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Examensarbeit, 2016
28 Seiten, Note: 1,0
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Risiken in Unternehmen
2.1 Der Risiko-Begriff
2.2 Risiko-Systematik
2.3 Risiko-Arten
3 Risikomanagement in der Corporate Finance
3.1 Definition und Beschreibung
3.2 Ziele des Risikomanagements
3.3 Aufgabengebiete des Finanzrisikomanagement
3.4 Prozess des Finanzrisikomanagements
3.4.1 Identifikation der finanziellen Risiken
3.4.2 Bewertung und Quantifizierung der finanziellen Risiken
3.4.3 Steuerung und Absicherung der finanziellen Risiken
4 Das Konzept des Value at Risk in der Corporate Finance
4.1 Allgemeine Beschreibung des VaR-Konzeptes
4.1.1 Definition und Bedeutung des VaR
4.1.2 Prämissen
4.1.3 Berechnungsmethoden bzw. verfahren
4.1.3.1 Analytische Verfahren: Varianz-Kovarianz-Ansatz
4.1.3.2 Simulationsverfahren
4.1.3.2.1 Historische Simulation
4.1.3.2.2 Monte-Carlo-Simulation
4.1.3.3 Vergleich der Methoden
4.2 Aufbauende Konzepte / Risikomaße
4.2.1 Cashflow at Risk
4.2.2 Earnings at Risk
4.2.3 Credit Value at Risk
4.3 Anwendung und Einsatzgebiete in der Corporate Finance
4.4 Chancen und Grenzen in der Corporate Finance
5 Fazit
Literatur- und Quellenverzeichnis
Anhang
Abbildung 1: Aufbau des Finanzrisikomanagement-Prozess
Abbildung 2: VaR-Berechnungsmethoden
Abbildung 3: Grafische Darstellung des VaR (normalverteile Zufallsvariable)
Abbildung 4: Tabelle zur Berechnung des VaR anhand der historischen Simulation
Abbildung 5: Vergleich der verschiedenen VaR-Berechnungsmethoden
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Kreditinstitute und andere Finanzdienstleister sind aufgrund ihrer Tätigkeit diversen Finanzrisiken ausgesetzt, die zwischen Erfolg und Misserfolg entscheiden können. So besteht für Banken und Co. folglich die Notwendigkeit sich dieser Thematik bzw. Problematik anzunehmen und Lösungspotentiale zu schaffen. Die Quantifizierung der finanziellen Risiken nimmt dabei eine zentrale Rolle im Risikomanagementprozess ein. In der Finanzdienstleistungsbranche stellt das Konzept des Value at Risk (VaR) hierfür ein weit verbreitetes und bedeutendes Instrumentarium dar.1 Aber auch Unternehmen sind verschiedenen Finanzrisiken ausgesetzt, die es im Sinne des Unternehmenserfolgs zu quantifizieren und zu managen gilt. Zahlreiche Beispiele aus der Praxis bestätigen die Notwendigkeit und den positiven Einfluss eines effektiven Finanzrisikomanagements.2
Aufgrund der Bedeutung des Finanzrisikomanagements für Banken als auch für Unter- nehmen lohnt sich eine genauere Betrachtung dieser unternehmerischen Funktion. Hierfür behandelt diese wissenschaftliche Ausarbeitung die wichtigsten Informationen und zentralen Aspekte des Risikomanagements in der Corporate Finance. Zu Beginn erfolgt eine Definition und Abgrenzung der in der Unternehmenspraxis relevanten Finanzrisiken. Anschließend wird ein Blick auf das Risikomanagement und dessen Prozess bei der Behandlung der relevanten Finanzrisiken geworfen. Da der VaR im Risikomanagement von Finanzdienstleistern eine wichtige Rolle spielt und auch Unternehmen in der Pflicht sind die Finanzrisiken zu quantifizieren, fokussiert sich die Ausarbeitung im weiteren Verlauf auf das Konzept des VaR in der Corporate Finance. Hierfür erfolgt eine allgemeine Beschreibung des VaR und der Vorgehensweise bei der Berechnung. Darüber hinaus thematisiert diese Seminararbeit die Einsatzmöglichkeiten des VaR in Unternehmen und geht auf dessen Chancen und Grenzen ein. Ziel dieser Ausarbeitung ist es, die Anwendungspotentiale des VaR in der unternehmerischen Praxis zu analysieren und einzuschätzen, unter welchen Bedingungen und für welche Unternehmen dieses Konzept als Instrument zur Risikoquantifizierung empfehlenswert erscheint.
Aufgrund divergierender Auffassungen und Verständnisse konnte sich sowohl in der Theorie als auch in der Praxis keine allgemein gültige und anerkannte Definition des Risikobegriffs etablieren. Eine Ursache dafür ist die Abhängigkeit der Risiko¬einschätzung und -beurteilung von der individuellen bzw. subjektiven Risiko¬wahrnehmung des Betrachters3 Folglich entwickelte sich eine Vielzahl von Risiko¬Definitionen. Im weiteren Sinne wird Risiko als positive oder negative Abweichung eines, mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit, eintretenden Ereignisses vom ursprünglich erwarteten Ereignis, definiert. Im Gegensatz hierzu beschreibt die Definition im engeren Sinne das Risiko als negative Abweichung bzw. Verlustmöglichkeit.4 So wird Risiko aus Unternehmenssicht als „die Gefahr verstanden, dass Ereignisse, Entscheidungen, Handlungen oder Unterlassungen das Unternehmen daran hindern, angestrebte Ziele zu erreichen oder Strategien umzusetzen.“5 Weitere Definitionen beschreiben das Risiko als das Wagnis, das ein Unternehmen mit seinem Handeln bzw. der unternehmerischen Tätigkeit eingeht.6
Die Unternehmenstätigkeit ist unterschiedlichen Risikoarten bzw. kategorien aus- gesetzt. Diese können in externen Gegebenheiten wie makro-ökonomische, ökologische oder politische Entwicklungen liegen oder sich im Unternehmen intern entwickeln. Da die Risiko-Thematik äußerst komplex ist, lassen sich Risiken auf mehrere Weisen klassifizieren bzw. systematisieren.7 Hier erfolgt aufgrund der Fokussierung auf die Corporate Finance eine allgemeine Unterscheidung zwischen nicht-finanziellen und finanziellen Risiken, deren Ursprung im Finanzbereich des Unternehmens liegen.
Nicht-finanzielle Risiken
Die nicht-finanziellen Risiken lassen sich in eine externe und in eine interne Kategorie unterteilen. Zu den externen Risiken zählen unvorhersehbare Naturkatastrophen und politische bzw. ökonomische Risiken, die sich aus Veränderungen der gesellschaftlichen und ökonomischen Umwelt des Unternehmens ergeben. Die internen Risiken nicht- finanzieller Natur setzen sich aus den Geschäftsrisiken (Risiken in der Unternehmens- strategie, Risiken in der Beschaffung, Produktion, Vertrieb etc.) sowie den Betriebs- risiken zusammen. Den Betriebsrisiken lassen sich Risiken in den Ablaufprozessen, der EDV oder auch dem Personal zuordnen. Dabei stehen die unterschiedlichen Risikoarten in Wechselbeziehungen zueinander. So weisen bspw. politische bzw. ökonomische Veränderungen eine starke Korrelation zu den Finanzrisiken auf.8
Finanzielle Risiken
Finanzielle Risiken sind als Verlustrisiken der Finanzpositionen eines Unternehmens definiert. Risikoauslöser können u. a. eine unzureichende Liquiditätsplanung, Kurs- schwankungen auf den Finanzmärkten oder eine nachteilige Änderung der Ertragslage sein.9 Unternehmen bietet sich eine Vielzahl unterschiedlicher Finanzrisiken, wobei die für ein Unternehmen relevanten Finanzrisiken stark von deren Geschäftstätigkeit abhängen. Bedeutende finanzielle Risikogruppen sind in erster Linie die:
- Marktpreisrisiken: Zinsänderungs-, Währungskurs- und Preisrisiken
- Liquiditätsrisiken: Refinanzierungsrisiken, Bonitätsrisiken, Terminrisiken
- (Adress-)Ausfallrisiken: Kredit- und Forderungsausfallrisiko.10
Für die Corporate Finance ist des Weiteren eine Differenzierung der Risiken nach deren Wirkungsebenen sinnvoll. So wirken sich Liquiditätsrisiken und Marktpreisrisiken kurz- fristig auf der Cashflow- bzw. Liquiditäts-Ebene aus, während Ausfallrisiken Einfluss auf die Erfolgs-/Gewinnebene haben.11 Auch gilt es die Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Finanzrisiken zu berücksichtigen, da diese in der Unternehmenspraxis nicht voneinander isoliert, sondern vielmehr gleichzeitig auftreten können.12
Da sich im unternehmerischen Handeln einige unterschiedliche Risiken auftun, die den Erfolg entscheidend beeinflussen können, sind Unternehmen in der Verantwortung Risiken zu managen. Diese wichtige Funktion bzw. Aufgabe innerhalb einer Unter- nehmung übernimmt das Risikomanagement. Die hohe Bedeutung des Risiko- managements liegt zudem in einer allgemeinen Risikozunahme, steigenden Insolvenzen und Bonitätsrückgängen von Unternehmen begründet. Darüber hinaus erfordern sowohl der Gesetzgeber als auch der Kapitalmarkt eine aktive Auseinandersetzung mit dieser Thematik.13 Aufgrund der Vielzahl unternehmerischer Finanzrisiken kann speziell das Finanzrisikomanagement einen erheblichen Einfluss auf den unternehmerischen Erfolg haben.
Allgemein wird unter Risikomanagement ein Prozess verstanden, der sämtliche notwendigen Maßnahmen und Funktionen der Identifikation, Analyse, Bewertung, Überwachung und Steuerung von Risiken einschließt. Das Risikomanagement nimmt dabei eine Unterstützungsfunktion der Unternehmensführung wahr und nimmt Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Zentrale Themen im Risikomanagement sind u. a. potentielle Quellen für eine Gefährdung des Unternehmenserfolgs, Maßnahmen zur Abwendung von Gefahren und die Umwandlung von Risiken in unternehmerische Vorteile.14 Das Finanzrisikomanagement befasst sich mit den beschriebenen finanziellen Risiken der unternehmerischen Tätigkeit wie bspw. Zins-, Währungs- oder Rohstoff- preisrisiken. Im Worst-Case können diese die Unternehmensexistenz bedrohen. So hätte, laut dem damaligen Vorstandsvorsitzenden, eine fehlende Steuerung und Absicherung des Devisenrisikos innerhalb eines Jahres dreimal zur Insolvenz der Porsche AG geführt.15 Dieses Beispiel aus der Praxis verdeutlicht die Notwendigkeit des Finanzrisiko- management in Unternehmen. Die Bedeutung des Risikomanagements für Unternehmen wird zudem an den primären Zielen, die dem Risikomanagement gesetzt werden, ersichtlich.
Allgemein werden dem Risikomanagement folgende Zielsetzungen gestellt:
- Existenzsicherung des Unternehmens
- Sicherung des zukünftigen Unternehmenserfolgs
- Steigerung des Unternehmenswertes
- Eliminierung oder Reduktion von Risikokosten16
Das primäre Ziel des Finanzrisikomanagements ist folglich die Existenzsicherung des Unternehmens. Zentrale Themen dabei sind die Sicherung der Liquidität sowie die Verminderung und Steuerung der Finanzrisiken. Aber auch die Stabilisation des Finanzergebnisses und des Unternehmensratings sind von Bedeutung. Auf sekundärer Ebene hat das Finanzrisikomanagement darüber hinaus das Ziel der Optimierung des Finanzergebnisses.17 Allgemein trägt ein effektives Finanzrisikomanagement folglich nicht nur zur Existenzsicherung bei, sondern leistet zudem einen Beitrag zur optimalen Unternehmensentwicklung.18
Entsprechend der Vielzahl und Komplexität der Finanzrisiken und dem daraus resultierenden Managementaufwand setzt sich das Finanzrisikomanagement aus verschiedenen Teilbereichen bzw. Aufgabengebieten zusammen. Folgend werden einige zentrale Bereiche des Finanzrisikomanagement und deren Bedeutung für Unternehmen erläutert.
Wertpapierrisikomanagement
Ein Großteil der Unternehmen bindet für die Kapitalanlage einen Teil ihrer Liquidität in Form von Einlagen oder Wertpapieren. Das Kapitalanlagen-Universum der Unternehmen setzt sich dabei aus einer Vielzahl unterschiedlicher Wertpapiere zusammen, wobei festverzinsliche Anlagen und Aktienanlagen die bedeutendsten Finanzprodukte darstellen. Die Liquidität, die in Form von Wertpapieren gebunden ist, ist unterschiedlichen individuellen als auch Basisrisiken ausgesetzt. Diese Risiko- komplexität von Wertpapier-Anlagen erklärt die Notwendigkeit des Wertpapierrisiko- managements in Unternehmen. Aufgabe des Managements ist es zum einen die Risiken durch den Einsatz von Instrumenten wie Diversifikation, Hedging oder Limits zu steuern. Zum anderen kann ein effektives Management des Weiteren die Chancen des Kapitalmarkts nutzen und Finanzgewinne erzielen.19
Zinsrisikomanagement
Unternehmen treten zudem als Akteure auf dem Geldmarkt auf. Die Geschäfte auf dem Geldmarkt aber auch andere Finanzpositionen wie festverzinsliche Wertpapiere unterstehen gewissen Zinsrisiken, die zu einer nachteiligen Auswirkung auf die Finanzlage eines Unternehmens führen können. Das Finanzrisikomanagement ist in der Verantwortung diese zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern.20
Devisenrisikomanagement
Aufgrund der starken Internationalisierung und der zunehmenden Volatilität der internationalen Devisenmärkte haben Wechselkursschwankungen wachsende Einflüsse auf die Unternehmenstätigkeit. Um negative Erfolgsauswirkungen zu vermeiden sind Unternehmen daher in der Pflicht diese Einflüsse und die damit einhergehenden Risiken zu managen.21
Rohstoffpreisrisikomanagement
Auch die Märkte für Rohstoffe sind hohen Schwankungen ausgesetzt. Diese Problematik ist bspw. anhand verschiedener „Ölpreisschocks“ erkennbar. Aber auch andere Rohstoffe wie Nickel unterliegen einer teils starken Preisvolatilität und weisen folglich ein erhöhtes Risikopotential auf. Der Erfolg von Unternehmen, die einen hohen Rohstoffbedarf aufweisen, kann folglich durch eine Abhängigkeit zu diesen Preisschwankungen gekennzeichnet sein. Daraus ergibt sich im Sinne des Unternehmenserfolgs die Notwendigkeit eines Rohstoffpreismanagements22
[...]
1 Vgl. Priermeier 2005, S. 51.
2 Vgl. Priermeier 2005, S. VII.
3 Vgl. Keitsch 2004, S. 3.
4 Vgl. Diederichs 2012, S. 8.
5 Diederichs 2012, S. 9.
6 Vgl. Keitsch 2004, S. 4.
7 Vgl. Volkart 2011, S. 934.
8 Vgl. Keitsch 2004, S. 5 f.
9 Vgl. Keitsch 2004, S. 5 f.
10 Vgl. Gleißner; Meier 2001, S. 117.
11 Vgl. Volkart 2011, S. 935.
12 Vgl. Priermeier 2005, S. 84.
13 Vgl. Stiefl 2010, S. 8.
14 Vgl. Stiefl 2010, S. 8 f.
15 Vgl. Priermeier 2005, S. 5.
16 Vgl. Diederichs 2012, S. 12 f.
17 Vgl. Priermeier 2005, S. 2 f.
18 Vgl. Volkart 2011, S. 927.
19 Vgl. Priermeier 2005, S. 241 ff.
20 Vgl. Priermeier 2005, S. 103 ff.
21 Vgl. Priermeier 2005, S. 171
22 Vgl. Priermeier 2005, S. 209 f.