Diplomarbeit, 2013
130 Seiten
Diese Arbeit untersucht den „kippenden“ locus amoenus in ausgewählten mittelhochdeutschen Texten. Ziel ist die Analyse der Bedeutung und Entstehung dieses Motivs und seiner Funktion als Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung des locus amoenus in den untersuchten Werken werden verglichen, um eine werkübergreifende Struktur zu identifizieren.
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Zielsetzung der Arbeit: die Analyse des „kippenden“ locus amoenus in mittelhochdeutschen Texten wie Hartmanns „Erec“, Gottfrieds „Tristan“, dem „Nibelungenlied“ und Hartmanns „Iwein“. Es werden die zu untersuchenden Elemente wie Aufbau und Darstellung des locus amoenus, das Herbeiführen des Kippmoments und die Auflösung der Missverhältnisse benannt. Die Arbeit zielt auf verwertbare Interpretationsansätze zum Kippen des locus amoenus in einen locus terribilis ab, wobei die These im Vordergrund steht, dass dies eine Umstrukturierung gesellschaftlicher Normen widerspiegelt.
2. Auswahl der untersuchten Werke: Dieses Kapitel legt die methodischen und theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es werden die ausgewählten Werke vorgestellt und die Konzepte der Toposforschung erläutert. Ein Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung des Verhältnisses von sozialer und räumlicher Umgebung zu individuellen Entscheidungen im Kontext der mittelalterlichen Gesellschaft, und wie sich dies in den literarischen Werken ausdrückt.
3. Struktur und Aufbau des locus amoenus: Hier wird die Struktur und der Aufbau des locus amoenus-Motivs analysiert. Es werden Mikro- und Makrostruktur der Erzählung, das Kippmoment, gesellschaftliche Umbrüche und die Rolle des Individuums in der mittelalterlichen Gesellschaft betrachtet. Das Kapitel mündet in die Formulierung einer Theorie über die Funktionen des locus amoenus als Brennpunkt gesellschaftlicher Organisation.
4. Hartmann von Aue - „Erec“: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung des locus amoenus und locus terribilis in Hartmanns „Erec“. Es wird der Baumgarten als idealisierter Ort beschrieben, der im Laufe der Handlung sein positives Bild verliert und in einen Ort der Gefahr und des Unglücks umschlägt. Erecs Entwicklung und seine Selbstreflexion im Kontext des Kippmoments werden detailliert untersucht. Die Minne- und Gesellschaftskonzeption des Werkes und die Verbindung zum Hof spielen dabei eine zentrale Rolle. Der Perspektivenwechsel im Blick auf den Baumgarten wird als entscheidendes Element hervorgehoben.
5. Gottfried von Straßburg - „Tristan“: Das Kapitel analysiert den „Tristan“ von Gottfried von Straßburg hinsichtlich des locus amoenus-Motivs. Im Gegensatz zu Hartmann von Aue wird hier der Hof als möglicher locus amoenus interpretiert. Die Minnegrotte als Höhepunkt der romantischen Handlung und deren dramatischer Umschwung werden untersucht. Die Dreiecksbeziehung zwischen Tristan, Isolde und Marke und deren moralische Verstrickungen werden als zentraler Aspekt des Kippmoments hervorgehoben. Die Arbeit beleuchtet den Generationenkonflikt und die Ausgliederung aus der Gesellschaft als wesentliche Themen.
6. Weitere Beispiele: „Nibelungenlied“ und „Iwein“: Dieses Kapitel erweitert die Analyse auf das „Nibelungenlied“ und Hartmanns „Iwein“. Es wird untersucht, wie der locus amoenus in diesen Werken dargestellt wird, und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den vorher analysierten Werken bestehen. Die Kapitel behandeln die jeweiligen Kippmomente und deren Interpretation im Kontext der jeweiligen Werke.
7. Vergleich der Romane: Dieser Abschnitt vergleicht die Darstellungen des locus amoenus in allen untersuchten Romanen. Gemeinsamkeiten wie die Abgeschiedenheit des Naturortes und seine multisensorische Kennzeichnung werden herausgestellt. Auch Unterschiede in der Inszenierung und die Beziehung zwischen Minne und Kampf werden analysiert.
8. Interpretation des locus amoenus als Schlüsselszeneder mittelalterlichen Gesellschaft: Das Kapitel bietet eine kulturtheoretische Interpretation des locus amoenus als Spiegelbild gesellschaftlicher Prozesse. Die Neuverteilung der Machtverhältnisse zwischen Kirche und Welt und der Einfluss gesellschaftlicher Verhältnisse auf die Literatur werden diskutiert. Der Fokus liegt auf dem Individuum und seiner Rolle in der höfischen Gemeinschaft. Die Bedeutung von Minne als individueller Weg und die Reintegration Ausgeschlossener werden ebenfalls thematisiert.
9. Resümee über die untersuchten Funktionen des locus amoenus: Das Schlusskapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen. Es werden die formal-strukturellen und inhaltlich-abtrennenden Elemente des locus amoenus-Motivs nochmals hervorgehoben, und die literaturgeschichtliche Einordnung wird diskutiert.
Locus amoenus, locus terribilis, mittelhochdeutsche Literatur, Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg, Nibelungenlied, Iwein, mittelalterliche Gesellschaft, Minne, Kippmoment, Kulturgeschichte, Individuum, Hofkultur, religiöse und weltliche Werte.
Die Arbeit analysiert das Motiv des „kippenden“ locus amoenus in ausgewählten mittelhochdeutschen Texten. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Bedeutung, Entstehung und Funktion dieses Motivs als Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen.
Die Analyse umfasst die Werke „Erec“ von Hartmann von Aue, „Tristan“ von Gottfried von Straßburg, das „Nibelungenlied“ und „Iwein“ von Hartmann von Aue.
Ein „kippender“ locus amoenus beschreibt einen idealisierten Ort (locus amoenus), der im Verlauf der Erzählung in seinen Gegenpol, einen Ort der Gefahr und des Unheils (locus terribilis), umschlägt. Dieser Wandel spiegelt die Veränderungen in der Erzählung wider.
Die Analyse betrachtet die Struktur und den Aufbau des locus amoenus, das „Kippmoment“, welches den Wandel des Ortes einleitet, und die Auflösung der entstehenden Missverhältnisse. Es werden sowohl mikro- als auch makrostrukturelle Aspekte der Erzählungen berücksichtigt.
Die Arbeit stützt sich auf Konzepte der Toposforschung und untersucht das Verhältnis von sozialer und räumlicher Umgebung zu individuellen Entscheidungen in der mittelalterlichen Gesellschaft. Der Autor sucht nach werkübergreifenden Strukturen in der Darstellung des locus amoenus.
Jedes der ausgewählten Werke wird einzeln auf die Darstellung des locus amoenus und dessen „Kippen“ hin untersucht. Die Analyse beinhaltet die Beschreibung der idealisierten Orte, den Ablauf des Wandels und die Interpretation im Kontext des jeweiligen Werkes. Besondere Aufmerksamkeit wird der Rolle der Figuren, dem Einfluss gesellschaftlicher Normen und dem Verhältnis von Minne und Kampf gewidmet.
Die Arbeit vergleicht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung des locus amoenus in allen vier Werken. Es werden Aspekte wie die Abgeschiedenheit des Ortes, seine multisensorische Kennzeichnung und die Beziehung zwischen Minne und Kampf analysiert. Der Vergleich ermöglicht die Identifikation werkübergreifender Strukturen.
Der locus amoenus wird als Spiegelbild gesellschaftlicher Prozesse interpretiert. Die Analyse beleuchtet den Einfluss religiöser und weltlicher Werte, die Neuverteilung von Machtverhältnissen zwischen Kirche und Welt und die Rolle des Individuums in der höfischen Gemeinschaft.
Die Arbeit fasst die Ergebnisse zusammen und diskutiert die literaturgeschichtliche Einordnung des Motivs. Es wird die Funktion des locus amoenus als formal-strukturelles und inhaltlich-abtrennendes Element hervorgehoben. Die Bedeutung des menschlichen Geistes als Interpretationswerkzeug wird betont.
Schlüsselwörter sind: Locus amoenus, locus terribilis, mittelhochdeutsche Literatur, Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg, Nibelungenlied, Iwein, mittelalterliche Gesellschaft, Minne, Kippmoment, Kulturgeschichte, Individuum, Hofkultur, religiöse und weltliche Werte.
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