Bachelorarbeit, 2009
49 Seiten, Note: 1,3
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Problemstellung und Aufbau der Arbeit
2. Tourismus und seine Einflussfaktoren
2.1 Tourismus
2.2 Einflussfaktoren auf den touristischen Erfolg einer Region
2.3 Die Bedeutung politischer Stabilität für den Tourismus
2.4 Mikroökonomische Fundierung
3. Methoden zur Messung von Tourismus, politischer Stabilität und deren Zusammenhang
3.1 Messung des Tourismus
3.2 Messung der politischen Stabilität einer Region
3.2.1 Die Worldwide Governance Indicators (WGI)
3.2.2 Der International Country Risk Guide (ICRG)
3.2.3 Der Länderkennzahlenindex (LKI)
3.3 Messung der Auswirkungen von Kriegen, Unruhen und Bürgerkriegen auf den Tourismus
3.3.1 Messung anhand Kennzahlen für verschiedene Länder
3.3.2 Expertengespräche
3.3.3 Literaturstudien
3.3.4 Befragung von Reiseveranstaltern
3.3.5 Fallbeispiele
4. Sierra Leone und der Einfluss des Bürgerkrieges auf den Tourismus
4.1 Sierra Leone
4.2 Politische Entwicklung in Sierra Leone seit der Unabhängigkeit
4.3 Entwicklung des Tourismus in Sierra Leone
4.4 Entwicklung der politischen Stabilität in Sierra Leone
4.5 Entwicklung des Tourismus unter Einfluss von politischen Krisen
4.5.1 Messung anhand Vergleichsdaten
4.5.2 Messung anhand Expertengesprächen
4.5.3 Messung anhand Fallbeispielen
4.6 Prognose für Sierra Leone
5. Zusammenfassung
6. Anhang
7. Literaturverzeichnis
Abbildung 1: Komponenten des Tourismussystems
Abbildung 2: Systemumwelt Tourismus
Abbildung 3: Politische Stabilität
Abbildung 4: Auswirkungen der politischen Stabilität
Abbildung 5: Budgetgerade für das Tourismusgut
Abbildung 6: Übersicht Punkteverteilung nach ICRG
Abbildung 7: Beispiel für die Nutzung von Ø∆ TIjt
Abbildung 8: Wirtschaftsbereiche in Sierra Leone vor dem Bürgerkrieg
Abbildung 9: tabellarische Darstellung der politischen Entwicklung in Sierra Leone seit 1961
Abbildung 10: Internationale Tourismuseinkünfte Sierra Leone
Abbildung 11: Internationale Tourismusankünfte Sierra Leone
Abbildung 12: Attraktionen
Abbildung 13: Systemumwelt
Abbildung 14: LKI Übersicht
Abbildung 15: Länderkennzahlenindex
Abbildung 16: Internationale Tourismusankünfte Kroatien
Abbildung 17: Internationale Tourismuseinkünfte Eritrea
Abbildung 18: Internationale Tourismusankünfte Eritrea
Abbildung 19: Relevante Faktoren für die Entwicklung des Tourismus nach einer politischen Krise
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Damit eine Region, ein Land oder ein Ort Erfolg im Tourismus hat, müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein. Damit werden vor allem naturgegebene Attraktionen, ausgebaute Infrastruktur, Hotels und gute Erreichbarkeit verbunden. Der Aspekt Sicherheit und Krisenvermeidung hat ebenfalls einen großen Einfluss auf den Tourismus einer Region. Doch wird dieser Punkt bisher in der Literatur nur wenig beachtet. Es scheint, dass die Wichtigkeit, Vorkehrungen im Bereich der politischen Sicherheit zu treffen, noch nicht generell anerkannt ist. Deshalb sollen in dieser Arbeit die tatsächlichen Auswirkungen einer politischen Krise auf den Tourismus, die Entwicklung danach und die Unterschiede der Tourismusentwicklung bei und nach einer Krise zwischen Regionen beschrieben werden. Man kann ahnen, dass die Reisequantität bei einer politischen Krise, wie einem Krieg, einem Bürgerkrieg oder Unruhen im Land, immer erst einmal drastisch zurückgehen wird. Doch inwiefern diese Aussage stimmt und wie es nach der Krise aussieht, soll hier näher betrachtet werden. Es geht darum herauszufinden, was für einen Einfluss eine Krise auf den Tourismus hat, wie ausgeprägt dieser Einfluss ist und wie lange ein Land braucht, um sich wieder zu erholen. Es soll geklärt werden, ob es immer einen stetigen Rückgang des Tourismus gibt und ob vielleicht Unterschiede zwischen Ländern, Regionen oder Orten existieren.
Wird klar, wann, in welchem Ausmaß und wo genau eine Krise einen bleibenden Schaden im Tourismusbereich hinterlassen kann, können Aussagen für die Länder dieser Welt und die Wahrscheinlichkeit des langfristigen negativen Einflusses auf den Tourismus getroffen werden.
Anhand des Beispiels des Bürgerkrieges in Sierra Leone, der im Jahre 2002 endete, wird demonstriert, wie die Tourismusentwicklung in solch einem Fall verlaufen kann und wie wichtig politische Stabilität für den Erfolg ist.
Im ersten Teil der Arbeit wird der Tourismusbegriff für die vorliegende Arbeit abgegrenzt und die generellen Einflussfaktoren auf den Tourismus einer Region beschrieben. Näher erläutert wird die Bedeutung politischer Stabilität. Unter Punkt 3 werden Methoden für die Messung politischer Stabilität, Tourismus und der Auswirkungen politischer Krisen auf den Tourismus vorgestellt. Unter Punkt 4 geht es um den Einfluss des Bürgerkrieges auf den Tourismus in Sierra Leone. Hier werden die vorher festgelegten Messmethoden aus dem vorherigen Punkt umgesetzt, und die politische Stabilität, der Tourismus und der Einfluss des Bürgerkrieges auf den Tourismus gemessen. Anschließend wird eine Prognose der Situation und der zu erwartenden Entwicklung des Tourismus in Sierra Leone gestellt. Die Zusammenfassung ist der abschließende Punkt der Arbeit und erläutert nochmals, welche Messmethoden verwendet wurden, was diese ergeben haben, ob man daraus generelle Informationen über den Einfluss von politischen Krisen auf den Tourismus einer Region erhalten kann und inwiefern es Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern gibt.
Neben der Vorstellung der Einflussfaktoren auf den touristischen Erfolg einer Region bzw. eines Landes und der Erläuterung insbesondere der Bedeutung politischer Stabilität für den Tourismus, wird im folgenden Abschnitt auch auf mikroökonomischer Ebene erläutert, wie sich die Nachfrage nach dem Tourismusgut verhält, wenn der Preis dafür, in diesem Fall durch z.B. erhöhte Sicherheitsvorkehrungen aufgrund einer politischen Krise, steigt.
Für den Begriff Tourismus gibt es viele unterschiedliche Definitionen. Die am häufigsten verwendete ist die der World Tourism Organization (WTO). Bei dieser Tourismusdefinition steht der Besucher im Mittelpunkt. Dieser verlässt für die Dauer von nicht mehr als 12 Monaten seine gewohnte Umgebung, um an einen anderen Ort oder in ein anderes Land zu reisen, und deren hauptsächlicher Reisezweck ein anderer ist als die Ausübung einer Tätigkeit, die von dem besuchten Ort/Land entgolten wird.[1]
In der folgenden Arbeit wird zweckmäßig der Begriff Tourismus als Zahl aller Ankünfte in einem Land definiert, die mindestens eine Nacht vor Ort, jedoch nicht dauerhaft dort bleiben. In diesem Fall sind alle Ankünfte gemeint, unabhängig von der Motivation des Ankommenden.
Es gibt unterschiedliche Faktoren, die Einfluss auf den touristischen Erfolg einer Region haben. Um sie zu verdeutlichen, muss man zunächst die Komponenten des Tourismussystems beschreiben.
Hierzu gehören Leistungsträger, Zulieferer, Attraktionen und Institutionen.
In der folgenden Abbildung (Abbildung 1) wird ein Überblick über diese Einflussfaktoren dargestellt.
Abbildung 1: Komponenten des Tourismussystems
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung nach Angaben von Pompl (1997).
Die Komponenten Institutionen, Zulieferer und Leistungsträger werden an dieser Stelle nicht näher erläutert, da diese in der Region Sierra Leone nicht erstrangig wichtig sind und den Rahmen der Arbeit übersteigen würden. Interessant für diese Arbeit ist jedoch, die Komponente „Attraktionen“ näher zu betrachten.
Attraktionen werden unterschieden in primäre (ursprüngliche, natürliche) Faktoren und sekundäre (abgeleitete, geschaffene Faktoren). Dabei sind die primären Faktoren all diese, die keinen direkten Bezug zum Tourismus haben, durch ihre Anziehungskraft auf Besucher jedoch zu touristischen Objekten werden. Hierzu zählen die geographische Lage, die Topographie, die Vegetation, das Klima, die Luftreinheit und die Tierwelt, aber auch die sozikulturelle Situation einer Region, das Brauchtum, der Lebensstil, die Kultur, Denkmäler und die Freundlichkeit im Umgang mit Besuchern. Weitere Faktoren sind Infrastruktur, wie Verkehrswege, Energie- und Wasserversorgung, Entsorgungssysteme, Einkaufsmöglichkeiten und das Image einer Region.
Sekundäre Faktoren sind alle Einrichtungen und Veranstaltungen, die speziell für touristische Zwecke erstellt werden. Hierzu zählen neben den Leistungsträgern auch Attraktionen. Diese können ganz allein Auslöser einer Reise sein, wie zum Beispiel ein traditionelles Fest, oder als zusätzlicher Aspekt den Aufenthalt für Besucher einer Region angenehmer gestalten. Diese ergänzenden Attraktionen können viele verschiedene Faktoren sein. Beispiele sind ein Tourismusbüro, ein Skilift, ein Souvenirladen oder ein Bootsverleih.[2]
Neben den Komponenten des Tourismussystems wird nun die Systemumwelt betrachtet: Man versteht darunter alle Institutionen oder Organisationen, die vom Tourismus einer Region betroffen sind bzw. deren Tätigkeit Einfluss/Auswirkungen auf den Tourismus hat. Die Systemumwelt wird eingeteilt in vier Bereiche: Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und natürliche Umwelt. In der nachfolgenden Abbildung (Abbildung 2) wird die Systemumwelt in Bezug auf den Tourismus skizziert.
Abbildung 2: Systemumwelt Tourismus
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung nach Angaben von Pompl (1997).
Die Wirtschaft legt materielle und monetäre Rahmenbedingungen für die Reisemöglichkeit fest. Dies geschieht durch das Ergebnis der wirtschaftlichen Tätigkeit: Einkommen, Einkommensverteilung, Freizeit und Auslandskaufkraft der Währung. Die wirtschaftliche Situation einer Region bestimmt den Grad der Infrastruktur und auch das Ausmaß der touristischen Entwicklung. Die gesellschaftliche Situation einer Region beeinflusst über Werte, Problembewusstsein, Arbeits- und Wohnsituation das Reiseverhalten. Hier spielen vor allem auch die psychischen, sozialen und ökologischen Folgen der Modernisierung und Industrialisierung eine große Rolle. Wie bereits bei den Systemkomponenten erwähnt, bestimmen weiterhin Lebensweisen und Einstellungen im Reisegebiet mit, inwiefern das Gebiet attraktiv für Reisende ist. Die Politik hat ebenfalls einen großen Einfluss auf den Tourismus einer Region. Hier werden die Rahmenbedingungen festgelegt. Nicht nur die direkte Tourismuspolitik hat hier Einfluss, sondern auch die indirekte Tourismuspolitik. Dazu zählen die Konjunkturpolitik, die Währungspolitik, regionale Strukturpolitik, Verkehrspolitik, Umweltpolitik, Kulturpolitik und vieles mehr. Die natürliche Umwelt ist das Grundpotential an Ressourcen eines Tourismusgebiets. Diese stehen meist gratis zur Verfügung und erhalten erst dann einen ökonomischen Wert, wenn sie mit anderen touristischen Leistungen verknüpft werden. Ein Beispiel ist hier der frei verfügbare Meerblick, der in Kombination mit einem Hotelzimmer einen ökonomischen Wert bekommt.[3]
Ein Faktor, dem generell wenig Beachtung geschenkt wird, ist die politische Stabilität eines Landes, die ebenfalls einen Einfluss auf den Tourismus hat. Dies wird im folgenden Punkt näher erläutert.
Politische Stabilität ist ein Begriff, der in seiner Grundbedeutung viele Bereiche umfasst. Zusammenfassend meint er alle in der folgenden Abbildung (Abbildung 3) aufgezeigten Bestandteile. Ein Land ist sowohl politisch instabil, wenn die Wirtschaft es ist, als auch, wenn Kriege drohen zu entstehen, Unruhen im Land sich anbahnen bzw. ausbrechen, oder die Kriminalität besonders hoch ist.
Abbildung 3: Politische Stabilität
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung.
Für die folgende Arbeit ist der Begriff „politische Stabilität“ auf den Bereich Vermeidung von Kriegen und Aufständen und Vermeidung von Unruhen und Bürgerkriegen begrenzt. Das Thema Terrorismus wird teilweise angeschnitten, da die Folgen denen nach Kriegen und Unruhen sehr ähnlich sind. Der Sicherheitsaspekt ist automatisch Teil der Bereiche Kriege, Unruhen, Bürgerkriege und Aufstände, kann jedoch auch gesondert betrachtet werden. Nicht nur, wenn ein Krieg, eine Unruhe etc. entsteht, ist es unsicher im Land; es kann auch andere Dimensionen der Unsicherheit geben. In dieser Arbeit wird die Unsicherheit zweckmäßig nur im Zusammenhang mit Kriegen, Bürgerkriegen, Unruhen und Aufständen verwendet. Die Wirtschaft wird in der folgenden Arbeit aus gleichen Gründen ebenfalls nicht gesondert betrachtet, tangiert jedoch die Aspekte der Kriege, Unruhen etc. ebenfalls automatisch, da eine instabile Wirtschaft oft die folgen eines Krieges sind.
Politisch instabil ist ein Land auch, wenn es z.B. viele Regierungswechsel erlebt. Dieser Teil der Definition wird allerdings für die vorliegende Arbeit ausgeschlossen, da es den Rahmen der Arbeit übersteigen würde, zu erforschen, welche Einflüsse diese Art von politischer Instabilität auf den Tourismus hätten.
Eine wichtige Voraussetzung für eine positive Entwicklung des Tourismus ist die politische Stabilität. Die Gefahr von Kriegen, Aufständen und Terroranschlägen muss so gering wie möglich sein. Touristen fahren nicht freiwillig in ein Kriegsgebiet. Wenn die Gefahr besteht, dass in einer Region ein Krieg ausbrechen könnte, gehen die Reisen in dieses Gebiet meist drastisch zurück, wobei es auch Ausnahmen gibt. Ein Krieg kündigt sich meist längere Zeit an. So ist auch in dieser Zeit bereits die Tourismusnachfrage negativ betroffen. Hinzu kommt, dass die auswärtigen Ämter in den Entsendungsländern in diesen Fällen schon früh eine Reisewarnung ausgeben. Ist ein Krieg beendet, herrschen noch lange Zeit ungeordnete gesellschaftliche Zustände und Probleme bei der Versorgung der Bevölkerung in der Region. Um wieder zu einem stabilen Tourismus zu kommen, muss sich nicht nur das Land selbst erholen und Stabilität erlangen, sondern auch die Wahrnehmung nach außen muss gefestigt werden, sodass ein Bild von Ruhe und Sicherheit neu entsteht.[4]
Vor allem die Entwicklungsländer betreffend, sind im Zusammenhang mit politischer Stabilität auch Unruhen und Bürgerkriege zu nennen.
Entwicklungsländer sind oft geprägt durch eine labile politische, soziale, ethnische und wirtschaftliche Situation. Unruhen, bis hin zu Bürgerkriegen, gehören hier oft zum Alltag. Gibt es in diesen Gebieten keine Regionen mit stabilen und sicheren Verhältnissen, ist hier Tourismus völlig undenkbar. Selbst wenn Tourismus bereits bestand, ist dieser durch aufkommende Unruhen und deren Folgekriminalität stark gefährdet.[5]
Eine weitere Instabilität ist der Terrorismus. Der Terrorismus ist, im Gegensatz zu Kriegen, Unruhen und Bürgerkriegen, eine relativ neue Erscheinung. Er entsteht durch soziale, politische und religiöse Weltanschauungen, Grundeinstellungen und Ungerechtigkeiten und kann generell überall auftreten. Wenn nur ein terroristischer Anschlag in einer Region verübt wird hat dies meist jedoch nur eine kurzfristige negative Auswirkung auf den Tourismus. Kurz nach einem Terroranschlag gehen die Reisezahlen (Übernachtungszahlen bzw. Ankunftszahlen) in dieser Region drastisch zurück, erholt sich jedoch nach einer gewissen, relativ kurzen Gewöhnungsphase der potenziell Reisenden wieder. Treten mehrere Terroranschlage in einer Region auf, beeinflusst dies den Tourismus oft auch langfristig negativ und kann ihn auch zum erliegen bringen.[6]
Politische Einflussfaktoren geben sowohl auf globaler, als auch auf nationaler und regionaler Ebene Rahmenbedingungen vor. Politische Stabilität ist besonders wichtig für die gesellschaftliche Entwicklung im Allgemeinen. So wird durch Vertrauen in demokratische Strukturen eine Grundlage für Liberalisierung und Individualisierung einer Gesellschaft geschaffen. Die globale Bedeutung der politischen Stabilität wird im Tourismus sehr deutlich. Stabilität in der Politik und Sicherheitsaspekte im Quell- und vor allem im Zielgebiet, sind sehr häufig die ausschlaggebenden Aspekte für oder gegen eine Reiseentscheidung.
Mangelnde politische Stabilität in einer Region kann sehr schnell zu einem starken Nachfrageeinbruch führen. Beispielsweise haben mehrere terroristische Anschläge auf Touristen in den letzten Jahren die Nachfrage nach Ägyptenreisen fast zum Erliegen gebracht. Ein weiteres Bespiel ist der zweite Golfkrieg von 1991, der die Nachfrage nach fast allen Zielen im östlichen Mittelmeer stark reduziert hat. Ein Beispiel mit noch weitreichenderen Folgen sind die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington D.C., die kurzzeitig einen sehr starken Einbruch auf dem gesamten Reisemarkt der westlichen Welt verursacht haben.[7]
Für den Tourismus im Allgemeinen muss das Bedrohungspotenzial von Gewalt und internationalem Terrorismus immer ernster genommen werden. Selbst Regionen die bisher sicher waren, dürfen diese Gefahr nicht unterschätzen. Touristen sind immer mehr mit der Bedeutung des sicheren Reisens konfrontiert. Dies betrifft alle Facetten, fängt bei der Buchungsentscheidung an und geht bis hin zur Kundenerwartung an den Reiseveranstalter vor Ort, die Verantwortung für die Sicherheit, das Leben und die Gesundheit der Touristen übernehmen sollen.
Die Wahrnehmung von Risiko und Sicherheit durch Touristen beeinflusst sehr stark das Image einer Tourismusregion. Dabei tragen konkrete und nachvollziehbare Sicherheitsleistungen das objektive Sicherheitsempfinden der Touristen positiv zu beeinflussen.
Daraus ergeben sich Konsequenzen und Aufgaben, die folgende Aspekte betreffen:
- Schutzmaßnahmen für Touristen initiieren
- Standardisierung der Sicherheitsmaßnahmen auf allen Ebenen der Fremdenverkehrsunternehmen
- Sensibilisierung bzw. Aufklärung der Einheimischen sowie der Touristen
- Kontinuierliche Überprüfung der Risiken und Bedrohungen, Bekämpfung der Gefahren[8]
Im Bereich Sicherheit eines Landes wird unterschieden in zwei Aspekte mit den englischen Bezeichnungen „Safety“ und „Security“.
Hierbei meint der Begriff „Safety“ zum einen die technische Sicherheit von touristischen Einrichtungen und zum anderen den Schutz vor gesundheitlichen Risiken. „Security“ meint die Sicherheit im Zusammenhang mit gezielten Anschlägen und Störungen bei Aufenthalten oder Mobilitätsabläufen, die durch kriminelle Handlungen geschehen und durch die im weitesten Sinne politische Ziele erreicht werden sollen. Hierzu gehört der internationale Terrorismus, der Krieg zwischen zwei Ländern, Bürgerkriege, Staatsstreiche, generelle Gewaltkriminalität, Gewaltkriminalität gegenüber Touristen und generell hohe Kriminalitätsraten.[9]
Ein weiterer zu beachtender Aspekt ist, dass nach einem Krieg oft keine intakte Infrastruktur mehr vorhanden ist, da alles zerstört wurde. Die Wasser- und Stromversorgung funktioniert nicht mehr. So ist es selbst für die Einheimischen schwer, wieder ein normales Leben zu führen.
Das hat natürlich ebenfalls einen Einfluss auf den Tourismus. Es ist nicht nur das Image von Unsicherheit, welches die Touristen fernhält, sondern auch das Nicht Vorhandensein von grundlegenden Dingen, wie Wasser, Lebensmitteln und Strom. Straßen und Anlagen sind oft größtenteils nicht mehr vorhanden und müssen erst wieder aufgebaut werden. So ist zu erwarten, dass ein Krieg meist langfristige Folgen hat. In Abbildung 4 werden die Folgen von politischer Instabilität zusammenfassend dargestellt.
Abbildung 4: Auswirkungen der politischen Stabilität
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung.
Welche Auswirkungen auf mikroökonomischer Ebene zu erwarten sind, wird in Punkt 2.4 beschrieben.
Um in eine Region zu reisen, die unsicher ist, erfordert es spezieller Sicherheitsmaßnahmen. Die Reisenden brauchen beispielsweise einen Leiter, der sich vor Ort auskennt und für ein relativ sicheres Reisen der Touristen sorgen soll. Ein weiteres Beispiel sind spezielle Sicherheitsmaßnahmen in Hotels, z.B. ein Zaun um das Hotel sowie hauseigene Security. All dies verursacht zusätzliche Kosten. Die gesamte Reise wird teurer. Da nach dem Gesetz der Nachfrage bei unveränderten Rahmenbedingungen die Nachfrage bei steigendem Preis sinkt, ist zu erwarten, dass sie auch in einem touristisch unsicheren Land sinkt.[10]
Es spielen also neben dem Faktor der allgemeinen Unsicherheit und der Angst vor Gefahren, die Kosten eine Rolle. Beide Ansätze haben die gleichen Folgen; sie verringern die Nachfrage nach der Reise. Im folgenden werden die Folgen der erhöhten Kosten in einer Graphik (Abbildung 5) dargestellt.
Abbildung 5: Budgetgerade für das Tourismusgut
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung.
Wir gehen davon aus, dass der Tourismus ein „normales Gut“ ist, welches eine „Normalreaktion“ hervorruft, also bei dem bei steigendem Preis die Nachfrage sinkt. In der Graphik (Abb. 5) kann man sehen, dass bei steigenden Kosten für den Tourismus das Budget sinkt und die Budgetgerade sich von BG1 nach BG2 verschiebt. Die Indifferenzkurve verschiebt sich nach oben, sodass ein Rückgang des Tourismuskonsums von Punkt Y1 nach Y2 zu erwarten ist.
Im Folgenden werden Methoden vorgestellt, mit denen man das Ausmaß von Tourismus, die politische Stabilität und die Auswirkungen von nicht vorhandener politischer Stabilität einer Region bzw. eines Landes messen kann.
Um die wirtschaftliche, soziale und politische Bedeutung des Tourismus für ein Land, eine Region oder einen Ort zu erfassen, nutzt man vor allem Zählungsergebnisse von Statistiken und Werte, die durch Befragungen ermittelt wurden. Beispiele dafür sind die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste, die Bettendichte (Zahl der zu vermietenden Betten je 1000 Einwohner) und Maße der Tourismusdichte. Das am häufigsten genutzte Maß der Tourismusdichte ist die Tourismusintensität. Hier werden alle kommerziellen Übernachtungen in einem Jahr mit der Zahl der Einwohner in Beziehung gesetzt. Nachteil ist, dass hier nicht zwischen den verschiedenen Übernachtungsmotiven unterschieden wird, wie Geschäfts- und Privatreisen. Eine weitere Kennziffer der Tourismusdichte ist die Ankunftsdichte, bei der die Zahl der Ankünfte je 1000 Einwohner berechnet wird. Ein großer Nachteil bei diesen Messungen ist, dass Länder verglichen werden, die ganz unterschiedliche Bevölkerungsdichten aufweisen. So sind diese Zahlen nur aussagekräftig, wenn Länder mit ähnlicher Größe verglichen werden. Es ist zum Beispiel gut möglich, die einzelnen Bundesländer in Deutschland in Bezug auf ihre Reiseintensität zu vergleichen.[11]
Vor allem werden folgende Tourismuskennzahlen verwendet:
- Übernachtungszahlen
- Ankunftszahlen
- Durchschnittliche Aufenthaltsdauer
- Einkünfte aus dem Tourismus
Für die Messung des Tourismus in Sierra Leone in dieser Arbeit werden die Ankunftszahlen und die Tourismuseinkünfte als Messwerte verwendet. Diese weisen am eindeutigsten auf das Tourismusausmaß hin, da Ankünfte im Gegensatz zu Übernachtungszahlen auch alle Tagestouristen mitzählt und Einkünfte den wirtschaftlichen Sektor beleuchten.
[...]
[1] Vgl. Haedrich / Kasper / Klemm / Kreilkamp (1998), Seite 128; Freyer (2006), Seite 2.
[2] Vgl. Pompl (1997), Seite 7 f.
[3] Vgl. Pompl (1997), Seite 11.
[4] Vgl. Mundt A) (2004), Seite 374.
[5] Vgl. Mundt A) (2004), Seite 376.
[6] Vgl. Mundt A) (2004), Seite 370.
[7] Vgl. Mundt B) (2006), Seite 29.
[8] Vgl. Petermann / Revermann / Scherz (2006), Seite 133.
[9] Vgl. Mundt A) (2004), Seite 354 f.
[10] Vgl. Mankiw (2004), Seite 70.
[11] Vgl. Mundt A) (2004), Seite 30.
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