Wissenschaftliche Studie, 2014
146 Seiten
Die Arbeit analysiert Gottfried von Straßburgs „Tristan und Isolde“ unter dem Aspekt des „homo ludens“. Sie untersucht, wie das Spiel als Strukturprinzip die Beziehung zwischen Minne, Kunst und Heilsgeschichte in der Dichtung prägt. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Rolle des Spiels im Kontext der Tristan-Isolde-Liebe zu beleuchten und die Bedeutung des Spiels für die Selbstfindung und -verwirklichung der Figuren zu analysieren.
Das erste Kapitel beleuchtet den Zusammenhang von Minne, Kunst und Spiel im Kontext der Tristan-Isolde-Liebe. Es wird argumentiert, dass Tristans Kunstfertigkeit, insbesondere im Harfenspiel, als Ausdruck seiner Selbstdarstellung und als Mittel zur Aneignung der Fremde verstanden werden kann. Das zweite Kapitel analysiert die Vorgeschichte als Präfiguration von Tristans Wesensbestimmung. Es wird gezeigt, wie Tristans Leben von Anfang an durch das Spiel geprägt ist und wie er sich in verschiedenen Rollen versucht. Das dritte Kapitel untersucht die Unverfügbarkeit des Anfangs und Tristans Weg ins Leben als Rollenspiel. Es wird deutlich, dass Tristan seine Identität durch das Spiel und die Aneignung verschiedener Rollen konstruiert. Das vierte Kapitel analysiert die Schwertleite als einen Akt, der das Sagbare überschreitet und Tristans Aufnahme in die höfische Gesellschaft markiert. Das fünfte Kapitel beleuchtet Tristans Selbstproduktion in der Praxis des Kampfes. Es werden verschiedene Kampfszenen analysiert, die als Ausdruck von Tristans Selbstfindung und -verwirklichung interpretiert werden können. Das sechste Kapitel untersucht Tristans Heilung als Spiel mit dem Spiel. Es wird gezeigt, wie Tristan durch das Spiel seine inneren Wunden heilt und zu sich selbst findet. Das siebte Kapitel analysiert Isolde als lebendes Werk des Künstlers Tristan. Es wird deutlich, wie Isolde als Objekt von Tristans Kunstfertigkeit und als Ausdruck seiner Liebe verstanden werden kann. Das achte Kapitel beleuchtet Tristans Rolle als Meister der Hofintrige in einem doppelbödigen Spiel von Schein und Wahrheit. Es wird gezeigt, wie Tristan durch List und Täuschung seine Ziele verfolgt. Das neunte Kapitel untersucht das Spiel um die Verwirklichung des Minneschicksals. Es wird deutlich, wie Tristan und Isolde in einem komplexen Spiel um ihre Liebe kämpfen. Das zehnte Kapitel analysiert den Auftritt am Gerichtstag und die Rolle von Isolde als das verderspil der Minne. Es wird gezeigt, wie Isolde als Objekt von Tristans Spiel und als Spiegelbild seiner Liebe verstanden werden kann. Das elfte Kapitel beleuchtet die ambivalenten Mächte der Nachtseite des Bewusstseins: Drachenkampf, Brunnenschlaf und Minnetrank. Es wird gezeigt, wie diese Elemente als Ausdruck von Tristans inneren Konflikten und seiner Suche nach Liebe und Glück interpretiert werden können. Das zwölfte Kapitel untersucht das Spiel von List und Gegenlist am Hofe als teidinc. Es werden verschiedene Szenen analysiert, die als Ausdruck von Tristans strategischem Vorgehen und seiner Fähigkeit zur Manipulation interpretiert werden können. Das dreizehnte Kapitel analysiert das „Spielzeug“ Petitcriu als Objektivation des Trugbildes der Minne. Es wird gezeigt, wie Petitcriu als Spiegelbild der Tristan-Isolde-Liebe und als Ausdruck von Tristans Sehnsucht nach Liebe und Glück verstanden werden kann. Das vierzehnte Kapitel beleuchtet die Verlagerung des Spielraumes der Minne in die Innerlichkeit. Es wird gezeigt, wie Tristan und Isolde in der Minnegrotte ein reines spil erleben, das von der Außenwelt abgeschnitten ist. Das fünfzehnte Kapitel analysiert die Beziehung zwischen Ars venandi und ars amandi. Es wird gezeigt, wie Tristans Jagdkünste als Ausdruck seiner Liebe und seiner Fähigkeit zur Selbstbeherrschung verstanden werden können. Das sechzehnte Kapitel untersucht das im Herzen begrabene lebende paradís und die Verkehrung des spils durch die huote. Es wird gezeigt, wie Tristans Liebe zu Isolde als Ausdruck seiner Sehnsucht nach einem idealen Zustand verstanden werden kann. Das siebzehnte Kapitel analysiert Tristan als Spieler im Spiel der eigenen Liebe. Es wird gezeigt, wie Tristan in einem komplexen Spiel um seine Liebe kämpft und wie er sich selbst in diesem Spiel verliert. Das achtzehnte Kapitel beleuchtet den Prolog als das „Ende“ der unvollendeten Dichtung. Es wird gezeigt, wie der Prolog als ein Spiegelbild von Tristans Leben und seiner Liebe verstanden werden kann. Das neunzehnte Kapitel untersucht die Tristanminne als Imitatio des Heilsgeschehens. Es wird gezeigt, wie Tristans Liebe zu Isolde als ein Ausdruck von Gottes Liebe und als ein Spiegelbild des christlichen Heilsgeschehens verstanden werden kann.
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den „homo ludens“, die Tristan-Isolde-Liebe, Minne, Kunst, Spiel, Heilsgeschichte, Selbstfindung, Selbstverwirklichung, Rollenspiel, Hofintrige, List, Täuschung, Minnetrank, Drachenkampf, Brunnenschlaf, Petitcriu, Minnegrotte, Ars venandi, ars amandi, lebende paradís, Prolog, Imitatio, Heilsgeschehen.
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Gast
Gottfrieds geniales und eigenwilliges Werk gibt der Tristanforschung immer noch Rätsel auf. Die Arbeit von Gertraud Pippow ist dazu angetan, das Geheimnis ein wenig zu lüften.
Auf hohem begrifflichen Niveau öffnet sie dem kompetenten Leser einen schlüssigen und komplexen Deutungszusammenhang und bietet ihm eine gedanklich spannende Lektüre mit vielen originellen Detailanalysen.
Dr. Christa Pfarr
am 6.10.2014