Magisterarbeit, 2010
109 Seiten, Note: 1,7
Die Arbeit befasst sich mit der Bedeutung der Geschichte im Werk Siegfried Kracauers und untersucht, inwiefern sich Kracauers Geschichtsdenken in seinem Gesamtwerk widerspiegelt. Dabei wird die These vertreten, dass Kracauers Geschichtsbuch „History - The Last Things Before the Last" eine zentrale Rolle für die Rezeption seines Werkes einnimmt, da es die Summe seiner bisherigen Erkenntnisse und Reflexionen zusammenfasst. Die Arbeit analysiert die zentralen Theoreme Kracauers über Geschichte, wie er sie in „History" dargelegt hat, und versucht, diese mit seinen früheren Arbeiten in Beziehung zu setzen.
Das zweite Kapitel der Arbeit widmet sich der Genese von Kracauers Geschichtsbuch „History - The Last Things Before the Last". Es beschreibt die editorische Nachbereitung des nicht vollendeten Werkes, beleuchtet Kracauers Sprachwahl und analysiert den Aufbau des Werkes. Dabei werden die beiden Lesarten des Geschichtsbuches beleuchtet: die anonyme Autobiographie und die Geschichte als Thema. Die Arbeit argumentiert, dass die autobiographische Lesart, die in der Forschung dominiert, eine unvoreingenommene Auseinandersetzung mit dem theoretischen Gehalt des Werkes erschwert.
Das dritte Kapitel beleuchtet Kracauers Theorie der Geschichte als Bereich eigenen Anspruchs. Es analysiert seinen Geschichtsbegriff, in dem er zwischen der Geschichte als Erfahrungshorizont historischer Lebenswelt (history) und der Geschichte als narrativer Darstellung oder Erzählung (story) unterscheidet. Darüber hinaus untersucht das Kapitel Kracauers spezifischen Wissenschaftsbegriff und seine Kritik an einer naturwissenschaftlichen Ausrichtung der Geschichtswissenschaft. Es zeigt, dass Kracauer der Geschichtsschreibung die Möglichkeit zu einer ihr spezifischen Erkenntnisform nicht generell abspricht, sondern sie als „geschichtenerzählendes Medium" begreift, das historische Realität in ihrer Eigenart und Vielschichtigkeit zu einem Verstehen führen soll.
Das vierte Kapitel widmet sich der Spurensuche nach den Ursprüngen von Kracauers Geschichtsdenken in seinem Gesamtwerk. Es untersucht, inwieweit sich Kracauers Ausführungen über Geschichte in seinen früheren Arbeiten, insbesondere in seiner Gesellschaftsbiographie „Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit", in seinem Roman „Georg" und seiner soziologischen Studie „Die Angestellten" widerspiegeln. Die Arbeit argumentiert, dass sich die Offenbachbiographie als eine Vorwegnahme von Kracauers späteren Ausführungen in „History" verstehen lässt, da sie die Geschichte als Medium zur Kritik an der Gegenwart begreift und die Notwendigkeit narrativer Mittel für eine adäquate Darstellung historischer Realität betont.
Das fünfte Kapitel der Arbeit widmet sich der Frage, inwieweit sich Kracauers Geschichtsdenken in seinem Gesamtwerk zusammenfügt. Es analysiert die Kontinuität in Kracauers Entwicklung von der Weimarer Zeit bis zu seiner Filmtheorie und zeigt, dass sich die Errettung der äußeren Wirklichkeit, die er in seiner Filmtheorie fordert, als eine Weiterführung seiner geschichtsphilosophischen Reflexionen verstehen lässt. Die Arbeit argumentiert, dass Kracauers Geschichtsdenken in einer Komplexität und Problemweite ausgeformuliert ist, die weit über den Vergleich von Geschichtsschreibung und photographischen Medien hinausweist.
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Geschichte als Bereich eigenen Anspruchs, die Geschichtswissenschaft, die Geschichtsschreibung, die Historiographie, die Arbeitsbedingungen des Historikers, das Paradox der Zeit, die Antinomie zwischen chronologischer Zeit und Zeitsequenzen, der Auszug aus der Innerlichkeit, die Errettung der äußeren Wirklichkeit, die Filmtheorie, die Moderne, die Lebenswelt, die Erfahrung, die Erkenntnis, die Subjektivität, die Objektivität, die Interpretation, die Darstellung, die Konstruktion, die Repräsentation, der Mythos, die Entmythologisierung, der Humanismus, die Aufklärung, der Pluralismus, die Freiheit, die Verantwortlichkeit, Siegfried Kracauer, „History - The Last Things Before the Last", „Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit", „Die Angestellten", „Theorie des Films".
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