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Bachelorarbeit, 2012
60 Seiten, Note: 1.3
1. Einleitung
1.1. Ausbau der Windenergie in Deutschland
1.2. Entwicklung der Windenergienutzung im Wald
1.3. Zielsetzung der Entwicklung des Leitfadens:
2. Grundlagen der Windenergienutzung in Waldgebieten
2.1. Physikalische Grundlagen
2.1.1. Turbulenzeinfluss
2.1.2. Rauhigkeitslänge
2.1.3. Interne Grenzschicht
2.2. Technische Rahmenbedingungen
2.2.1. Bevorzugte WEA für Schwachwindstandorte
2.2.2. Turmauslegung
2.2.3. Fundamentauslegung
3. Standorteignung für Windparks in geschlossenen Waldgebieten
3.1. Wald ist nicht gleich Wald
3.2. Windressourcenprognose
3.3. Ausgleichs-& Ersatzmaßnahmen
3.4. Infrastrukturelle Besonderheiten
4. Naturschutzfachliche Betrachtungen
4.1. Aktionsbereich der Fauna
4.2. Waldfunktionskartierung
4.3. Waldumwandlung nach den Landeswaldgesetzen
4.4. Multifunktionale Nutzung der Rodungsfläche
4.5. weitere Umwelteinflüsse
4.5.1. Brandgefahr
4.5.2. Eisansatz an WEA im Wald
4.5.3. Schallemissionen und Sichtbehinderung
5. Projektplan für die Errichtung eines Windparks im Wald
6. Zusammenfassung: Argumente für die Auslegung von WEA im Wald
7. Literaturverzeichnis
8. Anhang
Die Windenergienutzung in Waldgebieten ist durch die derzeitigen technischen Möglichkeiten und innovativen Weiterentwicklungen der Windenergieanlagen seit einigen Jahren eine Standortalternative Onshore für den Ausbau der Windenergie geworden und wird mit progressiver Tendenz dort realisiert. Besonders in Bundesländern mit großen Waldgebieten spiegelt diese Entwicklung die Möglichkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien wieder.
Da Windenergieanlagen in Deutschland bislang größtenteils im Offenland installiert wurden, sind die Herausforderungen, denen sich das Projektmanagement bei Windenergieprojekten in Wäldern stellen muss, deshalb nur peripher bekannt. Dementsprechend wenig ist über die im Wald auftretenden Konflikte bekannt. Die wesentlichen Projektprozesse und dessen Auswirkungen lassen sich jedoch aus Untersuchungen, die an anderen Standorten durchgeführt wurden, auf den Wald übertragen. Im Fokus stehen dabei, neben den Beeinträchtigungen auf die Ökologie des Waldes auch die Wirtschaftlichkeit und die logistischen Hürden eines derartigen Projektes. Da für eine Anlagenzulassung den Anforderungen des Naturschutz-rechts genügt werden muss, kann dort nur auf die bisher gewonnenen Erkenntnisse aus der Ausbausituation in der offenen Landschaft zurückgegriffen werden. Die vorliegende Arbeit erläutert unter Berücksichtigung des aktuellen Wissensstandes diese Themenkomplexe und stellt die Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit der vorliegenden Erkenntnisse auf Waldstandorte dar.
Als Voraussetzung und wesentliche Einflussgröße im Zuge des Windenergieausbaus werden zunächst die Grundlagen der Windenergienutzung in Waldgebieten und die Standorteignung für Windparks in geschlossenen Waldgebieten beleuchtet, sowie eine naturschutzfachliche Betrachtung abgegeben. Anschließend werden darauf aufbauend die Möglichkeiten zur Vermeidung und Minderung von ökologischen Konflikten aufgezeigt. Weiterhin wird eine Projektplanung für die Errichtung eines Windparks im Wald im Speziellen behandelt.
Nach den Kernreaktorereignissen im Frühjahr 2011 in Fukushima traf die aktuelle Bundesregierung die Entscheidung über die Rücknahme der intendierten Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken. Seitdem kommt es immer wieder zu kontroversen Debatten, in denen die generelle Energiewende diskutiert wird. Energieeffizienz und Energieeinsparmaßnahmen nehmen dabei eine wesentliche Rolle bei der Neuorientierung der Energiepolitik ein. Zudem ist die Umstrukturierung in eine dezentrale und nachhaltige Energieversorgung, die in Zukunft vor allem aus regenerativen Energien bestehen soll, maßgebend. Dazu müssen die konventionellen endlichen Energieträger sukzessiv von erneuerbaren Energieträgern ersetzt werden. Seitens der Regierung wurden dazu Beschlüsse zur Beschleunigung der Energiewende formuliert, in denen die Stromerzeugung aus regenerativen Energien einen Anteil von 35% bis zum Jahr 2020, 50% bis zum Jahr 2030 und sogar 80% bis zum Jahr 2050 erreichen soll. Um diese Ziele verfolgen zu können, sind Auflockerungen der rechtlichen Rahmenbedingungen und Forcierungen von Genehmigungsverfahren unerlässlich. Die Windenergienutzung soll dabei die Hauptkomponente der Energiegewinnung bilden1 und wird deshalb auch durch politische Entschlüsse wie dem aktuellen Erneuerbaren Energien-Gesetz (EEG) gestärkt.
Diese völlige Veränderung im Bewusstsein der Bevölkerung sowie in der Regierungspolitik machen es notwendig und unerlässlich, die notwendigen Rahmenbedingungen und Genehmigungsverfahren vor allem bei der favorisierten Windenergienutzung transparent und übertragbar auf die Praxis zu gestalten.
Neben den energetisch günstigen Potentialen, die die Offshorewindenergienutzung aufweist, gibt es jedoch auch im Binnenland noch ein enormes Ausbaupotential der Windenergienutzung. Hier sind aber die konfliktärmeren Standorte in den nördlichen Bundesländern bereits recht stark ausgenutzt. Mit den Maßnahmezielen des Energiekonzepts der Bundesregierung von 2010 und der Energiewende 20112 müssen daher zusätzlich Potentialflächen für den Betrieb von Windenergieanlagen (im Folgenden WEA genannt) erschlossen werden. Wie eine Studie zum Potenzial der Windenergienutzung an Land des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES)3 von 2011 ergeben hat, kann der Flächenbedarf auch durch die Nutzung von Waldgebieten kompensiert werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten4
„Die nutzbaren Waldflächen, die außerhalb von Schutzgebieten liegen, machen 4 % der deutschen Gesamtfläche aus. Damit können auch Waldflächen einen wesentlichen Beitrag für die Nutzung der Windenergie an Land leisten.“5
Die Gesamtwaldfläche beträgt in Deutschland 11.075.799 ha. Dies entspricht etwa 31% der gesamten Landesfläche von Deutschland. Die Baumbestände lassen sich prozentual wie folgt unterteilen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten5
Die vom IWES untersuchten Flächen in Wäldern beziehen sich auf die Waldtypen Laubwald, Nadelwald, Mischwald und Wald-Strauchübergangsformen. Aktuell liegt die Nutzung der bebauten Flächen im Wald bei 0,4 % der Gesamtflächen, wie Abbildung 1 verdeutlicht:
Ein bisher ungenügend berücksichtigtes Windpotential bieten süddeutsche Binnenstandorte. Laut der IWES-Studie hat das theoretische Potential des nutzbaren Walds ohne Schutzgebiet allein in Bayern eine Fläche von ca. 4500 km2 7.
Auch wenn mittlere Windgeschwindigkeiten in diesen Gebieten gering sind, gibt es trotzdem einige Schwachwindstandorte, an denen sich mit angepasster Technik wirtschaftlich Strom erzeugen lässt.
„Mit der Windenergie steht eine weitere regenerative Ressource im Wald zur Verfügung, die nur minimale Flächen benötigt“, betont Reinhard Strobl von den Bayerischen Staatsforsten. „Voraussetzung für die Nutzung der Windkraft auf Staatswaldflächen ist, dass der Wald im Umfeld vielfältiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie Erholungsgebiet für uns Menschen bleibt“, so Strobl.8
Großflächige Waldgebiete sollten dabei kein Hindernis für Planungsvorhaben darstellen, nicht nur, weil sie von Siedlungen meist genügend Abstand haben und somit das Konfliktpotential hinsichtlich Schatten und Schall gering ist, sondern auch, weil eine vernetzte Verkehrsinfrastruktur für Bauvorhaben oft schon vorhanden ist. Ein entscheidender Faktor ist jedoch die technische Weiterentwicklung der WEA in Bezug auf die zunehmende Nabenhöhe, die es erst möglich macht, viele zusätzliche Standorte für die Windenergie zu erschließen.
Gerade in südlicheren Regionen der Republik ist eine Expansion der Windenergienutzung dringend erforderlich, um den energiepolitischen Vorgaben nachzukommen und einen Ausgleich mit der Stromerzeugung aus Windenergie in den stark vertretenden nördlichen Regionen zu schaffen. Denn große Netzausbauvorhaben mittels Höchstspannungstrassen um volatilen Strom von Nord nach Süd zu transportieren, weisen durchaus mehr Probleme auf, als die Energiegewinnung und Versorgung vor Ort.
Dabei ist die Idee, WEA in Waldgebieten zu errichten, nicht neu. Speziell in Deutschland gibt es bereits einige Windparks auf Höhenlagen, die in Forstwäldern realisiert wurden9. Die Auswahlverfahren für geeignete Gebiete sowie die räumliche Regulierung und die Zulassung von Anlagen zur Windenergienutzung sind dabei nicht grundsätzlich anders als bei Projekten in Offenlandschaften. Nur im Gestehungsprozess, von der Planungsidee bis zur Umsetzung, gibt es Abweichungen, die hier näher thematisiert werden sollen.
Als Konsequenz der oben geschilderten Problemlage erscheint es sinnvoll und hilfreich, ein Leitfaden für die Auslegung von WEA zu entwickeln, die im Wald errichtet werden. Dabei sollen die Themenkomplexe Ökologie, Ökonomie und Logistik unter besonderer Berücksichtigung beleuchtet werden. Mit Hilfe des Leitfadens sollen die Handlungsvorschriften einer Projektierung in geschlossenen Waldgebieten verdeutlicht werden. Zudem werden in diesem Wegweiser kritische Punkte aufgezeigt, die bei der Auslegung von Windenergieanlagen im Wald zu beachten sind. Dazu gehören neben den besonderen technischen Herausforderungen, die Oberflächeneigenschaften, die die Windenergienutzung in geschlossenen Waldgebieten erschweren, sowie die Problematik der generellen Standorteignung von Windparks in Wäldern.
Insgesamt soll die Arbeit einen vielseitigen Zugang zu der Thematik Windenergie im Wald aus technischer, naturschutzfachlicher sowie rechtlicher Perspektive möglich machen, um auftretende Konflikte einordnen und gegebenenfalls bewerten zu können. Darüber hinaus können auf der Basis des derzeitigen Wissensstandes Empfehlungen für den Umgang mit den Leitgedanken in der Praxis geboten werden.
Da es sich um die prozessorientierte Entwicklung eines Leitfadens handelt, könnte dieser in Anbetracht von realen Projekten zukünftig fortgeführt werden, sodass letztendlich ein Leitfaden entsteht, der im Laufe der Zeit immer mehr standardisierte Vorgänge aus Projekten der Windenergienutzung aufweisen soll.
Die physikalischen Grundlagen dieses Kapitels erläutern die Besonderheiten der Windentstehung über Waldgebieten näher und dessen Auswirkungen auf die Projektierung von WEA. Neben den Windschichten aus der meteorologischen Sicht wird auch der Turbulenzeinfluss sowie der Parameter Rauhigkeitslänge thematisiert. Zudem werden die Veränderung des Windprofils in Waldgebieten und die Grundlagen von internen Grenzschichten beschrieben.
Bei der Realisierung von WEA muss es zu der Überbrückung der turbulenzstarken Windbereiche kommen. Dieses ist bei der Auslegung der WEA über Wäldern besonders wichtig, da gerade über den Baumkronen erhöhte Turbulenzen auftreten können. Die verschiedenen Windbereiche sind in folgendem Diagramm als vertikales Windprofil über der Höhe dargestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: vertikales Windprofil über der Höhe10
Die Turbulenzerscheinungen treten verstärkt in der bodennahen Grenzschicht, auch Prandlschicht genannt, (70m-100m) auf. In diesen bodennahen Zonen wird der Wind durch Strömungswiderstände an der rauen Erdoberfläche in der Richtung, der Gleichmäßigkeit und besonders in der Strömungsgeschwindigkeit beeinflusst. In Wäldern sind diese Unregelmäßigkeiten des Windes auch in Totwasserzonen von Waldlücken hinter hohen Baumbeständen festzustellen. Deshalb ist es wichtig, dass die gesamte Rotorfläche über diese Schicht hinaus die Ekman-Schicht erreicht. Dieser Bereich erstreckt sich von 100m bis hin zu 1000 m. In dieser Zone steigen die Windgeschwindigkeiten deutlich an. Besonders wichtig ist zudem, dass die Turbulenzen dort geringer sind. Denn im Allgemeinen tragen Turbulenzen an einer WEA zu gewaltigen Zusatzbelastungen bei. Hiervon sind vor allem die Rotorblätter betroffen. Aus Grundkenntnissen der Aerodynamik ist bekannt, dass häufig auftretende Wechselbelastungen oft der Grund für Schäden an Blattelementen sind und die Gesamtlebensdauer einer WEA massiv beeinträchtigt. Einerseits kann man diese Problematik natürlich mit konstruktiven Maßnahmen minimieren, indem z. B. mit besonderer Berücksichtigung der Rotorblatteigenfrequenz die Duktilität11 der Blätter erhöht wird. Anderseits verschwinden diese Probleme mit zunehmender Anlagenhöhe auch wiederum, wenn Anlagen häufiger in laminaren Windlagen (Ekman-Schicht) arbeiten und dadurch der Unterschied der Windgeschwindigkeiten zwischen oberer und unterer Rotorblattspitze kleiner ist als in der Prandlschicht.
Die mittlerweile serienmäßige Produktion von Anlagen mit Nabenhöhen über 120 m erlaubt es, hindernisreiche Gegenden wie z.B. Wälder, für eine WEA- Planung genauer in Betracht zu ziehen, auch wenn diese durch verschiedene geometrische Oberflächenstrukturen charakterisiert werden. Die folgende Tabelle zeigt dabei Anhaltswerte für Rauhigkeitslängen und Rauhigkeitsklassen der verschiedenen Oberflächencharakteristiken, die bei einer Windparkplanung berücksichtigt werden müssen, weil dieser Kennwert mitbestimmend für den Abstand der WEA zueinander ist. Oke (1987) gibt für Wälder beispielsweise Rauhigkeitslängen von 1-6m an12, Hau (2008) hingegen auf Längen bis 1m und ordnet diese dabei zwischen den Rauhigkeitsklassen 3 und 4 ein13. Gasch (2011) bestimmt wiederum Längen von 0,3-1,6m14:
Tabelle 1: Rauhigkeitslängen z0für verschiedene Geländetypen15
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Rauhigkeitslänge z0 ist ein Maß für die Oberflächenbeschaffenheit des Bodens.16 Deshalb gibt es in der Literatur aufgrund der komplexen Oberflächenbeschaffenheit von Wäldern auch keine differenzierten Angaben zu der Rauhigkeitslänge. Obwohl die Rauhigkeitssprünge der Längen in der Literatur sehr groß erscheinen, spiegeln sie dennoch in der Realität für natürliche Oberflächen keine erheblichen Veränderungen wieder17.
Zudem sind die strukturellen Veränderungen auf kleinstem Raum im Wald der Grund dafür, dass sich über Wäldern komplizierte Strömungssysteme ausbreiten. Durch diese signifikante Oberflächenstruktur bildet sich bei jeder Erhöhung ein neues, vertikales Windprofil, welches über den kompakten Teil des Waldgebietes angehoben wird. Zudem ist charakterisierend für ein vertikales Windprofil über dem Wald die vorgezogene exponentielle Steigung, wie auch das folgende Diagramm verdeutlicht:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Vertikales Höhenprofil bei verschiedenen Rauhigkeitslängen z0,„geostrophischer Wind" 15 m/s18
In den höheren Luftschichten sind theoretisch die laminaren Windlagen gleichförmig verteilt. Dies entspricht jedoch nicht der realen Praxis. Diese Problematik wird deutlich in horizontalen Windfeldern, bei denen Windprofile überlagert werden, sodass sich abhängig von der Zeit verschiedene ununterbrochene Störungsschichtflächen in der Prandlschicht bilden. Diese Rauhigkeitswechsel führen zu der Ausbildung von Diskontinuitätsflächen, den sogenannten internen Grenzschichten, dessen Höhe dann abhängig von der Entfernung der Rauhigkeitswechsel in Strömungsrichtung ist. Die entstehenden heterogenen Störungsschichten, die eine Oberflächenrauhigkeitsänderung bewirken, beeinflussen sich dann gegenseitig. Dies ist jedoch nicht nur von den Oberflächenrauhigkeiten abhängig, sondern auch von thermischen Einflüssen und der Luftfeuchtigkeit19.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Ausbildung interner Grenzschichten über heterogener Unterlage20
Abschließend ist zu erwähnen, dass die Wirbelzone generell ungefähr auf die doppelte Höhe des Hindernisses herankommt, womit bei heutigen Nabenhöhen von bis zu 135m diese genügend überbrückt werden kann21.
Neben den küstennahen windstarken Regionen wird es in Zukunft auch verstärkt einen Ausbau in Schwachwind-Regionen geben, zu denen Waldgebiete auch zählen können. In den kommenden Jahren sollen diese Standorte bis zu einem Drittel des weltweiten Windgeschäftes ausmachen22.
Relevant ist dabei, dass WEA konstruktiv so ausgelegt werden, dass sie auch bei geringen Windgeschwindigkeiten eine hohe Leistung aufbringen, damit sie einen hohen Stromertrag liefern und wirtschaftlich betrieben werden können.
Mit neuen Anlagentechnologien wird so auch eine globale Flexibilität in Bezug auf die Standortsuche geschaffen. Entscheidend sind vor allem der Gebrauch von neuen Materialen in der Rotorblattkonstruktion sowie neue Steuerungs- und Reglungstechniken, um höhere Volllaststunden der WEA zu erreichen.
Das wichtigste Merkmal der WEA für Schwachwindorte ist jedoch der Quotient von der Rotorkreisfläche zur Leistung. Je größer dieser ist, desto mehr ist eine WEA für windschwache Standorte geeignet. Mit berücksichtigt werden müssen zudem jedoch auch noch Einflussgrößen der Aerodynamik, sowie jegliche Reibungsverluste.
Eine wichtige Entscheidungsfrage ergibt sich bei der Turmkonstruktion des Windkonverters. Besondere Merkmale des Turms sind die Höhe und Steifigkeit. Die Gesamtturmkosten setzten sich dabei aus Fertigungskosten, Transportkosten, Materialkosten, Fundamentkosten und Flächenversiegelungskosten zusammen. Gerade, wenn Windenergieanlagen im Wald errichtet werden sollen, sind hierbei die verschiedenen Turmvarianten zu nennen und deren Vor- und Nachteile abzuwägen. Dabei gibt es verschiedene Bauarten von Türmen (Betonturm, Stahlrohrturm, Gittermast, Hybridturm, Holzturm) wobei sich im Laufe der Zeit die Turmvariante des konischen Stahlrohrturms verstärkt durchgesetzt hat. Gründe dafür sind zum Beispiel, dass ein Transport der einzelnen Turmsegmente möglich ist und deshalb die Montage am Errichtungsort erfolgen muss. Die Stahlkomposition ist besonders für die schweren, leistungsfähigen Gondeln ausgelegt. Die konische Bauweise führt zur Materialreduktion und hoher Grundstabilisierung. Auch bei schon vollendeten Windparkprojekten im Wald wird immer wieder auf diese Turmauslegung zurückgegriffen, da sie sich mit der Zeit bewährt hat und auch bei Anwohnern aufgrund des schlichten Erscheinungsbildes im Offenland zu mehr Akzeptanz führt als beispielsweise oft umstrittene Gittermastkonstruktionen23.
Dennoch sind gerade Stahlgittermasten gegenüber der Verwendung von Stahlbeton- und Hybridmasten eigentlich vorzugswürdig, denn im Einzelfall ermöglichen diese eine transparente Fernwirkung24. Gerade bei der Auslegung von WEA im Wald ist die Verwendung von Gittermasten eine Option der optischen Integration. Auch in Hinblick auf den Transport erleichtert die Nutzung von Gittermasten aufgrund der oftmals schwierigen Zuwegungsmöglichkeiten in Wäldern das Planungsvorhaben ungemein. Denn Gittermasten werden in Einzelteilen geliefert und können nach dem Baukastenprinzip montiert werden25. Die konkreten Vorteile und Nachteile verschiedener Turmtypen werden jedoch noch einmal in der Tabelle: Turmvarianten und -eigenschaften26 erläutert, da es bei derzeitigen Anlagenrealisierungen keine eindeutigen Turmtypfavoriten gibt.
Das Fundament einer WEA bildet die Befestigung zwischen dem Turmelement und dem Erdboden. Abhängig von der Fundamentauslegung dabei ist immer die Tragfähigkeit des Bodens und dessen Beschaffenheit. Dabei ist der Nachweis entscheidend, dass die gebrauchte Fläche eine gewisse Mindesttragfähigkeit in Bezug auf die WEA-Masse aufbringt. Innerhalb der baurechtlichen Prüfung muss für das Projekt ein Baugrundgutachten eingeholt werden. Grundlage dieses Gutachtens sind die Verordnungen der DIN 4020 Ausgabe 2003-09 Geotechnische Untersuchungen für bautechnische Zwecke und DIN 18195 Teil 1-6 Ausgabe 2000-08 Bauwerksabdichtungen. Die Unternehmen geben infolge des Gutachtens dann Gründungsstrukturempfehlungen aus. Dabei müssen gerade bei dem Fundamentbau im Wald teils starke Setzungen des Baugrunds berücksichtigt werden, die je nach Waldtyp stark variieren können. Eine besonders ungünstige Bodenbeschaffenheit gibt es bei sehr weichen, sandigen Böden. Diese liegen vermehrt bei Kiefernwäldern vor27.
Bei der Auslegung von WEA-Fundamenten wird zwischen Flachfundamenten und Pfahlfundamenten für Tiefgründungen unterschieden. Bei besonders weichen Böden werden letztere bevorzugt. Heutzutage werden in der Regel Blockfundamente verwendet. Dabei besteht ein Flachfundament aus ca. 165m3 Beton und ca. 25t Stahlarmierung28.
Der Durchmesser eines solchen Fundamentes beträgt ca. 20 m und ist ca. 3 m tief. Auch diese Werte sind jedoch bedingt durch die mechanischen Bodenkennwerte. Ein Eingriff des Baugrunds erfolgt bei dem Fundamentbau bis zum standfesten Unterboden, sodass nur die weiche Oberschicht aus Wurzeln und Humus abgetragen werden muss. Eine Kiesbettschicht sorgt für den notwendigen Wasserablauf am Standort29.
[...]
1 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicheheit - Kurzinfo Windenergie 2010
2 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit - Das Energiekonzept der Bundesregierung 2010 und die Energiewende 2011
3 Bofinger, 2011
4 Bofinger, 2011, S. 12
5 Bofinger, 2011, S. 12
6 Meier. 2009. S.5
7 Bofinger, 2011
8 BaySF, 2011, S.2
9 siehe Kapitel 7
10 Gasch und Twele, Windkraftanlagen 2011, S. 126
11 Duktilität: Die Fähigkeit eines Werkstoffs, ohne zu brechen plastisch verformt zu werden
12 Mazzoni, 1996, Kapitel 4.2
13 Hau 2008 , S. 516
14 15 16 Qasch &jwe|e, Windkraftanlagen, 2011, S. 129
17 Mazzoni, 1996, Kapitel 4.2
18 Gasch und Twele, Windkraftanlagen 2011, S. 130
19 Foken, 2003, S. 71 f.
20 Stull, RB 1988, S. 666ff.
21 Winkelmeier, 2005/2006, S.ll f.
22 Michel, 2009
23 Bergmann und Scheibe-Keßler 2011
24 Nohl geänderte Fassung August 1993, S. 41
25 AG Windenergie, 2004, S.6
26 siehe Anhang 2: Turmvarianten und -eigenschaften
27 Ziegler und Hoffmeister kein Datum, S. 5 ff.
28 Gasch und Twele, Windkraftanlagen 2011, S.109
29 Moos, 2010