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Bachelorarbeit, 2014
56 Seiten, Note: 1,5
Deckblatt
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Ziel der Ausarbeitung
1.2. Aufbau der Arbeit
2. Private Banking und Wealth Management
2.1. Definition
2.2. Entwicklung
2.3. Rechtliche Anforderungen
3. Beratungsprozess
3.1. Beratungsansatz
3.2. Bedürfnisanalyse
3.3. Individuelle Vermögensstrategie
3.3.1. Rendite
3.3.2. Risiko
3.3.3. Liquidität
3.4. Anlagevorschlag
3.5. Reporting
4. Portfoliomanagement und Vermögensstrukturierung
4.1. Definition
4.2. Anlageklassen
4.2.1. Geld und Währungen
4.2.2. Renten und Rentenfonds
4.2.3. Aktien und Aktienfonds
4.2.4. Alternative Investments
4.3. Asset Allocation
4.4. Moderne Portfoliotheorie
4.5. Kapitalmarktlinie
4.6. Tobin-Seperation und Marktportfolio
4.7. Capital Asset Pricing Model
5. Anlagestrategie
5.1. Passives Management
5.2. Aktives Management
5.2.1. Timing
5.2.2. Stock-Picking
5.2.3. Zyklisches Investment
6. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Abbildung 1: Übersicht der Kundensegmente,
Abbildung 2: Beratungsansatz
Abbildung 3: Magisches Dreieck der Vermögensanlage
Abbildung 4: Renditeberechnung
Abbildung 5: Korrelationen
Abbildung 6: Minimum-Varianz-Portfolio
Abbildung 7: Minimum-Varianz-Portfolio inklusive Korrelationen
Abbildung 8: Effizienzkurve
Abbildung 9: Effizienzgrenze
Abbildung 10: Marktportfolio
Abbildung 11: Marktportfolio
Abbildung 12: Wertpapierlinie
Abbildung 13: Alte Börsenphasen
Abbildung 14: Neue Börsenphasen
Abbildung 15: Gesamtvermögensallokation
Abbildung 16: Anlagestrategie
Die vorliegende Bachelor-Thesis beschreibt den Prozess der Vermögensstrukturierung im Wealth Management. Beginnend mit der Beschreibung des Private Banking werden Unterschiede zum klassischen Retailgeschäft herausgearbeitet und ein individueller Beratungsansatz skizziert. Mögliche regulatorische Anforderungen finden in diesem Kontext Beachtung. Des Weiteren wird die Frage geklärt, wie eine optimale Bedürf- nisanalyse erarbeitet wird, um die exakten Kundenziele festzustellen. Vor allem die Eingruppierung in die entsprechende Risikoklasse stellt eine besondere Herausforde- rung dar.
Im Fokus der Ausarbeitung steht die Zusammensetzung eines geeigneten Portfolios, das den Vermögenserhalt sichert und gleichzeitig in dem aktuellen Kapitalmarktumfeld Chancen nutzen kann. Hierzu wird eine Asset Allocation durchgeführt, in der das für den Anleger passende Portfolio erarbeitet wird. In diesem Zuge werden zunächst die einzelnen Anlageklassen beleuchtet. Dabei wird auf die Frage Bezug genommen, welche Wertpapiere das größte Diversifikationspotenzial besitzen und ob Risiken sogar gänzlich vermieden werden können. Mittels aktueller Portfoliotheorie wird zudem geklärt, ob Depots durch andere vollständig dominiert werden können. Dies wird mathematisch und visuell durch ein eigens erstelltes Fallbeispiel dargestellt. Im weiteren Verlauf werden strategische Ansätze aufgezeigt um zu ermitteln, ob für jeden Anleger ein effizientes Marktportfolio existiert. Die strategische Asset Allocation wird im Anschluss um eine taktische und somit kurzfristige Komponente ergänzt. Hierbei werden verschiedene Anlagestile aufgezeigt und deren Nutzen analysiert. In Verbin- dung mit der Schlussbetrachtung dient diese Bachelor-Thesis dazu, einen Überblick über den gesamten Ablauf eines Kundenprozesses zu gewinnen - beginnend mit der Bedürfnisanalyse bis hin zur individuellen Erstellung und Überwachung des geeigneten Portfolios.
Zunächst werden die Begriffe Private Banking und Wealth Management definiert und deren Gemeinsamkeiten, als auch Unterschiede erläutert. Vor allem zum klassischen Retailgeschäft findet eine Abgrenzung statt. Durch den hohen Grad der Individualisie- rung werden alle Kundenbedürfnisse und Restriktionen für eine gemeinsame Zusam- menarbeit aufgenommen. In diesem Zusammenhang erfolgt ein detaillierter Beratungs- prozess, bei dem die Kundenziele klar herausgearbeitet werden und die Risikobereitschaft des Anlegers bestimmt wird. Nachdem die rechtlichen Rahmenbe- dingungen skizziert wurden, definiert der Anleger seinen Schwerpunkt auf dem magischen Dreieck. Dieses Modell der Vermögensanlage symbolisiert die drei konkurrierenden Ziele: Rentabilität, Sicherheit und Liquidität. Entsprechend den Kundenbedürfnissen erfolgt darauf aufbauend die Vermögensstrukturierung. Im Anschluss werden die verschiedenen Formen der Zusammenarbeit wiedergegeben. Neben der klassischen Vermögensverwaltung existieren noch andere Formen. Auch die dabei zu Grunde liegenden Kostenstrukturen finden Einklang in die Gesamtbetrachtung. Im Anschluss wird eine Asset Allocation vorgenommen, bei der die einzelnen Anlage- klassen skizziert und die Portfoliogewichtung bestimmt wird. Auch eine Unterschei- dung zwischen der strategischen Anlagestrategie und der kurzfristigen, taktischen Ausrichtung findet Beachtung. Im weiteren Fortgang der Bachelor-Thesis wird auf die klassische Portfoliotheorie als strategisches Element Bezug genommen. Diese von Markowitz entwickelte Methode wird anschließend durch die Ausarbeitungen von Tobin und Sharpe ergänzt. Die gewonnenen Erkenntnisse werden durch eigene Fallbeispiele und Grafiken unterstützt und visualisiert. Das 5. Kapitel erläutert und vergleicht einige taktische Anlagestile. Mittels Schlussbetrachtung werden die erzielten Erkenntnisse kumuliert, um somit einen optimalen Ablauf einer Kundenbeziehung von der Bedürfnisanalyse bis hin zur Portfoliostrukturierung und Portfolioüberwachung, aufzuzeigen.
Die Begriffe unterliegen keiner festen Definition.1 Viele Privatbanken nutzen diese Wörter, da diese Wohlstand (Wealth) oder auch eine gehobene Klasse (Private) vermitteln.2 Einige Anbieter dieser Leistungen unterscheiden nochmals zwischen den beiden oben genannten Begrifflichkeiten. Gemein ist, dass diese Bezeichnungen eine Betreuung vermögender Kunden mit einer individuelleren Beratung als die des klassischen Massekundengeschäfts innehat. In der Vergangenheit haben ausschließlich Privatkundenbanken diese Dienstleistungen angeboten, mittlerweile sind aber auch Großbanken oder Genossenschaftsbanken in diesem Segment vertreten.
Im Gegensatz zum klassischen Retailgeschäft, bei dem es sich um ein Mengenkunden- geschäft mit standardisierten Produkten handelt,3 beginnen Private-Banking- Dienstleistungen erst bei einem durchschnittlichen disponiblen Vermögen von circa 500.000 € bis 1.000.000 €. In dieser Branche findet die Abgrenzung der Kunden nicht anhand von laufenden Einkommenserträgen statt, sondern durch Kriterien wie Asset under Management (AuM) oder der Earning Asset Base (EAB), bei der neben dem reinen Anlagevermögen auch Kredite zugerechnet werden, durch die weitere Erträge generiert werden können.4 Mit steigendem Anlagekapital nimmt stets der Grad der Individualisierung zu. So setzten einige Banken neben dem Private Banking auf eine zusätzliche Abteilung, dem Wealth-Managment, in dem noch wohlhabendere Kunden betreut werden. Dabei werden zusätzliche Dienstleistungen angeboten, die über die reine Betreuung des Finanzvermögens hinausreichen.5 Neben dem Prozess des Planens und der Umsetzung steht hierbei die Überwachung des Gesamtvermögens im Vorder- grund.6
Des Weiteren ermöglichen einige Anbieter den überwiegend unternehmerisch geprägten Kunden auch eine vollumfängliche Vermögensverwaltung, die die gesamten Vermö- gensverhältnisse der Kunden abdeckt. Hierbei werden die Portfolios bei verschiedenen Banken kumuliert, um eine Gesamtbetrachtung des Großvermögens herzustellen. Dieser höchstmögliche Grad der Individualisierung beginnt in der Branche mit einem zu verwalteten Vermögen von 30 - 50 Millionen €. Diese Form des Banking wird unter dem Fachbegriff Family-Office wiedergegeben. Auch für diesen Begriff existiert keine einheitliche Definition.7 Wie der Name bereits erahnen lässt, steht hierbei die Vermögensverwaltung für ein ganzes Familienvermögen im Vordergrund. Durch die Komplexität der Beratung werden zu den verschiedenen Themenstellungen zumeist Experten der unterschiedlichen Fachabteilungen hinzugezogen, so etwa die der Steuerabteilung, die des Estate-Planning oder die der Rechtsabteilung. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht nochmals die genannten Segmente der individuellen Kundenberatung sowie deren Einstiegsgrößen und typischen Merkmale.
Abbildung 1: Übersicht der Kundensegmente8,9
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus einer aktuellen Studie geht hervor, dass zum Ende des Jahres 2011 insgesamt 345.000 Millionärshaushalte (Bezugsgröße in USD) in Deutschland verzeichnet werden konnten. Dies entspricht einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr von 8%. Die Anzahl der höchstvermögenden deutschen Haushalte mit einem Finanzvermögen von über 100 Millionen USD blieb mit 807 konstant. Insgesamt beziffern sich die von Privatpersonen im Jahr 2011 angelegten Vermögenswerte auf 123 Billionen USD, davon entfielen auf die Bundesrepublik Deutschland 6,4 Billionen USD. Gemessen an der Anzahl der Millionärshaushalte belegt Deutschland im internationalen Vergleich den 5. Platz, hinter den Vereinigten Staaten, Japan und China sowie Großbritannien.10
Aus einer weiteren Studie der Unternehmensberatung McKinsey&Company geht allerdings hervor, dass sich das aktuelle Marktumfeld für Private-Banking-Anbieter als schwierig gestaltet. So konnten im Jahr 2011 zwar Nettogeldzuflüsse generiert werden, diese wurden jedoch von den erzielten Kursverlusten aufgezehrt, sodass das verwaltete Vermögen der westeuropäischen Privatbanken im Jahr 2011 einen Rückgang von 3% verzeichnen musste. Auch die Unternehmensgröße gelangt zu einem immer wichtigeren Faktor. So nahm der Kostenanteil der Privatbanken mit einem verwalteten Vermögen von weniger als 10 Milliarden Euro aufgrund von regulatorischen Anforderungen weiter zu. Die reine durchschnittliche Profitabilität beträgt bei Universalbanken, die einen eigenen Private-Banking-Bereich eingerichtet haben, 34 Basispunkte. Die klassischen Privatbanken erlösen lediglich 26 Basispunkte.11 Durch diese Studie wird ersichtlich, dass nur mit entsprechend hohen verwalteten Vermögen den immer weiter ansteigenden Kostentreibern entgegengewirkt werden kann. Primäre Ursache für die hohen Kosten sind die steigenden regulatorischen Anforderungen, auf die nun Bezug genommen werden.
Bei der Auswahl an geeigneten Produkten unterliegen die Banken mehreren regulatori- schen Anforderungen. So müssen Kreditinstitute bei der Durchführung von Wertpapier- dienstleistungen Angaben über die Erfahrungen und Kenntnisse der Kunden in dem jeweiligen Segment einholen. Auch Angaben über deren Anlageziele und finanzielle Verhältnisse sind zu erfragen. Zudem müssen die Kundenerfahrungen und Kundenziele bei allen Wertpapiertransaktionen abgeglichen und das Portfolio entsprechend danach ausgerichtet werden. Die Bank hat gemäß Wertpapierhandelsgesetz die Pflicht in regelmäßigen Abständen, die erhobenen Daten mit dem Kunden zu aktualisieren.12 Zum weiteren Schutz der Anleger wurde im Jahr 2010 das Beratungsprotokoll eingeführt. Durch die neue gesetzliche Bestimmung müssen Wertpapierdienstleistungsunternehmen bei jeder Form der Anlageberatung ein schriftliches Protokoll anfertigen.13 Dieses enthält Informationen über den Anlass der Beratung, insbesondere über die im Bera- tungsgespräch erteilten Empfehlungen und Gründe für die Anlageberatung. Auch eine transparente Aufschlüsselung der anstehenden Kosten ist durchzuführen. Im Anschluss wird das Protokoll vom Kundenberater unterzeichnet und dem Anleger ausgehändigt.14 Erst mit der Unterschrift des Kunden bestätigt dieser, alle notwendigen Informationen erhalten zu haben und über die entsprechenden Risiken aufgeklärt worden zu sein. Auf Erstellung des Beratungsprotokolls darf verzichtet werden, wenn sich der Kunde als professioneller Marktteilnehmer im Sinne des Gesetzes klassifiziert. So bestätigt der Kunde in etwa, dass er über ein liquides Vermögen von > 500.000 € verfügt oder mindestens ein Jahr einen Beruf am Kapitalmarkt ausgeübt hat.15
Seit November 2012 speichert die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) darüber hinaus Informationen über alle Bankberater. Beschwerden, die nun gegen einen Wertpapierdienstleistungsberater erhoben werden, sind in ein bei der BaFin geführtes Register einzutragen. Sofern Tatsachen vorliegen, die Zweifel an der Fähigkeit und Zuverlässigkeit des Beraters aufkommen lassen, hat die BaFin das Recht ein Berufsverbot für den entsprechenden Berater auszusprechen.16 Von dieser neuen Rechtslage sind bei Einführung über 300.000 Bankberater betroffen.17
Es gibt keinen einheitlichen Beratungsansatz, der von allen Banken Verwendung findet.18 Allerdings ähneln sich die verschiedenen Schritte sehr stark. So setzt die Berenberg Bank, die älteste Privatbank Deutschlands, auf die Bestimmung der exakten Kundenbedürfnisse inklusive des individuellen Rendite-Risiko-Verhältnisses. Der Ausgangspunkt ist somit die Erfassung des Gesamtvermögens.19 Auch das Private Banking des Schweizer Institut Credit Suisse beginnt zunächst mit der Bedürfnisanaly- se. Daraus leitet sich ein Finanzkonzept ab, das mit der persönlichen Risikobereitschaft des Anlegers in Einklang gebracht wird. Im Folgenden wird ein Anlagevorschlag erstellt und umgesetzt.20 Als geschlossenen Kreislauf betrachtet das Bankhaus Vontobel den Privatkundenbereich. Nach der Erstellung des Portfolios und Überwachung der erzielten Ergebnisse erfolgt eine ständige Überprüfung der aktuellen Kundenbedürfnis- se, um auf Änderungen schnellstmöglich reagieren zu können. Dieser in sich geschlos- sene Kreislauf wird beispielhaft anhand der beigefügten Grafik ersichtlich.21 In den folgenden Abschnitten werden diese Elemente in chronologischer Reihenfolge aufgezeigt, beginnend mit der Bedürfnisanalyse.
Abbildung 2: Beratungsansatz22
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Beim ersten Kontakt, beziehungsweise im Erstkundengespräch, werden die Bedürfnisse der potenziellen Kunden erfragt. Die Kundenbedürfnisse sind dabei vielschichtig und unterliegen im Zeitverlauf einem stetigen Wandel. Neben dem Vermögenserhalt stehen besonders die Qualität der Beratung und eine zuverlässige und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Vordergrund. Erst im Anschluss liegt der Fokus auf einem angemessenen Preis, der durch eine einfache und transparente Preispolitik verständlich gemacht werden soll.23 In der aktuellen Umfrage bestätigen zudem über 40% der Großbankkunden ihren Wechselwillen, da die individuellen Bedürfnisse nur unzu- reichend erfüllt wurden.24 Weitere genannte Punkte sind die absolute Performance sowie die Partizipation an allgemeinen Anlageentscheidungen des Kreditinstituts.25 Bei den Kundenzielen hängt es oftmals von der zu Grunde liegenden Geschäftsbeziehung ab. Unterschieden wird in der Praxis zwischen den nachfolgenden drei Kategorien und den dazugehörigen Kundenzielen:
Execution-Only: Diese Kundengruppe nutzt die Plattform der Bank, um hierrüber Geschäfte zu tätigen. Im Unterschied zu einer Direktbank, hat der Kunde Zugriff auf ein umfangreiches Research-Material. Bei dieser Art der Geschäftsbeziehung ist der Kunde für seine eigene Performance verantwortlich. Das Ziel besteht somit in der Überlassung der Handelsplattform sowie den Informationsdienstleistungen. Durch den meist mäßigen persönlichen Austausch sind die vereinbarten Entgelte in diesem Bereich oft gering.
Beratungskunden: In dieser Variante herrscht ein reger Austausch zwischen dem Kunden und seinem zuständigen Kundenbetreuer über die Entwicklungen an den Geldund Kapitalmärkten sowie die Zusammensetzung des Portfolios. Die Umsetzung der vereinbarten Strategie steht im Vordergrund dieser Geschäftsbeziehung.26 Neben der gemeinsamen Konversation über die Vermögensanlage, besteht für den Kunden auch die Möglichkeit interne Research-Unterlagen einzusehen.
Klassische Vermögensverwaltung: In diesem Fall überträgt der Kunde sämtliche Anlage- und Portfolioentscheidungen an die Bank. Diese Aufgaben übernimmt meist die separate Abteilung Vermögensverwaltung.27 Der Berater fungiert unterdessen als Bindeglied zwischen Kunden und Vermögensverwaltung. Vor allem Kunden, die nicht über die zeitlichen Kapazitäten verfügen, den Kapitalmarkt ständig im Blick zu haben, vergeben die Mandate an die Bank. Auch eine nachhaltig gute Performance kann ein Beweggrund sein. Bei Abschluss eines Vermögensverwaltungsvertrags liegt das Hauptkundenziel bei einer entsprechenden Vermögensmehrung durch ausgewiesene Kapitalmarktexperten. Oftmals wird ein Vergleich zu einer Benchmark angestrebt, um die erwirtschaftete Performance transparent einordnen zu können. Aufgrund des permanenten Einsatzes von Spezialisten aus der Vermögensverwaltung und der vollumfänglichen Portfoliooptimierung beinhaltet diese Form der Zusammenarbeit in der Regel die höchsten Kosten.
Die gewonnenen Erkenntnisse aus der Bedürfnisanalyse werden nun genutzt, um eine individuelle Vermögensstrategie zu erarbeiten. Insbesondere wird in diesem Zuge eine Risikoklassifizierung des Kunden vorgenommen. Stellt der Anleger ausdrücklich den Vermögenserhalt in den Vordergrund und möchte darüber hinaus keine Risiken eingehen, spricht man von einem risikoaversen Anleger. Ist der Kunde allerdings bereit, sich bietende Chancen zu ergreifen und in diesem Zuge auch Risiken aufzunehmen, ist ein risikofreudiger Kunde gegeben. Halten sich die Parameter hingegen im Gleichge- wicht, ist die Eigenschaft des Anlegers als risikoneutral einzustufen.28 Zur Ermittlung der Risikotragfähigkeit und Risikobereitschaft hat sich das magische Dreieck der Vermögensanlage implementiert. Bei einer Investitionsentscheidung stehen die Rendite der Anlage, die Liquidität bzw. Verfügbarkeit sowie die Sicherheit im Vordergrund. Diese drei Komponenten werden in der Betriebswirtschaftslehre als magisches Dreieck bezeichnet, da diese Ziele untereinander konkurrieren.
Dabei stehen die Begriffe für die jeweiligen Eckpunkte des Dreiecks, siehe beigefügte Grafik.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Magisches Dreieck der Vermögensanlage29
Im Optimalfall sollte die Kapitalanlage eine hohe Rendite generieren, bei gleichzeitig 100%iger Sicherheit und jederzeitiger Verfügbarkeit des eingesetzten Vermögens.30 In der Praxis ist diese Realisierung nicht möglich, da die drei Komponenten eine gegenläu- fige Bewegung aufweisen. Eine hohe Sicherheit der Vermögenswerte wird mit einer geringen Rendite vergütet, am unteren Ende spricht man von dem risikolosen Zinssatz. Gerade in Niedrigzinsphasen am Geld- und Kapitalmarkt müssen für einen realen Kapitalerhalt, also nach Kosten, Steuern und Inflation, bereits beträchtliche Risiken in Kauf genommen werden. Eine Beispielrechnung folgt im Abschnitt bei der Erstellung des Anlagevorschlags. Zur Auswahl geeigneter Anlagevehikel muss der Kunde gemäß seinen eigenen Präferenzen und seiner persönlichen Risikobereitschaft somit die für ihn wichtigste Eigenschaft fokussieren. Auch eine Mischung aus den genannten Punkten ist denkbar. Im Folgenden werden die drei primären Ziele erörtert.
Durch die Rendite wird der Gesamterfolg einer Kapitalanlage ausgedrückt. Hierbei wird die tatsächliche Verzinsung des eingesetzten Kapitals berechnet. Die errechnete Kennziffer soll klar erkennbar machen, mit welchem Erfolg sich eine getätigte Kapital- anlage entwickelt hat. Zur Berechnung der klassischen Rendite wird der Gewinn ins Verhältnis zum investierten Kapital gesetzt. Das mathematische Zeichen für die Rendite
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um die Rendite für ein Gesamtportfolio zu ermitteln, werden die Renditen entsprechend der Portfoliozusammensetzung der Einzelanlagen gewichtet und kumuliert:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die berechnete Rendite wird meist in Prozent ausgedrückt.31 Durch einen Verlust können somit auch negative Renditen erwirtschaftet werden. Beim Vergleich zweier Produkte dient eine Betrachtung der historischen Renditen dazu, eine vergangenheitsbe- zogene Wertentwicklung zu erhalten. Hierbei werden grundsätzlich die Bruttorenditen berechnet, um eine korrekte Gegenüberstellung zu ermöglichen. Im Unterschied zu den angesprochenen Bruttorenditen weisen Nettorenditen hingegen anlegerspezifische Besonderheiten auf. So werden steuerliche Aspekte oder Abschreibungsmöglichkeiten berücksichtigt. Bei dem angesprochenen Vergleich zweier Finanzprodukte anhand von Renditen handelt es sich um eine eindimensionale Betrachtung. Welches Risiko hinter dem Investment steckt, wird hierbei nicht ersichtlich. Aus diesem Grund wird die Performance der Anlage ins Verhältnis zum eingegangenen Risiko gestellt und somit um einen zweidimensionalen Aspekt erweitert.
Der Ausdruck Risiko weist keine einheitliche Definition auf. Der Begriff stammt aus dem Italienischen und beschreibt diesen als „Verlustmöglichkeit bei unsicheren Unternehmungen“.32 Im Gegensatz zum allgemeinen Sprachgebrauch entsteht durch Risiko kein automatischer Nachteil. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten wird Risiko als Abweichung eines Erwartungswertes angegeben und definiert somit die Unsicherheit einer Kapitalanlage. Dies gilt im positiven als auch im negativen Sinne. Zur Messung der Schwankungen einer Rendite wird in einer zweidimensionalen Betrachtung das Risiko mittels Varianz und Standardabweichung ermittelt. Dabei wird das Maß der Streuung um ihren Mittelwert berechnet. Zunächst wird in diesem Zuge die Varianz berechnet, welche die durchschnittlich quadrierte Abweichung vom Erwar- tungswert wiedergibt. Zum einen fallen größere Abweichungen durch die Quadrierung stärker ins Gewicht und zum anderen werden negative Ergebnisse positiv. Somit wird ein Netting auf 0 ausgeschlossen. Die Varianz wird als Var(x) oder[2] ausgedrückt. Durch die Berechnung der Quadratwurzel der Varianz erhält man die Standardabwei- chung . Diese Kennziffer veranschaulicht das Risiko an einer einzigen Zahl und ist darüber hinaus vergleichbar.33 Das Portfoliorisiko kann nicht durch entsprechende Summierung der Einzelrisiken erfolgen, sondern berücksichtigt die gegenseitigen Wechselwirkungen in Form der Korrelationen. Der Korrelationskoeffizient wird hierbei mit dem mathematischen Zeichen ausgedrückt. Was dieser konkret beschreibt, wird in Punkt 4.3. Asset Allocation erläutert. Bei einem Depot mit zwei Wertpapieren ergibt sich unter Risikogesichtspunkten folgende Gleichung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Als weitere Kennzahl lässt sich der Value-at-Risk (VaR) ermitteln, da dieser in der Praxis häufig Verwendung findet. Dieses Risikomaß gibt den maximalen Verlust einer Position oder eines Portfolios in einem Zeitintervall mit der entsprechenden Wahrscheinlichkeit direkt in der Geldeinheit an. Der Value-at-Risk ist ein DownsideRisikomaß, welches lediglich potenzielle Verluste ermittelt.
[...]
1 Vgl. Howald, B. (2007), S. 15.
2 Vgl. Gramann, M. (2006), S. 11.
3 Vgl. Nkoa, C. (2006), S. 23.
4 Vgl. Stettler, R. (2009), S. 9.
5 Vgl. Horn, C. (2009), S. 11.
6 Vgl. Meiers, B./Schilling, C. (2007), S. 16.
7 Vgl. Schaubach, P. (2004), S. 25.
8 Eigene Darstellung, Ursprungsdaten von Spremann, K. (2008), S. 117.
9 Eigene Darstellung, Ursprungsdaten von Baedorf, K./Meiers, B./Schilling, C. (2008), S. 49.
10 Vgl. FAZ - Vermögensentwicklung (2012)
11 Vgl. McKinsey&Company - Private Banking Studie (2012)
12 Vgl. Wertpapierhandelsgesetz § 31 Abs. 4, 5
13 Vgl. ebd., § 34 Abs. 2a
14 Vgl. ebd., § 14 Abs. 6
15 Vgl. ebd., § 31a
16 Vgl. ebd., § 34d
17 Vgl. FAZ - Bankregister (2012)
18 Vgl. Stettler, R. (2009), S. 51.
19 Vgl. Berenberg Bank - Vermögensstrukturierung (2014)
20 Vgl. Credit Suisse - Beratungsprozess (2014)
21 Vgl. Vontobel - Beratungsschritte (2014)
22 Eigene Darstellung
23 Vgl. Bankmagazin - Studie Bankkunden (2012)
24 Vgl. ebd.
25 Vgl. Howald, B. (2007), S. 142.
26 Vgl. BHF-BANK - Beratung (2014)
27 Vgl. Metzler - Vermögensverwaltung (2014)
28 Vgl. Breuer, W./Gürtler, M./Schuhmacher, F. (2010), S. 16.
29 Eigene Darstellung, Ursprungsdaten von Steiner, A. (2010), S. 32.
30 Vgl. Steiner, A. (2010), S. 32.
31 Vgl. Rubatscher, A. (2008), S. 31.
32 Vgl. Lister, M./Schierenbeck, H. (2002), S. 311.
33 Vgl. Wellner, K. (2003), S. 40.