Examensarbeit, 2009
111 Seiten, Note: 1,0
Geschichte Europas - Neueste Geschichte, Europäische Einigung
1. Einleitung
2. Ein Autor und seine Beziehungen
2.1. In Diensten des Ostblocks
2.2. Verbindungen zu rechten Kräften in der BRD
2.3. Frederik der erfolgreiche Verleger?
3. „Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit“
3.1. Die Sicht auf Herbert Wehner
3.1.1 Die frühen Jahre Wehners und sein Weg zum „Sowjet-Spion“
3.1.2 Vom Verräter zum Antikommunist
3.2. Die Quellen für Frederiks Wehner-Bild
3.2.1. Die Aussagen Wehners gegenüber der schwedischen Polizei
3.2.2. Der Bericht von Karl Mewis
3.2.3. Die „Notizen“, eine fingierte Legende?
4. „Herbert Wehner. Das Ende seiner Legende“
4.1. Ein Widerhall von 1969?
4.2. Neue Materialien gegen Wehner?
4.2.1. Die Memoiren von Karl Mewis
4.2.2. Carl Madsen und Helmut Müssener
4.2.3. Die Richtigstellungen Wehners in der BRD
4.2.4. Der Brief von Ernst Jegelka
5. Die Wirkung der Werke in den Printmedien in den Jahren 1969 bis
5.1. Die Effekte auf das Wehnerbild in der „rechten“ Presse
5.2. Reaktionen auf Publikationen außerhalb des „Verlag politisches Archiv“ zwischen den Jahren 1969-
6. Fazit
7. Anhang
8. Literaturverzeichnis
9. Quellenverzeichnis
10. Internetquellenverzeichnis
"Wer einmal Kommunist war, den verfolgt Ihre gesittete Gesellschaft bis zum Lebensende,
und wenn es geht, läßt sie ihn auch noch durch Terroristen umbringen."[1]
Herbert Wehner, 1975
Diese Worte schmetterte der neben Franz-Josef Strauß wohl umstrittenste Politiker der BRD, Herbert Wehner am 13. März 1975, der CDU/CSU-Fraktion entgegen, als diese ihn zum wiederholten Male als Bolschewisten und Kommunisten bezeichnete. Solche Diffamierungen machten Wehner zu einem Politiker, dessen Vergangenheit über die gesamte Zeit seines politischen Wirkens in der BRD, von der Opposition, als auch anderen Kräften der Gesellschaft, für Kampagnen genutzt wurde um ihn in der Öffentlichkeit zu verleumden. Natürlich eignete sich die Biographie Wehners wie kaum eine andere eines führenden Politikers in der BRD für solche Feldzüge. Nicht nur, dass er innerhalb kürzester Zeit vom Anarchisten in den zwanziger Jahren, zu einem maßgeblichen Mitglied der KPD aufstieg. Er war auch das einzige führende Mitglied dieser Partei, welches mit dem Kommunismus brach und nach dem Zweiten Weltkrieg ein bestimmender Politiker der SPD wurde, der die Sozialdemokratie in der Nachkriegszeit für lange Zeit prägte. Ein solcher politischer Werdegang erzeugte unvermeidlich, in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, eine Reihe von Mutmaßungen und Vermutungen über die Zeit des frühen Wirkens von Wehner und seiner Beweggründe. Daher verwundert es nicht, dass Herbert Wehner wiederholt Ziel von Kampagnen wurde.
In den sechziger und siebziger Jahren führten sowohl politisch „rechte“ als auch „linke“ Kräfte in der BRD und DDR, Feldzüge gegen Wehner in der Öffentlichkeit. Das zeigen besonders die verschiedenen Printmedien wie Zeitungen, Zeitschriften und Publikationen der damaligen Zeit. So war es in den fünfziger Jahren neben der KPD auch die CDU/CSU, die offenkundig die Vergangenheit des Sozialdemokraten nutzte, um gezielt vor Bundestagswahlen in der Öffentlichkeit über Wehners Tätigkeiten in der KPD verleumderisch zu berichten.[2]
In den Sechzigern war es hingegen die Führung der DDR, die auf Grund des „Godesberger Programms“ der SPD und des Bekenntnisses von Herbert Wehner zur Westintegration im Bundestag, mobil machte.[3] Eine Reihe von Zeitungen der DDR stellte Wehners Vergangenheit als angeblicher Verräter an der Arbeiterklasse in den Fokus ihrer Berichterstattung.[4] In den siebziger Jahren folgten vergleichbare Kampagnen der politisch „rechten“ Kräfte in der BRD, um vor allem die neue Ost-Politik zu kritisieren.
Allein diese Feldzüge verschiedener Gruppen in BRD und DDR zeigen das umstrittene Bild Wehners in der Öffentlichkeit jener Zeit. Ähnlich ist in den herausgegebenen Biographien zu Herbert Wehner ersichtlich, von denen die zwei Werke von Hans Frederik im Zentrum der folgenden Arbeit stehen sollen. Dieser Autor publizierte seit den sechziger Jahren eine Reihe von Werken über Politiker der SPD als auch der CDU. Nicht nur, dass Hans Frederik selbst publizierte, sondern er führte auch Regie innerhalb seines Verlages politisches Archiv, in welchem seit 1961 eine Reihe von Werken zu Politikern oder politischen Themen erschienen.
Besonders Herbert Wehner fand innerhalb des Verlages, als auch bei Hans Frederik, besondere Beachtung, so dass sich gleich zwei Biographien und eine Reihe anderer Werke, ausgiebig mit dem Werdegang des Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten in den siebziger Jahren beschäftigten.[5] Kaum ein anderes Verlagshaus oder Autor publizierte in einem solchen Umfang über einen Politiker. Auf Grund dieses Ausmaßes der aufgelegten Werke, als auch der Bücher selbst, die erste Publikation „Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit“ umfasste in ihren letzten Auflagen über 600 Seiten, machen sie für eine umfassende Betrachtung interessant.[6] Dabei soll es nicht nur Ziel sein, das von Frederik gezeichnete Portrait Wehners und die von ihm genutzten Quellen kritisch darzustellen und zu hinterfragen, sondern auch die Intentionen des Autors und vermeintlicher Hintermänner, dieses Portrait von Wehner zu zeichnen. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, auch einen Einblick in den Lebenslauf und die verschiedensten Beziehungen des Autors zu politischen Gruppierungen aufzuzeigen. Da Hans Frederik nicht nur eine Publikation über Herbert Wehner veröffentlichte, soll ebenso besonderes betrachtet werden, inwieweit sich die Darstellung und die Biographie Herbert Wehners innerhalb der Veröffentlichungen verändert haben und welche gesellschaftlichen Kreise mit den Werken angesprochen werden sollten. Diesbezüglich ist auch ein Blick auf die Wirkung der Bücher interessant, da besonders „Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit“ eine enorme Auflagenzahl erreichte. Daher soll auch die Wirkung der Publikationen in den deutschen Printmedien zwischen 1969 und 1983 untersucht werden. Natürlich ist ein direkter Zusammenhang zwischen den Publikationen Frederiks und den erschienenen Artikeln schwer nachzuvollziehen, deshalb soll sich auf die von Frederik präsentierten Quellen und des vermittelten Portrait bezogen werden. Demzufolge sollen anhand der in den Werken genutzten Materialien Verbindungen zwischen „Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit“, „Herbert Wehner. Das Ende seiner Legende“ und den Printmedien untersucht werden. Doch bevor dies geschehen soll, ist es zunächst nötig den Stand der Forschung, als auch die verschiedenen Darstellungen Herbert Wehners innerhalb der letzten Jahre zu analysieren.
Die Beschäftigung mit der Thematik Herbert Wehner ist recht umfangreich, da schon zur Lebenszeit Wehners eine hohe Anzahl an Publikationen erschienen sind. Trotzdem ist es möglich, die Darstellung Wehners in der Geschichtsschreibung, in die Kategorien Anti- oder Pro-Wehner einzuteilen. Seit dem Erscheinen der ersten Publikation 1956 bis zur zuletzt erschienenen Biographie im Jahr 2006 lassen sich sämtliche Werke in diese zwei Einteilungen gliedern. Dieser Umstand, dass es bisher keine neutrale Biographie über diesen SPD-Politiker gibt, macht die Arbeit mit der Thematik zusätzlich interessant.
Im Hinblick auf die Werke, lassen sich auch diese in politisch- gesellschaftliche Gruppierungen einordnen. Das bedeutet, dass besonders politisch „rechts“ orientierte Autoren Wehners Vergangenheit als Kommunist und seinen angeblichen Verrat in den Vordergrund stellten. Hierbei sei besonders auf die Arbeiten von Peter Kleist und Joachim Siegerist verwiesen.[7] Doch auch ehemalige Sozialdemokraten und „linke“ Gruppierungen griffen diese Thematik auf und diffamierten Wehner ebenso mit Hilfe dieser Unterstellungen. In diesem Zusammenhang seien die Werke von Ernest Salter und Otto Stolz, Wolfgang Dau und die unrechtmäßige Veröffentlichung von Wehners „Notizen“ durch den VDS genannt.[8]
Wenn diese Publikationen allein durch den Standpunkt ihrer Autoren kaum als objektive und ernsthaft fachwissenschaftliche Arbeiten gelten können, so ist die besagte Zweiteilung auch innerhalb der Forschung nachweisbar. Besonders nach 1994, nachdem die Archive der ehemaligen DDR und jene in Moskau der Forschung zugänglich gemacht wurden, erschienen zwei äußerst kritische Werke über Herbert Wehner von Reinhard Müller.[9] Dessen Publikationen beschäftigen sich mit dessen Wirken in Moskau, während der „Säuberungen“ 1937. Schon in der 1994 erschienen Publikation „Die Akte Wehner. Moskau 1937-1941“, wartete Müller mit einer Reihe von Aktenmaterial auf, um Wehner als Zuarbeiter des NKWD zu präsentieren.[10] Zwar wird versucht, jegliche Anschuldigung der Zusammenarbeit zwischen Wehner und dem NKWD mit Dokumenten zu untermauern, jedoch gehen beide Werke mit ihren Anschuldigungen so weit, dass diese kritische Darstellung den Eindruck erweckt, dass Wehner das einzige KPD-Mitglied gewesen sei, welches dem NKWD zugearbeitet habe.[11] Eine These, die kaum haltbar ist, da es während der „Säuberungen“ 1937 eine Reihe von KPD-Mitgliedern gab, welche dem NKWD geholfen haben und Wehners Verhalten kein Einzelfall gewesen ist.[12]
Im Gegensatz zu Müller versuchten andere Autoren Wehner und seine Vergangenheit zur Ikone zu stilisieren. Besonders Hartmut Soell versuchte in einer Reihe von Aufsätzen und in seiner Publikation „Der junge Wehner“, das Bild vom unschuldigen und aufrechten Herbert Wehner zu vermitteln.[13] Außerordentlich deutlich wird dies an dem Umstand, dass Soell auf das umfangreiche Material aus den Archiven der DDR und Moskaus verzichtete und großteilig auf Wehners eigene Darstellung in den „Notizen“ zurückgriff. Diese eignen sich zwar als Quelle, jedoch erscheinen sie als Hauptquelle für die Darstellung von Wehners frühen Jahren als zu einseitig. In diesem Zusammenhang ist die Kritik Müllers an Soells Publikation, sie sei eine reine Nacherzählung von Wehners Selbstdarstellung, durchaus berechtigt.[14] Ebenso verhält es sich mit einer Reihe von Artikeln, die Soell in der „Zeit“ veröffentlichte.[15] Soells Darstellung von Herbert Wehner kann daher in jeglichen seiner Schriften als zu heldenhaft bezeichnet werden.
Andere Wehner-Biographen, wie Christoph Meyer, Michael F. Scholz und August H. Leugers-Scherzberg, versuchten ebenfalls ein positives Portrait Herbert Wehners zu zeichnen. Ersterer veröffentlichte 2006 die erste umfassende Wehner-Biographie, die zwar den Anspruch einer umfassenden Darstellung erhebt, diesem aber nicht in vollem Umfang gerecht werden konnte.[16] Der Autor kann schon wegen seiner Tätigkeit als Geschäftsführer und Stiftungsvorstand des „Herbert Wehner Bildungswerkes“ in Dresden, nicht als Kritiker Wehners bezeichnet werden.[17] Es erscheint daher verständlich, dass sein 500 Seiten zählendes Werk sich hauptsächlich auf die Jahre nach 1945 konzentriert und die Beschreibung der Zeit Wehners als Anarchist und Kommunist geringer ausfällt. Im Ganzen verwendet Meyer lediglich sechzig Seiten auf Wehners Vergangenheit von 1927 bis 1943. Aber auch die Darstellung Wehners in der Nachkriegszeit ist sehr von heldenhaften Zügen geprägt, so dass auch Meyers Werk kaum als objektiv bezeichnet werden kann.
August Hermann Leugers-Scherzberg dagegen beansprucht mit seiner Veröffentlichung „Die Wandlungen des Herbert Wehners“ aus dem Jahre 2002 nicht den Anspruch einer umfassenden Biographie, jedoch neigt auch er zu einer eher unkritischen Darstellung.[18] Konform mit Meyer liegt sein Schwerpunkt ebenfalls auf der Zeit von 1945 bis 1969, so dass auch in jenem Werk lediglich 43 Seiten für die Biographie vor 1945 genutzt werden.
Die Arbeit von Michael F. Scholz, aus den neunziger Jahren, konzentriert sich auf die Zeit Wehners in Schweden, wobei verständlicherweise in seinem Werk die Jahre vor 1941 recht knapp bemessen sind.[19] Äußerst umfangreich dargestellt sind hingegen die Geschehnisse in Schweden von 1941 bis 1946 und die Wirkung des dortigen Verfahrens bis in die achtziger Jahre. Zwar ist auch diese Publikation um ein positives Wehner-Portrait bemüht, jedoch verzichtet es auf die „Helden“ Darstellung, wie sie Soell und Meyer aufzubauen versuchen.
Trotz der unterschiedlichen Positionierung zu Herbert Wehner finden sich in allen Werken, der genannten als auch ungenannten Biographen, Verweise auf eine Publikation aus den sechziger Jahren. Kein Autor, der sich mit Wehner beschäftigt, kann es sich ernsthaft leisten das 600 seitige Werk „Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit“ und andere Bücher von Hans Frederik oder seines Verlages zu Wehner zu ignorieren. Nicht nur aus diesem Grund erscheint die Biographie dieses Mannes interessant, welcher in den siebziger Jahren für eine Vielzahl von verleumderischen Publikationen gegen die Sozialdemokratie und einzelne ihrer Mitglieder verantwortlich war. Denn nur wenige Autoren waren schon zu ihren Lebenszeiten so umstritten wie Hans Frederik. Schon in den sechziger und siebziger Jahren gab es Mutmaßungen über dessen Kontakte zu verschiedensten politischen Gruppierungen, sei es in der BRD oder der ehemaligen DDR. Seine Publikationen wirkten trotz dieser zwielichtigen Verbindung auf andere Autoren und in den Printmedien bis in die neunziger Jahre fort. Aber wer war dieser Mann, der eine Reihe von Werken veröffentlichte und wie und warum stellte er den Fraktionsvorsitzenden von 1969 bis 1982 in seinen Werken dar? All dies soll versucht werden in der folgenden Arbeit zu untersuchen und darzulegen.
Wie bereits erwähnt, bedarf die Beschäftigung mit Hans Frederik besondere Aufmerksamkeit, da kaum ein anderer Autor mit einer solchen Vielzahl von Werken über Herbert Wehner und andere Sozialdemokraten in den sechziger und siebziger Jahren aufwartet.[20] Sein politischer Standpunkt erscheint nur auf den ersten Blick klar, denn in den sechziger Jahren veröffentlichte er ebenso Publikationen zu führenden CDU/CSU-Mitgliedern, die nicht unkritisch waren und sich mit deren Vergangenheit in den Jahren 1933-1945 beschäftigten.[21] Hans Frederik selbst erklärt sich aus diesem Zusammenhang heraus, als „unpolitischer und objektiver Autor“.[22]
Der „objektive“ und „unpolitische“ Hans Frederik wurde, wie Herbert Wehner, im Jahr 1906 geboren. Zwar nicht wie dieser in Dresden, sondern in Österreich, wo er im Jahr 1920 der sozialistischen Arbeiter-Jugend und vier Jahre später der SPÖ beitrat.[23] Hierauf verweist Frederik in einer Vielzahl seiner Publikationen, um seine Abstammung aus der Sozialdemokratie zu begründen. In Wirklichkeit war er zwar lange Zeit Mitglied der SPÖ, aber laut eines Artikels in der „Passauer Neuen Presse“, soll Frederik aus dieser später ausgeschlossen worden sein.[24] Frederik dagegen betont diese Mitgliedschaft und verzeichnet sie zwischen 1920 und 1961. Laut eigner Darstellung trat er aus der Partei aus, jedoch darf dies durchaus bezweifelt werden.[25] Seine berufliche Tätigkeit in der Zeit vor 1933 ist nicht bekannt, einzig, dass er nach der Angliederung Österreichs an Deutschland (1938) verhaftet wurde. Bis 1945 verblieb Hans Frederik in Gefangenschaft, wobei der Grund nicht geklärt ist. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Frederik schon vor 1933 publizistisch tätig war, wofür sich aber in der Literatur keine Nachweise finden lassen.
Trotzdem könnte die Gründung des „Humboldt“-Verlages, durch Frederik im Jahr 1952, ein Hinweis dafür sein. Für die späteren Werke über Wehner sei besonders auf einen zu diesem Anlass erscheinenden Artikel in der „Neuen Zeitung“ verwiesen. Dieser berichtet, dass Frederiks Verlag „unter der Devise, die mit dem Namen Wilhelm von Humboldts, universale Bildung und abendländische Humanität“[26] tätig sei. In diesem Verlagshaus erschienen in den Folgejahren belletristische Werke, wobei Hans Frederik nur als Verleger fungierte. Die Zulassung des Verlages in Stuttgart, im amerikanischen Sektor Deutschlands, und die in der Neuen Zeitung, eine von der amerikanischen Besatzungsmacht geführte Zeitung, gewählten positiven Worte lassen keine politische Orientierung des Verlegers in jener Zeit erkennen.[27]
Im Jahr 1956 wechselte Hans Frederik in die bayrische Hauptstadt München, in der nun seine politische Autor- und Verlegertätigkeit in der BRD ihren Ursprung nahm. Sein schon erwähnter Humboldt-Verlag scheint zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bestanden zu haben, da nach 1956 keine Werke mehr durch diesen verlegt worden sind.
Die Übersiedlung nach München, so erklärt Koch, erfolgte schon auf Geheiß seines neuen Auftraggebers, dem KGB.[28] Dabei soll Frederik den Befehl erhalten haben ab sofort „journalistisch für den Osten zu arbeiten.“[29] Die Finanzierung dieses Auftrages und die Besoldung übernahmen nunmehr seine neuen Kommittenten. Die Aufgabe Frederiks sollte vermutlich sein, in rechte Kreise der BRD einzudringen und Kontakte zu eben solchen zu knüpfen. Laut Koch, war dies schon in den späten fünfziger Jahren gelungen und Frederik soll an den KGB mit dem Konzept herangetreten sein, einen Verlag zu gründen, „um Bücher gegen die Kommunisten und Sozialdemokraten zu publizieren.“[30] Die Sowjets, als auch der Leiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, Markus Wolf, unterstützten dieses Vorhaben und stellten finanzielle Mittel zur Verfügung, mit denen Frederik den zweiten Humboldt-Verlag, diesmal mit Sitz in München, gründete.[31] Im Gegensatz zum vorhergehenden, war nicht mehr die Publizierung von Belletristik ein Merkmal, sondern die Veröffentlichungen polemischer politischer Werke.
In diesem Stil erschienen im Jahr 1961, kurz vor den Wahlen zum Deutschen Bundestag, in jenem Verlag die ersten zwei Publikationen. Beide behandelten die Vergangenheit des neuen SPD-Kanzlerkandidaten Willy Brandt. Zum einen seine Zeit im Exil in Norwegen (Hans Frederik: Die Kandidaten. München 1961.) und zum anderen dessen frühere Liebschaften (Claire Mortensen: …da war auch ein Mädchen. München 1961.). Letzteres Werk reicherte den Bundestagswahlkampf um eine „erotische Komponente“[32] an und sollte, so „der Spiegel“, Brandts „<Charakterfestigkeit> in Zweifel“[33] ziehen. Das Buch selbst bestand in großen Teilen aus Liebesbriefen von Susanne Sievers, wie die ominöse Claire Mortensen in Wirklichkeit hieß, und dem Kanzlerkandidaten der SPD. Markus Wolf erklärte hierzu später, dass das im Buch verwendete Material ihm schon vor dem Erscheinen im Humboldt-Verlag bekannt gewesen sei, er jedoch nicht Frederik mit jenem versorgt habe.[34]
Dies verstärkt die Vermutung einer Zusammenarbeit Hans Frederiks mit dem besagten DDR-Ministerium. Bestätigt wurde dies aber erst im Jahr 1992, in einem Werk zweier ehemaliger Mitarbeiter der Staatssicherheit der DDR, in dem sie über die Tätigkeiten der Staatssicherheit auf dem Gebiet der BRD ausführlich berichteten. In diesem Zusammenhang erklärten sie: „einer der konservativen Verleger war Hans Frederik, den die Abteilung X, Referat 2, als >>Fredy<< führte und mit Manuskripten und Dokumenten versorgte.“[35] Leider fehlen direkte Belege für diese Verbindungen, da beide Autoren auf die Angabe Quellen verzichteten. Trotzdessen erscheint diese Darstellung, die eine Zusammenarbeit zwischen dem Verleger und dem MfS überaus wahrscheinlich erscheinen lässt, als zutreffend. Weitere Verstärkungen dieser Vermutung finden sich in einigen Schriftstücken, welche heute von der BStU verwaltet werden. So fragte im Dezember 1968 der Geheimdienst der CSSR beim MfS der DDR nach Informationen über die Person Hans Frederik.[36] Die mehrseitige Antwort des Ministeriums, die im Januar 1969 übersandt wurde, beschreibt ausführlich neben den Lebensumständen auch die politischen Ziele des Verlegers.[37] Eine abermalige Anfrage der CSSR nach Verbindungen zu Institutionen der DDR beantwortete die schon von den zwei ehemaligen Staatssicherheitsmitarbeitern erwähnte, „Abteilung X“ wie folgt: „Es ist bekannt, daß Herr Frederik mit offiziellen Institutionen der CSSR und der DDR zusammenarbeitet. (In der DDR mit dem Zentralarchiv, dem DIZ u.a. Institutionen)“[38]. In Folge dieser Aktenüberlieferungen kann die Verbindung zwischen Frederik und dem MfS, wie sie von Bohnsack und Brehmer beschrieben wurde, als durchaus bestätigt gelten.
Während der Zusammenarbeit investierte die DDR hohe Summen in den zweiten Verlag Frederiks um diesen vor dem Konkurs zu bewahren.[39] Trotz dieser finanziellen Unterstützung brach der Humboldt-Verlag München vermutlich 1968 wirtschaftlich zusammen.[40]
Für Hans Frederik bedeutete dies nicht das Ende seiner Tätigkeit als Verleger politischer Werke, denn im gleichen Jahr gründete er einen neuen Verlag mit dem Namen Verlag politisches Archiv mit Sitz in Landshut. Erneut finanziert durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR, da Markus Wolf gewillt war, die begonnene Strategie beizubehalten.[41] Die bisher erschienen Werke des Humboldt-Verlages, wie die 1966 herausgegebene Biographie von Franz Josef Strauß, veröffentlichte nun der Verlag politisches Archiv. Dies bestätigt, dass der bisher beschrittene Weg fortgeführt werden sollte und auch wurde. Die politische Positionierung des Verlages erfolgte, vergleichbar mit der des vorhergehenden, am politisch „rechten“ Rand der Gesellschaft. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Sozialdemokratie auch das Ziel der nächsten Publikationen blieb.
Wie bisher stellte das MfS Hans Frederik belastendes Material zur Verfügung und dieser nutzte es ausgiebig um neue Werke zu publizieren. Im großen Wahljahr 1969 erschienen in diesem Zusammenhang gleich mehrere Publikationen, die sich mit der Vergangenheit führender SPD-Politikern beschäftigten. Unter anderem wurden so „mit Hilfe von KGB-Material“[42] Otto John als Überläufer und Karl Schiller als treuer Nationalsozialist präsentiert.[43] Hauptwerk blieb in diesem Jahr jedoch Frederiks erste Publikation zu Herbert Wehner, die in den Folgejahren mehrfach aufgelegt wurde. Laut Aussagen von Bohnsack und Bremer, soll dieses Werk im Jahr 1969 selbst innerhalb des Ministeriums umstritten gewesen sein. Sie erklären dazu: „Noch peinlicher war >>Fredys<< («») Buch über Herbert Wehner Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, das 1969 erschien. Es war zu spät, schon bahnten sich die Ost-West-Gespräche an […] Es war Glück im Unglück für uns, dass das voluminöse Pamphlet in einem rechten Verlag herausgekommen ist.“[44] Für das Jahr 1969 erscheinen diese Aussagen jedoch zweifelhaft, da Herbert Wehner während der gesamten Regierungszeit von Walter Ulbricht fortwährendes Ziel verleumderischer Angriffe aus der DDR gewesen ist.[45]
In der Folgezeit publizierte Hans Frederik fleißig weitere Werke gegen die Sozialdemokratie, wobei an der Strategie der Veröffentlichung zu wichtigen Wahlterminen festgehalten wurde. Eine Veränderung zeigt sich jedoch im Verlauf der siebziger Jahre. Immer weniger scheinen die Werke durch das MfS gefördert worden zu sein. Denn in den folgenden Werken wurde weniger Quellenmaterial, das auf Ost-Bestände zurückzuführen wäre, verwendet. In diesem Zusammenhang kann das im Jahr 1974 erschienene Werk von Karl J. Germer im Verlag politisches Archiv als die letzte Publikation mit einer Beteiligung von Organen der DDR gelten.[46] Ein weiterer Hinweis findet sich innerhalb der Darstellung der DDR und des gesamten Ostblocks. Während bis 1974 kritische Stimmen und Unterstellungen nur gering in den Publikationen zu finden sind, ist dies ab Mitte der siebziger Jahre ein Hauptmerkmal der Publikationen in Frederiks Verlag. Dies könnte ein mögliches Indiz sein, dass Hans Frederik nicht mehr vom MfS gefördert und finanziert wurde, sondern dass er Gönner in anderen Kreisen fand. Bestätigt wird diese Vermutung anhand der Tatsache, dass der österreichische Verleger in den Werken von Koch, als auch von Bohnsack und Brehmer in den späten siebziger Jahren keine Erwähnung mehr findet, obwohl in dieser Zeit eine Reihe von polemischen Publikationen gegen die Sozialdemokratie, durch den vpa auf den Markt gebracht wurden.[47]
Schon in den fünfziger Jahren musste Markus Wolf erkennen, dass Hans Frederik nicht nur für das Ministerium der Staatssicherheit publizierte, sondern auch für politisch „rechte“ Kreise in der BRD tätig war. So war dem MfS frühzeitig bekannt, dass Frederik großer Sympathisant des späteren bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß war und Kontakte zu dessen Kreisen besaß.[48]
Diese Verbindungen hatten 1961 die schon erwähnte Veröffentlichung der Liebesbriefe von Susanne Sievers und Willy Brandt gefördert und für die Beschaffung des Materials gesorgt.[49] Das im gleichen Jahr erschienene zweite Werk zu Willy Brandt stand daher schon in den sechziger Jahren unter dem Verdacht, dass Hans Frederik im Auftrag des Passauer Verlegers Dr. Hans Kapfinger[50] Norwegen bereist habe, um Material gegen den SPD-Kanzlerkandidaten ausfindig zu machen. Zwar bestritt dies der bayrischen Verleger und verwies darauf, dass Hans Frederik „in Oslo in eigener Verantwortung und auf seine Kosten“[51] gearbeitet habe, aber ein 1962 vom „Spiegel“ veröffentlichter Brief lässt an dieser Aussage zweifeln.[52]
Die Verbindungen Frederiks zu engen Kreisen der CDU/CSU und besonders zu Dr. Hans Kapfinger scheinen noch bis in das Jahr 1963 bestanden zu haben. Jedoch lancierte Frederik in diesem Jahr einige Fotos gegen den Passauer Verleger, die diesen als ehemaliges Mitglied der SA gezeigt haben sollen, so dass ab diesem Zeitpunkt ein weiteres freundschaftliches Verhältnis der beiden unwahrscheinlich ist. Schließlich folgte auf diesen Erpressung-Versuch eine Kampagne gegen Frederik in Kapfingers eigener Zeitung. So wurde Frederik unterstellt, er habe von dem Passauer Verleger 100.000 DM für das angebliche Material verlangt.[53] In diesem Zusammenhang wird Frederik vorgeworfen, dass dieser „kaum verhüllt die Geschäfte der kommunistischen Propaganda“[54] besorge. Diesen kritischen Worten folgt die interessante Erklärung, die die Zusammenarbeit Kapfingers und Frederiks bestätig: „Vor etlichen Jahren war seine [Hans Frederiks] Einstellung zum Kommunismus noch so, daß er gegen Politiker in der Bundesrepublik zu Felde zog, wenn er in der Vergangenheit kommunistische Bezüge nachweisen zu können glaubte. Damals gelang es ihm auch, den PNP-Verleger Dr. Kapfinger zu täuschen und sich als glaubwürdigen Publizisten auszugeben [...]“[55]. Inwiefern Frederik den Passauer Verleger getäuscht haben mag, ist fraglich, schließlich war dieser mit den Zuarbeiten des Österreichers alles andere als unzufrieden, solange sie gegen die Sozialdemokratie gerichtet waren, wie der schon erwähnte Artikel deutlich werden lässt. Insgesamt scheint ab diesem Zeitpunkt das Verhältnis zwischen den beiden Verlegern gestört gewesen zu sein, denn bis 1968 folgten weitere Artikel in der Passauer Neuen Presse gegen Hans Frederik.[56]
Trotz dieser zwischenzeitlichen Frontmache aus Kreisen von CSU/CDU gegen Frederik scheint sich das Verhältnis im weiteren Verlauf der sechziger Jahre wieder zur Zusammenarbeit gewandelt zu haben. Schließlich dürften die Publikationen aus dem Jahr 1969 in deren Reihen besonderes Interesse geweckt haben. Dabei wurden die Werke anscheinend nicht nur von der CDU/CSU aufgegriffen, sondern auch politisch weiter „rechts“ postierte Gruppierungen interessierten sich für Frederiks Bücher, besonders für das Werk und das Material zu Herbert Wehner.[57] Daraus ist der Rückschluss möglich, dass sich nach 1969 die Förderung Frederiks durch diese Kreise verstärkte. Auch das Verhältnis zu Dr. Hans Kapfinger sich scheint in jener Zeit gebessert zu haben, da dieser in den späteren Auflagen von „Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit“ sehr wohlwollend dargestellt wurde.[58] Natürlich ist es ebenfalls möglich, dass Frederik hiermit versuchte, sich in den frühen siebziger Jahren den Kreisen der CDU/CSU anzunähern, um nach dem langsamen Rückgang der finanziellen Unterstützung aus der DDR andere Geldgeber zu finden. Ein Zeichen für diese Orientierung nach „rechts“ könnte sein, dass die in den siebziger Jahren erschienenen Werke noch stärker von einer Verunglimpfung führender Sozialdemokraten geprägt waren und nunmehr auch „warnende Worte“ vor dem Kommunismus Einzug hielten. Besondere Aufmerksamkeit wurde in diesem Zusammenhang weiterhin Herbert Wehner entgegengebracht, sei dies in einzelnen Artikeln oder in umfassenden Publikationen.[59] Dass dies nicht vom MfS gefördert worden sein kann, ist auf Grund der Tatsache sicher, dass die DDR seit 1973 ihre Position zu Herbert Wehner stark verändert hatte und an Diffamierungen des SPD-Fraktionsvorsitzenden nicht mehr interessiert war.[60] Ein wichtiger Beleg dafür, dass Hans Frederik insbesondere diese Werke nicht mehr unter der Regie des MfS, sondern auf Rechnung, wahrscheinlich politisch rechts stehender Geldgeber, publizierte.[61]
Seine Verlegertätigkeit auf Rechnung von Ost und West ermöglichte dem einst erfolglosen österreichischen Verleger Hans Frederik, zu einem vermögenden Herausgeber des vpa-Verlages werden zu lassen.[62] Schon das Ministerium der Staatssicherheit der DDR vermeldete in seinem Bericht an seine Kollegen in der CSSR 1968: „Früher arbeitete Frederik in bescheidenen Verhältnissen in seiner Villa“ in Inning bei München, „in der letzten Zeit hat sich sein Verlag unerwartet bedeutend vergrößert.“[63] Die letzte Aussage, dass sich Frederiks Verlag „unerwartet vergrößert“[64] habe, verdient Beachtung, denn wie schon erwähnt, war der Humboldt-Verlag München 1968/69 wirtschaftlich am Ende, was dem Privatmann Frederik anscheinend nicht geschadet hat. Er vergrößerte, mit Hilfe von Investitionen, sein persönliches Archiv mit kompromittierendem Material, in dem er ausgiebig Manuskripte von Autoren erwarb und die darin enthaltenen Informationen an das MfS weiterreichte.[65] Ebenso berichtet das MfS an die CSSR, dass Frederiks Archiv „verschiedene kompromittierende Materialien vieler prominenter Persönlichkeiten in der DBR“ beinhalte, welches zudem „offenbar sehr wertvoll und umfassend“[66] sei. Es ist zu vermuten, dass Frederik dieses Archiv mit finanzieller Unterstützung der DDR aufbaute und im Laufe der Jahre vergrößerte, wobei er auch Material aus Archiven der Staatssicherheit anhäufte. Mit Hilfe dieses Archivs und seiner Verbindungen in Ost- und Westdeutschland, war er im Stande sowohl politisch rechten Gruppierungen, als auch der Führung der DDR mögliche Publikationen oder verschiedene Materialien gegen einzelne Personen anzubieten und horrende Summen dafür zu verlangen. Dahingehend verweist auch der Bericht des MfS 1968: „Er ist engagiert (nur geschäftlich?) im politischen Kampf“[67]. Dieses Engagement Hans Frederiks und der seines Verlages „vpa“ endete im gleichen Jahr in dem die Person aus der Politik ausschied, der er mehrere Artikel und Bücher gewidmet hat, Herbert Wehner. Daher sollen nunmehr Frederiks Hauptwerke über den Sozialdemokraten besonders behandelt werden.
Unter diesem überaus treffenden Titel erschien nach langjähriger Suche und Anhäufung von Material im Jahr der Bundestagswahl 1969 Hans Frederiks erstes Werk über Herbert Wehner. In der ersten Ausgabe ein knapp über 400 seitiges Pamphlet, das im Laufe der verschiedenen Auflagen bis 1972 auf über 600 Seiten anwuchs. Die Veröffentlichung kurz vor der Wahl zum Deutschen Bundestag machte misstrauisch, da das Buch sich mit einem der führenden Sozialdemokraten beschäftigte.[68]
Hans Frederik konnte mit diesem Werk den Anspruch erheben, die erste „umfassende“ Publikation über Herbert Wehner veröffentlicht zu haben. Zwar war schon in den fünfziger Jahren der kleine Band „Wehner – ante portas“[69] und eine Reihe von Artikeln in politisch „rechts“ und „links“ positionierten Zeitungen und Zeitschriften über Wehner veröffentlicht worden, doch waren diese weniger ausführlich und dienten meist nur dazu ihn zu diffamieren.[70] Demgegenüber waren auch die Angaben zur Person Herbert Wehners im Handbuch des Deutschen Bundestages nicht aufschlussreich und äußerst lückenhaft.[71] Besonders das Fehlen seiner Vergangenheit als KPD-Mitglied und weitere unklare Formulierungen wie: „1933 an zentraler Stelle der Widerstandsbewegung tätig“[72] boten seinen Gegnern immer wieder die Möglichkeit ihn und die SPD in Verruf zu bringen.
Dass die erste umfassende Biographie über Wehner, die sich laut Autor nur „auf Zeugenaussagen Beteiligter“[73] berief, nur wenige Monate vor der Wahl zum Deutschen Bundestag erschien, lässt schon, ohne sie überhaupt gelesen zu haben, an ihrer Objektivität zweifeln. Denn schon 1961 publizierte Hans Frederik kurz vor der Bundestagswahl die schon beschriebenen Publikationen über Willy Brandt, die alles andere als eine objektive Sichtweise aufwiesen.[74] Ebenso galt zu jener Zeit Frederiks „Verlag politisches Archiv, kurz vpa, als der CDU/CSU nahestehend, die schon in den fünfziger Jahren gegen Herbert Wehner zu Felde gezogen war.[75] Dies verdeutlicht, dass weder eine positive noch objektive, sachliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Herbert Wehners in dem Werk zu erwarten ist. Auch der Verweis Frederiks, dass es sich um eine „ungeschminkte Biographie“[76] handele, die nur auf Zeugenaussagen und Dokumenten basiere, lassen keinen positiven Rückschluss zu. Denn schon der Titel, den Frederik für 400 seitiges Pamphlet wählte, ließ den Leser von vornherein erkennen, dass der Autor alles andere als dem beschrieben Sozialdemokraten wohlgesonnen war. Trotzdem versuchte er den Vorwurf der Voreingenommenheit dahingehend zu widerlegen, indem er darauf verwies, dass er „durch seine Veröffentlichungen über Eugen Gerstenmaier, Kurt Georg Kiesinger, Franz Josef Strauss, seinen politisch neutralen Standort genügend unter Beweis gestellt“[77] habe. Dass dies auf Grund des fast „reißerischen“ Titels wenig glaubhaft erscheint, sei dahingestellt.
Das Buch fand in den siebziger Jahren einen enormen Absatz in der Bundesrepublik Deutschland, so dass selbst heute noch eine Reihe von Ausgaben in Antiquariaten angeboten werden können.[78] Der Verlag erklärte dazu im Vorwort der achten Auflage: „Es ist seit Mai 1969 sechs Mal in unveränderter Form aufgelegt worden; insgesamt 33000 Exemplare wurden nahezu ausschließlich über den Buchhandel verkauft.“[79] Besonders in politisch „rechten“ Kreisen, die bekanntermaßen die Leserschaft des Verlages war, dürfte es reißenden Absatz gefunden haben. Schließlich war Herbert Wehner im Fokus der Öffentlichkeit und stand seit den fünfziger Jahren widerholt im Zentrum der Kritik, sei es durch seine Vergangenheit oder auf Grund von seinen Äußerungen im Bundestag.
Die Publikation an sich wurde im Laufe der verschiedenen Auflagen um einige Gliederungspunkte erweitert, so dass das Werk bis zur letzten Auflage auf über 600 Seiten anwuchs. Ziel war dabei, die Aktualität des Werkes zu erhalten und weitere, zeitnahe Dokumente einzubeziehen.
Besonderen Wert legte Frederik auf die Präsentation von verschiedenem Quellenmaterial, das als Beleg für das gezeichnete Portrait Herbert Wehners dienen sollte. Ebenso nutzte Frederik dahingehend gezielt eine Reihe von Fotos, Abbildungen oder Karikaturen, um seinen Worten größeres Gewicht zu verleihen.[80] Mit Hilfe dieser benannten Quellenformen versuchte Hans Frederik das Portrait Wehners kritisch zu zeichnen.
Da nunmehr konkret auf das erste Werk eingegangen werden soll, ist es hilfreich, die Erklärung Frederiks zu diesem Werk und seinem Titel zu vermerken. So schreibt dieser in der Einleitung: „Schon der Titel läßt erkennen, daß hier auf Basis von untrüglichen Dokumenten, unbestechlichen Aussagen und unverfälschten Erlebnisberichten versucht werden soll, Zeitgeschichte zu skizzieren“[81]. Die Art dieser „Skizzierung“ wird schon durch den Vermerk im Innenband: „Herbert Wehner. Heute SPD-Vize gestern Komintern-Agent“[82] deutlich. Der Vorwurf einer Vergangenheit als „Kommunist“ war schon in den fünfziger Jahren wiederholt aus konservativen Kreisen laut geworden, als einige konservative Zeitungen die Veröffentlichungen in der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“ nutzten um Herbert Wehners Vergangenheit aufzugreifen.[83] Ebenfalls nutzte die CDU/CSU im Wahlkampf wiederholt diese Anschuldigungen um vor dem ehemaligen Kommunisten zu warnen.[84] Natürlich steht daher dieser Zeitabschnitt in Wehners Leben in der Publikation Frederiks im Zentrum, so dass insgesamt auf ihn 462 Seiten fallen. Ebenso wie der Titel der Publikation werden die einzelnen Artikel im Inhaltsverzeichnis reißerisch umschrieben. Frederik nutzt dabei überspitzende Titulaturen, die nochmals mit kleineren Punkten umschrieben wurden, so dass von vornherein eine Atmosphäre des Zwielichts vermittelt wird, in welche die Vergangenheit Herbert Wehners eingebettet ist. Um dieses Ziel zu erreichen nutzt der Autor zusätzlich die Themen der Spionage, so dass sich eine Reihe von Abschnitten mit den Geheimdiensten in den dreißiger und vierziger Jahren beschäftigen.[85] In diese Erläuterungen, die eine durchaus verdächtige Atmosphäre schaffen, wurde der Lebenslauf von Herbert Wehner geschickt eingebunden, so dass dieser als Geheimdienstler der Sowjetunion erscheint.
Hans Frederik benennt seine Motivation, ein Werk über Herbert Wehner zu verfassen mit dem Ziel, die Legende Herbert Wehners zu beseitigen, denn „auch Herbert Wehner [sei] ein Mann im Zwielicht seiner Zeit. Auch Herbert Wehner suchte nach einer Legende, um den Abschluß einer fast zwanzigjährigen kommunistischen Vergangenheit glaubhaft zu begründen“[86]. Die genannte Legende, auf die hierbei verwiesen wird, ist die Selbstdarstellung Wehners über seine Zeit als KPD-Mitglied, die er 1946 Schumacher übergab und die 1982 veröffentlicht wurde.[87] Frederik versucht demnach, diese Präsentation Wehners als geschriebene Schutzbehauptung abzuwerten und strebe danach, anhand von Quellen die wahre Geschichte Wehners aufzuzeigen, da „der Öffentlichkeit weder mit einem Pamphlet noch mit einer falschen Huldigung gedient“[88] sei. Diese Zeile steht im Widerspruch zu dem gesamten Werk, da mit dem Wort Pamphlet die Publikation sehr gut umschrieben werden kann. Denn schon auf den wenigen Seiten seines Vorwortes erklärt Frederik Wehner zum Verräter mit negativen Charakterzügen und zum Unheilsbringer für die SPD.[89]
Den Einstieg in sein Werk versucht Frederik mit Hilfe des letztgenannten Vorwurfs zu erlangen, so dass er anhand eines aktuellen Bezuges die Zwielichtigkeit Wehners aufgreift. Er verweist auf die Situation nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg und dem folgenden SPD-Parteitag in Nürnberg im Jahre 1968. Die Verluste der Partei bei der besagten Wahl, wie auch den verschiedenen Wahlen 1967, will Frederik in der Bildung der „Großen Koalition“ erkannt haben. Schließlich sei der mit dem „Godesberger Programm“ beschrittene Weg für viele Sozialdemokraten und ihre Wähler der falsche Weg, wie Frederik bei Befragungen festgestellt habe.[90] Es ist zwar richtig, dass es in der SPD und der Wählerschaft eine Opposition zum 1960 verabschiedeten Programm der gab, jedoch erscheint die beschriebene Szenerie der möglichen Spaltung der Partei als überzogen. Die Darstellung Wehners als Schuldigen für die Entfremdung der Sozialdemokratie von ihren Wählern und Mitgliedern, ist den Beschuldigungen, die seit 1960 in den Printmedien der DDR aufkamen, sehr konform.[91]
Aufgrund der Entwicklung der SPD versucht Frederik den 1968 abgehaltenen Parteitag der SPD in Nürnberg und die dort stattgefundenen Vorgänge vor und während der Sitzung als taktisches Manöver Wehners darzulegen, um die Zustimmung zur großen Koalition den Mitgliedern abzuringen. Dabei erklärt der Autor die Sitzung als „Inszenierung“ und beschuldigt sie der „Manipulation“[92] Wehners. Diese Unterstellung versucht Frederik durch Anführung von Auszügen des Sitzungsablaufs zu bestätigen, die aber nicht direkt den Ablauf wiedergeben können. Der Vorwurf der „Inszenierung“ wird damit begründet, dass Wehner sich am 17. März auf dem Weg zur Eröffnung gezielt der Gefahr eines tätlichen Angriffs ausgesetzt und auf ein sogenanntes Solidaritätsprinzip der SPD gehofft habe. Laut Frederik soll dies damals wie folgt gelautet haben: „Wird die Führung der SPD von Außenstehenden angegriffen, steht auch die Ehre der Partei auf dem Spiel! Dem Angegriffenen und Mißhandelten ist in diesem Falle die Solidarität des Parteitages von vornherein sicher.“[93] Wehner habe daher gezielt „e inen Zahn und seine Brille“[94] bei einer Auseinandersetzung verloren, denn nur dadurch habe, so Frederik, die SPD weiterhin zu Wehner gehalten haben.[95] In Wirklichkeit gerieten Herbert Wehner und Willy Brandt auf dem Weg in die Meistersingerhalle in ein Handgemenge zwischen Protestanten und Polizei, wobei Wehner lediglich „die Brille vom Gesicht“[96] gefallen sein soll. Eine gezielte Provokation eines Angriffs auf seine Person erscheint nicht nur in dieser Hinsicht unrealistisch, sondern auch der Bericht eines Korrespondenten des „Spiegels“ spricht gegen diese Darstellung Frederiks. Darin heißt es nämlich, dass Wehner nach dem tätlichen Angriff auf seine Person aufs äußerste schockiert gewesen sein soll.[97]
Auch dass Wehner dies während des Parteitages genutzt habe ist nicht belegt, so erläutert Christoph Meyer zu dieser Thematik, dass der Vorfall von Wehner während des Parteitages nicht genutzt wurde um sich der Unterstützung zu versichern, noch ihn überhaupt zur Sprache brachte.[98] Im Gegensatz dazu erklärt Frederik, dass Wehner in einer Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Berliner SPD-Vorsitzenden Franz Neumann[99] Feigheit vorwarf. Neumann soll dazu berichtet haben: „Wehner sagte: Ach du bist ein SPD? Dir hätten sie auch mal die Fresse vollhauen müssen wie mir heut Mittag!“[100] Für diese Aussage Wehners gibt es außer Neumann keine Zeugen, so dass dieser Bericht durchaus in Frage zu stellen ist. Schließlich ist diese Aussage auch in Protokollen des Parteitages nicht enthalten. Frederik begründet dies mit dem Vorwurf, dass sie nur im sogenannten „unkorrigierten Protokoll“ zu finden sei und später auf Befehl Wehners retuschiert wurde.[101] Mit Hilfe dieser Umstände versucht der Autor, schon vor dem Aufgreifen der eigentlichen Biographie, Wehner als einen reinen Taktiker zu präsentieren, dem jedes Mittel für seine Machterhaltung recht gewesen sei. Um diesen Vorwurf zu erhärten, werden eine Reihe von Zitaten von SPD-Mitgliedern, Wählern und führenden Personen in SPD-nahestehenden Organisationen angefügt, die einen Einblick geben sollen, in welchem Licht Herbert Wehner von diesen gesehen wurde.[102]
Daraus folgte, dass Wehner nur durch solche „psychologische Tricks“[103] seine Position sichern konnte. In diesem Zusammenhang wird auch auf eine Umformung des Parteiapparates in einem auf Wehner zulaufenden System erwähnt. Frederik erklärt dazu, dass „zur Beherrschung der SPD“ sich „Wehner auf die zahlreichen abhängigen Sekretäre und Angestellten des Parteiapparates“[104] stützte. Diese Art des Parteiaufbaus vergleicht er mit denen der KPD oder der Komintern, die Wehner während seiner Zeit als Kommunist kennengelernt und sie nun auf die SPD unter seiner Führung übertragen habe.[105] Daraus leitet Frederik das Urteil über die Partei ab: „Heute herrscht der Apparat“, dem Herbert Wehner „souverän“[106] vorsteht. Dieses Bild vom souveränen Machtmenschen Wehner zeichnet Hans Frederik in der eigentlichen Einleitung und scheint auf diese Weise einen aktuellen Bezug schaffen zu wollen, um dem Leser das Zwielicht schon vor Beginn der eigentlichen Biographie vorzuführen. Dies gilt nicht nur für die Präsentation in Wahlkämpfen, während der Tagungen vom Bundestag oder der SPD, sondern auch Wehners Privatleben diffamiert er als das „einfache Leben als Visitenkarte.“[107] Eben jenes Bild soll konform zur übrigen „Legende“ als unzutreffend portraitiert werden. Er begründet dies mit der schon erwähnten Aussage über die karge Biographie des SPD-Abgeordneten im Bundestags-Handbuch und die sich während der Jahre vollzogenen Veränderungen.[108] Frederik greift die schon angesprochenen unklaren Formulierungen sowie fehlende und verändernde Punkte in dessen Lebenslauf auf und unterstellt Wehner eine gezielte Verfälschung seiner Vergangenheit, um einen „für den bundesdeutschen Wahlgebrauch makellos zugeschnittenen Lebenslauf“[109] vorweisen zu können. Erst 17 Jahre später, so bezichtigt er Wehner, habe dieser seine Mitgliedschaft in der KPD publik gemacht.[110] Der Vorwurf der Vertuschung seiner kommunistischen Vergangenheit anhand der Beschreibung des Lebenslaufs im Handbuch des Deutschen Bundestags ist jedoch überzogen, er bot aber den Kritikern Wehners eine vorzügliche Möglichkeit Vorwürfe zu erheben und ihn der Unredlichkeit zu bezichtigen.[111]
Für Hans Frederik leitet sich daher das Ziel ab, einen authentischen Lebenslauf Wehners aufzeigen zu wollen und die Ursachen für das Verhalten Wehners, wie er es am Beispiel des Parteitages aufzuzeigen versuchte, mit Hilfe von dessen Lebensgeschichte zu erläutern.[112] Dieser wird auf den nächsten 400 Seiten behandelt und lässt sich in zwei große Abschnitte teilen. Der Erste befasst sich mit Wehners früher Lebensgeschichte und stellt besonders seinen Weg über anarchistische Kreise in die KPD und die dortige Geheimdiensttätigkeit für die Sowjetunion dar. Das zweite Hauptaugenmerk ist die Konzentration auf die Anschuldigung des angeblichen Verrats an der KPD in Schweden und die Zeit als Antikommunist.[113] Die beiden großen Abschnitte umfassen je 200 Seiten und stellen somit den Hauptteil des Werkes dar. Zur besseren Verständlichkeit bietet es sich, beide Teile getrennt voneinander zu betrachten und so die Darstellung Wehners auszuführen.
Im Gegensatz zum Umfang der Publikation nutzt der Autor nur den Bruchteil von vier Seiten um auf die Kindheit und Jugend Wehner einzugehen. Dabei werden eine Reihe von wichtigen Stationen in Bezug auf Herkunft, Schulbildung und beruflichen Werdegang übergangen. Die familiären Umstände in der Kindheit finden kaum Beachtung, obwohl sie prägend für Wehner waren und seine folgenden Stationen verständlicher machen würden.[114] Schließlich kann allein die Umschreibung als „Sohn einer armen Handwerksfamilie geboren“[115], keinen Einblick geben. Auch die familiären Probleme, die die Familie während des ersten Weltkrieges und den Nachkriegsjahren überstehen musste, finden wenig Beachtung.[116]
Gleiches gilt für die Beschreibung der Schulbildung, die zusätzlich von Frederik verfemt wird. So erklärt dieser: „1921 verließ er mit 15 Jahren die Volksschule und wurde auf einen Lehrgang für den sozialen Verwaltungsdienst geschickt.“[117] Zwar besuchte Wehner bis zu jenem Jahr die Volksschule, jedoch handelt es sich bei dem Lehrgang in Wirklichkeit um „ein Stipendium für eine dreijährige Ausbildung zum sozialen Verwaltungsdienst“[118] auf der Neustädter Realschule, wobei er aus einer Vielzahl von Bewerbern ausgewählt worden war, so dass diese Tatsache als nicht gering einzuschätzen ist.[119] Gleichsam konnte er diese im Jahr 1924 als Zweitbester des Jahrgangs mit Erfolg abschließen.[120] Frederik übergeht dies gekonnt und versucht so Wehner als ungebildeten Handwerkersohn zu portraitieren, der zudem nur kurze Zeit beruflich tätig war und seit 1927 „ausschließlich mit der Politik sein Brot, und zwar als Funktionär der kommunistischen Organisation“[121] verdiente.
Herbert Wehners politische Anfänge fasst Frederik ähnlich kurz zusammen, so dass nur darauf verwiesen wird, dass die Mitgliedschaft in der SPD, wie es im Handbuch des Deutschen Bundetags aufgeführt ist, irreführend sei. Schließlich sei die Mitgliedschaft in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) nur eine Jugendorganisation und nicht die SPD, so Frederik.
Besonderen Wert wird natürlich der Tatsache zuteil, dass Herbert Wehner sich ab 1924 dem „radikalen Flügel“ der Organisation anschloss, der in den zwanziger Jahren die Wochenzeitung „Revolutionäre Tat“ herausgab.[122] Daher versucht Frederik Wehner schon frühzeitig als politisch sehr weit links, fast den radikalen Kräften, zuzuordnen, um die spätere KPD-Mitgliedschaft als abzusehende Entwicklung zu präsentieren. Dabei werden jegliche Erklärungen für das Handeln Wehners unterschlagen und nur auf die syndikalistischen Züge dieser Gruppierungen verwiesen.[123] In einem Interview mit Reinhard Appel 1969 berichtete Wehner über jenen Teil seiner Vergangenheit. Er erklärte dazu: „Im Jahre 1923 gab es bei mir einen Bruch. Das war das Jahr, in dem in meiner Heimat einige Erschütterungen vor sich gingen. Im Herbst 1923 marschierte damals die Reichswehr in Sachsen ein. In einer unserer Nachbarstädte, in Freiberg, sind damals 42 oder 43 Arbeiter auf dem Pflaster geblieben. Das hat für die Gruppe […] bedeutet, daß wir nicht mehr verstehen konnten, wie wir die Dinge zueinander zu ordnen hatten, und damals spaltete sich unsere sozialistische Arbeiterjugend [...] Wir waren damals nicht haßerfüllt. Aber wir waren aus dem Gleis geworfen.“[124] Diese Selbstdarstellung lässt den Entschluss für die Radikalisierung, als auch die Orientierungslosigkeit Wehners in dieser Zeit überaus verständlich erscheinen. In gleicher Weise stellen auch Meyer und Soell fest, dass der Einmarsch der Reichswehr und die Geschehnisse von 1923 in Sachsen eine sehr große Wirkung auf Wehner hatten und ihn in eine politische Orientierungslosigkeit drängten.[125] Dass Frederik jedoch auf die Erwähnung dieser Geschehnisse verzichtet, ist auf Grund des zu zeichnenden Portrait nachvollziehbar, schließlich war es nur sein Interesse, Wehners Weg vom „linken“ SAJ-Mitglied, über den anarchistischen Bund Erich Mühsams[126] zur KPD aufzuzeigen.[127] Nur so lässt sich erklären, weshalb die Jugend in Wehners Lebenslauf auf nur vier Seiten zusammengefasst werden kann.[128]
[...]
[1] O. A.: „Ich diene!“. Vor 100 Jahren Herbert Wehner wird geboren. In: <<http://www.wdr.de/themen/kultur/stichtag/2006/07/11.jhtml>> (Zugriff: 23. Oktober 2009).
[2] Vgl. Müller, Oskar: Herbert Wehner – ein Denunziant und Agent. In: Volksstimme Köln vom 6. März 1953. (Siehe Anhang 1). Und Brief Wehner an Adenauer. Zitiert in: Frederik: Herbert Wehner. Das Ende seiner Legende. Landshut 1982, S. 218-222.
[3] Vgl. Leugers-Scherzberg, August Hermann: Die Wandlungen des Herbert Wehner. Von der Volksfront zur Großen Koalition. Berlin, München 2002, S. 239.
[4] In der Parteizeitung „Neues Deutschland“ häufen sich nach 1960 und verstärkt nach 1966 Artikel, die diese Thematik aufgreifen und versuchen Wehner zu diffamieren. Vgl. o. A.: Was Wehner in Dortmund vergessen hatte. In: Neues Deutschland vom 6. Juni 1966, S. 2. (Siehe Anhang 2).
[5] Insgesamt gab Frederik eigener Verlag vpa sechs Bücher heraus, welche sich mit Herbert Wehner ausgiebig beschäftigten, von denen er selbst vier beisteuerte. Nähere Erläuterungen zu Frederik und seinen Verlagen folgen im nächsten Artikel.
[6] Während die achte Auflage aus dem Jahr 1972 mit insgesamt 638 Seiten aufwartet, kam die dritte Auflage von 1970 auf lediglich 450 Seiten. Vergleichend sei hier auf beide Auflagen verwiesen, wobei in der folgenden Arbeit sich nur auf die achte Auflage bezogen wird. Vgl. Frederik, Hans: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit. München 19703. Und Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit. München 19728.
[7] Siegerist, Joachim: Der Onkel wie er wirklich war. Hamburg 1994.; Kleist, Peter: Herbert Wehner am Schalthebel. Hannover 1971.
[8] Salter, Ernest und Stolz, Otto: Wehner - ante portas. Würzburg 1959.; Dau, Wolfgang; Bärwald, Helmut; Becker, Robert: Herbert Wehner zeit seines Lebens. Eschau 1986.; Verband Deutscher Studentenschaften (Hrsg.): Herbert Wehner 1933-1945. Untergrundnotizen von KP zur SPD.
[9] Müller, Reinhard: Die Akte Wehner. Moskau 1937-1941. Hamburg 1994.; Ders.: Herbert Wehner Moskau 1937. Hamburg. 2004.
[10] Vgl. Müller: Die Akte Wehner, S. 125-136.
[11] Vgl. Müller: Herbert Wehner, S. 11.
[12] Vgl. o. A.: „Das waren alle keine Chorknaben“. Interview mit Hermann Weber. In: Die Tageszeitung vom 25. März. 1993. (Siehe Anhang 3).
[13] Soell, Hartmut: Der junge Wehner. Zwischen revolutionärem Mythos und praktischer Vernunft. Stuttgart 1991.
[14] Vgl. Müller: Herbert Wehner, S. 14.
[15] Vgl. Soell, Hartmut: Das Stigma des Verrats. In: Die Zeit vom 25. August 1995.
[16] Meyer, Christoph: Herbert Wehner. München 2006, S. 7-9.
[17] Siehe im Impressum auf der Internetdarstellung der Neuen Gesellschaft Sachsen e.V. Freundeskreis Herbert-Wehner-Bildungswerk. Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung. <<http://www.wehnerwerk.de/>> (Zugriff: 30. September 2009).
[18] Leugers-Scherzberg: Die Wandlungen des Herbert Wehner.
[19] Scholz, Michael F.: Herbert Wehner in Schweden 1941-1946. Berlin 1997.
[20] Besonders auffällig sind dabei die Termine der Veröffentlichungen, die häufig in Jahren der Wahl zum Deutschen Bundestag lagen. Sei es 1961, 1969 oder 1980, vor all diesen Wahlterminen erschienen von Hans Frederik umfangreiche Werke zu führenden Sozialdemokraten.
[21] So beispielsweise: Frederik, Hans: Franz Josef Strauß. Weder heiliger noch Dämon. München 1966.
[22] Vgl. eigenen Lebenslauf, abgedruckt auf dem Schutzumschlag von Frederik, Hans: Das Ende einer Legende. Die abenteuerlichen Erlebnisse des Towarischtsch Alexander Busch. München 1971. Ähnlich schreibt Frederik in seiner Selbstdarstellung in Frederik: Herbert Wehner, S. 366f.
[23] Vgl. Koch, Peter-Ferdinand: Die feindlichen Brüder. DDR contra BRD. Bern, München, Wien 1994, S. 269.
[24] Vgl. Loewenstern, Enno von: Hilflos gegen Handlanger. In Passauer Neue Presse vom 31. Dezember 1964.
[25] Vgl. Frederik: Herbert Wehner, S. 367.
[26] O. A.: Humboldt-Verlag, Stuttgart-Wien. In: Die Neue Zeitung vom 23. Februar 1952.
[27] Die Zeitung arbeitete während ihres Erscheinens von 1945 bis 1955 unter amerikanischer Führung. Besonders deutlich wurde dies durch die Titelzeile: „Die neue Zeitung - Eine amerikanische Zeitung für die deutsche Bevölkerung“ (Koszyk, Kurt: Presse unter alliierter Besetzung, in: Wilke: Mediengeschichte in der Bundesrepublik Deutschland. Bonn 1999, S. 39).
[28] Vgl. Koch: Die feindlichen Brüder, S. 269.
[29] Ebd. S. 269.
[30] Ebd. S. 270.
[31] Ebd. S. 270.
[32] Vgl. o. A.: Affären. Brandt-Biographie. Bär und Puma. In: Der Spiegel 30/61 vom 20. Sepember.1969, S. 36.
[33] Ebd. S. 36.
[34] Vgl. Merseburger, Peter: Willy Brandt. Stuttgart-München 2002, S. 418. Im Gegensatz dazu geht Koch davon aus, dass das Material aus Beständen der Staatssicherheit stammte. Vgl. Koch: Die feindlichen Brüder, S. 270.
[35] Bohnsack, Günter und Brehmer, Herbert: Auftrag Irreführung. Wie die Stasi Politik im Westen machte. Hamburg 1992, S. 196.
[36] Vgl. BStU, Mfs HV A-X, AS 95/69, Bl. 13. (Siehe Anhang 4).
[37] Vgl. BStU, Mfs HV A-X, AS 95/69, Bl. 7-10.
[38] BStU, Mfs HV A-X, AS 95/69, Bl. 17.
[39] Vgl. Bohnsack u. Brehmer: Auftrag Irreführung, S. 196.
[40] Ab 1968 sind keine Publikationen in diesem Verlag mehr nachweisbar und die bisher im Humboldt-Verlag erschienen Bücher wurden nunmehr im neuen Verlag Hans Frederiks publiziert.
[41] Vgl. Koch: Die feindlichen Brüder, S. 271.
[42] Ebd. S. 271
[43] Frederik, Hans (Hrsg.): Der aufhaltsame Aufstieg des Karl August Schiller. München 1969.; Frederik: Das Ende einer Legende.
[44] Bohnsack u. Brehmer: Herbert: Auftrag Irreführung, S. 197.
[45] Seit dem Programm von Godesberg und der Rede Wehners 1960 im Bundestag, in welcher sich die SPD erstmals zur NATO bekannte, erfolgte eine verstärkte Präsenz von Artikeln über Herbert Wehner in den Printmedien der DDR. Besonders das „Neue Deutschland“ beschäftigte sich fortwährend mit dessen Vergangenheit und versuchte ihn dadurch zu diffamieren. Die Kampagne endet fast zeitgleich mit dem Rücktritt Walter Ulbrichts am 03. Mai 1971, nur drei Tage darauf, am 06. Mai 1971 (O. A.: Wehner auf Israels Wellenlänge. In: Neues Deutschland vom 6. Mai 1971, S. 2.) erschien der letzte Wehner diskreditierende Artikel im „Neuen Deutschland“. Vgl. dazu auch Scholz: Herbert Wehner in Schweden, S. 233.
[46] Es handelt sich dabei um folgende Publikation: Germer, Karl J.: Von Grotewohl bis Brandt, Landshut 1974. Das Werk ist im Anhang reichlich mit Aktenmaterial gegen Willy Brandt aufbereitet und ähnelt daher anderen Büchern, die von Frederiks Verlag herausgegeben worden.
[47] Nach der Erwähnung der Publikation von „Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit“ verweisen die beiden Autoren nicht mehr auf Frederik, woraus geschlossen werden kann, dass die Zusammenarbeit gemindert oder beendet wurde. Vgl. Bohnsack u. Brehmer: Herbert: Auftrag Irreführung, S. 197.
[48] Vgl. Scholz, Herbert Wehner in Schweden, S. 233.
[49] Vgl. Merseburger, Willy Brandt, S. 418.
[50] Dr. Hans Kapfinger war Herausgeber und Eigentümer der „Passauer neuen Presse“ und galt als enger Freund von Franz Josef Strauß. In den sechziger Jahren führte er widerholt Prozesse gegen verschiedene SPD-Mitglieder wie Helmut Schmidt und Willy Brandt, das SPD Organ „PPP“ sowie eine Reihe anderer Zeitungen, welche großteilig zu seinen Ungunsten verliefen. Vgl. Müller-Marein: Der Eiferer aus Passau. In: Die Zeit Nr. 23 vom 5. Juli 1963.
[51] O. A.: Unter Überbürdung der Kosten. In: Abendzeitung Berlin vom 15. Mai 1974.
[52] In dem in der Ausgabe vom 14. März 1962 veröffentlichten Brief aus dem Jahr 1961 von Dr. Kapfinger an einen Herrn Frederick, dankt dieser ihm für das zugesandte Material. Im zweiten Teil betont er die neue Aufgabe in London kompromittierendes Material über Erich Ollenhauer ausfindig zu machen. Vgl. o. A.: Kapfinger. Der Spezi. In: Der Spiegel 11/1962 vom 14. März.1962, S. 26. Der Name „Frederick“ lässt den Schluss zu, dass es sich um niemand anderen als Hans Frederik handeln muss. Vgl. dazu ebenso Merseburger: Willy Brandt, S. 416.
[53] Vgl. Loewenstern: Hilflos gegen Handlanger.
[54] Ebd.
[55] Ebd.
[56] Wahrscheinlich deshalb schloss Christoph Meyer daraus, dass Frederik sich ab diesem Zeitpunkt dem Ministerium für Staatssicherheit zuwandte, obwohl dieser, laut Ferdienand Koch schon vorher in dessen Dienst stand. Vgl. Meyer: Herbert Wehner, S. 276. Nur so lässt sich dessen folgende Erklärung verstehen, dass Frederik nun unterschiedslos die Spitzenpolitiker der CDU/CSU, SPD und FDP“ diffamiert habe. (Meyer, Herbert Wehner, S. 276.) Dieser Rückschluss erscheint zweifelhaft, da in der weiteren Verlegertätigkeit Frederiks die Konzentration auf Publikationen gegen die Sozialdemokraten klar erkennbar ist. Besonders in den siebziger Jahren erschienen nur Werke gegen die politische Linke, während Pamphlete gegen CDU/CSU-Mitglieder ausblieben.
[57] Siehe dazu den Abschnitt zur Wirkung der Publikationen in den Printmedien.
[58] Vgl. Frederik, Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 622.
[59] U. A. erschienen unter Frederiks Verlag folgende Publikationen: Frederik, Hans: Linke Prominenz in Deutschland. Landshut 1980.; Ders.: Herbert Wehner. Der rote Rattenfänger. Landshut 1973.; Ders.: Herbert Wehner. Mitunter publizierten auch andere Autoren gegen Herbert Wehner und die Sozialdemokratie im Verlag politisches Archiv, jedoch blieb im Gegensatz zu den Sechzigern Herbert Wehner im Fokus der Publikationen. So veröffentlichte sogar ein SPD-Mitglied im vpa-Verlag gegen Wehner: Klönne, Arno: Machte Wehner die SPD kaputt?. Landshut 1975.
[60] Vgl. Scholz, Michael F.: Skandinavische Erfahrung erwünscht?. Stuttgart 2000, S. 311-314.
[61] Eine mögliche Bestätigung findet sich in verschiedenen der Publikationen des Verlags der späten siebziger Jahre. Im Gegensatz zu der unter MfS-Hilfe entstehenden Werken, die kaum Sowjet- oder DDR-feindliche Positionen bezogen, folgten in dem angesprochen Zeitraum eine Reihe von Publikationen im Verlag politisches Archiv, die genau eine solche Position bezogen. Nunmehr warnten Autoren vor dem Kommunismus, so in den Werken von Ernst, Rolf: Moskau militarisiert den Weltraum. Landshut 1979. Und Tolmein, Horst Günter: Aufmarsch gegen die Bundesrepublik Deutschland. Landshut 1976. Auch ein ehemaliger Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hendrik van Bergh veröffentlichte im vpa warnende Zeilen über den Ostblock. (Bergh, Hendrik van: Moskau. Schaltzentrale des internationalen Kommunismus. Die Bedeutung sowjetischer Parteikongresse und ihr Einfluss auf die kommunistische Welt. Landshut 1976.) Vgl. Koch: Die feindlichen Brüder, S. 272.
[62] Vgl. Scholz: Herbert Wehner in Schweden, S. 233.
[63] Vgl. BStU, Mfs HV A-X, AS 95/69, Bl. 2.
[64] Vgl. ebd. Bl. 2.
[65] Vgl. Koch: Die feindlichen Brüder, S. 271.
[66] Vgl. BStU, Mfs HV A-X, AS 95/69, Bl. 2.
[67] Vgl. BStU, Mfs HV A-X, AS 95/69, Bl. 4.
[68] Vgl. Hoffmann, Wolfgang: Tiefschlag gegen Wehner. In: Der Stern Heft 23 vom 8. Juni 1969.
[69] Dabei handelt es sich um eine 1959 erschienene Publikation der beiden SPD-Mitglieder Ernest Salter und Otto Stolz, welche sich kritisch zu Wehners Wirkung innerhalb der SPD äußerten. Beide stellten Wehners KPD-Mitgliedschaft in den Vordergrund und warfen ihm vor dem Kommunismus nie abgeschworen zu haben, womit sie hofften zu beweisen, dass er auf dem besten Wege sei die SPD in eine kommunistische Partei unter seiner Führung zu wandeln. Einzige Quelle, welche beiden Autoren anscheinend zur Verfügung stand, waren Wehners „Notizen“, die sie nach Belieben auslegten. Vgl. Salter u. Stolz: Wehner – ante portas, S.7-14.
[70] Besonders in kommunistischen und konservativen Zeitungen, wurde Wehner auf Grund seiner Vergangenheit immer wieder angegriffen. Vgl. hierzu: Müller, Oskar: Herbert Wehner – ein Denunziant und Agent. In: Volksstimme Köln vom 06.März 1953. Und: O. A.: War prominentes SPD-Mitglied im Kriege Sowjetspion?. In: Abendpost, Frankfurt/Main vom 13. März 1957.
[71] Vgl. Herbert Wehners Lebenslauf im Handbuch des Deutschen Bundestags von 1970. Zitiert in: Kleist: Herbert Wehner am Schalthebel, S. 7.
[72] Ebd. S. 7.
[73] Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 1.
[74] Vgl. o. A.: Affären. Brandt-Biographie, S. 36.
[75] Siehe Abschnitt 4.
[76] Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 15.
[77] Ebd. S. 16.
[78] Nachzulesen an dem reichlichen Angeboten bei online Buchhändlern. Vgl. ZVAB - Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher (Hrsg.): Suchergebnisse zu Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit. In: <<http://www.zvab.com/quickSearch.do?anyWords=Gezeichnet+vom+Zwielicht+seiner+Zeit&x=0&y=0>>. (Zugriff: 29. September 2009). Und: Amazon EU S.a.r.l.(Hrsg.): Suchergebnisse zu Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit. In: <<http://www.amazon.de/s/ref=nb_ss?__mk_de_DE=%C5M%C5Z%D5%D1&url=search-alias%3Daps&field-keywords=Gezeichnet+vom+Zwielicht+seiner+Zeit&x=0&y=0>>. (Zugriff: 29. September 2009).
[79] Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 1.
[80] Eine Vorgehensweise wie es in einer Reihe von Publikationen des vpa-Verlages anzutreffen ist. Mit Hilfe der Bilder sollen Personen gezielt in Verbindungen mit anderen Persönlichkeiten gesetzt werden. So verwendet, Hans Frederik einige Bilder auf denen Herbert Wehner beim Zusammentreffen mit sowjetischen Parteimitgliedern zu sehen ist Vgl. Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 624.
[81] Ebd. S. 17.
[82] Ebd. S. 4.
[83] Die Zeitung „Dagens Nyheter“ veröffentlichte in den fünfziger Jahren Gerichtsakten aus dem Verfahren gegen Herbert Wehner 1942. Daraufhin veröffentlichten eine Reihe von konservativen Zeitungen Artikel über den Lebensabschnitt Wehners. Vgl. o. A.: Sowjet-Spion. In: Abendpost, Frankfurt/Main vom 13. März 1957.
[84] Bis in die siebziger Jahre warnte die CSU-Landesleitung in ihrem herausgegebenen „ROTBUCH“, vor Wehner und stellten dabei dessen Mitgliedschaft in der KPD wiederholend in den Mittelpunkt. Vgl. CSU-Landesleitung (Hrsg.): ROTBUCH. Wer ist Willy Brandt? Wer ist Herbert Wehner? Wer ist Helmut Schmidt. München 19744, S. 43-65.
[85] Vgl. Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 9-15.
[86] Ebd. S. 23.
[87] Wehner, Herbert: Zeugnis. In: Jahn, Gerhard (Hrsg.): Herbert Wehner Zeugnis. Persönliche Notizen 1929-1942. Köln 19822.
[88] Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 32.
[89] Ebd. S. 29-31.
[90] Ebd. S. 38.
[91] Seit dem Parteitag von Bad Godesberg, stand Wehner als Feindziel der SED im Vordergrund, da diesem der Kurswechsel der SPD angelastet wurde. Dahingehend veröffentlichten DDR-Zeitungen besonders in den Jahren nach 1966 eine Reihe von Beschwerden mutmaßlicher SPD-Mitglieder, die nicht mit dem Kurs ihrer Partei übereinstimmten. Vgl. Neues Deutschland vom 25. Mai 1966, 06. Juni 1966; 29. Juni 1966; 29. November 1966 und 30. November 1966 (Siehe Anhang 5). Tatsächlich hatte sich nach dem „rechtsschwenk“ der Partei auf dem Parteitag in Bad Godesberg im Verlauf der folgenden Jahre ein Konflikt an der SPD-Basis entwickelt, der 1967 dazu führte, dass nach der Bildung der großen Koalition von vielen kleinen SPD-Verbänden ein außerordentlichen Parteitag zur Abstimmung über den Weg der Partei gefordert wurde. Vgl. Meyer: Herbert Wehner, S. 335. Es sei aber darauf hingewiesen, dass im Verlauf des Jahres 1967 die Stärke der Protestbewegung, gegen den eingeschlagenen Weg der Partei, nachließ und erst mit der Verabschiedung der Notstandgesetze 1968 wieder aufbrach. Vgl. Miller, Susanne: Die SPD- die linke Volkspartei. In: Miller, Susanne u. Potthoff, Heinrich (Hrsg.): Kleine Geschichte der SPD. 1848-1990. Bonn 19917, S. 218.
[92] Ebd. S. 40.
[93] Ebd. S. 44.
[94] Ebd. S. 44.
[95] Ebd. S. 44f.
[96] Meyer, Herbert Wehner, S. 338.
[97] Vgl. Hermann Schreiber. Zitiert nach Meyer: Herbert Wehner, S. 338.
[98] Ebd. S. 338.
[99] Franz Neumann (1904-1974): langjähriges SPD-Mitglied, 1933-1945 illegale Arbeit für die SPD, nach seiner Verhaftung 1934 durch die Gestapo zu 1 ½ Jahren Gefängnis verurteilt. Nach 1945 Wiedermitbegründer der SPD und AWO in Berlin. Bis 1958 Fraktionsvorsitzender und bis 1957 Parteivorsitzender der West-Berliner SPD. Dem rechten Flügel der SPD in Berlin nahestehend, was zu mehrmaligen Konfrontationen mit Willy Brandt führte. Bis 1969 Abgeordneter der SPD in Bonn, danach Rückzug aus der SPD und Konzentration auf die Arbeit in der Arbeiterwohlfahrt. Vgl. Schwind, Robert: Franz Neumann. Berlin 2005, S. 3-8.
[100] Franz Neumann. Zitiert nach: Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 47.
[101] Ebd. S. 47.
[102] Frederik verweist dabei, auf Aussagen von Mitgliedern des MdB (Wilhelm Dröscher), der SPD (Joachim Steffen, Olaf Radke) und des SDS. Es sei darauf hingewiesen, dass alle zitierten Personen dem sehr linken Flügel der SPD zu dieser zugerechnet werden müssen, was ihre Aussagen, welche fortwehrend auf Unmut über die „Große Koalition“ erkennen lassen deren Bildung und Fortbestand sie Herbert Wehner anlasten. Vgl. Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 52-54.
[103] Ebd. S. 55.
[104] Ebd. S. 55.
[105] Ebd. S. 55.
[106] Ebd. S. 56.
[107] Ebd. S. 55-58.
[108] Siehe Anlage 6
[109] Ebd. S. 63.
[110] Ebd. S. 63. Diese Erklärung Frederiks erscheint jedoch unzutreffend, da Wehner bereits 1957, nach der Veröffentlichung in der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“ seine Vergangenheit dem Bundestag in einem öffentlichen Schreiben publik machte, welches auch in einigen deutschen Tageszeitungen veröffentlich wurde. Vgl. Hannoversche Presse vom 14. März 1957, Hamburger Echo vom 15. März 1957, Rheinische Post. Düsseldorf vom 14. März 1957 und DIE WELT vom 16. März 1957.
[111] Nicht nur Hans Frederik bezieht sich auf diese Passagen des Handbuches des Bundestages, auch in den schon genannten Publikation von Peter Kleist, der CSU-Landesleitung sowie dem kritischen Werk von Wolfgang Dau, Helmut Bärwald und Robert Becker (Dau, Wolfgang; Bärwald, Helmut; Becker, Robert: Herbert Wehner zeit seines Lebens. Eschau 1986, S. 19).
[112] Daher benennt der Autor, nach der mehr als sechzig seitigen Einleitung, die Biographie mit dem Titel: „Wehners authentischer Lebenslauf“. (Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 65.)
[113] Vgl. Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 9-12.
[114] Besonders deutlich wird dies anhand von Aussagen Wehners über die Geschehnisse in Sachsen im Jahr 1923, welche laut ihm einen „Bruch“ in ihm verursachten. (Appel, Reinhard: gefragt: Herbert Wehner, S. 10-12.)
[115] Vgl. Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 67.
[116] Besonders während des ersten Weltkrieges litt die Familie unter der Dienstpflicht des Vaters, welcher durch die Erlebnisse im Krieg dem Alkoholismus verfiel, was die Familie Wehner sehr in dieser zusätzlich belastete. Auch in den Jahren nach dem Krieg blieb die familiäre Situation gespannt, da Herbert Wehners Vater mit Beginn der Weltwirtschaftskrise seine Anstellung dauerhaft verlor und schon 1937 starb. Dabei sei darauf hingewiesen, dass Wehner zeit seines Lebens eine enge Bindung zu seiner Familie hatte. Vgl. Meyer: Herbert Wehner, S. 16-17.
[117] Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 68.
[118] Soell: Der junge Wehner, S. 104.
[119] Vgl. Meyer: Herbert Wehner, S. 26 und Soell: Der junge Wehner, S. 84.
[120] Vgl. Meyer: Herbert Wehner, S. 31.
[121] Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 68.
[122] Ebd. S. 69.
[123] Ebd. S. 69.
[124] Appel: gefragt: Herbert Wehner, S. 10-11.
[125] Vgl. Meyer: Herbert Wehner, S. 31. Und ausführlich bei Soell: Der junge Wehner, S. 113-135.
[126] Erich Mühsam (1878-1934): Anarchist, Publizist und Schriftsteller, frühzeitig in anarchistischen Kreisen tätig, 1918 Mitglied des Revolutionären Arbeiterrates in Bayern, bis 07. April 1919 führendes Mitglied der Regierung der Räterepublik Bayerns. Darauf zu 15 Jahren Haft verurteilt, nach 5 Jahren begnadigt. Danach Herausgeber der anarchistischen Zeitung „Fanal“. 1925-1929 Mitarbeiter der „Roten Hilfe“. 1933 verhaftet und in Schutzhaft genommen, 1934 im KZ-Oranienburg ermordet. Vgl. Hirte, Chris und Piens, Conrad: Wer war Erich Mühsam?. In: <<http://www.erich-muehsam.de/>> (Zugriff: 10. September 2009).
[127] Warum Wehner den Kreis um Mühsam 1927 den Rücken kehrte, ist bis heut ungewiss. Meyer sieht diesen Bruch als Folge einer Radikalisierung Wehners auf Grund einer inneren Unzufriedenheit mit der anarchistischen Theorie und der Sehnsucht durch „revolutionäre Taten“ voranzukommen. Meyer: Herbert Wehner, S. 46.
[128] Vgl. Frederik: Gezeichnet vom Zwielicht seiner Zeit, S. 69-72.
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