Magisterarbeit, 2011
135 Seiten, Note: 1,3
Geschichte Europas - Neueste Geschichte, Europäische Einigung
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Entwicklung der Darstellung der Deutschen im italienischen Spielfilm von 1945 bis 2010. Ziel ist es, die italienische Interpretation vom Nationalsozialismus und vom Deutschtum, wie sie im Film vermittelt wird, aufzuzeigen und die Verbindungen zwischen dem Wandel von Deutschlandbildern und den veränderten politischen Gegebenheiten zu analysieren. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, in welcher Beziehung der Film als Erinnerungsträger und geschichtspolitisches Medium zum öffentlichen Gedächtnis steht und welchen Beitrag er zu seiner Ausformung leistet.
Das erste Kapitel der Arbeit definiert den Untersuchungsgegenstand und stellt die Relevanz des Deutschenbildes für die italienische nationale Identität heraus. Es wird die These aufgestellt, dass die Darstellung der Deutschen im Film eng mit der italienischen Interpretation des Faschismus verbunden ist und dass das Deutschenbild als ein konstitutives Element der italienischen nationalen Identität fungiert.
Das zweite Kapitel analysiert Italiens Umgang mit seiner faschistischen Vergangenheit und die Konstruktion des Resistenza-Mythos. Es werden die drei Phasen der Ausformung der Kriegserinnerung in Italien nach dem Zweiten Weltkrieg dargestellt: die Kodifizierung eines antifaschistischen Narrativs, die Phase der patriotischen Ideale und der Aussöhnung und schließlich die Etablierung des Resistenza-Mythos als „gesamtgesellschaftlich-antifaschistische Deutung" (Klinkhammer). Das Kapitel befasst sich außerdem mit dem Stereotyp vom bösen Deutschen, das als ein zentrales Element des Resistenza-Mythos und der italienischen Geschichtspolitik fungiert.
Im dritten Kapitel wird die Rolle des Films als Erinnerungsträger und geschichtspolitisches Medium beleuchtet. Es werden die verschiedenen Ansätze der Geschichtswissenschaft zur Analyse des Films als Bildquelle dargestellt und die Bedeutung des Films für die Ausformung des öffentlichen Gedächtnisses herausgestellt. Das Kapitel erläutert die Methoden der Untersuchung, die auf einer chronologischen Analyse der Filminhalte und einer Kontextualisierung des filmischen Materials in seinem historisch-politischen Kontext beruhen.
Die Kapitel 4, 5, 6, 7 und 8 analysieren die Entwicklung der Darstellung der Deutschen im italienischen Film von 1945 bis 2010. Es werden die wichtigsten Filme zu diesem Thema vorgestellt und anhand von Inhaltsanalysen, Rezensionen und Produktionsdaten die Veränderungen im Deutschenbild und ihre Verbindung zu den politischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozessen in Italien und Deutschland dargestellt.
Das Kapitel 4 befasst sich mit der ersten Phase der italienischen Nachkriegszeit, in der der Film vor allem die Resistenza als nationalen Befreiuungskampf gegen die Deutschen propagierte. Es wird die Bedeutung von Roma cittå aperta von Roberto Rossellini für die Etablierung des Resistenza-Mythos und die Konstruktion des Deutschenbildes als „germanischer Barbar" und „deutscher Antichrist" herausgestellt.
Das Kapitel 5 analysiert die 50er Jahre, in denen der Film zunehmend die nationale Versöhnung und die Rehabilitierung des italienischen Militärs propagierte. Es wird gezeigt, wie die Schuld für das militärische Versagen der Deutschen zugeschoben wurde und wie das Bild des deutschen Feindes als konstitutives Element für die Kohäsion der italienischen Nation perpetuiert wurde.
Das Kapitel 6 befasst sich mit der 60er Jahren, in denen der Film die Resistenza erneut in den Fokus rückte. Es wird die Transformation des Resistenza-Narrativs in eine Art „Zivilreligion" (Klinkhammer) dargestellt und der Einfluss des Films auf die gesellschaftliche Debatte über den Zweiten Weltkrieg und die deutsche Vergangenheit beleuchtet.
Das Kapitel 7 analysiert die 70er Jahre, in denen der Film zunehmend die politische und gesellschaftliche Situation in der Bundesrepublik Deutschland in den Blick nahm. Es wird die Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit und Gegenwart im Kontext der Spiegelaffaire und der Kriegsverbrecherprozesse dargestellt und die Bedeutung des Eichmann-Prozesses für die Entwicklung des Deutschenbildes im italienischen Film beleuchtet.
Das Kapitel 8 befasst sich mit den 90er Jahren, in denen der Film die Resistenza erneut infrage stellte und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in Italien zu einem hoch politisierten Thema wurde. Es wird die Reaktivierung des Gegensatzes zwischen deutschen Tätern und italienischen Opfern und die Restauration alter Deutungsmuster im Kontext der Neofaschisten und der rechtspopulistischen Parteien dargestellt.
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Film als Erinnerungsträger, die italienische Geschichtspolitik, den Resistenza-Mythos, das Deutschebild, den Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg, die deutsch-italienischen Beziehungen und das kollektive Gedächtnis. Die Arbeit beleuchtet die Konstruktion und Perpetuierung des Deutschenbildes als „böser Deutscher" im italienischen Film und analysiert die Verbindungen zwischen dem Wandel von Deutschlandbildern und den veränderten politischen Gegebenheiten in Italien und Deutschland.
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