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Examensarbeit, 2013
20 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
2. Curriculare Legitimation
3. Übersicht über Kompetenzen im Rahmen der Unterrichtsreihe
4. Reihenplanung „Das Ich zwischen Traum und Wirklichkeit“
4.1 Themen und didaktischer Schwerpunkt
4.2 Übersicht über die erwarteten Kompetenzen
4.3 Verlaufsplan der Reihe
5. Unterrichtsentwurf „Fridolin bei der geheimen Gesellschaft“
5.1 Sachanalyse
5.2 Didaktisch/methodischer Kommentar
5.3 Lehr- und Lernziele
6. Tabellarischer Verlaufsplan
7. Klausur
7.1 Aufgabenstellung mit Erwartungshorizont
8. Literaturverzeichnis
Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“, anfangs von dem Autor auch „Doppelnovelle“ genannt, handelt von dem Beziehungskonflikt eines Wiener Ehepaares, Fridolin und Albertine, das aus unterdrückten sexuellen Sehnsüchten und Begierden herrührt. Nach außen hin geben sie ein idealtypisches bürgerliches Bild ab. Die Krise, die daraus entsteht treibt Fridolin in ein gefährliches nächtliches Abenteuer, das er aber wieder übersteht und sich am Ende mit Albertine versöhnt.
Wie der Titel schon andeutet, dreht sich die Handlung des 1926 erschienen Prosatextes um das Leitmotiv des Traumes. Schnitzlers Figuren bewegen sich dabei auf einer sich vermischenden Ebene von Traum und Wirklichkeit. Die erste Aufarbeitung des Stoffes seitens Schnitzlers erfolgte 1921 und nimmt einen besonderen Stellenwert in seinem Gesamtwerk ein, weil es ausnahmsweise eine Geschichte mit „Happy-End“ darstellt.1 Im Gegensatz zu seiner eigenen Ehe mit Olga Gußmann, schaffen es die Hauptfiguren in der Traumnovelle Fridolin und Albertine ihre Ehekrise zu überwinden und ihre Beziehung aufrechtzuerhalten. Schnitzlers Werk kann bei gleichzeitiger Infragestellung der traditionell bürgerlichen Auffassung von der Beziehung zwischen Mann und Frau auch als „Plädoyer“ für die Ehe gelesen werden.2
Aufgrund der vielseitigen und vielschichtigen Motive wie Liebe, Beziehung und der großen die Schnittmenge der Ebenen von Traum und Wirklichkeit kann der Text auf die Schülerinnen und Schüler3 ohne nötige Aufbereitung befremdlich wirken. Deshalb ist bei der Bearbeitung auf inhaltlicher Ebene auf das Zwischenspiel von Traum und Wirklichkeit, das als Hauptmotiv und als tragendes Strukturelement fungiert, hinzuweisen und eingehend zu erläutern.
Bei dieser Ausarbeitung handelt es sich um einen theoretischen Entwurf einer Unterrichtsreihe und einer konkreten Unterrichtsplans für einen doppelstündigen Grundkurs Deutsch in der Oberstufe. Das Thema der Reihe lautet „Das Ich zwischen Traum und Wirklichkeit – Die Macht des Unbewussten“. Es soll veranschaulicht werden, wie sich bürgerliche Denkmuster und Wertevorstellungen in Bezug auf Liebe und Sexualität verändern und welche Rolle dabei die Psyche und Wahrnehmung spielen. Nach einer didaktisch-methodischen Analyse des Themas, den angestrebten Kompetenzen, eine Reihenplanung mit einem Unterrichtsentwurf und eine Klausur mit Erwartungshorizont vorgestellt. Dabei wurden der Kernlehrplan sowie die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz berücksichtigt und bei der Ausarbeitung und Planung der Unterrichtseinheiten die Novelle in der Reclam-Ausgabe4 und andere Lektürehilfen wie EinfachDeutsch5 und benutzt.
Die Traumnovelle gehört in NRW zur Lektüre der Oberstufe. In den Jahren 2011 und 2012 war es ein prüfungsrelevantes Thema für das Abitur des Grundkurses im Fach Deutsch.
Der Kernlehrplan Deutsch sieht für das Fach vor, dass die SuS auf dem Weg zur allgemeinen Hochschulreife eine vertiefte „rezeptive und produktive Text- und Gesprächskompetenz“ erwerben und ihr „literarhistorisches und ästhetisches Bewusstsein“ erweitern.6
Grund und Leistungskurs unterscheiden sich darin, dass im Leistungskurs über „zentrale Einsichten und Fähigkeiten“ hinweg mehr „wissenschaftspropädeutisch“ gearbeitet werden soll und das „gedankliche Vertiefung, methodische Reflexion und konzeptionelle Einordnung ein höheres Gewicht“ erhalten.7 Außerdem stehen dem Leistungskurs fünf Unterrichtsstunden in der Woche zur Verfügung statt wie im Grundkurs drei.
Die fachliche Kompetenz in beiden Kursen wird durch Kompetenzbereiche und Inhaltsfelder differenziert. Beide Felder werden dann nochmals in den Kompetenzerwartungen verknüpft.
Die sog. Kompetenzbereiche, auch Prozesse genannt, die früher die Lernziele beinhalteten, repräsentieren die „Grunddimensionen des fachlichen Handelns.“ In ihm werden jeweils zwischen „ Produktion “ und „ Rezeption “ unterschieden.8
In dem jeweiligen Kompetenzbereich „Produktion“ des Lehrplans, das für die Planung der Reihe und des Entwurfs im Vordergrund steht, werden die Prozesse des Schreibens und Sprechens zusammengeführt, die sich auf die Gestaltung schriftlicher bzw. mündlicher Kommunikation beziehen.9 Beim Schreiben geht es dabei vor allem um das „konzeptgeleitete Verfassen von kohärenten Texten in Bezug auf komplexe fachliche Fragestellungen und anspruchsvolle Primärtexte“.10 Dabei stehen ein „zielgerichtetes inhaltliches Strukturieren sowie eine adäquate sprachliche Form im Vordergrund“.11 In diesem Kompetenzfeld sollen die SuS u.a. lernen „formal sicher und stilistisch angemessen eigene schriftliche und mündliche Texte dem kommunikativen Ziel entsprechend“12 zu formulieren.
Die Inhaltsfelder, auch Gegenstände genannt, wiederum stellen die „inhaltlichen Gegenstände“ des Unterrichts dar. Die Inhaltsfelder sind in vier Kategorien, nämlich in Sprache, Texte, Kommunikation und Medien unterteilt.13 Im Inhaltsfeld „Texte“ sind inhaltlicher Schwerpunkt und zentraler Lerngegenstand die Bearbeitung „strukturell unterschiedlicher Dramen aus unterschiedlichen historischen Kontexten“14.
Primär geht es also darum, dass die SuS bei der Arbeit mit Primärtexten auf komplexe Fragestellungen Texte dem kommunikativen Ziel entsprechend und in einer angemessenen Sprache verfassen lernen sollen.
Der Deutschunterricht stellt den Kernbereich des Schulcurriculums, in dem Schreiben der wichtigste „Lerngegenstand ist und in dem für die sach- und themenbezogenen Schreibvorgänge des Faches selbst und anderer Fächer unterschiedliche Schreibformen eingeübt“15 werden müssen.
Die Vermittlung von Schreibkompetenz gehört zu den zentralen und unverzichtbaren Aufgaben des Deutschunterrichts. Im Unterschied zur Sekundarstufe I wird der Fokus in der Sekundarstufe II auf die Entfaltung von „literalen Kompetenzen“ gelenkt.16 So sollen ab dem Schuljahr 2016/2017 die Abiturprüfungen in allen Ländern auf den Bildungsstandards basieren, die auf der Kultusministerkonferenz 2012 beschlossen wurden.17
Die Bildungsstandards im Fach Deutsch für die Allgemeine Hochschulreife sind in fünf Kompetenzbereiche unterteilt.18 Diese sind „Sprechen und Zuhören“, „Schreiben“, „Lesen“,
„Sich mit Texten und Medien auseinandersetzen“ und „Sprache und Sprachgebrauch reflektieren“.19
Zu den Zielen im Kompetenzbereich „ Schreiben “ ist vorgegeben, dass SuS schreibend „kognitive, sprachliche und ästhetische Fähigkeiten für lebensrelevante Situationen und Schreibzwecke“ entwickeln sollen. Das bedeutet, dass die SuS in ihren Schreibpotentialen gefördert werden sollen, damit sie späteren Anforderungen in verschiedenen Bereichen wie Schule, Studium oder Beruf erfüllen können.
Konkret wird den SuS die Anforderung gestellt Schreibstrategien erlernen und anwenden zu können. Dazu gehört, dass sie „Texte orthografisch und grammatisch korrekt sowie fachsprachlich präzise, prägnant und stilistisch angemessen verfassen“ und „anspruchsvolle Aufgabenstellungen in konkrete Schreibziele und Schreibpläne überführen“20.Dabei sollen sie „Inhalt, Aufbau und sprachliche Gestaltung literarischer Texte analysieren, Sinnzusammenhänge zwischen einzelnen Einheiten dieser Texte herstellen und sie als Geflechte innerer Bezüge und Abhängigkeiten erfassen.“21
Die SuS sollen bei der Textanalyse, die die Kernaufgabe bei dem vorliegenden Unterrichtsentwurf bildet, symbolische und metaphorische Bedeutungen erfassen können. Dabei sollen die SuS im Text Leitfragen zur „Handlung, Ort, Personen, geschichtlicher und situativer Einbettung, Erzählzeit, Erzählperspektive“22, die sprachlichen Besonderheiten und Auffälligkeiten und Benennung des „Offenen, schwer Verständlichen, Rätselhaften“ erstellen können.23 Das Schreiben der Analyse erfordert das Wissen über rhetorische und literarische Strukturen und über sprachlich-stilistische Mittel.
Wie o.a. ist eine ausführliche und differenzierte Beschäftigung mit der Novelle aufgrund der komplexen Handlung und der vielschichtigen Motive für ein tiefergehendes Verständnis des Textes von großer Bedeutung. Sie bildet auch die wesentliche Vorarbeit für die Erarbeitung einer guten Textanalyse. Die thematische Aufarbeitung für die jeweiligen Unterrichtseinheiten wurde in drei Teile untergliedert. Der erste Teil dient der Vorbereitung auf die Novelle, mit Hintergrundwissen zum Autor und seiner Zeit. Der Hauptteil beinhaltet die Arbeit mit dem Text selbst. Der Schlussteil dient der Klausurvorbereitung. Die Reihe schließt in der letzten Doppelstunde mit einer Klausur ab.
Die ersten beiden Stunden dienen dem Einstieg. Hier sollen die SuS einen persönlichen Bezug zu dem Thema aufbauen können, indem sie sich mit ihren eigenen Träumen und den Motiven auseinandersetzen. In Gruppenarbeit sollen sie sich für eines der meist auftretenden Motive entscheiden und es vorstellen.24 Es könnte sein, dass SuS sich zurückhaltend verhalten, wenn es um eigene Träume geht, deshalb soll die Präsentation der Erinnerungen anonym gehalten werden. Zu den populärwissenschaftlichen Strömungen gehörte in jener Zeit auch die Psychoanalyse Sigmund Freuds, zu der auch die Traumdeutung zählt. Freuds Leben und Werk, seine Psychoanalyse und die Haltung Schnitzlers dazu sollen in der zweiten Doppelstunde behandelt werden, da sich die wissenschaftliche Herangehensweise an den Traum an die vorherige Stunde anknüpfen lässt. Würde man die Reihe auf einen Leistungskurs ausrichten, ließe sich hierbei das wissenschaftspropädeutische Arbeiten einüben. In der dritten Doppelstunde danach wird die Zeit des Fin de Siecle und der vorgestellt und behandelt. In der vierten Doppelstunde geht es darum, die Gattung der Novelle und ihre Merkmale näher kennenzulernen.
In der fünften Doppelstunde, die somit den Auftakt zum Hauptteil bietet sollen Handlung, Inhalt und Struktur der Novelle behandelt werden. Darauf folgen in der sechsten Doppelstunde die Figurenkonstellation und die Beziehungen der Figuren zu dem Protagonisten Fridolin.
Erst in der siebten Doppelstunde kann die zentral geplante Unterrichtseinheit, nämlich die Analyse einer der Hauptszenen der Novelle, der Besuch Fridolins der nächtlichen Gemeinschaft (Kap. IV), durchgeführt werden. In der Stunde selbst sollen die Leitmotive und Symbole in Form von Gruppenarbeit erarbeitet und vorgestellt werden. Der textanalytische Zugang soll hier in abgewandelter Form eingesetzt werden.
Die Hausaufgabe sieht dann eine schriftliche Ausarbeitung in Form einer Textanalyse in Eigenarbeit vor, womit der Schlussteil der Reihe eingeleitet wird. Im Hinblick auf die Klausur, die ebenfalls eine Textanalyse vorsieht, und in der zweiten Teilaufgabe auch einen Bezug zu der Textstelle vorzunehmen ist, soll in der darauffolgenden Stunde die Hausaufgabe ausführlich besprochen werden und die Themen der einzelnen Stunde in der Reihe nochmals behandelt werden.
Im letzten Teil soll vor der Klausur, also in der neunten Doppelstunde, soll eine filmische Umsetzung des Stoffs am Film „Eyes Wide Shut“ von Stanley Kubrick angesehen werden. Der Grund dafür ist, dass sich der Regisseur sehr stark an der Novelle orientiert hat. Somit kann sich bei den SuS mit der Methode des Filmvergleichs das Textverständnis festigen, weil sie die Umsetzung des Stoffs in Form eines anderen Mediums bewerten können. Außerdem wird so auch die Medienkompetenz gestärkt. Die Reihe schließt in der letzten Doppelstunde mit einer Klausur ab, die ebenfalls eine Textanalyse von einem anderen Höhepunkt darstellt, der sich sehr gut mit der in der Stunde erarbeiteten Stelle verknüpfen lässt.
Es sollen hauptsächlich die Kompetenzbereich „Lesen“ und „Schreiben“ abgedeckt werden. im Kompetenzbereich Lesen das „selbstständige Erschließen von komplexen Texten“ und aus „anspruchsvollen Aufgabenstellungen angemessene Leseziele ableiten und diese für die Textrezeption nutzen“ erlernen.25
Im Kompetenzbereich Schreiben sollen die SuS „ihr Textverständnis durch Formen produktionsorientierten Schreibens darstellen“ lernen und dabei „komplexe literarische Texte durch einen gestaltenden Vortrag interpretieren“ und „komplexe Sachverhalte in mündlichen Texten (Referat, umfangreicher Gesprächsbeitrag) auch unter Nutzung von Visualisierungen darstellen“ lernen. Die SuS sollen lernen „eigene Interpretationsansätze zu literarischen Texten entwickeln und diese argumentativ erklärend darstellen, auch unter Berücksichtigung von Ideengehalt, gattungs- und epochenspezifischen Merkmalen sowie literaturtheoretischen Ansätzen“26.
In der Didaktik des Schreibens hat sich inzwischen eine Wende von dem traditionellen „Aufsatzunterricht“ zum „Schreibunterricht“ eingestellt, in dem es nicht mehr um das Niederschreiben des Gelernten, sondern um das Schreiben als „Problemlöseprozess“ geht.27 Es ist ein komplexer Kompetenzbereich, der verschiedene Kompetenzen auf sprachlicher, textueller, prozedualer Ebene beinhaltet.28 Die Schreibkompetenz ist die „Fähigkeit zur Produktion von Texten“. Diese Fähigkeit setzt sich aus verschiedenen Teilfähigkeiten und Kenntnissen zusammen.29 Dabei erfordert die schriftliche Kommunikation den „Einsatz spezifischer lexikalischer, grammatischer und pragmatischer Mittel“30. Das Schreiben erfordert gleichzeitig die Fähigkeit „zur Abstraktion, Antizipation und Perspektivübernahme“31.
[...]
1 Prenting, Melanie, Einfach Deutsch, Unterrichtsmodell, Arthur Schnitzler Traumnovelle, Paderborn 2009., S. 14.
2 Lektüre-Hilfe, S. 5.
3 Wird im Folgenden als SuS abgekürzt.
Pohl, Martin, Arthur Schnitzler, Traumnovelle...verstehen, Paderborn 2010.
5 Scheffel, Michael (Hrsg.), Arthur Schnitzler, Traumnovelle, Reihe Reclam, Stuttgart 2006.
6 Kernlehrplan für die Sekundarstufe II Gymnasium/Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen für das Fach Deutsch, Hrsg. von: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2013, S. 9.
7 Kernlehrplan, S. 11.
8 Kernlehrplan, S. 12.
9 Ebenda, S. 14.
10 Ebenda.
11 Kernlehrplan, S. 14.
12 Kernlehrplan, S. 17.
13 Ebenda, S. 12.
14 Ebenda, S. 33.
15 Richtlinien, S. 12.
16 Becker-Mrotzek, Michael, Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen, Praxishandbuch I und II, Berlin 2006, S. 10.
17 Bildungsstandards im Fach Deutsch für die Allgemeine Hochschulreife, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 18.10.2012, S. 6.
18 Bildungsstandards, S. 11.
19 Ebenda.
20 Bildungsstandards, S. 16.
21 Ebenda.
22 Beste, S. 91.
23 Ebenda.
24 Ein solcher Einstieg eignet sich gut, da die Arbeit im Deutschunterricht an die „realen lebensweltlichen Erfahrungen“ der SuS anknüpfen soll. S. dazu Kernlehrplan, S. 10.
25 Kernlehrplan, S. 26.
26 Ebenda, S. 18.
27 Beste, Gisela, Deutsch Methodik, Handbuch für die Sekundarstufe I und II, Berlin 2007, S. 53.
28 Ebenda.
29 Becker-Mrotzek, S. 58.
30 Ebenda.
31 Ebenda.