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Bachelorarbeit, 2014
45 Seiten
Abkürzungsverzeichnis
Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen
1. Einleitung
2. Autismus im Überblick
2.1. Begriff, Terminologie und Geschichte
2.2. Charakteristische Merkmale (Symptomatik)
2.2.1. Qualitative Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion
2.2.2. Qualitative Beeinträchtigung der sozialen Kommunikation
2.2.3. Eingeschränkte Interessen und stereotypes Verhalten
2.3. Spektrum autistischer Störungen
2.3.1. Häufigkeit autistischer Störung
2.3.2. Frühkindlicher Autismus
2.3.3. Asperger-Syndrom
2.4. Ursachenforschung zu autistischen Störungen
2.5. Therapie Möglichkeiten
3. Musiktherapie
3.1. Zum Begriff der Musiktherapie
3.2. Methodik der Musiktherapie
3.2.1. Das Setting
3.2.2. Rezeptive Musiktherapie
3.2.3. Aktive Musiktherapie
3.2.4. Einzel- und Gruppentherapie
3.2.5. Verlauf der Therapie
3.3. Systematik der Musiktherapie
3.3.1. Konfliktzentrierte Musiktherapie
3.3.2. Erlebniszentrierte Musiktherapie
3.3.3. Übungszentrierte Musiktherapie
3.3.4. Therapeutisches Musizieren
4. Anwendungsbereiche (Möglichkeiten) der Musiktherapie
4.1. Bedeutung von Musik für Autisten
5. Die Therapiekonzept der Musiktherapie mit autistischen Kindern
5.1. Musiktherapie nach Karin Schumacher
5.2. Die Therapieform (Kontakt- Begegnung- Beziehung)
5.2.1. Der Kontakt
5.2.2. Der Blick-Kontakt
5.2.3. Die Begegnung
5.2.4. Die Beziehung
5.3. Stereotypie nach Karin Schumacher
5.4. Das Finden einer Spielform
6. Fazit
Literaturverzeichnis:
Internetquelle
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungen:
Abbildung 1: Ein Kind mit Autismus ordnet seine Spielsachen im Bett
Abbildung 2: Kinder mit ASS zwischen 6-17 Jahre alt. United States
Abbildung 3: Modellvorstellungen zur Ätiopathogenese der Autismus-Spektrum-Störungen
Tabelle 1: Epidemiologie der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen 7-
Tabelle 2: Diagnostische Leitlinien bzw. Kriterien für den Frühkindlichen Autismus nach ICD-10 und DSM-IV
Tabelle 3: Übersicht über Bereiche, Angebote, und Institutionen, in denen Kindermusikthera- pie Anwendung findet
Tabelle 4: Arbeitsmethode von Karin Schumacher
Im ersten Artikel des deutschen Grundgesetzes steht deutlich „ Die Würde des Menschen ist unantastbar (…)“ (zit. nach Hömig GG, Art.1 2013: 53). Dieses Gesetz drückt meiner Mei- nung nach aus, dass jeder Mensch dieser Welt ein Recht hat, auf körperliche und geistige Un- versehrtheit, sowie die Akzeptanz und Achtung seiner Persönlichkeit. Dies sollte unabhängig von individuellen Merkmalen und Eigenschaften gelten. Dies trifft selbstverständlich auch auf Menschen mit besonderen Einschränkungen zum Beispiel Menschen mit Autismus-Spektrum- Störung zu. Auf diese Menschen werde ich mich in der folgenden Arbeit fokussieren.
Bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung fehlt die Fähigkeit emotionale Gefühle zu vermitteln, d.h. sie zeigen beispielsweise keine Freude und wissen nicht was Angst ist. Dazu verstehen sie auch nicht, was Andere ihnen verbal oder non-verbale mitteilen wollen. Sie leben sozusagen isoliert von unserer „Welt“, fühlen sich fremd und nehmen die Welt ganz anders wahr als wir. Aus diesem Anlass können Missverständnisse zwischen Eltern, sozialer Umwelt und den Autisten entstehen, zudem entwickeln sich Leiden, Sorgen und andere unangenehme Gefühle gegenseitig. Jedoch solang man das autistische Verhalten, Stereotype und die damit einhergehenden Rituale versteht, kann man mit ihnen eine zwischenmenschliche Beziehung aufbauen und sie etwa aus ihrer Einsamkeit befreien.
Prof. Dr. Fritz Poustka beschreibt im Zusammenhang eines Workshops auf dem 17. Internationalen Heilpädagogischen Kongress 2008 in Wien das Phänomen: „ Autismus ist die Unf ä higkeit, ein zusammenh ä ngendes Bild oder eine Gestalt von etwas wahrzunehmen “ (zit. nach Hartl 2010: 21). Etwa ein Prozent aller Kinder leben mit Autismus, weiterhin sind Jungen fünfmal öfters betroffen als Mädchen (Frith 2013: 9).
Prinzipiell ist Autismus ein unheilbares Krankheitsbild, zu diesem entstanden vielfältige Methoden und Therapien im Umgang mit diesem Phänomen. Die Aufgabe dieser wissenschaftlichen Arbeit ist es, das Thema Autismus unter Beleuchtung der Musiktherapie zu erfassen. Ich habe es ausgewählt, als angehender Sozialarbeiter. Einerseits weil ich allgemein mit Menschen mit Behinderung gerne arbeiten will, andererseits weil mich speziell der Autismus unter den Spektrum der Behinderungen interessiert.
Das Ziel dieser Arbeit ist der Versuch auf die Fragen eine Antwort zu finden, in wieweit die Musiktherapie als Arbeitsmethode für Kinder/Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung hilfreich sein kann. Und wie sie auch diese Kinder/Menschen aus Ihren Stereotypien und der Isolation befreien und Alternativen für diese Defizite anbieten kann.
Um diese Fragen zu beantworten habe ich mir eine Struktur zur Thematik erstellt, diese wird in drei Kapitel untergegliedert. Das erste Kapitel befasst sich mit der Geschichte und der Beschreibung vom Autismus, ich habe mich auch vor allem mit frühkindlichem Autismus und Asperger-Syndrom beschäftigt. Hinzu kommen, die Symptomatik, die Häufigkeit, Formen, Ursachenforschung und die Therapiemöglichkeiten für Autismus.
Zunächst geht es im zweiten Kapitel dieser Bachelorarbeit um die Musiktherapie, dabei ver- suche ich auch den Begriff kurz zu erläutern, dann wird hinsichtlich Methodik der Musikthe- rapie (Setting, Rezeptive-Aktive Musiktherapie, Einzel- und Gruppentherapie und den Ver- lauf der Therapie) eine Erläuterung gegeben. Zu diesem Kapitel gehört zudem die Systematik der Musiktherapie, hier beschäftige ich mich mit der Erklärung von den vier wichtigsten Punkten der Systematik. Dazu versuche ich eine Beschreibung für die Anwendungsbereiche dieser Methode und die Bedeutung von Musik für Autisten zu unternehmen.
Schließlich verbindet das dritte Kapitel die beiden Konzepte. Musiktherapie wird hier als Ar- beitsmethode für autistische Kinder eingesetzt. Und ich habe diesen Verlauf unter dem Ansatz von Karin Schumacher dargestellt. In diesem Konzept von der Therapeutin handelt sich um Möglichkeiten und Vorgehensweise, wie diese Methode das autistische Kind in seinem sozia- len Umfeld fordert und seine inneren und äußeren Fähigkeiten erweitert. In diesem Kapitel wird sich mit konkreten und praxisnahen Themen und Erfahrungen auseinandergesetzt. Dabei erwartet den Leser ein Überblick, anhand von Schumachers Vorgehensweise, über den Thera- pieprozess mit autistischen Kindern.
In dieser wissenschaftlichen Arbeit wird die weibliche Form angewendet, weil der Ansatz durch die Therapeutin Karin Schumacher vorgestellt wurde. Damit soll keine Wertung hinsichtlich der männlichen Form entstehen.
Autismus, in der Fachwelt als Wahrnehmungsverarbeitungsstörung angesehen wird, gehört diagnostisch zu den „tiefgreifenden Entwicklungsstörungen“. Dabei ist besonders zu erwäh- nen, dass Autismus nicht heilbar ist. Jedoch kann man bei machen Betroffenen, die sich be- sonders anstrengen und Mühe geben, Verbesserungen mit und gegenüber ihrer Umwelt fest- stellen. (Poustka et al. 2004: 1, in Hatl 2010: 26).
Der Begriff „Autismus“ wurde aus dem griechischen abgeleitet und bedeutet „Selbstheit“. Den Begriff scheint passend zu sein, weil die Autisten vor allem gerne mit sich selber oder Gegenständlichem beschäftigen, darüber hinaus interessieren sie sich kaum für Menschen in ihrer Umwelt bzw. finden es schwierig diese zu verstehen (Uekermann 2012: 10). Der Be- griff „Autismus“ wurde zum ersten Mal 1911 von dem Schweizer Psychiater Eugen Bleuler geprägt, der damit ein Grundsymptom der Schizophrenie bezeichnete. Mit diesem Begriff charakterisierte Bleuler das Handeln schizophren Erkrankter, die in einer gedanklichen Bin- nenwelt zurückgezogen sind und weniger Kontakt zu ihren Mitmenschen aufnehmen (Remschmidt 2008: 9). Bleuler erklärte damals allerdings noch nicht das gesamte Krankheits- bild, welches wir heute Autismus nennen. Er hat Autismus als ein Symptom der Schizophre- nen Erkrankung verstanden (Uekermann 2012: 11).
Der Begriff wurde 30 Jahre später von Kanner (1943) und Asperger (1944) nochmal aufge- nommen. Sie versuchten bei Kindern Störungsbilder bezüglicher sozialer Isolation zu erklä- ren, die nicht mit dem Begriff geistige Behinderung beschreibar waren (Snippe 2013: 10). Am 03. Oktober 1938 hatte Hans Asperger einen Vortrag in der Universitätsklinik Wien gehalten, in dem er die Charakteristika der „autistischen Psychopathen“ präsentiert. Damals wurde zum ersten Mal die Symptomatik des Autismus gekennzeichnet, das was man heute als AnspergerSyndrom bezeichnet (Schirmer 2006: 12).
Nach den internationalen Klassifikationssystemen, der ICD-10 („International Classification of Diseases“ bzw. „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten von verwandter Gesundheitsprobleme“) und das DSM-IV („Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ bzw. „Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen“) werden die Störungen des Autismus unter dem Begriff „tiefgreifende Entwicklungsstörung“ charakterisiert, der häufig als synonym mit dem Terminus „autistisches Spektrum“ verwandt wird ( Poustka et al. 2004: 8; Bölte 2009: 9 in Hatl 2010: 28).
Der Autismus wird durch drei zentrale Kriterien bestimmt (Snippe 2013: 9): Qualitative Einschränkungen der sozialen Interaktion Einschränkungen in der Kommunikation Stereotypes und repetitives Verhalten (ebd. : 9).
Diese qualitativen Kriterien können mit verschiedenen Entwicklungsniveaus betrachtet werden, so verfügen autistische Menschen mit einem vorgeschrittenen Entwicklungsniveau über normale bis überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten, weisen jedoch als Erwachsene ein sozial auffälliges Verhalten auf, wie z.B. ein mangelndes Einfühlungsvermögen. Autisten mit niedrigem Entwicklungsniveau zeigen klare Defizite im intellektuellen Bereich, d.h. vielfach eine geistige Behinderung. So wird die erste Gruppe zum Asperger- und die zweite zum Kannersyndrom (oder auch frühkindlichen Autismus) gezählt (Bundesverband autismus Deutschland, Herpertz-Dahmann u.a 2013: 112).
Professor Michael Rutter von Londoner „Institut of Psychiatry“ hat am 1979 drei Symptome anhand seiner Tätigkeit mit autistischen Kindern beschrieben. Erstens stellt er in seinen Untersuchungen dar, dass bei autistischen Kindern die Fähigkeit fehlt, soziale Beziehungen zu knüpfen. Zweitens zeigten sie eine retardierte sprachliche Entwicklung und drittens geht es um die Beschreibung vom ritualistischen und zwanghaften Verhalten in Beziehung mit stereotypen Gesten und Bewegungen. Dazu erklärte er, dass autistische Kinder sich nicht trostsuchend an der Mutter orientieren, jedoch vertrauten sie fremde Menschen genauso, wie bei Ihren Eltern. Also die autistischen Kindern nehmen die Interesse und Gefühle andere Menschen überhaupt nicht wahr (Uekermann 2012: 21).
Schon im Kindeslater fehlen bei Autisten der Blickkontakt und die Aufmerksamkeit für ande- re Personen. Sie zeigen kein Interesse an die Spielzeugen oder anderen kindlichen Spielen. Autistische Kinder ahmen sehr selten das Verhalten und Handeln der Erwachsenen nach, was Kinder im normalen Fall gerne tun. Ein Lächeln als Zeichen der Partizipation und Freude an den sozialen Interaktionen mit den Eltern oder auch mit Kleinkindern ist selten bis niemals zu bemerken. Wenn die Eltern das Interesse des Kindes anhand vom Zeigen auf irgendeinen Ge- genstand oder eine Person lenken wollen, dann reagieren autistischen Kindern entweder gar nicht oder sie werden ungeheuer von dem gezeigten Gegenstand oder der Person fasziniert.
Die soziale Beeinträchtigung lässt die autistischen Kindern kaum einen anhaltenden Kontakt zu anderen aufzubauen, dies bedeutet nicht, dass sie es nicht wollen. Manche Autisten wissen schon als Kind, dass sie „anders“ sind im Vergleich zu anderen Kindern. Auch erwachsene Autisten mit normaler sprachlicher Entfaltung und geringer autistischer Störung, so wie Asperger-Autisten, können die sozialen Verhaltensweisen mit Schwierigkeiten verstehen und adäquat anwenden (ebd.: 22).
Die sprachlichen Fähigkeiten unterscheiden sich bei Autisten, von absolutem Fehlen sprachli- cher Entwicklung bis hin zur Benutzung hoch komplexer und elaborierter Sprache, vorhanden signifikante Beeinträchtigungen Bezüglich der Pragmatik und Semantik unter allen Men- schen mit Autismus. Die Kommunikation bei austischen Menschen hat die Funktion, Wün- sche und ihren Wille auszudrücken, nur in wenigen Situationen dienen sie der Funktion von Freude, Gefühlen und Erfahrungen. Im Bezug des Sprachgebrauchs von Autisten sind stereo- type oder eigentümliche Äußerungen, wie z.B. Wortneubildungen, üblich, hinzu verwechseln sie die Personalpronomina oder Echolalie. Autismus setzt oftmals eine Störung der Kommu- nikation voraus, auch wenn es unabhängig von der sprachlichen Unauffälligkeit ist. Sie sind oftmals unfähig, ein Gespräch anzufangen und aufrecht zu erhalten. Außerdem können sie subtile oder indirekte Kommunikation (Witze, Metaphern, Ironie) und non-verbale Kommu- nikation, wie Mimik und Gestik nicht korrekt benutzen oder deuten. Weil sich Menschen mit autistischen Störung nicht gut in die Gedanken anderer hineinversetzen können. Es könnte fast so aussehen, als ob ihr Gegenüber exakt weiß, was der Autist denkt, welche Erfahrungen er gemacht und welche Standpunkte gehabt hat, allerdings fehlen genau diese Fähigkeiten im Autistischen Spektrum (ebd. 23).
Hier werden alle stereotypen und ritualisierten, zwanghaften Handlungen aufgezählt, so werden die Handlungen der Autisten nicht funktional in der Betrachtung der Mitmenschen angesehen. Jedoch sind diese Handlungen für sie von Bedeutung. Die Rituale und Stereoty- pien haben für Autisten einen großen Sinn, auch wenn wir diesen Sinn manchmal nicht ver- stehen. Dies vermittelt für Autisten das Gefühl der Sicherheit in ihrer unübersichtlichen und teilweise für sie lebensfeindlichen Umwelt. So wird zum Beispiel das autistische Kind seine Spielsachen in einer besonderen Reihenfolge ordnen, bevor es ins Bett geht (siehe Abb.1).
Andere Beispiele können wie folgt sein: das ständige Ein- und Ausschalten des Lichts oder das mehrmalige Öffnen und Schließen von Türen und Schränken. Dazu kommen unterschied- liche wiederholte Bewegungsabläufe, wie z.B. Fingerschnippen, Winken, Hüpfen oder Kopf- schütteln. Wenn nur kleine Veränderungen in diese verinnerlichten Strukturen auftreten, können dann bei Autisten heftige und starke emotionale Reaktionen entstehen (ebd.: 24 ff).
Abbildung 1- Ein Kind mit Autismus ordnet seine Spielsachen im Bett:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle (Frith 2003, in Uekermann 2012: 25).
Ein anderer Aspekt der Beeinträchtigung von autistischen Menschen ist das besondere Inte- resse an Teilaspekten von Gegenständen. Dies ist besonders bei Autisten mit Kanner- Syndrom deutlich zu finden), wie der Autist einzelne Elemente von Dingen sensorisch exzes- siv wahrnimmt. Das fühlen der Struktur eines Balles, das riechen an Papier, und das ertasten von unterschiedlichsten Gegenständen mit dem Mund wird über lange Zeit mit besonderer Faszination passieren. Häufig wird der funktionale, symbolische oder emotionale Sinn des Dings als unwichtig betrachtet. Den Spielzeugen werden nach Farben geordnet für gewöhn- lich dienen sie jedoch nicht zum Spielen. Im Bezug auf die kognitive Fähigkeiten und die Motivation des Autisten, können sich aus diesen Interessen komplizierte Themenbereiche entwickeln, mit denen sich der Autist akribisch befasst und viel Zeit in sie investiert. Noch ein weiterer Aspekt der sensorischen Wahrnehmung ist die sensorische Hypersensibilität. So können sehr kleinste Reize zur höchsten Aufregung führen (Ukermann 2012: 25). Außerdem finden es Menschen mit Autismus sehr schwer, das komplexe Gefüge von Gesellschaft und Sozialität nachzuvollziehen, deshalb verhalten sie sich nicht adäquat in der Gesellschaft und handeln im Rahmen ihren eigenen Vorstellungen und Regeln (Dallmann 2013: 192).
Das DSM-III-R stellt zur klassifikatorischen und diagnostischen Vorgehen der psychischen Störungen fünf Achsen dar (Kusch & Petermann 1991: 15 f):
I. Klinisch-psychiatrisches Syndrom
II. Entwicklungs- und Persönlichkeitsstörungen
III. Somatische Störungen und Bedingungen
IV. Schweregrad psychosozialer Stressoren
V. Globale Einschätzung des Funktionsniveaus.
Neben den „geistigen Behinderungen“ und den „umschriebenen Entwicklungsstörungen“ im DSM-III-R werden zum ersten Mal auch die „tiefgreifende Entwicklungsstörung“ auf Achse II in der Gruppe der Entwicklungsstörungen erfasst (ebd.: 16).
Die autistischen Störungen sind in der ICD-10 in vier Kernpunkten, wie folgt gegliedert:
F.84.0 Frühkindlicher Autismus
F.84.1 Atypischer Autismus F.84.5 Asperger-Syndrom
F.84.9 Nicht näher bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsstörung (krause 2011: 8).
Aktuelle Studien der letzten Jahre, aus Europa, Asien und Nordamerika, stellen etwa 1 Pro- zent der Gesamtbevölkerung dar, die eine autistische Störung haben. Vor etwa 50 Jahren wa- ren die Schätzungen bei ungefähr 0,1 Prozent der Gesamtbevölkerung (Vogeley 2012: 125). Früher waren die Zahlen der Betroffenen von autistischer Störung in etwa 10.000 Personen vier bis fünf. Die neueren Studien weisen von 60 bis 100 auf 10.000 auf. in der unteren Tabel- le werden die Häufigkeiten von der Metaanalysen dargestellt (Bölte u.a. 2011: 25).
Tabelle 1: Epidemiologie der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: (Fombonne E. 2003; Fombonne E. et al. 2009 in. Bölte u.a. 2011: 26).
The National Servey of Children´s Health (NSCH) in den USA hat eine Elternbefragung von Schulkinder zwischen (6-17Jahre) mit autistischer Störung durchgeführt. Die Datenergebnisse dieser Befragung sind deutlich in der Abbildung 2 zu sehen. Diese zeigt, dass die Autismus- Spektrum-Störung in dem Zeitraum 2011-2012 bis zu 2.00% für Kinder zwischen 6 und 17 Jahren zugenommen hat, dies bedeutet, dass die betroffene Kinder von 1 auf 50 Kinder im Vergleich zu einer ähnlichen Befragung im Jahr 2007 angestiegen sind. Im 2007 waren ist die Zahlen der Betroffenen etwa 1,16% niedriger als 2011-2012. In diesem Zeitraum entfällt 1 Kind auf 86 Kinder (NSCH 2013: 2).
Abbildung 2: Kinder mit ASS zwischen 6-17 Jahre alt. United States:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: National Health Statistics Reports (NSCH 2013: 3).
Anhand der Abbildung wird auch klar dargestellt, dass Jungs 4-mal häufiger betroffen sind als Mädchen. Bei Jungs liegt der Zahl bei 3,23% wobei Mädchen nur zu 0.70% betroffen sind. Es gibt noch andere Daten bezüglich der Gruppe und Älter, die den Leser in der Abbildung sehen kann (NSCH 2013: 2-3).
In Deutschland gehen die Studien davon aus, dass mehr als 800 000 Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen leben (Schuster 2011: 19).
Bei der Beobachtung von Kindern mit frühkindlichem Autismus werden dann vor allem drei Verhaltensweisen (Symptome) betrachtet:
Extremes Abgekapselt sein gegenüber der Umwelt Ängstliches Festhalten am Gewohnten (Veränderungsangst) Besondere Sprachauffälligkeiten So entsteht in der Abkapselung von den Autisten eine extreme Kontaktstörung, die Relation zu Personen, Dingen und Ereignissen scheint abnorm zu sein. Es werden keine Zeichen der normalen kindlichen Beziehungsaufnahme zu den Eltern, vor allem zur Mutter, kein Antwort- lächeln, fehlender Blickkontakt, keine Unterscheidung von Eltern und anderen Personen, wahrgenommen. Jedoch schenken Kinder mit autistischem Verhalten eine intensive Aufmerk- samkeit ihrer sachlichen Umwelt. Darüber hinaus knüpfen autistische Kinder keine Freund- schaften und sind unfähig beim Spielen zu kooperieren. Weiterhin fehlt ihnen das Einfüh- lungsvermögen für die Gefühle von anderen Personen. Das ängstliche Festhalten am Gewohn- ten wird klar gezeigt, wenn man die Umgebung für autistischen Menschen wechselt, erleben dann Angst- und Panikzustände.
Bei Sprachauffälligkeiten wird eine verzögerte Sprachentwicklung beobachtet und die Kinder neigen zu Wortneubildungen und zu Echolalien. Außerdem benutzen autistischen Kindern beim Sprechen von sich selbst die dritte Person „er“ anstatt die eigene Person „ich“ zu aus- sprechen. Die meisten Kinder weisen auf Stereotypien im motorischen und sprachlichen Be- reich und eine Menge von Wiederholungsphänomenen hin. Bei Kindern mit Kanner-Autismus zeigt auch Auffälligkeit in ihrer Stimme, sie ist wenig melodisch, das Aussprechen von Satz- teilen und Worten ist oft inadäquat.
Im Laufe der Entwicklung von Kindern mit autistischem Verhalten taucht eine Symptomverlagerung auf: Geräuschempfindlichkeit, Angstanfälle, psychomotorische Unruhe, Schlafstörung usw. (Remschmidt 2008: 16 ff).
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