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Masterarbeit, 2015
60 Seiten
Eidesstattliche Versicherung
1. Einleitung
2. Definitionen
a. Intelligente Stadt (Smart City)
b. Big Data
c. Wissenschaftliche Kurzumfrage zu Smart Cities und Big Data
3. "Grand Paris", Projekt 2020
a. Stadtmarketing als Wettbewerbsmotor
b. COP21, die Umweltverschmutzung als Innovationstreiber
c. Paris, Stadt der Liebe - Stadt der Spiele ? Olympia 2024 als Wirtschaftsfaktor
4. Smart cities doch nicht so smart ?
a. Chancen und Risiken der Stadte von morgen
b. EU Digital Agenda : Digitalisierung fordert urbane Wirtschaftlichkeit
c. Frage der Sicherheit und Kontrolle
5. Zusammenfassung und Fazit
a. Smarter smart cities als nachster Schritt
b. Franzosische Zusammenfassung (resume franfais)
6. Literatur- und Quellenverzeichnis
Autoren
Internetquellen
7. Abbildungsverzeichnis
Eidesstattliche Versicherung „Hierdurch versichere ich: Ich habe diese Arbeit selbstandig und nur unter Benutzung der angegebenen Quellen und technischen Hilfen angefertigt; sie hat noch keiner anderen Stelle zur Prufung vorgelegen. Wortlich ubernommene Textstellen, auch Einzelsatze oder Teile davon, sind als Zitate kenntlich gemacht worden.“
,,Hierdurch erklare ich, dass ich die ,Leitlinien guter wissenschaftlicher Praxis der Universitat Freiburg in der aktuellen Fassung eingehalten habe.“
Wir befinden uns in einem Zeitalter wo Globalisierung, Umweltverschmutzung und Wettbewerb uns vor schier unlosbare Herausforderungen stellen. Bereits seit 2008 leben mehr Menschen in Stadten als auf dem Land. Bis zum Jahr 2030 werden es aller Voraussicht nach sogar uber 70 Prozent der Weltbevolkerung sein. Um diesen rasanten Migrationswellen und geopolitischen Trends standzuhalten, mussen die Metropolen neue Losungen finden. Im Rahmen dieser strategischen Stadteplanungen entstand circa 2008 der Begriff intelligente Stadt, auch unter dem anglistischen Term Smart City bekannt.
Die vorliegende Arbeit hat die Intention dieses neuartige Phanomen eingehend zu definieren, analysieren und anhand der Weltmetropole Paris in der Praxis zu beschreiben. Die Auswahl der franzosischen Hauptstadt lasst sich aus verschiedenen Grunden erklaren. Zum einen gehort die Ile-de-France zu den meist besuchten Stadten der Welt, allein im Jahr 2013 mit mehr als 15 Millionen Touristen1. Zum anderen befindet sich die europaische Metropole an der Seine im direkten Wettbewerb mit anderen Geschaftszentren wie London oder New York. Deswegen hat sich die grofite Stadt Frankreichs es sich zum Ziel gesetzt in den kommenden Jahren Milliarden Euros in enorme Innovationsprojekte und in die allgemeine urbane Erneuerung zu investieren.
Projekt Grand Paris 2020 als Smart City Modell ?
In Anbetracht dieser aktuellen Konstellation ist es von aufierster Bedeutung sich zu hinterfragen inwieweit Paris in diesem Zusammenhang als Smart City qualifiziert werden kann und in welchem Mafie noch Aufholbedarfbesteht.
Um diese Problematik bestmoglich zu behandeln, ist es unabdingbar die fortschreitende Digitalisierung unserer Gesellschaft naher zu betrachten, zumal die intelligenten Stadte sich hauptsachlich dieses technologisches Fortschrittes bedienen. Man spricht in diesem Zusammenhang viel von Big Data beziehungsweise Open Data.
Dieser englische Begriff wird im Anschluss an die Smart City-Definition naher beschrieben und in spe seine Relevanz / Bedeutung fur den zukunftigen Erfolg dieses Stadtmodells beleuchtet. Wie sehr dabei auch die Offentlichkeit und Burger eine tragende Rolle spielen, soll mit Hilfe einer kurzen wissenschaftlichen Umfrage anschliefiend hervorgehoben werden.
Da sich die Theorie immer am besten in der Praxis veranschaulichen lasst, wird im Anschluss an die einzelnen Definitionen der Fokus auf die Weltmetropole Paris gelegt. In der Tat hat die franzosische Hauptstadt den urbanen Challenge der nachhaltigen Entwicklung angenommen und mit dem grofiflachigen Zukunftsprojekt Paris 2020 ein Programm auf die Beine gestellt, dass der Stadt im weltweiten Metropolenwettbewerb zur Smart Chy-Vorreiterrolle verhelfen soll. Anhand mehrerer konkreter Beispiele wird dieses Vorhaben detailliert.
Infolgedessen wird abgewogen inwieweit die intelligenten Stadte als Losung fur aktuelle demografische und wirtschaftliche Probleme taugen und in welchen Punkten noch Nachholbedarf besteht. Abschliefiend wagen wir einen Ausblick auf die kommenden Herausforderungen und erganzend ist eine franzosische Zusammenfassung dieser Arbeit ganz zum Schluss beigefugt.
Bezuglich der verwendeten Literatur wird aufgrund der Aktualitat dieses Themas in der vorliegenden Arbeit hauptsachlich auf Internetquellen zuruckgegriffen. Alle Quellen und Referenzen sind auch noch einmal ausfuhrlich im Anhang beschrieben.
Bevor wir uns der eigentlichen Kernfrage dieser Arbeit widmen konnen, ist es relevant die zwei zentralen Begriffe genauer unter die Lupe zu nehmen, um die Problematik moglichst treffend zu beschreiben und erklaren zu konnen. In den folgenden Abschnitten werden deshalb sowohl der Begriff Smart City als auch die Bezeichnung Big Data genau definiert. Anhand derjeweiligen Begriffserklarungen ist es folglich moglich den engen Zusammenhang der zwei Kernsubjekte dieser Problematik ganzlich zu erfassen. Hierbei ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass beide Worter noch relativjung sind in der Wissenschaft und vor allem aus dem englischsprachigen Raum stammen. Demzufolge stutzen sich die Definitionen auf mehrere Quellen, welche sich erganzen.
Inwieweit die zwei Termini bereits im Volksmund verbreitet sind, soll dank einer kurzen wissenschaftlichen Umfrage hierfur spater ermittelt werden. Die Akzeptanz und der Bekanntheitsgrad spielt namlich eine entscheidende Rolle im internationalen Wettbewerb, der mittlerweile zwischen den unzahligen Metropolen weltweit herrscht.
In der Tat soil die folgende Arbeit und Analyse auch darauf aufmerksam machen, wie vielversprechend das neuartige Stadtmodell der Smart Cities ist, um in der heutigen globalisierten Welt Fachkrafte und umsatzstarke Unternehmen anzuziehen. Dabei nimmt das Phanomen Big Data auch eine zentrale Rolle ein.
Wie bereits eingangs erwahnt ist der Terminus Smart City bisher ein recht unbeschriebenes Blatt aufgrund seiner nochjungenVergangenheit. Der Begriff der intelligenten Stadt entstand kurz bevor der Jahrtausendwende als die Informations- und Kommunikationstechnologien2 (IKT) ihren grofien Durchbruch hatten. In den 90er Jahren qualifizierte man als Stadt der Zukunft beziehungsweise intelligente Stadte, vor allem solche, deren Leistungsfahigkeit nicht nur auf die materielle Infrastruktur zuruckzufuhren war, sondern auch grofien Wert auf die Verfugbarkeit und Qualitat von Kommunikations- und sozialen Infrastrukturen Wert legten3. Dabei hatte der Begriff E-Government vor allem eine zentrale Bedeutung. Im Klartext sollten die Burger(-innen) bei den soziopolitischen Entscheidungen berucksichtigt werden (Coe et al.2001).
In den vergangen zwei Jahrzehnten haben sich die Technologien und Stadte grundliegend verandert und aus diesem Grund ist die Definition von Smart City auch wesentlich komplexer geworden als es noch zu Beginn der Fall war. Mittlerweile sind sich die verschiedenen Experten und Wissenschaftler nicht mehr ganz einig und eine definitive Umschreibung der intelligenten Stadt ist in der Fachliteratur nicht vorzufinden.
Smart City - ein komplexer Begriff Dennoch kann man eine mehr oder weniger vollstandige Begriffserklarung abgeben, da insgesamt vier Handlungsfelder regelmafiig in den wissenschaftlichen Beschreibungen auftauchen : Energiekonzepte, Mobilitat, Planung und Verwaltung sowie Wirtschaft. Im Zusammenspiel mit diesen vier Eckpunkten treten drei Querschnittsthemen in diesem Zusammenhang auf, namlich: die IKTs, die Burgerbeteiligung und die Finanzierung.
Daruber hinaus gibt es drei weitere sogenannte "Treiber", welche die Smart Cities kennzeichnen und in ihrer Entwicklung vorantreiben : Der fortschreitende Klimawandel, die abnehmende Ressourcenverfugbarkeit, sowie der alarmierende demografische Wandel4. Sodass eine Stadt dann als smart bezeichnet werden kann, wenn die Investitionen in das Humankapital, das soziale Kapital und in traditionelle (Transport) sowie moderne (IKT) Infrastrukturen ein nachhaltiges okonomisches Wachstum und eine hohe Lebensqualitat befordern. Dies soll in einer Smart City mit einem vernunftigen Umgang mit naturlichen Ressourcen und einer partizipativen Governance einhergehen (Caragliu et. al. 2009).
Dennoch bleibt der Begriff weiterhin umstritten und es gibt viele mehr oder weniger prazise Umschreibungen des nochjungen Phanomens : Nachhaltige Stadte (sustainable cities), klimaneutrale Stadte (climate neutral cities), sowie Digital City (Hodgkinson 2011) oder Stadte der Zukunft. Trotz allen unterschiedlichen Definitionen, liegt bei allen aber der Schwerpunkt auf einer starken logistischen Vernetzung dank der IKTs, sowie dem nachhaltigen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen.
Projekt European Smart Cities
Um diesen gegenwartigen Unklarheiten entgegen zu treten, gibt es mittlerweile verschiedene Vereinigungen, die versuchen das neuartige Phanomen der Smart Cities zu promovieren und alltagstauglich zu machen. So gibt es unter anderem das Projekt European Smart Cities5, welches sich seit seiner Grundung im Jahre 2007 damit beschaftigt europaische Stadte nach ihrer Bevolkerungsgrofie zu unterteilen und dabei ihre Vorreiterrolle in Sachen urbane und wirtschaftlicheNachhaltigkeithervorzuheben. Besonders mittelgrofie Stadte (von 100.000 bis 500.000 Einwohner) liegen dabei im Fokus, da letztere oft im Wettbewerb mit Grofistadten (mit uber 500.000 Einwohnern) den Kurzeren ziehen und finanziell benachteiligt werden. Aus diesem Grund hat sich das hier prasentierte Projekt es sich zur Aufgabe gemacht, die mittelgrofien Stadte anhand von 6 unterschiedlichen Bewertungskriterien6 auf ihre Wettbewerbsfahigkeit im internationalen Vergleich zu evaluieren. Diese sind daruber hinaus in verschiedene Faktoren unterteilt, umjeweilige Starken beziehungsweise Schwachen aufzudecken.
Wie komplex und umfangreich dabei die Bewertung erfolgt, lasst sich sehr gut am Beispiel des Kriteriums Smart Economy und seinem Evaluierungsfaktor Innovative Spirit verdeutlichen.
Letzterer wird mit Hilfe von drei unterschiedlichen Indikatoren ermittelt:
- Forschung und Entwicklung in % des Bruttoinlandsproduktes
- Beschaftigungsrate in den wissenslastigen Sektoren
- Patente pro Einwohner (Giffinger et. al. 2007)7
Dieser facettenreiche und viel diskutierte Begriff lasst sich in der Praxis auch in allen moglichen Strategien und Aktionen deklinieren. Dabei kommt es auch immer auf die geografische Lage und existierende urbane Infrastruktur derjeweiligen Stadt an. So setzen skandinavische beziehungsweise nordische Ballungsraume wie die niederlandische GroBstadt Amsterdam8 oder die danische Hauptstadt Kopenhagen zum Beispiel den Fokus auf eine umweltschonende Stadtpolitik.
Geografische und strukturelle Gegebenheiten begrunden verschiedene urbane Strategien Aufgrund ihrer sehr flachen Landschaft und der hohen Bevolkerungsdichte, machen sich diese Stadte ihrer naturlichen Vorteile zu nutzen, um ein nachhaltiges Mobilitatssystem zu entwickeln und die Burger aufzurufen dieses sich zu eigen machen. Kein Wunder also, dass die Fast Company9, die weltweit fuhrende Medienmarke zum Themaprogressive Business und technologische Innovationen, diese zwei vorbildlichen europaischen Siedlungsgebiete in ihrem internationalem Benchmarking als fuhrende Smart Cities evaluieren.
Andere Metropolen wie die spanischen Metropolen Barcelonas und Santander sehen den Schwerpunkt mehr in der allgemeinenVernetzung ihrer Infrastruktur, um mit Hilfe der gesammelten Daten Probleme und Potenziale zu ermitteln.
Genau letzterer Punkt soll im nachsten Abschnitt ausfuhrlich beschrieben werden. Anhand der Definition vom englischen Begriff Big Data kann ferner dessen Interdependenz mit dem gerade erklarten Smart Cities nachvollzogen werden.
Big Data soil das Stadtemanagement revolutionieren. Doch was genau ist eigentlich dieser sagenumwobene Begriff ? Tatsachlich versteckt sich hinter diesem englischen Terminus eine Vielzahl an schwammigen Definitionen.
Der Osterreicher Viktor Mayer-Schonberger, Professor fur Internet Governance and Regulation an der Oxford University und Co-Autor von Big Data10, beschreibt es wie folgt:
Big Data ist das, was man in grofiem, aber nicht in kleinem Mafistab tun kann, um neue Erkenntnisse zu gewinnen oder neue Werte zu schaffen, sodass sich Markte, Organisationen, die Beziehungen zwischen Burger und Staat und vieles mehr verandern. Es ist daruber hinaus die Fahigkeit, Informationen so zu nutzen, dass neue Erkenntnisse, Guter oder Dienstleistungen von bedeutendem Wert gewonnen werden (Mayer-Schonberger2013: 13).
Die enormen technischen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben ganz neue Moglichkeiten der digitalen Datensammlung, -speicherung und -auswertung eroffnet. Die Produktion digitaler Daten ist exorbitant angestiegen -jeder Klick,jeder Schritt,jeder Pulsschlag lasst sich heute dokumentieren und durch Verknupfung mit anderen Daten zu neuer Information verarbeiten. Die schiere Menge der Daten und der damit verbundenen Optionen, diese fur verschiedenste Zwecke zu nutzen, beschreibt das Schlagwort Big Data. Mit ihm verbinden sich gleichermafien Hoffnungen und Befurchtungen. Zum einen lassen sich Datensammlungen nutzen, um in der ,,Industrie 4.0“ Maschinen, Prozesse, Produkte und vieles andere optimal zu steuern.
Big Data und das Internet der Dinge
Gleiches gilt fur die Planung von Energie- und Verkehrsstromen, sodass Ressourcen geschont und Infrastrukturen bestmoglich genutzt werden. Das Internet der Dinge11 - also die intelligente Vernetzung von Haushaltsgeraten, Fahrzeugen und anderen Gegenstanden - und die durch Big Data ermoglichten Services verheifien in vielerlei Hinsicht sinnvolle Erleichterungen unseres Lebens. Nicht zuletzt wird in Big Data grofies wirtschaftliches Potenzial gesehen; Daten gelten vielen als wichtigster ,,Rohstoff“ des 21.Jahrhunderts .12
Big Data-Analysen ermoglichen relativ genaue Vorhersagen. Aufgrund dieser Vorhersagen konnen Maschinen und nicht nur Menschen Entscheidungen treffen.
Und das wiederum erlaubt uns, die Geschwindigkeit der Entscheidungen zu erhohen13 und somit schneller, sowie erfolgreicher problematische Situationen zu beheben oder sogar zu vermeiden. Dabei istjedoch anzumerken, dass diese Vorhersagen auf mathematischen Rechnungen basieren und daher nur bestimmte Wahrscheinlichkeiten errechnen konnen. Big Data ist also weniger eine neue Technologie denn eine neue oderjedenfalls signifikant verbesserte Methode der Erkenntnisgewinnung 14.
Wie das Phanomen des Big Datas dennoch gewinnbringend in der Stadteplanung zum Einsatz kommen kann, das soll im kommenden Abschnitt veranschaulicht werden.
Boston, die Echtzeit-Big-DataStadt
In der Praxis gilt Boston, die Universitatsstadt an der amerikanischen Ostkuste, als Vorbild in der Materie15. Der Burgermeister Martin J. Walsh setzt grofie Hoffnungen in die Vorzuge der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien. Uberall in der 600 000 Einwohner Stadt wurden Sensoren installiert, mobile Anwendungen entwickelt und Kooperationen mit Dienstleistungsunternehmen eingegangen, um moglichst in Echtzeit alle relevanten Daten einzusammeln und zu analysieren. Durch diese grofiflachige Vernetzung ist es der Stadtverwaltung moglich allen potenziellen Verkehrsstaus zuvorzukommen, uber Schlaglocher oder sonstige Probleme in der Stadt informiert zu werden und schnell zu reagieren. All diese Aktionen sind dem Big Data zu verdanken.
Selbstverstandlich werden damit nicht alle Probleme fur immer behoben, aber zumindest konnen administrative Einsatze effizienter und zielgerichteter erfolgen. Jede Metropole hat jedoch ihre individuellen Anforderungen.
Ein weiteres vielversprechendes Beispiel: Die Stadt Chicago hat in der Michigan Avenue Sensoren an Strafienlaternen befestigt, die neben der Luftqualitat auch die Zahl der vorbeilaufenden Fufiganger anhand des Mobilfunk-Traffics registrieren16.
Wie hilfreich diese Flut an elektronischen Daten sein kann, zeigt auch ein Projekt aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogota. Dort schwelt unter vielen Stadtbewohnern die Angst, wahrend einer Taxifahrt vom Taxifahrer uberfallen zu werden. Die Grander der Firma Tappsi haben eine App entwickelt, mit der man nicht nur Taxis rufen kann, sondern die anderen Tappsi-Nutzern und Familienangehorigen automatisch den Aufenthaltsort des Taxis, den Namen des Taxifahrers und das Kennzeichen mitteilt. Das Konzept scheint aufzugehen: Bereits uber 700.000 Mal wurde die App heruntergeladen17.
Big Data zwischen Hoffnungen und Befurchtungen
All diese neuartigen stadtischen Problemlosungswege beschreibt der Internetphilosoph und Publizist Evgeny Morozov als sogenanntes Solutionism. Der Begriff meint, dass die Probleme der Welt mit Online-Technologien behoben werden konnen - wir mussen einfach nur die richtigen Algorithmen, Sensoren und sozialen Netzwerken anwenden18.
Drei Kriterien sind dabei entscheidend :
- Geschwindigkeit der Datensammlung (velocity)
- Volumen/MengeanDaten(volume)
- Vielfalt der Daten (variety)
Diese drei Big Data-Merkmale stehen im engem Zusammenhang und mussen miteinander abgestimmt werden, um aussagekraftige Schlusse aus der schier unendlichen Menge an Daten gewinnen zu konnen.
Zum einen haben sich die Technologien in den vergangenen Jahren so schnell weiterentwickelt, dass inzwischen riesige Mengen an Informationen in kurzester Zeit gesammelt und verarbeitet werden konnen. Diese erfordern naturlich auch entsprechend grofie Speicherkapazitaten. Doch die Quantitat an Daten wird erst dann nutzlich, wenn sie auch qualitativ schnell und prazise ausgewertet werden.
Ein weiterer Faktor von grofier Bedeutung ist die Vielfalt der Informationen: In der Tat sind die modernen Stadte stark vernetzt und Bereiche wie Mobilitat, Energie und Verwaltung funktionieren nur koordiniert. Um also in moglichst vielen Bereichen etwas bewirken zu konnen, ist es aufierst wichtig die Korrelation zwischen den verschiedenen Daten zu verstehen.
Der osterreichische Professor und Big Data-Experte Viktor Mayer-Schonberger weist in diesem Kontext daraufhin, dass diese Interdependenz von entscheidender Bedeutung ist. So mahnt er, dass "die gangigen Big Data-Analysen statistische Korrelationen in den Datenbestanden identifizieren, die auf Zusammenhange hindeuten. Sie erklaren damit im besten Fall, was passiert, nicht aber warum19." Sprich die Maschinen sind in der Lage in kurzester Zeit mogliche Zusammenhange zwischen einzelnen erhobenen Daten zu ermitteln, aber nicht fahig diese auch zu erklaren. Der Mensch muss die Logik hinter diesen mathematisch erstellten Verbindungen verstehen, um auch tatsachlich die Prozesse zu verbessern und zukunftige Fehler zu vermeiden.
Big Data - Korrelation zwischen Quantitat und Qualitat verstehen Dennoch warnt Mayer-Schonberger, dass wir "Im Gegenzug freilich auf der Hut sein mussen, nicht jeder statistischen Korrelation auch einen tieferen Zusammenhang zu unterstellen. Denn mittels Korrelationen werden auch blofi zufallige Ubereinstimmungen erfasst, die keinen tieferen inneren Zusammenhang widerspiegeln"20.
Anders gesagt:
Erkenntnisse uber das Was der Wirklichkeit konnen daruber hinaus auch fur die Ursachenforschung von bedeutendem Nutzen sein. Denn anstatt lediglich auf der Basis einer Intuition einen bestimmten Zusammenhang aufwendig zu erforschen, erlaubt eine auf Korrelationen basierende Big Data-Analyse die Bewertung einer grofien Vielzahl leicht unterschiedlicher Hypothesen. Die Erfolg versprechendsten Hypothesen konnen dann fur die Ursachenforschung herangezogen werden. Mit anderen Worten: Big Data kann helfen, die Stecknadel der Erkenntnis im Heuhaufen der Daten fur die Ursachenforschung zu finden. (Mayer-Schonberger 2015 : 17)
Letztlich bewirkt der gezielte Einsatz von Big Data fur die Stadteentwicklung, dass der "menschliche Erkenntnisprozess verbessert"21 wird. Die gesammelten Daten werden durch private Unternehmen wie IBM, Siemens, SAP oder Cisco normiert und an den offentlichen oder privaten Sektor weitergeleitet. Diese verarbeiten die Datenje nach Nutzanwendung weiter. In folgenden Sektoren kann Big Data in den kommenden Jahren far mehr Effizienz und Innovation sorgen : Im Umweltsektor, konnen durch die Datensammlung- und -auswertung Ressourcen umweltschonender und sparsamer eingesetzt werden.
Des Weiteren kann der Transportsektor vom Big Data Profit ziehen, indem Kameras und Sensoren den offentlichen und privatenVerkehr analysieren. Die Burger einer Smart City werden durch eine App uber die aktuelle Verkehrslage informiert.
Big Data als Allzwecklosung Daruber hinaus erzielt man im Sicherheitssektor mehr Erfolg dank erhohter Videouberwachung. Dies tragt zum allgemeinen Sicherheitsgefuhl der Burger in den Smart Cities bei, solange die aufgenommenen Daten einzig dem Schutz der Burger dienen und nicht anderweitig missbraucht werden. Auch beziehungsweise vor allem im okonomischen Bereich kann dank Voraussicht und dem daraus folgenden effizienten Einsatz von Ressourcen die Stadt Geld einsparen.
Konkret gibt es grofie Anzahl an zukunftstrachtigen Beispielen wie unter anderem intelligente Strafienbeleuchtung, sogenannte intelligente Stromnetze (Smart Grids), nachhaltige Mullentsorgung, Parkplatz-Sensoren, QR-Codes oder auch Temperatur- und Wettersensoren22.
Das zuruckliegende Kapitel hat also gezeigt wie neu und komplex der Begriff Big Data ist und welches Potenzial, aber auch Gefahr er mit sich bringt. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich der Trend hin zur massiven offentlichen Datennutzung im Rahmen der Stadteentwicklung durchsetzt und welche Veranderungen beziehungsweise gesetzlichen Rahmenbedingungen um dieses revolutionierende Thema entstehen werden.
Inwieweit dieser technologische Ausdruck auch in der allgemeinen Bevolkerung bereits auf Vertrautheit stofit, soll mit Hilfe einer kurzen wissenschaftlichen Umfrage im folgenden Abschnitt untersucht werden. Des Weiteren beabsichtigt die Befragung den Zusammenhang zwischen Smart City und Big Data zu beleuchten und mogliche Risiken aufzudecken.
Dank der vorangehenden zwei Begriffsdefinitionen ist esjetzt moglich und interessant zu schauen, inwieweit der Trend der Digitalisierung von Stadten in der allgemeinen Bevolkerung bereits vermittelt worden ist beziehungsweise bewusst ist.
Anhand der folgenden kurzen wissenschaftlichen Umfrage23 soll diese Kommunikation zwischen stadtischen beziehungsweise wirtschaftlichen Entscheidungstragern und den Burgern genauer unter die Lupe genommen werden.
Umfrage als Standortbestimmung
Daruber hinaus bauen die einzelnen Interrogationen aufeinander auf, sodass eine logische Folge und ein klar erkennbarer Zusammenhang zwischen den einzelnen Begriffen zum Vorschein tritt. Um eine moglichst breite Resonanz und Evaluierungserfolg zu erreichen, erfolgt die Befragung sowohl aufDeutsch, als auch Franzosisch und Englisch. Die Fragen sind diesbezuglich exakt die gleichen und somit sind die Antworten auch vergleichbar.
Es gibt dabei sowohl offene, als auch geschlossene Fragen, bewusst in einem ausgeglichenen Verhaltnis, um die Interviewten ergebnisorientiert durch die Umfrage zu leiten, ohne dabei auf die personliche Meinung verzichten zu mussen.
Dafur werden eingangs noch einmal kurz die zwei zentralen Termini Smart City 24 und Big Data definiert, um im Anschluss daran zu ermitteln welche Unklarheiten beziehungsweise Wunsche, Anregungen oder Vorbehalte beim allgemeinen Stadtbewohner noch bestehen. Um das Verstandnis der Befragten zu gewahrleisten, sind die Fragen so klar und einfach formuliert, dass keine Missverstandnisse entstehen konnen.
Zur Veranschaulichung ist auberdem ein informativ hochwertiges Beispielvideo25 der Smart City Santander in die Umfrage integriert, damit die oder der Befragte einen Anhaltspunkt hat und im weiterenVerlauf der Untersuchung die Fragen nicht falsch interpretiert.
Smart City - allgemein bekannt fur seine IKTs und Nachhaltigkeit
Nach Auswertung aller Ergebnisse, sowohl aufDeutsch, als auch aufEnglisch und Franzosisch, sind folgende hochst interessante Bemerkungen zu machen : Knapp 90 Prozent der Befragten haben den Begriff Smart City bereits gehort. Die Wenigen, die mit dem Thema noch nicht vertraut waren, hatten zumindest eine richtige Vermutung.
Eine allgemeine Definition des Konzeptes, welches sich in den Antworten widerspiegelt ist, dass die Smart City "ein Konzept ist, um Stadte technologisch, innovativ und effizienter zu gestalten".
In der englischen Version kommt diese Auffassung auch klar zum Ausdruck: " A "smart city" is where resources of the city are allocated fairly and efficiently to make citizen's life easier and happier. Facilities can "learn" users' behaviour pattern, therefore provide more considerate service and reduce waste at the same time. Function of the city can be largely quantified, accordingly, management can be optimized".
Die zentralen Schlagworter, die dabeijeweils in Geltung treten sind die IKTs, das Konzept der Nachhaltigkeit, der Effizienz und das Wohlbefinden der Burger.
Nach der ersten Definitionen ist es interessant zu ermitteln, inwiefern die hier behandelte Weltmetropole Paris im internationalen Vergleich beim allgemeinen Burger bereits oder eben noch nicht als Smart City bekannt ist. Hierfur wird eine Liste an vermutlich intelligenten Stadten in der anschlieBenden zweiten Frage26 angegeben, unter denen die oder der Interviewte maximal drei verschiedene urbane Ballungsraume nach seiner Kenntnis auswahlen soll.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 - Auswertung der Umfrage - Frage 2
[...]
1 http://blog.euromonitor.com/2015/01/top-lQQ-citv-destinations-ranking.html (letzter Zugriff am 23.07.2015)
2 ferner unter dem Kurzel IKT beschrieben
3 http://www.nachhaltigkeit,wienerstadtwerke.at/fileadmin/user upload/Downloadbereich/WSTW2011 Smart C ity-Begriff Charakteristika und Beispiele.pdf (letzter Zugriff am 24.07.2015)
4 siehe Anhang, Abb.1
5 http://www.smart-cities.eu/ (letzter Zugriff am 05.08.2015)
6 siehe Anhang, Abb. 2
7 siehe FuBnote 3
8 http://amsterdamsmartcitv,com/?lang=en (letzter Zugriff am 09.08.2015)
9 http://www.fastcoexist.com/3024721/the-10-smartest-cities-in-europe#3 (letzter Zugriff am 13.08.2015)
10 Mayer-Schonberger, Viktor (2013): Big Data, die Revolution die unser Leben verandern wird, Redline Verlag
11 http://www.internet-der-dinge.de/ (letzter Zugriff am 15.08.2015)
12 http://www.vmsweb.net/wp-content/uploads/2015/03/APuZ 2015-11-12 online.pdf (letzter Zugriff am 15.08.2015)
13 http://future.arte.tv/de/thema/bigdata#article-anchor-8556 (letzter Zugriff am 25.07.2015)
14 http://www.vmsweb.net/wp-content/uploads/2015/03/APuZ 2015-11-12 online.pdf (Seite 14) (letzter Zugriff am 25.07.2015)
15 http://www.welt.de/wirtschaft/article139366734/Willkommen-in-Boston-der-Echtzeit-Big-Data-Stadt.html (letzter Zugriff am 13.08.2015)
16 siehe Fufinote 13
17 http://www.dw.com/de/smart-citv-der-traum-von-einer-intelligenten-stadt/a-17492281 (letzter Zugriff am 27.07.2015)
18 siehe Fufinote 13
19 Hofstetter Yvonne, Kreilich Rolf, Langkafel Peter, Mayer-Schonberger Viktor, Morozov Evgeny, Stocker Christian (2015): Big Data, aus Politik und Zeitgeschichte (Bpb), Beilage (11-12 / 2015) zur Wochenzeitung Das Parlament, 65.Jahrgang, S.16
20 S.17 (siehe Fufinote 19)
21 siehe Fufinote 20
22 http://future.arte.tv/de/thema/stadt-der-zukunft#article-anchor-17956 (letzter Zugriff am 25.07.2015)
23 siehe Anhang, Abbildung 5 bis einschlieblich 9
24 siehe Abbildung 5
25 https://www.voutube.com/watch?v=u4Ma2uaDOB4 (letzter Zugriff am 26.07.2015)
26 siehe Abbildung 6
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