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Bachelorarbeit, 2016
48 Seiten, Note: 2,3
Zusammenfassung
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theorie und Forschungsstand
2.1 Achtsamkeit
2.1.1 Bedeutung
2.1.2 Aktueller Forschungsstand
2.2 Stress
2.2.1 Bedeutung
2.2.2 Entstehung, körperliche Auswirkungen und Symptome
2.2.3 Aktueller Forschungsstand
2.3 Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Stress
2.4 Fragestellung und Hypothese
3. Methoden
3.1 Stichprobenbeschreibung
3.2 Untersuchungsdesign
3.3 Instrumente und Messgeräte
3.3.1 Mindful attention awareness scale
3.3.2 Perceived stress questionnaire
3.4 Durchführung
3.5 Datenanalyse
4. Ergebnisse
4.1 Deskriptive Statistik
4.2 Korrelationsanalyse
4.3 Weitere Befunde
5. Diskussion
5.1 Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse
5.2 Einordnung in den Forschungsstand
5.3 Implikationen für die Praxis
5.4 Einschränkungen der Studie
5.5 Weitere Forschungsfragen
5.6 Schlussfolgerung
6. Literatur
Anlage 1: Mindful Attention and Awareness Scale
Anlage 2: Preceived Stress Questionnaire
Anlage 3: Skalenberechnung Stress-Fragebogen (PSQ)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Befragungsergebnisse „In welchen Symptomen äußert sich Stress bei Ihnen?“
Tabelle 2: Statistische Auswertung der Bearbeitungszeit der Fragebögen
Tabelle 3: Statistische Kennzahlen für MAAS und PSQ
Tabelle 4: Statistische Auswertung der Korrelation zwischen Achtsamkeit und Stress
Tabelle 5: Statistische Auswertung Stress und Achtsamkeit mit und ohne Erfahrungen mit Achtsamkeitstraining
Tabelle 6: Statistische Auswertung Stress und Achtsamkeit zwischen Männern und Frauen
Abbildung 1: Die drei Phasen des allgemeinen Adaptionssyndroms nach Selye
Abbildung 2: Altersverteilung der Studienteilnehmer
Abbildung 3: Höchster Bildungsabschluss der Teilnehmer
Abbildung 4: Bearbeitungszeit der Teilnehmer für die Fragebögen
Abbildung 5: Histogramm der Skalenwerte Achtsamkeit
Abbildung 6: Histogramm der Skalenwerte Stressempfinden
Abbildung 7: Streudiagramm der Variablen Achtsamkeit und Stressempfinden
Achtsamkeit ist eine besondere Form der Aufmerksamkeitslenkung und kann Stress reduzieren. Dieses wurde anhand dieser Studie mit der Hypothese „Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Stressempfinden“ überprüft.
In einer Onlinebefragung hatten freiwillige Teilnehmer (N=83) in einem Zeitraum von etwa zwei Wochen die Möglichkeit, zwei Fragebögen, nebst soziodemographischen Daten, zu beantworten. Bei den Fragebögen handelte es sich bei der Achtsamkeit um den MAAS „Mindful attention awareness scale“ und für Stress um den PSQ „Perceived stress questionnaire“.
Um die Hypothese zu belegen wurde zunächst ein Streudiagramm erstellt, um dann durch die Korrelationsanalyse nach Spearman, die nicht normalverteilten Daten zu überprüfen. Dabei konnte statistisch signifikant belegt werden, dass Achtsamkeit Stressempfinden reduziert und die Hypothese damit bestätigt wird.
Moestl (2008) schreibt, dass Geschwindigkeit zum Zauberwort unseres Zeitalters geworden ist und trifft mit seinem sehr populär gewordenen Buch damit wahrscheinlich den Zeitgeist.
Durch die immer weiter fortschreitende Globalisierung, den technischen Wandel und die immer schneller werdende Kommunikation kommt es in den Unternehmen zu immer höheren Anforderungen und dadurch zu einer Leistungsverdichtung. Den Mitarbeitern wird immer mehr abverlangt, um weiterhin wettbewerbsfähig und konkurrenzfähig zu bleiben.
Die technische Entwicklung der Computer hat das Arbeitsleben dabei an vielen Stellen vereinfacht und damit schneller und effizienter gemacht. Allerdings ist dadurch auch der psychische Druck gestiegen in weniger Zeit, mehr zu erreichen (Moestl, 2008, S. 108-109).
Viele hetzen im Alltag ständig von einer Sache zur nächsten und sind nie ganz bei der Sache. Im Kopf kreisen dabei viele Gedanken um Arbeiten, die noch zu erledigen sind. So entstehen das Gefühl und der Druck, dass irgendetwas immer zu bearbeiten ist. Dieser Umstand wirkt negativ auf die menschliche Psyche und macht unzufrieden oder kann bereits zum Stressempfinden führen (Schormann, 2015).
Nicht zu unterschätzen ist dabei die ständige Erreichbarkeit, die durch elektronische Medien wie das Internet, Smartphones und Laptops an allen Orten und zu jeder Tageszeit gewährleistet ist. Diese Menge an Informationen kann häufig, vor allem am Arbeitsplatz, zu einem erhöhten Stressfaktor führen (Schmidt, 2011).
Myers (2008) beschreibt Stress als einen Prozess. Hierbei werden bestimmte Ereignisse oder Impulse vom Menschen von außen wahrgenommen und es wird darauf reagiert. Diese Ereignisse können sowohl positiv als auch negativ bewertet werden und können damit positiven oder negativen Stress verursachen.
Wird negativer Stress über einen längeren Zeitraum erfahren, wächst bei vielen der Wunsch nach Entschleunigung oder Lebenshilfe, um ihm entgegenzuwirken. Diesen Wunsch aufgreifend, haben sich in den letzten Jahren viele Seminare und Veranstaltungen etabliert, die Lebenshilfe anbieten oder Hilfen zur Entschleunigung aufzeigen. Dabei wird insbesondere der Trend Achtsamkeit in verschiedenen Seminarangeboten adressiert. Eine Internet Recherche im April 2016 mit den Stichwörtern „Seminare Stressbewältigung durch Achtsamkeit“ lieferte nahezu 36.000 Einträge.
Achtsamkeit ist dabei eine besondere Form der Aufmerksamkeit und des Bewusstseins. Es ist „das Bewusstsein, das entsteht, indem man sich der entfaltenden Erfahrungen von einem Moment zum anderen bewusst seiner Aufmerksamkeit widmet und zwar im gegenwärtigen Augenblick und ohne dabei ein Urteil zu fällen“ (Heidenreich et al., 2006b, S. 107).
Durch Achtsamkeit wird Stress reduziert. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, den Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Stressempfinden mit einer Onlinebefragung zu untersuchen.
Die Arbeit gibt zu Beginn einen Überblick über die Merkmale Achtsamkeit und Stress. Hierbei wird vor allem auf die jeweiligen Begriffe, spezielle Merkmale und den aktuellen Forschungsstand detaillierter eingegangen. Eine Hypothese wird hieraus abgeleitet. Im dritten Kapitel wird die Methode der empirischen Studie mit der Stichprobe, dem Untersuchungsdesign, der Messinstrumente, Durchführung und der Datenanalyse näher beschrieben. Daran anschließend erfolgen die Auswertungen der Ergebnisse und deren Diskussion.
Im Folgenden werden zunächst die Variablen Achtsamkeit und Stress dargestellt. Hierzu werden die Begrifflichkeiten, typische Merkmale und der aktuelle Stand der Forschung erläutert. Daraus wird die Hypothese dieser Arbeit abgeleitet.
Im nun folgenden Kapitel, wird die Achtsamkeit zuerst näher beschrieben.
Achtsamkeit hat in den zurückliegenden Jahren extrem an Aufmerksamkeit in der allgemeinen Wahrnehmung gewonnen. Vor allem im seelischen und körperlichen Bereich begegnet sie uns immer wieder. Für Alidina (2015, S. 24) ist der offene Umgang mit Gefühlen, Gedanken und Körperempfindungen ein wichtiger Faktor für Achtsamkeit. Dadurch können negative Gedankengänge die automatisch ablaufen und unter anderem bei Depressionen und Stress häufig auftreten, frühzeitig erkannt und unterbrochen werden (Husen, 2013). Darüber hinaus beschreibt Alidina (2015) in seinem Buch weiter, dass das Umfeld der Menschen bewusster wahrgenommen werden sollte, um die Bedürfnisse derer besser zu verstehen.
Für Notebaert & Creutzfeldt (2016, S. 107) ist Achtsamkeit eine Qualität, eine innere Ressource, die im täglichen Leben jederzeit abgerufen werden kann und die den Menschen natürlicherweise innewohnt. Im heutigen Alltag wird dieses nur oftmals nicht beachtet. Sie schreiben weiter, dass es die Qualität ist, sich dem gegenwärtigen Moment bewusst zu werden und ohne Urteil diesen Moment anzunehmen. Dies geschieht absichtsvoll. Für unseren Geist ist es leicht in den „Autopilotmodus“ zu gehen und abzuschalten (Husen, 2013). Wichtig dabei ist, sich immer wieder auf den Moment zu besinnen.
Obschon das Thema Achtsamkeit in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat, hat es eine sehr lange Tradition im Buddhismus. Schon vor 2500 Jahren lehrte Buddha das Thema Achtsamkeit als Minderung der eigenen Leiden (Zimmermann et al., 2012).
Der Medizinprofessor Jon Kabat-Zinn erkannte darin den Wert für unser Leben im 21. Jahrhundert und entwickelte das Mindfulness-based-Stress Reduction (MBSR) = Stressbewältigung durch Achtsamkeit, auf das zu einem späteren Zeitprunkt noch näher eingegangen wird. Er definiert Achtsamkeit, im gegenwärtigen Augenblick, wertungsfrei aufmerksam zu sein und mit Absicht, den Moment wahrzunehmen (J. Kabat-Zinn, 2013). Er beschreibt in seinem populär gewordenen Buch weiter, dass Achtsamkeit eine Fähigkeit ist, die durch Übung weiter entwickelt werden kann.
Erste wissenschaftliche Studien im Bereich der Achtsamkeitsforschung wurden in den 70er Jahren durchgeführt. Hierbei gab es Techniken, wie beispielsweise die Aufmerksamkeitsmeditation. Durch bewusstes Atmen, sollten Patienten ihren eigenen Körper und die Prozesse im Körper wahrnehmen. Hierbei wurden Erwachsene behandelt, um ihre Gefühle und Emotionen absichtsvoll wahrzunehmen. Therapeuten die diesen Prozess aktiv begleitet haben, sollten dadurch Informationen über Depressionen und Ängste der Patienten gewinnen (Deatherage & Lethbridge, 1975).
Jon Kabat-Zinn (1982) hatte mit seinen Achtsamkeitsuntersuchungen einen entscheidenden Einfluss darauf. Zunächst setzte er seine achtsamkeitsbasierte Meditation über einen Zeitraum von 10 Wochen bei Patienten mit chronischen Schmerzen im Bereich Schultern, Hals und Rücken ein. Ihr Leiden konnte durch die Schulmedizin bis zu diesem Zeitpunkt nur gering bis gar nicht gelindert werden. In seiner Therapiezeit konnten 65% der Patienten, ihr Schmerzempfinden um größer oder gleich 33% reduzieren.
Psychologen, Neurowissenschaftler und Mediziner wiesen mittlerweile stichhaltig nach, dass Achtsamkeitsmeditationen positiv auf unterschiedlichste Erkrankungen und Belastungen wirken können. Darüber hinaus stößt die Pädagogik und andere Gesellschaftswissenschaften bei der Achtsamkeit auf eine positive Resonanz (Zimmermann et al., 2012).
Brown und Ryan (2003b) konnten aufzeigen, dass Achtsamkeit wichtig für das Reduzieren von dysfunktionalen Gedanken, Verhaltensmustern und Gewohnheiten ist.
Bei der Dialektisch- Behaviorale Therapie (DBT), die auf einer fernöstlichen Meditationstechnik basiert, fanden Linehan et al. (1991) bei suizidal chronisch kranken Frauen heraus, dass es bedeutende Verbesserungen im Vergleich zu Patienten gab, die an einer Standardbehandlung teilnahmen. Die Patientinnen die mit DBT behandelt wurden, zeigten ein geringeres selbstverletzendes Verhalten.
Die Mindfulness-basierte kognitive Therapie (MBCT) ist eine psychologische Therapie die helfen soll, bei bereits gut behandelten Depressionen, nicht rückfällig zu werden. Williams et al. (2006) zeigten bei diesem Therapieansatz auch eine große Verbesserung des Zustandes bei akut depressiven Patienten im Falle einer suizidalen Handlung.
Die Wirkung der MBCT wurde mittlerweile außerdem auf andere Bereiche ausgedehnt. Heidenreich et al. (2006a) untersuchten erstmals die Wirkung der MBCT auf die Schlafqualität und die damit verbundenen gedanklichen Prozesse bei Patienten mit anhaltenden Schlafstörungen. Ihre Erkenntnisse gewannen sie durch eine Pilotstudie. Diese „Mindfulness-based Cognitive Therapy for Insomnia” (MBCT-I) führte zu einem wesentlichen Rückgang der Gesamt- und Einschlafzeit. Außerdem gab es nennenswerte Besserungen von Abläufen, die bei kognitiven Mechanismen der Schlafstörung, wie beispielsweise negative Gedanken (Harvey, 2002), als Ursache für gestörten Schlaf genannt werden.
In einer weiteren Studie konnten Roche, Haar und Luthans (2014) herausstellen, dass Achtsamkeit einen positiven Einfluss auf die Bekämpfung dysfunktionalen Verhaltens von Führungskräften hat. Schreyögg (2010, S. 35) beschreibt ein dysfunktionales Verhalten gegenüber Mitarbeitern z.B. in Form des ständigen Kritisierens anstatt sie zu motivieren. In der Studie von Roche, Haar und Luthans (2014) wird darauf verwiesen, dass Achtsamkeit nicht nur einen direkten Einfluss auf die Ergebnisse und Leistungen von Führungskräften hat, sondern es wurde auch deutlich gezeigt, dass eine positive psychologische Einstellung als Mediator zwischen Achtsamkeit und den Leistungsergebnissen von Führungskräften wirkt.
Der genannte Forschungsstand in dieser Studie lässt nur einen kleinen Einblick dessen zu, was derzeit an Untersuchungen vorliegt. Es lässt die Vermutung zu, dass das Interesse zum Thema Achtsamkeit sehr hoch geworden ist.
Bevor der Begriff Achtsamkeit mit dem Stressempfinden in Verbindung gebracht wird, wird Stress zunächst theoretisch dargestellt.
Stress ist mittlerweile zum Modewort geworden. Die langfristigen Folgen sind erheblich und bleiben nicht auf die einzelne Person beschränkt (Markgraf & Schneider, 2009).
Greif, Bamberg und Semmer (1991) definieren Stress als Spannungszustand. Diese wird durch Stressoren verursacht. Der Brockhaus (2001) unterscheidet dabei körperliche (z.B. Hitze), innere (große Anforderungen an sich selber) und auch von außen kommende (Zeitdruck) Stressoren, die von jedem Menschen individuell und unterschiedlich aufgenommen werden.
Der Brockhaus (2001) beschreibt Selyes´ Definition von positivem und negativem Stress als - "Eustress" und "Distress". Stress ist im Allgemeinen eine Aktivierungsreaktion des Körpers. Diese Aktivierung kann sowohl positiv wie auch negativ, also gesundheitsschädlich, sein. Die Bewertung hängt immer davon ab, wie das Individuum diese Aktivierung empfindet. Beispielsweise kann der Aufenthalt in einem Flugzeug für den einen Eustress und für den anderen unerträglichen Distress hervorrufen.
Körperliche Unterschiede bestehen darin, dass bei positivem Stress "Glückshormone", wie Dopamin und Serotonin, ausgeschüttet werden. Verliebt sein beispielsweise ist, körperlich gesehen, hoher Stress. Der Blutdruck steigt und der Puls steigt. Durch die ausgeschütteten Hormone ist dies allerdings ein positiv wirkender Stress, also Eustress.
Die Ausschüttung von Hormonen erfolgt auch beim Distress. Hier sind es Stresshormone, wie Adrenalin. Sie führen zu einer Abwehrreaktion des Körpers. Auch hier steigen der Blutdruck und Puls an. Der Körper beginnt zu schwitzen und zu zittern. Dieses ist jedoch ein Überlebensreflex. Dabei wird der Körper auf Angriff, Verteidigung oder Flucht vorbereitet. Ähnliches geschieht bei dem Verhalten auf Angst.
Lazarus (1998) beschreibt Stress als die Art und Weise wie wir ein Ereignis bewerten und weniger, dass das primäre Ereignis Stress erzeugt. Zu dieser Erkenntnis hat er ein sehr bekannt gewordenes Modell, das transaktionale Modell entwickelt. Dieses Modell wird im folgenden Kapitel näher erläutert.
Zur Beschreibung der Entstehung von Stress wird häufig das transaktionale Modell von Lazarus verwendet, welches aufgrund der angenommenen komplexen psychischen und dynamischen Prozesse nicht empirisch zu belegen ist.
Demnach wird die Entstehung von Stress nach Lazarus und Folkman (1984) wie folgt beschrieben:
Jeder Mensch bewertet Situationen und der daraus entstehenden Belastung und auch deren Bedrohlichkeit, verschieden. Das Modell beschreibt dieses in drei Stufen: Primary Appraisal (Primäre Bewertung), Secondary Appraisal (Sekundäre Bewertung) und Reappraisal (Neubewertung).
Bei der primären Bewertung können Situationen nach Lazarus und Folkman (1984) als positiv, neutral oder bedrohlich (stressend) bewertet werden.
In der Sekundärbewertung wird geprüft, ob die Situation mit den vorhandenen Ressourcen gelöst werden kann.
Unter der Neubewertung wird die Fähigkeit einer Veränderung der Erstbewertung, da die Bewertung und tatsächliche Bewältigungsstrategien interagieren, verstanden.
Als Bewältigungsstrategie versteht Myers (2008), eigene Wege zu finden, den Stress kognitiv, emotional oder im eigenen Verhalten zu verringern. Diese Strategie wird auch als „Coping“ verstanden (Myers, 2008).
Nach dem Modell von Lazarus entsteht Stress also dann, wenn eine Person eine Situation aufgrund selbst angenommener, mangelhafter Ressourcen, wie beispielsweise Zeit oder eigener Bewältigungs-strategien, nicht leisten kann. Da dieses Modell zu einem gedanklichen „Teufelskreislauf“ werden kann, erlaubt es Aussagen über die Entwicklung von langanhaltendem Stress.
Der „Vater der Stressforschung“ (Kaluza, 2012) Hans Selye, befasst sich hingegen mit den kurz- bis mittelfristigen körperlichen Auswirkungen von Stress. Seiner Ansicht nach kommt es zu kurzfristigen Veränderungen der Körperfunktionen. In seinem (1976) beschriebenen allgemeinen Adaptationssyndrom (AAS) geht es in der ersten Phase um die Alarmreaktion, in der zweiten Phase um die Widerstandsphase und in der dritten um die Erschöpfungsphase (s. Abbildung 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Die drei Phasen des allgemeinen Adaptionssyndroms nach Selye; eigene Zeichnung
In der Alarmreaktion wird die Person mit der Situation konfrontiert. Ihr Gleichgewicht wird gestört und sie beginnt, alle Kräfte zu bündeln, um die Situation zu bewältigen. Über eine biochemische Kaskade kommt es zur Ausschüttung des Hormons Adrenalin. Dieses Hormon veranlasst den Körper zu mehr Leistung und befähigt den Körper ebenfalls zu einer höheren Aktivität.
In der Widerstandphase erreicht die Person den Höhepunkt ihrer Mobilisierung. Um den Körper nicht völlig auszupowern, werden in dieser Phase die Hormone wieder langsam abgebaut und auf ein normales Maß reduziert. Werden hier die Grenzen des Organismus überschritten, kann dieses durchaus zum Tod führen. Reicht die Widerstandsphase aus, um in der Situation standzuhalten, jedoch nicht dem Stress entgegenzuwirken, erfolgt die Erschöpfung.
Im Erschöpfungsstadium sind nahezu alle Energiespeicher im Körper erschöpft. Der Organismus ist überlastet und die Stressbewältigung kann nicht mehr erfolgen.
Sowohl das Modell von Selye wie auch das Modell von Lazarus beschreiben die kurz- bis mittelfristigen bzw. langfristigen Stresssituationen in ihren ganzen Ausmaßen.
Tabelle 1: Befragungsergebnisse „In welchen Symptomen äußert sich Stress bei Ihnen?“ aus http://de.statista.com/statistik/daten/studie/814/umfrage/stress-symptome/.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In einer 2016 durchgeführten Studie wurden Bürger befragt „In welchen Symptomen äußert sich Stress bei Ihnen“? Mehrfachnennungen waren möglich. Die meisten nannten mit 67% Gereiztheit. Auch die heutzutage fast normal gewordenen Kopfschmerzen wurden mit 39% genannt. Die Lust auf Alkohol bildet das Schlusslicht, hat aber mit 10% noch einen nennenswerten Anteil.
Ist ein Mensch häufig Stresssituationen ausgesetzt, ohne zwischenzeitliche Phasen der Entspannung, kann es zu chronischen Stressbelastungen kommen. Dieses wiederum kann zu erheblichen gesundheitlichen Langzeitschädigungen führen (Kaluza, 2012).
Markgraf & Schneider (2009) beziffern die jährlichen finanziellen volkswirtschaftlichen Kosten von Stress auf Milliardenhöhe. Hieraus leitet sich Handlungsbedarf sowohl im präventiven als auch im therapeutischen Bereich ab.
Aus der zunehmenden Globalisierung, wie sie beispielsweise aus dem grenzüberschreitenden Warenverkehr abgeleitet werden kann (Bundeszentrale für Politische Bildung, 2015), der Arbeitsbelastung und dem daraus entstehenden Druck, entstehen Stressoren als externe Stimuli, die von großer Wichtigkeit sind.
So fand Lohman-Haislah (2013) im Stressreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsklima heraus, dass jeder Mitarbeiter eine hohe Multitasking Fähigkeit mitbringen muss und diese an oberster Stelle der stresserzeugenden Arbeitsbedingungen steht. Weitere stresserzeugende Faktoren benennt die Studie mit hohem Termin- und Leistungsdruck und ständig wiederkehrenden Arbeitsvorgängen.
Childs & Stoeber (2012) konnten in einer Längsstudie nachweisen, dass bei zwei unterschiedlich untersuchten Gruppen die das Gefühl hatten, dass andere von ihnen Perfektionismus am Arbeitsplatz erwarten, dies zu Stress und Burnout führen kann.
Auch Govind et al. (2014) machten Untersuchungen in Bezug auf den Arbeitsplatz. Sie fanden heraus, dass es einen bedeutenden Zusammenhang zwischen Stress im Job und der mentalen Verfassung von Lehrern gibt.
Ebenso Rajan (2014) hatte in seiner Forschungsstudie den Arbeitsstress im Fokus. Er hatte als Ziel herauszufinden, ob Arbeitsstress von Apothekern in privaten Krankenhäusern und in Apotheken anders wahrgenommen wird. Er wollte die Auswirkungen von Stress auf die Arbeitszufriedenheit und die Bewältigungsstrategien herausfinden. Er fand heraus, dass die Stressquellen, Auswirkungen von Stress und Bewältigungsstrategien ähnlich sind, egal ob sie in einem privaten Krankenhaus oder in einer Apotheke arbeiten.
Bono et al. (2013) untersuchten hingegen in einer Längsstudie, die täglichen Ereignisse von Probanden mit einem speziellen Fokus auf das positive Denken. Dabei fanden sie heraus, dass nicht nur das reduzieren negativer Ereignisse und Gedanken, sondern das herbeiführen von positiven Ereignissen, die Gesundheit fördern und Stress reduzieren kann. Die Ergebnisse zeigten, dass gerade ein Aufschreiben von positiven Dingen vom Tag am Abend, dieses verstärkt.
Wie bereits erwähnt, konnte Kabat-Zinn mit seinem klinischen MBSR Programm, zur wissenschaftlichen Unterstützung Stress abzubauen, beitragen. Dafür hat er ein acht-Wochen Programm entwickelt, dass durch intensive, tägliche Meditation hilft, Stress zu reduzieren (Kabat-Zinn, 2013).
Untersuchungen von Chiesa und Serretti (2009) bestätigten, dass durch eine achtsame Meditation eine Verringerung der emotionalen Erschöpfung und des Stressempfindens erlebt wird.
Weinstein et al. (2009) fanden heraus, dass achtsame Studenten besser mit Stress umgehen, als weniger achtsame Studenten. Dabei berichteten sie vor allem darüber, dass die Studenten aufgrund der höheren Ausprägung der Achtsamkeit weniger Vermeidungsstrategien anwenden.
Die Meta-Analyse von Mario Virgili (2015) hat den Einfluss von Schulungen und Achtsamkeitstraining über verschiedene Studien hinweg auf die Frage hin, ob Achtsamkeit Stress entgegenwirkt, untersucht. Virgili (2015) hat in dieser Studie 19 verschiedene Studien mit 1.139 Teilnehmern analysiert und eine gemittelte Effektgröße von g =0,68 bei einer Teststärke von 95 % für den Prä-Post-Vergleich (bei den Studien ohne Kontrollgruppen) und für den Vergleich zwischen Interventionsgruppen, die Achtsamkeitstrainings erhielten, und Kontrollgruppen, die kein Training erfahren haben, ermittelt.
Daraus lässt sich ableiten, dass Achtsamkeit Stress entgegenwirkt.
Für die Thesis ist wichtig zu erwähnen, dass das Design der untersuchten Studien von Virgili (2015) nahezu immer eine Vorher-Nachher Betrachtung hatten. D.h. zu Beginn der Studien wurden mit unterschiedlichen Methoden das Stressempfinden und die Achtsamkeit der Teilnehmer ermittelt. Nach einem entsprechenden Achtsamkeitstraining, fand eine erneute Befragung statt und die Werte wurden verglichen. Mehrheitlich wurden in seiner (wie auch in dieser Studie) Frauen befragt. Des Weiteren führte er seine Untersuchungen hauptsächlich in Gruppen des Gesundheitssektors, Berufstätigen und Lehrern durch.
Wie bereits geschildert, stellt Achtsamkeit einen Zustand ohne Bewertung des gegenwärtigen Augenblickes dar (Heidenreich et al., 2006b).
Empirische Befunde (z.B. Chiesa & Serretti, 2009; Virgili, 2015) konnten eine stressreduzierende Wirkung von Achtsamkeit belegen. Des Weiteren konnte bei achtsameren Personen im Vergleich zu weniger achtsameren Personen ein besserer Umgang mit Stress festgestellt werden (Weinstein et al., 2009). Diese empirischen Befunde könnten ein Hinweis für einen möglichen negativen Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und dem Stressempfinden sein.
Daraus wurde die folgende Hypothese abgeleitet:
Es gibt eine negative Korrelation zwischen Achtsamkeit und Stressempfinden.
Für die empirische Überprüfung sind hier die Null-Hypothese H0 und die Alternativhypothese H1 zu formulieren. Die Null-Hypothese ist so zu formulieren, dass sie verworfen werden muss wenn die zu testende Hypothese bestätigt wird.
H0: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Achtsamkeit und dem Stressempfinden.
H1: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Achtsamkeit und dem Stressempfinden.
Statistisch wird im Folgenden die Null Hypothese untersucht. Falls sie abgelehnt werden muss, bedeutet dies, dass die Alternativhypothese wahrscheinlicher ist und die These der Arbeit bestätigt.
In der statistischen Überprüfung wird der Zusammenhang anhand einer Korrelationsanalyse untersucht. Wenn diese statistisch verworfen werden muss, wird auf die alternative Hypothese zurückgegriffen.
Zur Prüfung der Hypothese wurde eine Onlinebefragung durchgeführt und die daraus ermittelten Daten einer statistischen Überprüfung unterzogen. Als erstes werden die Stichprobenbeschreibung und das Untersuchungsdesign erläutert, um dann die Messinstrumente für die Variablen Achtsamkeit und Stressempfinden vorzustellen. Zuletzt werden die Durchführung sowie die Datenanalyse näher beschrieben.
An der Befragung haben insgesamt 100 Personen teilgenommen. 83 haben den Fragebogen vollständig bearbeitet. 17 haben ihn begonnen, jedoch nicht vollständig abgeschlossen. Dieses entspricht einer Abbruchquote von 17%.
Zur Bestimmung des Stichprobenumfanges wurde für die Korrelationsanalyse ein α-Niveau von 0,5%, eine Teststärke von 80 %, und eine mittlere Effektstärke von 0,3, angenommen, da keine Studien gefunden wurden, die direkt einen Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Stressempfinden untersucht haben. Nach G*Power von Faul, Erdfelder, Buchner und Lang (2007) wurde der optimale Stichprobengröße von N =64 Personen ermittelt.
An der Befragung haben N=83 Probanden teilgenommen, so dass die optimale, ermittelte Stichprobengröße mit N = 64 erfüllt und sogar um knapp 30% übertroffen werden konnte. An der Studie nahmen 26 männliche (31%) und 57 weibliche (69%) Teilnehmer teil.
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