Masterarbeit, 2015
99 Seiten, Note: 1,3
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Einheiten
1. Der Klimawandel und seine Bedeutung für die Entwicklungsländer
2. Demokratie und Klimawandel
2.1 Aktuelle Hypothesen
2.2 Problemstellung
2.3 Methode und Vorgehensweise
3. Muster-Demokratie Ghana
3.1 Ghana politisch
3.2 Ghana wirtschaftlich
3.3 Klima, Energie, Menschen
3.3.1 Geowissenschaftliche Indikatoren
3.3.2. Energie
3.3.3 Menschen
3.4. Klimapolitik
3.5. Korrelationen in der Statistik
3.6. Diskussion
4. Sorgenkind Nigeria
4.1 Nigeria politisch
4.2 Nigeria wirtschaftlich
4.3 Klima, Energie, Menschen
4.3.1 Geowissenschaftliche Indikatoren
4.3.2. Energie
4.3.3 Menschen
4.4. Klimapolitik
4.5. Korrelationen in der Statistik
4.6. Diskussion
5. Klassenrowdy Uganda
5.1 Uganda politisch
5.2 Uganda wirtschaftlich
5.3 Klima, Energie, Menschen
5.3.1 Geowissenschaftliche Indikatoren
5.3.2. Energie
5.3.3 Menschen
5.4. Klimapolitik
5.5. Korrelationen in der Statistik
5.6. Diskussion
6. Ergebnisdiskussion
7. Schlussfolgerungen und Ausblick
8. Zusammenfassung
Anlagen
Literaturverzeichnis
Abstract
Tabelle 1 Ghana in Zahlen
Tabelle 2: Infrastruktur in Ghana
Tabelle 3: Armutsindikatoren Ghanas
Tabelle 4: Gesundheitsindikatoren Ghanas
Tabelle 5: Infrastruktur in Nigeria
Tabelle 6: Armutsindikatoren Nigerias
Tabelle 7: Gesundheitsindikatoren Nigerias
Tabelle 8: Uganda in Zahlen
Tabelle 9: Infrastruktur in Uganda
Tabelle 10: Armutsindikatoren Ugandas
Tabelle 11: Gesundheitsindikatoren Uganda
Tabelle 12: Global Climate Risk Index - Ghana, Nigeria, Uganda
Tabelle 13: Notre Dame Global Adaptation Index - Ghana, Nigeria, Uganda
Tabelle 14: Freedom House - Werte für Ghana, Nigeria, Uganda
Tabelle 15: Bertelsmann Transformation Index - Ghana, Nigeria, Uganda
Tabelle 16: Stärkende und schwächende Faktoren
Abbildung 1 Geografische Lage Ghanas
Abbildung 2 Geografische Lage Nigerias
Abbildung 3 Geografische Lage Ugandas
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Klimawandel (KW)1 ist eine Tatsache - und er geht zu einem wesentlichen Teil auf Aktivitäten des Menschen zurück. So explizit steht es im 5. Sachstandbe- richt des IPCC geschrieben. Seine Autoren verweisen zudem auf die besondere Evidenz dieser Aussagen im Vergleich zu vorherigen Sachstandsberichten. Nur, wenn die globale Klimaerwärmung auf unter 2°C gegrenzt werde, so die Autoren, könnten irreversible Veränderungen im Klimasystem wahrscheinlich vermieden werden. Andernfalls würden sich bereits heute wahrnehmbare und inzwischen hinlänglich bekannte Veränderungen gefährlich verstärken. Hauptverantwortlich für diese Phänomene gemacht wird der ungezügelte Ausstoß von Treibhausga- sen (greenhouse gas, GHG) - allen voran von CO2 aus fossiler Verbrennung.
Damit birgt der KW erhebliche Risiken für die Umwelt und insbesondere für menschliche Gesellschaften. Zu den Risiken für weniger entwickelte Gesellschaf- ten - unter ihnen ohne Ausnahme alle afrikanischen Länder südlich der Sahara - zählen dem IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) zufolge:
- Die Minderung wirtschaftlicher Entwicklung und Verstärkung der Armut
- Gefahren für Leib und Leben sowie gesundheitliche Beeinträchtigungen
- Die Zunahme von Migrationsbewegungen und gewaltsamer Konflikte
- Die Abnahme landwirtschaftlicher Erträge mit Hungerrisiko
- Risiken für die Wasserversorgung hinsichtlich Verfügbarkeit und Qualität
- Extremwettererisiken für Menschen, Infrastruktur und Energieversorgung
- Veränderung in Artenvielfalt und -zusammensetzung sowie Klimasystem
Nach Auffassung der IPCC-Autoren ließen sich diese Risiken gerade noch be- herrschen, soweit schnelle und effektive Klimaschutzmaßnahmen zur Vermei- dung (mitigation) begleitet durch Anpassungsmaßnahmen (adaptation) das 2°C- Temperaturziel sicherstellten.2 Wenngleich die besondere Verantwortung für den KW unzweifelhaft bei den entwickelten Ländern3 liegt, sieht die UN- Klimarahmenkonvention (1992) daher grundsätzlich auch für die so genannten Annex-II-Länder4 Vermeidungsmaßnahmen vor. Hierzu sollen die Annex-II- Länderüber ihre nationalen Anstrengungen (Nationally Appropriate Mitigation Actions, NAMA) an das Büro der Konvention berichten sowie regelmäßige Fort- schrittsberichte (Biennial Update Report, BUR) erstellen. Weitere Maßnahmen zur Vermeidung von GHG-Emissionen sind die Mechanismen zur nachhaltigen Entwicklung und der gemeinsamen Umsetzung (Clean Development Mecha nism/Joint Implementation, CDM/JI) sowie das REDD+-Programm zur Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern (Reducing Emis sions from Deforestation and Degradation).5
In den letzten Jahren hat sich zudem die Wahrnehmungsperspektive der interna- tionalen Klimapolitik (KP) mehr auf die Anpassung an den KW ausgeweitet, und dabei vor allem die Bedürfnisse der sich entwickelnden Gesellschaften, die als besonders verwundbar anerkannt sind, in den Blick genommen. Heute gibt es unter dem Dach der UN-Klimarahmenkonvention eine Vielzahl an Mechanismen, Organisationsstrukturen und Arbeitsprogrammen, die das gemeinsame Ziel ver- folgen, die weltweite Anpassung an den KW zu verbessern. Hierzu haben Länder etwa die Möglichkeit, nationale Anpassungsstrategien (National Adaptation Plan, NAP) für die Mittel- und Langfristperspektive zu entwickeln und diese an das Sekretariat der Konvention zuübersenden. Für die schnelle Durchführung not- wendiger Anpassungsmaßnahmen können die ärmsten Entwicklungsländer (Least Developed Countries, LDC) zudem nationale Aktionsprogramme zur An- passung (National Adaptation Programmes of Actions, NAPA) erarbeiten. Prinzi- piell sollen diese Strategien ländergetrieben, gender-senisitiv (geschlechtssensi- tiv), partizipativ und transparent sein.6
Ausgangspunkt ist dabei zunächst die Bewertung (assessment) der besonderen Klimabetroffenheit (climate change impact) eines Landes, die sich durch verän- derte klimatische Bedingungen ganz konkret ergibt. Hiervon abgeleitet kann die Klimaverwundbarkeit (vulnerability) ermittelt werden. Diese beschreibt den Anfäl- ligkeitsgrad, bei welchem geophysische, biologische und sozioökonomische Sys- teme nicht mehr in der Lage sind, sich an die negativen Folgen des KWs anzu- passen. Dem gegenüber wird die Anpassungsfähigkeit an eben diese gewandel- ten Bedingungen als Kapazität (capacity) betrachtet, die es aufzubauen und zu stärken gilt. Zugleich müssen jedoch die Kenntnisseüber die besonderen Er- folgsbedingungen und Hemmnisse von Anpassungsmaßnahmen als noch unzu- reichend betrachtet werden.7 Als sicher aus Perspektive des demokratischen Westens gilt jedoch allgemeinhin, dass demokratische Verhältnisse positiv auf die KP eines Landes einwirken würden und vice versa. Ein solcher Zusammenhang, ließe er sich tatsächlich nachweisen, hat natürlich auch Implikationen für externe Interventionen wie die internationale Entwicklungshilfe, die Demokratie(D)förderung, NGO-Aktivitäten (Non Governmental Organisation) sowie der Privatwirtschaft. Bestehende Ungewissheiten und Zweifel hierüber veranlassen Wissenschaftler, genauerüber den Zusammenhang von KP und D nachzudenken. Diesem Thema möchte sich auch diese Arbeit zuwenden.
Sehen wir uns hierzu zunächst an, welche Hypothesen zum Zusammenhang von KW/KP und D im Raum stehen. Auf dieser Grundlage soll die Problemstellung der Arbeit und das methodischen Vorgehen entwickelt werden.
Wird eine Kausalität menschlicher Aktivitäten und KW heute immer weniger in- frage gestellt, so kann das für eine quasi natürliche Entwicklung menschlicher Gesellschaften zu einem immer Mehr an D nicht ohne weiteres festgestellt wer- den. Im Gegenteil, einen förmlichen D-Rückgang attestieren Erdmann & Kneuer, indem sie schreiben, dass weniger als ein Drittel der Länder, die sich zwischen den Jahren 1972 und 2003 von ihren autoritären Regimen befreiten, danach de- mokratische Regierungen gebildet hätten. Die Autoren bezeichnen es als Au- genwischerei, wenn etwa der Bertelsmann Transformation Index (BTI) viele Re- gierungsformen als demokratisch mit Attribut einstufe mit der Folge, dass es hoch ausgebildete oder auch gescheiterte D-en zu geben scheine.8 Uwizeyimana verweist in seinem Beitrag „ Democracy and pretend democracies in Africa: myth of African democracies “ darauf, warum ein solches Vorgehen riskant ist: So ließe sich die von afrikanischen Führern vorgebrachte These einer historisch beding- ten Art D afrikanischer Prägung nicht belegen. Von den 54 unabhängigen afrika- nischen Staaten gäbe es nur drei, welche liberale D-en seien. Daher fordere er Afrikaner auf, sich nicht beirren zu lassen und weiter für ihre Rechte zu kämp- fen.9
Tatsächlich gibt es Hinweise, dass Einwohner afrikanischer Länder eine andere Auffassung von D haben als sie Menschen in westlichen Ländern hegen dürften. Befragungen, die etwa das Afrobarometer 10 zu demokratischen Werten durch- führt etwa, bringen regelmäßig zutage, dass die Menschen demokratische Werte mehrheitlich befürworten - andererseits aber oft die Wahrnehmung haben, dass die Verhältnisse in ihrem Land weitgehend demokratisch seien, auch wenn ande- re Erhebungen - etwa Freedom House (FH) und der BTI11 zu dem Ergebnis kommen, dass demokratische Rechte in gerade diesem Land massiv in Frage gestellt seien. Zugleich darf nicht von der Hand gewiesen werden, dass traditio- nelle soziale Praxen wie sie etwa die Chieftaincy (die Rolle traditioneller Häupt- linge betreffend) in vielen afrikanischen Gesellschaften darstellt, deutlich demo- kratische Merkmale aufweisen können. Will man also den Zusammenhang von D und KP in Entwicklungsgesellschaften untersuchen, kommt man an einem der Untersuchung zugrunde liegenden D-begriff zunächst nicht herum.
Der allgemeine Zusammenhang zwischen D und KW erfährt - wie bereits angedeutet - in der Wissenschaft derzeit viel Aufmerksamkeit. Beliebte Fragestellungen, welche sich entwickelnde Gesellschaften in den Blick nehmen, kreisen dabei im Wesentlichen um den Zusammenhang zwischen D und Umwelt- sowie Klimaperformance unter Hinzunahme von Einflussfaktoren wie D- und Entwicklungsförderung oder externer Akteure wie NGOs und international agierende Unternehmen. Hier sollen beispielhaft prägnante Thesen dargestellt werden, von denen einige deutlich pessimistisch klingen.
So hat Beeson ostasiatische und südostasiatische Länder untersucht (Philippi- nen, Vietnam, Laos, Indonesien), die vor ihrer Demokratisierung eine lange auto- ritäre Tradition hatten. Er hält es für wahrscheinlich, dass zukünftige Umweltprob- leme in Verbindung mit riskanter ressourcenbasierter Wachstumsorientierung schließlich zu einer Zurückkehr zu autoritären Regimen führen werden. Die Idee des Westens von D als wirtschaftlichem Erfolgsmodell bliebe, Beeson zufolge, unbewiesen und er sehe auch keinen positiven Zusammenhang zwischen Le- bensstandard und Umweltperformance. Die Berichte des IPCC hätten zwar ge- holfen, das Thema KW in die politische Rhetorik zu heben, eine politische Praxis sei jedoch allerorten kaum wahrzunehmen.12 Blunt, der sich am Beispiel Indone- siens stark auf Chomski, Roy, Rawls und Sen stützt, geht noch einen Schritt wei- ter, und dehnt den pessimistischen Blick aus auf den Einfluss der internationalen
D-Förderung. Diese gebe Anlass zu starken Zweifeln hinsichtlich eines bewirkten Mehrs an sozialer Gerechtigkeit. Seine Zweifel macht Blunt fest am wahrge- nommenen Kontrast zwischen altruistischen Parolen einerseits und der Interes- senverfolgung nach leichtem Zugang zu Märkten und Ressourcen, der Selbstbe- reicherung sowie diverser wirtschaftlicher wie politischer Ängste der Geberländer andererseits.13 Hobson äußert sich ähnlich pessimistisch, führt aber eine Note ein, indem er sagt: Sollte der KW Ausmaße wie die letzte Finanzkrise annehmen, so sei er zwar geeignet, eine Abwendung von demokratischen Verhältnissen hervorzubringen - zugleich gebe es umgekehrt in nicht-demokratischen Syste- men eine Motivation, dem KW genau deshalb zu begegnen, weil seine negativen Effekte auf die Menschen das eigene politische Überleben herausfordere.14
Eine deutlich differenzierende und konstruktive Perspektive zu unserem Thema nimmt Burnell15 in seinem Beitrag Democracy, democratization and climate change: complex relationships ein: Hier kommt er insgesamt zu dem Schluss, dass die Annahme, D-en würden eher etwas gegen den KW unternehmen, nicht komplett widerlegt sei. Auf der Grundlage dieser Einschätzung setzt er sich mit dem Verhältnis von KW und Demokratisierung auseinander, indem er u. a. die Frage stellt, ob Demokratisierung die CO2-Reduktion und die Anpassung an den KW vor allem in besonders verwundbaren Teilen der Bevölkerung eher befördere oder verhindere. Dabei rekurriert Burnell auf Entwicklungsländer, die einerseits vor hohen Kosten für CO2-Reduktion und Anpassung stünden, andererseits aber erst eine auf wirtschaftlichem Wohlstand basierende Mittelklasse aufbauen müssten, die dann wiederum Demokratisierungsprozesse weiter anzutreiben vermöge. Historisch gesehen gehe wirtschaftliches Wachstum aber erhöhtem CO2-Ausstoß einher.
Dieser Zusammenhang mag die Komplexität der gegenseitigen Interdependen- zen aufscheinen lassen. Die Komplexität nimmt, Burnell zufolge, weiter zu, wenn es um Maßnahmen zur GHG - Vermeidung gehe: Im Gegensatz zu den ganz kon- kreten Einwirkungen durch veränderte Klimafaktoren, handelt es sich bei der Quantifizierung von Emissionen zunächst einmal nur um abstrakte Zahlen, an die abstrakte Reduktionsziele geknüpft würden, um einer als diffus wahrgenomme- nen Bedrohung auszuweichen. Darum komme es hier besonders auf das richtige Handeln innerhalb förderlicher institutioneller Strukturen an. Wobei vor allem da ein Spannungsmoment zwischen regionaler Selbstbestimmung und CO2- Minderung bestehen dürfte, wo drängende sozialökonomische Probleme bestün- den - etwa Armut und Krankheit. Während die Frage, ob D-en auf allen Ebenen der Gesellschaft eher bereit seien CO2 zu vermeiden offen bleiben müsse, be- stehe für die Anpassung durchaus ein positiver Zusammenhang. Für neue D-en in Afrika sieht Burnell jedoch gleichwohl Einschränkungen. Indem er aufzeigt, welche konkreten Faktoren einen Zusammenhang von D und KW begründeten, schafft er Ansatzpunkte, die einer fallbezogenen Analyse dienen können.
Diese Arbeit möchte sich dem Thema „Demokratie in Entwicklungsländern als positiver Einflussfaktor ihrer Klimapolitik“ auf exemplifizierende Weise zuwenden. Obwohl, wie bereits gezeigt, bislang kein wirklich sicheres Wissenüber den Zu- sammenhang zwischen KW und D existiert und wegen der Vielzahl der Einfluss- faktoren und Komplexität der Interdependenzen auch nicht erlangt werden kann, sollen die Verhältnisse tiefer ausgeleuchtet werden. Eine mehr interdisziplinäre vergleichende Fallanalyse, so die Vermutung, vermag hier einiges zu leisten. Zugleich ist klar, dass das KW-Thema, etwa auf der Ebene des internationalen Klimaregimes, bereits multi- und interdisziplinäre Aufmerksamkeit erfährt.
Ausgangspunkt der Untersuchung ist die folgende Überlegung: Gäbe es einen positiven Zusammenhang zwischen D und KP in Entwicklungsländern, so müsste es bei ungefährerer Gleichschaltung weiterer Einflussfaktoren in stärkeren D-en eine bessere KP geben als in schwächeren oder sogar Nicht-D-en. Sinnvoll wäre es daher, ähnliche Gesellschaften zu betrachten - etwa solche, die ähnliche ge- ografische Lagen und klimatische Bedingungen aufweisen. Eine Korrelationsana- lyse klima- und demokratiebezogener Vergleichsstudien kann dabei ein erstes Bild abgeben. Sie erklärt die Zusammenhänge jedoch nicht hinlänglich und ist zudem fehleranfällig - etwa weil die Datenlage unterschiedlich ist, das Erhe- bungsraster sehr grob usw. Der Wert einer Fallanalyse besteht darin, dass statis- tische Ergebnisse mittels qualitativer Faktoren interpretiert werden.
Burnell u. a. zufolge wirken Faktoren wie etwa das Wohlstandsniveau, die Wirt- schaftskraft, die technisch-industrielle Entwicklung oder die CO2-Ressourcen- Ausstattung deutlich stärker auf die KP ein, als die Art des politischen Systems.16
Aus diesem Grund müsse eine genauere Betrachtung diese Faktoren und ihre konkrete Einwirkung berücksichtigen. Und der Autor dieser Arbeit fügt hinzu: Auch die aktuelle politische Situation dürfte ein starker Gestaltungsfaktor für die KP sein, weshalb ihr in dieser Untersuchung gleichermaßen Aufmerksamkeit zukommen soll. Von großer Bedeutung für die KP eines Landes ist zudem seine ganz konkrete klimabezogene Exponiertheit (i.S.v. impact, vulnerability, capaci ty), denn aus ihr ergeben sich einerseits Dringlichkeitsmomente für politisches Handeln und andererseits stellen sie wichtige Indikatoren für die schlussendliche Bewertung der klimapolitischen Performance dar.
Anhand der vier Dimensionen: D-Status, Rahmenfaktoren (Politik, Wirtschaft), klimabezogene Exponiertheit (impact, vulnerability, capacity) und KP lassen sich sehr wahrscheinlich keine neuen Beweise für den positiven Zusammenhang von D und KP finden. Jedoch kann die Untersuchung weiterer rahmengebender Ein- flussfaktoren das Verständnis dafür schärfen, wann genau ein positiver Zusam- menhang zu bestehen scheint bzw. wahrscheinlich ist. Die Hypothese der Unter- suchung lautet darum: Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen sowie die klimabezogene Exponiertheit einer sich entwickelnden Gesellschaft bestim- men maßgeblich mit, ob demokratische Strukturen positiv auf die KP eines Ent- wicklungslands einwirken (können). Geleistet werden soll dies anhand einer ver- gleichenden empirischen Fallanalyse, die neben statistischen Korrelationen wei- tere einflussgebende Faktoren einbezieht.
Die Frage, ob und wie demokratische Verhältnisse positiv auf die KP einer sich entwickelnden Gesellschaft einwirken, soll anhand einer praxisorientierten, ver- gleichenden Fallstudien-Analyse erfolgen. Dabei wird Bezug genommen auf Yin, der definiert:
„ An empiricial inquiry abaut a contemporary phenomenon (e.g., a „ case “ ), set within ist real-worldcontext - especially when the boundaries between phenomenon and context are not clearly evident “ 17
Als Fälle werden die drei Länder Ghana, Nigeria und Uganda untersucht und miteinander verglichen. Damit stehen die örtlichen Grenzen fest - nämlich das jeweilige Land in seinen geografischen Grenzen. Zeitlich erfolgt die Untersu- chung in einem synchronen Schnitt. Unter Rückgriff auf quantitative und qualitati- ve Daten aus verschiedenen Quellen wird eine Vielzahl an Indikatoren zu den o. g. vier Dimensionen einbezogen, ausgewertet und miteinander ins Verhältnis gesetzt. In einer qualitativen Gesamtschau entsteht so ein Bild, das Aussagenüber die Fragestellung dieser Arbeit zulässt. Als Leitfaden bei der Formulierung der Ergebnisse dient dabei ein hermeneutischer Fragenkatalog (expliziert auf S. 12), der aus Thesen extrahiert wird, die Burnell für den positiven Zusammenhang von D und KW aufgestellt hat. Im Folgenden soll auf die Dimensionen, ihre Indi- katoren und die Vorgehensweise der Untersuchung eingegangen werden.
Demokratiestatus: (1. Dimension) Wie demokratisch ein Land zu einem gegebe- nen Zeitpunkt ist, kann anhand gängiger D-Erhebungen (auch D- Rankings) er- mittelt werden. Dabei haben sich die Auswertungen von FH und BTI als hilfreich erwiesen, welche auf Expertenbefragungen beruhen. Als Ergänzung bieten sich die repräsentative Bevölkerungsumfrage des Afrobarometer sowie der Gender Gap-Report an, der Geschlechterverhältnisse bewertet. Dieser Arbeit liegt ein allgemein anerkannter D-Begriff zugrunde wie ihn Schubert & Klein definieren:18
„ Demokratie [griech.] (D.) ist ein Sammelbegriff für moderne Lebensformen und politische Ordnungen. 1.) D. ermöglicht insofern moderne Lebensformen, als sie a) die Freiheit indi- vidueller Entscheidungen und Handlungen sowie individuelle Verantwortung ermöglicht, b) die individuelle Gleichheit vor Recht und Gesetz garantiert sowie Minderheiten schützt und c) zahllose Formen gesellschaftlicher Vereinigungen ermöglicht, d. h. kollektives und soli- darisches Handeln auf eine freiwillige Grundlage stellt (und z. B. in Form der Koalitions- freiheit schützt). 2.) D. schafft die Grundlage für eine Vielfalt moderner politischer Ordnun- gen, deren gemeinsames Kennzeichen die Volkssouveränität und die Beschränkung poli- tischer Herrschaft ist. “
Die Untersuchungen von FH und BTI basieren auf ähnlichen Definitionen und Werten, so dass ihre Vergleichbarkeit zunächst als gegeben erscheint.
FH (USA)19 ist eine unabhängige Wächter-Organisation zur weltweiten Ausbrei- tung politischer und bürgerlicher Freiheitsrechte. Die Auswertungen zu 195 Län- dern werden weltweit wahrgenommen. Die jährliche Bewertung erfolgt anhand von Noten, wobei 1 für den größten und 7 respektive für den geringsten Grad an Freiheit im steht. Neben der Freedom in the world-Erhebung ermittelt FH die Pressefreiheit (Freedom in the press). In beide Bewertungen fließen mehr als 25 Einzelindikatoren ein. Grundlage der rein qualitativen Einschätzungen sind Pres- seberichte, wissenschaftliche Analysen, Berichte von NGOs sowie Aussagen einzelner Experten.
Freedom in the world fragt zu drei politischen Dimensionen (Prozedere bei Wah- len, politische Vielfalt und Teilhabe, die Arbeitsweise von Regierungen) und zu vier bürgerrechtsbezogenen Dimensionen (Freiheit von Ausdruck und Glaube, Versammlungs- und Organisationsfreiheit, Rechtstaatlichkeit, persönliche Unab- hängigkeit und Persönlichkeitsrechte). Freedom in the press nimmt rechtliche, politische und wirtschaftliche Aspekte zum Thema Pressefreiheit in den Blick und stellt 23 Einzelfragen. Für die Region Sub-Sahara werden 50 Staaten bewertet.
Der BTI20 analysiert und bewertet die Qualität von D, Marktwirtschaft und politi- schem Management in 129 Entwicklungs- und Transformationsländern. Gemes- sen werden nach eigener Aussage Erfolge und Rückschritte auf dem Weg zu rechtsstaatlicher D und sozialpolitisch flankierter Marktwirtschaft. Dabei werden Expertenbefragungen bewertet und in einem mehrstufigen Prozess auditiert. Der Status-Index sucht anhand zweier Dimensionen (politische und wirtschaftliche Transformation) den Entwicklungsstand zu erfassen und die Länder entspre- chend zu verorten. Ein hoher Rang entspricht demnach einem hohen Entwick- lungsstand. Der Management-Index hingegen beurteilt die Qualität der politi- schen Gestaltungsleistung anhand der Indikatoren: Gestaltungsfähigkeit, Res- sourceneffizienz, Konsensbildung und Internationale Zusammenarbeit.
Die Einzelindikatoren der Dimension politische Transformation sind: Staatsbil- dung, Politische Partizipation, Rechtstaatlichkeit, Stabilität der demokratischen Institutionen, Politische und soziale Integration. Die wirtschaftliche Transformati- on wird hingegen bewertet anhand der Indikatoren: Grad der sozioökonomischen Entwicklung, Marktorganisation und Wettbewerb, Währungs- und Preisstabilität, Privateigentum, Wohlfahrtsregime, Ökonomische Performance und Nachhaltig- keit. Während also der FH auf eine Betrachtung der wirtschaftlichen Dimension verzichtet, werden im BTI insbesondere Indikatoren der freien Marktwirtschaft als ein Mit-Ausdruck von D angesehen.
Das Weltwirtschaftsforum untersucht regelmäßig 133 Länder und gibt den Gen- der Gap-Report heraus. Dieser versucht anhand von Ergebnisvariablen den Un- terschied zwischen den Geschlechtern und somit den Grad ihrer Gleichbehand- lung (gender equality) zu messen. Indikatoren sind wirtschaftliche Teilhabe und Chancen, Bildungschancen, Gesundheit und Überleben sowie politische Gestal- tungsmacht. Die Basis bilden aggregierte und gewichtete quantitative Daten.21
Das Afrobarometer 22 ist ein Umfrageforschungsprojekt, das Einwohner in 36 Ländern auf dem afrikanischen Kontinent unter anderem zu ihrer Meinung zur D in ihrem Land befragt. Ziel des Afrobarometers ist es, dem Durchschnittseinwohner eine Stimme zu geben und weiträumig darüber zu informieren, was die Bürger eines Landesüber wichtige Themen denken. In seiner Form ist das Afrobarometer daher weltweit einzigartig. Befragt wird jeweils ein repräsentativer Bevölkerungsschnitt von etwa 1.200 - 2.400 Individuen.
Politik und Wirtschaft: (2. Dimension) Aussagenüber das jeweilige politische System, seine gegenwärtige Lage sowieüber die wirtschaftliche Situation lassen sich aus dem CIA World Factbook extrahieren. Für eine vergleichende Einschät- zung der Wirtschaftskraft wird zudem der Global Competitiveness Report (GCR) des Weltwirtschaftsforums herangezogen. Dieser misst für 144 Länder die Wett- bewerbsfähigkeit. Ghana, Uganda und Nigeria sind GCR zufolge faktorgetriebe- ne Ökonomien im Kontrast zu effizienz- und innovationsgetriebenen.23
Klimabezogene Exponiertheit: (3. Dimension) Die klimabezogene Exposition wird anhand a. geowissenschaftlicher Indikatoren (wie Klima, Ressourcen, Infrastruk- tur, Emissionen, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, Küsten und Fischwirt- schaft), b. energiewirtschaftlicher Indikatoren (Produktion, Verbrauch, Netzabde- ckung) sowie c. sozial-ökonomischer Indikatoren (Armut, Gesundheit, Bildung, Frauen) ermittelt. Hierzu werden die Africa Development Indicators (ADI) der Weltbank, das CIA World Factbook, aber besonders die jeweiligen Zweiten Nati- onalen Mitteilungen (Second National Communication, NC2) der untersuchten Länder herangezogen. Eine quantifizierende Einschätzung der klimabezogenen Verwundbarkeit leisten hingegen der Global Climate Risk Index (GCRI) von Germanwatch und der Notre Dame Global Adaptation Index (NDGAI).
Der Global Climate Risk Index (GCRI) 24 wird seit 20 Jahren von Germanwatch erstellt. Der Index analysiert weltweit, in welchem Ausmaß wetterbezogene Er- eignisse wie Stürme, Überflutungen, Hitzewellen pro Nation zu Verlusten geführt haben. Dabei wird auf Daten des Munich Re NatCatSERVICE zurückgegriffen und es werden nur direkte Auswirkungen erhoben (Todesfälle, finanzielle Verluste). Neben absoluten Zahlen wird anhand ökonomischer und sozialer Wachstumsdaten des Internationale Währungsfonds die relative Betroffenheit ermittelt. Geringe Notierungen bedeuten große Verwundbarkeit.
Der Notre Dame Global Adaptation Index (NDGAI) 25 wird von der Notre Dame- Universität erstellt mit dem Ziel zu aufzuzeigen, welches Land wie gut auf die Effekte des KWs vorbereitet ist. Zu diesem Zweck werden sowohl Daten zur Verwundbarkeit (vulnerability) als auch solche der Antwortbereitschaft (readi- ness) erhoben. Synoptisch wird anhand dieser Dimensionen für 192 Länder der ND-GAIN errechnet. Die im Index ausgedrückte Verwundbarkeit berücksichtigt die Sektoren: Nahrung, Wasser, Gesundheit, Ökosystemdienstleistungen, sozia- ler Lebensraum und Infrastruktur. Ausgewertet werden rein quantitative biophysi- kalische Daten zur klimabezogenen Exponiertheit, zur sektorbezogenen Emp- findlichkeit für die Klimaereignisse (sensitivity) sowie zu vorhandenen Sozialres- sourcen, welche Anpassungskapazitäten darstellen. Die Dimension Readiness hingegen drückt die Fähigkeit eines Landes aus, mittels Investitionen Anpas- sungsleistungen zu erbringen. Hierzu wird die wirtschaftliche, soziale und auf das Regierungshandeln bezogene Bereitschaft ermittelt. Während sich der ND-GAIN auf prospektive Daten stützt, arbeitet GCRI mit Vergangenheitswerten.
Klimapolitik: (4. Dimension) Unter KP wird in dieser Untersuchung ganz allge- mein verstanden, wie sich das politische Handeln konkret ausdrückt in der KP- bezogenen a. Existenz oder Schaffung institutioneller Kapazitäten, b. definierter und zur Geltung gebrachter Grundsätze, Regelwerke und Maßnahmenpläne - insbesondere zu Vermeidung und Anpassung und c. dem Implementierungsgrad dieser Politiken. Als Ebenen der KP werden dabei die internationale (i.S.d. Klima- rahmenkonvention), die nationale und die lokale Ebene betrachtet. Als qualitative Quellen dienen hier hauptsächlich der NC2 sowie andere verfügbare Dokumente. So wird die Frage beantwortet, was Staat und Verwaltung wollen. Der Literatur lässt sich entnehmen, was in der KP tatsächlich erreicht wird. Und ein Review einschlägiger Newsseiten für die Perspektive öffentlicher Wahrnehmung hinzu.
Einen quantitativen Vergleich der bereits mittels KP-en erreichten Anpassungs- fähigkeit lässt der beschriebene Readiness -Indikator des NDGAI zu. Zudem lie- fert Climatscope eine Einschätzung, indem es für 55 Entwicklungsländer die In- vestitionsanreize für erneuerbare Energien untersucht. Absender dieser Studie sind der Multilaterale Investmentfond (USA), die britische Hilfsorganisation UK AID sowie Bloomberg New Energy Finance und Power Africa - die Energieinitiative der Obama-Regierung für Sub-Sahara-Afrika (2013). Anhand 54 Indikatoren, welche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft abbilden, wird ermittelt, welchen Grades Länder Investitionen in Erneuerbare Energien anziehen. Gewichtet werden dabei vier Hauptindikatoren: zu wirtschaftlich-politischen Rahmenbedingungen, Finanzierungskonditionen, Geschäftsmodelle und Gewinnchancen sowie existierende Vermeidungs-Programme und -Initiativen.
Vorgehensweise: Die Untersuchung beginnt mit 1.) einer kurzen Portraitierung der Länder anhand prägnanter Eckdaten, gefolgt 2.) von der jeweiligen politi- schen und wirtschaftlichen Verfasstheit. Sodann wird 3.) die klimabezogene Ex- poniertheit herausgearbeitet und bewertet, woran sich 4.) die Evaluation der KP- en anschließt. Erst die Auswertung des aktuellen D-Status lässt 5.) die Suche nach Korrelationen mit der KP zu. Die 6.) anschließende Diskussion enthält eine Fehleranalyse und erfolgt unter den Prämissen: Inwiefern lassen sich die einzel- nen Länderbefunde miteinander vergleichen? Welche Auffälligkeiten gibt es, Wi- dersprüche, klare Korrelationen? Und schließlich, wie ist das Ergebnis zu deu- ten? In einem vorletzten Schritt werden 7.) Schlussfolgerungenüber den positi- ven Zusammenhang zwischen D und KW in Entwicklungsländern, diesen Zu- sammenhang begünstigende oder behindernde Faktoren sowie zur Übertragbar- keit der Ergebnisse gezogen. Eine Methodenkritik schließt das Kapitel ab. Ein letztes Kapitel 8.) fasst die Ergebnisse kurz zusammen.
Wie bereits am Anfang dieses Kapitels angedeutet, soll die Formulierung von Untersuchungsergebnisse mit Hilfe eines hermeneutischen Fragenkatalogs erfolgen, der an dieser Stelle expliziert werden soll:
Hermeneutischer Fragenkatalog: Burnell26 geht von demokratischen Werten aus, die er als förderlich für die KP ansieht. So könne gefragt werden, ob ein Land von seiner politischen Struktur her Möglichkeiten für Bürgerinitiativen und Parteien bietet, welche die öffentliche Sorge um klimarelevante Probleme adressieren können. In diesem Zusammenhang wäre die Frage interessant, ob es Anzeichen solcher Bewegungen bereits gibt und, unter welcher Beteiligung KP-en bereits entstanden sind. Hier ist also der demokratische Wert der Partizipation (1.) an gesprochen. Nehme man die klimainduzierten Probleme, die bereits heute die Lebensgrundlagen, die menschliche Entwicklung sowie die soziale Harmonie störten, so könne (2.) gefragt werden, ob diese Entwicklungen nachweislich durch demokratische Kräfte aufgefangen würden bzw. umgekehrt diese bereits unterliefen - etwa, indem Regierungen bereits autoritär auf auftretende Ereignis- se reagiert hätten. In diesen Komplex gehört auch, inwiefern Klimamaßnahmen, die der Staat verordnet hat, bereits zu politischen Verwerfungen geführt hätten. Im Hinblick auf die besondere Betroffenheit ländlicher Regionen sei die Frage relevant, was Staaten (3.) täten, um die Schwächsten - etwa Frauen, Kinder, Alte - am demokratischen Gleichheitsgebot teilhaben zu lassen. Anhand der These, dass erst Wohlstand zur Ausprägung einer Mittelschicht führe, die dann wiederum eher für eine gute KP einstehe, könne (4.) gefragt werden, inwiefern die KP eines Landes bereits negative Auswirkungen auf die Entstehung und Ausbreitung einer Mittelschicht gehabt hätte. Eine letzte Frage geht von der Grundannahme aus, demokratische Verhältnisse seien gut für die KP: Welche klimarelevanten Faktoren wären dann (5.) geeignet D zu unterminieren? Hier nennt Burnell das Beispiel der Exportabhängigkeit eines Landes von fossiler Energie. Staaten nämlich, die aus der Förderung von Öl und Gas lebten, könnten Probleme bekommen, sollte die Welt ihren CO2-Fußabdruck vermindern.1
Diese Untersuchung beginnt mit einer kurzen Vorstellung der politischen und wirtschaftlichen Verfasstheit Ghanas. Wesentliche Eckdaten, die an dieser Stelle nicht näher kommentiert werden sollen, aber dem Überblick dienen, sind in der nebenstehenden Tabelle darge- stellt. Im Anschluss sollen geowissen- schaftliche, energiewirtschaftliche und sozial-ökonomische Indikatoren vorge- stellt und eingeordnet werden, bevor wir uns den klimapolitischen und demokra- tiebezogenen Dimensionen in diesem Abschnitt zuwenden.
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Tabelle 1: Ghana in Zahlen
Aus der Fusion der 2 britischen Kolonie Goldküste sowie Treuhandgebieten To- golands gebildet, war Ghana 1957 das erste von Kolonialherrschaft unabhängi- ge Land in der Sub-Sahara-Region. Das Land erlebte zunächst Revolten und Staatsstreiche, bevor es sich politisch stabilisierte. Wichtige Präsidenten waren Jerry Rawlings und John Atta Mills. Heute ist John Dramani Mahama Staatspräsident und Regierungschef. Er gewann mit dem National Democratic Congress (NDC) 50,7 % der Stimmen gegen seinen Herausforderer Nana Addo Dankwa Akufo-Addo (47,7 %).
Das Kabinett besteht aus dem Ministerrat, der vom Präsidenten vorgeschlagen und durch das Parlament bestätigt wird. Die 275 Sitze im Parlament werdenüber direkte Mehrheitswahl besetzt. Es stellen sich viele Parteien zur Wahl. Die der- zeit stärksten sind die Convention People's Party (CPP) mit Samia Nkrumha an der Spitze und der NDC. Das universelle Wahlrecht in Ghana gilt mit 18 Jahren. Gewählt wird alle vier Jahre, das nächste Mal in 2016. Wegen der anschwellenden Unzufriedenheit im Land könnte dies zur Herausforderung werden.
Das Land hat zehn Verwaltungsbezirke3. Sein Rechtssystem basiert auf eng- lisch-bürgerlichem Recht und auf dem traditionell und innerhalb der Chieftaincy ausgeübten Gewohnheitsrecht. Da 80 % der Ghanaer Loyalität gegenüber einem bestimmten Chief empfinden, kann die Chieftaincy als der maßgebliche, auch politische, Unterbau der ghanaischen Gesellschaft gesehen werden. Das natio- nale House of Chiefs berät etwa zu Themen, welche die Chieftaincy und das Gewohnheitsrecht berühren. Die Chieftaincy ist auch direkt im Staatsrat, auf Mi- nisterialebene und innerhalb regionaler und nationaler Versammlungen repräsen- tiert, ohne jedoch zugleich in das politische System assimiliert zu sein.4
Auf regionaler Ebene agieren Regionalministerien und Distriktchefs, parallel zu 36 traditionellen Räten. Die Strukturen spiegeln nicht die der Regierungsebene wider. Dafür gibt es das zentrale Ministerium für Lokale Regierung und Ländliche Entwicklung (Ministery of Local Government and Rural Development).5
Außenpolitisch gibt es Streitigkeitenüber die maritime Grenzziehung zwischen Ghana und der Elfenbeinküste. Darüber hinaus erlebt Ghana einen Flüchtlingszustrom aus Konfliktgebieten in Liberia und der Elfenbeinküste.
Ghana hat eine marktorientierte 6 Wirtschaft mit relativ wenig hemmenden Regula- rien für Handel und Investitionen. Zudem ist das Land sehr gut mit natürlichen Ressourcen ausgestattet. Die wirtschaftliche Lage verbesserte sich in den letzten 25 Jahren aufgrund eines relativ soliden Managements, eines guten Wettbe- werbsumfelds und des nachhaltigen Senkens des Armutsniveaus. In den letzten Jahren leidet Ghana jedoch unter den Konsequenzen nachlässiger Finanzpolitik, hohen Haushaltsausgaben und Rechnungsdefiziten sowie der Abwertung seiner Währung (Cedi). Das reale BIP (KKP7 )8 (Bruttoinlandsprodukt, kaufkraftparitä- tisch) lag 2010 bei errechneten 8,7 Mrd. $. Dies waren 360 $ pro Kopf. Zwischen den Jahren 2000 und 2010 realisierte Ghana ein Wachstum auf Basis des realen BIP von durchschnittlich 5,9 %.9 Die Inflationsrate lag bei relativ hohen 16,5 % (2010).10
Der Dienstleistungssektor steht für mehr als die Hälfte des BIPs und die Land- wirtschaft trägt nahezu zu einem Viertel zum BIP eines Jahres bei. Gold und Ka- kao-Exporte sowie private Geldüberweisungen aus dem Ausland sind Hauptein- nahmequellen ausländischer Währungen. Neben landwirtschaftlichen Produkten sind in der Industrie der Bergbau, die Holzwirtschaft, die Leichtindustrie, die Alu- miniumverhüttung, die Nahrungsmittelherstellung, die Zementherstellung, der Bau kleinerer Schiffe sowie die Petroleumherstellung von Bedeutung. Hauptex- portprodukte waren im Jahr 2010 Kakaobohnen und -produkte (54 %) sowie Mangan (5,7 %) nach Westeuropa, Süd-Afrika und die USA. Importiert werden Investitionsgüter, raffinierte Erdöl-Produkte sowie Lebensmittel-Produkte aus China, Nigeria, die Niederlande, die Elfenbeinküste, den USA sowie Indien.
Die aufkeimende Öl-Industrie kurbelte das ökonomische Wachstum an. Der kürz- lich stattgefundene Ölpreisverfall hat Ghanas erwartete Öl-Einnahmen für das Jahr 2015 jedoch um die Hälfte reduziert. Dennoch ist Ghanas aktuell größte Herausforderung das Fehlen einer verlässlichen Energieversorgung. Die Regie- rung hat beim Internationalen Währungsfond einen Kreditvertragüber fast eine Milliarde US $ abgeschlossen, um die Wirtschaftskrise zuüberwinden. Hierzu wird es dieüblichen Einschnitte vornehmen müssen: Subventionen streichen, Ausgaben in dem als aufgebläht wahrgenommenen öffentlichen Sektor kürzen, die Verwaltung straffen und die Staatseinnahmen erhöhen.
Der GCR zeigt Ghana im Dreiländervergleich auf Platz 111, Nigeria auf Platz 127 und Uganda auf Platz 122 (2014/15).11 In Ghanas Länderprofil gelten als hinder- lich: der Zugang zu finanziellen Ressourcen, Regularien für ausländische Wäh- rungen, die Steuerhöhe, hohe Inflation, Korruption und mangelnde Arbeitsethik.12
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Abbildung 1: Geografische Lage Ghanas (Quelle: The World Factbook)
Klimatisches Profil: Ghana hat ein tropisches und warmes Kli- ma, vergleichsweise trocken entlang der Südostküste, heiß und feucht im Südwesten sowie heiß und trocken im Norden. Tief- ebenen teilen sich das Territorium zusammen mit mehr oder weniger zerklüfteten und bewaldeten Hochebenen im Süden und Zentrum des Landes (Ashanti-Hochland und Kwahu-Hoch- ebene). Der verbleibende Regenwald befindet sich im Südwesten des Landes. Elementarrisiken des westafrikanischen Landes sind typischerweise trockene, staubige Winde, die der Nordostpassat (Harmattan) bringt sowie Dürren - beides vornehmlich im Norden des Landes vorherrschend.13
Die Temperaturen sind hoch und reichen durchschnittlich von 24°C bis 30°C, wobei Werte von 18°C bis 40°C oder mehr erreicht werden.14 In allen wissen- schaftlichen Modellen werden klare Hinweise auf eine Temperaturerhöhung fest- gestellt. So wurde in den letzten 30 Jahren ein Anstieg von 1°C beobachtet. Pro- jektionen für die nördliche Savannen-Region gehen von einem Anstieg von 1,7°C bis 2,04°C bis zum Jahr 2030 aus mit Durchschnittsmaxima von 41°C.
Die feuchteste Region ist der Südwesten mit jährlichen Niederschlagswerten von bis zu 2.000 mm, wohingegen im trockenen Norden weniger als 1.100 mm er- reicht werden. In Ghana herrschen zwei Regenfallregime vor: Während es süd- lich der 8°30’ Nord-Marke zwischen April und Juli einerseits sowie zwischen Sep- tember und November andererseits regnet, erstreckt sich die Regenzeit nördlich dieser Grenze von Mai bis Oktober. Das Land ist reichlich mit Wasserquellen ausgestattet, wenngleich es zu großen Schwankungen und lokal unterschiedli- chen Verteilungen kommt. Bedeutend ist der Volta-Stausee mit einer Fläche von 8.482 km2. Er sammelt und staut das Wasser von 70 % der Landesfläche. Die Flüsse im Landesnorden trocknen regelmäßig aus.15
Wenngleich Ghanas Klima bereits heute relativ unberechenbar ist, werden infol- ge des Klimawandels mehr Extremwetterereignisse erwartet - wie etwa sintflutar- tige Niederschläge, ausgeprägte Dürren und starke trockene Winde. Zugleich wird insgesamt weniger Regen fallen, der jährliche Niederschlag in 2020 könnte bereits um 1,1 % bis 3,1 % gesunken sein mit Auswirkungen besonders für die Sudan-Savannenregion. Für den Anstieg des Meeresspiegels prognostizieren Wissenschaftler durchschnittliche Zuwächse von 3 cm pro Dekade, und schät- zen, dass bis zum Jahr 2080 zu mittleren 34 cm Zuwachs kommen könnte.16
Ressourcen: Ghana verfügt in hohen Mengenüber Vorkommen an Gold, Silber, Bauxit, Mangan, Industrie-Diamanten, Holz, Kautschuk, Petroleum, Salz, Kalk- stein, Fisch. Zum Inventar gehören zudem Wasservorräte, fruchtbarer Boden, Wald- und Graslandschaften sowie eine reiche Tier- und Pflanzenwelt. Letzteres trifft so auch auf die beiden anderen Länder in dieser Untersuchung zu. Auf 69,1% Landesfläche wird Landwirtschaft betrieben, 21,2 % sind Waldfläche.17
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Tabelle 2: Infrastruktur in Ghana 18 19 20
Infrastruktur: Ghanas allgemeine Infrastruktur ist mit der Nigerias und Ugandas durchaus ver- gleichbar ausgebaut. Größere Unterschiede bestehen hinsichtlich der Elektrifizierungsraten, der Internetverfügbarkeit und dem Besitz an Privatfahrzeugen. Die Versorgung in den Städ- ten ist um einiges besser als auf dem Land. Zum Beispiel haben in Ghana in der Stadt zweimal so viele Einwohner Zugang zu ausge- bauten sanitären Anlagen.21 Auch einen elektri- schen Netzzugang oder Zugang zu IuK- Technologien haben Städter eher als Landbe- wohner. Vgl. Tabelle 2
In Ghana werden nahezu 95 % des Personen- transports inklusive aller Frachtüber das Stra- ßennetz abgewickelt22 - dementsprechend gibt es kaum Eisenbahnlinien oder ein ausgebautes Wasserwegenetz. Alle Infrastrukturbauten sind grundsätzlich den Einflüssen es Klimawandels ausgesetzt, besonders Überflutungen, Regenstürme und starke Winde nehmen zu und gefährden etwa Straßen, Häuser, Dämme und Brücken, die nicht für diese Belastungen ausgelegt sind. Besonders betroffen ist auch die Bebauung der Küstenzone.23
Emissionen:24 Obwohl Ghanas Emissionen generell geringer ausfallen als jene vergleichbarer Entwicklungsländer, ist ein klarer positiver Trend zu beobachten, der kurz- und mittelfristig zu starken Zuwächsen führt. Die Verantwortlichen dafür sind in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Öl- und Gasindustrie zu su- chen, wo es hohe Wachstumsraten gibt. Dennoch, Ghanas GHG-Emissionen rangieren weltweit auf einem sehr niedrigen Level. Im Jahr 2006 betrug der Ge- samtausstoß inklusive LUCF (Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft) etwa 24 MtCO2e25 (Megatonnen CO2-Equivalente).
Innerhalb der energiebezogenen Emissionen waren die Ausstöße im Transportund Haushaltsbereich am höchsten. Starke Zuwächse resultieren hier aus verstärkter Nutzung fossiler Brennstoffe in der Energieerzeugung, der Biomassenutzung (Holzbrennstoffe) in den Haushalten sowie aus hohem Kraftstoffverbrauch und schlechter Brennstoffausnutzung im Transportbereich.
Im Jahr 2006 entfielen 34 % aller CO2-Emissionen auf den Transportsektor, 30 % auf den Siedlungs- und Haushaltsbereich, 26 % auf den Energieproduktionssektor und 10 % auf die industrielle Produktion.
Methan (CH4) stellt die zweitstärkste und weiter wachsende GHG-Quelle dar und folgt den CO2-Emissionen damit eng. Der steigende Trend geht zurück auf die häusliche und lokale Biomasseverbrennung, den Reisanbau und vor allem auf Gärungsprodukte aus der Tierhaltung. Als größter Emittent in diesem Bereich gilt die Landwirtschaft. Massive Zuwächse gehen von verstärkter Viehhaltung und der Ausbringung von Dünger aus. Eine weitere Rolle spielen der Abfallsektor und insbesondere das Lagern von Abfällen auf Landflächen. Der Ausstoß von Distickstoffmonoxid (N2O) spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Landwirtschaft:26 Für Ghana ist der Landwirtschaftssektor vonüberragender Be- deutung. Insgesamt 60 % der Menschen sind hier beschäftigt und etwa 37 % (2010) des BIPs werden in der Landwirtschaft erwirtschaftet. Kleinbauern und Familienbetriebe sind vorherrschend. Angebaut werden Kakao, Reis, Wurzel- und Knollengemüse, Erdnüsse, Getreide, Shea-Nüsse, Bananen und Holz.27
Sicherlich ist Ghanas Landwirtschaft von allen Sektoren am Verwundbarsten im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass etwa die immens wichtige Kakao-Produktion Einbrüche erlitt, die teilweise mit Klimaveränderungen erklärt werden können. Ähnliches konnte bereits für die Forstwirtschaft sowie für weitere Kulturpflanzen und die Viehwirtschaft festge- stellt werden. Es wird geschätzt, dass 23 % der Landfläche durch sehr starke flächige und rinnenförmige Bodenerosionen betroffen sein könnten, 46 % von starker Erosion und 31 % von moderater bis leichter Erosion. Obgleich dies für alle Regionen gleichermaßen zutrifft, ist die nördliche Savannen-Landschaft, die 50 % der gesamten Landfläche bedeckt, am meisten verwundbar. Ebenso betrof- fen sind Gegenden mit wenig Vegetation wie Bergspitzen und Täler. Darüber hinaus wird geschätzt, dass 30 - 40 % aller Landflächen von Verwüstungser- scheinungen (Desertifizierung) betroffen sein könnten. In Teilen Nordost-Ghanas hat dies zusammen mit erosionsbedingtem Bodenabtrag und wenig nachhaltiger Bewirtschaftung dazu geführt, dass die Böden keinen Dünger mehr aufnehmen.
Wald- und Forstwirtschaft: Die massive Abholzung des Regenwaldes im letzten Jahrhundert verschärft heute die klimabedingte Entwaldung. Das Land hat eine hohe Entwaldungsrate und große Verluste der Artenvielfalt zu verzeichnen, die sich durch den Klimawandel wegen der einhergehenden Austrocknung dramati- siert. Neben der für das Klima und die Umwelt so wichtigen Rolle des Waldes, bedeutet dies einen wirtschaftlichen Verlust, denn der Sektor trägt mit 6 % zum BIP bei, zudem sind hier 2,5 Mio. Menschen beschäftigt. Konkrete Einflüsse durch den Klimawandel sind signifikante Veränderungen in der Artenzusammen- setzung und Habitaten, die Invasion neuer Arten und die zunehmende Gefahr von Buschbränden und Rückzug der Waldgrenze in Richtung Süden.28
Wasserwirtschaft: Wasser in Ghana wird hauptsächlich für die öffentliche Was- serversorgung, die Bewässerung von Landwirtschaftsflächen sowie für Tränken in der Viehwirtschaft genutzt. Der Prokopfverbrauch an Süßwasser betrug im Jahr 2000 ca. 48 m3.29 Im häuslichen und industriell-städtischen Bereich speisen sich diese Verbräuche aus Oberflächenwasser, wohingegen auf dem Land fast ausschließlich Grundwasserquellen genutzt werden. Bewässerungsanlagen im bäuerlichen Sektor spielen kaum eine Rolle. Die Anzahl an Regenwasserauffan- ganlagen als Alternative in besonders exponierten Lagen nimmt jedoch zu.30
Wasser spielt außerdem zur Energieproduktion sowie im Rahmen der Inlandfi- scherei und Binnenschifffahrt eine Rolle. Der Voltastausee, als der weltweit größ- te von Menschen errichtete Stausee, gilt als wesentlich für die Energie- und Wasserversorgung. Insgesamt lassen die verfügbaren Oberflächengewässer bei vernünftigem Management eine adäquate Versorgung des Landes zu. Der Kli- mawandel bringt jedoch große Risiken für die Staudammsicherheit und die Ver- fügbarkeit ausreichender Wasservorräte.31 So musste das Akosombo- Wasserkraftwerk, das 70 % des Landes-Energiebedarfs deckt, wegen Wasser- mangels zeitweise herunterfahren werden und deckte nur 30 % des Bedarfs.32
Küsten und Fischerei: Die Küstenzone Ghanas bietet Voraussetzungen für man- nigfaltige Nutzungen: Von großer Bedeutung sind etwa die Fischerei, die Land- wirtschaft, der Transport- und Logistiksektor, die Salzproduktion, die Sand- und Gesteinsgewinnung, der Tourismus, die Naherholung und nicht zuletzt die Ölför- derung und Gasproduktion. Die Küstenfischerei und die Ressourcen der Feucht- gebiete stellen eine entscheidende Quelle zur Nahrungssicherheit dar. Etwa 2,5 Mio. Einwohner haben hier ihre Existenzgrundlage, allein 65 % der gesamten Fischproduktion wird lokal konsumiert und so kommen 25 kg Fisch pro Jahr und Kopf zusammen. Zudem ist Fisch das wichtigste nicht-traditionelle Exportgut. Die klimabedingte Erosion der Küstenlandschaft, verändere Niederschläge und kli- mabedingte Veränderungen in den Fischbeständen gefährden in vielfältiger Wei- se dieses wirtschaftliche Leben. Jährlich gehen bereits jetzt Ghanas Ostküste 3 m Land durch Erosion verloren einhergehend mit der Aufsalzung küstennaher Areale durch den Meeresspiegelanstieg.33 Eine Studie aus dem Jahre 2011 ergab für Ghana, dass klimatische Faktoren auf die Lagerung von Fisch und in geringerem Ausmaß auf Fangquoten Einfluss nehmen. Beides muss im Hinblick auf den Klimawandel berücksichtigt werden, soll die Fischproduktion weiter florie- ren.34
Energie gesamt: Die Treiber Ghanas Wirtschaft sind Landwirtschaft, industrielle Produktion und Dienstleistung. Der wachsenden Wirtschaft und Bevölkerung stehen die Herausforderungen einer verlässlichen und nachhaltigen Energieversorgung gegenüber. Hauptenergielieferanten waren im Jahr 2000 Holzbrennstoffe (60 %), elektrischer Energie (11 %) und Öl (29 %).
Etwa 90 - 95 % des häuslichen Primärenergieverbrauchs basiert - wie in vielen afrikanischen Ländern - auf Holzbrennstoffen, zumeist wird Feuerholz (beinahe 76 %) sowie Holzkohle eingesetzt.35 Für Beleuchtungszwecke kommen Petrole- um (82 %) und zu 4 - 6 % teureres Flüssiggas (Liquified Petroleum Gas, LPG) zum Einsatz, städtische Haushalte nutzen hierfür zu 88 % elektrische Energie.36
Elektroenergie: Das Land produzierte in 2011 mit einer installierten Kraftwerkskapazität von rund 2.000 MW schätzungsweise 11 TWh37 elektrischen Stroms. Der Energieerzeugungsmix setzte sich aus fossilen Brennstoffen (hauptsächlich Leichtöl) mit 45,9 % und Wasserkraft mit 54,1 % zusammen38 Im Jahr 2008 verteilte sich der Mix noch auf 74,4 % Wasserkraft und 25,6 % fossile Brennstoffe.39 Diese starke Verschiebung zugunsten der fossilen Erzeugung hängt mit dem Bau neuer Wärmekraftwerke zusammen.40 Der Prokopfverbrauch elektrischer Energie lag 2010 bei 299 kWh41,42. Wobei im Jahr 2012 insgesamt rund 7 Mio. Einwohner43 (27 %) keinen elektrischen Anschluss hatten.
Die Energieproduktion ist von Temperaturerhöhung, veränderten Niederschlags- und Windmustern sowie Extremwetterereignissen vor allem im Bereich der Er- neuerbaren Energien und besonders in der Energieerzeugung mittels Wasser- kraft betroffen. Einerseits ist der Voltastausee von klimabedingtem Wasserman- gel betroffen, andererseits stellen heftige Extremwetterereignisse ein Risiko für die Staudämme dar, so dass Staubecken sicherheitshalber gezielt zum Überlau- fen gebracht werden müssen. Kleine und sehr kleine Wasserkraftanlagen sind hingegen von Austrocknung wegen Wassermangels bedroht.
[...]
1 Vgl. die folgenden Ausführungen: IPCC-Sachstandbericht V - Wissenschaftliche Grundlagen
2 Vgl. IPCC Sachstandbericht V - Folgen, Anpassung, Verwundbarkeit: 2
3 Annex-I-Länder in der Klimarahmenkonvention
4 Im Wesentlichen Entwicklungs- und Schwellenländer
5 Vgl. UNFCCC 2015 a
6 Vgl. UNFCCC 2015 b
7 Vgl. IPCC Sachstandbericht V - Folgen, Anpassung, Verwundbarkeit: 3
8 Vgl. Erdmann & Kneuer 2011: 9
9 Vgl. Uwizeyimana: 2014: 139ff
10 Vgl. Afrobarometer 2015 b
11 Genauere Informationen zu beiden Erhebungen s. 8.
12 Vgl. Beeson 2010: 276ff
13 Vgl. Blunt 2013: 47
14 Vgl. Hobson 2012: 977ff
15 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Burnell 2012: 813ff
16 Vgl. Burnell 2012: ebenda
17 Vgl. Yin 2012: 4
18 Vgl. Schubert & Klein 2011: Begriff Demokratie
19 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Freedom House 2015
20 Vgl. zu den folgenden Ausführungen BTI 2015
21 Vgl. World Economic Forum 2013: 5
22 Vgl. Afrobarometer 2015 b
23 Vgl. World Economic Forum 2014: 11
24 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
25 Vgl. Notre Dame Global Adaptation Index 2013
26 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Burnell 2012: 813ff
1 Alle Zahlen, Daten und Informationen in diesem Kasten basieren auf The World Factbook 2015, Bezugsjahr 2010
2 Vgl. The World Factbook 2015: Ghana
3 Anmerkung: diese sind Ashanti, Brong-Ahafo, Central, Eastern, Greater Accra, Northern, Upper East, Upper West, Volta, Western.
4 Vgl. Isaac Owusu-Mensah 2013: 33/34
5 Vgl. Ghana’s Government 2015
6 Vgl. The World Factbook 2015: Ghana
7 Kaufkraftparität
8 Im Folgenden wird immer das BIP KKP gemeint sein, wenn nicht explizit das reale angegeben ist.
9 Vgl. The Worldbank Group 2012/13: 9
10 Vgl. ebenda: 19
11 Vgl. Global Competitiveness Report 2014/15: 15
12 Vgl.ebenda: 192
13 Vgl. Ghana’s Second Communication to the UNFCCC 2011: 34ff
14 Vgl. The World Factbook 2015: Ghana
15 Vgl. Ghana’s Second National Communication to the UNFCCC 2011: 34ff
16 Vgl. ebenda: 105
17 Vgl. The World Factbook 2015: Ghana
18 Vgl. The World Factbook 2015: Ghana
19 Anmerkung: Gemeint sind Kilometer pro 100 Quadratkilometer Landfläche zwischen 2000 und 2009.
20 Vgl. The Worldbank Group 2012/13: 79
21 Vgl. ebenda
22 Vgl. Environmental Protection Agency of Ghana 2011a: 3
23 Vgl. Ghana’s Second National Communication tot he UNFCCC 2011: 138
24 Vgl. ebenda: 19ff
25 Zum Vergleich: In Deutschland waren das lt. Umweltbundesamt im selben Jahr rund 1.000 MtCO2e.
26 Vgl. Environmental Protection Agency of Ghana 2011a: 1
27 Vgl. The World Factbook 2015: Ghana
28 Vgl. Environmental Protection Agency of Ghana 2011b: 4
29 Vgl. The World Factbook 2015: Ghana
30 Vgl. Ghana’s Second National Communication to the UNFCCC 2011: 52
31 Vgl. ebenda
32 Vgl. Ghana’s Second National Communication to the UNFCCC 2011: 123
33 Vgl. Environmental Protection Agency of Ghana 2011c: 3
34 Vgl. Ghana’s Second National Communication to the UNFCCC 2011: 106
35 Vgl. ebenda: 52
36 Vgl. Ghana’s Second National Communication to the UNFCCC 2011: 52ff
37 Anmerkung: Zum Vergleich, im selben Zeitraum produzierte Deutschland brutto 614 TWh elektrischen Strom (Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, BDEW).
38 Vgl. The World Factbook 2015: Ghana
39 Vgl. Environmental Protection Agency of Ghana 2011d: 1
40 Vgl. Ghana’s Second National Communication to the UNFCCC 2011: 77
41 Vgl. The Worldbank Group 2012/13: 82
42 Anmerkung: Zum Vergleich, der deutsche Prokopf-Energieverbrauch lag im selben Jahr bei 7.162 kWh.
43 Vgl. OECD/IEA 2014: 31
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