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Bachelorarbeit, 2015
61 Seiten, Note: 3,0
Vorwort
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Gliederung und Vorgehensweise der Arbeit
2 Stadtentwicklung aus soziologischer Sicht
2.1 Begriffserklärung Stadtentwicklung
2.1.1 Stadt
2.1.2 Entwicklung
2.1.3 Stadtentwicklung
2.2 Was versteht man unter einer nachhaltigen Stadtentwicklung?
2.3 Stadtentwicklung in Hamburg
2.3.1 Aktuelle Projekte
2.4 Mögliche Probleme von Stadtentwicklungsmaßnahmen
2.4.1 Gentrifizierung
2.4.2 Segregation
3 Internationale Gartenschau 2013
3.1 Hinführung zum Thema
3.2 Das Konzept
3.3 Bilanz der igs 2013
3.4 Was blieb von der IGS 2013?
3.4.1 Im Hinblick auf den Inselpark
3.4.2 Im Hinblick auf die „igs 2013 GmbH“
3.4.3 Im Hinblick auf die Unterhaltskosten
3.4.4 Hinsichtlich des Leitprojektes „Sprung über die Elbe“
3.5 Kritische Stimmen
3.5.1 Im Hinblick auf die Umwelt
3.5.2 Im Hinblick auf die Kosten
3.5.3 Im Hinblick auf die Schaffung von sozialen Problemen
4 Das Untersuchungsgebiet: Hamburg Wilhelmsburg
4.1 Geschichte
4.1.1 Entstehung
4.1.2 Entwicklung
4.2 Strukturdaten
4.2.1 Wilhelmsburg 2010: Drei Jahre vor der igs
4.2.2 Wilhelmsburg 2014: Das Jahr nach der igs
4.2.3 Gegenüberstellung: Wie hat sich Wilhelmsburg strukturell verändert?...
5 Fazit und Ausblick
5.1 Fazit
Quellenverzeichnis
Zuerst möchte ich mich an dieser Stelle bei Allen bedanken, die durch ihre fachliche und persönliche Unterstützung zum Gelingen dieser Bachelorarbeit „Der Stadtteil Wilhelmsburg im Wandel - Auswirkungen der Internationalen Gartenschau 2014 auf die Wohnsituation in Wilhelmsburg“ beigetragen haben.
Mein Dank gebührt hierbei insbesondere meinem Erstkorrektor, Herrn Prof. Dr. Thomas Pfahler, welcher die umfangreiche Erstbetreuung der Bachelorarbeit übernahm und mich durch seine Anregungen und Ratschläge bei der Erstellung der Bachelorarbeit unterstützte. Zudem gilt mein Dank auch Frau Prof. Dr. Julia Neumann-Szyszka, die mir als Zweitkorrektorin unterstützend zur Seite stand.
Des Weiteren bin ich der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt für die Bereitstellung von zahlreichen Informationen sowie Materialien dankbar. Mein besonderer Dank gewährt hierbei Herrn Andreas Kaiser.
Abschließend bedanken möchte ich mich bei meiner Familie, meiner Freundin und meinen Freunden, die es mir ermöglicht haben, dass ich mich der Bachelorarbeit mit vollem Einsatz widmen und auf deren Unterstützung ich immer zählen konnte.
Die vorliegende Bachelorarbeit wurde zum Erlangen des akademischen Titels Bachelor of Science (B.Sc.) im Studiengang Public Management der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg angefertigt. Die Erstellung der Arbeit erfolgte in der Zeit zwischen dem 09.02.2015 bis 02.04.2015.
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis:
Abbildung 1: Ausstellungsfläche der igs 2013
Abbildung 2: Zusammensetzung der igs-Einnahmen (2008 - 2014)
Abbildung 3: Karte des Stadtteils Wilhelmsburg
Abbildung 4: Flächennutzung in Wilhelmsburg
Abbildung 5: Wohnquartiere Wilhelmsburg-Reiherstieg
Abbildung 6: Wohnquartier Wilhelmsburg-West
Abbildung 7: Prozentualer Anteil an Mehrfamilienhäusern am Gesamtwohnbestand
Abbildung 8: Altersstruktur 2010
Abbildung 9: Ausländeranteil in Wilhelmsburg 2010
Abbildung 10: Ausländeranteil in Hamburg 2010
Tabellenverzeichnis:
Tabelle 1: Wohnungsbestand 2010
Tabelle 2: Wohnungsmarkt 2010
Tabelle 3: Statistische Verkehrsdaten aus dem Jahr 2010
Tabelle 4: Bevölkerungstruktur 2010
Tabelle 5: Verteilung von Straftaten 2010
Tabelle 6: Sozialstruktur 2010
Tabelle 7: Wohnungsbestand 2013
Tabelle 8: Wohnungsmarkt 2013
Tabelle 9: Verkehrsdaten 2013
Tabelle 10: Bevölkerungsstruktur 2013
Tabelle 11: Sozialstruktur 2013
Tabelle 12: Baulich-räumliche Strukturveränderung
Tabelle 13: Veränderung der Verkehrsstruktur
Tabelle 14: Veränderung der Bevölkerungsstruktur
Tabelle 15: Veränderung der Sozialstruktur
Im Zuge des sich vollziehenden gesellschaftlichen Wandels von einer agrar- über eine industrie- hin zu einer wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaft, sehen sich Großstädte mit einer zunehmenden sozialräumlichen Polarisierung konfrontiert, welche hohe Anforderungen an die Politik sowie Verwaltung stellt.1 Nach Hochrechnungen der Vereinten Nationen lebten im Jahr 2014 bereits 53,6% der Weltbevölkerung in Städten. In den Industriestaaten belief sich der durchschnittliche Anteil der Stadtbevölkerung sogar auf 78%. Deutschland liegt mit 75,1% leicht unter dem Durchschnittswert.2
In Folge der Agglomeration und dem Wegfall von Arbeitsplätzen entwickelten sich innerhalb des städtischen Raumes Quartiere, die heute von Armut geprägt sind und folgende Merkmale aufweisen: Hohe Arbeitslosenquote, hoher Anteil an Empfängern von staatlichen Transferleistungen, geringer Bildungsstand, erhöhte Kriminalitätsrate und eine überproportionale Konzentration von Menschen mit ausländischer Herkunft. Desinvestitionen in die Infrastruktur und die Bausubstanz verstärken den Effekt der Abwärtsbewegung und führen zu einer zunehmenden Verschlechterung der Lebensbedingungen sowie der Anhaftung eines negativen Quartierimages. Auf die Bewohner der benachteiligten Wohngebiete wirken sich die Faktoren ausgrenzend aus und führen zu Identifikationsproblemen mit ihrem eigenen Stadtteil.3 Die Folgen äußern sich in Form eines selektiven Fort- und Zuzuges, was den Effekt der sozialen Entmischung (Segregation) verstärkt.
Auch der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem benachteiligten Quartier entwickelt und bedarf der staatlichen Unterstützung. Dabei kommt der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) die Aufgabe zu, Maßnahmen zur integrierten Stadtentwicklung zu ergreifen, um zu einer Entfaltung der Potenziale beizutragen und das Leben der Menschen in Wilhelmsburg nachhaltig zu verbessern. Mit dem Leitbild ‘‘Sprung über die Elbe‘‘ hat die Stadt Hamburg im Jahr 2000 einen Prozess gestartet, um die Elbinsel Wilhelmsburg stärker an die dynamische Entwicklung der Metropole Hamburg anzubinden.4
Die vorliegende Bachelorarbeit mit dem Titel „Der Stadtteil Wilhelmsburg im Wandel - Die Auswirkungen der Internationalen Gartenschau 2013 auf die Wohnsituation in Wilhelmsburg“ beschäftigt sich mit der Fragestellung, inwiefern die im Jahr 2013 in Hamburg-Wilhelmsburg stattgefundene internationale gartenschau, eine Maßnahme zur nachhaltigen Stadtentwicklung darstellt. Dabei geht es insbesondere um die Auswirkungen auf die Wohnsituation der Menschen, die in diesem Stadtteil wohnen.
Ziel dieser Arbeit ist es, dem Betrachter grundlegende Kenntnisse hinsichtlich der Bedeutung des Begriffs Stadtentwicklung zu vermitteln und ihn gegenüber Problemen zu sensibilisieren, die in Folge von Stadtentwicklungsmaßnahmen auftreten können. Hierzu stellt die Arbeit einen Praxisbezug zu dem Projekt „internationale gartenschau 2013“ her, welches sich an dem Leitprojekt „Sprung über die Elbe“ der Freien und Hansestadt Hamburg orientiert und zur Stadtentwicklung des Stadtteils Wilhelmsburg beitragen soll. Abschließend erfolgt durch die Heranziehung von Kennzahlen, die Aufschluss über die Bevölkerungsstruktur sowie weitere sozioökologische Faktoren des Stadtteils Wilhelmsburg geben, eine Ableitung der finalen Zielsetzung: Handelt es sich bei dem Projekt „internationale gartenschau 2013“ um eine nachhaltige Stadtentwicklungsmaßnahme? Sind die Auswirkungen auf die Wohnsituation in dem Stadtteil Wilhelmsburg bereits messbar, oder bedarf es hinsichtlich der Feststellung dieser Frage, eines längeren Betrachtungszeitraumes?
In Folge der zeitlichen Überschneidung sowie räumlichen Verflechtung der im Jahr 2013 in Wilhelmsburg stattgefundenen internationalen gartenschau (igs) mit der Internationalen Bauausstellung (IBA) ist eine separierte Betrachtung der beiden Stadtentwicklungsmaßnahmen leider nicht möglich. Vielmehr werden die ermittelten Ergebnisse der Kennzahlenauswertung eine Synthese beider Projekte darstellen. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass andere Faktoren zu einer Verfälschung der Ergebnisse beitragen können. Stadtentwicklung ist immer als ein heterogener Prozess anzusehen.
Für die Bearbeitung der vorliegenden Bachelorarbeit „Der Stadtteil Wilhelmsburg im Wandel - Auswirkungen der Internationalen Gartenschau 2013 auf die Wohnsituation in Wilhelmsburg“ wird als Erstes ein theoretischer Rahmen gesetzt, dem eine praktische Abhandlung folgt. Dabei bezieht sich die Mehrheit der Daten auf die im Stadtteil Wilhelmsburg vorhandenen Gegebenheiten. Insgesamt besteht die Bachelorarbeit aus acht Hauptkapiteln.
Das erste Kapitel soll an das Thema der wissenschaftlichen Arbeit heranführen, die Problemstellung erläutern und die Zielsetzung dieser Arbeit darlegen.
Im zweiten Kapitel folgt eine kurze Abhandlung und auf die relevanten Bereiche fokussierte Darstellung des Themas Stadtentwicklung. Dabei soll geklärt werden, was man unter dem Begriff Stadtentwicklung versteht, wieso die Steuerung von Stadtentwicklungsprozessen für Hamburg eine zentrale Rolle spielt und welche Probleme im Zuge von Stadtentwicklungsmaßnahmen entstehen können. Diese Sensibilisierung ist gerade in Hinblick auf die Beantwortung der Leitfrage unerlässlich.
Das dritte Kapitel besitzt ebenfalls die Funktion, dem Leser grundlegende Kenntnisse hinsichtlich der „internationalen gartenschau 2013“ zu vermitteln, die für das Verständnis und die Nachvollziehbarkeit dieser Arbeit von Bedeutung sind. Dazu werden zentrale Fragen geklärt und die wichtigsten Informationen dargelegt.
Im vierten Kapitel geht es um die detaillierte Darstellung des Untersuchungsgebietes Wilhelmsburg. Dazu erfolgt zu Anfang ein kurzer historischer Abriss, um die Entwicklungsschichte des Stadtteils darzustellen und die Ursachen für die Entwicklung zu erläutern. Die Untersuchung des Stadtteils Wilhelmsburg ist der zentrale Teil dieser Arbeit. Hier werden Veränderungen erfasst, die in einem direkten Zusammenhang mit der „internationalen gartenschau 2013“ stehen und auf die Wohnsituation der Bewohner Wilhelmsburgs maßgeblichen Einfluss nehmen.
Das fünfte Kapitel bildet den inhaltlichen Abschluss dieser Bachelorarbeit. Es beinhaltet ein Fazit des Autors. Hier werden die zentralen Leitfragen geklärt und die Ergebnisse der Auswertung dargelegt.
Es folgt ein Quellenverzeichnis und abschließendes Zitat.
Um den Begriff „Stadtentwicklung“ in seiner Gesamtheit verstehen zu können ist es notwendig, sich mit zwei relevanten Begriffen auseinanderzusetzen. Hierzu gehört zum einen der Begriff Stadt und zum anderen der Begriff Entwicklung.
Als Stadt wird eine räumliche Einheit bezeichnet, die sich von ihrer Umgebung abgrenzt und sich auf unterschiedliche Weise definieren lässt.5 Dabei spielen für das Begriffsverständnis die Perspektive sowie die Epoche eine zentrale Rolle, da die Stadt als Gebilde vielschichtig ist und einem sich kontinuierlich vollziehenden Wandlungsprozess unterliegt. Die bekannteste und in der deutschen Literatur meist angewandte Begriffsdefinition ist die administrative Definition. Demnach ist die Stadt eine administrative Einheit, sofern diese eine Mindestgröße von 2000 Einwohnern besitzt und ihr das Stadtrecht zugesprochen worden ist.6 Aufgrund der zunehmenden Verflechtung zwischen Städten und ihrem Umland, spricht man heutzutage in vielen Analysen bereits von Stadtregionen.7
Die Entwicklung dagegen beschreibt im Allgemeinen die Veränderung eines Zustandes in positiver sowie negativer Hinsicht. Spezifische Definitionen ergeben sich durch die Einnahme einer Perspektive hinsichtlich der Art der zu betrachtenden Entwicklung (z.B. im Sinne der BWL).
Bei der Stadtentwicklung handelt es sich um einen komplexen Prozess, welcher sich aus der Synthese der beiden zuvor definierten Begriffe ergibt. Demzufolge bezeichnet die Stadtentwicklung einen Veränderungsprozess des städtischen Raumes. Die Bibliografische Institut GmbH (duden.de) definiert den Begriff als „Gesamtheit der Maßnahmen zum Städtebau und zur Flächennutzung“.8
Der Begriff Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft des 18. und 19. Jahrhunderts und basiert auf der Idee, dass die Ausrichtung der Holznutzung an die Regenerationsfähigkeit des Waldes angepasst werden muss.9 Demnach stand für die Förstereien im Vordergrund, dass nicht mehr Holz geerntet wird, als nachwachen kann, da die Ressource Holz endlich ist. Somit wurde der Begriff Nachhaltigkeit bereits damals mit den Prinzipien der Langfristigkeit, Partizipation und Flexibilität verknüpft, die auch in unserem heutigen Verständnis noch Bestand haben.
Dennoch gibt es für die nachhaltige Stadtentwicklung keine einheitliche Definition. Auch gibt es keinen Ansatz zur Bewertung nachhaltiger Entwicklung. Deswegen soll mit Hilfe von in der Literatur verwendeten Prinzipien versucht werden, diesen Begriff zu definieren und Indikatoren festzulegen, um das Projekt „internationale gartenschau 2013“ hinsichtlich des Aspektes der Nachhaltigkeit bewerten zu können. Im Rahmen der nachhaltigen Stadtentwicklung ziehen wir hierzu die drei folgenden Prinzipien zur Hilfe heran:
1. Langfristigkeit Auswirkung auf zukünftige Generationen
2. Partizipation Beteiligung aller Bürger und interessierten Gruppen während des Planungs-, Entscheidungs- und Umsetzungsprozesses des Projektes
3. Flexibilität Reaktion auf nicht vorhersehbare Ansprüche
Nachhaltige Stadtentwicklung kann somit als ein Prozess, der auf eine langfristige Veränderung des städtischen Raumes unter Beteiligung der Bürger abzielt und eine Reaktion auf nicht vorhersehbare Ansprüche ermöglicht, beschrieben werden.
In der Weltpolitik etablierte sich der Begriff der nachhaltigen Entwicklung durch die im Jahr 1992 in Rio de Janeiro stattgefundenen Rio-Konferenz über Umwelt und Entwicklung. Insgesamt beschlossen dort 172 Staaten die Agenda 21, ein Leitpapier zur Regelung einer nachhaltigen Entwicklung im 21. Jahrhundert.10
Darin wurde „die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen und der Umweltqualität in städtischen und ländlichen Siedlungen sowie in der Lebens- und Arbeitswelt aller Menschen, insbesondere der städtischen und ländlichen Armutsgruppen“11 als zentrales Ziel formuliert.
Die Freie und Hansestadt Hamburg ist mit 1,79 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Insgesamt gliedert sich das Stadtgebiet Hamburg in sieben Bezirke, welche sich wiederum in 104 Stadtteile untergliedern. Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte (2.369 Einwohner je km²) sowie der stark heterogenen Bevölkerungsstruktur, nimmt die Stadtentwicklung für die Hansestadt einen hohen Stellenwert ein. Deutlich wird dies anhand des jährlich vom Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein veröffentlichten „Hamburger Stadtteilprofile“ Berichts, der hohe Disparitäten zwischen den einzelnen Stadtteilen aufzeigt.12
Durch die Unterzeichnung der Charta von Aalborg im Jahr 1996 hat sich Hamburg freiwillig zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung verpflichtet.13
Derzeit gibt es eine Vielzahl an Projekten, die von der Freien und Hansestadt Hamburg im Hinblick auf die Hamburger Stadtentwicklung verfolgt, realisiert und ausgewertet werden. Hierzu gehören unter anderem die Projekte: „Stromaufwärts an Elbe und Bille“, „Sprung über die Elbe“, „Internationale Bauausstellung“, „Mitte Altona“, „HafenCity“, „Hamburger Deckel“, „Hausboote“ sowie das Projekt „Konzept Cranz-Neuenfelde- Francop“.14
Dabei handelt es sich bei den Projekten „Sprung über die Elbe“ und „Internationale Bauausstellung“ um Stadtentwicklungsmaßnahmen, die einen direkten Bezug zum Stadtteil Wilhelmsburg aufweisen und in Anbetracht der Zielsetzung dieser Arbeit von zentraler Bedeutung sind. Bei dem Projekt „Sprung über die Elbe“ handelt es sich um ein Leitprojekt des Zukunftskonzeptes „Metropole Hamburg - Wachsende Stadt“, das das Ziel verfolgt, zentral gelegene Flächen für städtische Baumaßnahmen zu erschließen und eine Reurbanisierung der Stadtmitte zu bewirken.15
Damit soll dem peripheren Flächenwachstum entgegen gewirkt und eine nachhaltige Stadtentwicklung angestrebt werden. Der nördlichste Ausgangspunkt für die Umstrukturierungsmaßnahmen ist die Hafen City. Von dort erstreckt sich das Gebiet weiter über die Elbinseln bis nach Wilhelmsburg, welche als größte Elbinsel die konzeptionelle Basis des Projektes bildet.16 Beschlossen wurde das Rahmenkonzept „Sprung über die Elbe“ am 08.12.2005 von der Hamburger Bürgerschaft. Neben dem Konzept zur Schaffung einer langfristigen städtebaulichen Perspektive für Wilhelmsburg, umfasste der Beschluss auch die Durchführung und Finanzierung der „internationalen gartenschau 2013“ sowie der „Internationalen Bauausstellung“.17
Das Projekt „Internationale Bauausstellung“ dient ebenfalls der Erschließung und Entwicklung von Flächen in und um Wilhelmsburg und fungiert als Unterprojekt, welches sich am Leitprojekt „Sprung über die Elbe“ orientiert.18 Insgesamt entwickelte und realisierte die IBA von 2006 bis 2013 über 60 Teilprojekte die zu einer „nachhaltigen, ökologisch und sozial ausbalancierten Stadtentwicklung“19 beigetragen haben. Seit dem Jahr 2014 fungiert die „IBA Hamburg GmbH“ als städtischer Projektentwickler und Tochtergesellschaft der Freien und Hansestadt Hamburg.20
Stadtentwicklungsmaßnahmen, die in Form von Gesetzen, Projekten oder Initiativen umgesetzt werden, können vorhandene Probleme verstärken bzw. an der Schaffung neuer Probleme beteiligt sein, indem diese die ungleiche Verteilung der Bevölkerung innerhalb von städtischen Teilgebieten erhöhen.21
Die Gentrifizierung bezeichnet den sozioökonomischen Strukturwandel, der durch den Austausch einer statusniedrigeren Bevölkerung durch eine statushöhere Bevölkerung innerhalb einer räumlichen Einheit hervorgerufen wird.22 Die Ursachen für dieses Phänomen können vielfältiger Natur sein.
Dieser Effekt kann beispielsweise durch eine Stadtentwicklungsmaßnahme hervorgerufen werden, die zu einer Aufwertung der Stadt (bzw. eines Stadtteils) und somit zu einer Erhöhung des Mietspiegels führen würde, in dessen Folge die ärmere Bevölkerung verdrängt und durch eine wohlhabendere Bevölkerung ersetzt wird.
Der Begriff Segregation beschreibt das kumulierte Auftreten spezifischer Merkmale, welche zu einer Konzentration von bestimmten Elementen innerhalb einer räumlichen Einheit führen. Im sozioökonomischen Sinn, hinsichtlich der Stadtentwicklung, wird es als das Ergebnis sozialer Ungleichheit verstanden und als Folgeerscheinung der Gentrifizierung angesehen.23 Der Segregationsgrad ist ein maßgebliches Indiz für die Ausprägungsstärke der homogenen Bevölkerungsstruktur.
Unter dem Leitprojekt „Sprung über die Elbe“ verfolgte Hamburg mit seiner vierten Internationalen Gartenschau eine Doppelstrategie, indem diese mit der Internationalen Bauausstellung kombiniert wurden ist. Für jede der beiden Veranstaltungen wurde im Jahr 2007 eine eigene GmbH gegründet und diese miteinander verflochten. Dabei besaßen beide Institutionen jeweils ein eigenes Projektgebiet. Der gemeinsame Arbeitsschwerpunkt befindet sich auf einer ehemals brachliegenden Fläche, welche sich westlich von der S-Bahnstation Wilhelmsburg befindet.24
Die „internationale gartenschau 2013“ fand in dem Zeitraum vom 26. April bis 13. Oktober 2013 unter dem Motto „In 80 Gärten um die Welt“ auf der Elbinsel in Wilhelmsburg statt. Für Hamburg war es die insgesamt vierte Ausstellung dieser Art, wobei sich die Internationalen Gartenschauen der Jahre 1953, 1963 sowie 1973 auf das Areal des heutigen Wallringparks konzentrierten.25 Festzuhalten ist, dass nach der Internationalen Gartenschau 1973, der Park zur unentgeltlichen Nutzung für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. Dies hatte zur Folge, dass die umliegenden Stadtviertel durch den hochwertigen Park eine Aufwertung erfuhren und eine hohe Anziehungskraft entwickelten.
Heutzutage zählen die Stadtviertel zu den am dichtesten bebautesten Gebieten von Hamburg. Dazu zählen das Karolinenviertel, das Schanzenviertel, das Grindelviertel sowie St. Pauli. Der Wallringpark weist bis heute eine hohe Frequentierung an Besuchern auf.
Aus stadtplanerischer Sicht bedeuteten die vorangegangenen Internationalen Gartenschauen in Hamburg für die umliegenden Viertel eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität sowie eine Aufwertung ihres Quartiersimages. Ebenfalls wurden die positiven Entwicklungen durch eine Zunahme von privaten Investitionen und Stadtentwicklungsmaßnahmen begleitet.
Ausgerichtet wurde die internationale gartenschau 2013 von der „internationalen gartenschau hamburg 2013 GmbH“, die im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg sowie der Deutschen Bundesgartenschau GmbH handelte und gemäß der Charta von Aalborg eine nachhaltigen Stadtentwicklung verfolgte.26 Dabei soll nicht die Gestaltung des Geländes der Gartenschau im Vordergrund stehen, sondern der Nutzen für den Stadtteil Wilhelmsburg. Inwiefern sich die Stadtentwicklungsmaßnahme langfristig auf die Stadtentwicklung des Stadtteils Wilhelmsburg auswirkt bleibt abzuwarten.
Die internationale gartenschau 2013 sowie die Internationale Bauausstellung fungierten als Unterprojekte des Leitprojektes „Sprung über die Elbe“, welches im Rahmen des damaligen Leitbildes „Metropole Hamburg -Wachsende Stadt“ entworfen wurde. Strategische Ziele dieses Leitbildes sind der Ausbau der Metropolregion Hamburg sowie die Steigerung der Attraktivität und Lebensqualität.27
Für das Konzept der igs bedeutete dies konkret, im Zuge der Realisierung Grünflächen zu schaffen, um die Bedürfnisse der Menschen in Wilhelmsburg nach Bewegung, Erholung und Begegnung zu befriedigen. Des Weiteren hatte das Projekt zum Ziel, zu einer nachhaltigen Imageverbesserung („Grüne Metropole am Wasser“) des Stadtteils Wilhelmsburg beizutragen und als Stadtentwicklungsmaßnahme neue Entwicklungspotenziale zu erschließen.28
Der Beschluss zur Austragung der internationalen gartenschau 2013 in der Freien und Hansestadt Hamburg, fiel am 08.03.2013 durch die Deutsche Bundesgartenschau. Zuvor hatte Hamburg sich im September 2001 mit dem Konzept: „Hamburg im Fluss - IGA auf den Inseln“ beworben.29 Räumlich erstreckte sich das Gebiet der igs auf die Stadtteile Wilhelmsburg und Veddel. Damit war die Gartenschau, anders als die ersten drei Internationalen Gartenschauen, nicht auf das Gebiet der Inneren Stadt bezogen. Des Weiteren beinhaltete das Konzept gemäß der Charta von Aalborg, die Einbeziehung der vor Ort ansässigen Bevölkerung, da die
Partizipation ein wesentlicher Bestandteil der Abbildung 1: Ausstellungsfläche der igs 2013 nachhaltigen Stadtentwicklung darstellt.30
Das Konzept zur Gestaltung des Wilhelmsburger Inselparks ergab sich durch einen im Jahr 2005 ausgetragenen internationalen Landschaftsarchitekten-Wettbewerb. Dabei wurden die RMP Landschaftsarchitekten mit ihrem Entwurf zum Wettbewerbssieger gekürt.31 Der Verlauf und die Größe des igs-Geländes wird in Abb. 1 ersichtlich.32
Auf Basis des von den Landschaftsarchitekten vorgelegten Gestaltungsentwurfs, entwickelte die „internationale gartenschau hamburg 2013 GmbH“ das Konzept unter dem Motto „In 80 Gärten um die Welt“ fort. Das finale Gesamtkonzept verfolgte die Realisierung eines Stadtparks, welcher den Ansprüchen einer multikulturellen Gesellschaft gerecht wird. Dazu entwickelte die igs hamburg 2013 GmbH in Zusammenarbeit mit RMP Landschaftsarchitekten ein Parkkonzept mit insgesamt sieben Welten:33 Diese setzten sich wie folgt zusammen:
1. Welt der Häfen
2. Welt der Religionen
3. Wasserwelten
4. Welt der Kulturen
5. Welt der Kontinente
6. Naturwelten
7. Welt der Bewegung, des Sports und der Gesundheit
Die Ausstellungsfläche der igs belief sich insgesamt auf über 100 ha. Dabei standen für das Modellprojekt „Gewerbe und Grün“ weitere 32 ha Fläche zusätzlich zur Verfügung.34 Ein Großteil der von der internationalen gartenschau 2013 genutzten Fläche gehörte bereits zum Eigentum der Stadt. Andere Flächen wurden im Zuge der Realisierung des Konzeptes hinzugekauft.35
Die Kosten für Herrichtung und Unterhaltung des Geländes der igs wurden durch die in Auftrag gegebene Studie „Internationale Gartenbauausstellung in HamburgWilhelmsburg - Machbarkeitsstudie für eine Bewerbungsentscheidung der Freien und Hansestadt Hamburg“ auf eine Höhe von 77,65 Mio. Euro taxiert und der igs hamburg 2013 GmbH über acht Jahre verteilt zur Verfügung gestellt. Ein ausgeglichener Betriebshaushalt wurde angestrebt, der bei einem Eintrittspreis von 21,-€ pro Erwachsenem sowie einer Gesamtbesucheranzahl von mindestens 2,5 Mio. Gästen realisiert hätte werden können. Dies ergab sich aus einem zuvor von der Freien und Hansestadt Hamburg angeforderten externen Gutachten.36
Die Gartenbauausstellung „internationale gartenschau 2013“ hatte 171 Tage im Zeitraum vom 26. April bis 13. Oktober 2013 geöffnet und wurde von insgesamt 1,1 Mio. Menschen besucht.37 Eine im Zuge der Gartenschau begleitend durchgeführte Befragung der Besucher zeigte aber auch, dass die Veranstaltungen im Schnitt zwischen gut bis sehr gut beurteilt worden ist.38
Der Durchführungshaushalt der internationalen gartenschau 2013 hamburg GmbH wies Ausgaben in Höhe von 62,5 Mio. Euro für den Zeitraum von 2008 bis 2014 aus. Dem gegenüber standen Einnahmen nach aktuellen Hochrechnungen zwischen 25,5 und 27,5 Mio. Euro. Somit ergibt sich ein Defizit zwischen 35 Mio. und 37 Mio. Euro. Nähere Informationen bezüglich der Zusammensetzung der Einnahmen können der folgenden Abbildung (Abb. 2) entnommen werden:39
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Zusammensetzung der igs-Einnahmen (2008 - 2014)40
Mit der Schließung der „internationalen gartenschau 2013“ am 14. September 2013 wurden nicht sämtliche Attraktionen der Gartenschau zurückgebaut. Viele Gärten und Gebäude blieben bestehen und stehen den Besuchern seitdem kostenfrei zur Verfügung. Unter Anderem zählen dazu elf Gärten in der „Welt der Bewegung“, drei Gärten in der „Welt der Kontinente“, vier Gärten in der „Welt der Kulturen“ sowie fünf Gärten in den „Wasserwelten“. Des Weiteren blieben in der „Welt der Häfen“ sämtliche Pflanz-Container erhalten.41 Die ehemalige „Welt der Religionen“ wird auch zukünftig den Besuchern als interreligiöser Treffpunkt zur Verfügung stehen.42 Insgesamt wurden 2/3 der Gartenanlagen zurückgebaut.43 Darüber hinaus wurde das Konzept des Wilhelmsburger Inselparks durch die Pflanzung von ca. 200 Bäumen, die Anlegung von 60 Kleingärten sowie die Schaffung einer Schilffläche ergänzt.44
Der Wilhelmsburger Inselpark ist mit der Bekanntmachung vom 24. Dezember 2013 zum 01. Januar 2014 in die Zuständigkeit des Bezirksamtes Hamburg-Mitte übergegangen.45
[...]
1 Vgl. von Freyberg, T. (1996), S. 72.
2 Vgl. United Nations (2014), online.
3 Vgl. Höltermann, T. (2008), S. 85.
4 Vgl. BSU (o.J.), online.
5 Vgl. Dr. Friedrichs, J. (1995), S. 17.
6 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (2000), S. 2875.
7 Vgl. Dr. Friedrichs, J. (1995), S. 18.
8 Bibliografische Institut GmbH (o.J.), online.
9 Vgl. Kühn, M. / Moss, T. (1998), S. 11.
10 Vgl. ebenda.
11 BMU (1997), S. 44.
12 Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2014), S. 48.
13 Vgl. Aalborg Charter (2010), S. 1, online.
14 Vgl. FHH (o.J.), online (a).
15 Vgl. BSU (2005a), S. 7.
16 Vgl. BSU (2005a), S. 7.
17 Vgl. BSU (2006), S. 8.
18 Vgl. BSU (2005a), S. 7.
19 IBA Hamburg GmbH (o.J.), online (a).
20 Vgl. IBA Hamburg GmbH (o.J.), online (b).
21 Vgl. Dr. Friedrichs, J. (1995), S. 42.
22 Vgl. Dr. Friedrichs, J. (1996), S. 14.
23 Vgl. Dr. Friedrichs, J. (1995), S. 79.
24 Vgl. Internationale Bauausstellung Hamburg GmbH (2012), S. 18.
25 Vgl. Senat Drucksache 19/1754 (2008), S. 6.
26 Vgl. Aalborg Charter (2010), S. 1, online.
27 Vgl. Senat Drucksache 19/1754 (2008), S. 6.
28 Vgl. ebenda.
29 Vgl. Senat Drucksache 20/11722 (2014), S. 13.
30 Vgl. ebenda.
31 Vgl. Senat Drucksache 19/1754 (2008), S. 7.
32 Vgl. igs hamburg 2013 GmbH (2013), S. 1.
33 Vgl. Senat Drucksache 19/1754 (2008), S. 7.
34 Vgl. Senat Drucksache 20/11722 (2014), S. 13.
35 Vgl. Senat Drucksache 20/11722 (2014), S. 17.
36 Vgl. Senat Drucksache 19/1754 (2008), S. 7.
37 Vgl. Senat Drucksache 20/11722 (2014), S. 15.
38 Vgl. Senat Drucksache 20/11722 (2014), S. 14.
39 Vgl. Senat Drucksache 20/9852 (2013), S. 4.
40 Vgl. ebenda.
41 Vgl. Senat Drucksache 20/11722 (2014), S. 15.
42 Vgl. FHH (o.J.), online (b).
43 Vgl. Senat Drucksache 20/11722 (2014), S. 15.
44 Vgl. FHH (o.J.), online (b).
45 Vgl. Senat Drucksache 20/11722 (2014), S. 16.