Bachelorarbeit, 2014
40 Seiten, Note: 1,3
1 Einordnung der Neuroökonomie in die Wirtschaftswissenschaft
2 Das Hormon Oxytocin und seine Wirkungsweise
3 Prosoziale Verhaltensänderungen durch Oxytocin
3.1 Verstärktes Vertrauen und Kooperation bei Oxytocinzugabe
3.2 Großzügigeres Verhalten und Empathie unter Oxytocineinfluss
3.3 Oxytocin als Mediator der Stress-/Angstreaktion
4 Oxytocininduzierte antisoziale Verhaltensänderungen
4.1 Neid und Schadenfreude in Verbindung mit Oxytocinzuführung
4.2 Auswirkungen von Oxytocin auf das Gruppenverhalten
5 Begrenzte Rationalität im Zusammenhang mit Oxytocin
6 Effekte durch Oxytocin bei einer Altrustic Punishment Studie
7 Neue Auffassung ökonomischer Entscheidungen
8 Abbildungsverzeichnis
9 Literaturverzeichnis
Der Mensch ist ein rationaler Entscheiden Diese Idee basiert im Ansatz auf der Vorstellung des Philosophen und Naturwissenschaftlers René Descartes. Von ihm stammt das Modell des cartesianischen Dualismus, das versucht, Handlungsabläufe des Menschen zu schematisieren. Doch erst die Einführung des Wahrscheinlichkeitsbegriffs durch Blaise Pascal hat es ermöglicht, die Steuerung menschlicher Entscheidungen zu beschreiben. Inspiriert durch Erkenntnisse zu Gewinnmöglichkeiten bei Glücksspielen, entwickelte Pascal die "Theorie des erwarteten Werts", die besagt, dass Handlungen einerseits vom Wert des Zugewinns und andererseits von der Wahrscheinlichkeit abhängen. In dieser Theorie ist diejenige Handlung überlegen, die den höheren erwarteten Nutzenzuwachs hat, weshalb dieses Modell zu Recht den Begriff "Homo oeconomicus" prägte. (vgl. Descartes, 2005, S. XXXIII, S. LII; Steinbring, 1980, S. 123, S. 124)
Daniel Bernoulli machte ebenfalls im Zusammenhang mit Glücksspielen eine bedeutende Entdeckung, nach der Spieler scheinbar irrationale Entscheidungen treffen. Bekannt unter dem Namen "St. Petersburg Paradoxon" zeigte er, dass bei einem Münzwurfspiel mit einem unendlichen Erwartungswert, also erwarteten unendlich hohen Gewinnen, einige Spieler nicht gewillt waren, bei dem Spiel einzusteigen oder es auf Dauer fortzuführen. Begriffe wie Risikoaversion, -bereitschaft und -neutralität spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Zum ersten Mal wurden persönliche Einschätzungen und Neigungen bei der Entscheidungsfindung einkalkuliert. (vgl. Aase, 2001)
John von Neumann und Oskar Morgenstern schufen Mitte des 20. Jahrhunderts eine mathematische Basis für die Spieltheorie. Dieses Gedankenkonstrukt ließ die experimentelle Wirtschaftsforschung aufblühen. Es stellte sich heraus, dass in der Praxis oftmals Entscheidungen von Irrationalitäten getrieben werden. Eine dieser Beobachtungen ist die "Prospect Theory" von Kahneman und Tversky, ein Meilenstein der heutigen Verhaltensökonomie. Kernaussage dieser Theorie ist, dass bei Betrachtung des Vermögens eines Menschen die Verluste am Wert des Vermögens schwerer wiegen als ein gleichwertiger Gewinn, auch bezeichnet als "Verlustaversion". (vgl. Leonard, 1995, S. 730, S. 731; Kahneman, Tversky, 1979, S. 264, S. 279)
Neben der aufgeführten "Prospect Theory" etablierten sich weitere Teildisziplinen der Verhaltensökonomie, unter anderem die Neuroökonomie. Neuroökonomie ist die "[...] Beschreibung und Erklärung menschlichen Verhaltens in ökonomischen Entscheidungs- Situationen mit methodischer Unterstützung der Neurowissenschaften" (Reimann, Weber, 2011, S. 5). Ziel der Neuroökonomie ist es, die theoretische Blackbox Gehirn zu öffnen. Wenn das gelänge, wäre die Ökonomik um einen wesentlichen neuen Aspekt erweitert, da nicht mehr nur Entscheidungen, sondern auch deren Gründe beobachtbar wären. (vgl. Pauen, 2007; Camerer, 2007)
Hatten Alfredo Pareto und Milton Friedman explizit Entscheidungen bezüglich psychologischer Vorgänge im Gehirn abgelehnt, lösten nun neue Ideen die festgefahrenen Methoden ab, da vermehrt empirische Anomalien bei Experimenten auftraten. So ersetzt die neuroökonomische Theorie das nutzenmaximierende Individuum durch ein detaillierteres Bild des Individuums. Durch das Zusammenspiel mehrerer Komponenten, wie zum Beispiel verschiedener Gehirnareale, soll erklärt werden können, wie ein Mensch zu gewissen Verhaltensreaktionen getrieben wird. (vgl. Camerer, 2007; Hanoch, 2002)
Die Theorie der begrenzten Rationalität, die sich mit der Beschränktheit des menschlichen Denkens beschäftigt, versuche ich in meiner Arbeit mit dem Hormon Oxytocin zu verknüpfen. Zu Beginn meiner Arbeit erkläre ich, was Oxytocin ist und welche Gehirnareale angesprochen werden. Des Weiteren werden einige Probleme bei Studien mit Oxytocin herausgestellt. Dann gehe ich auf Veränderungen des Sozialverhaltens durch Oxytocin ein. Außerdem wird explizit auf begrenzte Rationalität Bezug genommen und wie Oxytocin ökonomische Entscheidungen beeinflussen kann. Als Beispiel wird eine hypothetische Studie zu Altruistic Punishment mit Oxytocinzugabe dargestellt. Als Fazit nehme ich Stellung zu einer neuen Auffassung ökonomischer Entscheidungen seit der "Prospect Theory".
Das Wort Oxytocin kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie "schnelle Geburt", da es für die Kontraktionen der Gebärmutter bei der Geburt sowie für die Milchabsonderung beim Stillen des Neugeborenen eine wichtige Rolle spielt. Namensgeber ist Sir Henry Dale, der das Hormon 1906 entdeckte. Nach Isolation und Synthetisieren von Oxytocin und dem strukturell sehr ähnlichen Hormon Vasopressin im Jahr 1953 von Vincent du Vigneaud, erregten zahlreiche Studien zu Oxytocin die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, da Oxytocin in mehr biologische Prozesse involviert ist, als man bis dato erwartet hatte. Es wurde deutlich, dass das Hormon sowohl als klassisches Hormon mit peripherem Charakter als auch als Neurotransmitter mit direktem Einfluss auf das zentrale Nervensystem fungiert. Es ist verantwortlich für vielfältige psychosoziale Funktionen beim Menschen. Es erhöht das Vertrauen, die Großzügigkeit, das Mitgefühl gegenüber anderen und beeinflusst die Stressreaktion. Das Hormon verstärkt außerdem die Erfassung von Emotionen, insbesondere im Bereich der Augen, was dazu führt, dass die Befindlichkeit anderer besser wahrgenommen werden kann. Oxytocin weist aber auch Schattenseiten auf. Das Hormon verstärkt die mütterliche Fürsorge dahingehend, dass auf Außenstehende aggressiv reagiert wird. Das Level von Neid und Schadenfreude steigt ebenfalls an. Kooperatives Verhalten bei fehlenden sozialen Informationen verringert sich und das Gruppenverhalten wird verstärkt, was wiederum zu aggressivem Verhalten gegenüber Außenstehenden führt. (vgl. Bethlehem et al., 2012; Viero et al., 2010; Neumann, 2008; Shamay-Tsoory et al., 2009; Gamer et al., 2010; Campbell, Hausmann, 2013)
Bevor aber diskutiert werden kann, ob das Hormon Oxytocin ökonomische Entscheidungen durch diese breitgefächerten Effekte beeinflusst, muss erst einmal die Wirkungsweise verstanden werden. Denn das Feststellen einer Verhaltens- bzw. Entscheidungsänderung bei einer Person setzt Kenntnis über den spezifischen Vorgang voraus. Aus diesem Grund werden zuerst die Produktion des Hormons sowie die einzelnen Gehirnregionen beschrieben, in denen Oxytocin wirkt. Probleme bei Studien mit Oxytocin werden in diesem Teil der Arbeit ebenfalls diskutiert, um später aufgeführte Studien besser bewerten zu können.
Als "cyclisches Nonapeptidhormon" (Pschyrembel, 2012, S. 1546) besteht Oxytocin aus neun Verbindungen von Aminosäuren und wird sowohl im Nucleus supraopticus als auch im Nucleus paraventricularis des Hypothalamus gebildet. Der Hypothalamus ist ein Teil des Zwischenhirns und zuständig für die Regulierung des vegetativen Nervensystems und für die Steuerung der Koordination zwischen zentralem Nervensystem und dem Hormonsystem. Ausgelöst durch Signale anderer Hirnregionen und Organe schüttet der Hypothalamus zahlreiche Hormone aus, darunter Oxytocin und Vasopressin. Die Hormone strömen entweder über den Blutkreislauf zum vorderen Teil der Hypophyse oder werden über Nervenfasern zur posterioren Hypophyse transportiert, dort gespeichert und von dort ausgeschüttet. Oxytocin und Vasopressin zählen zu den Hormonen, die in den Hypophysenhinterlappen transportiert werden. Zusammen mit der Hirnanhangsdrüse und der Nebennierenrinde bildet der Hypothalamus die Hypothalamus- Hypophysen-Nebennieren-rinden-Achse (HPA-Achse), die für die Stressregulierung zuständig ist. Diese kann unter anderem von Oxytocin beeinflusst werden. (vgl. Pschyrembel, 2012, S. 25, S. 917, S. 963, S. 965, S. 966, S. 1546, S. 1598; Uvnäs-Moberg, 1998)
Auch wenn Oxytocin hauptsächlich zentral, also im Gehirn, produziert wird, so synthetisieren auch der Verdauungstrakt, das Herz, die Bauchspeicheldrüse, die Nieren, die Hoden, die Gebärmutter und die Plazenta peripheres Oxytocin. Nach Churchland und Winkielman (2012) ist jedoch unklar, inwieweit peripheres Oxytocin Einfluss auf das Verhalten hat. Die Beziehung zwischen zentralem und peripherem Oxytocin ist kompliziert und noch nicht gänzlich erforscht. Eine weitere Komplikation in der Forschung ist die Zusammenarbeit Oxytocins mit anderen Hormonen und Neurotransmittern, wie zum Beispiel dem dopaminergen System. (vgl. Churchland, Winkielman, 2012; MacDonald, MacDonald, 2010)
Verhaltensänderungen werden nicht direkt durch die Absonderung von Oxytocin ausgelöst, da das Hormon als hydrophiles Molekül eine geringe Durchdringung der Blut-Hirn-Schranke besitzt. Oxytocin beeinflusst mithilfe von Carrierproteinen und über axonale Übertragung von der Hypophyse mehrere Gehirnregionen sowie das Plasmalevel. Veränderungen des Plasmalevels scheinen aber keinen direkten Einfluss auf das Verhalten auszuüben. Born et al. (2002) haben herausgefunden, dass durch nasale Zugabe von Oxytocin die Blut-Hirn-Schranke umgangen werden kann. Somit kann die Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit erreicht werden, um einen direkten Einfluss auf das zentrale Nervensystem zu erlangen. Nebeneffekte auf das periphere Nervensystem durch intranasale Zuführung von Oxytocin können aber nicht ausgeschlossen werden. (vgl. Churchland, Patricia S., Winkielman, Piotr, 2012; Bethlehem, Richard A. I. et al., 2012; Born et al., 2002)
Welche Gehirnregionen durch Oxytocin angesprochen werden, ist entscheidend, um die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung einer Verhaltensänderung zu entschlüsseln. Aus diesem Grund wurden zahlreiche Studien mithilfe funktioneller Magnetresonanztomographie durchgeführt. Abbildung 1 auf Seite 8 zeigt einerseits eine präzise Auflistung verschiedener Studien zu emotionalem Verarbeiten mit deren Untersuchungsgegenstand und -methode sowie deren betroffene Gehirnregionen, andererseits aber auch mögliche Interpretationsspielräume der Ergebnisse der Experimente. So unterscheiden sich in den Experimenten der Aufbau, die Dosierung und auch die Anzahl der Versuchspersonen, wodurch die Vergleichbarkeit der Ergebnisse der einzelnen Studien sinkt. Da messbare Werte in der Gehirn-RückenmarksFlüssigkeit je nach Dosierung in einem Zeitfensterzwischen 10 und 80 Minuten auftreten, spielt die Zeiteinteilung bei Studien mit Oxytocin eine große Rolle. Oftmals wird ein Intervall von ca. 45 Minuten zwischen Zuführung von Oxytocin und Testdurchführung eingeführt, was zu Komplikationen führen kann. In vielen Fällen tritt nämlich kein externer Effekt nach 50 Minuten auf. Auch die Dosierung ist für Experimentergebnisse sehr wichtig, denn es werden häufig Dosen in Studien verwendet, die zwischen 24 IU (international units) und ca. 40 IU variieren. Selten kommt es zu höherer Dosierung bis 80 IU. Interessant wäre es zu wissen, ob eine Modifizierung eines Parameters das Ergebnis signifikant ändern würde. (vgl. Churchland, Winkielman, 2012; Born et al., 2002; Bethlehem et al., 2012; Neumann, 2008)
Oftmals wird die Amygdala, zuständig für Angst- und Emotionsregulierung, durch Oxytocinzugabe stimuliert. Ob die Aktivität der Amygdala und anderer Hirnregionen jedoch hoch- oder herunter reguliert wird, hängt von dem jeweiligen Reiz ab. Das ist einer der Kernpunkte, der die Formulierung von sinnvollen Aussagen über Studien zu Oxytocin erschwert. Jeder Stimulus hat einen anderen Effekt auf eine Gehirnregion und ruft somit unterschiedliche Verhaltensänderungen hervor. Außerdem ist die Verhaltensänderung gattungsspezifisch und vom Geschlecht, der Belastung sowie dem Experimentaufbau und der Art der Verabreichung Oxytocins abhängig. (vgl. Churchland, Winkielman, 2012; Bethlehem et al., 2012; Neumann, 2008; Uvnäs-Moberg, 1998)
Abbildung 1 auf Seite 8 zeigt überwiegend Studien auf, bei denen die Amygdala durch Emotionen angeregt wird. Im Gegensatz dazu haben zahlreiche Experimente monetäre Transaktionen sowie Reaktionen daraufals Untersuchungsgegenstand. Betroffene Hirnregionen sind hier vor allem der präfrontale Cortex, das Striatum, welches sich aus Putamen und Nucleus caudatus zusammensetzt, und der Nucleus accumbens. Diese Bereiche des Gehirns sind zuständig für das Anpassen von Informationen im Hinblick auf das Belohnungssystem. (vgl. Bethlehem et al., 2012; Churchland, Winkielman, 2012; MacDonald, MacDonald, 2010; Baumgartner et al., 2008; Kosfeld et al., 2005; de Quervain et al., 2004; Pschyrembel, 2012, S. 418)
Verschiedene Gehirnregionen sind durch ein Netzwerk miteinander verbunden. Es kommt nicht nur darauf an, welche Bereiche der jeweiligen Hirnregionen durch einen Reiz angesprochen werden, sondern auch mit welchen weiteren Regionen des Gehirns diese verbunden sind. Oxytocin hat durch axonale Freisetzung und weitverbreitete Projektionen von Nervenzellen des Hypothalamus einen komplexen Einfluss auf dieses Netzwerk. (vgl. Bethlehem et al., 2012)
Aufgrund dieses breiten Wirkungsfeld stellt sich die Frage, ob Oxytocin eher spezifische höherwertige kognitive Prozesse, wie zum Beispiel Vertrauen und Großzügigkeit, beeinflusst, oder eher für die Regulierung genereller und umfassender Prozesse, wie Angst-, Stress- und Kooperationszustände, verantwortlich ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Auflistung mehrerer Oxytocinstudien
Oxytocinstudien mit verschiedenen Experimentdesigns, -impulsen und -dosierungen sowie den angesprochenen Gehirnregionen.
(Quelle: Bethlehem, Richard A. I. et al. (2012): Oxytocin, brain physiology, and functional connectivity. A review of intranasal oxytocin fMRIstudies. Psychoendocrinology: 1-13, S. 6)
Prosoziale Verhaltensänderungen durch Oxytocin
ln diesem Abschnitt werden Experimente aufgeführt, deren Sozialverhaltensänderungen die Qualität ökonomischer Entscheidungen beeinflussen könnten. Wenn von prosozialen Verhaltensänderungen die Rede ist, ist nicht ein prosozialer Effekt im Allgemeinen gemeint, sondern eine der Experimentstruktur geschuldete Auswirkung. Zur Untersuchung einer bestimmten Hypothese ist es in Experimentalversuchen gängig, eine festgelegte Region im Gehirn anzusprechen und zu beobachten, um das jeweilige Verhalten erklären zu können.
Vertrauen spielt für das Zusammenleben in einer Gesellschaft bei nahezu jedem sozialen Kontakt eine erhebliche Rolle. Sind zukünftige Handlungen des Gegenspielers nicht vollständig absehbar, sei es bei einer Einstellung eines Arbeitnehmers oder bei einer Geldanlage, müssen Menschen oftmals Risiken eingehen oder einen Vertrauensvorschuss gewähren. Kosfeld et al. (2005) konnten zeigen, dass Vertrauen nicht gesellschaftlich anerzogen, sondern durch das Hormon Oxytocin begründet werden kann.
Mithilfe eines Vertrauensspiels (trust game) und eines Risikospiels (risk game) gelang Kosfeld et al. (2005) der Nachweis, dass ein Oxytocinanstieg das Vertrauen unter Menschen erhöht und somit der Gewinn in sozialen Interaktionen steigt. Um unterschiedliche Verträglichkeiten zwischen den Geschlechtern zu vermeiden, wurde die Studie ausschließlich mit männlichen Probanden durchgeführt. 50 Minuten vor Experimentbeginn verabreichte man den Probanden 24 IU Oxytocin intranasal. Aufgebaut als placebokontrollierte Doppelblindstudie wurden die Versuchspersonen im Vertrauensspiel in zwei Gruppen eingeteilt, "Investoren" oder "Treuhänder". Alle Akteure erhielten zu Beginn jeder Runde 12 Punkte und am Ende jeder Interaktion die tatsächlich gewonnenen Punkte, umgewandelt in reale Geldeinheiten. Mittels Computer wurde ein Investor einem Treuhänder zugeordnet, wobei die Paarbildung nur einmalig erfolgte. Im ersten Schritt entschied der Investor nun, ob und wie viel er dem Treuhänder anvertraute. Er konnte 0, 4, 8 oder 12 seiner Punkte an den Treuhänder vergeben. Nachdem seinem Konto der verdreifachte Betrag gutgeschrieben worden war, stand der Treuhänder nun vor folgendem Problem: Belohnte er das Vertrauen des Investors und gab einen bestimmten Betrag vom Handelsgewinn zurück oder behielt er alles für sich? Wie aus dem Experimentaufbau ersichtlich ist, hat der Treuhänder einen Auszahlungsvorteil gegenüber dem Investor. Die Testpersonen zeigten eine Aversion gegen solche Risiken, (vgl. Kosfeld et al., 2005)
Durch das zweite Experiment, das Risikospiel, wollten Kosfeld und Kollegen der Frage nachgehen, ob Oxytocin allgemein die Aversion gegen solche Risiken verringert oder ob es speziell das Vertrauen in sozialen Interaktionen beeinflusst. Hierfür nahmen alle Probanden die Rolle des Investors ein. Die Investoren sahen sich exakt dem gleichen Risiko eines Vertrauensbruchs ausgesetzt wie im Vertrauensspiel, nur mit dem Unterschied, dass keine soziale Interaktion mehr mit einem menschlichen Treuhänder stattfand. Diese Funktion übernahm nun ein Computerprogramm mit einer festgelegter Wahrscheinlichkeit, die Gewinne zurückzuzahlen. Errechnet wurde diese aus den Reaktionen der Treuhänder aus dem vorangegangenen Vertrauensspiel. (vgl. Kosfeld et al., 2005)
Es zeigte sich, dass sich der Mediantransfer in dem Risikospiel zwischen den Gruppen nicht unterschied. Das Investorenverhalten in der Placebo- und in der Oxytocingruppe deckte sich, was darauf schließen lässt, dass Oxytocin in beiden Spielen das Gehirn möglicherweise unterschiedlich beeinflusst. Abbildung 2 auf Seite 11 verdeutlicht, dass sich die Investoren lediglich im Vertrauensspiel anders verhielten als die Kontrollgruppe, nämlich indem sie deutlich höhere Transfers tätigten. Oxytocin scheint hier also Vertrauen nur in einem persönlichen Aufeinandertreffen zu beeinflussen. (vgl. Kosfeld et al., 2005; Baumgartner et al., 2008)
Mögliche Störeffekte wurden dahingehend überprüft, dass sowohl vor als auch nach der Zuführung von Oxytocin durch einen Fragebogen Stimmung und Gelassenheit der Probanden gemessen wurden. Es gab keine statistischen Unterschiede vor und nach der Zugabe des Hormons. Außerdem erkannten die Probanden nicht, ob sie Placebos oder Oxytocin zugeführt bekommen hatten. (vgl. Kosfeld et al., 2005)
Mithilfe ihrer Ergebnisse konnten Kosfeld et al. (2005) aufzeigen, dass Oxytocin prosoziales Verhalten nicht im Allgemeinen beeinflusst. In diesem Fall hätte nämlich das Transferlevel der Treuhänder ebenfalls ansteigen müssen. Als Grund für die verschiedenartige Wirkungsweise von Oxytocin nennen die Forscher situationsbedingte Unterschiede. Investoren sehen sich mit einem Vertrauensproblem konfrontiert, für Treuhänder hingegen ist das Prinzip der Gegenseitigkeit, die Reziprozität, von großer Bedeutung. Oxytocin erhöht außerdem nicht den
Glauben an die Vertrauenswürdigkeit der Treuhänder. Die Investoren haben also keine größeren Erwartungen an ein besseres Resultat. (vgl. Kosfeld et al., 2005)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Durchschnittliche Zahlungen der Investoren
2a: Deutlich höhere Transfers der Oxytocingruppe (gefüllte Balken) gegenüber der Placebogruppe (leere Balken) im Vertrauensspiel.
2b: Kein Oxytocineffekt im Risikospiel.
(Quelle: Kosfeld, Michael, Heinrichs, Markus, Zak, Paul J., Fischbacher, Urs, Fehr, Ernst (2005): Oxytocin icreases trust in humans. NATURE 435: 673-676, S. 674)
Die Erklärung für die Wirkungsweise von Oxytocin liefert die Abneigung gegenüber Verrat, mit der sich insbesondere Baumgartner et al. (2008) intensiv beschäftigt haben. Die Forscher um Thomas Baumgartner nutzten einen ähnlichen Experimentaufbau wie Kosfeld et al. (2005), nur mit dem Unterschied, dass den Investoren nach 12 gespielten Runden, also 6 Vertrauensspielen und 6 Risikospielen, eine Rückmeldung gegeben wurde, in wie vielen Fällen die Treuhänder ihr Vertrauen missbrauchten, im Experiment in ca. 50% der Fälle. Nach der Rückmeldung wurden 12 weitere Runden gespielt. (vgl. Baumgartner et al., 2008)
Wie Abbildung 3 auf Seite 12 zeigt, nutzten beide Investorengruppen die Phase vor der Rückmeldung aus, um das Vertrauen der Treuhänder zu testen, indem sie relativ hohe Transfers tätigten. Oxytocin hatte in diesem Fall keine Auswirkung auf das Vertrauen. Nach Rückmeldung der Vertrauensbrüche unterschieden sich die Reaktionen der Gruppen deutlich. Als Resonanz verringerte die Placebogruppe ihre Transfers erheblich. Obwohl sie die selben Informationen erhalten hatten, veränderte die Oxytocingruppe ihr Verhalten nur in geringem Maße. Im Risikospiel kam es zu keinen signifikanten Unterschieden zwischen beiden Gruppen. (vgl. Baumgartner et al., 2008)
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Abbildung 3: Durchschnittliche Zahlungen im Vertrauens- und Risikospiel vor und nach Rückmeldung der Vertrauensbrüche
Im Risikospiel: Keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Im Vertrauensspiel: Placebogruppe verringert nach Rückmeldung der Vertrauensbrüche die Transfers, die Oxytocingruppe nicht.
(Quelle: Baumgartner, Thomas, Heinrichs, Markus, Vonlanthen, Aline, Fischbacher, Urs, Fehr, Ernst (2008): Oxytocin Shapes the Neural Circuitry of Trust and Trust adaption in Humans. Neuron 58: 639-650, S. 642)
Oxytocin führt zu reduzierter Angst vor sozialem Verrat, jedoch nur im Vertrauensspiel, denn im Risikospiel war nur eine Interaktion mit einem Computerprogramm möglich. Oxytocin vereinfachte die Entscheidung vertrauenswürdig zu handeln. Dies bestätigt unter anderem die verkürzte Reaktionszeit zwischen Überlegung und Transfertätigung nach der Rückmeldung. Zukünftige Studien könnten sich mit der Frage beschäftigen, ob ähnliche Effekte auftreten, wenn der Vertrauensbruch nicht wie in der Studie in 50% der Fälle vorliegt, sondern deutlich höher ausfällt. (vgl. Baumgartner et al., 2008)
Um ihre Ergebnisse genauer zu untersuchen, wurden mithilfe von funktioneller Magnetresonanztomographie die Vorgänge im Gehirn aufgezeichnet, die sich während des Experiments abspielten. Die Amygdala sowie das Striatum sind die Gehirnregionen, die am stärksten betroffen waren. Die Aversion gegen soziale Risiken erhöhte die Aktivität der Amygdala in der Placebogruppe im Vertrauensspiel stärker als in der Oxytocingruppe.
Unterschiede in den Gehirnregionen traten im Risikospiel nicht auf. Oxytocin reduziert bei sozialer Interaktion die Angstreaktion durch reduzierte Aktivität der Amygdala, was zu erhöhtem Vertrauen in Situationen mit sozialem Verrat führt. (vgl. Baumgartner et al., 2008)
Dass der Nucleus caudatus als Teil des Striatums in diesem Experiment eine Rolle spielt, ist zu erwarten, da er für die Verarbeitung von Informationsprozessen und belohnungsbezogenes Lernen verantwortlich ist. Die Aktivität des Nucleus wird bei besserer Vorhersage von Belohnungen reduziert. Außerdem beeinflusst er die Probanden durch reduzierte Aktivität dahingehend, dass sie sich eher auf die Wahrnehmung des Gegenspielers als zum Beispiel moralisch "gute" Partner verlassen, denn auf die Rückmeldung der Vertrauensbrüche. (vgl. Baumgartner et al., 2008)
Die Studien von Kosfeld et al. (2005) und von Baumgartner et al. (2008) liefern einen detaillierten Einblick in die Wirkungsweise von Oxytocin bei Vertrauensentscheidungen. Eine Studie von Declerck et al. (2010) erweiterte die Domäne, in der Oxytocin das Sozialverhalten durch Vertrauen moduliert. Die Forscher konnten zeigen, dass Oxytocin das Kooperationsverhalten der Probanden beeinflusst.
Im Unterschied zu den beiden vorher genannten Studien benötigt Kooperation neben Vertrauen zu dem Mitspieler auch eine intrinsische Motivation sich kooperativ zu verhalten. Dies konnten die Forscher durch die Gegenüberstellung des Gefangenendilemmas mit einem Koordinationsspiel aufzeigen. Das Koordinationsspiel unterscheidet sich lediglich durch eine verringerte Auszahlung bei Nichtkooperation vom Gefangenendilemma. Dabei muss die Auszahlung kleiner oder gleich der Auszahlung bei beidseitiger Kooperation sein, um einen Anreiz zu kooperativem Verhalten zu setzen. (vgl. Declerck, 2010)
Jeder Teilnehmer an der Studie spielte beide Spiele und erhielt am Ende des Experiments reale Geldbeträge, abhängig von seiner Spielweise und der des Mitspielers. Wie in Abbildung 4 auf Seite 14 zu sehen ist, testeten Declerck und Kollegen die Kooperationsbereitschaft bei Oxytocinzugabe, indem sie der einen Hälfte der Probanden Kontakt zu anderen Teilnehmern der Studie gewährten, der anderen Hälfte jedoch nicht. Es zeigte sich, dass Oxytocin kaum Einfluss auf das Kooperationsverhalten im Gefangenendilemma hat. Begründet werden kann das dadurch, dass Oxytocin nicht die Reziprozität beeinflusst, wie Kosfeld et al. (2005) schon entdeckten. Wie von Declerck et al. (2010) erwartet, gab es eine erhöhte Kooperationsbereitschaft im Koordinationsspiel im Vergleich zum Gefangenendilemma.
Oxytocin erhöhte die Kooperation signifikant im Koordinationsspiel, aber nur, wenn es zu vorherigem Kontakt der Mitspieler kam. Erstaunlicherweise verringerte Oxytocin die Bereitwilligkeit zusammenzuarbeiten, wenn dieser soziale Kontakt fehlte. (vgl. Declerck, 2010)
Abbildung 4: Kooperationsbereitschaft im Gefangenendilemma und im Koordinationsspiel
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Declerck, Carolyn H., Boone, Christophe, Kiyonari, Toko (2010): Oxytocin and cooperation under conditions of uncertainty. The modulating role of incentives and social information. Hormones and Behavior 57: 368-374, S. 372)
Diese Einsicht in vertrauensabhängige Verhaltensänderungen war Ziel einiger Verhaltensstudien in den vergangenen Jahrzehnten. Die begrenzte Rationalität der Menschen und deren Beeinflussung durch Emotionen sollte meines Erachtens mehr im Fokus zukünftiger Studien stehen. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede sowie Variationen in der Dosierung und anderer Parameter sollten außerdem bei künftigen Experimenten stärker herausgearbeitet werden.
Neben den ersten bahnbrechenden Studien in der Neuroökonomie zur Vertrauensbeeinflussung Oxytocins wurden weitere Experimente zu der Frage durchgeführt, ob Großzügigkeit und Empathie durch Oxytocin angeregt werden. Neben milliardenschweren monetären Spenden unterstützt eine große Anzahl an Freiwilligen ehrenamtlich Spendenorganisationen. Zak et al. (2007) untersuchten in einer Studie, ob Oxytocin ebendiese Großzügigkeit gegenüber Fremden erhöht. Großzügigkeit als Unterkategorie des Altruismus wird definiert als eine Geldgabe, die höher ist als der Mitspieler erwartet. Abzugrenzen ist der Ausdruck vom Altruismusbegriff, der besagt, dass man auf eigene Kosten einer anderen Person etwas abtritt. Mithilfe der Gegenüberstellung des Diktator- und des Ultimatumspiels in einer Doppelblindstudie mit ausschließlich männlichen Teilnehmern konnten die Forscher aufzeigen, dass die Großzügigkeit im Ultimatumspiel durch Oxytocin mit einem deutlich höheren Wert im Vergleich zur Placebogruppe auftritt, als es zum Beispiel in der Studie von Kosfeld et al. (2005) der Fall ist. (vgl. MacDonald, MacDonald, 2010; Zak et al., 2007; Barraza et al., 2011)
Im Diktatorspiel erhält Entscheidungsträger 1 einen gewissen Geldbetrag, von dem er Entscheidungsträger 2 so viel abgeben darf, wie er möchte. Entscheidungsträger 2 hat keine Möglichkeit in den Entscheidungsprozess einzugreifen und muss die dargebotene Menge an Geld akzeptieren. Im Unterschied dazu hat Spieler 2 im Ultimatumspiel die Möglichkeit, den von Spieler 1 angebotenen Geldbetrag entweder anzunehmen oder aber abzulehnen, mit der Folge, dass beide Probanden nichts erhalten. Entscheidungsträger 1 kalkuliert folglich nur im Ultimatumspiel mit ein, ob seine angebotene Geldmenge Entscheidungsträger 2 zufrieden stellt. Durch Zuführung von Oxytocin erhöhte sich der durchschnittlich angebotene Geldwert von Spieler 1 im Ultimatumspiel um 21% und der durchschnittlich geringste dargebotene Wert um ganze 80%, hier gleichzusetzen mit Großzügigkeit. Das Hormon bewirkte aber keine Erhöhung der Ablehnungsrate und des durchschnittlichen Akzeptanzwerts bei Entscheidungsträger 2. Im Diktatorspiel hingegen hatte Oxytocin weder einen Einfluss auf Spieler 1 noch auf Spieler 2. Dies zeigt, dass Oxytocin keine Wirkung auf Altruismus im Allgemeinen hat, sondern speziell auf Großzügigkeit. Selbst bei Einbeziehen altruistischer Teilnehmer beim Diktatorspiel bleibt die Auswirkung von Oxytocin auf Großzügigkeit signifikant. (vgl. MacDonald, MacDonald, 2010; Zak et al., 2007)
Großzügigkeit kann ein Faktor sein, der die im vorherigen Kapitel angesprochene Kooperation zwischen Menschen aufrecht erhalten kann. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Hormonsystemen, wie dem dopaminergen System, kann ein Gefühl der Belohnung hervorgerufen werden, falls man sich großzügig gegenüber anderen verhält. Zak et al. (2007) spekulierten, dass die Großzügigkeit durch Mitgefühl reguliert wird. Spieler 1 bezieht durch Oxytocinzuführung besser in seine Entscheidung mit ein, welche negativen Emotionen ein unfaires Angebot bei Spieler 2 hervorruft. Dies motiviert ihn dazu, durch Großzügigkeit diesen Schmerz bei Spieler 2 zu verhindern. Studien zu Spenden bei Menschen haben aufgezeigt, dass durch Mitgefühl Gehirnregionen angesprochen werden, die in die Verarbeitung sozialer und emotionaler Informationen sowie des Belohnungssystems involviert sind. Oxytocin bindet scheinbar an Rezeptoren in genau diesen Bereichen des Gehirns. Dass die Risikoaversion ein treibender Faktor sein könnte, widerlegt der Vergleich zwischen Oxytocin- und Placebogruppe, bei dem es in diesem Fall einen Unterschied beim Ablehnungswert geben müsste. (vgl. MacDonald, MacDonald, 2010; Zak et al., 2007; Barraza, Zak, 2009)
Durch die Studien von Jorge A. Barraza und Paul J. Zak mit Kollegen in den Jahren 2009 und 2011, konnte der Einfluss Oxytocins auf Mitgefühl als Regulator der Großzügigkeit noch genauer bestimmt werden. In ihrer Doppelblindstudie aus dem Jahr 2009 untersuchten Barraza und Zak die Wirkung eines emotionalen Reizes auf den empathischen Gemütszustand der Probanden. Es konnten zwei dieser Stadien herausgearbeitet werden: "personal distress and empathic concern" (Barraza, Zak, 2009, S. 183).
Um diese Stadien messen zu können, beobachteten die Forscher männliche und weibliche Probanden im Ultimatumspiel und deren Geldspenden an Wohltätigkeitsorganisationen. Die Studienteilnehmer wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Gruppe 1 bekam ein emotionales Video zu sehen, Gruppe 2 schaute ein nicht-emotionales Video. Beide Gruppen spielten dann das Ultimatumspiel. Die letzte Gruppe schaute nur das emotionale Video und hatte kein Spiel danach. Sowohl vor als auch nach dieser Sequenz wurde allen Gruppen Blut abgenommen. Nach der Sequenz wurden die Teilnehmer nach Bekanntgabe ihrer erspielten realen Geldeinheiten zudem gefragt, ob sie Geld an Wohlfahrtsorganisationen spenden wollen. (vgl. Barraza, Zak, 2009) Mittels Enzyme Linked Immunosorbent Assay, einer Labormethode zur Bestimmung kleinster Mengen von Substanzen mit Hilfe von enzymmarkierten spezifischen Antikörpern, konnte das Hormon Oxytocin zuverlässig untersucht werden. Die Teilnehmer wiesen nach Beobachtung des emotionalen Videos sowohl höhere persönliche Bestürzung als auch stärkeres Mitgefühl auf als die Probanden des Kontrollvideos. Die Oxytocinwerte waren bei emotionalen Videos ebenfalls höher. Zudem gab es eine positive Korrelation zwischen dem empfundenen Mitgefühl der Probanden und deren Oxytocinwerten, was als Folge zu mehr Großzügigkeit führte. Bei Frauen war dieser Effekt stärker als bei Männern. Teilnehmer an der Studie boten großzügigere Geldmengen im Ultimatumspiel an, wenn sie vorher ein emotionales Video betrachtet hatten. Die großzügigeren Probanden spendeten auch mehr an Wohlfahrtsorganisationen. In ihrer Doppelblindstudie aus dem Jahr 2011 konnten Barraza et al. zeigen, dass Oxytocin nicht die Bereitschaft zu spenden veränderte, sondern dass die Spendenhöhe an sich bei Oxytocineinfluss deutlich stieg. (vgl. Barraza, Zak, 2009; Barraza et al., 2011; Pschyrembel, 2012, S. 564, S. 565, S. 599)
Einer der wichtigsten Faktoren in der Geschichte und Evolution der Menschheit ist die Anpassung an äußere Bedrohungen und Gefahren. Diese physiologische Veränderung ist abhängig von einer Abfolge von Reaktionen in Gehirn, Nerven und Drüsen, die schließlich zu Angriff, Gegenwehr oder Fluchtverhalten führen. Der Wille jedes Menschen sozialen Kontakt aufzunehmen, ist angstabhängig. Individuen, die weniger ängstlich sind, haben mehr soziale Interaktionen. Eine Veränderung dieses Angstlevels hat demnach immense Auswirkungen auf Paarungsverhalten, Kooperationen und diverse Arten von Wettkämpfen. Mithilfe von Fragebögen wird versucht, bei Experimenten die Variable Angst zu kontrollieren. Dabei wird häufig aber nicht direkt nach Angstgefühlen, sondern zum Beispiel nach Ausgeglichenheit oder insgesamt sehr allgemeinen Stimmungen gefragt. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Änderungen des Stimmungslevels unbewusst geschehen und der Proband sie deshalb nicht korrekt angeben kann. Dies führt dazu, dass oftmals eine Veränderung des Angstniveaus nicht als zugrundeliegender Mechanismus für den sozialen Effekt gesehen wird. (vgl. Churchland, Winkielman, 2012)
Der Mechanismus, der dem verringerten Stress- und Angstgefühl zugrunde liegt, wird durch die Wirkung von Oxytocin auf die HPA-Achse beeinflusst. Forschungen deckten auf, dass das Anregen der HPA-Achse gegenüber einer Vielzahl von physischen und emotionalen Stressoren durch das Hormon unterdrückt wird. Bei Stress wird die HPA-Achse aktiviert und als Endprodukt Cortisol ausgeschüttet. Durch corticotrope Releasinghormone (CRH), gebildet im Nucleus paraventricularis des Hypothalamus, wird Corticotropin (ACTH) aus dem Hypophysenvorderlappen in den Blutkreislauf abgesondert. Wie Abbildung 5 zeigt, wird die Sekretion von Cortisol in die Blutbahn angeregt, sobald das Corticotropin die Nebennierenrinde erreicht. Durch die Unterdrückung der HPA-Achsenaktivität kommt es zu einer geringeren Cortisolausschüttung und somit zu geringerem Stressempfinden. Angst- bzw. stresslindernde Effekte wurden insbesondere in der zentralen Amygdala gemessen sowie im Nucleus paraventricularis. (vgl. Engelmann et al., 2004; Gibbs, 1986; Neumann, 2008; Heinrichs et al., 2003; Pschyrembel, 2012, S. 19, S. 424)
Abbildung 5: Aktivierung der HPA-Achse mit Ausschüttung des Endprodukts Cortisol
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: http://www.eharrison.de/b2b-web/public/images/chapter/cp_H18_16_342; 03.05.14)
Heinrichs et al. (2003) konnten in ihrer Studie erstmals zeigen, dass die Interaktion von Oxytocin und sozialer Unterstützung die Stressreaktion dämpfen kann. In ihrem Experiment sollte ein Teil der männlichen Teilnehmer einen sehr engen Freund mitbringen, der andere Teil sollte alleine kommen. Innerhalb dieser beiden Gruppen wurden dann zufällig Oxytocin oder
Placebos verabreicht. Mithilfe des Trier Social Stress Test (TSST), der eine öffentliche Rede sowie mathematische Aufgaben vor eine Gruppe von Menschen beinhaltet, wurde die Stressreaktion ausgelöst. (vgl. Heinrichs et al., 2003)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Speichelcortisolkonzentration und Oxytocineffekte während der Stressphase
Linker Teil der Abbildung: Speichelcortisolkonzentration während der Stressreaktion. Interaktion von Oxytocin und sozialer Unterstützung reduziert das Stresslevel. Rechter Teil der Abbildung: Andere Darstellung der effektiven Interaktion von Oxytocin und sozialer Unterstützung auf die Stressreaktion.
(Quelle: Heinrichs, Markus, Baumgartner, Thomas, Kirschbaum, Clemens, Ehlert, Ulrike (2003): Social Support and Oxytocin Interact to Suppress Cortisol and Subjective Responses to Psychosocial Stress. BIOL PSYCHIATRY 54:1389-1398: S. 1392)
Wie im linken Teil von Abbildung 6 gut zu sehen ist, wurde mittels Cortisolmessungen im Speichel an sieben Zeitpunkten nach der Initiierung der Stressreaktion die Stärke ebendieser gemessen. Bei allen vier Gruppen zeigte sich ein Anstieg im Stresslevel direkt nach Beginn des Trier Social Stress Tests, in der Abbildung als grauer Balken dargestellt. Das höchste Cortisollevel erreichten diejenigen Probanden, die weder soziale Unterstützung noch Oxytocin erhielten. Bekamen Teilnehmer beides, wiesen sie das niedrigste Cortisollevel auf, was der rechte Teil von Abbildung 6 in anderer Darstellung verdeutlicht. Da in dieser Studie auch die Gelassenheit der Teilnehmer untersucht wurde, konnten die Forscher auf erhöhte Gelassenheit hinweisen, wenn mindestens ein Faktor in dem Experiment vorhanden war. (vgl. Heinrichs et al., 2003)
Diese Erkenntnisse können eine wichtige Rolle für die Erforschung psychischer Störungen wie zum Beispiel Autismus, soziale Phobien und andere Krankheiten spielen, um gestörte soziale Interaktionen durch die stressreduzierende Wirkung von Oxytocin zu verringern. Da aber Patienten mit psychischen Störungen meistens äußerst sensibel auf jegliche Reize reagieren, muss mit Sorgfalt vorgegangen werden, um keine gegenteiligen Effekte hervorzurufen. So konnte durch Beigabe von Oxytocin die Gehirnfunktion während des Verarbeitens sozialer Informationen bei autistischen Kindern erhöht werden. Durch die verbesserte Aufmerksamkeit bezüglich der Augenregion erkannten die Kinder bei einer Oxytocinzuführung visuelle soziale Hinweise besser. Außerdem hilft Oxytocin durch verstärktes Vertrauen sozialen Kontakt aufzubauen. (vgl. Gordon et al., 2013; Bartz et al., 2011; Kosfeld et al., 2005)
Lange Zeit schien es, als sei das Hormon Oxytocin ein Wundermittel, das nur auf prosoziale Verhaltensänderungen einwirkt. Allerdings weist Oxytocin auch Schattenseiten auf. Wie auch bei der Einführung zu prosozialen Verhaltensänderungen möchte ich auch hier darauf hinweisen, dass die antisozialen Verhaltensänderungen in einem speziellen Experimentumfeld auftreten und keine generellen antisozialen Effekte darstellen. Aggression gegenüber Menschen außerhalb der sozialen Gruppe ist zwar einerseits antisozial, kann aber andererseits durchaus prosoziale Auswirkungen haben, nämlich der Schutz der eigenen Gruppe oder Familie.
Soziale Interaktionen rufen nicht nur positive Gefühle hervor. Beispielsweise beschäftigten sich Shamay-Tsoory et al. (2009) mit der Eigenschaft des Menschen, sich immer mit anderen Individuen vergleichen zu müssen. Die Möglichkeit, dass Oxytocin nicht nur eine Rolle bei positiven prosozialen Emotionen spielt, sondern generell soziale Gefühlszustände reguliert, veranlasste die Forscher Empfindungen wie Neid und Schadenfreude genauer zu betrachten. Vor dem Hintergrund, dass Oxytocin Empathie und Großzügigkeit erhöht sowie Stress reduziert, könnte man davon ausgehen, dass eine Oxytocinzugabe Neid und Schadenfreude verringert. Shamay-Tsoory et al. (2009) konnten zeigen, dass der gegenteilige Effekt eintritt.
In einer randomisierten Doppelblindstudie erhielten männliche und weibliche Teilnehmer intranasal entweder Oxytocin oder Placebos. Die Probanden spielten ein Glücksspiel gegen eine gleichgeschlechtliche Person, die entweder mehr gewann, mehr verlor oder finanziell gleichauf abschnitt. Den Teilnehmern wurden drei farblich verschiedene Türen gezeigt, mit dem Hinweis, dass sich hinter jeder Tür ein anderer Geldwert verbirgt. Nach der Wahl einer Tür und angezeigtem Geldwert, sollten die Probanden auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht) und 7 (sehr stark) angeben, ob sie Gefühle wie Neid, Schadenfreude und sechs weitere emotionale Eigenschaften verspürten. Außerdem wurden dem Fragebogen Kontrollfragen zu Gefühlen hinsichtlich der Türfarben hinzugefügt. Die Reihenfolge der Fragen erfolgte zufällig. (vgl. Shamay-Tsoory et al., 2009)
Es gab zwei mögliche Reihenfolgen, dieses Experiment zu durchlaufen. Gruppe 1 erhielt Oxytocin in der ersten Sitzung und Placebos in der zweiten Sitzung. Bei Gruppe 2 verhielt es sich umgekehrt. Vor der Durchführung des Tests, mussten die Teilnehmer jedoch 45 Minuten warten, damit sich das Oxytocin optimal im zentralen Nervensystem verbreiten konnte. Während der Wartezeit füllten die Probanden Fragebögen aus, um die individuelle Tendenz zu Neid zu messen und um diese später mit den jeweiligen Ergebnissen zu vergleichen. Außerdem wurde auch noch der Gemütszustand kontrolliert. (vgl. Shamay-Tsoory et al., 2009)
Die Studie muss jedoch kritisch betrachtet werden, da das Einschätzen der eigenen Gefühle sehr subjektiv und daher mit Fehlern behaftet sein kann und da Neid und Schadenfreude in Fragebögen generell relativ gering bewertet werden. Nichtsdestotrotz konnten die Forscher zeigen, dass die Zuführung von Oxytocin Neid und Schadenfreude erhöht, wie in Abbildung 7 auf Seite 22 dargestellt. (vgl. Shamay-Tsoory et al., 2009)
Der linke Teil der Abbildung stellt ein erhöhtes Neidgefühl der Oxytocingruppe gegenüber der Placebogruppe dar, insbesondere, wenn die andere Person mehr im Glücksspiel gewann. Im rechten Teil erkennt man die verstärkte Schadenfreude der Oxytocingruppe bei einem Gewinn, der höher ist als der des Kontrahenten. Es wurde kein Unterschied beobachtet, ob man zuerst unter Oxytocineinfluss das Glücksspiel absolvierte, oder zuerst Placebos bekam. Es traten außerdem keine geschlechtsspezifischen Effekte oder Veränderungen des Gemütszustandes auf. (vgl. Shamay-Tsoory et al., 2009)
Wenn man nicht nur die Skalenveränderungen von Neid und Schadenfreude, wie in Abbildung 7, betrachtet, sondern sämtliche Fragen des Fragebogens zu Farben und Emotionen in die Auswertung mit einbezieht, zeigt sich immer noch ein signifikanter Neidanstieg in der Oxytocingruppe bei geringerem Gewinn im Vergleich zum Kontrahenten. Der Anstieg der Schadenfreude ist aber in diesem Fall bei Betrachtung der Behandlung, also Oxytocin oder Placebo, nicht signifikant. Trotzdem ergibt sich ein signifikanter Anstieg der Schadenfreude, bei einem Gewinn höher als der des Kontrahenten. Der nur marginale Effekt bei Interaktion von Behandlung und jeweiligen Geldgewinnen lässt darauf schließen, dass auch ein subtiler Anstieg der Schadenfreude in den beiden anderen Zuständen vorliegt, also bei geringeren Gewinnen sowie finanziellem Gleichstand. Veränderungen bezüglich der Emotionen zu den Farben der Türen traten nicht auf. Auswirkungen auf die Emotionen bei finanziellem Gleichstand ergaben sich nicht. Die Reihenfolge sowie das Geschlecht hatte auch hier keinen Einfluss. (vgl. Shamay- Tsoory et al., 2009)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Behandlungseffekte von Oxytocin hinsichtlich Neid und Schadenfreude
Linker Teil der Abbildung: Erhöhtes Neidgefühl der Oxytocingruppe, wenn die andere Person mehr Geld gewann. Rechter Teil der Abbildung: Verstärkte Schadenfreude der Oxytocingruppe, wenn man mehr als der Kontrahent verdiente.
(Quelle: Shamay-Tsoory, Simone G., Fischer, Meytal, Dvash, Jonathan, Harari, Hagai, Perach- Bloom, Nufar, Levkovitz, Yechiel (2009): Intranasal Administration of Oxytocin Increases Envy and Schadenfreude (Gloating). BIOL PSYCHATRY 66: 864-870, S. 866)
Einen möglichen prosozialen Effekt von Oxytocin in dieser Studie nennt Mattie Tops in einer Korrespondenz an Shamay-Tsoory und Kollegen. Bei Betrachten der Ergebnisse des Fragebogens war eine bestimmte Frage von der Oxytocinzuführung am stärksten betroffen: "Would like to be in the other player's shoes" (Shamay-Tsoory et al., 2009, S. 866). In allen drei möglichen Zuständen des Geldgewinnens im Vergleich zum Kontrahenten war der Wert in der Oxytocingruppe deutlich höher. Als Begründung führt Mattie Tops an, dass eine Form der Empathie angesprochen wird. Seiner Meinung nach wird soziales Engagement und das Hineinversetzen in Andere erhöht. Als Beispiel führt er die von mir in Abschnitt 3.2. auf den Seiten 16 und 17 genannte Studie von Jorge A. Barraza und Paul J. Zak aus dem Jahr 2009 an. Die in dieser Studie herausgearbeiteten geschlechtlichen Unterschiede sieht er außerdem als Grund dafür, die Studie von Shamay-Tsoory et al. (2009) und seine Hypothese genauer zu untersuchen. (vgl. Tops, 2010; Barraza, Zak, 2009)
In einer weiteren Korrespondenz an Shamay-Tsoory und Kollegen brachten Andrew H. Kemp und Adam J. Guastella eine weitere Hypothese vor, nämlich dass Oxytocin allgemein Annäherungsverhalten fördert und Rückzugsverhalten hemmt. Mit Annäherungsverhalten ist hier das Erstreben eines bestimmten Ziels gemeint, also zum Beispiel Vertrauen oder Zufriedenheit. Rückzugsverhalten ist definiert als das Vermeiden negativer Reize, wie zum Beispiel Ekel und Angst. Treibender Faktor bei beiden Verhaltensweisen ist die Motivation. Beide Forscher unterscheiden zwischen positivem/negativem Sozialverhalten und Annäherungs-/Rückzugsverhalten. Negative Sozialverhalten wie Neid und Schadenfreude können also durchaus Annäherungsverhalten sein, da bestimmtes Ziele verfolgt werden, wie zum Beispiel einer anderen Person Unbehagen schaffen zu wollen. Sie appellieren daran, dass sich Forscher in Zukunft dem Einfluss von Oxytocin auf das Annäherungsverhalten gezielt widmen sollen. (vgl. Kemp, Guastella, 2010)
Die Entwicklung des Menschen basiert vor allem auf der Fähigkeit und Notwendigkeit, innerhalb von Gruppen zu leben, Informationen zu teilen und von Synergieeffekten zu profitieren. Um das Recht des Stärkeren durchzusetzen und somit zu überleben, war und ist in der Geschichte ein beschränkter Altruismus bei Gruppenkonflikten notwendig. Damit ist gemeint, dass man entweder durch Selbstaufgabe die eigene Gruppe stärkt oder durch Schaden an der anderen Gruppe die eigene Gruppe relativ gesehen besser stellt. De Dreu et al. (2010) beschäftigten sich mit dieser Form des Altruismus und inwieweit das Gruppenverhalten durch Oxytocin verändert wird. (vgl. De Dreu et al., 2010; De Dreu et al., 2011)
Um dieser Frage nachzugehen, entwickelten sie drei placebokontrollierte Doppelblindstudien. In Experiment 1 untersuchten sie den Gruppenkonflikt in einem speziellen Gefangenendilemma. Die männlichen Teilnehmer wurden jeweils in zwei Dreiergruppen eingeteilt, die gegeneinander antraten. Jeder Proband bekam 10 Euro. Dieses Geld konnten sie entweder behalten oder es in den eigenen Gruppenpool geben, von dem nur die eigene Gruppe profitiert, oder in einen allgemeinen Gruppenpool geben, von dem die eigene Gruppe einen Nutzen hat und zusätzlich die Fremdgruppe Schaden nimmt. Oxytocin erhöhte in diesem Zusammenhang im Vergleich zur Placebogruppe deutlich die Anzahl derer, die das Geld in den eigenen Gruppenpool investierten. Die Anzahl an Probanden, die darüber hinaus die Fremdgruppe bestrafen wollte, ist nicht gestiegen. Nach Ablauf des Experiments wurden den Probanden Fragen zu deren Erwartungen hinsichtlich der anderen Mitspieler gestellt. Dabei zeigte sich, dass Oxytocin das Vertrauen darauf verstärkt, dass eigene Gruppenmitglieder in den eigenen Pool investieren. Effekte auf Misstrauen gegenüber Mitgliedern der Fremdgruppe konnten nicht nachgewiesen werden. (vgl. De Dreu et al., 2010)
Mit dem zweiten Experiment wollten De Dreu und Kollegen kontrollieren, ob kooperative Individuen stärker auf die Oxytocinzuführung reagierten als nicht-kooperative. Für die Einteilung der Probanden nutzten die Forscher den "standard social value orientations test" vor Zugabe des Hormons. Ansonsten waren Experiment 1 und 2 identisch. Oxytocin erhöhte sowohl bei kooperativen als auch bei nicht-kooperativen Probanden im Vergleich zur Placebogruppe das Bedürfnis, die eigene Gruppe zu belohnen. Aggressionen gegenüber der Fremdgruppe traten nicht auf. (vgl. De Dreu et al., 2010)
Anhand des dritten Experiments konnten die Forscher nachweisen, dass Oxytocin im Vergleich zur Placebogruppe bei Bedrohung durch die Fremdgruppe defensive Formen der Aggression hervorruft, um die eigene Gruppe vor Schaden zu schützen. Um diese Ergebnis zu erzielen, wurden verschiedene Gefangenendilemmata mit variierenden Auszahlungen gespielt, wie in Abbildung 8 auf Seite 25 zu sehen ist. Somit wurde das Ausmaß von Habgier und Angst bei der Interaktion kontrolliert. Abhängig von den jeweiligen Entscheidungen der Teilnehmer können vier Auszahlungen erreicht werden: "temptation (T), reward (R), punishment (P), and sucker (S), which are ordered as T > R > P > S" (De Dreu et al., 2010, S. 1410). Unter Habgier kann man in Abbildung 8 die Differenz zwischen T und R verstehen, denn man nutzt das kooperative Verhalten der Fremdgruppe aus. Angst kann man als Differenz zwischen P und S auffassen, da hier Nicht-Kooperation der Fremdgruppe vorliegt. Der Wert für Habgier entspricht in Abbildung 8C demnach T - R = 1.40 - 1.00 = 0.40 und der von Angst P - S = 0.60 - 0.50 = 0.10. Durch das Variieren dieser Variablen simulierten die Forscher verschiedene Umweltzustände. Es konnte aufgezeigt werden, dass durch Oxytocinzugabe verstärkt Nicht-Kooperation im Vergleich zur Placebogruppe auftrat, wenn der Angstwert erhöht war. Die Motivation zur Nicht-Kooperation war nicht die Erwartung von Fremdgruppenaggression, sondern dass bei Aggression die eigene Gruppe geschädigt werden würde. Diese Art von Aggression nennt man auch defensiv motivierte Aggression. Anhand der Begründungen der Probanden für die fehlende Kooperation, konnten De Dreu et al. (2009) darlegen, dass Oxytocin das Vertrauen in die eigene Gruppe stärkt und die anderen Gruppenmitglieder somit auch im Interesse der eigenen Gruppe handeln. Offen bleibt die Frage, ob geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen, da an den Studien nur männliche Probanden teilgenommen haben. (vgl. De Dreu et al., 2010)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Verschiedene Gefangenendilemmata zwischen zwei Gruppen
Gefangenendilemmata zwischen zwei Gruppen mit verschiedenen Auszahlungen bei Kooperation oder Nicht-Kooperation. Die Auszahlungen der eigenen Gruppe stehen unterhalb der Diagonale, die Fremdgruppenauszahlungen oberhalb.
(Quelle: De Dreu, Carsten K. W, Greer, Lindred L., Handgraaf, Michel J. J., Shalvi, Sha ul, Van Kleef, Gerben A., Baas, Matthijs, Ten Velden, Femke S., Van Dijk, Eric, Feith, Sander W. W. (2010): The Neuropeptide Oxytocin Regulates Parochial Altruism in Intergroup Conflict Among Humans. SCIENCE 328:1408-1411, S. 1410)
In einer weiteren Studie von De Dreu und Kollegen aus dem Jahr 2011 wurde die Auswirkung von Oxytocin auf das Gruppenverhalten um den Einfluss auf den Ethnozentrismus erweitert. "Ethnozentrismus ist der Fachausdruck für jene Sicht der Dinge, in welcher die eigene Gruppe der Mittelpunkt von Allem ist und alle anderen mit Bezug darauf bemessen und bewertet werden" (Sumner, 1906, S. 13). In fünf randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien fanden De Dreu et al. (2011) heraus, dass Oxytocin eine Verzerrung zwischen den Gruppen schafft. Denn Oxytocin erhöht das Begünstigen der eigenen Gruppe und in manchen Fällen eine negative Einschätzung der Fremdgruppe. (vgl. De Dreu et al., 2011)
Lange Zeit spielten Emotionen bei der Entscheidungsfindung in der ökonomischen Theorie keine Rolle, da sie als treibende Kraft der Irrationalität angesehen wurden. Zwar verknüpfte die "Prospect Theory" die Psychologie mit der Ökonomie und warf ein neues Licht auf ökonomische Entscheidungen, dennoch wurde von nahezu allen Ökonomen ignoriert, dass viele Entscheidungen von Emotionen abhängen. Die Entscheidungsfindung basierte auf der Theorie, dass die Wahl als rationaler Prozess mittels subjektiv erwartetem Nutzen erfolgte. Die aktuelle Finanzkrise ist ein gutes Beispiel dafür, warum diese Theorie unter anderem durch Einbeziehen von Emotionen erweitert werden muss. Denn warum verspekulieren sich Individuen an den Finanzmärkten, wenn sie doch rational sämtliche Informationen in ihre Entscheidungen mit einbeziehen? (vgl. Hanoch, 2002; Schilirò, 2012)
Eine Alternative zur Theorie des subjektiven Erwartungswerts lieferte Herbert Simon Ende der 1940er Jahre, dem man den Begriff der "begrenzten Rationalität" zuordnen kann. Er war mit den Modellen der damaligen Zeit in dem Sinne unzufrieden, als dass sie für ihn kein realistisches Bild des menschlichen Denkens und Handelns darstellten. Mit seiner Theorie wollte er die Psychologie und die Ökonomie näher zusammenführen. Seine Sicht der Dinge war, dass Menschen limitiert in ihren Denkprozessen sind, also nie sämtliche Informationen zu einer bestimmten Sache verarbeiten können, und selektive Erinnerungen besitzen. Auch der Zeitfaktor spielt eine große Rolle für die Entscheidungsfindung. Oftmals fehlt für das Suchen von Alternativen mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen die Zeit, weshalb nicht rational entschieden wird, sondern andere Mechanismen greifen. Möglicherweise werden Alternativen erst gar nicht erkannt oder es sind einige Optionen schlicht unsinnig. (vgl. Schilirò, 2012; Klaes, Sent, 2005, S. 37; Hanoch, 2002)
Aufgrund dieser Limitationen des menschlichen Gehirns spielt der Begriff der Unsicherheit eine große Rolle in derTheorie der begrenzten Rationalität. Um diese Unsicherheit zu minimieren ist eine gewisse Anstrengung nötig. So braucht zum Beispiel eine Investition Zeit, da Chancen und Risiken einkalkuliert werden müssen. Entscheidungen in der realen Welt werden häufig durch Heuristiken und Intuition getrieben, um eine gewissen Befriedigung der Entscheidungsfindung zu erfahren. Durch die Beschränktheit des menschlichen Gehirns ist eine Maximierung des Nutzens einfach nicht möglich. Das Erreichen eines Befriedigungslevels reicht aus, um das Individuum glücklich zu machen. (vgl. Hanoch, 2002; Schilirò, 2012; Lee, 2006)
Emotionen können helfen, die Alternativen einer Entscheidung einzugrenzen, sich auf bestimmte Faktoren zu fokussieren und den Entscheidungsprozess in Gang zu setzen. Das Hormon Oxytocin kann in diesem Fall eine Komponente sein, die das Verständnis der Interaktion von Emotionen und Entscheidungsfindung erweitert. Das emotionale Verarbeiten von Informationen wird durch dieses Hormon beeinflusst. Da jeder Stimulus einen anderen Effekt auf eine Gehirnregion und somit eine Verhaltensänderung bewirkt, ist es schwierig einzugrenzen, wie Oxytocin in der Theorie der begrenzten Rationalität agiert. (vgl. Hanoch, 2002; Lee, 2006; Bethlehem et al., 2012)
Der Vertrauenseffekt von Oxytocin zeigt, dass das Vereinfachen der Entscheidungsfindung nicht unbedingt ein positives Ergebnis haben muss. Zwar ist es aus evolutionärer Perspektive von Vorteil, bei Gefahr schnell zu reagieren, doch wenn bei der Wahl einer ökonomischen Entscheidung zu wenig überlegt wird, kann das unter anderem zu finanziellen Einbußen führen. Hervorgerufen durch das Vertrauen an das Gute im Gegenüber, reduziert sich die Zeit, über eine Investition nachzudenken. Das Individuum sieht nur noch das, was es sehen möchte. Eine Handlung auf Aktienmärkten sollte wohlüberlegt sein. Irrationales Vertrauen auf steigende oder fallende Kurse kann finanziellen Schaden anrichten. Beim Kauf eines neuen Autos kann ebenfalls der Geldbeutel an blindem Vertrauen auf die Ehrlichkeit des Fachhändlers leiden. Im Gefangenendilemma kann ein Individuum durch verstärktes Vertrauen deutlich höhere Verluste erfahren. Die Erkenntnis bzw. Erfahrung ordnet sich der Emotion unter. Nichtsdestotrotz kann Vertrauen auch hilfreich sein. Bei einer Immobilieninvestition kann das Vertrauen auf die Meinung eines Freundes vor einer Fehlinvestition retten. Im Ultimatumspiel verschafft das erhöhte Vertrauen beiden Spielern höhere Gewinne als bei dem klassischen Nashgleichgewicht. Ob eine ökonomische Entscheidung positiv oder negativ beeinflusst wird, hängt also immer von der jeweiligen Situation und den Stimuli ab. (vgl. Hanoch, 2002; Baumgartner et al., 2008)
Erhöhte Großzügigkeit bzw. Empathie kann in der heutigen "Ellenbogengesellschaft" Schwierigkeiten mit sich bringen. Wenn ein Unternehmer einen unproduktiven Mitarbeiter nicht entlässt, weil er über die Konsequenzen von dessen Arbeitslosigkeit nachdenkt, kann das zu Gewinneinbußen führen. Im schlimmsten Fall wird das Unternehmen aufgrund der Verluste vom Markt verdrängt. Bei Verhandlungen kann Empathie dazu führen, dass man zu ungewollten Kompromissen bereit ist, weil der Verhandlungspartner Mitleid beim Individuum auslöst, sei es durch eine beiläufige Erzählung oder allein durch das Aussehen. Durch diese Kompromissbereitschaft kann aber auch der Ruf einer Person verbessert werden, was in zukünftigen Verhandlungen einen positiven Effekt haben kann. Im Ultimatumspiel führt Großzügigkeit zu höheren Gewinnen für beide Spieler. Das Individuum erfährt durch großzügiges Verhalten die Befriedigung, einen negativen Stimulus vom Mitspieler abgewendet zu haben. Dies entspricht der Theorie der begrenzten Rationalität, dass das Individuum nicht nach Nutzenmaximierung, sondern nach Befriedigung in bestimmten Situationen strebt. So lässt sich auch ehrenamtliches Verhalten und Spenden von mehreren Milliarden US-Dollar/Euro pro Jahr erklären. Auch hier zeigt sich, dass das Hormon sowohl einen positiven als auch einen negativen Effekt auf ökonomische Entscheidungen haben kann.
Die Wirkung von Oxytocin, Stress und Angst zu reduzieren, muss ambivalent betrachtet werden. Konsumenten nutzen oftmals ihre Gefühle um eine Entscheidung zu treffen. Riskante Investitionen werden nicht getätigt, weil das Individuum Angst vor möglichen Verlusten hat. Es kalkuliert mit ein, welche Folgen diese Entscheidung künftig hat. Vorstellungskraft ist ein treibender Faktor der Angst. Wenn die Angst jedoch reduziert wird, kann das dazu führen, dass Entscheidungen gewählt werden, die sinnvollerweise als zu riskant eingestuft werden müssen. Andererseits kann verringerte Angst, zum Beispiel vor einer Insolvenz, den positiven Einfluss haben, dass keine Wettbewerbsentscheidungen getroffen werden, die sehr riskant sind und mit hohen Verlusten bestraft werden. Außerdem eröffnet ein vermindertes Angstlevel gegebenenfalls ertragreiche Verhandlungen, wenn zum Beispiel ein Unternehmer den Mut findet, mit einflussreichen Personen Kontakt aufzunehmen. Als Arbeitnehmer wirkt sich die Stressreduktion positiv auf die Produktivität aus, da das Individuum belastbarer wird. Die Folge von Oxytocin, Emotionen des Gegenspielers besser erkennen und somit den mentalen Status einer Person besser lesen zu können, kann bei Verhandlungen durchaus von Vorteil sein. Das Fixieren der Augenregion kann zudem eine überlegene Position bei Gesprächen sichern, (vgl. Hanoch, 2002)
Neid führt dazu, Handlungen auszuführen, um Genugtuung am Schaden anderer zu erfahren. Er kann als treibende Kraft gesehen werden, andere Übertrumpfen zu wollen. Es wird ein bestimmtes Ziel fixiert, andere Alternativen werden gegebenenfalls ausgeblendet. Hat sich der Nachbar ein neues und teures Auto gekauft, kann das dazu führen, dass das Individuum produktiver wird und Überstunden anhäuft, nur um sich dann einen noch teureren Wagen kaufen zu können. Schadenfreude kann ähnlich betrachtet werden, nur mit dem Unterschied, dass die Emotion erst auftritt, wenn man den Gegenspieler übertroffen hat. (vgl. Kemp, Guastella, 2010) Oxytocin stärkt das Gruppenverhalten, was aus evolutorischer Sicht für die Entwicklung der Menschheit extrem wichtig war. Wenn man den Begriff Gruppenverhalten auf Länderebene ausdehnt, kann man feststellen, dass zum Beispiel Amerikaner lieber in ihrem Heimatland arbeiten wollen. Das Individuum reduziert damit seine Möglichkeiten einen besseren Arbeitsplatz in einem anderen Land mit höherem Gehalt und niedrigeren Steuern zu erhalten. Auf Firmenebene verstärkt Oxytocin das Verhalten dahingehend, dass sich das Klima innerhalb der Firma verbessern kann. Man fühlt sich der Firma verpflichtet und möchte im Wettbewerb mit anderen Unternehmen die Oberhand gewinnen. Die Produktivität steigert sich. (vgl. Hanoch, 2002)
Emotionen spielen eine große Rolle bei der Entscheidungsfindung in der Theorie der begrenzten Rationalität. Ohne Emotionen kommen keine Entscheidungen zustande, wie Studien bei Menschen mit Gehirnschäden gezeigt haben. Außerdem würden Menschen ohne sie wie kalkulierende Maschinen wirken. Wenn zum Beispiel der Partner aufgrund eines Unfalls ins Koma fällt mit keiner Aussicht auf Besserung, besagt die Theorie des subjektiven Erwartungswerts, dass man sich rationalerweise einen neuen Partner suchen sollte, anstelle diese Person noch auf Jahre hinweg zu besuchen, was in der Realität durchaus der Fall ist. (vgl. Hanoch, 2002)
Soziale Kontakte, Interaktion und Kooperation zwischen unterschiedlichen Gesellschaften sind Bestandteil des menschlichen Lebens. Emotionen lassen uns von eigennutzenmaximierendem Verhalten abweichen. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei der Altruismus. Dieser Bereich lässt sich in unterschiedliche altruistische Verhaltensweisen aufteilen, wobei in diesem Abschnitt näher auf die Theorie der starken Reziprozität und insbesondere auf Altruistic Punishment eingegangen wird. Annahme ist, dass Individuen einander für das Einhalten gesellschaftlicher Normen belohnen (Altruistic Reward) und im Gegenzug für abweichendes Verhalten bestrafen (Altruistic Punishment). Selbst wenn sie nicht davon profitieren können, tragen sie die Kosten für Belohnung oder Bestrafung. (vgl. Fehr, Fischbacher, 2003; de Quervain et al., 2004)
Anhand der Studie von Kosfeld et al. (2005) kann der Einfluss von Oxytocin auf Altruistic Reward im Hinblick auf das Prinzip der Reziprozität vernachlässigt werden. Noch gibt es keine Studie zu Interaktionen verschiedener durch Oxytocin bewirkter Änderungen des Sozialverhaltens, weshalb ich in meinem hypothetischen Experiment die Wechselwirkung unterschiedlicher Effekte von Oxytocin beobachten möchte. Vor allem der Einfluss von Oxytocin auf Vertrauen einerseits und auf Neid und Gruppenverhalten andererseits spielt hier eine große Rolle. (vgl. Kosfeld et al., 2005)
Als Grundlage für das Experiment dient die Studie von de Quervain et al. (2004). In dieser Studie wurden die durch Altruistic Punishment aktivierten Gehirnbereiche mithilfe Positronen- Emissions-Tomographie (PET) gemessen. Durch ein Vertrauensspiel kam es zu einer vorläufigen Geldverteilung zwischen Investor (Spieler A) und Treuhänder (Spieler B). Zur Vereinfachung des Experiments konnte Spieler A zu Beginn nur darüber entscheiden, ob er sein ganzes Geld Spieler B anvertraut oder nichts davon. Spieler B hatte nur die Wahl entweder nichts an Spieler A zurückzugeben oder exakt die Hälfte. Nach Ende des klassischen Vertrauensspiels, wurde Spieler A mitgeteilt, ob Spieler B sein Geld mit ihm geteilt hat. Sobald Spieler A Bescheid wusste, bekam er eine Minute Bedenkzeit ob und wie hoch er Spieler B bestrafen wollte. Während dieser Bedenkzeit wurde das Gehirn von Spieler A gescannt. In dieser Minute wurde beiden Probanden jeweils ein gewisser Geldbetrag gutgeschrieben, den der Investor zum Bestrafen desTreuhänders nutzen konnte. Gespielt wurde das Spiel sieben Mal, wobei Spieler A auf immer neue Treuhänder stieß. Zwischen den einzelnen Runden beantwortete A einen
Fragebogen zu der empfundenen Fairness und dem Ausmaß des Verlangens, В bestrafen zu wollen, (vgl. de Quervain et al., 2004)
In vier von den sieben gespielten Runden behielt В das gesamte Geld. Um einen Kontrast zu schaffen, der es ermöglicht, die Aktivierung bestimmter Gehirnregionen zu messen, galt in jeder der vier Runden ein anderer Behandlungszustand:
(1) Absichtlicher Vertrauensbruch und kostspielige Bestrafung (IC)
(2) Absichtlicher Vertrauensbruch und kostenlose Bestrafung (IF)
(3) Absichtlicher Vertrauensbruch und symbolische Bestrafung (IS)
(4) Ungewollter Vertrauensbruch und kostspielige Bestrafung (NC)
In den ersten drei Fällen handelte B absichtlich egoistisch, im letzten Zustand entschied ein Zufallsgenerator für ihn. Bei der Auswertung der Fragebögen zeigte sich, dass der Wunsch nach Bestrafung sowie das Gefühl der Ungerechtigkeit in den Zuständen mit absichtlicher Vorgehensweise deutlich größer war (Abbildung 9A, 9B auf Seite 32). Außerdem fielen die Strafen in diesen Fällen deutlich höher aus. (Abbildung 9C). Bei kostspieliger Bestrafung musste A zahlen, wenn er B bestrafen wollte, wobei die Kosten der Bestrafung geringer waren als der Schaden für B. Die kostenlose Bestrafung traf hingegen nur Spieler B. Eine symbolische Bestrafung hatte auf keinen der beiden Spieler eine finanzielle Auswirkung. Von den 14 Teilnehmern an der Studie bestraften 12 im kostspieligen Fall, im kostenlosen Zustand sogar alle 14. Im Fall NC bestraften drei der 14 Probanden Spieler B leicht (Abbildung 9C). (vgl. de Quervain et al., 2004)
Verglich man die verschiedenen Zustände miteinander, zeigte sich eine Aktivierung im Belohnungssystem des menschlichen Gehirns, dem Striatum. In jedem der Vergleiche wurde eine erhöhte Aktivität des Nucleus caudatus und insbesondere des dorsalen Striatums festgestellt. Eine überdurchschnittliche Aktivierung war in den Fällen IC und IF zu sehen, während in den Zuständen IS und NC eine unterdurchschnittliche Aktivierung bestand, da der Wunsch nach Bestrafung nicht oder kaum gegeben war. Es zeigte sich auch eine stärkere Durchblutung des Thalamus, der an der Verarbeitung von monetären Belohnungen im Gehirn zuständig ist. Die Forscher konnten in der Studie die Kausalität zwischen der Stärke der Aktivierung im Gehirn und den Ausgaben für Bestrafung darstellen. Die stärkere Aktivierung des Nucleus caudatus führte zu größerer erwarteter Zufriedenheit und zog demnach höhere Ausgaben für Bestrafung nach sich. Auch die Aktivierung des prä- und orbitofrontalen Cortex im
Vergleich der Zustände IC und IF konnte im PET abgebildet werden. Hierbei ist das Abwägen zwischen Kosten und Nutzen der Bestrafung der auslösende Faktor. (vgl. de Quervain et al., 2004; Pschyrembel, 2012, S. 1488, S. 2073)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9: Gefühle von Spieler A gegenüber Spieler В und die Höhe der Bestrafung
9A: Egoistische Vorgehensweise erhöht das Gefühl der Ungerechtigkeit.
9B: Der Wunsch nach Bestrafung ist bei egoistischem Verhalten verstärkt.
9C: Die Höhe der Bestrafung fiel in diesen Fällen höher aus.
(Quelle: De Quervain, Dominique J. F., Fischbacher, Urs, Treyer, Valerie, Schellhammer, Melanie, Schnyder, Ulrich, Buck, Alfred, Fehr, Ernst (2004): The Neural Basis of Altruistic Punishment. SCIENCE 305(5688): 1254-1258, S.1255)
Da das Hormon Oxytocin jede dieser Gehirnregionen anspricht, sollte eine Zuführung des Hormons eine Auswirkung auf die Ergebnisse meines Experiments haben. Aufgebaut als placebokontrollierte Doppelblindstudie werden die Teilnehmer in dem hypothetischen Experiment mit einem Vertrauensspiel wie in der Studie von Baumgartner et al. (2008) konfrontiert. Um geschlechtsspezifische Effekte auszuschließen, nehmen nur männliche Versuchspersonen an der Studie teil. Nach Zuführung der bei diesen Studien üblichen 24 (bis 40) IU Oxytocin kommt es zu einer ca. 45 minütige Pause, um das Hormon wirken zu lassen. Mögliche Störeffekte werden dahingehend überprüft, dass sowohl vor als auch nach der Zuführung von Oxytocin durch einen Fragebogen die Stimmung und Gelassenheit der Probanden gemessen wird.
Zur Vereinfachung des Experiments können die Investoren zu Beginn des Experiments nur einmal für die kommenden sechs Runden festlegen, wie viel Geld sie dem Treuhänder anvertrauen wollen. Nach der Feedbackphase dürfen sie für die weiteren sechs Runden wiederum nur einmal über ihre Geldabgabe entscheiden. Nach den ersten sechs Runden sowie nach den weiteren sechs Runden kommt es zur Bestrafungsphase ähnlich der Studie von de Quervain et al. (2004). Sowohl für die Placebo- als auch für die Oxytocingruppe hat sich das Experimentumfeld im Vergleich zur Studie von Baumgartner et al. (2008) durch die Bestrafungsmöglichkeit geändert. Ich stelle die Hypothese auf, dass die Vertrauensunterschiede zwischen den Phasen vor und nach der ersten Rückmeldung trotzdem ähnlich weit auseinanderfallen wie in Abbildung 3 auf Seite 12. Oxytocin reduziert die Angst vor dem Misstrauensbruch, hinzu kommt die Bestrafungsmöglichkeit nach der ersten Rückmeldung. Mit Oxytocin behandelte Investoren verlassen sich eher auf den moralisch "guten" Partner, als auf die Rückmeldung der Vertrauensbrüche. Mit der Bedrohung von Strafen kommen Investoren aus der Oxytocingruppe zu dem Schluss, dass Treuhänder häufiger zu moralisch gutem Handeln getrieben werden. Aus diesem Grund sollte sich der durchschnittliche Transfer vor und nach der ersten Rückmeldung erhöhen. Investoren aus der Oxytocingruppe werden also noch vertrauensseliger, wenn eine Bestrafungsmöglichkeit gegeben ist. Es steigen aber nicht nur die durchschnittlichen Transfers in der Oxytocingruppe, auch die Placebogruppe antizipiert die Bedrohung der Bestrafung für den Treuhänder, wenn auch möglicherweise nicht ganz so stark wie die Oxytocingruppe.
Wenn es zur Bestrafungsphase kommt, ist in dieser Studie durch Oxytocin die Bestrafung im Vergleich zu den vier Zuständen in Abbildung 9C auf Seite 32 erhöht. Grund hierfür ist der Effekt von Oxytocin, dass der Neid auf die andere Person verstärkt wird, weshalb die Genugtuung in der Oxytocingruppe steigt, wenn es zur Bestrafung kommt. Folglich steigt das Bestrafungsniveau in allen Zuständen an. Selbst im IS-Zustand kommt es wahrscheinlich zu symbolischen Bestrafungen. Hier ist meiner Meinung nach die Theorie vom Annäherungsverhalten von Bedeutung, weil die Motivation zur Bestrafung eine Rolle spielt, sei es aus Gründen der Normeinhaltung oder aus Neidgründen. Beide haben das Motiv ein bestimmtes Ziel zu erreichen: Zufriedenheit durch Bestrafung.
In dieser Studie könnte erstmals eine Interaktion zwischen verschiedenen Effekten von Oxytocin dargestellt werden. Investoren aus der Oxytocingruppe sind einerseits vertrauensseliger als Investoren aus der Placebogruppe, andererseits kalkulieren sie in ihre Entscheidungen das gestiegene Neidlevel mit ein. Weil sie unbewusst wissen, dass sie, durch Neid getrieben, höhere Strafen für den Treuhänder ansetzen, gehen sie davon aus, dass der soziale Verrat geringer ausfällt. Hier zeigt sich auch die Stimulus- und Situationsabhängigkeit, sodass man nicht in rein positive oder negative Qualitätsveränderungen ökonomischer Entscheidungen unterteilen kann. Sowohl dem Vertrauens- als auch dem Neideffekt kann man positive und auch negative Verhaltensänderungen zuschreiben. Zu viel Vertrauen und Neid kann entweder zu finanziellen Verlusten führen, oder aber den gemeinsamen Gewinn erhöhen. Eine interessante Erweiterung der Studie wäre es, zusätzlich das verstärkte Gruppenverhalten durch Oxytocin zu untersuchen. Ändern sich die Ergebnisse, wenn einmal mit Treuhändern aus der eigenen Gruppe und das andere Mal mit Treuhändern aus der Fremdgruppe gespielt wird? Unterscheiden sich die Vertrauens- und Neidlevel beim Vergleich der beiden sozialen Gruppen? Meiner Meinung nach würden sich die Ergebnisse ändern und der eigenen Gruppe deutlich mehr Vertrauen und weniger Neid zugesprochen werden.
Neben rationalen Argumenten für Entscheidungen werden inzwischen vermehrt irrationale Faktoren wie Emotionen und Neigungen zur Entscheidungsfindung herangezogen, weshalb von einer neuen Auffassung ökonomischer Entscheidungen gesprochen werden kann. Oftmals werden auch Erfahrungswerte sowie Heuristiken und Intuition bei der Suche nach der befriedigenden Entscheidungslösung miteinbezogen. Dass das Hormon Oxytocin mit seiner Beeinflussung von Emotionen eine große Rolle dabei spielt, hat man dank des jungen Feldes der Neuroökonomie herausgefunden. In seiner Rolle als Hormon sowie als Neurotransmitter arbeitet Oxytocin mit vielen komplexen Systemen des menschlichen Körpers zusammen. Dies führt unter anderem zu Veränderungen des Sozialverhaltens. Wie genau Oxytocin die Qualität ökonomischer Entscheidungen beeinflusst, wurde in der Literatur zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausführlich diskutiert. Diese Arbeit gibt eine grobe Einschätzung, inwieweit gewisse Änderungen des Sozialverhaltens die Qualität ökonomischer Entscheidungen beeinflussen. Als Grundlage hierfür dient die Theorie der begrenzten Rationalität. Oxytocin spielt durch die Auswirkungen auf Emotionen in dieser Theorie eine nicht unbedeutende Rolle. Festzuhalten ist, dass es keinen klaren Standpunkt bei der Qualitätsveränderung gibt. Die einzelnen Verhaltensmodulationen können diese sowohl zum Positiven als auch zum Negativen umformen. Dies ist vor allem dem Faktor der Situation und der Persönlichkeit jedes einzelnen Menschen geschuldet. Jedes Individuum reagiert auf Reize der Umwelt und deren Stärke unterschiedlich. (vgl. Bartz et al., 2011)
Dies erschwert es, allgemeine Aussagen über Verhaltensänderungen durch Oxytocin zu treffen. Sehen sich Individuen einem anderen Experimentdesign ausgesetzt, sprich einer anderen Situation, kann das Hormon möglicherweise eine Modulation des Sozialverhaltens und ökonomischer Entscheidungen hervorrufen, wie es bislang nicht erwartet wurde. Das Einbeziehen neuer Hypothesen in die Erforschung des Hormons ist deshalb meiner Meinung nach von größter Relevanz, weil dadurch neue Blickwinkel und Perspektiven geschaffen werden. Für künftige Studien ist zum Beispiel die Theorie des Annäherungs- und Rückzugsverhaltens, von Andrew H. Kemp und Adam J. Guastella angesprochen, durchaus eine Betrachtung wert. Wichtig ist auch, dass es weiterhin eine enge Zusammenarbeit zwischen Neuroökonomie, Psychologie und verwandten Forschungsbereichen gibt, damit man noch weitere Einblicke in das komplexe System des Hormons Oxytocin erhalten und so auch die Behandlung psychischer Erkrankungen mittels Oxytocin vorantreiben kann. Vor dem Hintergrund, dass sich seit der "Prospect Theory" die Auffassung ökonomischer Entscheidungen dahingehend geändert hat, dass unter anderem Emotionen eine große Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen, wird das Gebiet der Neuroökonomie in Zukunft noch mehr Gewicht in den Wirtschaftswissenschaften gewinnen, als es bis jetzt der Fall ist.
Abbildung 1: Auflistung mehrerer Oxytocinstudien
Abbildung 2: Durchschnittliche Zahlungen der Investoren
Abbildung 3: Durchschnittliche Zahlungen im Vertrauens- und Risikospiel vor und nach Rückmeldung der Vertrauensbrüche
Abbildung 4: Kooperationsbereitschaft im Gefangenendilemma und im Koordinationsspiel
Abbildung 5: Aktivierung der HPA-Achse mit Ausschüttung des Endprodukts Cortisol
Abbildung 6: Speichelcortisolkonzentration und Oxytocineffekte während der Stressphase
Abbildung 7: Behandlungseffekte von Oxytocin hinsichtlich Neid und Schadenfreude
Abbildung 8: Verschiedene Gefangenendilemmata zwischen zwei Gruppen
Abbildung 9: Gefühle von Spieler A gegenüber Spieler B und die Höhe der Bestrafung
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