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Bachelorarbeit, 2014
58 Seiten, Note: 1,3
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Danksagung
1 Einleitung
2 Ökotourismus
2.1 Definition
2.3 Akteure im Ökotourismus
2.4 Interessen der Akteure
2.5 Allgemeine Rahmenbedingungen
2.6 Raumtheoretischer Hintergrund
3 Die Uckermark
3.1 Abgrenzung der Untersuchungsgebiete
3.2 Tourismus in Großschutzgebieten
3.3 Touristisches Potenzial
3.3.1 Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusregionen 2012/13
4 Methodik
5 Empirische Ergebnisse
5.1 Ökotourismus in der Uckermark
5.1.1 Ökotouristische Angebote
5.1.2 Förderung
5.1.3 Annahme bei Konsumenten
5.1.4 Bedeutung für die regionale Entwicklung
5.1.5 Ökotouristische Kooperationen
5.1.6 Probleme und Konfliktpotenzial
5.1.7 Zukunftsaussichten
6 Fazit
Literatur
Dokumente
Eidesstattliche Erklärung
Anhang
Abb. 1: Ökotourismus im Vergleich zu anderen Tourismusarten
Abb. 2: Konzeption des Ökotourismus
Abb. 3: Das integrative Nachhaltigkeitsmodell
Abb. 4: Formen von Ökoreisen
Abb. 5: Interessen der Akteure
Abb. 6: Die Untersuchungsgebiete in der Uckermark
Abb. 7: Magisches Fünfeck der nachhaltigen touristischen Entwicklung
Abb. 8: Naturerlebniszentrum Blumberger Mühle
Abb. 9: Windpark in der Uckermark
Abb. 10 : Logo der Regionalmarke Uckermark
Abb. 11: Probleme und Konfliktpotenzial in der touristischen Nutzung
Tab. 1: Differenzierung der Akteure nach Art ihres Involvierens
Tab. 2: Typen des alltäglichen Geographie-Machens
Tab. 3: Übersicht zu Organisationen und Professionen der Interviewten
Ich bedanke mich bei all jenen, die mich während der Arbeitszeit unterstützt und motiviert haben, allen voran meine Familie und engsten Freunde. Für die fachliche Betreuung möchte ich mich herzlich bei Herrn Dr. Tilo Felgenhauer bedanken. Ebenfalls bedanke ich mich bei den Teilnehmern der empirischen Studie im Raum Prenzlau und Templin, die mich mit guten und ehrlichen Antworten unterstützt sowie mit weiterem Informationsmaterial versorgt haben.
Für die Bewohner der Industrieländer ist das Reisen ein Privileg und so reisen sie an die exotischsten Destinationen weltweit. Dabei werden Reiseentscheidungen oft wenig rational und vielfach zufallsbedingt getroffen (BECKER 1996:164). Die dadurch entstehenden Umweltbelastungen sind den Reisenden meist nicht bewusst oder werden ignoriert (ebd.). Aber eine Urlaubsreise bedeutet nicht immer ein Pauschalurlaub in großen Hotelanlagen, sondern immer öfters ein Urlaub mit der Natur (FIEDLER 2008:3). Aus einer kleinen Randgruppe von Naturtouristen entwickelte sich ein wichtiger Motor im Tourismus. Laut der ECOTOURISM SOCIETY (2007:o.S.) wuchs der Anteil des Ökotourismus am gesamten Tourismusvolumen in den 90er Jahren um 20 % bis 34 % pro Jahr. Ökotourismus bedeutet eine nachhaltige Tourismusentwicklung. Diese soll den heutigen Bedürfnissen der Touristen und Gastregionen gerecht werden, während sie die Zukunftschancen wahrt und erhöht (BfN 2013:o.S.). Die nachhaltige Tourismusentwicklung hat zum Ziel, wirtschaftliche, soziale und ästhetische Erfordernisse zu erfüllen und gleichzeitig kulturelle Integrität, sowie grundlegende ökologische Prozesse, Biodiversität und die Lebensgrundlagen zu erhalten (ebd.). Die Gewährleistung des Managements aller Ressourcen ist dabei das zentrale Thema (ebd.). Aus geographischer Sicht ergibt sich ein Spannungsfeld zwischen Natur und Tourismus. Denn der immer bedeutendere Wirtschaftszweig Tourismus beeinflusst die Natur und somit deren räumliche Gestaltung (ELLENBERG et al. 1997:1). Die Aufgabe des Ökotourismus besteht darin, tragfähige Kompromisse zwischen touristischen Bedürfnissen und Umwelterhaltung zu finden (ebd.). So eröffnet sich ein Bereich, der eine Synthese aus den natur- und kulturwissenschaftlichen Teildisziplinen der Geographie erfordert (ELLENBERG et al.1997:1).
Ziel dieser Arbeit ist es, den Ökotourismus in seinem Potenzial einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen, zu untersuchen. Aber auch das Konfliktpotenzial, welches sich zwischen Natur und Tourismus sowie der lokalen Bevölkerung ergibt, näher zu betrachten. Die empirischen Untersuchungen erfolgen anhand der Uckermark, gelegen im Nordosten Deutschlands. Die Region hat bereits den Bundeswettbewerb für „Nachhaltige Tourismusregionen 2012/13“ gewonnen. Umso interessanter ist es, in der Empirie heraus zu finden, ob sich die Uckermark ganzheitlich oder nur differenziert als nachhaltige Tourismusregion herausstellt. Die nächsten Kapitel folgen der Argumentationslinie, angefangen bei den theoretischen Grundlagen des Ökotourismus.
Dabei soll versucht werden, den Ökotourismus von anderen Tourismusformen abzugrenzen, die verschiedenen involvierten Akteure zu erörtern und die allgemeinen Rahmenbedingungen abzustecken. Im weiteren Verlauf erfolgen eine Erläuterung des Untersuchungsgebietes, die Methodik zu den empirischen Untersuchungen und letztendlich die Ergebnisse dieser Empirie. Die Forschungsfragen zielen im Wesentlichen auf die ökotouristischen Angebote, regionale Entwicklung und Probleme bzw. Konfliktpotenziale ab. Anhand dieser Kriterien soll die nachhaltige Entwicklung durch den Ökotourismus in der Uckermark ermittelt werden. Die letzten Kapitel beschäftigen sich mit den Zukunftsaussichten für weitere Chancen einer Entwicklung und dem Fazit in dem die Frage, ob Ökotourismus letztendlich zu einer nachhaltigen Entwicklung führt und somit die Lebensweise der lokalen Bevölkerung positiv beeinflusst, beantwortet wird.
Dieses Kapitel bildet die theoretische Grundlage dieser Arbeit. Denn Ökotourismus ist ein nicht eindeutig definierter Begriff. Zudem unter dieser Begrifflichkeit vielschichtige Aspekte enthalten sind, wie beispielsweise die Rahmenbedingungen zur Umsetzung von Ökotourismus, die Interessen der Akteure und aus geographischer Sicht die räumlichen Bezüge.
Der Wortursprung des Begriffs Ökotourismus stammt aus dem Englischen „ecotourism“ und wurde anschließend ins Deutsche übersetzt. Parallel zu dem in der Wissenschaft gebräuchlichen Begriff „ecotourism“, tauchte dieser in den Medien und touristischen Privatsektor auf, darunter wurden naturbezogene Reiseangebote vermarktet (STRASDAS 2001:4). Durch diesen inflationären Gebrauch entstanden große Definitionsunschärfen, da der Begriff in alle Bereiche beliebig auslegbar war (ebd.). So ist es dringend notwendig Ökotourismus eindeutig zu definieren. Ökotourismus ist ein Konzept welches sich aus Naturschutz und Tourismus zusammensetzt. Eine konkretere Definition nach STRASDAS (2001:6) lautet folgendermaßen: „Ökotourismus ist eine Form verantwortungsbewussten Reisens in naturnahe Gebiete, bei dem das Erleben von Natur im Mittelpunkt steht. Ökotourismus minimiert negative ökologische und sozio- kulturelle Auswirkungen, trägt zur Finanzierung von Schutzgebieten oder Naturschutzmaßnahmen bei und schafft Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung. Indirekt soll Ökotourismus die Naturschutzakzeptanz relevanter gesellschaftlicher Akteure erhöhen“.
Wichtig ist es dabei zu verstehen, dass Ökotourismus ein Idealbild von hundertprozentiger Nachhaltigkeit ist und nicht in vollkommener Form erreicht werden kann (AUGENER 2012:19). Jedoch tauchen bei der Begriffsdefinition, wie oben angedeutet, Unschärfen und Überlappungen auf, gerade bei der Abgrenzung zu anderen Tourismusformen. So werden neben Ökotourismus Begrifflichkeiten wie nachhaltiger Tourismus, sanfter Tourismus oder Naturtourismus verwendet. Diese sorgen für Verwirrung.
Der Begriff „Nachhaltiger Tourismus“ und „Sanfter Tourismus“ umfasst die Elemente Umweltverträglichkeit, Sozialverträglichkeit, regionale Wertschöpfung und eine neue Kultur des Reisens (AUGENER 2012:19). Nach STRASDAS (2011:18) ist der sanfte Tourismus allerdings ein Vorläuferkonzept, das sich auf den deutschen Sprachraum beschränkt.
Nachhaltiger Tourismus und Ökotourismus hängen natürlich eng zusammen. Jedoch muss differenziert werden, da nachhaltiger Tourismus alle Tourismusformen einschließt. Ökotourismus bezieht sich dagegen nur auf die naturbezogenen Tourismusarten (STRASDAS 2001:7). Ökotourismus ist somit nur ein kleiner Teil des Welttourismus. Er grenzt sich weiterhin von anderen naturbezogenen Tourismusarten durch die angebotenen Aktivitäten ab. Beispielsweise der Strandtourismus, wobei der Strand auch künstlich sein kann, sowie oftmals ein Unterhaltungsangebot und Shopping-Möglichkeiten geboten werden.
Naturtourismus ist eine Form des Reisens in naturnahe Gebiete, bei dem das Erleben von Natur im Mittelpunkt steht (STRASDAS 2001:7). So kann der Naturtourismus als Oberbegriff zum Ökotourismus aufgefasst werden. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Tourismusformen ist, dass Naturtourismus touristische Nachfragesegmente und Angebotsformen beschreibt und Ökotourismus eher als Entwicklungskonzept und nach dessen Auswirkungen identifizierbar ist (STRASDAS 2001:8).
Zusammenfassend stellt der Ökotourismus, wie in Abbildung 1, eine Untergruppe des nachhaltigen Tourismus und Naturtourismus dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Ökotourismus im Vergleich zu anderen Tourismusarten (TIROL TOURISM RESEARCH 2012:o.S.)
Die Konzeption des Ökotourismus basiert vorwiegend auf dem Naturgenuss und dem Beitrag zum Umweltschutz (ELLENBERG et al. 1997:55). Das Modell funktioniert wie eine Handlungskette: Durch einen umweltverträglichen Tourismus, sprich den Schutz und die Bewahrung der natürlichen Ressourcen im Einklang mit der lokalen Bevölkerung, wird Geld in die Kassen der Gastgeber gespült und dadurch wiederum soll der Schutz der Natur finanziert werden (ebd.). So ist es denkbar, dass durch Tourismus die Natur, Kultur und soziale Identität in der Zielregion erhalten werden (ELLENBERG et al. 1997:55). Durch diese Konstruktion, wie in Abbildung 2 dargestellt, wird dem Ökotourismus ein Doppelcharakter zugesprochen, so grenzt er sich klar von den anderen Tourismusformen ab (FIEDLER 2008:12). Zunächst entstehen höhere Kosten für den Schutz aber langfristig gesehen, kann dieser zu ökonomischer Sicherheit beitragen, da die Sehenswürdigkeiten der Natur über viele Jahre erhalten bleiben (FIEDLER 2008:13). Ökotourismus dient somit einerseits dem Schutz der Natur bzw. Biodiversität und zum anderen der ökonomischen Entwicklung der Zielregion (ebd.). Mit dieser Konzeption wurden die globalen Kriterien für einen nachhaltigen Tourismus entwickelt, diese stellen einen Mindeststandard in kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Bereichen dar (EOS SUSTAINABLE TOURISM DEVELOPMENT 2010:o.S.). Die Kriterien sind im Anhang (Tab. 1-1) in ihrer Gesamtheit aufgeführt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Konzeption des Ökotourismus (FIEDLER 2008:12)
Ziele des Ökotourismus sind nach STRASDAS (2001:9) auf der programmatischen Ebene zunächst die ökologische und sozio-kulturelle Verträglichkeit. Dabei sind die Minimierung von Eingriffen in die Natur und die Partizipation der lokalen Bevölkerung bei wichtigen Management-Entscheidungen gefordert (ebd.). Ein weiteres Ziel ist der sozio-ökonomische Nutzen. Dabei steht die Rentabilität, Finanzierung von
Naturschutzvorhaben oder Schutzgebieten und die Schaffung von Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung im Vordergrund. Das Interesse des Naturschutzes liegt so in der Maximierung des wirtschaftlichen Nutzens und einer größtmöglichen Breitenwirksamkeit (STRASDAS 2001:9).
Das dritte und zentrale Ziel des Ökotourismus ist die Naturschutzakzeptanz der lokalen Bevölkerung. Dieses Ziel kann auf der Basis von ökonomischem Nutzen, erhöhten Umweltbewusstsein und durch relevante politische Entscheidungen geschehen (STRASDAS 2001:10).
Diese Ziele können nur verwirklicht werden, wenn genaue Bestimmungen und Richtlinien von den zuständigen Institutionen und Behörden vorgegeben werden (CEBALLOS-LASCURAIN 1996:20). Aufgrund der Ziele und Eigenschaften des Ökotourismus kann die Konzeption als ein integratives Nachhaltigkeitsmodell aufgefasst werden. Dieses Modell wird anhand der Abbildung 3 visualisiert. Die Nachhaltigkeit wird dabei integriert dargestellt, da es zahllose Wechselwirkungen zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Gegebenheiten und Entwicklungen gibt (SACHSEN 2014:o.S.). Um eine gelungene Nachhaltigkeit zu repräsentieren, sollten diese Gegebenheiten gleichermaßen bedient werden. Die Überschneidung der Kreise in der Mitte, wie in Abbildung 3 zu erkennen, bilden in der Schnittmenge die Nachhaltigkeit, diese soll die gegenseitige Verknüpfung und Abhängigkeit zueinander symbolisieren (SACHSEN 2014:o.S.).
Bei dem integrativen Nachhaltigkeitskonzept anhand des Ökotourismus stellt der ökologische Aspekt den Schutz und die Entwicklung des natürlichen und kulturellen Erbes dar (BfN 2013:o.S.). Soziales wird durch die Verbesserung der Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung repräsentiert und die wirtschaftliche Stärkung in der Region steht für die Ökonomie (ebd.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Das integrative Nachhaltigkeitsmodell
Ökoreisen gibt es in unterschiedlichen Formen und ist mehr als das Reisen in idyllische Naturräume. Diese Art des Reisens wird anhand ihres Naturaspekts, der wirtschaftlichen Erträge für die Einheimischen und der Unterstützung von Naturschutzprojekten bewertet (AUGENER 2012:7). Ob eine Reise zum Ökotourismus zählt oder nicht, wird nicht nach dem Bildungsstand der Touristen, deren Reisekosten, ethischen Grundüberzeugungen oder die Kenntnisse über die Destination und ihre Naturräume entschieden (ELLENBERG et al. 1997: 69). In Abbildung 4 werden die unterschiedlichen Formen von Ökoreisen dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Formen von Ökoreisen (AUGENER 2012:7)
Im System Ökotourismus agieren folgende Akteure miteinander: Die lokale Bevölkerung, die Touristen, die Tourismusunternehmen und die Tourismuspolitik durch Tourismusorganisationen. Im Tourismus sind Touristen die primären Akteure, da sie die Nachfrager des Ökotourismus sind (STRASDAS 2001:59).
Die Akteure des Ökotourismus sind jedoch um einiges vielseitiger im Vergleich zum Massentourismus. So ist es von großer Wichtigkeit die unterschiedlichen Interessen und Belange der Akteure zu identifizieren, nur so können ökotouristische Projekte zum Erfolg führen (BLACK & CRABTREE 2007:137). Nach STRASDAS (2001:80) und ELLENBERG et al. (1997:57) lassen sich die Ökotouristen nach Vereinfachung in drei Gruppen einteilen: Die sanften Stillen, die anspruchsvollen Naturkonsumenten und die idealen Ökotouristen. Die Tabelle 1 soll den Sachverhalt der Differenzierung der Akteure nochmals übersichtlich darstellen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 1: Differenzierung der Akteure nach Art ihres Involvierens (in Anlehnung an STRASDAS 2001:80)
Die Gruppe der sanften Stillen ist charakterisiert durch Menschen die in kleinen Gruppen oder als Einzelreisende unterwegs sind. Motive der Reise sind naturnahe Räume, hohe ethische Werte und traditionelle Bevölkerungsgruppen (ELLENBERG et al.1997:57). Die Reisenden nehmen sich viel Zeit und sind gut vorbereitet (ebd.). Außerdem nutzen sie öffentliche Verkehrsmittel und versuchen in Kontakt mit der lokalen Bevölkerung zu kommen (ebd.). Sie machen längere Aufhalte in ländlichen Regionen und kommen gerne zu alten Reisezielen zurück (ebd.).
Die Gruppe der anspruchsvollen Naturkonsumenten besteht aus Menschen, die finanziell unabhängig sind und dieses Vermögen für ihre persönlichen Wünsche einsetzen (ELLENBERG et al. 1997:57). Im Vergleich zu der Gruppe der sanften Stillen reisen sie nur wenige Tage und bereiten sich kaum vor (ebd.). Die lokale Bevölkerung wird ausgeblendet. Die Ansprüche an die Unterbringung und Beförderung sind sehr hoch (ELLENBERG et al. 1997:58). Hauptmotiv dieser Gruppe ist die Erholung, dabei wird die Natur als Konsumgut betrachtet, besonders die exotische Flora und Fauna haben eine besonders hohe Anziehungskraft (ebd.). Naturschutzvorhaben könnten durch die Einnahmen der Reise mitfinanziert werden, dies steht jedoch nicht im Interesse der Touristen (ebd.).
Die Gruppe der idealen Ökotouristen umfasst Menschen mit hohem Einkommen, die viel Zeit für naturorientierte Reisen aufbringen möchten (ELLENBERG et al. 1997:58). Sie haben ein gewisses Bewusstsein über die negativen Effekte ihrer Reise und möchten diese weitgehend reduzieren (ebd.). Diese Öko-Touristen bemühen sich regionale Produkte zu konsumieren und bevorzugen, trotz hoher Ansprüche, kleine familiäre Unterkünfte (ebd.). Sie haben ein großes Interesse für ökologische Wechselbeziehungen, anthropogene Einflüsse, biologische Zusammenhänge, geographische Rahmenbedingungen und an der lokal ansässigen Bevölkerung (ebd.). Diese Gruppe trägt willig zu Naturschutzvorhaben bei, jedoch realistisch gesehen, gehört niemand permanent der Gruppe der idealen Ökotouristen an (ELLENBERG et al. 1997:58).
Damit ein ökotouristisches Vorhaben geplant und durchgeführt werden kann, ist ein guter Informationsaustausch und konstruktive Zusammenarbeit unter allen, in Tabelle 1 aufgeführten Akteuren und Institutionen, wichtig. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass nicht nur mögliche Gewinne geteilt werden, sondern auch bestimmte Risiken (ebd.). Langfristig gesehen, sind positive Effekte nur durch Kooperationen und Interaktion zu erreichen.
Im Sinne des Naturschutzes gibt es unterschiedliche Interessen und Einstellungen die aufeinander treffen und koordiniert werden müssen. In Abbildung 5 sind die grundsätzlichen kontroversen Interessen der Akteure dargestellt.
Primär stehen den kurzfristigen materiellen Eigeninteressen, die langfristigen ideellen Sachinteressen der Akteure gegenüber. Oft ist die Handlungsweise von Akteuren durch die Realisierung kurzfristiger Interessen (z.B. unmittelbare Bedürfnisbefriedigung, schnelle Amortisierung von Investitionen) geprägt (STRASDAS 2001:20). Bei begrenzten Ressourcen können die kurzfristigen Interessen mit den langfristigen Interessen in Konflikt geraten, wenn kein ausgewogenes Verhältnis zwischen ihnen zu erreichen ist oder nicht bekannt ist, wie sich die Interessen langfristig sichern lassen (ebd.). Bei der Umsetzung von Ökotourismus spielt bei touristischen Unternehmen und der lokalen Bevölkerung meist das materielle Eigeninteresse eine Rolle. Das beinhaltet neben der Wirtschaft aber auch körperliche Gesundheit und eine intakte Natur (STRASDAS 2001:20).
Die Sachinteressen werden durch kollektive Akteure, wie z.B. Fachressorts von Politik und Verwaltung, vertreten (STRASDAS 2001:21). Sie erfüllen bestimmte Aufgaben die 11 ihnen von der Gesellschaft oder bestimmten Interessengruppen übertragen wurden (ebd.).
Dominierende Eigeninteressen können jedoch gegenüber den Gemeinwohlinteressen der Akteure führende Handlungsmotive hervorbringen (AUGENER 2012:12). Zudem ergibt sich weiteres Konfliktpotenzial aus den verschiedenen räumlichen Ebenen der Sachinteressen. So können beispielsweise die Realisierung von internationalen Interessen etwaige Behinderungen auf der nationalen oder regionalen Ebene hervorrufen (ebd.).
Die Umsetzung von Akteursinteressen in zielgerichtete Handlungen ist Teil der handlungstheoretischen Ansätze, zugehörig den sozialgeographischen Ansätzen nach WERLEN (2008). Diese Theorie wird im Kapitel 2.6 ausführlich behandelt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Interessen der Akteure
Für die Durchführung von ökotouristischen Projekten sollten bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt werden. Nach STRASDAS (2001:127) sind die Grundvoraussetzungen für den Erfolg ökotouristischer Konzepte die Existenz einer Infrastruktur, was vor allem Anreisen mit dem öffentlichen Personennahverkehr betrifft, und die politische Stabilität des Landes. Zur Implementierung des Ökotourismus zählen neben Transportmitteln, auch eine stabile Währung und gute Fernmeldenetze (STRASDAS 2001:127).
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