Forschungsarbeit, 2004
207 Seiten, Note: sehr gut
O. Einleitung
1. Zur Biographie Don Boscos
1.1 Allgemeines
1.2 Kindheit und Jugend: Zwischen Hoffnungslosigkeit und Gottvertrauen
1.3 Priesterausbildung: Schwierigkeiten und Lichtblicke
1.4 Sein priesterlicher Weg
1.5 Heiligsprechung: Der Kirche leuchtendes Vorbild
2. Wirtschaftliche, soziale, politische und kirchliche Situation Italiens im 19. Jahrhundert
2.1 Wirtschaftliche Entwicklung: Ein skizzenhafter Überblick
2.2 Politische Wirren und Bedrohung des Kirchenstaates
2.2.1 Politische Unruhen: Auswirkungen der französischen Revolution auf Italien und Europa
2.2.2 Bedrohung des Kirchenstaates: Ist das Papsttum in der Krise?
3. Kirchenbild, Spiritualität und pastorale Praxis bei Don Bosco
3.1 Die Ekklesiologische Grundüberzeugung Don Boscos
3.1.1 Allgemeine Einleitung
3.1.2 Exkurs: Der Theozentrismus im Denken Don Boscos unter Berücksichtigung der Metaphysik des Thomas von Aquin und der Theologie des Franz von Sales
3.1.3 Don Boscos Treue zum Papst
3.1.4 Kirche als universelles Heilsangebot
3.2 Die tragenden Säulen seiner Frömmigkeit
3.2.1 Der Gehorsam gegenüber Gott als Grundtugend seines priesterlichen Lebens
3.2.2 Seine Eucharistische Frömmigkeit
3.2.3 Maria: Die Liebe eines Sohnes zu seiner Mutter
3.3 Die pastorale Praxis bei Don Bosco
3.3.1 Das Gebet als Quelle für sein pastorales Handeln
3.3.2 Die Gründung der Kongregation der Salesianer als stringente Konsequenz seiner Spiritualität und seines Kirchenbildes
4. Die Erziehungsmethode Don Boscos als Schlüssel seiner pädagogischen Erfolge
4.1 Was verstehen wir unter der Pädagogik Don Boscos?
4.2 Die Notwendigkeit des Präventivsystems
4.2.1 Die industrielle Revolution und ihre Auswirkungen auf die Kinder und Jugendlichen
4.2.2 Anthropologisches Grundverständnis bei Don Bosco 56
4.2.3 Ein pädagogisch-anthropologischer Exkurs zur 60 Pädagogik Georg Kerschensteiners, Ellen Keys, Maria Montessoris und Mary Wards
4.2.3.1 Georg Kerschensteiner
4.2.3.2 Ellen Key
4.2.3.3 Maria Montessori
4.2.3.4 Mary Ward
4.2.3.5 Zusammenfassung
4.3 Das Präventivsystem als tragendes Element seiner Pädagogik
4.3.1 Worin besteht das Präventivsystem, und warum ist es 70 vorzuziehen?
4.3.2 Anwendung und Nutzen des Präventivsystems
4.4 Die erzieherischen Elemente
4.4.1 Hinführung
4.4.2 Gott - Ursache und Ziel der Pädagogik Don Boscos
4.4.3 Die Erziehung „in Liebenswürdigkeit“
4.4.4 Die Erziehung in Freude, aus und zur Freude hin
4.4.5 Der salesianische Familiengedanke: Junge Menschen 88 brauchen eine Familie
4.4.6 Erziehen als Erlebnis: Freundschaften und der Wert der Bündnisse
4.5 Die Rolle des Erziehers 91
4.5.1 Der Priester
4.5.2 Der Laienbruder
4.5.3 Laien in der Vereinigung der Salesianischen Mitarbeiter
4.6 Zusammenfassung und Psycho-Spirituelle Deutung
5. Postmoderne Abwege der Heilssuche: Fatale Attraktivität für Kinder und Jugendliche
5.1 Einleitende Gedanken
5.2 Schwierigkeiten bei der Neudefinition des Präventivsystems im 21. Jahrhundert in Deutschland: Eine Einführung in post- moderne Sichtweisen
5.2.1 Klärungen zum Begriff „Postmoderne“
5.2.2 Werte im Wandel der Zeit: Alles wertlos?
5.3 Patchwork-Jugend: Eine Analyse zur Situation der jungen Menschen in Deutschland
5.3.1 Zum Begriff der „Patchwork-Jugend“
5.3.2 Jugendbilder: Eine Differenzierung des Jugendbegriffs
5.3.3 Familienstrukturen: Liebe gesucht!
5.3.4 Schule und Ausbildung: Lebensperspektiven
5.3.5 Freizeit: Alles „Fun“ oder was?
5.3.5.1 Ein kurzes Vorwort
5.3.5.2 Die Technobewegung
5.3.5.3 Das Erlebnis-Prinzip
5.3.5.4 Cliquen und öffentliche Plätze
5.3.6. Gott – Religion – Glaube
5.3.6.1 Haben Kinder und Jugendliche ein Bedürfnis nach 136 Religion und Spiritualität?
5.3.6.2 Geben wir jungen Menschen in der Kirche eine Heimat?
5.3.6.3 Konsequenzen
6. Die Pädagogik Don Boscos als spiritueller Heilsweg für Kinder und Jugendliche in der Postmoderne
6.1 Die Veränderungen in der Welt des 21. Jahrhunderts als pastorale Herausforderung
6.2 Wie kann die Neuinterpretation des Präventivsystems zu einem Heilsweg für Kinder und Jugendliche werden?
6.2.1 Das Erbe Don Boscos: Auftrag und Verpflichtung
6.2.2 Die eschatologische Dimension pastoralen Handelns in der heutigen katholischen Jugendarbeit
6.2.3 Glaubenserneuerung, Sakramentenpastoral, Kinder- und Jugend- gerechte Liturgie sowie Freizeitangebote als Grundpfeiler einer erneuerten Jugendarbeit
6.2.3.1 Glaubenserneuerung durch Neuevangelisierung
6.2.3.2 Sakramentenpastoral
6.2.3.3 Kinder- und jugendgerechte Liturgie und Freizeitangebote
6.2.4 Einsatz in Kindergärten, Schulen und Internaten
6.2.5 Beherzter Umgang mit stark gefährdeten jungen Menschen
6.3 Die veränderten Anforderungen (nicht nur) an die Salesianer Don Boscos und die Don-Bosco-Schwestern und die Salesianischen Mitarbeiter
6.3.1 Glaube und Spiritualität: Der Glaube und das Gebet als Grund- pfeiler einer erneuerten Jugendpastoral
6.3.2 Kirchlichkeit: Das „Sentire cum ecclesia“ und die Treue zum Papst
6.3.3 Gelebtes Glaubenszeugnis: Authentizität und „Weite des Herzens“
6.3.4 Kindern und Jugendlichen eines spirituellen Heilsweg erschließen helfen
6.3.4.1 Die Bildung einer katholischen Gegenbewegung zur säkularisierten Welt
6.3.4.2 Eine „nachgehende Seelsorge“
7. Zusammenfassung, Wertung und Ausblick Ein eher persönliches Nachwort
Literaturverzeichnis
Idole und Stars haben eine geradezu magische Anziehungskraft auf junge Menschen, aber nicht nur auf Jugendliche wirken Idole oft lebensbestimmend, auch Erwachsene brauchen Vorbilder, Menschen, die sich im Leben bewährt haben, oder durch ihren Lebenswandel ansprechend wirken. Wer blickt nicht gern zu Menschen auf, die es verstehen, durch ihre Ausstrahlung den Erfolg an sich zu ziehen. Es ist zu beobachten, dass Geld, Macht, freigelebte Sexualität und all diese Dinge immer mehr das gesellschaftliche Leben und das Leben unserer Kinder und Jugendlichen bestimmen. Musikstars, Filmhelden, Ange-hörige von Königs- und Adelsfamilien sowie erfolgreiche Geschäftsleute be-stimmen die Titelseiten auf unseren Illustrierten und sie diktieren die Medien-landschaft. Je mehr Skandale und Verrücktheiten sie zu bieten haben, um so be-liebter scheinen sie bei den Menschen zu sein. Es ist erstaunlich, wie sehr sich die Werte und Wünsche der Menschen in den letzten Jahren verändert haben, wie sehr es unsere Gesellschaft solchen „Idolen“ ermöglicht hat, erfolgreich zu sein.
Im religiösen Leben gibt es Menschen und Gruppierungen, die wir wegen ihres Engagement bewundern. Der Eichstätter Bischof Dr. Walter Mixa schreibt in seinem Buch: „Mit Christus ins dritte Jahrtausend“:
„Wir katholischen Christen sind immer wieder überrascht, wenn wir feststellen, mit welcher Ausdauer und Zielstrebigkeit die Zeugen Jehovas für ihre Lehre eintreten. Stundenlang stehen sie an den wichtigsten Plätzen unserer Städte und scheuen sich nicht, bei Hausbesuchen die Bewohner mit ihrer Überzeugung bekannt zu machen. Immer wieder fällt uns auch auf, dass Muslime keine Angst haben, ihren Glauben zu bezeugen. Ob am Arbeitsplatz oder im Krankenhaus, in der Familie oder in der Freizeit, sie halten ihre Gebetszeiten ein; viele von ihnen rollen ihren Gebetsteppich aus und sprechen in Andacht ihr Gebet. Wir sind über einen derartigen Mut oftmals überrascht und teilweise auch beschämt.[1]
Die christlichen Gemeinschaften in Europa, und insbesondere die römisch-katholische Kirche, stehen vor einer großen Herausforderung, haben wir uns doch mit einem Glaubens- und Sittenzerfall auseinanderzusetzen, wie es ihn wohl noch nie in der Geschichte Europas gegeben hat. Freie oder „selbstgestrickte“ Religiosität, Esoterik bzw. religiöse Gleichgültigkeit bestimmen unser christliches Abendland. Viele Menschen wenden sich von der katholischen Kirche ab, da sie Ansprüche und Forderungen an die Menschen stellt, die zum Teil unbequem sind. Glaubensromantik und Psychosekten sind von diesem Trend nicht berührt, im Gegenteil, sie können immer mehr Menschen für ihre Ideologien gewinnen. Das ist ein interessanter Aspekt, wenn es um die Frage geht: „Wie kann die katholische Kirche adäquat auf diese Ent- wicklung antworten?“
Friedrich Nietzsche, ein bedeutender Philosoph des 19. Jahrhunderts sagte einmal:
„Gott ist tot. – Wohin ist Gott? Ich will es euch sagen. Wir haben ihn getötet, ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wohin bewegen wir uns? Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts? Gott ist tot! Gott bleibt tot.“[2]
Ein Gedanke, der mich erschreckt und zugleich zu der Fragestellung veranlasst: „Will der postmoderne Mensch den christlichen Glauben überhaupt noch verkündet bekommen? Gibt es eine realistische Chance, die Länder Europas neu zu evangelisieren?“
Auf diese Fragen eine Antwort zu finden ist sicher schwer, es gibt zu viele Aspekte und persönliche Lebenssituationen der einzelnen Menschen zu beachten, doch möchte ich in dieser Arbeit einige Lösungsmodelle herausarbeiten und vorstellen und damit auf die Wichtigkeit einer ausgewogenen Kinder und Jugendpastoral hinweisen. Denn darin sehe ich einen Meilenstein in dem Bemühen, den christlichen Glauben für die Menschen neu entdeckbar und erfahrbar zu machen.
Wenn nun junge Menschen Vorbildern und Idolen zujubeln, warum nützen wir dann unseren reichen Schatz an Vorbildern nicht besser aus? Damit meine ich die Heiligen.
Vieles kann bei diesen besonderen Menschen rational und aus dem geschichtlichen Hintergrund heraus analysiert werden, vieles kann wissenschaftlich aufgearbeitet werden, doch möchte ich gleich zu Beginn der Arbeit auch ausdrücken, dass Don Bosco nicht nur rational und wissenschaftlich betrachtet werden kann, wenn man einen Gesamtüberblick über sein Leben und Werk gewinnen möchte. Don Bosco muss man auch mit dem Herzen und den Augen des Glaubens sehen, denn die Liebe, die er für Gott und die Jugend empfunden hat, kann sonst nur schwer erfasst werden. Was ich damit sagen möchte, hat ein Hagiograph in die treffenden Worte gefasst:
„Menschen machen Heilige immer anders, als Gott sie gemacht hat.“[3]
Don Bosco ist weit davon entfernt, ein „kitschiger“ Heiliger zu sein, der auf einem Podest mit verklärtem Blick zum Himmel schaut; er stand mit beiden Füßen fest auf der Erde, ansonsten wäre sein Werk nicht möglich gewesen. Es wird äußerst interessant sein, zu sehen, wie dieser Priester seinen Glauben lebte. Wenn wir sein Leben genauer untersuchen, werden wir vielleicht einen tieferen Zugang zu Gott und die Verantwortlichen der Kirche einen neuen Anknüpfungspunkt für die Pastoral finden. In der Person des Heiligen sind viele Charismen vereinigt und es ist erstaunlich, dass er trotz und vielleicht gerade wegen seiner tiefen Frömmigkeit stets ein „Lausbub“ blieb. Er gehört sicher auch zu den großen Mystikern unter den Heiligen. Seine Träume und Visionen haben bis in unsere heutige Zeit ihre Bedeutung. Ferner möchte ich das Umfeld untersuchen, in welchem der Heilige lebte. Spannend wird sein, die Menschen näher zu betrachten, mit denen er zu tun hatte, und die wie er zur Heiligkeit gelangt sind. Vielleicht gelingt es mir mit dieser Arbeit, einen neuen Anstoß zu geben, wie Heiligkeit konkret aussehen kann.
Einen Schwerpunkt möchte ich auf die Erziehungsmethode der Heiligen legen. Das Untersuchen dieser „Pädagogik der Vorsorge“ kann uns heute bei der Erziehung unserer Kinder und Jugendlichen eine große Hilfe sein. Wir beobachten es doch tagtäglich, dass Jugendliche in einer wertunsicheren Zeit eine Orientierung für ihr Leben suchen, die ihnen Erfüllung und Frieden gibt. Um die Wichtigkeit seines Werkes zu begreifen, möchte ich einen geschichtlichen Überblick über die politische, gesellschaftliche und kirchliche Situation Italiens im 19. Jahrhundert geben.
Im letzten Teil wird es mir vor allem um die Frage gehen: „Wie kann eine geglückte Jugendpastoral heute aussehen?“ Anhand von persönlichen Erlebnissen und anderen Erfahrungswerten möchte ich neue Seelsorge- konzepte und Möglichkeiten für die kirchliche Jugendarbeit vorstellen. In dieser Arbeit soll es vor allem darum gehen, die Idee Don Boscos für unsere Zeit zu erschließen, denn seine Erziehungsmethode nützt heute nicht viel, wenn seine Ideen nicht aufbereitet und auf die Bedürfnisse der heutigen Zeit abgestimmt werden. Deshalb gehe ich bei dieser Arbeit den ungewöhnlichen Weg, verschiedene Themenkomplexe (von denen es jeder einzelne verdient hätte, in einer ausführlichen wissenschaftlichen Arbeit behandelt zu werden), zu verknüpfen. Ganz bewusst werde ich versuchen, das „damals“ mit dem „heute“ zu verbinden. Eine Rückbesinnung auf die Ideen Don Boscos und auf die Wurzeln seines Wirkens möchte ich mit dieser Arbeit erreichen. Gedanken, die einen Ausblick darstellen, sollen die Arbeit abrunden.
So empfehle ich diese Arbeit der besonderen Fürsprache des heiligen Don Bosco an und hoffe, dass ich mit meinen Worten das auszudrücken vermag, was er uns heute gerne sagen möchte.
Christus gestern – heute – in Ewigkeit! Sein ist die Zeit!
Heilige Menschen können sehr oft als Antwort Gottes auf die Bedürfnisse einer Zeit oder Epoche verstanden werden. Einmal sind es die Kranken, die besonders der Hilfe bedürfen (z.B. Vinzenz von Paul), ein anderes Mal sind es die Männer, die besondere Zuwendung und Seelsorge benötigen (z. B. Pater Rupert Mayer), ein anderes Mal warten die Heiden auf die Verkündigung des Evangeliums (z.B. Willibald), oder die Sterbenden und Ausgestoßenen warten auf Liebe (z.B. Mutter Teresa), oder die Kirche, ihre Orden und Institutionen sind reformbedürftig (z.B. Papst Johannes XXIII.). Bei Don Bosco war das nicht anders. Seine Zeit erforderte ein entschiedenes Eintreten für die Kinder und Jugendlichen, für die keiner Sorge tragen wollte oder konnte. In einem ersten Schritt möchte ich mich nun mit der Vita des Heiligen befassen, die uns die Hintergründe und Motivlage seines pastoralen Handelns zu erklären hilft.
Johannes wurde am 16. August des Jahres 1815 in einem kleinen Weiler namens Becchi, als Sohn des Franz Bosco und seiner Ehefrau Margareta geboren. Sein Vater war ein einfacher Bauer und seine Mutter eine schlichte Hausfrau. Neben seinem Bruder Josef lebte noch sein Stiefbruder Antonius und die Großmutter mit im Haus. Einen Tag nach der Geburt wurde er in der St. Andreas Kirche Castelnuovo d´ Asti getauft. 1817 starb der Vater an einer Lungenentzündung. Im gleichen Jahr hatte Piemont unter einer schlimmen Hungersnot zu leiden. Bereits mit vier Jahren musste er mitarbeiten. Seine Arbeit bestand darin, Holz zu spalten, Feuer zu machen, Wasser zu holen, Gemüse zu putzen, Stall zu misten, Kühe zu hüten. Johannes wurde Bauer.[4] Bei
all seiner Arbeit blieb er dennoch Kind, mit einer besonderen Vorliebe für jegliches Abenteuer und Risiko.
Das tägliche Gebet gehörte ebenso zum Tagesplan der Familie wie die Arbeit. Frau Bosco versuchte ihre Kinder an eine gesunde Frömmigkeit zu gewöhnen.[5] In der Mutter Don Boscos begegnet uns eine Frau und Mutter, die ihre Berufung als Christin treu und bewusst gelebt hat.[6] Von ihr hatte er wesentliche Elemente seiner späteren Erziehungsmethode übernommen. Mutter Bosco begleitete ihren Sohn nicht nur durch das Gebet, sondern auch durch viele praktische Ratschläge, so wies sie ihn immer wieder auf die Würde des Priester-amtes hin und forderte ihn auf, sich dieser Berufung nie unwürdig zu zeigen.[7] Aus verschiedenen Quellen wissen wir, dass ihn seine Mutter auch ermahnt hat, „bodenständig“ zu bleiben, und zwar immer dann wenn, er in Gefahr war, dem Stolz zu verfallen. Anlässlich einer Predigt, die er als Subdiakon in der Gemeinde der Mutter halten durfte, tadelte sie ihn mit folgenden Worten:
„Johannes, es mag sein, dass die Leute dich loben, ich tue es nicht. Mir scheint, da war viel Eitelkeit mit im Spiel. Predige in Zukunft so schlicht und einfach, dass dich auch der ärmste Bauer versteht.“[8]
Die göttliche Vorsehung aber wollte sich seiner bedienen, wie die nachfolgende Erzählung zeigt. Im Alter von neun Jahren hatte er einen Traum, der sein weiteres Leben grundlegend bestimmen sollte.
Don Bosco erzählt:
„Ich befand mich in einem geräumigen Hof in der Nähe meines Heimathauses, wo eine große Jungenschar versammelt war. Einige lachten, andere spielten, und viele fluchten. Als ich das Fluchen hörte, stürzte ich mich auf sie und versuchte, sie mit Schlägen und harten Worten zum Schweigen zu bringen.
Da erschien ein vornehm gekleideter Mann in reifem Alter mit strahlendem Gesicht. Er nannte mich beim Namen, befahl mir, mich an die Spitze der Kinder zu stellen, und sagte: „Nicht mit Schlägen, sondern durch Sanftmut und Liebe wirst du sie zu Freunden gewinnen. Fange sofort an, sie über die Hässlichkeit der Sünde und den Wert der Tugend zu belehren. „Verwirrt und erschrocken antwortete ich, dass ich ein armes und unwissendes Kind sei, unfähig, über Religion zu diesen Buben zu sprechen.“ „Eben, weil es dir unmöglich scheint, musst du es möglich machen durch Gehorsam und dadurch, dass du dir Wissen aneignest.“ „Wo und mit welchen Mitteln kann ich mir Wissen aneignen?“ „Ich werde dir eine Lehrmeisterin geben“ – „Aber wer seid ihr, dass ihr in dieser Art mit mir reden könnt?“ – „Ich bin der Sohn derjenigen, die dreimal am Tag zu grüßen deine Mutter dich gelehrt hat.“
Ich sah neben dem Herrn eine majestätisch aussehende Frau in einem herrlich glänzenden Mantel. Sie merkte, dass ich von den Fragen vorher noch ganz verwirrt war, und bat mich, näher zu treten. Gütig nahm sie mich an der Hand. „Schau“, sagte sie. Ich schaute und merkte, dass alle Kinder verschwunden waren. An ihrer Stelle sah ich viele Ziegen, Hunde, Katzen, Bären und andere Tiere. „Siehst du, das ist dein Arbeitsfeld. Was du jetzt an diesen Tieren geschehen siehst, sollst du für deine Kinder tun. Werde demütig, tapfer und stark.“ Ich wendete meinen Blick und merkte, wie aus den Tieren fröhlich blökende Lämmer geworden waren, die um den Herrn und die Frau herumhüpften, als gäbe es ein Fest. Ich begann zu weinen und bat die Dame, mir alles zu erklären. Ich wusste ja nicht, was dies bedeuten sollte. Da legte sie mir die Hand auf den Kopf und sagte: „Zu gegebener Zeit wirst du alles verstehen. Als sie das gesagt hatte, erwachte ich [...]“
Der Traum beschäftigte mich so sehr, dass ich nicht mehr schlafen konnte.“[9]
Mit diesem Traum begann das „Apostolat“ des Johannes. Er hatte erkannt, dass er Gutes tun sollte. Wo immer Kinder waren, versammelte er sie um sich und spielte mit ihnen. Im Winter versammelten sich die Menschen im Stall, dort war auch Johannes, um ihnen vorzulesen. Im Frühjahr und Sommer musste er sich etwas einfallen lassen, das die Menschen begeisterte. Von Gauklern, Zirkus-leuten und Zauberern, die in die Dörfer kamen, schaute er sich Kunststücke ab und führte sie zuhause vor. Als Eintritt verlangte er von den Besuchern ein Gebet, meist beteten die Anwesenden zusammen den Rosenkranz oder sie sangen Kirchenlieder.
Am 26. März 1826 durfte der junge Bosco die erste heilige Kommunion empfangen. An diesem Tag ist sein Wunsch, Priester zu werden, sicher weiter gewachsen. Es darf daher nicht verwundern, dass sich bereits die ersten Schwierigkeiten auf seinem Weg einstellten. Das Verhältnis zu seinem Stiefbruder Antonius war von je her angespannt, doch der Konflikt verschärfte sich, als er begann, bei dem Priester Don Josef Lacqua, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Antonius hielt das für einen Bauern für unnütz. Im Spät- herbst des Jahres 1826 lernte er den Priester Josef Calosso kennen. Beide verstanden sich auf Anhieb, und so fand Johannes in diesem Priester seinen ersten wirklichen Förderer auf dem Weg zum Priestertum. Im Februar 1827 eskalierte der Konflikt zwischen den beiden Stiefbrüdern endgültig. Johannes las wie gewohnt in einem Buch, und darüber wurde sein Stiefbruder so wütend, dass die Mutter Angst hatte, er würde Johannes etwas antun. Sie sah also keinen anderen Ausweg als ihn in die Meierei Moglia, einem großen Bauerngut bei Moncucco zu schicken. Sooft es seine Zeit erlaubte, besuchte er Don Calosso, der ihm die Grundbegriffe des Lateinischen lehrte. Nach dem Tod dieses Priesters im Jahre 1830 entschied sich Mutter Bosco, die Güter aufzuteilen und Johannes einen Teil des Vermögens zu übereignen, was ihm zu einer gewissen finanziellen Unabhängigkeit verhalf. Er konnte nun die öffentliche Schule in Castelnuovo besuchen. Für seinen Lebensunterhalt musste er weitgehendst selbst sorgen. Er arbeitete bei einem Schneider, einem Schuster und einem Zimmermann. Diese harte Schule bereitete ihn für seine spätere Aufgabe hervorragend vor, Schulen und Werkstätten für hunderte von Jugendlichen einzurichten. Nachdem ihm seine Mutter im Herbst 1831 überzeugt hatte, dass es besser wäre, Castelnuovo zu verlassen und die Schulausbildung in Chieri fortzusetzen, zog er in Becchi und Murialdo von Haus zu Haus und bat um Unterstützung für sein Studium. Aus diversen Quellen wissen wir, dass ihn diese Aktion sehr viel Überwindung gekostet hat.[10]
Durch seine exzellente Auffassungsgabe und seinen unermüdlichen Fleiß konnte er rasche Fortschritte am Gymnasium machen.
In Chieri gründete er den „Bund der Fröhlichen“, „einen Freundeskreis, der sich verpflichtete, keine schlechten Reden anzuhören, geschweige denn zu führen, die religiösen und schulischen Verpflichtungen ernst zu nehmen und gemeinsam die Freude zu pflegen [...]. In dieser Zeit reiften tiefe Freundschaften, die für die Entfaltung der Persönlichkeit Don Boscos von Bedeutung waren.“[11]
Es könnten nun mehrere Namen genannt werden, doch hatte ihn keiner so nachhaltig geprägt wie Luigi Comollo. Als er bei diesem schwächlich wirkenden Jungen die Tugenden entdeckt hatte, suchte er seine Freundschaft. Von ihm sagte er auch: „Von ihm habe ich gelernt, als Christ zu leben.“[12]
1834 bewarb sich Johannes Bosco bei den Franziskanern um Aufnahme in den Orden. Im Kloster wurde er einstimmig angenommen. Durch einen Hinweis wurde er auf den Priester und späteren Heiligen Josef Cafasso (1811-1860) aufmerksam, den er um Rat in der Frage seiner Berufung bat. Dieser 23-jährige Priester stand in Turin in bestem Ansehen und galt als begnadeter Seelenführer. Dieser riet ihm schließlich ins Priesterseminar einzutreten. Der hl. Don Cafasso war eng mit Don Bosco verbunden. Er war ihm Freund, Lehrer und geistlicher Begleiter.[13]
Im Gehorsam gegenüber seinem Seelenführer und im Vertrauen auf Gottes Führung begann Johannes, nach bestandener Matura am Gymnasium 1835, seine Priesterausbildung im Seminar von Chieri. Mit diesem Zeitpunkt begann ein neuer Lebensabschnitt für den nach Vollkommenheit strebenden jungen Mann, der Gott sein ganzes Leben schenken wollte. Das folgende Zitat bringt in prägnanter Weise die Gesinnung dieses jungen Mannes auf den Punkt, der von Gott fasziniert und angerührt war.
„Mit dem Ausgang der Jugendzeit begann Johannes die Spannung zwischen Ideal und Leben auszugleichen. Er hatte sich zum Eintritt in das Seminar entschieden, war mit gleichgesinnten Freunden verbunden und fand nun für sein religiöses Leben jenen strafferen Rhythmus, den er für unerlässlich hielt, wenn er an den Altar treten wollte.“[14]
Sechs Jahre von 1835 - 1841 verbrachte er im Priesterseminar von Chieri. Zwei Jahre sollten dem Studium der Philosophie und vier Jahre der Theologie dienen.
„Entgegen dem Anschein ist Don Bosco im Seminar wohl nicht immer zufrieden gewesen, und er dürfte Momente der Krise und der Unsicherheit durchlebt haben. Ein Grund dafür könnte gewesen sein, dass er die Sehnsucht nach dem Ordensleben nie ganz aufgegeben hat. Wir wissen nicht, was ihm eigentlich vorschwebte: die Flucht aus der Welt und die Weihe an Gott in einem klösterlichen Leben oder ein besonderes Apostolat in irgendeinem Orden oder religiösen Institut.“[15]
Sein Bewusstsein, von Gott zum Priestertum berufen zu sein, vertiefte sich, und damit verstärkte sich auch das Gefühl, dass für den Schritt an den Altar ein besonderes Streben nach Heiligkeit erforderlich sei. Das Jahr 1837 bildet hier einen entscheidenden Wendepunkt. Die Lektüre der Nachfolge Christi von Thomas von Kempen während der Zeit seines Philosophiestudiums machte ihm klar, dass er sich von allen Gewohnheiten und Haltungen lösen musste, die mit der priesterlichen Lebensform unvereinbar schienen. Aus diesem Grund nahm er in unablässiger asketischer Anstrengung Entbehrungen auf sich.[16] Er musste besonders gegen den Jähzorn ankämpfen, wie folgendes Zitat deutlich zeigt.
„Don Giacomelli, einer seiner besten Kameraden im Seminar, erinnerte sich: „Man verstehe, wie sehr er ohne Tugend vom Zorn übermannt worden wäre. Keiner von uns Seminaristen, und wir waren viele, neige so zum Zorn wie er.“[17]
Den Kampf gegen die schlechten Neigungen nahm er sehr entschieden auf. Bereits 1835, jenem Jahr, an dem er die Soutane empfing, bat er still:
„Mein Gott, wie viel altes Zeug ist da noch abzulegen, beseitige in mir alle schlechten Gewohnheiten. Gib mir, mein Gott, dass ich ab jetzt einen neuen Menschen anziehe und ein Leben beginne, das ganz nach deinem Willen ausgerichtet ist.“[18]
Während seiner Seminarzeit lernte er den heiligen Franz von Sales kennen und lieben. Es kann sehr wohl festgestellt werden, dass Don Bosco ohne Franz von Sales nicht zu verstehen ist. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Priester-seminar befand sich die Kirche Philipp Neri, wo sich ein Bild des Franz von Sales befand.
„Der Heilige aus dem benachbarten Savoyen beeindruckte ihn nachhaltig, sein verstehendes Lächeln und seine nicht wankende Hoffnung bekam für Don Bosco schicksalshafte Bedeutung. Er besaß das Charisma der Seelenführung [...] genau wie er, der später das seelische Leben seiner Buben von innen her begriff.“[19]
Für den späteren Jugendapostel war die Güte, das Verstehen und das Verzeihen, wie Franz von Sales es praktizierte, ein Vorbild seines Erziehungssystems. Einen Gedanken hat Bosco dabei ganz bewusst in sein Erziehungskonzept integriert: „Mild im Vorgehen, aber fest in den Grundsätzen.“[20]
Sein Leitmotiv hat er ebenfalls von dem heiligen Bischof aus Genf übernommen: „Gib mir Seelen, alles Übrige magst Du mir nehmen.“[21]
Diese kurze Darstellung lässt uns erahnen, wie sehr Johannes Bosco von Franz von Sales geprägt war. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er seiner neugegründeten Kongregation den Namen „Salesianer“ gab. Leider ist es mir im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter möglich, die fruchtbare Wechselbe-ziehung zwischen den beiden Heiligen näher darzustellen, da dieses Thema Stoff für eine Dissertation bieten würde. Darum möchte ich es bei diesem kurzen Exkurs belassen und im folgenden seinen priesterlichen Weg kurz skizzieren.
1837 empfing der Seminarist Bosco die Tonsur und die „Ordines miniores“, die „niederen Weihen“; im gleichen Jahr wurde er noch zum Subdiakon und 1841 zum Diakon geweiht.[22]
„Am 05. Juni 1841 wurde Johannes Bosco von Erzbischof Fransoni zum Priester geweiht. Er hatte es geschafft! Sein großer Lebenstraum ging endlich in Erfüllung. Aus Johannes Bosco ist Don Bosco geworden.“[23]
Seine Primiz feierte er am Dreifaltigkeitssonntag, nur von seinem Seelenführer Don Cafasso assistiert. Über diese Messe schrieb er später: „Ich kann sagen, dass dieser Dreifaltigkeitssonntag der schönste Tag meines Lebens war.[24]
Seine Heimatprimiz fand statt am Fronleichnamstag 1841, also dem Donnerstag nach seiner Priesterweihe. Er nahm den Rat Don Cafassos an und ging für drei Jahre in das Turiner Priesterhaus, um sich noch mehr auf die Seelsorge vorzubereiten. Dort vertiefte er seine theologischen Studien (vor allem im Bereich der Moral- und Pastoraltheologie) und sammelte erste Erfahrungen in der Seelsorge. Dabei nahm er immer mehr die Situation der verwahrlosten Kinder und Jugendlichen Turins wahr und reagierte:
„Diese Jugendlichen brauchen eine Schule und eine Arbeit, die ihnen die Zu-kunft sichert. Sie müssen jung sein dürfen, das heißt, im Freien laufen und springen können, damit sie ihre Würde entdecken und sich verwirklichen können.[25]
Bereits in dieser frühen Phase seines priesterlichen Wirkens finden sich die wichtigsten Grundansätze seiner späteren Erziehungsphilosophie, für das Wohl der Schwächsten, der Kinder und Jugendlichen.
Wieder sollte es ein Traum sein, der dem Heiligen den Weg in die Zukunft weisen sollte.
„In dieser Nacht[26] hatte ich einen Traum, der mir wie ein Anhang zu dem erschien, den ich mit neun Jahren hatte. Ich sah eine große Herde Wölfe und wollte fliehen. Aber eine Frau in Gestalt einer Hirtin gab mir ein Zeichen, diese eigenartige Herde zu begleiten. Sie ging voran. Dreimal machten wir Halt, und jedes Mal wandelte sich eine große Anzahl von Wölfen in Lämmer. Langsam wurde ich so müde, dass ich mich setzen wollte, aber die Hirtin forderte mich auf, weiterzugehen. Plötzlich waren wir in einem Hof, der mit Säulengängen umgeben war. An dieser Stelle befand sich eine Kirche. Die Anzahl der Lämmer wurde ungeheuer groß. Es kamen zwar immer mehr Hirten dazu, um sie zu hüten, sie blieben aber nur kurz. Dann geschah unversehens etwas Seltsames: Viele Lämmer wandelten sich in Hirten und sorgten für die anderen Lämmer.[27] Jetzt forderte mich die Hirtin auf, meinen Blick nach Süden zu richten. Ich sah ein weites Feld „Schau noch einmal!“ sagte sie. Da sah ich eine wunderschöne Kirche. In ihrem Inneren befand sich ein weißes Band, auf dem mit großen Buchstaben geschrieben stand: „ HIC DOMUS MEA, INDE GLORIA MEA[28] “ Zehn Zeilen später schließt Don Bosco: „Ich wollte erst nicht glauben, was ich sah, aber als sich die Dinge nach und nach verwirklichten, verstand ich es. Mehr noch, dieser Traum diente mir als Orientierung in meinen Entscheidungen.[29]
Der 08. Dezember 1841[30] brachte die entscheidende Wende. Don Bosco war in der Franziskanerkirche, um dort die heilige Messe zu feiern. Ein verschüchterter Junge betrat die Sakristei, doch der Mesner warf ihn hinaus, weil der Bub nicht ministrieren konnte. Don Bosco ließ den Jungen zurückholen und begann ein Gespräch mit ihm. Bartholomäus Garelli war sein Name und mit dem ersten Ave Maria, das der Heilige mit dem Burschen betete, begann sein Jugendapostolat. Er gab dem Jungen Katechismusunterricht und lud ihn ein, mit Freunden wiederzukommen. Am darauffolgenden Sonntag brachte er fünf Freunde mit, am 25. März 1842 waren es bereits dreißig.[31]
1844 verließ Bosco das Priesterkonvikt und ging mit seinem gegründeten „Oratorium“[32] einer Jugendbegegnungsstätte für benachteiligte junge Menschen in den Turiner Stadtteil Valdocco. Nach verschiedenen Umbauarbeiten am sogenannten „Pinardi-Schuppen“ hatte das Oratorium ab Ostersonntag 1846 eine bleibende Stätte gefunden. Im gleichen Jahr erkrankte der Jugendapostel an einer lebensbedrohenden Lungenentzündung, im Herbst 1846 kehrte er nach Turin zurück. Eine besondere Hilfe war für ihn, dass sich seine Mutter entschlossen hatte, zu ihm und seinen Schützlingen zu ziehen.
Am 02. Februar 1851 konnte Don Bosco vier jungen Männern die Soutane überreichen, sie hatten sich entschlossen, an der Seite Don Boscos für das Heil der Jugendlichen arbeiten zu wollen. Nach der Vollendung der Franz von Sales-Kirche, die am 20. Juni 1852 feierlich eingeweiht wurde, begann er sofort ein Heim für seine Schützlinge zu bauen und erweiterte damit die bisherige Anlage des Pinardi Hauses. Im Oktober 1853 zogen dort 75 Burschen ein.[33]
Neben großen Gönnern, die er sicherlich hatte, gab es eine Reihe von Personen, die ihn wegen seiner sozialen und religiösen Jugendarbeit auszuschalten suchten. Einige Priester versuchten ihn sogar ins Irrenhaus zu bringen. Ihnen war die Art und Weise der Pädagogik ein Dorn im Auge, widersprach sie doch der gängigen Erziehungsphilosophie des 19. Jahrhunderts.[34] Auch die Waldenser, eine vorreformatorische protestantische Bewegung aus Frankreich, waren über Bosco nicht sonderlich erfreut. Sie versuchten in einer großen Werbeaktion preisgünstige Propagandaliteratur unter das Volk zu bringen und viele Katholiken abzuwerben. Darin sah der Heilige eine Gefahr für seine Jugendlichen. Kurz entschlossen organisierte er eine Gegenaktion und gab ab dem Jahr 1853 regelmäßig das Heft: „Der in der Religion gebildete Katholik“ heraus. Die Waldenser antworteten ihrerseits mit Morddrohungen.[35] Die Industriellen Turins, denen die soziale Jugendarbeit und die Arbeit der Kinder und Jugendlichen in den Werkstätten Don Boscos ein Dorn im Auge war, setzten ihm ebenfalls heftig zu.
Nach den ganzen Turbulenzen, wie die Revolutionswirren des Jahres 1848/49, die Choleraepidemie des Jahres 1854 und den Anfangsschwierigkeiten bei der Errichtung seines Jugendwerkes, strahlte die Verkündigung des Dogmas von der „ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ wie ein helles Licht in das Oratorium hinein.[36]
Im Jahre 1858 gründete Don Bosco die Kongregation der Salesianer. Da er auf erheblichen Widerstand des Erzbischofs von Turin stieß, entschloss er sich nach Rom zum Heiligen Vater zu gehen. Am 18. Februar 1858 reiste er nach Rom und wurde am 09. März von Papst Pius IX. herzlich empfangen. Dennoch sollte es noch weitere 16 Jahre dauern, bis die Ordensregel am 03. April 1874 approbiert wurde.[37]
„Obwohl nun der Papst dem Seligen Achtung und Wohlwollen bezeigte und bei hervorragenden Prälaten in hohem Ansehen stand, konnte er doch hinsichtlich der Approbation der frommen Salesianischen Gesellschaft nichts erreichen. Einer der Vorschläge, die jetzt schon für das nächste allgemeine Konzil bearbeitet wurden, lautete: Ob die Approbation neuer religiöser Institute angebacht sei oder ob man nicht lieber solche, die den nämlichen Zweck hätten, miteinander vereinigen solle.“[38]
Es galt nun viele Schwierigkeiten zu überwinden; die wohl größte Heraus-forderung für den Heiligen bestand darin, die Kurie von der Notwendigkeit einer neuen Ordensgemeinschaft (Kongregation) zu überzeugen.[39]
Am 18. Dezember 1859 versammelten sich 16 junge Männer und der Priester Alasconatti und erklärten ihre Bereitschaft, Salesianer zu werden. Am 14. Mai 1862 legten die ersten Salesianer ihre Ordensprofess ab.[40] Daraufhin erlebte die Gemeinschaft einen regelrechten Boom.
„Das Werk Don Boscos breitete sich rasch aus. Heime, Kirchen, Schulen und Lehrwerkstätten wurden zu Lebzeiten Don Boscos über Italien hinaus noch in Frankreich, Spanien, in einigen anderen Ländern Europas und in Südamerika gegründet. 1888, im Todesjahr des Heiligen, lebten und arbeiteten insgesamt 915 Salesianer zudem gab es 309 Novizen. 1998, 110 Jahre nach dem Tod Don Boscos, waren 17.500 Salesianer in 119 Ländern verzeichnet, unter ihnen 600 Novizen.“[41]
Zusammen mit Maria Mazzarello, einer Näherin aus Mornese, die mit ihrem Heimatpfarrer Don Pestarino die „Fromme Vereinigung der Töchter der Maria Immaculata“ gegründet hatte sollte auch für Mädchen eine Hoffnungsstätte entstehen. Die jungen Frauen ermunterten sich zu einem entschiedenen christlichen Leben. Sie gaben Katechismusunterricht für die Kinder, pflegten Kranke und übernahmen kleine Dienste für die Bedürftigen. Sie wollten ein Leben in Jungfräulichkeit führen in tiefster Verbundenheit mit dem Eucharistischen Herrn und der Unbefleckten Jungfrau Maria.[42] Aus dieser Gruppe entwickelte sich 1866 nach anderen Angaben 1871, bzw. 1872 mit der Hilfe Don Boscos die Schwesterngemeinschaft „Institut der Töchter Maria, Hilfe der Christen.“ – Don-Bosco-Schwestern. Maria Domenica Mazzarello verfolgte das Ziel im salesianischen Geist Mädchen zu erziehen. In Don Bosco fand sie den Priester, der die gleichen Absichten wie sie verfolgte. „ 1874 wurde der Orden endgültig in die salesianische Gemeinschaft eingegliedert.“[43]
1888 gab es 390 Don-Bosco-Schwestern und 99 Novizinnen in 50 Niederlassungen. 1998 wirkten in 87 Ländern 16.200 Schwestern, unter ihnen 300 Novizinnen.[44]
Maria Mazzarello kann als das weibliche „Pendant“ Don Boscos bezeichnet werden. Beim Studium ihrer Vita fällt auf, dass sie die eigentliche Gründerin der Don-Bosco-Schwestern war. Sie kann als ungewöhnlich starke Frau beschrieben werden, die sich ihrer Sendung sehr wohl bewusst war. Da es die innerkirchlichen Strukturen erforderte, dass ein Priester oder ein männlicher Ordensoberer sich einer neuen Schwesterngemeinschaft anzunehmen hatte, stellte Don Bosco die Schwestern unter seinen Schutz, bis die päpstliche Anerkennung erfolgte. Der Heilige wurde von Mazzarello in seinem Apostolat bestärkt, sie hatten beide die gleiche Sendung, und sie beide wollten ein Werk gründen, das selbstlos und barmherzig sein sollte. Sie hatte Don Boscos pastorales Wirken entscheidend mitgeprägt und hat entscheidenden Anteil am salesianischen Jugendwerk. Darum wäre es meiner Ansicht nach falsch, Maria Mazzarello als „Mitbegründerin der Don Bosco Schwestern zu betiteln. Leider wird in der einschlägigen Fachliteratur immer wieder dieser Termicus technicus verwendet. Maria Mazzarello stellte den Typ Frau dar, den die Kirche damals brauchte, und auch heute noch braucht: eine Frau in der Kirche und mit der Kirche, die durch ihre Liebe und Treue mithilft, Menschen für Gott zu gewinnen. Papst Pius XII. hat sie gerade aus diesem Grund 1951 in das Verzeichnis der Heiligen aufgenommen.
Den sogenannten „Dritten Orden“, die Vereinigung der Salesianischen Mitarbeiter, gründete Don Bosco 1850 als „Provisorische Union“, aus der 1876 die „Vereinigung der Salesianischen Mitarbeiter“ hervorging. Hier sollten Laien, Frauen und Männer jeden Standes, eine Mitwirkungsmöglichkeit an der Salesianischen Idee erhalten. Don Bosco sagte über sein Motiv:
“Daher kann man die Salesianische Vereinigung eine Art Dritten Orden nennen, mit dem Unterschied, dass in diesem die christliche Vollkommenheit in der Übung der Frömmigkeit gesehen wurde; hier bildet das hauptsächliche Ziel das tätige Leben.“[45]
1874 bat der Erzbischof von Buenos Aires Don Bosco dringend, einige Brüder nach Argentinien zu senden. Als Missionsgebiet sollten sie die Pampa von Patagonien im äußersten Süden Amerikas, übernehmen. Papst Pius IX. erteilte Don Bosco die Erlaubnis, einige Salesianer nach Argentinien zu senden. Am 01. November 1875 brachen 10 Salesianer, gestärkt mit dem Apostolischen Segen, nach Patagonien auf, um ihr Werk zu beginnen. Johannes Gagliero wurde er Obere der Missionstruppe. 1883 wurde das Gebiet zum Apostolischen Vikariat erklärt und Don Cagliero[46] der erste Apostolische Vikar. Papst Leo XIII. ernannte ihn zum Bischof dieses Gebietes. Später wurde er sogar Kardinal.
Ende August 1887 begann Don Bosco körperlich schwer abzubauen. Immer wieder befielen ihn heftige Kopfschmerzen und Fieberschübe. Am 28. Januar 1888 verschlimmerte sich sein Zustand und er äußerte in letzter Klarheit:
„Sag meinen Buben, dass ich sie im Himmel erwarte.“[47]
Am 31. Januar 1888 gegen 2 Uhr nachts starb Don Bosco.
Die Nachricht vom Tode des Turiner Jugendseelsorgers verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Viele wollten von ihm Abschied nehmen. Schon bald setzte eine innige Verehrung ein und der Seligsprechungsprozess wurde eingeleitet. Am 02. Juni 1929 sprach Papst Pius XI. Don Bosco selig. Am Ostersonntag, den 01. April 1934 wurde er vom gleichen Papst heiliggesprochen. Die gesamte Kirche feiert sein Gedächtnis am 31. Januar.
Mit diesen Gedanken schlagen wir ein neues Kapitel dieser Arbeit auf. Im folgenden soll das Umfeld näher betrachtet werden, in welchem der Heilige lebte und wirkte, um ein tieferes Verständnis seines Lebenswerkes zu erhalten.
Verschiedene Faktoren bremsten die wirtschaftliche Entwicklung Italiens. Eine verfehlte Wirtschaftspolitik, die vielen Kleinstaaten, Kriege und Aufstände hatten Ende des 18. Jahrhunderts ihre Spuren hinterlassen. Missernten und das Fehlen von Rohstoffen für die Industrieanlagen verhinderten den Anschluss an die führenden Industriestaaten.[48] Doch wie sah es nun mit den jungen Menschen aus, wie kamen sie mit dieser Entwicklung zurecht?
„Jugendliche, die die Straßen, die Plätze und die Wiesen besetzten, Söhne armer Familien, oft arbeitsloser Eltern, ohne einen Beruf, ohne die Hoffnung, jemals einen zu haben; oder Jugendliche, die sich mit irgend etwas beschäftigten, nur um überleben, nur um die eigenen Lebensbedingungen zu verbessern.“[49]
Die Hungersnot von 1817 verschlimmerte die Lage um ein vielfaches. Frost im Frühjahr und eine lange Trockenperiode im Sommer ließen die Ernte verloren- gehen. Turin erlebte nun eine Invasion von Menschen[50], eine Landflucht von ungeahntem Ausmaß; zurück blieben verwaiste Dörfer. Die Menschen ließen sich vor Kirchen und Palästen nieder und es bildeten sich riesige Elendsviertel.[51] Ein weiteres Problem stellte der hohe Analphabetismus dar. Etwa die Hälfte der Bevölkerung Piemonts konnte damals nicht lesen und schreiben. Im übrigen Italien lag die Zahl bei 78%.[52] Die sogenannte „industrielle Revolution“ stellte für die Bevölkerung Italiens, wie auch für Gesamt-Europa, eine große Herausforderung dar. Wie bereits berichtet, führten Missernten zu einer großen Landflucht, die Städte explodierten, die Industrie begann zu wachsen. Für das Volk aber brachte das keine Verbesserung, im Gegenteil. Die Industriellen hatten eine Menge billiger Arbeitskräfte bereitstehen; für jeden, der ging, standen schon zehn andere bereit.[53] Die Ausbeutung der Arbeiter war die logische Konsequenz. Bitterste Armut breitete sich aus. Erschwerend kam die politische Stimmung rund um die Einheits-bestrebungen zur Erlangung eines italienischen Einheitsstaates hinzu; es brodelte in der Bevölkerung. In dieser Situation war nicht die Armut das entscheidende Problem, sondern die Hoffnungslosigkeit.[54] Die Bevölkerung litt zudem an den hohen Steuern, mit denen die Regierung die Menschen belastete.[55]
„Die Wirtschaft kam zum Stillstand; viele Geschäfte mussten schließen; es gab zahlreiche Arbeitslose. Die Schuster und Schneider streikten wegen der niedrigen Löhne.“[56]
Dazu kam noch ein weiterer Aspekt:
„Gerade die Menschen auf dem Land suchten in den Städten nach einem Hoffnungsschimmer für ihr Leben. Sie wurden aber immer wieder tief enttäuscht.“[57]
Zudem war die italienische Bevölkerung seit dem Einmarsch Napoleons im Jahr 1796 nicht mehr zur Ruhe gekommen, das Volk am Boden zerstört. Der Ruf nach drastischen Veränderungen wurde immer lauter.
Vor und während der Kindheit Boscos fegte ein politischer Sturm über Europa hinweg, der die damalige Welt in Atem hielt und aus den Fugen zu heben drohte und auch für die Kirche eine große Wende bringen sollte.[58] Begonnen hatte alles mit der Französischen Revolution, die 1789 Frankreich erschütterte und die Gewaltherrschaft der Jakobiner einläutete. Tausende Menschen hatten durch die Guillotine ihr Leben verloren. Schlagworte wie „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ wurden in Italien als neue politische Richtung propagiert. Langsam brach die Vorherrschaft der Königshäuser und der Aristokratie zusammen. 1794 ging die Regierungszeit der Jakobiner zu Ende, und für Italien begann eine sehr unruhige Zeit, nämlich die Herrschaft Napoleons, der Italien immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelte.[59] Nachdem die Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 die Herrschaft Napoleons zunächst[60] beendet hatte, stand Italien vor einem großen Scherbenhaufen. Zu tief waren die Spuren, die die Herrschaft des Franzosen hinterlassen hatte. Es folgte die Zeit der „restaurativen Neuordnung“ Italiens durch den Wiener Kongress (1814-1815).[61] Von 1814 bis 1847 sollte die Neuordnung Italiens durch die Siegermächte dauern. Der Wiener Kongress endete mit der „Risorgimento-Erklärung“, der politisch-sozialen Erklärung zur Errichtung eines italienischen Nationalstaates.[62] Die gestürzten Könige kehrten aufgrund der Entscheidungen des Wiener Kongresses wieder zurück. Die Beschlüsse des Kongresses hatten auch zur Folge, dass Gesetze aufgehoben wurden, die den Bürgern ein Mitspracherecht eingeräumt hatten. Die Jugend schloss sich daraufhin in oppositionellen Gruppen und Bewegungen zusammen, die während der Revolutionsjahre 1848/1849 von entscheidender Bedeutung sein sollten.[63] Die Italiener wollten endlich einen italienischen Einheitsstaat gründen, doch Österreich sperrte sich gegen dieses Vorhaben. Im Juli 1848 ging die Schlacht zwischen Piemont und Österreich für Piemont verloren. Am 06. August gab es einen Waffenstillstand mit Österreich. Die Hoffnung auf die Einheit Italiens war zunächst verloren gegangen.[64] Am 12. März 1849 drängte die politische Linke zu einer Wiederaufnahme des Krieges. Mit der Schlacht von Novara, am 23. März, war der Krieg verloren. König Carlo Alberto dankte ab. Um Piemont entstand langsam Italien, aber um einen sehr hohen Preis. 1859 musste Piemont Savoyen und Nizza an Frankreich abtreten. Im Jahre 1861 erklärte das Parlament des Königreiches Sardinien offiziell die Einheit Italiens, damit war das Ziel der „Risorgimento-Bewegung“ erreicht.[65]
Don Bosco kommentierte die Ereignisse vor allem von 1849 mit den Worten:
„Das Jahr 1849 war schmerzlich und erfolglos und hatte schwere Anstrengungen und enorme Opfer gefordert.“[66]
Auch für die Kirche war diese Zeit nicht einfach, im folgenden wird die Frage zu erörtern sein, welche Auswirkungen die napoleonischen Wirren auf die Kirche und das Papsttum hatten.
Ein Name ist untrennbar mit Napoleon verbunden: Papst Pius VII.[67] August Franzen schreibt in seiner „Kleinen Kirchengeschichte“:
„Um die Ordnung in Frankreich wiederherzustellen, schloss er (Napoleon) mit dem Papst am 15. Juli 1801 ein Konkordat. [...] Im geheimen fügte Napoleon dem Konkordat 77 „Organische Artikel“ bei, die zum Teil die Errungenschaften des Konkordates wieder rückgängig machten. [...] 1804 ließ sich Napoleon zum Kaiser der Franzosen wählen; der Papst vollzog die Salbung, die Krone setzte sich Napoleon selbst auf.“[68]
1808 setzte er den Papst gefangen und der Kirchenstaat wurde dem Königreich Italien zugeschlagen. Durch die Ereignisse dieser Zeit beugten sich die Franzosen vor dem Papst und zollten ihm Loyalität und Verehrung. Am 24. Mai 1814 zog Pius VII. aus seinem Exilort Gaeta, körperlich und seelisch erschöpft in Rom ein. Mit dem Exil endete die weltliche Macht der Päpste. Napoleons Versuch, das Papsttum zum Werkzeug der Politik zu machen, scheiterte am Widerstand Pius VII. Das Papsttum erstarkte gerade in Frankreich. Die katholische Kirche Frankreichs galt bis dahin als antipäpstlich. Von 1814 bis 1848 blieb das Papsttum unbehelligt, im November wurde Papst Pius IX.[69] von italienischen Truppen gezwungen, ins Exil zu gehen. Nach 17 Monaten konnte er, mit der Hilfe Frankreichs nach Rom zurückkehren. 1850 wurde die kirch-liche Gerichtsbarkeit im Königreich Savoyen aufgehoben. Die Spannungen zwischen piemontesischem Staat verschärften sich.[70]
In diese schwierige Situation hinein, dogmatisierte das Erste Vatikanische Konzil (1869-1870) die Unfehlbarkeit des Papstes[71].
„In dem Maße, in dem die äußere, politische Macht des Papsttums dahinsank, wuchs sein innerkirchliches und moralisches Ansehen.[72]
Damit erreichte der Konflikt zwischen liberalen Vertretern und den Vertretern des Ultramontanismus seinen Höhepunkt.[73] Don Bosco hatte den Papst im Vorfeld beschworen, dieses Dogma zu verkünden.[74]
Am 20. September 1870 marschierten italienische Truppen in den Vatikan ein und machten den Papst zu einem „Gefangen des Vatikans“. Franzen bemerkt:
„Damit hatte der Kirchenstaat nach über tausendjährigem Bestand ein Ende gefunden.“[75]
Pius IX. war nun vor schwerwiegende Entscheidungen gestellt. Musste er doch um sein Leben fürchten.
„Als der Kirchenstaat überrannt wurde, stand Pius vor der Frage, ob er aus Rom fliehen solle. Don Bosco riet ihm dringend, im Vatikan zu bleiben, ein unstreitig richtiger Vorschlag. Die Flucht hätte die ganze Lage noch mehr verwirrt, als sie ohnehin war.“[76]
Durch die Aufhebung und Enteignung der geistlichen Orden im Mai 1873 kam es zum endgültigen Bruch zwischen Staat und Papsttum. Pius IX. verbot den Katholiken 1874 jegliche Teilnahme am politischen Leben. Dieser Konflikt dauerte über 50 Jahre und konnte erst durch den Abschluss der Lateranverträge 1929 zwischen Pius XI. und Mussolini befriedigend gelöst werden.[77] Papst Johannes Paul II. hat als erster Papst nach diesem Konflikt im November 2002 eine Rede vor dem italienischen Parlament gehalten und so wieder eine freundschaftliche Atmosphäre zwischen dem Kirchenstaat und der italienischen Regierung begründet.
Nach diesem allgemeinen Überblick wird im nächsten Kapitel die Frage nach der Spiritualität des Heiligen, seine pastoralen Überzeugungen und sein Verständnis von Kirche zu erörtern sein. Neben dem soziokulturellen Einblick in die Lebenswelt der Italiener und ihrer Probleme im 19. Jahrhundert, wird dieses Kapitel die zweite zentrale Säule in dem Bemühen bilden, das Werk Don Boscos besser zu verstehen.
Johannes Bosco befindet sich in einer Linie mit allen Heiligen, die sich durch eine tiefe Liebe zur Kirche ausgezeichnet haben. Bei ihm finden wir drei Merkmale einer ekklesiologischen und dogmatischen Theologie.
1. Die Treue zum Papst, dem Nachfolger Petri, eingesetzt als Haupt der Versammlung aller Bischöfe für den Hirtendienst an der Gesamtkirche.
2. Die Liebe zu Maria, Vorbild und Mutter der Kirche, betrachtet in der menschlichen Geschichte als Helferin der Christen.
3. Die Anbetung des zentralen Mysteriums der Kirche, der Eucharistie.[78]
Birkelbauer[79] kommt nachdem er drei wesentliche Punkte im spirituellen Denken Don Boscos aufgezählt hat zu einer grundlegenden Feststellung, die wir im folgenden noch vertiefen wollen.
„Diese drei Aspekte einer kirchlichen Grundhaltung stehen tief miteinander in Verbindung und treffen in der Person Jesu Christi zusammen, der als der Auferstandene Herr der Geschichte ist.“[80]
Um seine Theologie besser verstehen zu können, ist es notwendig nach Gott und Jesus Christus in seinem Denken zu fragen. Seine Theologie ist ohne die Philosophische und Theologische Gotteslehre sowie der Christologie nicht denkbar. Die Frage nach Gott und nach Jesus Christus bildet gleichsam den Schlüssel, um Eingang zum Wesen und Auftrag der Kirche[81] im Denken Don Boscos zu finden. In seinem Buch „Jesus von Nazaret“ führt Wolfgang Klausnitzer[82] in die Thematik der Christologie ein:
„Das Christentum hat – wie keine andere Religion – die Person des Gründers zum Inhalt des Glaubens gemacht. In der Sprache der Theologie heißt das: Der Verkünder (Jesus von Nazaret) ist zum Verkündigten (zum Messias oder Christus) geworden. [...] Die Antwort auf die Frage, die Jesus selbst an seine Jünger stellt (Mk 8,27.29): „Für wen halten mich die Menschen?“ Für wen haltet ihr mich?, entscheidet also, ob ein Mensch ein Christ ist.“[83]
Petrus wird als erster der Jünger das sogenannte Christusbekenntnis ablegen: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“ (Mt 16,16). Er bekennt damit den Kern des christologischen Mysteriums. Don Bosco hat Jesus Christus auch als den menschgewordenen Gottessohn verstanden, 1855 schrieb er in einem Artikel:
“Christus ist der Lehrer der Weisheit. Auf die Frage: „Was sagte Jesus Christus von sich selbst?“ antwortete er: „Er sagte von sich selbst, dass er der eingeborene Sohn Gottes und der den Menschen versprochene Retter war, der vom Himmel auf die Erde kam, um die Menschen den Weg des Heiles zu lehren.“[84]
Wir bewegen uns zielstrebig auf den Kern allen christlichen Denkens und Seins zu – der Frage nach (der) Wahrheit. Die Frage nach (der) Wahrheit[85] ist im Grunde ihres Wesens eine Frage nach einer konkreten Person und nach göttlicher Offenbarung. Doch was verstehen wir unter göttlicher Offenbarung?
„Offenbarung“ ist die zusammenfassende Bezeichnung für das im Alten und Neuen Testament bezeugte geschichtliche Heilswirken Gottes, das seinen Höhe-punkt im Christusereignis hat. Die Offenbarung in Jesus Christus erschließt dem Glaubenden die Erkenntnis der Wirklichkeit Gottes als das Mysterium der Liebe, die Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist selber ist.“[86]
Der Mensch bedarf dieser göttlichen Offenbarung. Mit seiner Vernunft stößt er an eine Grenze, die er mit seinen natürlichen Fähigkeiten nicht überschreiten kann.
„Das philosophische Denken stellt [...] die Frage – es führt uns bis an eine Grenze, an welcher der Mensch schweigend die nicht mehr zu lichtende Dunkelheit schaut.!“[87]
Es ist dem Menschen mit Hilfe seiner Vernunft möglich, Gott als letztes Prinzip von allem, das heißt in den geschaffenen Dingen zu erkennen[88], doch entzieht sich die Frage nach dem Wesen Gottes dem Erkenntnishorizont des Menschen. Thomas von Aquin wird diese Erkenntnis in seinen berühmten fünf „Gottes-beweisen“[89] aufschließen, die das „Dasein“ Gottes, aber nicht sein „Wesen“ aufzeigen.[90] Thomas begründet damit das „Sein“ als das Zugrundeliegende alles Seienden und schreibt es allein Gott zu, der damit „für alle Dinge die Seinsursache ist“ (quod Deus sit omnibus causa essendi)“[91]
Konsequent zu Ende gedacht bedeutet das für die thomistische Ontologie, die vollständige Ordnung allen Seins. Jedem Seienden ist von Gott seine Stellung und sein Ziel in der Seinsordnung zugewiesen, mehr noch: „alles Geschaffene wird in seinem Sein von Gott erhalten.“[92]
Die scholastische Philosophie versteht sich von einem „Finalitätsprinzip“ (von Gott) her. Dieses besagt nichts anderes als, dass alles Wirken (Gottes) zielgerichtet (auf ihn finalisiert) ist (omme agens agit propter finem).[93] Thomas wird an diesem theozentrischen Ordnungsprinzip streng festhalten. Dem wird das spätmittelalterliche und neuzeitliche Denken widersprechen und die Haltung vertreten, dass sich der Mensch sein Weltbild frei entwerfen könne.[94]
Vom theozentrischen Finalitätsprinzip definiert sich die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus,[95] der zum Inbegriff der „Selbstmitteilung“ Gottes wurde und damit höchste Wahrheit repräsentiert[96], da Gott selbst höchste Wahrheit und die Wahrheit der Wahrheiten ist.[97] Im 19. Jahrhundert gab es für den Großteil der Katholiken[98] noch keinen Zweifel daran, dass Gott die Welt geschaffen hat und Jesus Christus der Sohn Gottes, der Erlöser der Menschheit und der Retter der Welt ist.
Darum ging ihr Denken von Gott aus und kehrte zu Gott zurück.
Das bedeutet im Grunde, dass die Menschen von einem theozentrischen Denken bestimmt waren. Dieses Denken war nicht widervernünftig, denn als oberstes Prinzip der Scholastik steht die Auctoritas und die Ratio, also die Tradition und das sie durchdringende Denken.[99] Durch das Nachdenken (die Vernunft) wollte der Betrachter zum Grund (der Wahrheit – das Sein) der Dinge (Seiendes) vordringen und sie von ihrer Ursprünglichkeit (von innen) her begreifen und verstehen.[100]
Bosco stand in dieser Tradition des philosophisch-theologischen Nachdenkens über Gott und seine Schöpfung. Rückblickend auf seine Biographie erscheint eine Stelle besonders erwähnenswert: Erinnern wir uns an die Situation als der junge Bartholomäus Garelli die Sakristei der Franziskanerkirche betrat.[101]
„Er (Don Bosco) begann mit dem Kreuzzeichen und sprach dann „von Gott, dem Schöpfer, und vom Ziel, für das er uns geschaffen hat.“ [...] Der Hinweis auf den Namen des Herrn, des Schöpfers und des Ziels, verweist auch auf das zugrundeliegende Denkschema: In der Unterweisung wird – im systematisierenden Blick auf die Wirklichkeit – Gott als logischer und ontologischer Grund der Wirklichkeit an den Anfang gesetzt.“[102]
An dieser Stelle sei das große geistliche Vorbild Don Boscos, der heilige Franz von Sales[103] erwähnt.[104] In Band 14 des Jahrbuches für salesianische Studien aus dem Jahr 1977 findet sich ein konkreter Hinweis auf den klassischen metaphysischen Aufbau der Theologie des Genfer Bischofs und Kirchenlehrers.
„Das erste ist Gott; er ist der Urgrund alles Seienden. Das zweite ist das Nichts; aus ihm wurde alles geschaffen.“[105]
Das scholastische Denken durchformte auch den „Gründer der salesianischen Idee“[106] und hat mit Sicherheit zu einer Vertiefung im Denken Don Boscos ge-führt. Wir erhalten einen ersten Hinweis auf die Verwurzelung Don Boscos mit dem Denken des Franz von Sales. Im Verlauf dieser Arbeit werden wir noch an-dere Bereiche finden, die uns auf sein scholastisches Denken hinweisen werden. Nach diesen ersten Gedanken wollen wir uns jetzt mit den Hauptmerkmalen seiner ekklesiologisch-spirituellen und dogmatischen Theologie beschäftigen.
Seine Treue zum Nachfolger Petri, dem römischen Papst, kann vor allem aus dem Hintergrund des 19. Jahrhunderts verstanden werden. Die antirömische „waldensische“ Propaganda“, die Römische Frage der Jahre 1848/49, die Gründung der salesianischen Gemeinschaft und die Theorie einer eng um den Papst gescharten Kirche, machten Eindruck auf ihn.[107]
„Wer mit dem Papst verbunden ist, ist es auch mit Christus, und wer diese Bindung löst, erleidet Schiffbruch im stürmischen Meer des Irrtums und geht elend zugrunde.“[108]
Diese Aussage darf aber nicht zu dem Eindruck führen, Don Bosco habe sich nur deswegen auf die Seite der Päpste gestellt, weil diese seine Kongregation gefördert haben. Nein, er sah in den Päpsten die legitimen Nachfolger des heiligen Petrus, zollte ihnen daher Loyalität und Verehrung. Im Papsttum sah er einen unerschütterlichen Garant für die Bewahrung des Glaubens, gerade in einer Zeit immer weiter fortschreitender Säkularisierung.[109] Das Dogma, dass Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins frei von der Erbsünde und jeder persönlichen Sünde war, steigerte das Ansehen des Papsttums, warf aber einige Fragen bezüglich der Vollmacht des Papstes auf.
„Er[110] entschied damit einen theologischen Schulstreit, der jahrhundertelang vor allem die Dominikaner und die Franziskaner beschäftigt hatte, zugunsten der letzteren. Nicht also die Sache, sondern nur die Art der Verkündigung war neu: Es war keine Konzilsentscheidung, sondern eine Ex-Cathedra-Definition des Papstes. Sie musste das Problem neu zur Diskussion stellen, inwieweit der Papst allein, ohne Konzil, unfehlbare Glaubenswahrheiten entscheiden und ver-künden könne. Damit war das eine große Thema des I. Vatikanischen Konzils bereits angeschnitten.“[111]
Für den Turiner Jugenderzieher war die Verkündigung dieses marianischen Dogmas ein weiterer Grund, sich ganz hinter den Mann, der in den Schuhen des Fischers stand, zu stellen. Wie an anderer Stelle erwähnt, trat Don Bosco[112] für die Verkündigung des Dogmas von Primat und Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenfragen ein. Auch wenn sich hier ultramontane Ansätze finden, war er dennoch bestrebt dem Papst Vorschläge für das Wohl der Kirche zu machen.
„Die Kontakte des älteren Don Bosco zu Leo XIII. zeigen, dass er bei aller Ehrerbietung und Unterwürfigkeit sich das Recht herausnimmt, dem Papst aus seiner Sicht Vorschläge zum Wohl der Kirche zu machen.“[113]
Dieses Zitat verdeutlicht, dass es ihm nicht um einen „blinden und unver-nünftigen“ Gehorsam ging, sondern um eine durchaus „mündige“ Verant-wortung als Christ und Priester. Dieser Gedanke findet sich bei Birkelbauer. Er zitiert einen Brief Don Boscos aus dem Jahre 1878 an Papst Leo XIII.:
„Diese neuen Institutionen (Sozialeinrichtungen etc...) brauchen Hilfe, Unterstützung und Förderung durch den, den der Heilige Geist einsetzte, um die Kirche Gottes zu leiten und zu regieren: Er (der Papst) möge also folgendes beachten: Förderung und Bildung der geistlichen Berufe: Sammlung der zerstreuten Ordensleute und Wiederherstellung der regulären Ordnung; Beistand, Förderung und Leitung der neuen Kongregationen (Orden); denn so wird man Arbeiter für die Diözesen, für die religiösen Institute und für die Missionen in den fernen Ländern haben.“[114]
Birkelbauer bringt im Anschluss an dieses Briefzitat eine sehr pointierte Zusammenfassung:
„Klar und unmissverständlich kommt zum Abschluss dieses Briefes die Auffassung Don Boscos zum Papstamt zum Ausdruck wie auch sein mündiger Gehorsam dem Papst gegenüber.“[115]
Er sah den obersten Primat des Papstes in den Worten Jesu in Mt. 16,18f[116] begründet. Damit blieb er der Theologie verbunden, die davon überzeugt war, dass die Vollmacht, die Jesus dem Petrus gab, nicht mit dessen Tod erloschen war, sondern auf die römischen Päpste, seine Nachfolger, übergehe.[117]
„Daraus wird klar ersichtlich, dass Don Bosco von einem absoluten Jurisdiktionsprimat der Päpste über die anderen Mitglieder der Kirche ausgeht. Diese absolute Vollmacht in Sachen Religion verleiht dem Papsttum eine exklusive Heilsbedeutung, wie sie eigentlich nur Christus bzw. Gott selbst zukommt.“[118]
Don Boscos Werk verstand sich ganz in und auf Jesus Christus gegründet, der seine Gegenwart in der Kirche bis zum Ende der Zeiten verheißen hat.[119] Das Papsttum war für den Turiner der entscheidende Garant für die wahre Über-lieferung des katholischen Glaubens und stellte somit eine beruhigende Kontinuität bei der Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi dar. Don Bosco war in diesem Sinne „konservativ“, das lateinische Wort „conservare“ (bewahren, retten), gewinnt hier eine exklusive Bedeutung und führt uns gleichzeitig zur Kirche im Denken des Heiligen.
Heute würden wir auf der Grundlage des II. Vatikanischen Konzils, ins- besondere der dogmatischen Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“, in einigen Punkten ein differenziertes Kirchenbild vertreten. Nicht zuletzt die reformatorischen Auseinandersetzungen mit Hus und Luther im 15. und 16. Jahrhundert prägte das Bild der katholischen Kirche,
„das in seiner spezifisch apologetischen Ausrichtung auch das 19. Jahrhundert bestimmte.“[120]
Im Jahrbuch für salesianische Studien, Band 14 findet sich ein Aufsatz von James S. Langelaan, der diese Problematik aufgreift:
„Theologische Handbücher aus der Zeit vor dem II. Vatikanischen Konzil fußten zumeist auf einer verdünnten Zusammenfassung der Summa theologica des hl. Thomas von Aquin. Diese schenkten dem grundlegenden Mysterium der Offenbarung, nämlich der Kirche, keine Beachtung. Die Kirche wurde in der sogenannten Fundamentaltheologie behandelt, die sich auf die Darstellung der Hierarchie und der Autorität in der Kirche beschränkte.“[121]
Viele Faktoren, neben den schon erwähnten politischen Gründen vor allem auch die sozialstrukturellen Veränderungen der Neuzeit führten gerade im 19. Jahr-hundert zu der Idee, einer Kirche als „societas perfecta“ als einer vollkommenen Gesellschaft, die den Primat vor allen anderen Institutionen einnehmen sollte. Diese Haltung führte zu einer immer weiteren Verrecht-lichung der Ekklesiologie unter Ausblendung der Geschichtlichkeit der Kirche. Die Ekklesiologie neigte jetzt zu einem ultramontanen Verständnis. Die römisch-katholische Kirche verstand sich primär als „Papstkirche“.[122] Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte wird uns die ekklesiologische Haltung Don Boscos nicht verwundern die wir folgend finden:
„Die wahre Religion können wir nur in der röm.-kath. Kirche finden.“[123]
Kirche und Papsttum waren für ihn, auch wegen der liberalen Strömungen die sich in der Gesellschaft entwickelten[124], die rettenden Planken um in den Stürmen des Lebens den Weg zum Himmel nicht zu verlieren. Deshalb schrieb er sehr deutliche und harte Worte, die auf den ersten Blick eine spirituelle Engführung des Heiligen vermuten lassen.
„Die Religion Christi finden wir nur in der katholischen Kirche. Keiner ist katholisch ohne den Papst. Wehe dem, der sich von diesem höchsten Haupte trennt! Er befindet sich außerhalb jener Religion, die allein zur Rettung führen kann: wer die Kirche nicht zur Mutter hat, kann Gott nicht zum Vater haben.“[125]
Dr. Maximilian Heim OCist[126] weist in seiner Dissertationsschrift auf das unter-schiedliche Ekklesiologie-Verständnis vor und nach dem II. Vatikanum hin.
„Entgegen der vorkonziliaren Interpretation wird in LG 8 nicht mehr die direkte Gleichsetzung „ est Ecclesia catholica“ vorgenommen, sondern bewusst von der Subsistenz gesprochen: „Haec Ecclesia ... subsistit in Ecclesia catholica“ [...] Die Konzilsväter einigten sich 1964 schließlich auf die schon erwähnte Formel von LG 8: „die Kirche ... ist verwirklicht in der katholischen Kirche (subsistit in Ecclesia catholica) [...].[127]
Betrachtet man Boscos Ekklesiologie aus dieser Perspektive, so wird klar, dass er zwangsläufig davon überzeugt sein musste, dass der Mensch, der das ewige Heil erlangen will, fest mit der Kirche und dem Papst verbunden sein müsse. Sein Werk und seine Pädagogik können nur von diesem Verständnis begriffen werden. Im Hinblick auf seinen theozentrischen oder christo-zentrischen Hori-zont[128] war seine Sichtweise nicht eng, sondern weit. Wie bereits an anderer Stelle hingewiesen, vertraute der Turiner auf den Gott, der sich bereits im Alten Testament geoffenbart, und diese Offenbarung durch seinen Sohn Jesus Christ-us fortgesetzt hat.[129] In direkter Linie dazu steht nach seinem Verständnis die Kirche, die als Werk des Heiligen Geistes[130] die Trinität repräsentiert, und deren Haupt Christus selbst ist. An dieser Stelle sei wieder ein Verweis auf die Ver-knüpfung zwischen dem Denken Boscos und der Metaphysik des Thomas von Aquin angebracht. Davon ausgehend ergibt sich, dass es nur eine Wahrheit (Jesus Christus) geben kann und diese Wahrheit ist (est) nach klassischer scholastischer Auffassung in der katholischen Kirche verwirklicht.
„Diese Kirche“, so betont Don Bosco, „hat von Jesus Christus den Auftrag erhalten, die Wahrheiten des Glaubens unverfälscht zu bewahren, sie den Menschen zu predigen und zu lehren, damit sie durch den Glauben und das Bekenntnis das ewige Leben erlangen können.“[131]
Bopp kommt daher unweigerlich zu der richtigen Schlussfolgerung:
„Für Don Bosco sind diese Wahrheiten des Glaubens ein feststehender Schatz aus unveränderlichen Lehren, die Jesus Christus seiner Kirche anvertraut hat, damit sie sie bewahre, interpretiere und anwende.“[132]
Die Kirche ist „allein heilig und allein göttlich“, sie allein kann die Menschen zu Gott führen. Boscos Leben und Wirken war auf diese Überzeugung hin ausgerichtet. In der Kirche sah er die „Mutter Kirche“, die Kirche Jesu Christi, die mit allen Heils- und Gnadenmitteln ausgestattet, die Menschen zum Heil führt.[133]
An anderer Stelle wirft Bopp Don Bosco allerdings vor, dass er ein „unreflektiertes Kirchenbild“ mit einer „einseitigen Schwarzmalerei“ in der Darstellung der „kirchentreuen Heiligen“ einerseits und der „gottlosen Häretiker“ andererseits habe. Dieser These ist zu widersprechen. Wie wir bereits erörtert haben, war er vom offiziellen lehramtlichen Kirchenbild vor dem II. Vatikanum erfüllt, eben das Kirchenbild, das er während seines Philosophie- und Theologiestudiums kennenlernte. Interessanterweise trat er für eine Erneuerung im reformpädagogischen und innerkirchlichen Bereich ein. Das zeigt sein entschiedenes Eintreten für die Ärmsten und Schwächsten der Gesellschaft, nämlich der Kinder und Jugendlichen. Die Probleme, denen er sich gegenübersah, sind so zahlreich und vielschichtig, dass er mit einem „schwarz-weiß“-Denken nicht weit gekommen wäre. Wenn Bosco das Bild von „den Guten“ und „den Bösen“ gebrauchte, dann nicht um Menschen zu charakterisieren, sondern um Richtungen aufzuzeigen. Die Liebe zur Kirche stellte für ihn in einer besonderen Weise eine Frucht des Heiligen Geistes dar. Darum liebte er die Kirche, weil auch Christus sie liebt. Das Vorbild mögen ihm neben seinen bekannten Lieblingsheiligen, auch andere große Gestalten der Kirchengeschichte gedient haben. Don Bosco war ein mündiger Christ und Priester, in voller Einheit mit dem Papst und dem Lehramt der Kirche, darum ist es schwierig, bei ihm von einem „unreflektierten“ Kirchenbild zu sprechen. Er war gerade deshalb ein Heiliger, weil er ein Reformer der Liebe in der Kirche und mit der Kirche war. Darum hatte er auch eine klare Vorstellung davon, wie ein Christ in der Kirche und mit der Kirche leben sollte. Aus diesem Grund fielen seine Angriffe gegen die „Häretiker“[134] ungewöhnlich scharf aus, weil sie, seiner Ansicht, nicht mit Christus sammelten, sondern zerstreuten[135] und damit keine Diener der Einheit waren.[136]
Der Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes ist unerlässlich für einen Menschen der nach Heiligkeit und Vollkommenheit strebt. Bei Don Bosco leuchtet diese Grundtugend immer wieder auf. Ein Ausspruch der uns von ihm überliefert ist, weist auf diese Haltung seiner Seele hin.
„Die Tugend des Gehorsams ist die Gott wohlgefälligste Handlung, die wir vollbringen können.“[137]
Bei ihm finden wir diese Grundhaltung seit frühester Kindheit. Bereits der erste, uns bekannte Traum im Alter von neun Jahren, ließ ihn auf die Stimme Gottes hören und ihr auch folgen. Gott brach in sein Leben ein und hat ihn „begnadet“[138]. Don Bosco gehört sicher zu den Menschen, die außerge-wöhnliche Gnaden von Gott erhalten haben. Damit diese Gnaden wirksam werden konnten, bedurfte es einer positiven Antwort von Seiten des Begnadeten. Er gab sie von ganzem Herzen und die Gnade Gottes konnte sich ganz in diesem Priester entfalten und ihn befähigen, reiche Frucht für das Himmelreich zu bringen. Auch dieser Gesichtspunkt lässt uns sein positives Kirchenbild und die Bereitschaft, in der Kirche und mit der Kirche zu leben, verstehen. In der Retrospektive auf sein Leben wird er bekennen:
„Der Gehorsam ist die Zusammenfassung aller Vollkommenheiten des geistigen Lebens.“[139]
Der liebende Gehorsam gegenüber Gott und der Kirche bilden bei ihm eine lebendige und fruchtbringende Synthese. Sie war lebendig in seiner Gottesbeziehung und fruchtbringend für die Menschen, in seinem Fall für die Kinder und Jugendlichen. Dass der Heilige einen solch tiefen Zugang gefunden hat, verdankt er nicht zuletzt seiner Eucharistischen Frömmigkeit.
Geprägt von der Sprache der Gegenreformation und des Konzils von Trient (1545-1563) wandte sich der Heilige der traditionellen Lehre über die Eucharistie zu.[140] Im Gegensatz zu manch liberalen Auffassung, die im Zuge der Reformation oder im 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts über die Eucharistie als Mahl- und Gemeinschaftserlebnis vertreten wurde, stand für Don Bosco das Opfer[141], das Gedächtnis der „Memoria passionis“ oder der „Memoria Domini“[142] sowie die Sakramentalität der Eucharistie[143] im Vordergrund. Der Gedanke, dass auf dem Altar Jesus Christus in unblutiger Weise durch die Worte eines geweihten Bischofs oder Priesters gegenwärtig gesetzt wird, hat er so beschrieben:
„Das Opfer der heiligen Messe ist wirklich, so wirklich wie das am Kreuz: Die heilige Messe wird Sakrament und Opfer des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesus Christus genannt. Dieses Opfer wurde (beim letzten Abendmahl) unter den Gestalten des Brotes und Weines dargebracht und dargereicht. Es ist dasselbe Opfer, das jeden Tag bei der heiligen Messe durch den Priester dar- gebracht wird mit einem Unterschied, dass dieses nicht blutig ist, das heißt, ohne Vergießen des Blutes.“[144]
Die katholische Lehre von der Transsubstantiation war für ihn real und un-strittig[145], die Messfeier für ihn in erster Linie Opfer und in zweiter Linie Mahl-gemeinschaft der Gläubigen. Hier begegnet uns typisch thomistisches Gedankengut.[146] Um das Mysterium der Messe im Verständnis Don Boscos zu verstehen, müssen wir uns die Grundidee der Eucharistiefeier vor Augen halten. Zu diesem Zweck, soll auf ein Buch zur Einführung in das Mysterium der Messfeier vor dem II. Vatikanum zurückgegriffen werden, um einen möglichst authentischen Eindruck der Eucharistischen-Theologie und deren Sprache wiederzugeben:
„Was in der Messe vor sich geht, ist unfassbar. Hier bricht das Transzendente, das Übernatürliche, das Göttliche in unser Diesseits herein. Hier begegnen sich Erde und Himmel, Gott und Mensch. Wie man auch dieses Geschehen bezeichnen mag, immer bleiben wir dabei befangen, in der Sprache der Bilder und Gleichnisse. Ob wir sie Begegnung zwischen Gott und Mensch, Gnade oder Leben oder Einswerden oder wie immer benennen, nie können wir das Über-natürliche in adäquat ausschöpfende Begriffe fassen. Die übernatürliche Wirklichkeit bleibt jedes Mal über unsere Worte hoch erhaben, wenn auch unsere theologischen Sätze und Begriffe unbedingt Richtiges aussagen. So bemüht sich auch die Lehre von der Messe, den tiefen Gehalt dieses Geschehens auszuschöpfen. Sie kommt nie an ein Ende. [...] Immer aber ist die Messe in Wirklichkeit noch schöner, noch erhabener, noch herrlicher.“[147]
Francis Desramaut[148] kommentiert:
„Es ist wahr, dass er (Don Bosco) mit Vorliebe an gewissen Ansichten festhielt, an die sich ein anderes Jahrhundert weniger klammern würde: Christus ist wirklich unter den Gestalten gegenwärtig, und er ist da als Nahrung der Gläubigen.“[149]
Was den täglichen Empfang der Kommunion angeht, mahnte er, ohne jansenistisch zu sein, zur Zurückhaltung und befand sich damit im Einklang mit den Gebräuchen des Landes und der ganzen Kirche.[150] Erst mit dem heiligen Papst X.[151] wird die tägliche Kommunion wieder usus werden. Es gab zur Zeit Don Boscos bereits Priester, die zu einem häufigen Kommunionempfang geraten haben, so auch der Beichtvater des Heiligen. Er selbst wird seinem Schüler Dominikus Savio[152] im Hinblick auf seinen geistigen Fortschritt die tägliche Kommunion erlauben. Bei seiner pädagogischen Arbeit wird die häufigere, wenn auch nicht tägliche heilige Kommunion zu einem zentralen Fundament seiner Präventivmethode werden. An die Schüler einer salesianischen Einrichtung in Mirabello schrieb er in einem Brief vom 30. Dezember 1863:
„Glaubt es wohl, meine lieben Kinder! Ich meine, nicht zu viel zu sagen, wenn ich behaupte, dass die häufige Kommunion eine feste Säule ist, auf der ein Pol der Erde ruht.!“[153]
[...]
[1] Mixa Walter: Mit Christus ins dritte Jahrtausend: Zuspruch und Herausforderung: 1. Auflage München: Don Bosco Verlag, 1998, S. 92
[2] Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft, 1882 zitiert nach: Weischedel, Wilhelm: Die philosophische Hintertreppe: Die großen Philosophen im Alltag und Denken, 1. Auflage München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1975, S. 262
[3] Nigg, Walter: Don Bosco: Ein zeitloser Heiliger: 4. Auflage, München: Don Bosco Verlag, 1987 S. 7
[4] Vgl. Birkelbauer, Anton: Don Bosco: Lebensbild eines ungewöhnlichen Heiligen: 1. Auflage München: Don Bosco Verlag, 1998, S. 13
[5] Vgl. ebd. S. 14
[6] Götzinger, Waltraud: Mama Margareta eine große Frau und Mutter: Lebensbild der Mutter Don Boscos: Auflage Wien, Eigenverlag der Salesianer Don Boscos, 1992, S. 3
[7] Vgl. Hünermann, Wilhelm: Don Bosco und seine Buben: 5. Auflage, Innsbruck-Wien: Tyrolia Verlag, 1994, S. 65
[8] Ebd. S. 70/71
[9] Ebd. S. 15/16
[10] Vgl. Hünermann, Wilhelm: Don Bosco und seine Buben: a.a.O., S. 53/54
[11] Birkelbauer, Anton: Don Bosco: a.a.O., S. 28/29
[12] Stella, Pietro: Don Bosco: Leben und Werk: aus dem Italienischen übersetzt von Karl Pichler: 1. Auflage, München: Verlag Neue Stadt GmbH, 2000, S. 50
[13] Birkelbauer, Anton: Don Bosco: a.a.O., S. 47
[14] Stella, Pietro: Don Bosco: a.a.O., S. 50
[15] Ebd. S. 92
[16] Vgl. Ebd. S. 90
[17] Birkelbauer, Anton: Don Bosco: a.a.O., S. 14/15
[18] Ebd. S. 34/35
[19] Nigg, Walter: Don Bosco: a.a.O. S. 67/68
[20] Ebd. S. 70
[21] Ebd. S. 71
[22] Vgl. Hünermann, Wilhelm: Don Bosco und seine Buben: a.a.O., S. 70/71
[23] Brummer, Jürgen: Das Leben und Wirken des hl. Don Bosco und die Bedeutung seiner pädagogischen Idee für die heutige kirchliche Jugendarbeit: Facharbeit für die Abschluss-prüfung an der Fachakademie für Gemeindepastoral in Neuburg/Donau, Langweid am Lech 2001, unveröffentlichtes Skriptum, S. 9
[24] Birkelbauer, Anton: Don Bosco: a.a.O., S. 46
[25] Bosco, Teresio: Don Bosco: Sein Lebensweg – sein Lebenswerk: 2. Auflage München: Don Bosco Verlag, 1989, S. 87
[26] Wir befinden uns im Jahr 1841.
[27] Vorausschauend auf die Gründung der Kongregation der Salesianer im Jahre 1858 zu verstehen, 18 junge Männer aus dem Umfeld Don Boscos waren die „Gründungsmannschaft“ der Kongregation.
[28] „Das ist mein Haus, von hier wird mein Ruhm ausgehen.”
[29] Bosco, Teresio: Don Bosco: a.a.O., S. 100/101
[30] Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria
[31] Vgl. Birkelbauer, Anton: Don Bosco: a.a.O., S. 65
[32] Diesen Namen wählte er aus Verehrung zum heiligen Philipp Neri, der in Rom ebenfalls ein Oratorium gegründet hatte.
[33] Vgl. Hünermann, Wilhelm: Don Bosco und seine Buben: a.a.O., S. 139 - 142
[34] Ebd. S. 101 - 104
[35] Vgl. Bosco, Teresio: Don Bosco: a.a.O., S. 163 - 165
[36] Vgl. Hünermann, Wilhelm: Don Bosco und seine Buben: a.a.O., S. 156
[37] Vgl. Birkelbauer, Anton: Don Bosco: a.a.O., S. 94
[38] Lemoyne, Johann Baptist: Der selige Don Johannes Bosco: 1. deutsche Ausgabe, München: Herausgegeben von der deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos: Druck und Verlag der Salesianer, 1932, S. 73
[39] Vgl. Ebd. S. 97/98 und 98-103
[40] Vgl. Hünermann, Wilhelm: Don Bosco und seine Buben: a.a.O., S. 156
[41] Birkelbauer, Anton: Don Bosco: a.a.O., S. 94
[42] Vgl. Stella, Pietro: Don Bosco: a.a.O., S. 257/258
[43] Karlinger, Felix: Die Heilige Maria Domenica Mazzarello (1837-1881): Festausgabe zum 100. Todestag der Heiligen: 1. Auflage Ensdorf: Salesianer Druckerei, 1981, S. 41
[44] Vgl. Birkelbauer, Anton: Don Bosco: a.a.O., S. 100/101
[45] Unione Christiana, Turin 1874: zitiert nach Stella, Pietro: Don Bosco: a.a.O., S. 288
[46] Johannes Cagliero war einer der ersten Buben die zu Don Bosco kamen, er kam mit 13 Jahren ins Oratorium und wurde mit sechsundvierzig Jahren Bischof über ein riesiges Gebiet.
[47] Bosco, Teresio: Don Bosco: a.a.O., S. 224
[48] Vgl. Bopp, Karl: Kirchenbild und pastorale Praxis bei Don Bosco: Eine pastoral-geschichtliche Studie zum Problem des Theorie-Praxis-Bezugs innerhalb der Praktischen Theologie: 1. Auflage München: Don Bosco Verlag, 1992, S. 43f
[49] Stella, P.: Don Bosco nella storia ecconmice e sociale, S. 104; zitiert und übersetzt nach Bopp, Karl, Ebd. S. 45
[50] Vgl. Braido, Pietro: Junge Menschen ganzheitlich begleiten: Das pädagogische Anliegen Don Boscos: 1. Auflage, München: Don Bosco Verlag, 1999, S. 24
[51] Vgl. Bosco, Teresio: Don Bosco: a.a.O., S. 19
[52] Vgl. Lill, R.: Geschichte Italiens in der Neuzeit, S. 181: zitiert nach Bopp, Karl, Ebd., S. 44
[53] Vgl. Procacci Giuliano: Geschichte Italiens und der Italiener: unveränderter Nachdruck der ersten Auflage, München: C.H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung (Oscar Beck), 1989, S. 254
[54] Vgl. Nigg, Walter: Don Bosco: a.a.O., S. 17
[55] Vgl. Bosco, Teresio: Don Bosco: a.a.O., S. 149
[56] Ebd. S. 144
[57] Brummer, Jürgen: Das Leben und Wirken des hl. Don Bosco: a.a.O., S. 9
[58] Vgl. Franzen, August: Kleine Kirchengeschichte: Hrsg: Bäumer, Remigius: 6. Auflage, Freiburg im Breisgau: Verlag Herder, 2000, S. 331
[59] Vgl. Bosco, Teresio: Don Bosco: a.a.O., S. 20f
[60] Das napoleonische Schreckgespenst wurde erst 1815 in Waterloo endgültig aus Europa vertrieben.
[61] Vgl. Bopp, Karl: Kirchenbild und pastorale Praxis bei Don Bosco: a.a.O., S. 39
[62] Vgl. Bosco, Teresio: Don Bosco: a.a.O., S. 21f
[63] Vgl. Procacci, Giuliano: Geschichte Italiens und der Italiener: a.a.O., S. 234ff
[64] Vgl. Bosco, Teresio: Don Bosco: a.a.O., S. 144ff
[65] Vgl. Ebd. S. 150
[66] Ebd. S. 149
[67] Das Pontifikat von Pius VII. dauerte von 1800-1823
[68] Franzen, August: Kleine Kirchengeschichte: a.a.O., S. 332f
[69] Das Pontifikat des seligen Pius IX. dauerte von 1846-1878
[70] Vgl. Bopp, Karl: Kirchenbild und pastorale Praxis bei Don Bosco: a.a.O., S. 40
[71] Vgl. hierzu Franzen, August: Kleine Kirchengeschichte: a.a.O., S. 339ff
[72] Ebd. S. 339
[73] Vgl. Ebd. S. 339
[74] Vgl. Nigg, Walter: Don Bosco: a.a.O., S. 91
[75] Franzen, August: Kleine Kirchengeschichte: a.a.O., S. 338
[76] Nigg, Walter: Don Bosco: a.a.O., S. 91
[77] Vgl. Bopp, Karl: Kirchenbild und pastorale Praxis bei Don Bosco: a.a.O., S. 40ff
[78] Vgl. Birkelbauer, Anton: Don Bosco: a.a.O., S. 114
[79] Pater Anton Birkelbauer SDB, geboren 1928 in Oberösterreich, Salesianer Don Boscos, Erzieher und Leiter von Salesianereinrichtungen ist als Schriftleiter der „Salesianischen Nachrichten“ in Wien tätig, Verfasser einiger Bücher und Kleinschriften über Don Bosco, Koordinator für die Don Bosco Familie in Österreich.
[80] Birkelbauer, Anton: Don Bosco: a.a.O., S. 114
[81] Vgl. Müller, Gerhard Ludwig: Katholische Dogmatik: Für Studium und Praxis der Theologie: 5. Auflage Freiburg im Breisgau, Verlag Herder, 1995, S. 571
[82] Wolfgang Klausnitzer, geboren 1950 ist Priester und Professor für Fundamentaltheologie und Theologie der Ökumene an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Bamberg und Dozent für Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz
[83] Klausnitzer, Wolfgang: Jesus von Nazaret: Lehrer – Messias – Gottessohn: Reihe Topos plus Taschenbücher Band 381 Hrsg. Beinert, Wolfgang: Regensburg: Verlag Friedrich Pustet, 2001, S. 9
[84] Maniera facile per imparare la storia sacra zitiert nach: Desramaut, Francis: Don Bosco und das geistliche Leben: a.a.O., S. 86f
[85] z.B. Joh 14,6
[86] Müller, Gerhard Ludwig: Katholische Dogmatik: a.a.O., S. 45
[87] Bochenski, Joseph M: Wege zum philosophischen Denken: Einführung in die Grundbe-griffe: 4. Auflage, Freiburg im Breisgau: Verlag Herder, 1991, S. 91
[88] Röm 1,20
[89] „Sie schließen vom verursachten Sein der Weltdinge auf Ursachen zurück, zunächst auf mittelbare, „zweite“ Ursachen (in den Dingen) und von ihnen auf eine „erste“ (transzendente) Ursache“ Seidl: Thomas von Aquin, Die Gottesbeweise, S. XXVI
[90] Internet: www.p-moeller.de/thomismu.htm [Stand 25.06.2004] Peter Möller, S.2 von 6
[91] Seidl, Horst (Hrsg.): Thomas von Aquin: Die Gottesbeweise in der „Summe gegen die Heiden“ und der „Summe der Theologie“: Lateinisch-Deutsch: dritte, unveränderte Auflage, Hamburg: Felix Meiner Verlag, 1996, S. XXVII
[92] Kunzmann, Peter u.a.: dtv-Atlas: Philosophie: 7., überarbeitete Auflage, München: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, 1998, S. 83
[93] Vgl. Brugger, Walter: Philosophisches Wörterbuch: Sonderausgabe – 23., nach der neu bearbeiteten 14. Auflage, Freiburg im Breisgau: Verlag Herder, 1998, S. 109
[94] Vgl. Weischedel, Wilhelm: Die philosophische Hintertreppe: a.a.O., S. 95
[95] Als wahrer Gott und wahrer Mensch verstanden.
[96] Vgl. Klausnitzer, Wolfgang: Jesus von Nazaret: a.a.O., S. 11
[97] Vgl. Müller, Gerhard Ludwig: Katholische Dogmatik: a.a.O., S. 48f
[98] Natürlich hat der Geist der „Aufklärung“ einen radikalen Umbruch im Weltbild mit sich gebracht. Der Grossteil der Katholiken blieb dem offenbarungsgebundenen Christentum treu verbunden.
[99] Vgl. Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie: Band I: Altertum und Mittelalter: 14. Auflage (Sonderausgabe), Freiburg im Breisgau: Verlag Herder, 1980, S. 398
[100] Vgl. Ebd. S. 396-408, 467-525
[101] Vgl. S. 21 dieser Arbeit
[102] Stella, Pietro: Don Bosco: a.a.O., S. 128
[103] Geboren 1567 in Savoyen, leistete Franz von Sales als Priester entsagungsvolle Arbeit unter den Anhängern des Calvins am Genfer See und wurde 1602 Bischof von Genf mit Sitz in Annecy. Seine zahlreichen Schriften für Kleriker und Laien verbinden geistliche und weltliche Kultur. Zusammen mit der hl. Johanna Franziska von Chantal gründete er den Orden von der Heimsuchung Mariä. Gestorben am 28.12.1622 in Lyon.
[104] Vgl. Valentini, Eugenio SDB: La salesianita di Don Bosco: in Jahrbuch für salesianische Studien: Band 6: Arbeitsgemeinschaft für salesianische Studien (Hrsg.), Eichstätt, Franz-Sales-Verlag, 1968, S. 56-96
[105] Pocetto, Alexander T. OSFS: Die salesianische Anthropologie: in: Jahrbuch für salesianische Studien: Band 14: Arbeitsgemeinschaft für salesianische Studien (Hrsg.), Eichstätt: Franz-Sales-Verlag, 1977, S. 38
[106] Vgl. Laun, Andreas: Der Salesianische Liebesbegriff: Nächstenliebe-Heilige Freundschaft-Eheliche Liebe: Eichstätt: Franz-Sales-Verlag, 1993, 38
[107] Vgl. Desramaut, Francis: Don Bosco und das geistliche Leben: übersetzt im Auftrag des Provinzialates der Salesianer Don Boscos in Wien: Auflage 1971, ohne Angabe eines Verlages oder Druckerei, als Manuskript gedruckt, S. 100
[108] Provinzial Seelbach, Theodor (Hrsg.): Don Bosco spricht: Gesammelte Aussprüche aus dem Leben des Heiligen Johannes Bosco: 1. Auflage, Ensdorf/Opf.: als Manuskript gedruckt in der Salesianer-Buchdruckerei, 1955, S. 172
[109] Vgl. Franzen, August: Kleine Kirchengeschichte: a.a.O., S. 331-345
[110] Hier ist der selige Papst Pius IX. (1846-1878) gemeint.
[111] Franzen, August: Kleine Kirchengeschichte: a.a.O., S. 339
[112] Vgl. S. 31 dieser Arbeit
[113] Birkelbauer, Anton: Don Bosco: a.a.O., S. 116f
[114] Ebd. S. 117
[115] Ebd. S. 117
[116] “Ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“
[117] Vgl. Bopp, Karl: Kirchenbild und pastorale Praxis bei Don Bosco: a.a.O., S. 113
[118] Ebd. S. 114
[119] Vgl. Mt 28, 16ff
[120] Ebd. S. 46
[121] Langelaan, James S. OSFS: Ekklesiologische Dimension der salesianischen Spiritualität in: Jahrbuch für salesianische Studien: Band 14: a.a.O., S. 13
[122] Ebd. S. 48f
[123] Vgl. Ebd. S. 81
[124] Vgl. Ebd. S. 47
[125] Seelbach, Theodor (Hrsg.): Don Bosco spricht: a.a.O., S. 111
[126] Pater Maximilian Heinrich Heim OCist., geboren 1961 in Kronach, Studium der katholischen Theologie in Augsburg, Heiligenkreuz, Bochum und Graz; 1983 Zisterzienser des Stiftes Heiligenkreuz (NÖ), 1988 Priesterweihe, 1996 Novizenmeister und seit 1999 Prior von Heiligenkreuz, 2003 Promotion in Graz, Lehrauftrag für Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz
[127] Heim, Maximilian Heinrich: Joseph Ratzinger – Kirchliche Existenz und existentielle Theologie unter dem Anspruch von Lumen gentium: Ekklesiologische Grundlinien: Bamberger Theologische Studien: Hrsg. Bieberstein, Klaus u.a.: Band 22: 1. Auflage, Frankfurt am Main u.a: Europäischer Verlag der Wissenschaften Peter Lang GmbH, 2004
[128] Vgl. Desramaut, Francis: Don Bosco und das geistliche Leben: a.a.O., S. 106
[129] Vgl. Wallner, Karl Josef: unveröffentlichtes Skriptum für die Hörer der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz: Einführung in das Heilsmysterium, § 7 Ich glaube an den Heiligen Geist, S. 42ff
[130] Vgl. Ebd. S. 42
[131] Bopp, Karl: Kirchenbild und pastorale Praxis bei Don Bosco: a.a.O., S. 86f
[132] Ebd. S. 87
[133] Vgl. Desramaut, Francis: Don Boscos und das geistliche Leben: a.a.O., S. 105ff
[134] Häretiker bezieht sich vor allem auf die vorreformatorische-protestantische Bewegung der Waldenser.
[135] Vgl. Mt 12,30
[136] Vgl. Heim, Maximilian Heinrich: Joseph Ratzinger – Kirchliche Existenz und existentielle Theologie unter dem Anspruch von Lumen gentium: a.a.O., S. 230
[137] Seelbach, Theodor (Hrsg.): Don Bosco spricht: a.a.O., S. 81
[138] Hier ist die Gratia externa und die Gratia interna gemeint.
[139] Ebd. S. 81
[140] Seelbach, Theodor (Hrsg.): Don Bosco spricht: a.a.O., S. 65 Nr.1: “Im Tabernakel ist der größte Schatz, den man im Himmel und auf Erden finden kann, hier ist der Herr der Welt.“
[141] Vgl. Schnitzler, Theodor: Die Messe in der Betrachtung: Erster Band: Kanon und Konsekration: 6. unveränderte Auflage, Basel u.a.: Herder, 1960, S. 162-169
[142] Zwei Termini die der heilige Paul vom Kreuz des öfteren gebraucht hat.
[143] Vgl. Desramaut, Francis: Don Bosco und das geistliche Leben: a.a.O., S. 127
[144] Bosco, Giovanni: Sotria sacra …, 3. Auflage, Turin 1863: zitiert nach Desramaut, Francis: Don Bosco und das geistliche Leben: a.a.O., S. 126f
[145] Vgl. Holböck, Ferdinand: Das Allerheiligste und die Heiligen: a.a.O., S. 376
[146] Es sei an die Eucharistischen Hymnen des heiligen Thomas von Aquin erinnert die er verfasst hat um den Gedanken der Realpräsenz zu unterstreichen: Pange, lingua von 1263/1264 und Adoro te devote, genaues Entstehungsdatum nicht bekannt.
[147] Schnitzler, Theodor: Die Messe in der Betrachtung: Erster Band: a.a.O., S. 1f
[148] Francis Desramaut, Salesianer Don Boscos und Professor em. für Kirchengeschichte an der Katholischen Fakultät in Lyon
[149] Desramaut, Francis: Don Bosco und das geistliche Leben: a.a.O., S. 127
[150] Vgl. Desramaut, Francis: Don Bosco und das geistliche Leben: a.a.O., S. 131
[151] Das Pontifikat des heiligen Papst Pius X. dauerte von 1903-1914
[152] Dominikus Savio wurde am 02. April 1842 bei Chieri geboren. 1854 begegnete er Don Bosco und dieser nahm ihn in sein Internat auf. Als Schüler zeichnen ihn feine Umgangsformen, Lerneifer, Kameradschaftssinn und Mut aus. Im Oratorium gründete er am 08. Juni 1856 eine katholische Jugendbewegung, das sogenannte Immaculatabündnis. Diese Vereinigung besteht auch heute noch in Salesianischen Einrichtungen, oftmals unter dem Namen „Dominikus Savio Club“. Er wurde zu einem vorbildlichen Mitstreiter des Turiner Jugendapostels und reifte unter Anleitung Don Boscos in kürzester Zeit zur Heiligkeit heran. Am 09. März 1857 starb Dominikus Savio im Kreis seiner Familie. Seliggesprochen wurde er am 05. März 1950 und die Heiligsprechung fand am 12. Juni 1954 statt. Sein Fest wird am 06. Mai gefeiert.
[153] Giovanni Bosco: In Epistolario, Band I. S. 299: in Desramaut, Francis: Don Bosco und das geistliche Leben: a.a.O., S. 129
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