Bachelorarbeit, 2015
37 Seiten, Note: 2,3
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ... 2
2 Charakteristika Sportspiele ... 3
3 Sportspiel im Schulsport vs. Vereinssport ... 4
3.1 Heterogenität und Schulpflicht vs. Homogenität und Interesse ... 5
3.2 Doppelauftrag ... 6
3.3 Zeitrahmen ... 9
4 Handlungsfähigkeit im Sportspiel ... 10
5 Sportspielvermittlungskonzepte im Allgemeinen ... 13
6 Technikorientiertes Konzept ... 14
7 Taktikorientiertes Konzept ... 16
8 Situationsreihen Konzept ... 19
9 Mischformen Taktik-Technik Konzepte ... 19
9.1 Spielgemäßes Konzept ... 20
9.2 Tactical Games Approach ... 21
10 Auswertung und Vergleich der Konzepte ... 27
10.1 Das veraltete Konzept ... 28
10.2 Auswertung ... 29
11 Fazit ... 34
12 Literaturverzeichnis ... 36
Die außergewöhnliche Bedeutung der Sportspiele ist in der heutigen Gesellschaft nicht mit einer anderen Sportartgruppierung zu vergleichen. Sportspiele haben sich fest in die heutige Gesellschaft etabliert und begeistern alle Altersgruppen. Auch König (2013, S. 553) pointiert: "Sportspiele wie Fußball, Handball oder Volleyball sind aus unserer Gesellschaft heute nicht mehr wegzudenken, betreiben doch viele Millionen Menschen weltweit aktiv Sport". Vor allem in der Jugend- und Kindheitsphase sind die Sportarten Fußball, Basketball, Tennis und Weitere stark vertreten und sie sind sogar wichtige Einflussfaktoren der kognitiven und motorischen Entwicklung. Auch aus diesen Gründen sind die Sportspiele fester Bestandteil in sämtlichen Sportlehrplänen der Bundesländer und sie sind sogar quantitativ präsenter im Unterricht als beispielsweise Schwimmen, Turnen und Leichtathletik. Der Schulsport in jeglicher Art, wie zum Beispiel in Form von Schulsportfesten, Schulturnieren oder der reine Sportunterricht ist ohne Sportspiele kaum vorstellbar. Jede Sportart dieser Sportgruppierung besteht aus komplexen Handlungszusammenhängen. Es werden funktionale Vereinfachungen benötigt, um den Schülern die ersten positiven Erfahrungen in dieser Sportart zu ermöglichen. Diese Vereinfachungen sollten sich durch schwerer/komplexer werdende Formen immer weiter dem Zielspiel nähern. Natürlich gehen auch Vereine solch einem Vorgehen nach. Für jedes komplexe Sportspiel existieren heutzutage erfolgreiche Vereine in denen man ein Zielspiel über Jahre trainieren kann. Kann der Sportlehrer die Konzeptionen eines erfolgreichen Vereins nicht einfach übernehmen, so dass aus den Schülern das Optimum herausgeholt werden kann? Aufgrund von unterschiedlichen Rahmenbedingungen, wie der Heterogenität, dem Zeitaufwand und dem Doppelauftrag, der als Richtlinie für Sportlehrer zu berücksichtigen ist, müssen Vermittlungskonzepte speziell für den Schulsport herangezogen werden. Die Vermittlungsweise von Sportspielen im Sportunterricht ist also grundlegend von der Vermittlung in anderen Gemeinschaften, wie zum Beispiel dem Verein, zu unterscheiden. Der zentrale Auftrag im Schulsport wird mit dem Doppelauftrag formuliert, der dem Lehrer, mit den zwei Leitsätzen "Erziehungsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport" ("Erziehung durch Sport") und "Erschließung der Bewegungs, Spielund Sportkultur" ("Erziehung zum Sport"), zwei unterschiedliche pädagogische Ziele vorgibt. Der Sportunterricht soll diesen pädagogischen Zielen, durch Anwendung von unterschiedlichen Spielmethoden, gerecht werden. Die Gewichtung dieser erzieherischen Intentionen ist nicht gleich stark in den unterschiedlichen Vorgehensweisen vertreten, sondern hängt von der Wahl der Konzeption ab. Das bedeutet, dass sich der Lehrer entscheidet sich in Abhängigkeit des pädagogischen Ziels für ein Sportspielvermittlungskonzept. Bei der "Erziehung durch Sport", so Kolb (2005b), handelt es sich um übergeordnete Erziehungs- und Bildungsziele wie Emanzipation, Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit, wie auch um das soziale Handeln in Gruppen und die kommunikative Konfliktlösung. Das heißt es geht hauptsächlich um die sozialen Komponenten, die bei dem sogenannten sportartoffenen Konzept besonders gefördert werden (vgl. Collmann & Zoglowek 1986). Es werden dabei Situationen inszeniert, die soziales Handeln provozieren sollen. Bei den anderen Vermittlungskonzepten (nach Collmann 2014) wird die Sozialerziehung nicht gezielt berücksichtigt, sondern es geht eher um den zweiten Teil des Doppelauftrages und zwar um die "Erziehung zum Sport". Wichtig ist dabei nicht nur die Gewinnung von gewissen Handlungsfähigkeiten, die in den Sportspielen nötig sind, um aktiv am Spiel teilnehmen zu können, sondern auch, dass die Schüler durch den Schulsport außerhalb der Schule angeleitet werden Sport zu treiben. Bei all diesen Vorgaben ist auch nicht zu vergessen, dass das erfolgreiche Spielen eines Sportspiels auch als Unterrichtsziel zu verfolgen ist. Es existieren zwar mehrere konzipierte Vorgehensweisen die Schüler in ein Sportspiel einführen, aber welches dieser Konzepte eignet sich im Hinblick auf den Doppelauftrag und unter Berücksichtigung des begrenzten Zeitrahmens und der Heterogenität der Schülerschaft am besten? Kann ein Sportspielvermittlungskonzept überhaupt all das leisten, wenn es um die Einführung in ein komplexes Sportspiel geht?
Sport als Teil der Bewegungskultur kann man auf unterschiedliche Weise gliedern. Hierbei kommt es auf die Betrachtungsweise der verschiedenen Gesichtspunkte im Sport an. Geht es beispielsweise um die Organisationsform der Sportart kann man den Oberbegriff Sport in "Individualsportarten" und "Mannschaftssportarten" unterteilen. In der im Lehrplan verwendeten Segmentierung, geht es um die gleichen bzw. verschiedenen Durchführungsmerkmale der Sportarten, woraus sich die Inhaltsbereiche des Sports ergeben. Es existieren im Sportcurriculum zehn festgesetzte Inhaltsbereiche, die alle im Schulsport behandelt werden und sich durch verschiedene Merkmale differenzieren lassen. Was genau unterscheidet die Sportspiele von den anderen Sportgruppierungen? Wie die Bezeichnung des Inhaltsbereichs "Spielen in und mit Regelstrukturen - Sportspiele" schon ahnen lässt, sind Sportspiele detailliert geregelt. "Die jeweils gültigen Regeln entsprechen hierbei internationalen Absprachen und werden vom jeweiligen Weltverband festgelegt, aber auch - je nach Bedürfnis – geändert." (König 2013, S. 554). Obwohl die Regelstruktur bis ins kleinste Detail ausgearbeitet ist, "lassen Sportspiele große Handlungsspielräume zu, in denen individuelle, situative und auch kreative Lösungen entstehen" (König 2013, S. 554). Diese Handlungsspielräume differieren je nach Spielsituation. Innerhalb der Sportspiele ergeben sich fortlaufend neue Spielsituationen, die hinsichtlich ihrer Lösungsmöglichkeiten variieren, da die Spieler auf die Taktiken und Techniken der jeweiligen Gegenspieler und auf andere Einflüsse aktiv reagieren und selber auch agieren können. Bei anderen Sportgruppierungen ist die Variabilität an Handlungsspielräumen durchaus geringer, nicht zuletzt da innerhalb der "großen Spiele", wie Dietrich et al. (2012) sie nennt, eine Vielzahl an Individualtaktiken und Mannschaftstaktiken angewandt werden können. Es existieren gewisse Taktikbausteine, die unterschiedliche Sportspiele gemeinsam haben.
"Als Beispiel sei eine Volleyball-Einheit gewählt, der eine Badminton-Einheit folgt. Sieht man von den spezifischen Techniken der beiden Spiele ab, so haben diese Spiele grundlegende Regeln und Taktiken gemeinsam (z. B. Aufschlag, konsequentes Zurückspielen eines Objekts, Platzierung des Objekts, Einnehmen der eigenen Spielposition in Abhängigkeit vom Objekt, kraftvoller Schmetterschlag)" (Bohler 2006, S.260).
Später wird ersichtlich, anhand welcher Kriterien man behaupten kann, dass genau "diese" Sportspiele Gemeinsamkeiten in ihren taktischen Elementen aufweisen. Die Sportspiele zeichnen sich auch durch ihren Wettkampfcharakter aus, "bei dem der Vergleich der Spielparteien im Zentrum steht" (Kolb 2005a, S. 27), wobei auch das Leistungsprinzip eine bedeutsame Rolle spielt. Die Sportspiele sind nicht nur, aufgrund der eben genannten Aspekte eine Besonderheit, sondern sie ermöglichen den Schülern auch Erfahrungen zu sammeln, die einen positiven Einfluss auf ihre Entwicklung haben können (siehe 2.3 Doppelauftrag). Es ist also festzuhalten, dass die stark reglementierten Sportspiele wettkampforientiert sind, sich nach dem Leistungsprinzip richten und den Schülern sogar pädagogisch wertvolle Perspektiven eröffnen.
Für alle Sportspiele, die in der heutigen Gesellschaft vertreten sind, existieren Sportvereine, die den Kindern die Möglichkeit verschaffen ihre favorisierte Sportart zu spielen. Der Verein wird von vielen Menschen als Freizeitangebot genutzt und "Es spricht sogar einiges dafür, dass die meisten Menschen, die Mitglied in einem Sportverein sind und eine Sportart aktiv betreiben, dies in einem Sportspiel tun" (Kuhlmann 2005, S.229). Der Verein, als Anbieter von Sportspielen, hat einen hohen Stellenwert in unserer Zivilgesellschaft und trägt außerdem dazu bei, dass durch professionelles Training Profisportler ausgebildet werden, wenn die Spieler das nötige Talent aufweisen können. Und auch wenn das Talent nicht gegeben ist, werden die Kinder mit Hilfe des Trainings in einer unbestimmten Zeit in der Lage sein, dass Sportspiel in seinen grundlegenden, technisch-taktischen Elementen zu beherrschen. Die Kinder gehen meist begeistert zu ihren Trainingseinheiten, um dort ihre Fähigkeiten weiter auszubauen. Warum wird das Interesse der Schüler im Sportunterricht oft nicht so geweckt wie in einem Verein, obwohl der gleiche Sachverhalt gelehrt wird? Es scheint grundlegende Unterschiede zu geben, die den Sportspielverein attraktiver machen als den Sportunterricht.
Wer als Kind sein sportliches Interesse außerhalb der Schule ausüben will, hat viele Möglichkeiten. Die häufigste Variante ist, dass die Eltern ihr Kind in einem Verein anmelden. Das heißt, die Teilnahme geht von dem Kind selbst aus. Das bedeutet, dass alles auf freiwilliger Basis geschieht, wie die Anwesenheit beim Training oder die Austragung von Wettkämpfen. Die Trainingseinheiten dienen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit und sollen den Kindern somit bei Wettkämpfen Vorteile verschaffen. Kuhlmann (2005, S. 231) meint, die wettkampfmäßige Austragung von Sportspielen sei fast durchgehend Privileg der Sportvereine. Diese Wettkampfausrichtung ist nämlich ein zentrales Element der konkurrenzorientierten Spiele, wodurch die Spieler, neben ihrer Motivation Sport zu treiben, ein weiteres Ziel vor Augen haben, zum Bespiel das nächste Spiel zu gewinnen oder mit der Mannschaft aufzusteigen oder Ähnliches. Das gemeinsame Mannschaftsziel fördert das Gemeinschaftsgefühl, welches sich natürlich positiv auf das Interesse für die jeweilige Sportart auswirkt. Dadurch, dass die Vereine die Mitglieder nicht nur bezüglich ihrer Altersstufen einteilen, sondern auch die individuellen Leistungsniveaus berücksichtigen, sind meistens die Mannschaften sehr homogen gruppiert. Da das Niveau relativ konstant ist, kann das Training ohne Berücksichtigung individueller Könnerstufen geplant und durchgeführt werden. Im Gegensatz zum Sportunterricht kann die didaktische Komponente bei der Ermittlung weitestgehend unberücksichtigt bleiben und man konzentriert sich als Trainer hauptsächlich auf die Methodik im Training, sodass die Spieler schnellstmöglich ihre Leistungsfähigkeit verbessern.
Sportspiele in der Schule sind natürlich im Hinblick auf spannende und gelingende Erfahrungen, wie ein technisch gut herausgespieltes Tor im Fußball, ein gutes Zusammenspiel innerhalb der Mannschaft oder ein Sieg in letzter Sekunde, attraktiv für den Sportunterricht und können sich positiv auf die Entwicklung der Schüler auswirken. Es gibt aber auch das gegenteilige Erleben, das vor allem auch in der Schule bei motorisch Schwächeren vertreten ist. Die Kinder werden beispielsweise nicht in das Spiel integriert und fühlen sich überflüssig oder werden sogar von den anderen Mitschülern für die Niederlage in einem Spiel verantwortlich gemacht. Der Grund dafür ist die Heterogenität der Schüler.
"Die problematische Konstellation heterogener Schülergruppen führt ohne ein methodisch-didaktisches Gegensteuern im Unterricht dazu, dass die Geübten das Anforderungsniveau im Spiel definieren und es für die Schlechteren zu einer Verstetigung von Misserfolgserlebnissen kommt" (Weichert et al. 2005, S. 2010).
Solche Misserfolgserlebnisse können nicht nur das Selbstwertgefühl, sondern auch die sportliche Laufbahn negativ beeinflussen und somit ist die Vermeidung solcher Erlebnisse eine wichtige sportdidaktische Aufgabe des Sportlehrers. Eine weitere Komplikation für die Sportlehrkräfte ist aber zeitgleich die leistungsstarken Schüler bei Laune zu halten und sie mit der Sportspieleinführung nicht zu unterfordern. Schon bei der Lehrerankündigung "Wir spielen heute Fußball" ist die Heterogenität, vor allem im koedukativen Unterricht, durch lautstarke Ausrufe von Schülern zu erahnen. Sogar die Begrifflichkeiten, die der Sportlehrer verwendet sind ausschlaggebend für die jeweiligen Erwartungen der Schüler in Bezug auf die folgenden Sportstunden.
Es gibt eine weitere Problematik, die wenig mit dem Kern dieser Arbeit zu tun hat, trotzdem aber zu erwähnen ist, wenn man sich mit dem Thema Heterogenität auseinandersetzt. Die Spielstärke, die sich aus der Mannschaftszusammensetzung erschließt, ist so zu wählen, dass es "zu einer ausgeglichenen Erfolgs-Misserfolgs-Bilanz" (Weichert et al. 2005, S. 211-212) zwischen den Mannschaften kommt, um so einen guten und fairen Wettkampf zu konstruieren. Hierzu existieren verschiedene Lösungsansätze, die sich nicht nur auf die Einteilung der Mannschaften beziehen, sondern auch die Veränderbarkeit von Spielregeln als Lösungsstrategie einsetzen, um die Spielstärke zwischen den Mannschaften und der einzelnen Spieler auszugleichen.
Wenn man nun von einer Einführung in ein Sportspiel ausgeht, ist bei der Wahl des Vermittlungsverfahrens die Heterogenität in der Schülerschaft zu berücksichtigen, um zum einen bei den motorisch schwächeren Jungen und Mädchen keine negativen Erfahrungen auszulösen, die die Sportkarriere ungünstig beeinflussen und zum anderen die leistungsstarken und spielerfahrenen Jungen und Mädchen motiviert im Spiel zu halten. Ob das Sportspiel unter Berücksichtigung der Heterogenität und innerhalb der Einführung in seiner ganzen Form und Komplexität zu erreichen ist, sei erstmal kritisch zu betrachten.
Der Sportverein, als eine unabhängige Institution, verfolgt mit den Trainingseinheiten keinen direkten erzieherischen Auftrag, sondern versucht gerade in der Einführungsphase eine gewisse Spielfreude und Begeisterung bei den Kindern hervorzurufen. Die Hauptkriterien im Training sind beispielsweise in den jungen Fußballjahrgängen positive Erlebnisse und Spaß. Auch das Ziel der Trainingseinheiten und der Wettkampfspiele unterscheidet sich maßgeblich von den Zielen der Erwachsenenmannschaften. Es geht darum eine Basis zu schaffen, die ein lebenslanges Sporttreiben garantiert. Das heißt, die Spiele und die Trainingseinheiten müssen sich anfangs ausschließlich an den Interessen und am aktuellen Können der Kinder ausrichten (vgl. Schomann et al. 2014, S. 19), wobei das Können der jeweiligen Spieler sich stetig durch das regelmäßige Training verbessert. DasZiel, die Kinder zum lebenslangen Sporttreiben zu erziehen, haben die Schule und der Verein gemeinsam, wobei die Gründe dieses Ziels voneinander abweichen. Die Sportvereine versuchen das Interesse der Kinder nicht zu wecken, um eine gesellschaftspolitische Aufgabe zu erfüllen. Ganz anders der Schulsport, der, wie auch die anderen Fächer, einen Bildungs- und Erziehungsauftrag zu erfüllen hat, der in den jeweiligen Lehrplänen der Bundesländer formuliert ist. Im Fach Sport kennzeichnet der sogenannte Doppelauftrag die grundlegende pädagogische Position, von der aus die Sportkultur in den Blick genommen wird.
"Orientiert man sich am Doppelauftrag des Sportunterrichts, so soll zum einen eine ,Erziehung durch Sport‘ durch die Vermittlung sozialer Werte und allgemein bildender Schlüsselqualifikationen für das Leben in der modernen Welt erfolgen […] Zum anderen geht es um eine ,Erziehung zum Sport‘ und damit um die Ausbildung von Handlungsfähigkeit und Qualifikationen für den außerschulischen Sport" (Unruh 2010, S. 322)
Schulsport verfolgt also das Ziel Kindern und Jugendlichen zu emotionalen, sozialen, motorischen und kognitiven Erfahrungen zu verhelfen. Bei der "Erziehung durch Sport" dreht sich die Unterrichtsstunde zentral um die Ausbildung und Förderung der Sozialkompetenz (Konfliktlösung ohne Gewalt; Sich an die Regeln halten; Fairness; etc.) und die Materialerfahrung und nicht um die gezielte Einführung in ein Sportspiel. Wenn es nun um den Sachverhalt, also um das Sportspiel an sich geht, stehen vor allem die motorischen und kognitiven Erfahrungen im Vordergrund. Die Sozialerziehung wird zwar auch indirekt durch die Thematisierung eines Sportspiels gefördert, ist aber nicht das zentrale Kriterium, wenn es darum geht den Schülern die Erschließung der Sportspielkultur zu ermöglichen und ihnen das Sportspiel attraktiv zu machen, sodass sie unterrichtsübergreifendes Interesse entwickeln. Der Schulsport soll im Hinblick auf den zweiten Teil des Doppelauftrags "Erziehen zum Sport" nicht nur, wie Unruh (2010) schreibt, "die Ausbildung von Handlungsfähigkeit und Qualifikationen für den außerschulischen Sport" ermöglichen, sondern "Darüber hinaus solle er auch das Wollen festigen, d. h., ein überdauerndes Interesse, es auch wirklich zu tun. Erst dadurch verdiene ihr Konzept die Bezeichnung ‚Erziehung zum Sport‘" (Kurz 2009, S. 39). Das heißt die Erschließung der Sportspielkultur und die Förderung des lebenslangen Sporttreibens der Schüler wird in dem Bildungs- und Erziehungsauftrag für Sport explizit gefordert. Der Doppelauftrag formuliert zwar die zentrale Destination der Sportstunden, gibt aber keinen genauen pädagogischen Hintergrund an. Mit den pädagogischen Perspektiven werden pädagogisch wertvolle Erfahrungen kategorisiert, die in jedem Sportunterricht anzusprechen sind, um die motorische, kognitive, soziale und emotionale Entwicklung zu fördern. Es existieren genau sechs der sogenannten pädagogischen Perspektiven, die in den zehn Inhaltsbereichen thematisiert werden und grundsätzlich beschreiben, was die Schüler im Fach Sport lernen und erfahren sollen: Wahrnehmungsfähigkeit verbessern,Bewegungserfahrungen erweitern (1); Sich körperlich ausdrücken, Bewegungen gestalten (2); Etwas wagen und verantworten (3); Das Leisten erfahren, verstehen und einschätzen (4); Kooperieren, wettkämpfen und sich verständigen (5); Gesundheit fördern, Gesundheitsbewusstsein entwickeln (6) (vgl. Kastrup 2009, S. 73). Der Doppelauftrag kann nur vollständig erfüllt werden, wenn Bewegung, Spiel und Sport unter den verschiedenen Perspektiven vermittelt wird. "Die Konzeption der sechs pädagogischen Perspektiven soll ermöglichen, dass Schüler/-innen im Sportunterricht ihren je individuellen Sinn des Sporttreibens erfahren können und somit jede/r Schüler/-in die Chance individueller Sinnerfüllung hat" (Kastrup 2009, S. 74). Die pädagogischen Perspektiven dienen ebenfalls mit dem Doppelauftrag als Legitimationsfunktion für das Fach Sport, weil kein anderes Schulfach diese körperlichen, motorischen oder sozialen Erfahrungen bieten kann.
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