Bachelorarbeit, 2015
42 Seiten, Note: 1,3
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Perspektiven der Forschung - ein Literaturüberblick
3. Theoretischer Rahmen zu erfolgreichem Entrepreneurship
3.1 Entrepreneurship
3.2 Die Unternehmensgründung
3.3 Erfolg
3.4 Auswahl der relevanten Eigenschaften
4. Eigenschaften von erfolgreichen Entrepreneuren
4.1 Risikoneigung
4.1.1 Einfluss der Risikoneigung auf die Unternehmensgründung
4.1.2 Relevanz der Risikoneigung für unternehmerischen Erfolg
4.2 Kontrollüberzeugung und Selbstwirksamkeit
4.2.1 Einfluss der Kontrollüberzeugung und Selbstwirksamkeit auf die Unternehmensgründung
4.2.2 Relevanz der Kontrollüberzeugung und Selbstwirksamkeit für unternehmerischen Erfolg
4.3 Leistungsmotivation
4.3.1 Einfluss der Leistungsmotivation auf die Unternehmensgründung
4.3.2 Relevanz des Leistungsmotives für unternehmerischen Erfolg
4.4 Humankapital
4.4.1 Einfluss von allgemeinem und spezifischem Humankapital auf die Unternehmensgründung
4.4.2 Relevanz von allgemeinem und spezifischem Humankapital für unternehmerischen Erfolg
4.5 Sozialkompetenz
4.5.1 Einfluss der Sozialkompetenz auf die Unternehmensgründung
4.5.2 Relevanz von Sozialkompetenz für unternehmerischen Erfolg
4.6 Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse in tabellarischer Form
5. Schluss
Abbildung 1: Zusammenschau der Ergebnisse
„Global Heroes“ (The Economist, 2009).
So hieß 2009 eine Ausgabe der amerikanischen Zeitschrift „The Economist“ zum Thema Entrepreneure. Entrepreneurship ist in seiner kürzesten Definition erklärt, als die Gründung eines neuen Unternehmens (Gartner, 1985). Durch die Unternehmensgründung unterstützen Entrepreneure die Wirtschaft mit unzähligen neuen Arbeitsplätzen, bahnbrechenden Innovationen, neuer Produktivität des Landes, Steuern und auf viele weitere erdenkliche Weisen. Der Entrepreneur ist der Motor, die treibende Kraft des wirtschaftlichen Wachstums und der Schaffung von Wohlstand (Schumpeter, 1934). Er ist unverzichtbar für die moderne Wirtschaft und die Literatur beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten mit der Analyse unserer „Globalen Helden“ (The Economist, 2009). Die Gründung eines Unternehmens ist eine Herausforderung. Im Falle des Versagens entstehen hohe Kosten, nicht nur durch die verpasste Gelegenheit und verlorene finanzielle Ressourcen, sondern möglicherweise auch für den individuellen Entrepreneur, der mit sozialen oder psychischen Folgen leben muss (Bird, 1989; Zhao, Seibert und Lumpkin, 2010). Aus dieser Perspektive betrachtet kommen immer wieder dieselben Fragen auf, die die Literatur und ihre Forschung zu Entrepreneurship antreiben. Warum gründen manche Menschen ein Unternehmen und andere Menschen nicht? Warum sind manche Entrepreneure erfolgreich und warum versagen andere? Was unterscheidet erfolgreiche Entrepreneure von nicht erfolgreichen Entrepreneuren? Bestreiten erfolgreiche Entrepreneure den Schritt zur Unternehmensgründung von Anfang an mit anderen Veranlagungen?
Die Entscheidungen des Unternehmensgründers, seine Persönlichkeit, seine Eigenschaften erscheinen wichtig bei der Suche nach der Antwort auf die vorher genannten Fragen. Aufgrund dessen legt der Kern dieser Arbeit das Hauptaugenmerk auf die Eigenschaften von Entrepreneuren im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfrage, welche besonderen Eigenschaften erfolgreiche Entrepreneure auszeichnen. Um einen genauen, aber umfassenden Überblick über den Einfluss und die Besonderheit bestimmter Eigenschaften zu geben, sind im Rahmen dieser Arbeit sorgfältig sechs Eigenschaften ausgewählt worden, die im Aufgabenfeld von Entrepreneurship in wichtigen Situationen entscheidend erscheinen. Untersucht wurden „Risikoneigung“, „Kontrollüber- zeugung“, „Selbstwirksamkeit“ und „Leistungsmotivation“ sowie „Humankapital“ und „Sozialkompetenz“, um einen allumfassenderen Überblick über relevante Eigenschaften sowohl während der Unternehmensgründung als auch während der Etablierung des Unternehmens zu gewährleisten. Die Basis, auf der Entrepreneure sich von anderen Menschen unterscheiden, beginnt bei der Gründung eines Unternehmens, beim Entdecken und Nutzen der Marktchance. Dies ist der erste Schritt, der Entrepreneure von anderen Menschen unterscheidet (Gartner, 1988). Um zu entscheiden, ob einzelne ausgewählte Eigenschaften besonders erfolgreiche Entrepreneure auszeichnen wurde jede Eigenschaft zuerst darauf untersucht, ob sie positiven Einfluss auf die Unternehmensgründung hat und im zweiten Schritt relevant für unternehmerischen Erfolg ist. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen für vier von sechs analysierten Eigenschaften sowohl positiven Einfluss auf die Unternehmensgründung, als auch Relevanz für unternehmerischen Erfolg.
Studien in diesem Forschungsbereich haben zu großen Teilen spezielle, empirische Untersuchungen zu einzelnen einflussreichen Eigenschaften vorgenommen. Eine Zusammenfassung mehrerer wichtiger Eigenschaften, die Entrepreneure von anderen Menschen unterscheiden und zusätzlich noch auf Relevanz für erfolgreiches Entrepreneurship untersucht werden, bleibt eine Lücke in der Forschung, die diese Arbeit versucht zu schließen.
Im Anschluss an die Einleitung werden verschiedene Standpunkte der Literatur zur Besonderheit von Entrepreneuren und den für die Unterscheidung zwischen Entrepreneuren und Nicht-Entrepreneuren als relevant angesehenen Eigenschaften gegeben. Im dritten Kapitel werden die Grundlagen für den Kern der Analyse gelegt, indem ein Überblick zum Stand der Literatur zu den Definitionen von Entrepreneurship, Unternehmensgründung und Erfolg geschaffen wird, außerdem werden eigene Definitionen herausgearbeitet und im Anschluss die Kriterien der Wahl der Eigenschaften für die Analyse genau beleuchtet. Es folgt der Hauptteil im vierten Kapitel, die Analyse der ausgewählten Eigenschaften im Hinblick auf ihren Einfluss auf die Unternehmensgründung und ihre Relevanz für erfolgreiches Entrepreneurship. Abschließend werden die Ergebnisse im letzten Kapitel noch einmal zusammenfassend dargestellt, kritisch gewürdigt und mit einem Ausblick über zukünftige Forschungspotentiale ergänzt.
Das primär interessierende Phänomen dieser Arbeit ist die Frage nach dem Einfluss besonderer Eigenschaften von Entrepreneuren im Hinblick auf den Schritt zur erfolgreichen Unternehmensgründung und der damit einhergehende Unterscheidung zwischen Entrepreneuren und anderen Menschen. Welche Eigenschaften zeichnen erfolgreiche Entrepreneure aus? Zweck dieses Teils der Arbeit soll sein, den bisherigen Stand der Literatur zu diesem Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten und prägende Forschungsergebnisse aus bisher veröffentlichten Studien herauszuarbeiten. Seit vielen Jahrzenten beschäftigt sich die Forschungsliteratur mit Entrepreneurship. Autoren haben das Thema Entrepreneurship, die Besonderheit von Entrepreneuren und die Relevanz der Eigenschaften von Entrepreneuren für ihren Erfolg aus jeder möglichen Perspektive diskutiert und sind zu verschiedensten Ergebnissen gekommen. Der Aufbau dieses Teils der Arbeit soll daher wie folgt kategorisiert werden. Zuerst soll ein genereller Überblick über die Standpunkte verschiedener Autor zur Besonderheit von Entrepreneuren geschaffen werden, ob Entrepreneure sich tatsächlich von anderen Menschen unterscheiden. Weiter werden verschiedene Standpunkte dazu gezeigt, was in der Literatur als die Gründe für die Unterscheidung angesehen wird. Hierfür folgt ein Überblick über die in der Literatur als relevant diskutierten Eigenschaften für erfolgreiches Entrepreneurship.
Entrepreneure generieren durch Innovationen und Unternehmensgründungen Arbeitsplätze. Ihnen wird das Schaffen von Wohlstand zugeschrieben (Schumpeter, 1934). Sie sind unverzichtbar für die Wirtschaft. Generell ist aus der Literatur deutlich ersichtlich, dass Entrepreneure sich von anderen Menschen unterscheiden (Baum und Locke, 2004; Begley und Boyd, 1988; Collins, Hanges und Locke, 2004; Rauch und Frese, 2007). Es gehen wenige Gegenargumente aus der Literatur hervor. Ausnahmen wie Gartner (1985) mit der Aussage, dass die Unterschiede zwischen Entrepreneuren und ihren Unternehmen so groß seien, dass aus dieser heterogenen Gruppe von Menschen keine einheitliche Definition resultieren könne und ein „Durchschnitts-Entrepreneur“ nicht geformt werden könne und folglich keine Unterschiede zwischen Entrepreneuren und Nicht-Entrepreneuren definierbar seien, sind selten zu finden. Manche Versuche in der Literatur die Unterschiede zwischen Entrepreneuren und Nicht-Entrepreneuren empirisch zu belegen, kamen zu wenig erfolgreichen Ergebnissen und zogen daher den Schluss, dass die psychologischen Unterschiede zwischen Entrepreneuren und Managern sehr gering oder nicht vorhanden seien (Low und MacMillan, 1988). In den späten 80ern haben Autoren aufgrund dessen, dass sie keine konsistente Beziehung zwischen Persönlichkeitseigenschaften von Entrepreneuren und Entrepreneurship gefunden haben, beschlossen zukünftige Forschung zu dem Thema ruhen zu lassen (Brockhaus und Horwitz, 1986; Gartner, 1988). Auf der anderen Seite haben sehr viele Autoren herausgefunden, dass klare Unterschiede zwischen Entrepreneuren und Nicht-Entrepreneuren existieren (Rauch und Frese, 2007; Zhao, Seibert und Lumpkin, 2010). Die Persönlichkeitsmerkmale von Entrepreneuren sind hinsichtlich der Unternehmensgründung und dem Erfolg des Unternehmens als sehr wichtig klassifiziert worden.
In der Literatur entwickelte sich ein breiter Strom, der sich damit befasst welche besonderen Eigenschaften genau für den Unterschied zwischen Entrepreneuren und NichtEntrepreneuren sorgen, also welche Eigenschaften für eine erfolgreiche Unternehmensgründung maßgeblich relevant sind. Noch vor dem zweiten Weltkrieg hat die Forschung begonnen sich mit Eigenschaften und Charakteristiken zu beschäftigen, die Führungspersonen von anderen Menschen unterscheiden (Geier, 1967). Forscher haben die unterschiedlichsten Eigenschaften untersucht, die erfolgreiche Entrepreneure von anderen Menschen unterscheiden. Das Ergebnis ist eine lange Liste an einflussreichen Eigenschaften, aber die Standpunkte divergieren teilweise sehr auseinander. Douglas und Shepherd (2000) fanden zwar, dass weniger die angeborenen Eigenschaften von Entrepreneuren für Unternehmensgründungen verantwortlich gemacht werden können sondern, dass Unternehmensgründungen aufgrund ihrer Nützlichkeit für den Gründer entstehen, allerdings belegen viele Studien der letzten Jahrzehnte das Gegenteil (Baron, 1998; Baum und Locke, 2004; Begley und Boyd, 1988; Busenitz und Barney, 1997; Gatewood, Shaver und Gartner, 1995; Stewart Jr, Watson, Carland und Carland, 1999). Eines der bekanntesten Modelle der Persönlichkeitspsychologie, das Fünf-Faktoren Modell, mit den Persönlichkeitsmerkmalen Neurotizismus, Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Offenheit für Erfahrungen wurde ebenfalls oft angewandt, um relevante Persönlichkeitsmerkmale für erfolgreiches Entrepreneurship zu untersuchen (Zhao, Seibert und Lumpkin, 2010). Einige Autoren haben die Innovativität, gute Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit der Entscheidungsfindung als wichtigste Eigenschaften von Entrepreneuren untersucht (Cox und Jennings, 1995; Stewart Jr, Watson, Carland und Carland, 1999). Hisrich und Grachev (1995) erklärten in ihrer Studie das Selbstbewusstsein und die Unabhängigkeit von Entrepreneuren als relevante Eigenschaften. Auch der familiäre Hintergrund wird in Studien als einflussreicher Faktor untersucht, dazu kommt beispielsweise die Erziehung oder die Beziehung zu den Eltern (Hisrich und Grachev, 1995). Unter Anderem wurden auch Konformität, Ambigui tätstoleranz und Autonomie als besondere Eigenschaften untersucht (Sexton und Bowman, 1986). Ein neues Unternehmen zu gründen, in einen neuen Markt einzudringen und neue Innovationen zu etablieren ist mit Unsicherheit verbunden, weil damit auch Versagen und Verlust einhergehen kann (Busenitz, 1999). Es ist einleuchtend, dass daraus viele Forscher schließen Entrepreneuren könne die Eigenschaft einer größeren Risikoneigung zugeschrieben werden (Begley und Boyd, 1988; Busenitz, 1999). Andererseits gibt es einige Forschungsergebnisse, die behaupten es gäbe hinsichtlich der Risikoneigung keinen ersichtlichen Unterschied zwischen Entrepreneuren und NichtEntrepreneuren (Brockhaus, 1980; Low und MacMillan, 1988). Die Risikoneigung als Eigenschaft von Entrepreneuren ist folglich ein viel diskutiertes Thema der Forschung. Große Aufmerksamkeit erhielten allerdings auch Kontrollüberzeugung, Selbstwirksamkeit, Leistungsmotivation, Humankapital und Sozialkompetenz (Baron und Markman, 2003; Baum und Locke, 2004; Collins, Hanges und Locke, 2004; Rauch und Frese, 2007; Unger, Rauch, Frese und Rosenbusch, 2011).
Entrepreneurship ist ein fruchtbarer Boden für viele Forschungsrichtungen von der Psychologie bis hin zur Wirtschaft. Die Analysemethoden und Ergebnisse von Autoren in diesem Gebiet sind höchst interessant und aufschlussreich. Doch da sich die Forschung seit vielen Jahrzehnten mit Entrepreneuren und ihrem Erfolgsrezept auseinander setzt und dieses Thema aus vielen verschiedenen Perspektiven beleuchtet hat, ist es unvermeidlich, dass die Ergebnisse teilweise große Divergenzen aufweisen. Dies geht beispielsweise daraus hervor, dass Autoren unterschiedlichste Grundlagen, Eingrenzungen, Definitionen oder Skalen bei ihren Analysen verwendet haben.
Viele Studien haben die Eigenschaften von Entrepreneuren mit einem eingeschränkteren Blickwinkel analysiert. Es wurden oft sehr homogene Gruppen für die Analysen gebildet und sich auf eine geringe Kombination von Eigenschaften beschränkt. Diese Arbeit versucht genau diese Lücke der Literatur zu schließen indem durch allgemeinere Definition und einer Zusammenschau wichtiger Ergebnisse ein größerer Blickwinkel und somit ein neuer Überblick über die relevanten Eigenschaften für erfolgreiches Entrepreneurship gegeben werden kann.
Wenn es um Entrepreneurship geht, ist im Allgemeinen die Gründung eines Unternehmens gemeint. Es geht um Unternehmertum. Entrepreneurship fördert den technischen Wandel, Innovation und generiert infolgedessen ökonomisches Wachstum (Schumpeter, 1934). Dieser unternehmerische Prozess tritt auf, weil ein Mensch agiert und die Gelegenheit nutzt, ein Unternehmen zu gründen (Shane, Locke und Collins, 2003). Der zentrale Kern, der Anfang und die treibende Kraft ist also der Gründer, der Unternehmer, aufgrund seiner Wichtigkeit für Erzeugung von Wohlstand (Baron, 1998). Folglich sind in vielen Studien zu diesem Thema immer wieder Fragen aufgekommen wie: Warum realisieren manche Menschen diese Chance ein Unternehmen zu gründen? Warum schaffen es manche Menschen mit dieser Gründung erfolgreich zu sein und andere nicht? - Weil manche Menschen anders sind als andere (Shane, Locke und Collins, 2003). Erfolgreiche Entrepreneure müssen sich offensichtlich im Hinblick auf ihre Eigenschaften von anderen Menschen unterscheiden.
In diesem Teil der Arbeit sollen die Grundlagen für die folgende Analyse der Eigenschaften erfolgreicher Entrepreneure gelegt werden. Um einzelne Eigenschaften von Entrepreneuren analysieren zu können und ihre Relevanz für den unternehmerischen Erfolg herausarbeiten zu können, soll zunächst ein Überblick über Standpunkte der Literatur zu Definition von Entrepreneurship und Entrepreneuren, sowie Definitionen zu Erfolg geben werden. Wovon ist im Detail die Rede wenn von Entrepreneurship, Entrepreneuren und Erfolg gesprochen wird? Wie genau definiert die Forschung, die sich seit vielen Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigt und prägnante Ergebnisse dazu herausgestellt hat, diese Begriffe und welche Definitionen sind für den Kern dieser Arbeit von Relevanz? Als Rahmenbedingungen für die Eigenschaftsanalyse wird im Folgenden eine gemeinsame Schnittstelle wichtiger Definitionen aus bisherigen Forschungsergebnissen heraus gearbeitet und im Anschluss die, für diese Arbeit ausgewählten, Eigenschaften von Entrepreneuren vorgestellt und Kriterien für ihre Auswahl erläutert.
Einer der Pioniere, der im Bereich Entrepreneurship forschte, war Schumpeter (1934). Vor rund 80 Jahren begann er Entrepreneure als Individuen zu definieren, die sich mit neuen Konstellationen von Produkten und ihrem Sinn beschäftigen. Entrepreneurship war für ihn das Vornehmen, neue Vereinbarungen zu treffen, um neue Produkte zu entwickeln. Der Entrepreneur als Innovationsreiter. Mit dieser Definition bezieht Schumpeter sich auf die Kreativität, nicht aber auf andere, relevante ökonomische Bereiche. Gartner (1985) setzte mit seiner Forschung ebenfalls einen Meilenstein in diesem Bereich. Er reduzierte sich auf die kurze und prägnante Definition von Entrepreneuren als die Gründer eines neuen Unternehmens (Begley und Boyd, 1988; Gartner, 1985). Aus einem anderen Blickwinkel werden Entrepreneure definiert als Haupteigentümer und Manager (Brockhaus, 1980) oder Eigenanteilsbesitzer, Manager und Gründer (Rauch und Frese, 2007). Entrepreneure sind Pioniere, im Prozess mit viel Hingabe, Einsatz und Zeit etwas Neues zu schaffen, wissentlich des finanziellen, sozialen und psychi- sehen Risikos und dafür die monetäre und persönliche Zufriedenheit und Unabhängigkeit als Belohnung erwartend (Thomas und KamalE'iiabhan, 2009). Er kann ein neu gegründetes Unternehmen zu seinem Besitz zählen und ist sich des damit einhergehenden Risikos und Resultaten im Klaren. Manche sind sich sicher, dass Entrepreneure das hohe finanzielle und persönliche Risiko wissentlich eingehen, um die Gelegenheit zu nutzen und Wert zu schaffen (Holt, 1992; Thomas und KamalE'iiabhan, 2009). Interessant zu erwägen für diese Arbeit ist auch die allgemeint akzeptierte Beschreibung von Entrepreneurship als der Prozess eine Marktchance zu identifizieren, einzuschätzen und zu nutzen und alle nötigen Ressourcen für Erfolg mit viel Hingabe und Einsatz zusammen zu bringen (Thomas und KamalE'iiabhan, 2009). Baum und Locke (2004) konzentrieren sich ausschließlich auf wachstumsorientierte Gründereigentümer, die ihr eigenes Unternehmen managen. Bei ihnen wird ebenfalls mehr der Prozess des Entdeckens und Nutzens neuer Produktnischen behandelt als die Führung eines bereits etablierten Unternehmens, also Unternehmen die vom Manager nicht selbst gegründet wurden (Shane und Venkataraman, 2000).
Definiert man den Entrepreneure ausschließlich als Etablierer eines neuen Unternehmens, ergibt sich ein Problem. Es wird außer Acht gelassen, dass bei der Gründung verschieden qualitative Gelegenheiten oder Marktchancen vorherrschen, die es für einen Gründer gilt zu identifizieren und zu bewerten. Man ignoriert hier einen wichtigen Teil der Eigenschaften, die Gründer von anderen Gesellschaftsmitgliedern unterscheiden (Shane und Venkataraman, 2000). Shane und Venkataraman (2000) definieren Entrepreneurship als das Prüfen dessen wie, wer und was Einfluss auf das Entdecken, Bewerten und Nutzen von Gelegenheiten hat, Güter und Services zu produzieren (Venkatara- man, 1997). Daraus ist zu schließen, dass Entrepreneurship der Prozess der Entdeckung, Bewertung und Nutzung von Gelegenheiten und den Menschen, die sie entdecken, bewerten und nutzen ist (Shane und Venkataraman, 2000).
Die Definitionen, die aus früheren Studien hervorgehen, sind meist sinnvoll und gebräuchlich, doch sie umfassen oft nur Teilaspekte des Entrepreneurship und können keinen Überblick über das gesamte Feld unternehmerischer Aufgaben geben (Low und MacMillan, 1988). Um spezielle Eigenschaften von Entrepreneuren untersuchen zu können, müssen möglichst viele Aufgabenfelder im Bereich Entrepreneurship eingebunden werden. Da es das Ziel dieser Arbeit ist, einen allumfassenden Blick über die relevanten Eigenschaften für erfolgreiches Entrepreneurship zu geben, wird versucht eine Schnittstelle der Definitionen der bisherigen Forschung herauszukristallisieren.
Eine Schnittstelle der Mehrzahl der Definitionen liegt ganz klar darin, dass Entrepreneure ein Unternehmen gründen und führen, aber auch, dass sie fast ausschließlich mit neuen unvorhersehbaren Situationen agieren müssen. Daher werden in dieser Arbeit Entrepreneure in Anlehnung an Brockhaus (1980) und Busenitz (1999) als die Gründer, aber auch Eigentümermanager eines neuen Unternehmens definiert. Unter Gründung wird verstanden, eine Marktchance zu identifizieren und zu nutzen (Shane und Venka- taraman, 2000), dies wird im nächsten Abschnitt näher erläutert. Relevant für den Kern dieser Arbeit ist es, Entrepreneure als Gründer und Eigentümermanager zu verstehen, sodass man davon ausgehen kann, dass sie mit großer Verantwortung und riskanten Entscheidungen umgehen müssen um kritische, herausfordernde Situationen im Hinblick darauf untersuchen zu können, wo bestimmte Eigenschaften zum Vorschein kommen und dort ihren Beitrag leisten. Aufgrund dessen und um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu übersteigen werden andere Faktoren, wie Geschlecht des Entrepreneurs, Größe der Firma oder Anzahl der Angestellten für die Definition von Entrepreneuren in dieser Arbeit nicht explizit betrachtet.
Entrepreneure werden definiert als die Gründer und Manager eines Unternehmens. Für das Verständnis der Definitionen des letzten Abschnittes, die Entrepreneurship in Bezug auf das Nutzen einer Gelegenheiten erklären und für den Kern dieser Arbeit ist es wichtig die Identifizierung und Nutzung einer Gelegenheit zur Unternehmensgründung, näher zu erläutern.
Laut Bygrave und Hofer (1991) beinhaltet der Entrepreneurprozess alle Funktionen, Aktivitäten und Aktionen die darauf zielen, eine Gelegenheit zu erkennen und sie durch die Unternehmensgründung wahrzunehmen. Für sie ist eine Gelegenheit eine Situation in der Zukunft, die der Entscheidungsträger persönlich als realisierbar bewertet. Diese Gelegenheit soll existieren, wenn es möglich ist ein Ressourcenbündel zu einem hören Preis zu verkaufen, als es kostet dieses zu verpacken und zu versenden (Shane und Venkataraman, 2000). Eine Gelegenheit kann auch als eine Unternehmensidee gesehen werden (Davidsson und Honig, 2003), gleichermaßen als das Entfalten von entwickelten, modifizierten Ideen (Dimov, 2007). Gemeint ist die Gelegenheit zur Erschaffung eines zukünftigen Gutes oder Services, also dem verwirklichen einer Unternehmensidee (Davidsson, 2003; Eckhardt und Shane, 2003; Venkataraman, 1997).
Dimov (2009) verdeutlicht das Ergreifen einer Gelegenheit mithilfe einer einfachen Metapher. Man stelle sich vor aus permanent öffnenden und schließenden Erdlöchern schössen neue Unternehmen. Ein kleines Schiff gesteuert von einem Entrepreneur und getankt mit der Gelegenheit von welcher Qualität und Inhalt unbekannt sind, streben diese Unternehmen an. Jedes Schiff scheint potentiell erfolgreich, aber benutzt man es, merkt man, manche sind zu wenig getankt und schaffen es nicht. Einige Schiffe erreichen das Loch, aus dem das Unternehmen schießt zu spät, werden zur Seite gedrängt oder enden zu früh mit leerer Tankfüllung. Manche aber sind schnell genug und erreichen das Ziel. Was unterscheidet die Schiffe von Sieg und Versagen?
Sowohl der erfolgreiche als auch der nicht erfolgreiche Manager widmet der Entscheidung ein Unternehmen zu gründen oder nicht ziemlich den gleichen Zeitaufwand (Gatewood, Shaver und Gartner, 1995). Was macht den entscheidenden Unterschied zwischen Erfolg und Versagen wenn es um die Gründung eines Unternehmens, um das Nutzen dieser Gelegenheit geht? Sicher sind nicht alle Gelegenheiten gleich. Laut Gatewood, Shaver und Gartner (1995) gibt es unprofitable Gelegenheiten und solche, die als gut und lohnenswert erscheinen. Entweder ein erfolgreicher Entrepreneur ist „nur“ ein von Glück gesegneter Mensch, der glücklicherweise zufällig eine gute Gelegenheit erwischt und nutzt, oder er ist anders, als erfolglose Entrepreneure und andere Menschen, durch die Fähigkeit oder das Talent die Gelegenheiten besser zuzuordnen und zu bewerten als andere und die größere Wahrscheinlichkeit gute Gelegenheiten zu entdecken und zu nutzen. (Gatewood, Shaver und Gartner, 1995)
Gerade weil der Markt eine so große Spanne an profitablen Möglichkeiten bietet, ist diese Fähigkeit, eine vielversprechende Idee von einer weniger vielversprechenden zu unterscheiden, von großer Bedeutung für Entrepreneurship und den Erfolg (Markman und Baron, 2003). Eine neue, aussichtsreiche Gelegenheit zu identifizieren und zu nutzen, das heißt zielgerichtet ein Unternehmen zu gründen, wird als Herzstück des Entre- preneurships gesehen, es ist der Grundbaustein für alles, was folgt und dadurch besonders wichtig für Unternehmertum (Ardichvili, Cardozo und Ray, 2003; Audretsch, Keilbach und Lehmann, 2006; Timmons, Muzyka, Stevenson und Bygrave, 1987). Der Unterschied zwischen einem Entrepreneur und einem Nicht-Entrepreneur ist grundsätzlich, dass Entrepreneure ein Unternehmen tatsächlich gründen und die anderen nicht (Gartner, 1988). Hierfür verantwortlich sind unter anderem individuelle psychologische Faktoren, sie sind der Vorläufer von erfolgreichem, unternehmerischen Handeln (Lachman, 1980; Stewart Jr, Watson, Carland und Carland, 1999). Gerade in ungewis- sen Situationen kann das Entscheidungsverhalten auf kognitive Mechanismen, Entscheidungsregeln durch Neigungen und Heuristiken, zurückgeführt werden. Sie sind somit subjektiv und eng mit der Psyche des Entrepreneurs verbunden (Busenitz und Barney, 1997).
Für den Unterschied zwischen der Zukunft als erfolgreicher Entrepreneur und NichtEntrepreneur muss also eine qualitative Marktchance entdeckt und genutzt werden. Auf Basis dieser Grundlage werden im Kern dieser Arbeit ausgewählte Eigenschaften darauf untersucht, ob sie Einfluss auf die Unternehmensgründung nehmen und somit besonders bei Entrepreneuren zu finden sind oder nicht. Für die allumfassende Beantwortung der Forschungsfrage, welche besonderen Eigenschaften erfolgreiche Entrepreneure auszeichnen muss die Analyse der Eigenschaften noch erweitert werden, um die Relevanz der Eigenschaften für erfolgreiches Unternehmertum. Dafür wird im folgenden Abschnitt ergänzend ein Überblick über die Definitionen zu „Erfolg“ in der Forschung über Entrepreneurship erstellt und um den theoretischen Rahmen dieser Arbeit abzuschließen, eine Definition von „Erfolg“ aus der Schnittstelle der Forschung gezeichnet.
Zur Analyse der Eigenschaften von Entrepreneuren wird auch auf die Relevanz der Eigenschaften für unternehmerischen Erfolg eingegangen. Bei den Definitionen von Erfolg kann in der Literatur kein einheitlicher Ansatz festgestellt werden. Unternehmerischer Erfolg kann auf verschiedenste Arten aufgefasst werden (Markman und Baron, 2003). Einige Forscher sehen das Unternehmenswachstum oder das Überleben eines jeweiligen Unternehmens als geeignetes Performance Maß für die Messung des Erfolgs (Baum, Locke und Smith, 2001; Baum und Locke, 2004). Unternehmertum beschäftigt sich mit der Unternehmensgründung, folglich ist ein möglicher Erfolgsindikator das Etablieren und der Fortbestand des Unternehmens (Markman und Baron, 2003). Oft betrachten Forscher den Überlebenszeitraum von mindestens 3 Jahren und entscheiden anhand dessen, ob Unternehmen erfolgreich sind (Makhbul und Hasun, 2010; Taormina und Lao, 2007). Die Wahl der möglichen Erfolgsindikatoren ist breit gefächert, von Umsatzwachstum bis Vermögensrendite über Zufriedenheit oder Reputation. Manche Forscher unterteilen Erfolg in Ertragswachstum und Wachstum der Zahl der Angestellten, beides wird zu Beginn und am Ende einer bestimmten Zeitperiode gemessen und ausgewertet (Hmieleski und Baron, 2008). Erfolg lässt sich auch anders deuten, wobei man sich auf zwei wesentliche Schwerpunkte konzentriert.
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