur unter dem Gesichtspunkt religiöser Toleranz[63]. Dohms Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“[64] von 1781 bezog auch die bestehende rechtliche Situation ein[65], indem er darauf verwies, daß der Jude nicht von Natur aus ein Außenseiter sei, sondern die gesetzlich auferlegten Beschränkungen ihn zum Außenseiterdasein zwängen. Deshalb forderte Dohm für die Juden die gleichen Rechte wie für alle übrigen, damit auch Juden die Möglichkeit hätten, ein nützliches Glied der Gesellschaft zu werden[66]. Die Schrift Dohms führte schließlich zu ersten Reformkommissionen in Baden und Preußen und auch zu den Reformedikten in Österreich, die jedoch nicht lange Bestand hatten[67].
Die Auflösungserscheinungen des ständischen Gesellschaftssystems, in dem der Platz eines jeden von vornherein fest bestimmt gewesen war, wurden neben der Aufklärung auf geistigem Gebiet durch die sich langsam bemerkbar machende Industrielle Revolution auf wirtschaftlichem Gebiet hervorgerufen. Völlig neue Produktionsmethoden führten dazu, daß ein Umformungsprozeß in Gang gesetzt wurde, weg von einer adeligen Privilegienordnung, hin zu einer bürgerlich-kapitalistischen Leistungsgesellschaft[68].
Politisch vollzog sich die Judenemanzipation in drei Gesetzeswellen[69]. Die erste Reihe von Reformgesetzen (bis 1815) war eine direkte Folge der Aufklärung und vor allem der napoleonischen Eroberungspolitik infolge der Französischen Revolution. In der sich anschließenden Restaurationszeit wurden in dem Bestreben den vornapoleonischen Zustand wiederherzustellen, die gewährten Rechte in einzelnen Staaten des Deutschen Bundes zum Teil revidiert. Die zweite Phase der Emanzipationsgesetze kam infolge der 1848er-Revolution zustande. In der Paulskirchenverfassung wurde volle Religionsfreiheit verankert. Diese wurde anschließend auch in zwanzig deutschen Staaten uneingeschränkt, in den anderen mit geringfügigen Einschränkungen verkündet. Mit dem Scheitern der Revolution und der Wiederbelebung des Deutschen Bundestages Ende 1850 wurde die Religionsfreiheit jedoch wieder aufgehoben und der christliche Staatscharakter betont, so daß die Ausübung eines öffentliches Amtes wieder an die christliche Religion gebunden wurde. Die volle Emanzipation wurde erst durch die Verfassung des Norddeutschen Bundes von 1869 bzw. durch die Reichsverfassung von 1871 gewährt.
Die Folge dieser über zwei bis drei Generationen anhaltenden Emanzipation , die zudem in allen Einzelstaaten des Deutschen Bundes nach und nach und in unterschiedlichem Umfang vorangetrieben wurde, führte auch zu ganz bestimmten Belastungen für die Folgezeit, die sich wie folgt zusammenfassen lassen[70]:
1. Die Befürworter der Emanzipation sahen die Gewährung von Rechten als Vorleistung an, damit die Juden – in Sinne Dohms – die Möglichkeit erhielten, sich zu ändern. Als Gegenleistung wurde von den Juden quasi eine Aufgabe ihrer Religion und kulturellen Identität (Assimilation) erwartet, ebenso sollte sich die andere Berufsstruktur der Juden der christlichen anpassen (siehe Abschnitt 2.4). Man gestand zwar zu, daß die Anpassung nicht von heute auf morgen zu erreichen wäre, dennoch war die Andersartigkeit der Juden später immer wieder ein Argument, die Aufhebung der Emanzipationsgesetze zu fordern.
2. Die lange zeitliche Dauer des Emanzipationsprozesses und die zögerliche Gewährung von Rechten für Juden, die zudem noch mit Gegenforderungen verbunden war, führte dazu, daß Vorbehalte gegenüber dieser Minderheit eher bestärkt als abgebaut wurden. Unterschwellig wurde dadurch die Gleichheit und Gleichwertigkeit der Juden mit anderen Menschen bestritten.
3. Ein weiteres Manko des Emanzipationsprozesses stellte dessen Ende dar: die Juden erlangten nicht etwa die rechtliche Gleichstellung gegenüber den anderen, weil die Argumente der Emanzipationsbefürworter überzeugt hatten oder eine Assimilation der Juden erfolgt war, sondern weil der liberale Geist eine weitere Diskriminierung einfach nicht mehr zuließ. „Nicht die Juden, sondern die „Zeit“ war reif geworden für die Emanzipation“[71].
Die im Laufe des 19. Jahrhunderts stattfindende Judenemanzipation und die sich daraus ergebenden neuen wirtschaftlichen und politischen Möglichkeiten für die jüdische Minderheit gingen gleichzeitig mit den Auswirkungen der Industriellen Revolution und dem Zerfall der altständischen Gesellschaft vonstatten. Die Wirtschaft expandierte, der Lebensstandard stieg, technische Innovationen machten das Leben einfacher. Diese Entwicklung brachte auch Verlierer mit sich, aber die Zahl der Gewinner war weit höher.
Juden profitierten besonders von der günstigen Wirtschaftsentwicklung. Ihre alten Domänen waren der Handel und vor allem der Geldverleih; Berufsfelder, die ihnen Beschimpfungen wie Schacher- oder Wucherjuden eingebracht hatten[72]. Dabei wurden sie im Mittelalter in diese Berufe hineingezwungen, um sie auf diese Art zur Taufe zu drängen[73]. Die Hofjuden, die vor allem im 18. Jahrhundert als Finanziers von Fürsten auftraten, waren dabei nur eine Minderzahl. Ein bedeutendes jüdisches Handwerk hatte sich nur in der Provinz Posen entwickeln können, einem Gebiet mit hohem jüdischen Bevölkerungsanteil[74]. Die meisten fristeten jedoch ihr ärmliches Dasein im Vieh- und Hausierhandel ohne festen Wohnsitz[75].
Im Laufe des 19. Jahrhunderts fand schließlich eine grundlegende Änderung der jüdischen Berufsstruktur statt, die sich aber nicht an die Struktur der Gesamtbevölkerung anglich[76]. Den Juden war es nur theoretisch möglich geworden, in stärkerem Ausmaß ein Handwerk zu erlernen. Dieses scheiterte entweder an weiterhin vorhandenen Vorurteilen vieler (christlicher) Handwerksmeister gegenüber jüdischen Lehrlingen[77] oder aus Gründen der Überforderung der Meistersfrau bei der dann erforderlichen Zubereitung koscherer Speisen. Doch nicht nur deswegen wendeten sich die Juden hauptsächlich modernen Berufen und neuen Technologien zu, sondern auch, weil dort die Zukunftschancen besser eingeschätzt wurden. Ihr Anteil unter den freien Berufen wie Ärzten und Anwälten oder Journalisten und Selbständigen stieg überproportional[78] zu ihrem Bevölkerungsanteil von etwa 1%[79]. Gleichzeitig wurden die alten zugewiesenen Berufe im Handel und Bankgeschäft nicht vernachlässigt. So erscheint es auch logisch, daß Juden durch das Ergreifen akademischer und an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung partizipierender Berufsfelder nicht mehr zu den Ärmsten der Armen zählten, sondern der Anteil unter den Beziehern großer Einkommen und den Besitzern großer Vermögen jetzt überproportional ausfiel[80].
Die positive Wirtschaftsentwicklung ging auch mit der Ausbreitung des Liberalismus’ einher und mit dessen Eintreten für eine bürgerliche Gesellschaft und die freie Entfaltung der Marktkräfte. Die Juden wendeten sich politisch vor allem dieser Kraft zu, da sich der Liberalismus bedingungslos für ihre Emanzipation einsetzte. So hingen bereits Ende der 1860er Jahre 85 % aller Juden liberalen Grundüberzeugungen an[81] und nicht nur das: auch die führenden liberalen Politiker, Eduard Lasker und Ludwig Bamberger, die liberale Politik in Preußen und im Kaiserreich von den 1860ern bis in die 1890er Jahre prägten, waren Juden[82].
Die hohe Identifikation der Juden mit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruchprozessen sowie ihr politisches Eintreten für den Liberalismus, ließ diese Bevölkerungsgruppe als absoluten Fürsprecher dieser Entwicklungen erscheinen und das zudem häufig in exponierten beruflichen und politischen Stellungen. Nipperdey charakterisiert diese Entwicklung als „Modernitätsnähe einer Minderheit“[83], die so lange unproblematisch war, solange die allgemeine Prosperität anhielt.
Solange die wirtschaftliche Situation unverändert positiv blieb, gingen Ausschreitungen gegenüber Juden zurück, wie es sie noch im Vormärz gegeben hatte. Zwischen 1848 und der Gründung des Kaiserreiches gab es keine judenfeindlichen Krawalle mehr[84]. Der Nährboden für ein erneutes Aufkeimen antijüdischer Stimmungen wuchs erst wieder mit der 1873 beginnenden Weltwirtschaftskrise, die negative Folgen der Modernisierung, wie Kursstürze an den Börsen, Konkurse, Preisverfall und hohe Arbeitslosigkeit mit sich brachte[85] und auf eine völlig überraschte und unvorbereitete Öffentlichkeit traf.
1874/75 erschien in der „Gartenlaube“, der mit 460.000 Abonnenten und 2 Millionen Lesern erfolgreichsten Illustrierten in Deutschland[86], eine Serie von Artikeln mit dem Thema „Der Gründungs- und Börsenschwindel in Berlin“. Der Autor, Otto Glagau, nutzte die Unwissenheit der Leser über ökonomisch-politische Zusammenhänge aus und machte die Juden für den Berliner Börsenkrach verantwortlich[87]. Berlin war von der Krise besonders stark betroffen und aufgrund des hohen Prozentsatzes von Juden in Berlin im Vergleich zum Reichsdurchschnitt (11% im Jahr 1871[88] ) und des noch höheren Anteils von Juden im Geld- und im Börsengeschäft schien ein solcher Sinnzusammenhang auch nahezuliegen[89]. Viele Kleinanleger, unter anderem auch Glagau, hatten an der Börse spekuliert und ihr Geld verloren. Glagau machte die liberale Gesetzgebung „unter Anführung der Herren Lasker und Bamberger“[90] dafür verantwortlich, die den Handel, die Börse und die großen Unternehmen begünstige, dem Handwerk und der Landwirtschaft jedoch schade. Der Erfolg und die Breitenwirkung von Glagaus Artikeln war nicht zuletzt auf seine journalistische Fähigkeit zurückzuführen, die Kernpunkte seiner Aussagen formelhaft zusammenzufassen[91]. So war für ihn das Manchestertum, das als Synonym galt für ein rücksichtsloses kapitalistisches Großunternehmertum, identisch mit dem Judentum. Seine Ausführungen gipfelten in der Feststellung: „Die soziale Frage ist wesentlich Gründer- und Judenfrage, alles übrige ist Schwindel“[92]. Diese Gleichsetzung von Juden und Großunternehmern bzw. Gründern zeigt, daß der Angriffspunkt für Antisemitismus über die als religiös zu definierende Gruppe des Judentums hinausgeht.
[...]
[1] So befindet sich das Buch vom Erscheinen seiner deutschen Ausgabe im Sommer 1996 bis Anfang Juli 1997 in der Spiegel-Bestsellerliste, Siehe: Der Spiegel, Bestsellerliste, Hamburg 1996 - 1997.
[2] Goldhagen, Daniel Jonah: Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, Berlin 1996, S. 5 - 13.
[3] So der deutsche Titel des grundlegenden Buches von Paul W. Massing, Frankfurt / M. 1959.
[4] Schaefer, Jürgen W.: Kanzlerbild und Kanzlermythos in der Zeit des "Neuen Curses". Das Reichskanzleramt 1890 - 1900 und seine Beurteilung in der zeitgenössischen deutschen Presse, Paderborn 1973 (Kluxen, Kurt (Hg.):SammlungSchoeninghzurGeschichteundGegenwart),S:6-10.
Schäfer stellt dabei heraus, daß die durch häufige Minister- und Reichskanzlerwechsel charakterisierten 1890er Jahre in der Presse dazu führten, die Zeit Bismarcks im Nachhinein als politisch stabil anzusehen.
[5] Born, Karl Erich: Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Deutschen Kaiserreichs (1867/71 - 1914), Stuttgart 1985 (Wissenschaftliche Paperbacks Sozial - und Wirtschaftsgeschichte, Bd. 21), S. .78.
[6] Gerlach, Hellmut von: Vom deutschen Antisemitismus, in: Naumann, [Friedrich] (Hg.): Patria. Jahrbuch der "Hilfe", Berlin 1904, S. 154.
[7] Röhl, John C. G. (Hg.): Philipp Eulenburgs politische Korrespondenz. Im Brennpunkt der Regierungskrise 1892 - 1895, Boppard [o.J.], S. 988 - 991 (Historische Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. 52/2).
[8] Gerlach, Hellmut von: Erinnerungen eines Junkers, Berlin [1925].
Gerlach, Hellmut von: Von Rechts nach Links, Zürich 1937.
[9] Leuss, Hans: Wilhelm Freiherr von Hammerstein. 1881 - 1895 Chefredakteur der Kreuzzeitung. Auf Grund hinterlassener Briefe und Aufzeichnungen, Berlin 1905.
[10] Rosenberg, Hans: Große Depression und Bismarckzeit. Wirtschaftsablauf, Gesellschaft und Politik in Mitteleuropa, Berlin 1967 (Veröffentlichungen der historischen Kommission zu Berlin beim Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, Bd. 24/2).
[11] Puhle, Hans - Jürgen: Von der Agrarkrise zum Präfaschismus. Thesen zum Stellenwert der agrarischen Interessenverbände in der deutschen Politik am Ende des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1972 (Institut für Europäische Geschichte Mainz (Hg.): Vorträge, Bd. 54).
Puhle, Hans - Jürgen: Radikalisierung und Wandel des deutschen Konservatismus vor dem Ersten Weltkrieg, in: Ritter, Gerhard A. (Hg.): Deutsche Parteien vor 1918, Köln 1973, S. 165 - 186.
[12] Retallack, James N.: Notables of the Right. The Conservative Party and Political Mobilization in Germany 1876 - 1918, Boston 1988.
Retallack, James: Anti-Semitism, Conservative Propaganda, and Regional politics in Late Nineteenth Century Germany, in: German Studies Review, Bd. 11, Nr. 3, 1988, S. 377 - 403.
[13] Eley, Geoff: Reshaping The German Right. Radical Nationalism and Political Change after Bismarck, New Haven / London, 1980.
Eley, Geoff: Wilhelminismus, Nationalismus, Faschismus. Zur historischen Kontinuität in Deutschland, Münster 1991 (Theorie und Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft, Bd. 3).
[14] Massing, Paul W.: Vorgeschichte des politischen Antisemitismus, Frankfurt / M. 1959.
[15] Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1866 - 1918, Bd. 2, Machtstaat vor der Demokratie, München 1992.
[16] Wehler, Hans - Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 3, von der "Deutschen Doppelrevolution" bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1849 - 1914, München 1995.
[17] Lehr, Stefan: Antisemitismus - religiöse Motive im sozialen Vorurteil. Aus der Frühgeschichte des Antisemitismus in Deutschland 1870 - 1914 (Abhandlungen zum christlich - jüdischen Dialog, Bd. 5), S: 235.
[18] GrundlagefürdenUrsprungdesWortesAntisemitismusbildet:
Rürup, Reinhard u. Nipperdey, Thomas: Antisemitismus - Entstehung, Funktion und Geschichte eines Begriffs, in: Rürup Reinhard: Emanzipation und Antisemitismus. Studien zur „Judenfrage“ der bürgerlichen Gesellschaft, Frankfurt / M. 1987, S. 120 - 144.
[19] Ebenda.
[20] Schlegel, Friedrich: Über die Sprache und Weisheit der Inder, o.O.1808, zitiert nach: Mosse, George, L: Rassismus. Ein Krankheitssymptom in der europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Königstein/Taunus, 1978, S. 43.
[21] Ebenda.
[22] Ebenda.
[23] Rürup, u. Nipperdey, S. 126.
[24] Ebenda.
[25] Bein, Alex: Die Judenfrage. Die Biographie eines Weltproblems, Stuttgart 1980, S. 218.
[26] Berding, Helmut: Moderner Antisemitismus in Deutschland, Frankfurt / M. 1988 (Wehler, Hans-Ulrich (Hg.): Neue Historische Bibliothek, Bd. 257), S. 85.
[27] Felden, Klemens: Die Übernahme des antisemitischen Stereotyps als soziale Norm durch die bürgerliche Gesellschaft Deutschlands (1875 - 1900), Diss. phil., Heidelberg 1963.
[28] Rürup, Reinhard: Emanzipation und Antisemitismus. Studien zur "Judenfrage" der bürgerlichen Gesellschaft, Frankfurt / M. 1987, S. 115.
[29] Volkov, Shulamit: Antisemitismus als kultureller Code, in: Volkov, Shulamit: Jüdisches Leben und Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert. Zehn Essays, München 1990, S. 23.
[30] Ebenda, S. 13 - 36.
[31] Rürup, Emanzipation und Antisemitismus, S. 114.
[32] Battenberg, Friedrich: Das europäische Zeitalter der Juden. Zur Entwicklung einer Minderheit in der nichtjüdischen Umwelt Europas, Bd. 2: von 1650 - 1945, Darmstadt 1990, S. 175.
[33] Lehr, S. 20.
[34] Berding, S. 13 - 14.
[35] ZurNeuorientierungderchristlichenLehresiehedasgrundlegendeBuchvon:
Ruether, Rosemary: Nächstenliebe und Brudermord. Die theologischen Wurzeln des Antisemitismus, München 1978 (Gollwitzer, Helmut (Hg.): Abhandlungen zum christlich - jüdischen Dialog, Bd. 7).
[36] Thieme, Karl: Die religiös motivierte Judenfeindschaft. Aus christlicher und mohammedanischer Sicht, in: Thieme, Karl (Hg.): Judenfeindschaft. Darstellung und Analysen, Frankfurt / M. 1963, S. 48 - 50.
[37] Rohling, August: Der Talmudjude. Zur Beherzigung für Juden und Christen aller Stände, Münster18734.
[38] Greive, Hermann: Geschichte des modernen Antisemitismus in Deutschland, Darmstadt 1983 (Grundzüge, Bd. 53), S. 52.
[39] Lehr, S. 33 - 34.
[40] Battenberg, S. 178 - 179.
[41] Maier, Johann: Die religiös motivierte Judenfeindschaft. I. Aus Mißdeutung des jüdischen Selbstverständnisses, in: Thieme, Karl (Hg.): Judenfeindschaft. Darstellung und Analysen, Frankfurt / M. 1963, S. 45.
[42] Ebenda, S. 42.
[43] Ebenda, S. 44 - 45.
[44] Lehr, S. 123.
[45] Schroubek, Georg R.: „Ritualmord“ von Polná. Traditioneller und moderner Wahnglaube, in Erb, Rainer; Schmidt, Michael (Hg.): Antisemitismus und jüdische Geschichte. Studien zu Ehren von Herbert A. Strauss, Berlin 1987, S. 149.
[46] Poliakov, Léon: Zwischen Assimilation und "jüdischer Weltverschwörung", Frankfurt / M., 1988 (Geschichte des Antisemitismus, Bd. 7), S. 27.
[47] Lehr, S. 88.
[48] Ebenda, S. 90 - 91.
[49] Neue Preußische Zeitung (Kreuzzeitung), 20.01.1892.
[50] Freimaut, Bernardin: Altjüdische Religionsgeheimnisse und neujüdische Praktiken im Lichte christlicher Wahrheit. Eine Kritik des Talmuds. 2. Vermehrte und verbesserte Auflage von: Jüdische Religionsgeheimnisse nach dem Talmud, Münster 1896, zitiert nach : Lehr, S. 114.
[51] Lehr, S. 117.
[52] Ebenda, S. 35.
[53] Ahlwardt, Hermann: Der Eid eines Juden, in: Der Verzweiflungskampf der arischen Völker mit dem Judentum, Berlin 1890, S. 64 - 164.
[54] Levy, Richard S.: The Downfall of the Anti-Semitic Political Parties in Imperial Germany, New Haven / London 1975, S. 77 - 78.
[55] Greive, S. 48.
[56] Fritsch, Theodor: Antisemiten-Katechismus, zitiert nach: Massing, S. 100.
[57] Ebenda, S. 100 - 101.
[58] Neue Preußische Zeitung (Kreuzzeitung), 05.10.1892, Nr. 465, S. 1 und 08.11.1892, Nr. 524, S. 1.
[59] Ebenda, 05.10.1892, Nr. 465, S. 1.
[60] Ebenda, 08.11.1892, Nr. 524, S. 1.
[61] Ebenda.
[62] Brandt, Hartwig: Stufen der Judenemanzipation im 18. und 19. Jahrhundert, in: Klein, Thomas; Losemann, Volker; Mai, Gunter (Hg.): Judentum und Antisemitismus von der Antike bis zur Gegenwart, Düsseldorf 1984, S. 106.
[63] Broszat, Martin: Die antisemitische Bewegung im wilhelminischen Deutschland, Diss. phil., Köln 1953, S. 9.
[64] Dohm, Christian Wilhelm: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden, in: Claussen, Detlev: Vom Judenhaß zum Antisemitismus. Materialien einer verleugneten Geschichte, Darmstadt / Neuwied 1987, S. 47 - 54.
[65] Claussen, Detlev: ni citoyen, ni bourgeois, in: Claussen, Detlev: Vom Judenhaß zum Antisemitismus. Materialien einer verleugneten Geschichte, Darmstadt / Neuwied 1987, S. 55.
[66] Dohm, S.47 - 54.
[67] Rürup, Emanzipation und Antisemitismus, S. 96.
[68] Ebenda, S. 95.
[69] Eine gute Zusammenfassung der 3 Phasen der Judenemanzipation in deutschen Staaten findet sich in:
Battenberg, S. 140 - 146.
[70] Rürup, Reinhard: Emanzipationsgeschichte und Antisemitismusforschung. Zur Überwindung antisemitscher Vorurteile, in Erb, Rainer; Schmidt, Michael (Hg.): Antisemitismus und jüdische Geschichte. Studien zu Ehren von Herbert A. Strauss, Berlin 1987, S. 472 - 475.
[71] Ebenda, S. 475.
[72] Berding, S. 82.
[73] Köhler, Hans: Wurzeln des Antisemitismus, Hamburg [um 1959], S. 15.
[74] Prinz, Arthur: Juden im deutschen Wirtschaftsleben. Soziale und wirtschaftliche Struktur im Wandel 1850 - 1914, bearbeitet und herausgegeben von Barkai, Avraham, Tübingen 1984 (Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts, Bd. 4, S. 42 - 43.
[75] Berding, S. 19.
[76] Ebenda, S. 36.
[77] Erb, Rainer: Warum ist der Jude zum Ackerbürger nicht tauglich? Zur Geschichte eines antisemitischen Stereotyps, in Erb, Rainer; Schmidt, Michael (Hg.): Antisemitismus und jüdische Geschichte. Studien zu Ehren von Herbert A. Strauss, Berlin 1987, S. 114.
[78] Nipperdey, Deutsche Geschichte, S. 291.
[79] Mai, Gunther: Sozialgeschichtliche Bedingungen von Judentum und Antisemitismus im Kaiserreich, in: Klein, Thomas; Losemann, Volker u. Mai, Gunter (Hg.): Judentum und Antisemitismus von der Antike bis zur Gegenwart, Düsseldorf 1984, S. 115
[80] Nipperdey, Deutsche Geschichte, S. 291.
[81] Berding, S. 82.
[82] Toury, Jacob: Die politische Orientierung der Juden in Deutschland. Von Jena bis Weimar, Tübingen 1966 (Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts; Bd. 15), S. 127 - 129.
[83] Nipperdey, Deutsche Geschichte, S. 293.
[84] Berding, S. 78.
[85] Schatt, Gerhard: Handels- und Wirtschaftspolitik von 1871 - bis 1914, in: Bismarck - Reich und wilhelminische Zeit 1871 - 1918, Gütersloh 1993, S. 144 (Pleticha, Heinrich (Hg.): Deutsche Geschichte, Bd. 10).
[86] Battenberg, S. 182.
[87] Claussen, Detlev: Kritikerschwindel in der Gartenlaube, in: Claussen, Detlev: Vom Judenhaß zum Antisemitismus. Materialien einer verleugneten Geschichte, Darmstadt / Neuwied 1987, S. 106.
[88] Mai, S. 115.
[89] Broszat, S. 19.
[90] Glagau, Otto: Der Börsen- und Gründungsschwindel in Berlin, in: Claussen, Detlev: Vom Judenhaß zum Antisemitismus. Materialien einer verleugneten Geschichte, Darmstadt / Neuwied 1987, S. 96.
[91] Broszat, S. 22.
[92] Claussen, Kritikerschwindel in der Gartenlaube, S. 106