Bachelorarbeit, 2015
33 Seiten, Note: 2,0
1.Einleitung
2. Inhaltliche Zusammenfassung des Romans „Tschick“
3.1Der Begriff des Motivs und seine Forschungslage
3.2 Abgrenzung des Motivbegriffs von benachbarten Bezeichnungen
3.3 Angewandte Definition des Begriffs Motiv
4. Allgemeine Anmerkungen zur Motivik im Adolezsenzroman und im Roman „Tschick“
5. Die Hauptmotive
5.1 Die zentrale Motivverknüpfung des Reifens und Reisens
5.2 Das zentrale Motiv der Freundschaft und der gerechten Räuber
5.3 Die Polarität von Begrenzung und Freiheit
6. Die Rahmenmotive
6.1 Das Familienmotiv in Koppelung an Aggression und den Vater-Sohn-Konflikt
6.2 Die Konfrontation der Motive Geschäftsmann und Künstler
6.3 Der Wanderer
7. Detailbildende Motive
7.1 Das Motiv der Anderen
7.2 Das Motiv des Mannes zwischen zwei Frauen
7.3.1 Die Landschaftsmotive
7.3.2 Das Berg-Motiv
7.3.3 Das Ruinen-Motiv
7.3.4 Das Stadt-Motiv
8. Fazit
„ Die beste Bildung findet der gescheite Mensch auf Reisen. “
Wilhelm Meisters Lehrjahre, J.W. Goethe
Der Roman „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf konnte bereits bei seiner Veröffentlichung einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Bis zum Freitod des Autors verkaufte er sich rund eine Millionen mal und erhielt mehrere Preise1. Auch in Rezensionen finden sich nahezu ausschließlich gute Worte zu dem Werk, das Herrndorf kurz nach der Diagnose eines in den meisten Fällen tödlichen Hirntumors fertig stellte. Daraufhin begann er auch die Arbeit an seinem Blog „Arbeit und Struktur“, welcher nach seinem Tod im August 2013 in Druck kam. Auf diesem berichtet er von der Diagnose und seinem Krankheitsverlauf, über Alltägliches, Träume, aber auch von seiner Arbeit an „Tschick“ sowie einem weiteren Roman. In einem Abschnitt beschreibt er, wie ihm die Idee zu seinem Jugendroman kam, nachdem er um 2004 die Romane seiner Kindheit und Jugend wieder gelesen hatte, u.a. spricht er hier von „Huckleberry Finn“ und „Herr der Fliegen“. Über diese notiert er, dass „die meisten aber erstaunlich gut [seien], [er] bessere Bücher vielleicht nie gelesen“2 habe. Zudem fiel ihm auf, dass „alle Lieblingsbücher drei Gemeinsamkeiten [hätten]: Rasche Eliminierung der elterlichen Bezugspersonen, große Reise, großes Wasser.“3 Der Plot sei schnell beisammen und in die heutige Zeit übertragen gewesen, wobei das Motiv des Wassers aus Logikgründen ausgeklammert wurde4. Herrndorf war offenbar fasziniert von der Vorstellung, dass ein Großteil prägender Jugendromane mit einer ähnlichen Grundmotivik arbeitet und funktioniert. Und in der Tat fallen dem Leser bei der Lektüre von „Tschick“ zahlreiche Parallelen zu anderen Werken der (Welt-)Literatur ins Auge.
Eben jene sollen in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. Aufgrund der Fülle an Untersuchungen und Methoden, die dieses Thema aufgibt, und weil eine vollständige Sezierung des Romans nicht dem Umfang der Arbeit entspricht, wird sich auf die Untersuchung der Motivik auf der inhaltlichen Ebene in „Tschick“ beschränkt. Zu diesem Zweck wird die
Arbeit in einen theoretischen und einen praktischen Teil unterteilt. Der erste beschäftigt sich mit dem Begriff des Motivs und gibt einen kurzen Überblick über die diesbezügliche Forschungslage. Dies dient dazu, über eine Abgrenzung zu anderen begriffsnahen Termini, zu der für die Belange dieser Arbeit günstigen Definition des Begriffs „Motiv“ zu gelangen. Hierbei stützt sich die Arbeit größtenteils auf die diesbezügliche Forschung von Daemmrich und Daemmrich und die Begriffs- bestimmungen von Kayser.
Überleitend folgen einige grundsätzliche Anmerkungen zur Motivik in „Tschick“ und ein kurzer Überblick über die grundsätzliche Motivik in der literarischen Form des Adoleszenzromans.
Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich dann mit der konkreten Auf- schlüsselung der Romanmotivik. Hinsichtlich der Motivbestimmungen wird größtenteils wiederum auf Daemmrich und Daemmrich Bezug genommen, wobei detailbildend einige Einzelheiten von Frenzels Nennungen einfließen. Besonderes Augenmerk wird in diesem Teil auf die zentralen bzw. Hauptmotive und die mit ihnen verbundenen Rahmenmotive gelegt. Zudem werden ergänzend einige weitere Motive erwähnt, die die Handlung füllen und nicht unerwähnt bleiben sollen. Eine Eigenart des Motivs ist, dass es sowohl über einen Bedeutungs- als auch über einen Funktionsumfang verfügt, aus diesem Grund muss neben dem inhaltlichen Bezug auch die formale Gebundenheit betrachtet werden.5 Deshalb werden bei der Konkretisierung der Motive vereinzelt weitere in der Weltliteratur auffindbare Beispiele genannt und nach Möglichkeit auf geistes- und formgeschichtliche Zusammenhänge hingewiesen. Dennoch konzentriert sich die vorliegende Arbeit in erster Linie auf die inhaltlich-formale Funktion des jeweiligen Motivs. Am Ende erfolgt eine kurze Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse und ein abschließendes Fazit. Einleitend wird zunächst ein Überblick über den genannten Roman gegeben und dessen Inhalt im folgenden Abschnitt kurz wiedergegeben. Bedauerlicherweise kann diese Arbeit nicht die vollständige Nennung und Deutung aller Motive, ihrer Herkunft und Parallelen erfassen. Sowohl die Bewältigung der dem Roman vorangegangenen Lektüre, die Inter-pretation aller Rezeptionen, als auch deren Vermerk, wäre für die vorliegende Arbeit zu umfangreich und womöglich ohnehin aussichtslos. Sie erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Der Roman beginnt, als der Ich-Erzähler Maik Klingenberg auf einer Polizeistation sitzt und während des Verhörs umkippt. Es folgt ein kurzer Abschnitt im Krankenhaus und viele bruchstückhafte Kommentare über die letzten zwei Wochen, woraufhin der Ich-Erzähler beginnt, die Geschichte zu erzählen. Dieser besucht ein Gymnasium in Berlin Marzahn-Hellersdorf und fällt weder durch besonders gute, noch durch besonders schlechte Noten auf. Eigentlich fällt er überhaupt nicht auf - nicht nur seine Klassenkameraden, auch er selbst, halten ihn für langweilig. Tatsächlich verfügt er jedoch nicht nur über eine genaue Beobachtungsgabe, sondern auch über ein wenig künstlerisches Talent. Zu ihrem Geburtstag möchte er mit einer selbst angefertigten Zeichnung seine Angebetete Tatjana beeindrucken, zu der Geburtstagsparty wird er aber nicht eingeladen. Eines Tages kommt Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, als neuer Schüler in die Klasse, er fällt vor allem durch seinen wiederholten Alkoholgenuss vor dem Unterricht auf. Davon abgesehen wird auch er kaum beachtet. Bis zum letzten Schultag, an dem sich Maiks Mutter zur Schönheitsfarm, jeder weiß, dass es sich um eine Entzugsklinik handelt, und sein Vater mit seiner jungen Assistentin auf Geschäftsreise, verabschieden und die beiden Jungen erstmals in direkten Kontakt miteinander treten. An diesem Tag steht Tschick plötzlich mit einem geklauten Lada vor Maiks Haustür. Sie freunden sich an und starten wenig später kurzerhand zu einem Road-Trip. Erklärtes Ziel ist Tschicks Großvater in der Walachei, wo die beiden jedoch nie ankommen. Auf ihrer Fahrt entdecken sie die Provinz Brandenburgs und machen allerhand Erfahrungen und Bekanntschaften. Zunächst verlieren sich beide beinahe und liefern sich immer wieder Verfolgungsjagden mit der Polizei. Später werden die beiden Jungs auf ihrer Suche nach einem Supermarkt von einer zwar etwas merkwürdigen, aber äußerst netten Familie zum Essen eingeladen, bei der um den größten Nachtisch ein Quiz gespielt wird. Sie treffen außerdem Isa, ein ausgerissenes, schlagfertiges junges Mädchen, auf einer Müllkippe. Dort suchen beide eigentlich nach einem Schlauch, um weiteres Benzin für den Lada zu klauen. Das Mädchen nehmen sie zunächst etwas unfreiwillig auf ihrer Fahrt mit. Zu dritt besteigen sie einen Berg und wenig später erlebt Maik mit ihr seinen ersten Kuss. Später verirren sie sich, nur noch zu zweit, in eine verlassene ostdeutsche Stadt, in der zuerst auf sie geschossen wird, bis der Schütze die Jungs zu sich hinein bittet und einiges von seinem Leben erzählt. Als eine beleibte Logopädin Tschick aus Versehen mit einem Feuerlöscher den Fuß bricht, fährt diese die zwei mit ihrem Auto ins Krankenhaus. Der Lada scheint verloren, weshalb auch der Trip zu Ende zu sein scheint, jedoch können sie ihr Auto aus dem Krankenhausfenster erspähen und so geht die Fahrt weiter. Diese nimmt jedoch ein abruptes Ende, als Maik einen Unfall mit einem Schweinetransporter baut und beide Jungs von der Polizei aufgegriffen werden. Hier endet die Rückblende. Die Reisegefährten sehen sich erst vor Gericht wieder, wo beide sich gegenseitig die Schuld absprechen, wobei Maik klar gegen den Willen seines Vaters handelt. Tschick kommt in Folge der Geschehnisse in ein Heim. Maik, der seine Ferienerlebnisse vor der Klasse erzählen muss, erhält daraufhin endlich Aufmerksamkeit von Tatjana, allerdings meldet sich wenig später bereits Isa mit dem Wunsch ihn wiederzutreffen. Maik ist zwischen beiden Mädchen hin und her gerissen. Der Roman endet als Maik und seine Mutter, nachdem sie betrunken das Haus verwüstet hat, gemeinsam in den Pool springen.
Das faszinierende an Motiven ist in erster Linie, dass sie sowohl zufällig, das heißt ohne bestimmte Intention des Autors, an bestimmten Stellen auftauchen als auch absichtlich von ihm eingefügt werden können. Dies beruht auf ihrer Beschaffenheit aus grundsätzlichen menschlichen Vorstellungen und Problemen. Aus diesem Grund sind Dichtungen im weitesten Sinn auch dann motivisch verständlich, wenn sich nicht jede Einzelreferenz aufschlüsseln lässt.
Forschungsgeschichtlich ist die Begriffsbestimmung des Motivs äußerst schwierig abgrenzbar, da sich die verschiedensten Literatur- wissenschaftler mit verschiedenen Zielen der Begriffsbestimmung und unterschiedlichen Ansätzen und Ansichten gegenüber stehen und standen. Ursprünglich stamme der Begriff aus der Musik und beschreibe eine „charakteristische[n], melodische[n] Einheit einer musikalischen Komposition“6. Dazu trägt außerdem bei, dass das Wort Motiv in anderen Sprachen einer anderen Begrifflichkeit zugeordnet wird als im Deutschen und auch dies zu Missverständnissen und teilweise falscher, zumindest aber unterschiedlicher Nutzung führt. Stark geprägt wurde die Motiv- forschung von der Volkskunde- und Märchenforschung. Diese betreibt sie allerdings auf einer anderen Ebene als die reguläre Literaturwissenschaft, da sie sich vielmehr auf die Untersuchung eines europäischen Gesamt- motivschatzes, wiederkehrende Motivik und Symbolik in Märchen und Volksdichtungen konzentriere7. In dieser Tradition lässt sich auch Lüths Ausspruch einreihen, der sich insbesondere auf Volksdichtung und die damit einhergehende mündliche Überlieferung anwenden lässt, nach der das Motiv „'das kleinste Element der Erzählung […] das die Kraft hat, sich in der Überlieferung zu erhalten'“8 sei.
Auch die Abstufung von Motiven und ihre Gewichtung ist in der Forschungsliteratur nicht einheitlich, hier stehen z.B. gleich drei ähnliche, in ihrer Bestimmung aber unterschiedliche Begriffe nebeneinander: Hauptmotiv, Kernmotiv und primäres Motiv.
Immerhin hinsichtlich der inhaltlichen Einteilung von Motiven ist sich die Forschung im Wesentlichen einig. Hier ist die Rede vom Situationsmotiv, dem Typus-Motiv, Landschafts- und Örtlichkeitsmotiven und dem Phantasiemotiv. Diese Auflistung spricht für sich und es ist einleuchtend, dass sich im Grunde alle Motive in diese Inhaltsunterscheidung einteilen lassen.
Das Metzler Literaturlexikon bezeichnet das Motiv als die „kleinste bedeutungsvolle Einheit eines lit. Textes oder selbstständig tradierbares intertextuelles Element“9 und bestätigt im Folgenden auch die ungenaue Abgrenzung zu anderen artverwandten Begriffen in der Forschungsliteratur. Frenzel setzt sich umfangreicher und sehr ausführlich damit auseinander: umrisshaft stelle ein Motiv „ein stoffliches, situationsmäßiges Element dar, dessen Inhalt knapp und allgemein formuliert werden kann“10. Es schließe festgesetzte, bereits vorhandene Stoffe unter sich zusammen und ermögliche damit ihre Variation. Damit könne es sowohl als Hauptmotiv auftreten, wie auch als nebengeordneter Teil der Handlung. Sie kommt zu dem Schluss, das Motiv sei „zugleich eine größere und eine kleinere Einheit als der spezifische Handlungsstoff.“11 Auch sie merkt jedoch 1974 an, dass es für das Motiv an sich noch keine einheitliche Definition gäbe.12
Auch Goethe und Schiller beschäftigten sich bereits mit der Bestimmung und Abgrenzung von Motivik. So beschreibt Ersterer Motive als „Phänomene des Menschengeistes, die sich wiederholt haben und wiederholen werden und die der Dichter nur als historische nachweist“13. Auch Goethe hält sich somit an die Annahme, ein Motiv sei ein grundsätzlich vom Menschen ausgehendes Gefühl oder ein Gedanke. Etwas, mit dem er sich im Geiste seit seines Bestehens beschäftigt, das frei vom Dichter und Schreiber ist und von ihm lediglich in vielen verschiedenen Ausführungen zu Papier gebracht wird.
Hiermit stimmt auch Kayser überein, wenn er schreibt: „Das Motiv ist eine sich wiederholende, typische und das heißt also menschliche bedeutungsvolle Situation.“14 Zudem wiesen sie als Elemente des Plots über sich selbst hinaus, auf „ein Vorher und Nachher“15 und das nicht Offensichtliche. Die etymologische Beziehung zum lateinischen movere begründet er durch die antreibende, richtungsweisende und auflösende Kraft des Motivs.
Wie vorangehend gezeigt wurde, stellt die Annahme, beim Motiv handele es sich um eine menschliche Grundsituation, ein Grundproblem oder auch eine grundsätzliche Sehnsucht, im Wesentlichen den Kern der Forschung zum Motivbegriff dar.
Dem Motiv stehen Begriffe nah wie Stoff, Thema und Symbol. Stoff und Motiv hängen ohnehin in ihrem Sinngehalt stark voneinander ab und werden immer wieder miteinander in Verbindung gesetzt. Dennoch sind sie keinesfalls miteinander gleichzusetzen. Laut Daemmrich und Daemmrich stünden sie in einem „Wechselverhältnis“16 zueinander. Deshalb soll nachfolgend eine Abgrenzung der benachbarten Begriffe stehen.
Wie auch für das Motiv gilt für den Stoff, dass es sich um Inhalte handelt, die allgemein bekannt sind. Er ist jedoch zeitlich und örtlich, vor allem aber personell an vorangegangene Stoffe gebunden, wie sich zum Beispiel an der Formulierung „Romeo-und-Julia-Stoff“ erkennen lässt. In dieser Formulierung ist der Lektüreinhalt bereits enthalten. Nun ließe sich behaupten, es handele sich in dem Fall um Plagiate. Dazu merkt Kayser jedoch an, dass „[g]erade die leichte Erkennbarkeit […] das Plagiat in solchem Falle eher als gewollten Hinweis und als Huldigung verstehen“17 lässt. Gerade dies sei das Spannende: herauszufinden, weshalb der Dichter zu diesem Stoff gegriffen, und was er daraus gemacht habe18. Wie erwähnt, ist die Gebundenheit eine Prämisse für den Stoff, wohingegen Kayser anmerkt, dass dies gerade für das Motiv nicht gelte, es sei immer nur für den einen Fall „festgelegt und ausgefüllt.“19 Viele Stoffe kommen typischerweise mit den selben Motiven einher und sind aneinander gekoppelt, wie beispielsweise der eben genannte „Romeo-und-Julia-Stoff“ und das Motiv des von beiden missverstandenen Todes.
Frenzel grenzt Stoff, Motiv und Symbol vor Allem anhand dessen ab, welchen Platz sie im Werk einnehmen. Der Stoff, und das gilt auch für das Thema bei Daemmrich, ist dem Werk übergeordnet und aus ihm folgen ein oder mehrere den Raum einnehmende Motive. Das Motiv kann durch eine Streckung auch zum Stoff werden oder ein Stoff typisch für ein Motiv20. Für Frenzel wird, im Gegensatz zu Kayser, ein literarischer Rohstoff erst in der komplexeren Konkretisierung zu einem Motiv, etwa wenn aus dem Wald ein M ä rchenwald oder die Waldeinsamkeit wird. „Im Deutschen bezeichnet das Wort Motiv eine kleinere stoffliche Einheit, die zwar noch nicht einen ganzen Plot, eine Fabel, umfaßt [sic!], aber doch bereits ein inhaltliches, situationsmäßiges Element und damit einen Handlungsansatz darstellt.“21 Der Inhalt eines Romans ergebe sich dann meist aus mehreren Motiven, so wie der Stoff erst Symbolcharakter erhalte, indem er eine religiöse, nationale oder allgemeine Tradierung erfahre.22 Dies ist ein weiterer Grund für die Unklarheit der Begriffe, denn laut Frenzel finden vertretend für das Motiv häufig eher die diesen vertretenden bekanntesten Stoffe Erwähnung. Daemmrich und Daemmrich hingegen finden eine recht klare und eindeutige Abgrenzung, indem er den Stoff in Abhängigkeit folgendermaßen schildert: Der „Stoff [steht] in Beziehung zu der Fabel als dem Erzählbaren, zum Motiv als der Konkretisierung eines Grunderlebnisses, einer prägnanten Situation oder eines Erfahrungsgehalts und zum Thema als einer im Text entwickelten geistigen Vorstellung. Die Verarbeitung und Gliederung aller Elemente im Textfeld stellt jedoch veränderliche Größenordnungen her, die auf Substanz, Funktion und Sinngehalt verweisen.“23
Zudem sind auch „Einzelstehende sog. Züge und Bilder, die der näheren Charakterisierung, dem Schmuck, der Stimmung oder auch der geistigen Erhellung des Inhalts dienen, […] keine Motive.“24 Denn Motiv und Zug sind in Literatur und anderen Künsten nicht gleichzusetzen. Dies gilt ebenso für den Terminus des Topos, der nach Curtius „aus der antiken Rhetorik stammende gedankliche Themen, die zu 'Klischees' wurden und als solche literarisch allgemein einsetzbar waren“25 bezeichnet.
[...]
1 Vgl.: Ebel 2013: Wolfgang Herrndorf ist tot.
2 Arbeit und Struktur: Drei.
3 Ebd.
4 Vgl. Ebd.
5 Daemmrich 1995: S.XVII.
6 Daemmerich 1995: S.XIV.
7 Vgl.: Frenzel 1974: S.12.
8 Ebd.
9 Metzler Literatur 2007: S.514.
10 Frenzel 1974: S.12.
11 Ebd.
12 Vgl. ebd.: S.11.
13 Daemmrich 1995: S.XIV.
14 Kayser 1969: S.60.
15 Ebd.
16 Daemmrich 1995: S.XV.
17 Kayser 1969: S.57.
18 Vgl. ebd.: S.58.
19 Ebd.: S.60.
20 Vgl. Frenzel 1978: S.44.
21 Frenzel 1978: S.29.
22 Vgl. ebd.: S.45.
23 Daemmrich 1995: S.XV.
24 Frenzel 1978: S.29.
25 Frenzel 1974: S.17.
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