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Bachelorarbeit, 2014
54 Seiten
II Abbildungsverzeichnis
III Tabellenverzeichnis
1 Einführung in das Thema und die Problematik
2 Begriffliche Abgrenzungen und Definitionen
2.1 Work-Life-Balance
2.2 Nachhaltige Unternehmensführung
2.3 Arbeitszeitflexibilisierung
3 Der Wandel der Familie
3.1 Demografischer Wandel
3.2 Die aktive Rolle des Vaters im Familienalltag
3.2.1 Entwicklung der Vaterrolle
3.2.2 Gründe für die aktive Vaterschaft
3.2.3 Väterfreundliche Maßnahmen in der Praxis
3.2.4 Gesetzliche Bestimmungen zur Vereinbarung
4 Work-Life-Balance als personalpolit isches Inst rument
4.1 Ziele des Work-Life-Balance Konzeptes
4.1.1 Arbeitnehmer - Vereinbarkeit von Beruf und Leben
4.1.2 Arbeitgeber - Work-Life-Balance als Instrument der Mitarbeiterbindung
4.2 Auswirkungen einer optimalen Work-Life-Balance im Unternehmen
4.2.1 Auswirkungen auf den Arbeitgeber und das Unternehmen
4.2.2 Wirkungen auf die Arbeitnehmer
5 Flexibilisierung der Arbeit szeit
5.1 Arbeitszeitmodelle
5.1.1 Teilzeitarbeit
5.1.2 Altersteilzeit
5.1.3 Gleitzeit
5.1.4 Schichtarbeit
5.1.5 Selbstbestimmte Arbeitszeit
5.1.6 Geringfügige Beschäftigung
5.1.7 Arbeitszeitkonten
5.1.8 Sabbatical
5.2 Vorteile des Systems der Arbeitszeitflexibilisierung
5.3 Anwendung in der Praxis am Beispiel der Siemens AG
6 Einführung eines neuen Arbeit szeit syst ems in Unt ernehmen
6.1 Maßnahmen zur Umstellung
6.2 Widerstände durch das Personal
6.3 Lösungskonzept zur Überwindung
6.4 Implementierung des neuen Zeitsystems
7 Fazit und Ausblick
IV Lit erat urverzeichnis
Abbildung 1: 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit In Anlehnung an Binder, U., 2013,
Abbildung 2: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland 2011
Abbildung 3: Einfluss von Work-Life-Balance-Instrumenten auf Unternehmenserfolg
Abbildung 4: Effekte von Work-Life-Balance-Maßnahmen auf Mitarbeiter Eigene Darstellung in Anlehnung an Kaiser, S.; Reindl, C.; Stolz, M. L., 2010, S. 75ff
Abbildung 5: Formen der Teilzeitarbeit eigene Darstellung in Anlehnung an Ulich, 2001,
Abbildung 6: Gleitzeitmodell In Anlehnung an erdachtes Beispiel (Zeitrahmen 8-20 Uhr; Kernarbeitszeit 10-15 Uhr)
Abbildung 7: 3-Phasen-Modell nach Kurt Lewin In Anlehnung an kurt-lewin.de, Hrsg. Gawlick, R., http://www.kurt-lewin.de, Abruf: 14.04.2014
Tabelle 1: Möglichkeiten der Flexibilisierung
Tabelle 2: Dimensionen der Flexibilisierung von Arbeitszeit
Tabelle 3: Chancen und Risiken von Telearbeit in Bezug auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Anlehung an Hornberger; Weisheit in Knauth, P., 2000,
Burn Out, Depressionen, Überarbeitung, resultierend aus Unzufriedenheit, Stress oder Überforderung stehen in der Arbeitswelt an der Tagesordnung.
Es sind Begriffe, die sowohl den Arbeitnehmern, als auch den Arbeitgebern wohl bekannt sind. Die Folgen und der Umgang der Betroffenen mit den Problemen werden in den Medien ausführlich und detailliert beleuchtet. Familiäre Differenzen, Arbeitsunfähigkeit, psychischer Probleme schuldend, bis hin zum Selbstmord, sind keine Seltenheit mehr. Wurde noch vor geraumer Zeit das Thema totgeschwiegen, so ist es heute eine Volkskrankheit. Vom Bauarbeiter über den Fußballer, bis zum Manager, es kann jeden treffen.
Ursachen bleiben oft unerklärt und ergeben so das Bild eines psychisch instabilen Arbeitnehmers, der fachlich inkompetent oder überfordert ist. Es ist dringend notwendig die Menschen zu sensibilisieren, die Gründe zu suchen und im Vorfeld zu handeln. Unzureichende Arbeitszeitsysteme, die es der Belegschaft schwer machen, das Arbeitsleben und das private Umfeld klar voneinander zu trennen oder widrige Arbeitsverhältnisse mit geringer Bezahlung führen zur Unzufriedenheit und Demotivation der Arbeitnehmer und sind folglich der Beginn eines Kreislaufes.
Im Fokus meiner Auseinandersetzung mit dem Thema steht im weiteren Verlauf die Rolle des „aktiven Vaters“, denn Familienfreundlichkeit zeichnet sich in der heutigen Zeit vor Allem durch eine geeignete Arbeitsgestaltung für Mütter und schwangere Arbeitnehmerinnen aus. Dies ist durchaus wünschenswert und wirkt doch nur einseitig positiv. Im Zuge der Gleichberechtigung wurden viele Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie umgesetzt, doch sollte der Fokus der Unternehmen auch bei den männlichen Arbeitnehmern liegen, die trotz ihres Vollzeiterwerbs Alternativen fordern, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, an der aktiven Erziehung teilzunehmen und die Vaterrolle, wie sie heute beschrieben wird, weitestgehend auszuüben. Der Druck dieser Doppelbelastung führt nicht selten zur Überarbeitung und familiären Schwierigkeiten, die sowohl für den Mitarbeiter, als auch für das Unternehmen nachhaltige Probleme mit sich bringen. In erster Linie ist es die Aufgabe der Unternehmen, die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter zu analysieren, um so gezielt darauf einzugehen. Was spornt den aktiven Vater an? Wie motiviert er sich und geht gerne zur Arbeit, mit dem Gefühl einen sicheren Arbeitsplatz zu haben und dennoch privat ausgeglichen zu sein? Fragen, auf die es gilt Antworten zu finden.
Im Rahmen dieser Arbeit wird zunächst das Thema Work-Life-Balance einleitend erläutert, um einen Zusammenhang zum Kerninhalt der Thesis herzustellen. Nachhaltige Unternehmensführung beschreibt die langfristige Erfolgssicherung eines Unternehmens, was allerdings von einer Vielzahl von Faktoren abhängt, die im Anschluss konkret analysiert und erläutert werden.
Bereits Anfang der siebziger Jahre entwickelte sich die Forderung nach Humanisierung der Arbeit. Eine menschengerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes, im Sinne von selbständiger Bestimmung der Arbeitsverteilung, an den Menschen angepasste Produktionsmittel und -bestimmungen und der Abbau des Leistungsdrucks wurden für die Beschäftigten, deren Vereinbarung von Privat- und Berufsleben deutlich in den Hintergrund geriet, immer bedeutsamer.
In den frühen neunziger Jahren wurden die ersten Work - Life - Balance - Konzepte entwickelt, da es zunehmend gut ausgebildete weibliche Arbeitskräfte gab und in Männern der Wunsch aufkam, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen, beziehungsweise in der Erziehung engagierter aufzutreten. Auch Singles und Alleinlebende, sowie kinderlose Paare hatten das Bedürfnis nach mehr Privatleben und trugen somit zur Entwicklung bei.[1]
Wie sieht das heutige „Modell Familie“ aus? Im Laufe der Zeit hat es sich von klaren Strukturen und Rollenverteilungen zu einer offenen und gleichberechtigten Konstellation entwickelt. Der demografische Wandel der Bevölkerung und spürbare Geburtenrückgang, der zum Teil aus den Differenzen zwischen Beruf und Familie, aber auch aus dem beschriebenen Familienmodell resultiert, lässt den Ruf nach familiengerechter Arbeitsgestaltung ebenfalls immer lauter werden.[2] Studien belegen, dass die Bedingungen in Deutschland, im Vergleich zu anderen Ländern, für eine optimale Balance zwischen Familienalltag, beziehungsweise Freizeit und dem konstanten Karriereerfolg, als deutlich schlechter angesehen werden.[3]
In Kapitel 3 wird detailliert auf das aktuelle Familienmodell eingegangen. Veränderungen und sich daraus ergebende Chancen und Risiken werden aufgezeigt.[4]
Work-Life-Balance ist mehr als nur ein Modebegriff, der das Gleichgewicht von Beruf und Leben darstellt. Passende Modelle und Maßnahmen können sinnvoll als personalpolitische Instrumente eingesetzt werden, um die Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden und langfristig davon zu profitieren. Welche Auswirkungen und Effekte diese Modelle und Maßnahmen auf den Arbeitgeber, das Unternehmen und den Mitarbeiter selbst haben, wird im vierten Kapitel näher untersucht. Es ist deutlich erkennbar, dass es ratsam ist, in diesem Bereich zu investieren, da die Ergebnisse den Unternehmenserfolg nachhaltig positiv beeinflussen.
In Kapitel 5 stehen die im Zuge der Arbeitszeitflexibilisierung relevanten Arbeitszeitformen im Vordergrund. Nach Abwägen der Vor- und Nachteile stellen sie eine gelungene Alternative zur Zeitorganisation dar und bringen, gut sichtbar am Beispiel der Siemens AG, einen effektiven Nutzen für das Unternehmen.
Theoretisch lässt sich die Implementierung eines neuen Arbeitszeitsystems mit Hilfe von verschiedenen Modellen und Maßnahmen leicht umsetzen. In der Praxis haben die Unternehmen jedoch mit Widerständen der Mitarbeiter und eingefahrenen Strukturen zu kämpfen. Innerhalb des letzten Kapitels wird ein Konzept vorgestellt, das es erleichtert, alte Strukturen aufzulösen und die Mitarbeiter zum Wandel zu führen, sodass das Unternehmen nachhaltig effektiver und effizienter arbeiten kann.
Um den Zusammenhang der Begriffe besser darzustellen, bietet es sich an, die Inhalte zunächst getrennt zu betrachten. Work-Life-Balance, nachhaltige Unternehmensführung und Arbeitszeitflexibilisierung sind Themen, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben und doch sind sie voneinander abhängig. Die Arbeitszeitflexibilisierung bildet eine Grundlage für die Work-Life-Balance, indem mit flexiblen Arbeitszeiten eine Möglichkeit geboten wird, den beruflichen Alltag mit den familiären Anforderungen und Pflichten zu vereinbaren. Wie dies möglich ist, wird nachfolgend erläutert.
Die Work-Life-Balance der Mitarbeiter ist ein wichtiges Instrument, das vom Personalmanagement nicht unterschätzt werden sollte. Ist diese ausgeglichen, das heißt, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gegeben, sind die Mitarbeiter motiviert und eine langfristige Unternehmensbindung ist gegeben. Nur so können die fachlichen Kompetenzen effektiv genutzt, weiterentwickelt und gefördert werden und dem Unternehmen ist es möglich, langfristig und ökonomisch nachhaltig zu wirtschaften.
Im Kontext dieser Abhängigkeiten werden im Folgenden zunächst die Grundbegriffe definiert und erläutert, bevor in Kapitel 3 die Work-Life-Balance des „aktiven Vaters“ untersucht wird.
„Work“ und „Life“, „Arbeit“ und „Leben“ bezeichnen zwei Bereiche des Menschen, die nicht selten im Konflikt stehen. Das Leben ist in diese beiden Kategorien unterteilt, die in der Vergangenheit, aufgrund typischer Rollenzuteilungen, klar voneinander getrennt werden konnten. Die männliche Rolle fokussierte sich auf das Arbeitsleben, während die weibliche auf die Familie beschränkt wurde. Mittlerweile hat diese Rollenverteilung eine erhebliche Veränderung erfahren. Die Zunahme an berufstätigen Frauen, die aktiv am Arbeitsleben teilnehmen, sowie die Veränderungen der Arbeitsbestimmungen und -bedingungen führen zu einer Verschmelzung der beiden Bereiche. Eine klare Abgrenzung der beruflichen- und privaten Seite ist kaum mehr möglich.[5]
Die Work-Life-Balance hat ihren Ursprung in den 70er-Jahren, in denen bei Mitarbeitern und Politikern die Forderung der Humanisierung der Arbeitsgestaltung aufkam. Eine menschengerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes, was insbesondere die Arbeitszeit und Arbeitsverteilung betrifft, sowie an Mitarbeiter angepasste Produktionsbestimmungen und der Abbau des täglichen Leistungsdrucks, stellen die Grundlage für die Entwicklung von Work-Life-Balance-Konzepten dar. Zu Beginn der 90er-Jahre wurden die ersten Modelle und Maßnahmen in Unternehmen implementiert, da es zu diesem Zeitpunkt bereits eine große Anzahl gut ausgebildeter weiblicher Arbeitskräfte gab und die Rolle des Vaters sich allmählich vom Ernährer zum Familienmensch entwickelte. Väter wollten nicht nur mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, auch wollten sie aktiv an der Erziehung teilnehmen und den Familienalltag mitgestalten. Doch nicht nur Paare, bzw. Paare mit Kindern forderten einen Wandel. Singles und Alleinerziehende Väter und Mütter hatten und haben ebenfalls das Bedürfnis nach mehr Privatleben und tragen somit zur Weiterentwicklung der Konzepte und Modelle bei.[6]
Aktuell gibt es eine Vielzahl von Definitionen, die den Begriff der Work-Life-Balance erläutern. Betrachtet man die Einzelbegriffe, so erhält man sinngemäß den Begriff „Arbeit-Leben-Gleichgewicht (engl. work - dt. Arbeit, engl. life - dt. Leben, Balance - dt. Gleichgewicht).
Um den Begriff praxisnah zu definieren und auf die reelle Ebene zu übertragen, eignet sich die Erklärung des BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) aus dem Jahr 2005:
„Work-Life-Balance bedeutet eine neue, intelligente Verzahnung von Arbeits- und
Privatleben vor dem Hintergrund einer veränderten und sich dynamisch verändernden
Arbeits- und Lebenswelt. (…) Ein ganz zentraler Aspekt in dieser grundsätzlichen Perspektive ist die Balance von Familie und Beruf.“[7]
Wenn man von einer Balance, beziehungsweise einem Gleichgewicht spricht, bedeutet dies auch, zwei konkurrierende Gegenstände zu vergleichen. Die Work-Life-Balance stellt ebenfalls einen Gegensatz von Beruf und Privatleben dar, auf den in deren Umsetzung und Beachtung gezielt hingearbeitet werden muss. Das Spannungsfeld Arbeit - Familie hat viele Einflussfaktoren, die berücksichtigt und gegebenenfalls analysiert und verändert werden müssen.[8]
Aus soziologischer Perspektive betrachtet, stellt die Schaffung einer Balance zwischen Berufs- und Privatleben eine enorme gesellschaftliche Herausforderung dar. Der Wandel der Geschlechterrollen, die demografische Entwicklung der Bevölkerung und die Veränderungen im Rahmen der Erwerbsarbeit, sind entscheidende Einflussfaktoren, die es notwendig machen, auf den Wandel zu reagieren und im Unternehmen passende Modelle und Maßnahmen umzusetzen, um das Unternehmen nachhaltig zu steuern und effektiv und effizient zu wirtschaften.[9]
Die Themen Nachhaltigkeit, Corporate Social Responsibility oder Sustainable Management, sind in der heutigen Zeit wichtige Bausteine der Managementstrategien in Unternehmen geworden. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ beschreibt den Sinn dieses fokussierten Bereiches sehr gut. Unternehmen versuchen ihre Existenz mithilfe geeigneter Strategien langfristig zu sichern. Die Verpflichtung des Managements besteht darin, den Unternehmenswert zukünftig zu steigern und nicht stagnieren zu lassen. Allerdings gibt es eine Vielzahl von Einflussfaktoren, die die Führungsebene vor schwierige Aufgaben stellen.[10]
Doch worum geht es beim nachhaltigen Wirtschaften? Das Zentrum für nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten/Herdecke beschreibt es in ihrem Internetauftritt folgendermaßen:
„Nachhaltiger Wirtschaften bedeutet, auf Unternehmens- und auf Produktebene schrittweise mehr Verantwortung für Mensch und Natur zu übernehmen - vom Unternehmensstandort über die
Wertschöpfungskette bis hin zur Gesellschaft.“[11]
Das folgende 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit zeigt die Grundlagen des nachhaltigen Wirtschaftens auf. Die Dimensionen „Ökonomie“, „Ökologie“ und „Soziales“ kennzeichnen die Grundbausteine der nachhaltigen Entwicklung und stehen gleichrangig nebeneinander.[12]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit In Anlehnung an Binder, U., 2013, S. 23
Ziel eines nachhaltigen Managements ist es stets, die Balance der Bereiche zu erreichen und zu gewährleisten. Es ist nötig, Strategien zu entwickeln, die alle Dimensionen einschließen, wobei häufig Konflikte auftreten. Historisch gesehen, richtete sich die Konzentration der Unternehmen zunächst auf die wirtschaftliche Entwicklung und soziale Sicherheit, wobei der ökologische Faktor erst im Nachhinein als wichtiger Baustein mit einbezogen wurde. Umweltpolitische Maßnahmen wurden konzipiert und in das bestehende System integriert, weshalb man heute vom „3-Säulen-Modell“ spricht.[13]
Die vorliegende Arbeit betrachtet vorrangig die ökonomische und soziale Ebene, da der Inhalt der Untersuchungen in diese Bereiche greift und mögliche Modelle vorstellt, um die Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu gewährleisten.
Aufgrund der Dynamik der heutigen Arbeitswelt, müssen Unternehmen fähig sein, flexibel auf die Belange der Arbeitnehmer und Politik zu reagieren und dementsprechend geeignete Arbeitszeitmodelle einsetzen. Zeit, unabhängig von ihrer Verwendung, ist für die Angestellten ein bedeutsamer Faktor, der den beruflichen Werdegang und die Bindung an das Unternehmen enorm beeinflusst. Unternehmen stehen vor dem Problem, Zeitmodelle anzubieten, die die Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und privaten Wünschen gewährleisten.[14] Definiert man den Begriff Arbeitszeitflexibilisierung, so ist es:
„(…) jede zeitlich befristete Veränderung der üblichen Lage und Dauer der Arbeitszeit.
Ziel dieser Veränderungen ist die Anpassung der Arbeitszeiten an Schwankungen der
Kapazitätsauslastungen, nach Möglichkeit bei gleichzeitiger Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter (…).“[15]
Für die flexible Gestaltung der Arbeitszeitmodelle gibt es zahlreiche Ansatzkriterien. In den häufigsten Fällen wird entschieden, ob der Spielraum des Mitarbeiters in den Dimensionen „Lage“ oder „Dauer“ verändert wird. Im Rahmen dieser Dimensionen existieren viele Modelle, die durch die tragende Bedeutung der Arbeitszeitflexibilisierung immer häufiger angewandt werden.[16]
Die folgende Tabelle zeigt einen kurzen Überblick der verschiedenen Modelle:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Möglichkeiten der Flexibilisierung
Eigene Darstellung in Anlehnung an Hornberger, S.; Olbert-Bock, S. in Knauth, P. u.a.; 2000, S. 137f
Die in der Tabelle aufgeführten Zeitarbeitsmodelle werden in Kapitel 5 näher erläutert.
Die Arbeitszeitflexibilisierung bietet die Möglichkeit, mit verschiedenen Zeitsystemen eine ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu schaffen. Gerade aus unternehmerischer Sicht ist es sinnvoll, Arbeitszeiten zu flexibilisieren, da durch den geeigneten Einsatz sowohl Kosten für Überstunden und Mehrbelastungen eingespart werden, als auch Auftragsschwankungen besser koordiniert und organisiert werden. Zusätzlich kann das Unternehmen seine Wettbewerbsfähigkeit steigern, indem die Produktions-, Öffnungs- und Servicezeiten verlängert werden können.[17]
Das heutige Familienmodell, wie wir es kennen und gewohnt sind, unterlag in den letzten Jahrzehnten einem deutlichen Wandel. Das typische Bild der Familie, bestehend aus einem alleinverdienenden Vater, einer Mutter, die für den Haushalt und die Erziehung der Kinder zuständig war, tritt heute nur selten auf. Aufgrund vieler gesellschaftlicher und beruflicher Veränderungen gibt es ein variiertes Modell der Kleinfamilie, in der sowohl die Frauen arbeiten und Geld verdienen, als auch die Männer, beziehungsweise Väter ihre Zeit zuhause nutzen wollen und die Erziehung der Kinder von beiden Elternteilen ausgeführt wird.[18]
Ziel dieses Kapitels ist die Untersuchung der Vaterrolle, die sich insbesondere von der Nachkriegszeit bis heute, deutlich verändert hat.
Zunächst spielt der demografische Wandel der Gesellschaft eine große Rolle, da der Geburtenrückgang und die verlängerte Lebensarbeitszeit entscheidende Einflussfaktoren für die Familiengestaltung und - planung sind. Anschließend wird die Rolle des „aktiven Vaters“ analysiert, wie es zu diesem neuen Vaterbild kam und welche Gründe und Anforderungen der berufstätige Vater der heutigen Gesellschaft hat. Die Unternehmen haben den Ernst der Lage zum Teil erkannt und eine Vielzahl von möglichen Maßnahmen umgesetzt, die die Vereinbarkeit von beruflichem Alltag und familiären Anforderungen und Pflichten gewährleisten. In Kapitel 3.2.3 erfolgt eine kurze Vorstellung von Unternehmen verschiedener Branchen, die sich darauf eingestellt haben, die männlichen Mitarbeiter mithilfe von Work-Life-Balance- Maßnahmen an sich zu binden und die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen und nachhaltig zu optimieren. Im Anschluss an die Praxisbeispiele werden gesetzliche Bestimmungen erläutert, die die mögliche Work- Life-Balance aktiver Väter rechtlich absichern und zur familienfreundlichen Gestaltung des Arbeitsprozesses führen.
Der demografische Wandel beschreibt den Geburtenrückgang der Bevölkerung und zeigt, dass die Geburtszahlen in Deutschland im Laufe der letzten Jahre enorm gesunken sind, was unter Anderem auf die Nicht-Vereinbarkeit von Beruf und Familie zurückzuführen ist. Hinzu kommt, dass alle Versuche, dieses Problem in den Griff zu bekommen, bisher gescheitert sind.[19]
Die folgende Abbildung verdeutlicht die Bevölkerungszahl der Bundesrepublik Deutschland zum 31.12.2011:
Abbildung 2: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland 2011
Quelle: Statistisches Bundesamt, URL: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Bevoelkerung.html, Abruf 15.04.2014
In Deutschland lebten Ende 2011 ungefähr 80,3 Millionen Einwohner, wobei das Durchschnittsalter 43,9 Jahre betrug.[20] Es ist deutlich erkennbar, dass das Altersdiagramm keiner typischen Pyramide entspricht. Die unteren Altersbereiche sind im Laufe der letzten Jahre enorm gesunken. Die Prognose zeigt, dass in den kommenden Jahren deutlich weniger junge Menschen in Deutschland leben werden, was wiederum bedeutet, dass der Nachwuchs an Fachkräften und gut ausgebildetem Personal drastisch sinkt. Folglich wird es für die Unternehmen immer wichtiger, kompetente und erfahrene Mitarbeiter an sich zu binden, um diesem Wandel entgegenzuwirken.
„Väter“, „Work-Life-Balance“, sowie auch „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ werden aktuell immer häufiger im Zusammenhang genannt. Das typische Rollenklischee des Ernährers, Arbeiters und Fürsorgenden der die Finanzgrundlage der Familie bildet, hat längst ausgedient. Die Einstellung zur Vaterrolle hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte stark gewandelt. Waren die Frauen für den Familienalltag, die Erziehung und den Haushalt zuständig, so sind die heutigen Aufgaben im Rahmen der privaten Umgebung zunehmend auf beide Elternteile verteilt. Erkennbar sind einerseits der Trend zur gleichberechtigten Familienführung, als auch andererseits das Bestreben beider Geschlechter nach einer individuellen beruflichen Karriere. Doch gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es für die Väter nicht immer leicht, die Rollenverteilung in der Familie zu ändern und aktiver am Familienalltag teilzunehmen. Aufgrund politischer und betrieblicher Hindernisse werden die Väter stets an einer ausgewogenen Balance zwischen Beruf und Familie gehindert.[21]
Im Folgenden stellt sich die Entwicklung der Vaterrolle dar und es werden Bilder des letzten Jahrhunderts aufgezeigt, die den Vater als Ernährer darstellen. Im Gegensatz zur traditionellen Sichtweise wird das heutige Modell analysiert, das den „aktiven Vater“ in den Vordergrund rückt und deutlich macht, dass die Väter immer häufiger familiär und häuslich engagiert auftreten. Doch welche Gründe sprechen für eine aktive Teilnahme am Familienleben? Warum sollte man vom traditionellen Modell abweichen und als Vater zunehmend die Familie in den Vordergrund rücken und die Karriere zweitrangig betrachten? In Kapitel 3.2.2 wird diesen Fragen auf den Grund gegangen und das Verhalten von heutigen „Karrierevätern“ erklärt.
Weiterhin werden gesetzliche Bestimmungen und Möglichkeiten zur positiven Gestaltung des Vateralltags vorgestellt, die es erlauben, die Work-Life-Balance, im Hinblick auf die aktive Teilnahme an der Erziehung, ins Gleichgewicht zu bringen.
Abschließend zeigt sich, dass durch den Einsatz der richtigen Maßnahmen, eine Vereinbarkeit von beruflichem Alltag und der durchaus anstrengenden Erziehung und hohen Verantwortung als Vater möglich ist.
Heute sprechen wir von „aktiven Vätern“, Vätern, die Elternzeit nutzen oder in Teilzeit arbeiten, um mehr Zeit für die Familie und die Erziehung der Kinder aufbringen zu können.
Die Gesellschaft unterliegt einem Wandel. Vor allem der Vater als herrschende Person und Haushaltsvorstand verliert in seiner Position mehr und mehr an Bedeutung. Bereits Mitte des letzten Jahrhunderts geriet die Familienkonstellation mit einem arbeitenden Vater, einer Frau im Haushalt, die sich um die Kinder kümmert ins Wanken. Der Mann und Vater verlor seine vorherrschende Stellung als Familienoberhaupt und beide Ehepartner wurden gleichberechtigter. Die verbesserte rechtliche Stellung der Frau und folgende Emanzipation der weiblichen Gesellschaft ist ein Grund, weshalb die männliche Rolle in der Familie an Stärke verlor. Frauen und Mütter waren immer öfter berufstätig und übten die selben Berufe wie ihre männlichen Kollegen aus. Ebenfalls könnte die jahrelange Abwesenheit des männlichen Familienbestandteils in den fünfziger Jahren Ursache dafür sein, dass die Rolle der Frau eine immer stärkere Bedeutung bekam. Kriegsveteranen brauchten eine gewisse Zeit, um sich wieder in den Familienalltag zu integrieren und ihren Platz in der eingespielten Familienrunde zu finden.[22]
Der Vater hat zu diesem Zeitpunkt ganz andere Aufgaben. Im Gegensatz zur Mutter, die die emotionale Bezugsperson für die Kinder darstellt, ist der Vater für die Disziplin und Ordnung zuständig. Er ist nicht für die Erziehung und Betreuung der Kinder verantwortlich, nimmt diese aber gern zum Sport mit und unternimmt sonstige Ausflüge. Die Kameradschaft, eine Beziehung auf freundschaftlicher Ebene zeichnet den Vater zur Mitte des Jahrhunderts aus.
Bereits in den 60er Jahren ändert sich das Bild vom betreuenden, disziplinierenden Elternteil zum fürsorglichen Vater, der auf seine Rechte besteht. Scheidungsraten steigen rapide an und Männer versuchen ihre Ansprüche auf das Sorgerecht durchzusetzen.[23] Doch schon im Anschluss an diese Bewegung, in den späten 70er Jahren bis Ende der 80er Jahre wird das Bild eines „aktiven Vaters“ anders interpretiert. Ein Chaot, der durch seine Zerstreutheit und Mithilfe im Haushalt als verweichlicht gilt, sofern er mit der Familie etwas unternimmt und offen dazu steht.[24]
Vor etwa 20 bis 25 Jahren ändert sich das Rollenbild erneut und stellt den „aktiven Vater“ in den Fokus des Geschehens. Väter lehnen es immer häufiger ab, den ganzen Tag zu arbeiten und wenig Zeit für die Familie zu haben. Doch gerade hier tritt ein Konflikt zwischen den beruflichen Anforderungen und den Wünschen des Vaters auf. Die Work-Life-Balance ist unausgewogen, da er durch seine weiterhin gegebene berufliche Gebundenheit wenig Zeit hat, seine individuellen Wünsche, wie die aktive Teilnahme am Familienleben, zu erfüllen. Viele Väter fühlen sich, angesichts dieser beiden Einflussfaktoren, regelrecht überfordert und versuchen vergeblich beides vereinbaren zu können.[25]
Der „neue Vater“ war Gegenstand einer Studie aus dem Jahr 2008, in der Vedders und Reuter eine Umfrage unter 20 Vätern durchführten, die sich selbst als „aktive Väter“ sehen. Nach den Ergebnissen ergab sich folgendes Bild, das den Vater beschreibt, wie er aktuell gefordert wird. Der „neue Vater“ ist unternehmenslustig und gestaltet seine Unternehmungen gemeinsam mit der Familie, wobei unter den Aktivitäten Sport und alltägliche Dinge im Fokus stehen. Er hilft den Kindern bei Schulproblemen sowie Hausaufgaben und versucht sein Wissen an die Kinder weiter zu geben. Er sollte nicht vor Streitgesprächen flüchten, sondern versuchen, gemeinsam mit der Familie optimale und konstruktive Lösungsansätze zu entwickeln. Die Kommunikation zwischen Vater und Kind muss mehr gefördert werden und auf die Akzeptanz verschiedener Meinungen sensibilisiert werden. Auch der Verzicht von eigener Freizeit zu Gunsten der Familie ist wichtig, um ein harmonisches Leben zu gewährleisten. Trotz der externen Belastungen muss der Vater als männliche Bezugsperson agieren und den Kindern Werte vermitteln, die sie von der Mutter nicht erfahren und erlernen können. Grundsätzlich ist es allerdings nur möglich diese Anforderungen umzusetzen, indem der Vater sich eine Work-Life-Balance schafft, die die beruflichen Pflichten und privaten Belange in Einklang bringt.[26]
Es gibt in der heutigen Gesellschaft eine Vielzahl von Gründen, sich aktiver in das Familiengeschehen zu integrieren. Zum einen spielt die Veränderung der Vaterrolle vom „Ernährer“ zum Familienvater eine große Rolle. Diese Orientierung zum „neuen Vater“ beruht zum Teil auf den veränderten Arbeitszeiten, die heute deutlich kürzer als noch vor 50 Jahren sind. Auch der Urlaubsanspruch eines erwerbstätigen Vaters ist im Laufe der Zeit stark gestiegen. Aus diesen Einflüssen resultiert ein neues Ausmaß an Freizeit, wie es in noch keiner vorherigen Generation der Fall war. Diese Freizeit wird, insbesondere von jungen Vätern, dafür genutzt, Zeit mit der Familie und den Kindern zu verbringen, sich im Haushalt zu beteiligen und anderen privaten Interessen nachzugehen. Doch was genau sind die Gründe, sich mehr auf die Familie zu konzentrieren, die Arbeit eher gleichgewichtet zu sehen und beides klar voneinander zu trennen?
In der Schicht der Normalarbeitnehmer und geringfügig Beschäftigten, entstand immer mehr das Bild einer Familie mit Kind, wobei der Nachwuchs die bedeutendste Rolle spielt. Waren Kinder in früheren Zeiten noch selbstverständlich, so ist es heutzutage eher eine finanzielle und organisatorische Frage, ob man Kinder bekommen sollte oder nicht. Falls man sich dafür entscheidet beruht die Schwangerschaft meist auf einem Kinderwunsch. Folglich sind sich die Eltern, insbesondere der Vater im Klaren, dass er seine beruflichen und privaten Zukunftspläne überdenken muss. Er entscheidet sich für eine Vaterschaft und in der heutigen gesellschaftlichen und beruflichen Welt will er das Beste für seinen Nachwuchs und versucht natürlich alle Umgebungsvariablen darauf abzustimmen.[27] Weiterhin unterliegt das klassische Familienbild einem großen Wandel, was die geteilte Aufmerksamkeit des Vaters auf die Bereiche Familie und Beruf erklärt. In durchschnittlich 41,5 % der Paarhaushalte trägt die Frau einen höheren Anteil zum Familieneinkommen bei als der Mann, bzw. der Vater. Durch die höheren Investitionen in die Ausbildung
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