Diplomarbeit, 2005
77 Seiten, Note: Sehr gut
1. EINLEITUNG
2. UNTERSCHIEDE
2.1 Grund und Folge
2.2 Erkenntnismöglichkeiten
2.3 Handlungen und Ereignisse
2.4 Einzelheiten
2.5 Ansichtssache
2.6 Zusammenfassung
3. ÄHNLICHKEITEN
3.1 Evolution
3.2 Ordnung, Chaos und Wahrscheinlichkeit
3.3 Quantentheorie
3.4 Zusammenfassung
4. HANDHABUNGEN
5. KONSEQUENZEN
Literaturliste
Wie hat eine Einleitung zum Thema Zufall auszusehen: geplant oder zufällig? Hat sie mit einer Definition oder sogar mehreren zu beginnen? Oder mit Fragestellungen? Geplant wäre ein Zugang über Definitionen, zufällig ein Zugang über Fragestellungen (da es sich mit Fragen verhält, wie mit der Hydra: glaubt man eine Frage beantwortet zu haben, stellen sich postwendend andere, zusätzliche ein).
Als Diener mehrerer Herren halte ich es mit beidem: mit Definitionen und mit Fragen.
Als Zufall bezeichnet Metzlers Philosophie Lexikon im allgemeinen ontologischen Sinne diejenigen Ereignisse, die sich weder als gesetzmäßige Folge eines objektiven Kausalzusammenhanges noch als intendiertes Folgeereignis subjektiv-rationaler Planung erklären lassen. Davon zu unterscheiden ist der Begriff der Zufälligkeit bzw. das Attribut „zufällig“, welche beide als modallogische Kategorie verwendet werden und als solche im Gegensatz zur Notwendigkeit stehen. Zufall entspricht dabei etwa dem griechischen Tyche und dem lateinischen Casus, während mit Zufälligkeit griech. endechomenon und lat. contingentia übersetzt werden. Dabei entspricht Zufälligkeit sachlich dem älteren lateinischen Terminus Kontingenz, der wiederum begriffsgeschichtlich auf griech. endechomenon zurückgeht.
Die Begriffsgeschichte von Zufall bzw. Zufälligkeit ist jedoch nicht eindeutig und es kommen zwei Ableitungen in Betracht. Zufall ist einmal eine Lehnübersetzung aus Akzidens (lat. accidens, von accidere, wörtlich: zufallen). Zufall lässt sich in Form von Kontingenz historisch jedoch ebenfalls ableiten von lat. contingentia (wörtlich: sich berühren, Zusammenfallen im örtlichen Sinn). Dabei sprechen für die Herkunft von „contingentia“ die etymologische Verwandtschaft sowie die inhaltliche Nähe zu Kontingenz im modallogischen und metaphysischen Sinne als Gegensatz zum Notwendigen. Für Zufall als Äquivalent von „Akzidens“ spricht jedoch der ontologische Aspekt des Zufalls als dasjenige, das nicht dem Wesen der Sache begründet ist.
Endechomenon bedeutet bei Aristoteles (darauf wird später noch näher eingegangen) zunächst dasselbe wie dynaton: möglich. Aristoteles erörtert endechomenon unter der Frage nach dem Verhältnis von Möglichkeit und Notwendigkeit. Als logischer Begriff steht er im Gegensatz zur Notwendigkeit. Diese Unterscheidung gründet sich auf den metaphysischen Begriff Möglichkeit oder Vermögen (dynamis). Weiters erscheint endechomenon im Sinne von Zufälligkeit als symmetrisch verteilte Möglichkeit dessen, dass etwas existiert: Etwas kann der Möglichkeit nach entweder sein oder nicht sein.[1]
Fragen:
Ist der Zufall etwas, was sich der Folgerichtigkeit des Denkens entzieht?
Ist der Zufall von der Durchdringbarkeit durch das wissenschaftliche Nachdenken ausgeschlossen?
Ist alles Dasein, alle Erscheinung, alles Erleben eine Reihe von Zufälligkeiten?
Ist das Notwendige in jedem Sinne notwendig, das Zufällige in jedem Sinne zufällig?
Kann Zufall beschrieben werden durch Synonyme wie: Glück, Pech, Kontingenz, das Ungewohnte und Ungewöhnliche, die Ausnahme von der Regel, Vereinzeltes, die Abweichung von sonst immer Beobachtetem, ein Mögliches oder Chaos oder beschreibt man ihn eher durch das Nicht-Vorhandensein seines Gegenteils (wobei die Schwierigkeit darin besteht, dass etwas definitionsgemäß schwer Fassbares kaum durch das (in Folge ungewisse) Gegenteil beschrieben werden kann) – durch das, was er nicht ist, aber dennoch braucht um das zu sein, was er ist: Nicht-Notwendigkeit, Nicht-Regelmäßigkeit, Nicht-Kausalität, Nicht-Schicksal, Nicht-Vorherbestimmtheit, Nicht-Ordnung?
Entsteht die Notwendigkeit aus einer wiederholten Abfolge von Zufälligkeiten?
Enthält der Zufall eine Ordnung?
Wie manifestiert sich der Zufall?
Stammt der Zufall aus vernünftiger Ordnung?
Sind Zufall oder Notwendigkeit Folge des Mensch-Seins, also eines menschlichen Standpunktes?
Ist Zufall eine Illusion?
Weiters:
Kennen die Naturwissenschaften und die Philosophie unterschiedliche Begriffe des Zufalls?
Wodurch unterscheiden sich diese?
Wo gibt es Ähnlichkeiten?
Ist der Zufall für die Naturwissenschaften ein Synonym für eine Grenze der (noch) Nichterklärbarkeit?
Kann die Welt aus Zufall entstanden sein?
Setzt man sich zunächst mit den Definitionen auseinander - verbunden mit einem Parcours durch die etymologische Vergangenheit der Termini Zufall und Zufälligkeit - so scheint es so, dass sich der Zufall, je näher man sich ihm wähnt, einem Zugriff zu entziehen droht. Das bedeutet, dass sich der Zufall als Begriff, als das zu Begreifende, auflöst, je näher wir glauben, uns diesem Ereignis des Kontingenten zu nähern. Sohin wird die Definition als ein Abkömmling des Determinismus, ebenso wie dieser zum Gegner des Zufalls. Vielleicht sollte man im Zusammenhang mit dem Gegensatzpaar Zufall und Notwendigkeit, bzw. Zufall und Determinismus auch nicht von einer Gegnerschaft sprechen, da wir, sobald wir vom „Kontingenten“ oder vom „Relativen“ sprechen, automatisch das „Notwendige“ hervorrufen. Letztlich bekommt der Begriff des Zufalls auch dadurch seine Bedeutung, dass man den ihm gegensätzlichen Begriff der Notwendigkeit zur Erarbeitung seiner Bedeutung heranziehen kann.
Zur Definition und zu den Fragstellungen mögen noch die nachstehenden 5 Beispiele angeführt werden, was der Zufall für den Menschen bedeuten kann, welche Zugänge der Mensch zum Zufall gefunden hat. Diese sollen zusätzlich die Problemstellungen, die Aspekte des Zufalls, mit denen sich diese Arbeit beschäftigt, darstellen.
Sicherheit vor Unordnung: „Wir wollen doch nichts anderes als ein wenig Ordnung, um uns vor dem Chaos zu schützen. Nichts ist schmerzvoller, Furcht einflößender als ein sich selbst entgleitendes Denken, als fliehende Gedanken, die, kaum in Ansätzen entworfen, schon wieder verschwinden, bereits angenagt vom Vergessen oder in andere hineingestürzt, die wir ebenso wenig beherrschen. Dies sind unendliche Variabilitäten, deren Verschwinden und Erscheinen zusammenfallen. Dies sind unendliche Geschwindigkeiten, die mit der Bewegungslosigkeit des farblosen und stummen Nichts verschwimmen, das sie durchqueren, ohne Natur oder Denken. Dies ist der Augenblick, von dem wir nicht wissen, ob er für die Zeit zu lang oder zu kurz ist. Wir erhalten Peitschenhiebe, die wie Arterien pochen. Wir verlieren fortwährend unsere Gedanken. Deshalb krallen wir uns so verbissen an verfestigte Meinungen. Wir wollen doch nichts anderes, als dass unsere Gedanken und Ideen sich nach einem Minimum an konstanten Regeln verknüpfen, und die Ideenassoziation hat nie einen anderen Sinn gehabt: die uns schützenden Regeln zu liefern, Ähnlichkeit, Kontinuität, Kausalität, die uns gestatten, ein wenig Ordnung in die Gedanken zu bringen, von einem zum anderen überzugehen gemäß einer Ordnung von Raum und Zeit, die unsere „Phantasie“ (Delirium, Wahnsinn) daran hindert, das Universum im Augenblick zu durchqueren, um darin geflügelte Pferde und Feuerdrachen zu erschaffen.“ [2]
Beseitigung des Zufalls: „Die bisher beschriebenen Handlungen, in denen wir die Ausführung einer unbewussten Absicht erkannten, traten als Störungen anderer beabsichtigter Handlungen auf und deckten sich mit dem Vorwand der Ungeschicklichkeit. Die Zufallshandlungen, von denen jetzt die Rede sein soll, unterscheiden sich von denen des Vorgreifens nur dadurch, dass sie die Anlehnung an eine bewusste Intention verschmähen und also des Vorwandes nicht bedürfen. Sie treten für sich auf und werden zugelassen, weil man Zweck und Absicht bei ihnen nicht vermutet. Man führt sie aus, „ohne sich etwas bei ihnen zu denken“, nur „rein zufällig“, „wie um seine Hände zu beschäftigen“, und man rechnet darauf, dass solche Auskunft der Nachforschung nach der Bedeutung der Handlung ein Ende bereiten wird. Um sich diese Ausnahmestellung erfreuen zu können, müssen diese Handlungen, die nicht mehr die Entschuldigung der Ungeschicklichkeit in Anspruch nehmen, bestimmte Bedingungen erfüllen; sie müssen unauffällig und ihre Effekte müssen geringfügig sein.
Ich habe eine große Anzahl solcher Zufallshandlungen bei mir und anderen gesammelt, und meine nach gründlicher Untersuchung der einzelnen Beispiele, dass sie eher den Namen von Symptomhandlungen verdienen. Sie bringen etwas zum Ausdruck, was der Täter selbst nicht in ihnen vermutet und was er in der Regel nicht mitzuteilen, sondern für sich zu behalten beabsichtigt. Sie spielen also ganz so wie alle anderen bisher betrachteten Phänomene die Rolle von Symptomen.
Die reichste Ausbeute an solchen Zufalls- oder Symptomhandlungen erhält man allerdings bei der psychoanalytischen Behandlung der Neurotiker“.[3]
Handhabungen des Zufalls, Beispiel 1: In modernen Gesellschaften ist man versucht, das Beste aus dem Zufall zu machen, seine Bewältigung zu institutionalisieren. Dieser Zwang zu institutionalisieren resultiert aus Erfahrungen mit rasch errichteten Grenzen individueller Kontingenzbewältigungskapazitäten. So ließ sich etwa der Verlust von Wirtschaftsgütern durch Transportunfälle ökonomisch mehrheitlich verschmerzen, solange sich die Menge und damit der wirtschaftliche Wert in bescheidenen Grenzen hielten. Tatsächlich entwickelten sich Handel und versicherungspraktische Risikoabdeckung komplementär. Risiken, das sind Zufälle, die Handlungen handlungssinngefährdend nach aller Erfahrung mit einer gewissen statistischen Regelmäßigkeit betreffen. Die frühneuzeitliche Erfahrung von Risiken, die zu ihrer Kompensation der institutionalisierten Kontingenzbewältigung durch ein wahrscheinlichkeitstheoretisch basiertes Versicherungswesen bedurften, betraf mehrheitlich Risiken aus handlungsinterferierenden naturalen Prozessen (Orkane bei Schiffsuntergängen, Blitzschläge bei Feuerkatastrophen, Krankheiten in Sterbefällen). Man erkennt, dass die infrastrukturabhängig wachsende Größenordnung handlungsvermittelter Risiken jenseits unbestimmter Grenzen versicherungspraktisch gar nicht mehr gehandhabt werden kann. Kontingenzbewältigung durch Risikomanagement wird daher in diesen Fällen zu einer öffentlichen Angelegenheit.[4]
Handhabungen des Zufalls, Beispiel 2: Eine als Technik zu bezeichnende Variante der Zufallsbewältigung sei die Rhetorik genannt. Insbesondere mit der pragmatischen Auffassung der Rhetorik wird die passende Gelegenheit zur Anwendung wichtig, und mit dem Vorhandensein oder der Abwesenheit von Gelegenheiten kommt der Zufall ins Spiel. Als Technik stellt sich die Rhetorik der grundsätzlichen Unverfügbarkeit der für sie einschlägigen Situationen und lässt somit methodisch einen Spielraum des Auch-anders-sein-könnens offen. Da sie per definitionem auf erfolgsorientiertes Redehandeln bei Gelegenheit verpflichtet ist und es nicht vollständig in ihrer Macht liegt, stets die passende Situation zu schaffen, bleibt ein unauflöslicher Rest des Ausgeliefertseins an den Wechsel der Umstände.[5]
Evolution als Zufall: Libellen sind handtellergroße Insekten mit unglaublichen Flugeigenschaften. Sie können in der Luft stehen bleiben und sofort wieder auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen, um mit bis zu 40 Stundenkilometern die engsten Kurven zu fliegen. Die vier Flügel, die diese Manöver ermöglichen sind Meisterwerke der Natur. Dreizehn winzige Muskeln – auf jeder Seite angebracht – dienen dazu, die Schwingen in fast jede erdenkliche Form zu verstellen. Mit jedem Schlag bilden sich kleine Luftwirbel, die dann für Auftrieb sorgen und es so den Libellen ermöglichen, mit geringstem Energieaufwand abzuheben und dabei Lasten zu tragen, die drei Mal so schwer sind, wie ihr Eigengewicht. Nicht das kleinste Detail im Körperbau der Libelle scheint dem Zufall überlassen zu sein. Jede Faser des Organismus ist auf überragende Flugeigenschaften getrimmt, denn die Libelle erledigt fast alles in der Luft. Laufen kann eine erwachsene Libelle nicht mehr. All diesen Aufwand treibt die Natur für die Dauer von nicht einmal drei Monaten, denn eine erwachsene Libelle stirbt mit den letzten Tagen des Sommers. Fossilienfunde beweisen, dass sich der Körperbau dieses Insektes seit 330 Millionen Jahren kaum nennenswert verbessert hat, außer, dass die Tiere im Durchschnitt kleiner geworden sind.[6]
Wir erkennen aus dem bisher Gesagten, aus diesen ausgewählten Beispielen, dass der Zufall unserem Leben in fast allen Aspekten zufällt.
Ist die Welt, ist das Leben das, was der „Zu“-Fall ist?
Diese Beispiele geben aber auch einen Blick frei auf unseren Umgang mit dem Zufall, auf unsere Unsicherheit, die er verursacht, aber auch auf unsere biologischen Grundlagen, somit auf unsere Herkunft.
Und wenn nun Francis Bacon in seinem Novum Organum den Unterschied zwischen den Geistern der Philosophie und der Wissenschaften darin ausmacht, dass sich die einen stärker und talentierter in der Beachtung der Unterschiede zwischen den Dingen, die anderen in der Beachtung der Ähnlichkeiten unter ihnen auszeichnen, so möge diese Unterscheidung auch die Richtschnur für diese Arbeit darstellen: Unterschiede und Ähnlichkeiten.[7]
„Nichts in der uns umgebenden Welt hat die Macht, sich der Nachforschung des wissenschaftlichen Denkens zu entziehen; denn es ist von derselben Vernunft bestimmt, die auch in unserem Denken tätig ist. Entzieht sich der strengen Folgerichtigkeit des Denkens keine Erscheinung dieser Welt, die uns umgibt, so ist auch der Zufall von der Durchdringbarkeit durch das wissenschaftliche Nachdenken nicht ausgeschlossen. Der Zufall insbesondere steht unter dem Gesetze des Zusammenhanges von Grund und Folge.“ [8]
Ist nun – anschließend an die in der Einleitung gestellten Fragen - der Zufall etwas, was sich der Folgerichtigkeit des Denkens entzieht? Ist der Zufall von der Durchdringbarkeit durch das wissenschaftliche Nachdenken ausgeschlossen?
Lasson begibt sich auf die Spur des Zufalls über das Verhältnis von Grund und Folge. Dabei unterscheidet er mehrere Arten dieses Verhältnisses.
Zunächst in Form von Ursache und Wirkung als Ausdruck eines rein äußerlichen, mechanischen Verhältnisses. Würde man ein rein mechanisches Verhältnis unterstellen, so würde sich nichts ereignen, würde keine Verschiedenheit zur Erscheinung kommen. Für das Verstehen der Welt bedarf es daher einer Ergänzung.
Einer Erklärung dahingehend, dass Grund und Folge der Qualität nach verschieden sind. Und eben in der Verschiedenheit der Qualitäten liegt das eigentliche Geschehen. Diese Qualitäten erneuern sich immer wieder vermöge innerer, in den Dingen selber liegender Kräfte und Anlagen. Und dieses Verhältnis von Grund und Folge, wie es jeder bestimmten Form zugrunde liegt, die uns als bleibende in der Welt entgegentritt, und wie es uns als unsere eigene Empfindung am unmittelbarsten zum Bewusstsein kommt, bezeichnet Lasson als Dependenz der Form.
Eine weitere Art, die psychische Dependenz, nimmt Bezug auf das Lebendige, wobei im Lebendigen, Organischen jeder kleinste Teil Folge aller anderen Teile und Grund dieser Teile ist; das Ganze ist der Grund, aus dem die einzelnen Teile mit ihrem Aufbau, ihrer Eigentümlichkeit und Wirksamkeit sich als Folge ergeben, und zugleich besteht das Ganze durch das Zusammenwirken aller einzelnen Teile.
Mit dem Leben ist aber die Innerlichkeit des Bewusstseins und des Tätigseins verbunden. Und diese Innerlichkeit des Bewusstseins und das Tätigsein nehmen wir in verschiedenen Graden wahr. Wir erheben sie zu dem tätigen Denken und zu dem denkenden Wollen. Wir bestimmen uns durch Freiheit. Aber auch diese Freiheit hat ihren Grund zunächst in der Innerlichkeit und ergibt eine neue und eigentümliche Form des Verhältnisses von Grund und Folge – die Dependenz der Freiheit.
Ursache und Wirkung, die Dependenzen der Form, der Freiheit und die psychische Dependenz haben eines gemeinsam: sie bezeichnen Gründe eines Geschehens. Eines Geschehens, welches in sich bleibende Formen trägt. Und von diesen Formen sind die ersten diejenigen, die noch irgendwie auf das dingliche Dasein, auf Raum, Zeit und Bewegung als ihr Gebiet hinweisen. Lasson bezeichnet sie als die mathematische Dependenz, die sich auf die Formen der Ausdehnung, der Vielheit, der Bewegung als die Gründe aller einzelnen Bestimmungen beziehen, die gewissermaßen den Rahmen bilden, innerhalb dessen sich alle Erscheinungen der gegebenen Welt abspielen.
Diese mathematischen Formen jedoch sind an der Wirklichkeit, nicht jedoch volle Wirklichkeit. Sie sind ein Gebiet der Abstraktion. Sie verlangen zu ihrer eigenen Verwirklichung der Begriffe. Begriffe gestalten und beherrschen die sinnliche und geistige Welt. Sie gestalten sich zu Ideen um und somit gesellt sich zur begrifflichen Dependenz die Dependenz der Idee.[9]
Doch was hat das Verhältnis von Grund und Folge mit dem Zufall zu tun?
Das Verhältnis von Grund und Folge ist eine der unveräußerlichen Formen des menschlichen Denkens, mit denen das Erkenntnisvermögen an die Gegenstände herangeht. Mit dem Satz vom Grunde stehen die Begriffe von Wirklichkeit, Möglichkeit und Notwendigkeit in enger Verbindung. Dabei gibt es – wie dargestellt - verschiedene Formen des Verhältnisses von Grund und Folge und je nach der besonderen Form dieses Verhältnisses nehmen die Begriffe von Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit verschiedene Bedeutung an.[10]
[...]
[1] Vgl. Prechtl, Burkard, S. 683
[2] Deleuze/Guattari, S. 238
[3] Freud, S. 254
[4] vgl. Lübbe, S. 35 - 40
[5] vgl. Bubner, S. 12 f
[6] vgl. Klein, S. 111 - 113
[7] vgl. Bacon, S. 117, Aph. 55
[8] Lasson, S. 8
[9] vgl. Lasson, S. 9 - 12
[10] vgl. Lasson, S. 14 ff
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