Bachelorarbeit, 2017
29 Seiten
1 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
2 EINLEITUNG
2.1 PROBLEMSTELLUNG
2.2 FORSCHUNGSFRAGE
2.3 ZIEL DER ARBEIT
3 DEFINITIONEN
3.1 UMWELT
3.2 ETHIK
3.3 UMWELTETHIK
3.4 ABGRENZUNG ZUR WIRTSCHAFTSETHIK
4 ALLGEMEINE GRUNDLAGEN
5 BEGRÜNDUNGSANSÄTZE UND POSITIONEN
5.1 ANTHROPOZENTRISMUS
5.2 PATHOZENTRISMUS
5.3 BIOZENTRISMUS
5.4 HOLISMUS
5.5 TIEFEN-ÖKOLOGIE
5.6 GAIA-THEORIE UND ECOCIDE-ACT
6 DIE ANGEWANDTE UMWELTETHIK
6.1 TIERE
6.2 PFLANZEN
6.3 BIOSPHÄRE
7 WARUM NEHMEN UNTERNEHMEN RÜCKSICHT AUF IHRE UMWELT
8 PRAXISBEISPIELE
8.1 POSITIVBEISPIELE
8.1.1 Robert Bosch GmbH
8.1.2 Bellaflora GesmbH
8.1.3 H&M Hennes Mauritz AG
8.2 NEGATIVBEISPIELE
8.2.1 BP Beyond Petroleum
8.2.2 Volkswagen VW
9 SCHLUSS
9.1 ZUSAMMENFASSUNG
9.2 FORSCHUNGSFRAGE
9.3 AUSBLICK
LITERATURVERZEICHNIS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
"Jahrzehntelang wurde die Nutzung von Umweltgütern bei der Güterproduktion als selbstverständlich und nicht limitiert aufgefasst. Seit etwa 1970 warnen Ökologen, die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums seien erreicht und die Schwelle zur Umweltausbeutung sei überschritten.“1 Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass Unternehmen durch ihr Handeln die Umwelt und ihre natürlichen Ressourcen massiv beeinflussen. Der Ressourcenverbrauch liegt über der natürlichen Regenerationsfähigkeit der Umwelt.2 Der Treibhauseffekt, Wasser- und Luftverunreinigungen, Altlasten, Arten- und Waldsterben etc. werden wesentlich durch die Wirtschaft beeinflusst.3 Es ist an der Zeit, dass sich Unternehmen ihrer Verantwortung bewusst werden. Einer Verantwortung, die die gesamte Welt beeinflusst und nicht nur in der jetzigen Zeit, sondern auch in Hinblick auf zukünftige Generationen. Die Einstellung vieler Konsumenten ändert sich. Immer mehr Konsumenten schauen auf Unternehmen und ihren Umgang mit der Umwelt. Mit der Entwicklung des allgemeinen Umweltbewusstseins werden Unternehmen zum Teil gezwungen auf ihre Umwelt zu achten. Ist das genug für einen ausreichenden Umweltschutz?
An die oben beschriebene Problematik knüpft die Forschungsfrage: „Warum nehmen manche Unternehmen Rücksicht auf die Umwelt? Verantwortung, Gewissen oder „nur“ Trend?“
Das Ziel dieser Arbeit soll es sein einen Überblick über die Umweltethik und in weiterer Folge in Verbindung mit Unternehmen zu geben. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Arbeit in mehrere Gliederungspunkte unterteilt.
Am Beginn werden die Begriffe genauer erläutert und eine Abgrenzung zur Wirtschaftsethik vorgenommen, danach folgt eine kurze Darstellung der Grundlagen und die unterschiedlichen Positionen und Begründungsansätze werden aufgezeigt. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit beschäftigt sich ein Kapitel speziell mit der angewandten Umweltethik in Zusammenhang mit Tieren, Pflanzen und der Biosphäre. Der nächste Abschnitt behandelt die Forschungsfrage. Die Forschungsfrage wird auch anhand von Praxisbeispielen untermauert. Diese Praxisbeispiele beziehen sich auf wirkliche Unternehmen, die in Positiv- und Negativbeispiele untergliedert werden. Im letzten Gliederungspunkt werden die wesentlichen Punkte und Schlussfolgerungen kurz zusammengefasst, die Forschungsfrage beantwortet und ein Ausblick gegeben.
Bevor tiefer in die Thematik eingegangen wird, müssen folgende Begriffe näher definiert werden. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen. Im Laufe dieser Arbeit sollen aber folgende Begriffsbestimmungen zur Anwendung kommen.
Es gibt viele unterschiedliche Umweltdefinitionen. In Folge dieser Arbeit wird der restriktive Umweltbegriff verwendet.
Als Umwelt werden demzufolge die natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen, also Boden, Luft, Wasser, die Biosphäre und deren Beziehungen untereinander sowie zu den Menschen verstanden.4 Genau darauf wirken Unternehmen ein.5
„Ethik besteht darin, mich verpflichtet zu fühlen, allem Lebenden die gleiche Ehrfurcht entgegenzubringen wie dem eigenen Leben.“6
Die Ethik fragt nach der richtigen Entscheidung und dem richtigen, d.h. verantwortlichen Handeln in Konfliktsituationen.7 Sie beschäftigt sich mit menschlichen Sitten im weiteren Sinne.8 Sie versucht allgemeine Kriterien für gut, richtig, gerecht etc. zu entwickeln und andererseits Orientierungen zu bieten für Fälle, in denen subjektiv moralische Auffassungen unsicher oder widersprüchlich sind.9
Wenn man nun diese zuvor definierten Begriffe zusammenführt, kommt man zur Bedeutung des Begriffs der Umweltethik. Ein Synonym ist die Naturethik. Sie ist ein Teilbereich der Ethik und gehört zur angewandten Ethik, d.h. sie beschäftigt sich „nicht alleine mit den theoretischen Überlegungen über ein angemessenes Handeln, sondern betrachtet dabei das Handeln im konkreten Handlungskontext“.10 Bei der Umweltethik handelt es sich um die Anwendung der allgemeinen Ethik auf einen spezifischen Bereich des menschlichen Lebens, nämlich den Umweltbereich.11 Umweltethik fragt nach dem richtigen Umgang des Menschen mit der Umwelt und mit der Natur.12 Sie bezieht sich auf moralische Fragen beim Umgang mit der belebten (Pflanzen, Tiere) und unbelebten Umwelt des Menschen.13
„Die Umweltethik fragt zum einen nach den Gründen und den aus eigenen gewonnenen Maßstäben (Werte und Normen), die unser individuelles und kollektives Handeln im Umgang mit der außermenschlichen Natur bestimmen. Zum anderen fragt sie danach, wie diese Maßstäbe umgesetzt werden könnten.“14
Wirtschaftsethik ist die Wissenschaft von ethischem Verhalten in der Wirtschaft.15 Die Wirtschaftsethik ist nicht Teil dieser Arbeit. Diese Arbeit beschäftigt sich speziell mit der Umweltethik, obwohl es einige Verbindungen zwischen Wirtschaftsethik und Umweltethik gibt.
Im folgenden Gliederungspunkt soll kurz auf die wichtigsten allgemeinen Grundlagen der Umweltethik eingegangen werden.
In der Umweltethik geht es um die Frage, „ob und ggfs. in welchem Umfang eine ethisch begründete Verantwortung (…) für Umwelt besteht.“16 Es wird angenommen, dass Bedarf für ein solches Verhalten besteht; d.h. es besteht eine Konfliktsituation auf die reagiert werden muss.17 Wer trägt diese Verantwortung und Verantwortung wofür? Die Entität muss fähig sein das Erwartete oder Zugerechnete überhaupt hervorzubringen.18 Außerdem muss sie fähig sein, „dass betreffende Verhalten zu unterlassen bzw. die betreffenden Handlungsfolgen zu vermeiden“.19 Die betreffende Entität kann ihr Verhalten selbst steuern.20 Menschen können ganz klar darunter subsumiert werden, aber was ist mit Unternehmen? Unternehmen selber setzen keine Handlungen. Sind sie in weiterer Folge daher von dieser Verantwortung ausgenommen? Die Meinungen gehen auseinander. Allerdings muss es eine solche Verantwortung auch für Unternehmen geben. Ein möglicher Erklärungsansatz wäre, dass Unternehmen ebenfalls von individuellen, natürlichen Personen gelenkt werden und diese sehr wohl diese Kriterien erfüllen. Strittig ist ebenfalls die Frage nach der Reichweite der Verantwortung. Sind zukünftige Generationen Gegenstand unmittelbarer moralischer Verantwortung?21 Diese Frage kann nicht abschließend geklärt werden.
Außerdem gibt es die Umwelt nicht mehr in ihrem Urzustand, sondern nur in veränderter Form, als vorbelastete Umwelt.22 Der Mensch hat im Laufe der Jahrtausende massiv auf die Umwelt eingewirkt und sie drastisch verändert. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Umwelt in niemandes Eigentum steht; es handelt sich um Eigentum der Gemeinschaft, von dem niemand ausgeschlossen werden kann.23
Wir brauchen die Umwelt um zu überleben, allerdings hat sie noch weitere positive Effekte. Sie gilt als „erholsam und förderlich für die menschliche Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden“.24 Die (inner-)städtischen Gebiete werden oft mit Lärm, Schmutz und Stress in Verbindung gebracht, während naturnahe Gebiete als beruhigend, entspannend und stressfrei gelten.25 Viele Menschen ziehen sich in die Natur und in Wälder zurück, um dort Erholung und Ruhe zu finden. In letzter Zeit kann die Tendenz beobachtet werden, dass wieder mehr Interesse am Heimatlichen und Regionalen entsteht.26 Die Besonderheiten des jeweiligen Ortes stehen im Fokus.27 „Ethics of Place“ ist ein umweltethischer Ansatz, „der Richtlinien für den Umgang mit der natürlichen Umwelt innerhalb bestimmter lokaler und regionaler Kontexte entwickelt.“28
Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Begründungsansätzen und Positionen, die im Folgenden genauer untersucht werden. Allerdings sind diese unterschiedlichen Ansätze in der Literatur keineswegs einheitlich. Deshalb wird vor allem nach der Unterscheidung von Andreas Brenner und Konrad Ott vorgegangen.
griechisch: ánthropos - „Mensch“ lateinisch: centrum bzw. (alt)griechisch kéntro- „Mittelpunkt“ Wie sich aus dem Begriff bereits ableiten lässt, steht hier der Mensch im Mittelpunkt.
Der epistemische Anthropozentrismus besagt, dass Menschen die einzigen wertenden Lebewesen seien, da nur sie empfindungsfähig, teleologisch und bewusstseins- bzw. reflexionsfähig seien.29 Menschen haben die nötige Vernunft. Allerdings wird nichts über den Rang des Menschen ausgesagt, im Gegensatz zum moralischen Anthropozentrismus. Der Mensch steht an erster und höchster Stelle. „Menschen neigen dazu, die Natur insoweit wertzuschätzen und zu achten wie sie ihren eigenen Bedürfnissen dient.“30 D.h. dass der Mensch nur schützt, was für ihn von Vorteil ist, sozusagen aus Eigeninteresse.31 Der Mensch wägt seine unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten ab und handelt dann so wie es ihm mehr nutzt. Man kann ihm also einen gewissen Naturschutz nicht absprechen, allerdings wird dies als unzureichend kritisiert, da er die Natur nur soweit schützt als es für ihn von Interesse ist.32 „Der Anthropozentrist sieht die Welt immer und ausschließlich aus der Warte des Menschen.“33
[...]
1 Ossendot, Umweltethische Verantwortung von Unternehmen und ihre Umsetzung in der Praxis (2002) 7.
2 Vgl. ebenda.
3 Vgl . Ossendot, Umweltethische Verantwortung von Unternehmen und ihre Umsetzung in der Praxis (2002) 7.
4 Vgl. Kloepfer, Umweltrecht (1998) 17ff.
5 Vgl . Ossendot, Umweltethische Verantwortung von Unternehmen und ihre Umsetzung in der Praxis (2002) 14.
6 Zitat von Albert Schweitzer.
7 Vgl . Ossendot, Umweltethische Verantwortung von Unternehmen und ihre Umsetzung in der Praxis (2002) 17.
8 Vgl. Ott/Dierks/Voget-Kleschin, Handbuch Umweltethik (2016) 5.
9 Vgl. Zimmerli/ Äß lander in Nida-Rümelin (Hrsg), Angewandte Ethik, die Bereichsethiken und ihre theoretische Fundierung (1996) 305.
10 Vgl. Brenner, Umweltethik (2014) 133.
11 Vgl . Ossendot, Umweltethische Verantwortung von Unternehmen und ihre Umsetzung in der Praxis (2002) 18.
12 Vgl. Krebs in: Nida-Rümelin (Hrsg), Angewandte Ethik, die Bereichsethiken und ihre theoretische Fundierung (1996) 349.
13 Vgl. Bendel, HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik (2015) 739.
14 Ott, Umweltethik zur Einführung (2010) 8.
15 Vgl. Conrad, Wirtschaftsethik (2016) 14.
16 Ossendot, Umweltethische Verantwortung von Unternehmen und ihre Umsetzung in der Praxis (2002)
17 Vgl . Ossendot, Umweltethische Verantwortung von Unternehmen und ihre Umsetzung in der Praxis (2002) 11.
18 Vgl. Ott/Dierks/Voget-Kleschin, Handbuch Umweltethik (2016) 133.
19 Ott/Dierks/Voget-Kleschin, Handbuch Umweltethik (2016) 133.
20 Vgl. Ott/Dierks/Voget-Kleschin, Handbuch Umweltethik (2016) 133.
21 Vgl. Ebenda.
22 Vgl . Ossendot, Umweltethische Verantwortung von Unternehmen und ihre Umsetzung in der Praxis (2002) 14.
23 Vgl . Ossendot, Umweltethische Verantwortung von Unternehmen und ihre Umsetzung in der Praxis (2002) 15.
24 Ott/Dierks/Voget-Kleschin, Handbuch Umweltethik (2016) 136.
25 Vgl . Ossendot, Umweltethische Verantwortung von Unternehmen und ihre Umsetzung in der Praxis (2002) 136 f.
26 Vgl. Ott/Dierks/Voget-Kleschin, Handbuch Umweltethik (2016) 147.
27 Vgl. Ebenda.
28 Ott/Dierks/Voget-Kleschin, Handbuch Umweltethik (2016) 147.
29 Vgl. Norton, Toward Unity among Environmentalists (1991).
30 Brenner, Umweltethik (2014) 133.
31 Vgl. Ebenda.
32 Vgl. Brenner, Umweltethik (2014) 134.
33 Brenner, Umweltethik (2014) 133.
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