Diplomarbeit, 1992
78 Seiten, Note: 1,5
A) EINLEITUNG
В) HAUPTTEIL
1) Die Bewerbung
2) Die Finanzierung
2.1) durch die Eintrittskarten
2.2) durch die Glücksspirale
2.3) durch die Fernsehrechte
2.4) durch die Lizenzierung
2.4.1) des offiziellen Emblems
2.4.2) des "Olympia-Waldi"
2.5) durch die offiziellen Medaillen
2.6) durch die Edition "Olympia 1972"
2.7) durch sonstige Einnahmen
2.7.1) offizielle Disziplinenzeichen (Piktogramme)
2.7.2) Bandenwerbung
2.7.3) Plakate
3) WettkampfStätten im Olympiapark in München
3.1) Daueranlagen
3.1.1) Geschichte und Lage des Olympiaparks
3.1.2) Das Olympiastation
3.1.3) Die Olympia - Sporthalle
3.1.4) Die Schwimmhalle
3.1.4.1) Paradestück: Das Dach
3.1.5) Das Radstadion
3.1.6) Die Regatta - Strecke
3.1.7) Die Schießanlage
3.1.8) Die Basketballhalle
3.1.9) Die Reitanlage
3.2) Provisorische Anlagen
3.2.1) Hallen 7,12,14,20 im Messegelande
3.2.2) Die Hockeyanlage
3.2.3) Die Volleyballhalle in der Zentralen Hochschulsportanlage
3.2.4) Die Boxhalle
4) Organisation
4.1) Aufgaben und Einteilung des Organisationskomitees für die Spiele der XX. Olympiade 1972 e.v.
4.2) Die Exekutivgruppe des Organisationskomitees
5) Sicherheit
5.1) Der Ordnungsdienst
5.2) Der Bewachungsdienst
5.3) Die Polizei
C) Schluß:
1) Sich ergebende Vorteile aus den Olympischen Spielen für die Stadt München
1.1) Verkehr
1.1.1) Straßen für die Olympischen Spiele
1.1.2) Die U-Bahn Olympialinie
1.1.3) Bahnhof Olympiastadion Oberwiesenfeld
1.2) Sportstätten
1.3) Entstehung von Hotelanlagen
2) Zusammenfassung
München 1972
Es wurden 365 Goldmedaillen, 365 Silbermedaillen und 382 Bronzemedaillen bei den Olympischen Spielen vom 26. August bis zum 10. September 1972 errungen.
Und das hatte 150 Einzel- und 45 Mannschaftswettbewerbe eingeschlossen:
Es flackerten Siegernamen über die Leuchtschrifttafeln, Fanfaren ertönten, Beifallstürme brausten auf, Nationalhymnen erklangen, Fahnen wehten, gefaßte oder überwältigte Athleten erstiegen das Treppchen, Fernsehkameras schnurrten, Mikrofone knisterten, Fotoapperate klickten, Schreibmaschinen klapperten und Fernschreiber tickten. Hunderttausende von Besuchern, Hunderte Millionen von Zeitungslesern, Rundfunkhörern und Fernsehzuschauern hatten an diesen 16 Spätsommertagen an diesem Fest der Jugend der Welt teilgenommen.
Der Sportinteressierte erhält meistens nur Ergebnisse (Z.B. Höhen, Weiten, Zeiten, Punkte, usw.), Informationen über die Sportler (z.B. Land, Alter, Bestzeiten oder -höhen, etc.) und Nachrichten über besondere Ereignisse (z.B.: Verletzungen, Weltrekorde, usw.) in den verschiedenen Medien.
Viel zu selten erfährt der Beobachter Informationen über die Bewerbung, die Finanzierung, die Bauten (München) und über die Organisation einer solchen Großveranstaltung.
Der Auswahl dieses Themas liegt der Wunsch des Autors zugrunde, den Blick des Betrachters einmal von den ansonsten im Mittelpunkt stehenden sportlichen Ereignissen abzulenken, um so den Komponenten Geltung zu verschaffen, deren Zusammenspiel eine Olympiade erst stattfinden läßt.
Er versucht mit seinem Thema - Die Spiele der (XX.) 20. Olympiade München 1972, das Bewerben, Finanzieren, Bauen (München) und Organisieren - "einen Einblick hinter die Kulissen zu ermöglichen".
Um Olympische Spiele in einem Land, bzw. in einer Stadt abhalten zu können ist zunächst eine Bewerbung des Nationalen Olympischen Komitees beim Internationalen Olympischen Komitee nötig. Wurde die Genehmigung erteilt, eröffnet sich die Frage, wie die Spiele finanziert werden, welche Bauten nötig sind und wie sie organisiert werden. Eben diese Punkte versucht der Autor in seiner Arbeit kurz und trotzdem informativ darzulegen, um dem Leser ein Bild vom Umfang solcher Spiele zu geben.
Es handelt sich zweifellos um ein sehr umfangreiches Thema, weshalb hier nur einige wenige Punkte zur Sprache gebracht werden können. Es würde außer den bereits angesprochenen Inhalten noch viele weitere interessante Punkte geben, wie zum Beispiel die Geschichte der Olympischen Spiele bis 1972, einen Vergleich zwischen 1972 und 1976, den Fackellauf, die Sportveranstaltungen, Bauten in Ausgburg und Kiel, das Pressezentrum im Olympiapark, etc. All diese Teilbereiche und die dazugehörenden Details können nicht erwähnt werden, da dies den Rahmen dieser Diplomarbeit sprengen würde.
Willi Daume, Präsident des Nationalen Olympischen Komitee (NOC) schlägt am 28. Oktober 1965 dem damaligen Oberbürgermeister, Dr. Hans-Jochen Vogel, eine Bewerbung der bayrischen Landeshauptstadt als Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1972 vor. Die Öffentlichkeit erfährt diesen sensationellen Plan am 29. November 1965, nachdem bereits Aussondierungsgespräche bei Bundeskanzler Ludwig Erhard in Bonn stattfanden. Das Aufsehen über diese Nachricht war groß. Daume überprüfte große deutsche Städte auf ihre Geeignetheit hin. Das Ergebnis aller Untersuchungen war München. Willi Daume war informiert darüber, daß die bayrische Millionenstadt international einen guten Ruf besitzt und außerdem von den Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees, die über die Vergabe der Spiele entscheiden, geschätzt wird. Dr. Vogel sah in dem "Daume Plan" die riesige Möglichkeit für seine Stadt, die noch fehlende Großsportanlage in München so zu verwirklichen.
Innerhalb von nur fast acht Wochen, nämlich am 08. Dezember 1965 gab der zu dieser Zeit amtierende Innenminister Paul Lücke die Entscheidung des Haushaltsausschusses des deutschen Bundestages bekannt, daß sich die Bundesregierung in Höhe von einem Drittel an den Kosten fur die Spiele in München beteiligen werden. Weiter übernahm der Freistaat Bayern ein Drittel der Olympiakosten. Das noch ausstehende letzte Drittel übernahm schließlich die Stadt München selbst. Nachdem die Finanzierung stand, stellte sich das Nationale Olympische Komitee einstimmig hinter die Olympiabewerbung.
Ein Representant der Stadt München überreichte am 30. Dezember 1965 das Bewerbungsschreiben dem Büro des Internationalen Olympischen Komitees in Lou- sanne. Die Bewerbungsunterlagen erreichten innerhalb von fünf Wochen die 71 DOC-Mitglieder, die 122 Nationalen Olympischen Komitees und die 40 internationalen Sportfachverbände.
Für die Olympischen Sommerspiele 1972 kandidierten Detroit, Madrid, Montreal und München.
Auf der 64. Session des Internationalen Olympischen Komitees in Rom siegte München in der Stichwahl gegen Montreal.
Mit großen Elan machte sich der Präsident des DSB und des NOK daran, alle jene Persönlichkeiten zusammenzuholen, die für München 1972 wichtig und von Bedeutung sind. Er vergaß nichts, und am 03. Juli 1966 erfolgt die Gründung des Organisationskomitees für die Spiele der XX. (Olympiade München 1972 E.v. Willi Daume wird hiervon der Präsident. (Olympische Spiele, 1972, S. 156 und 157).
Im Sommer 1970 wurde unter Zugrundelegung der Verkauf sergebnisse der Olympischen Spiele von Rom, Tokyo und Mexiko und unter Berücksichtigung der geographisch günstigen Lage Münchens im Herzen Europas die Gesamteinnahme aus dem Verkauf der Eintrittskarten auf DM 30.000.000,- geschätzt. Man ging seinerzeit davon aus, daß die Verkaufsergebnisse der früheren Spiele, die bei ca. 4 0 % der angebotenen Karten lagen, übertroffen würden. Man rechnete für München jedoch nur mit einer Ausnutzung zwischen 50 % und 60 %. Diese Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. Es wurden für die insgesamt 355 Veranstaltungsabschnitte der 21 Disziplinen, der Eröff- nungs- und Schlußfeier sowie des Demonstrationswettbewerbs "Badminton" 5.003.204 Karten gedruckt. Von diesen Karten wurden jedoch zum Verkauf nur 4.483.127 Karten angeboten. (Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S.311). Die Differenz zwischen den gedruckten und zum Verkauf angebotenen Karten in Hohe von 520.077 setzte sich u.aľ aus folgenden Positionen zusammen:
Kurz vor Beginn der Spiele wurden aufgrund einer Anordnung des Amtes für öffentliche Sicherheit und Ordnung insgesamt 51.677 Karten zur Entlastung der Stehplatzbereiche im Olympiastadion und der Schwimmhalle aus dem Verkauf gezogen.
(Organisationskomitee, 1974, Bd.l, S. 310).
Es konnten 37.263 Karten aufgrund von Sichtbehinderungen durch Kamerastandplätze und der Aufdoppelung von Presseplätzen nicht verkauft werden, sie wurden an Mitarbeiter des OK's und der OBG aufgeteilt.
(Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S. 310).
Aufgrund von Kamerastandplätze konnten 23.841 Karten nicht ausgegeben werden, da die entsprechenden Plätze durch den Einbau gänzlich entfielen.
An die 3.000 Teilnehmer des offiziellen Jugend und Studentenlagers wurden 35.275 Karten kostenlos ausgegeben.
An das Kurzzeitpersonal sowie die Bundeswehr, die Polizei und sonstige hilfreiche Organisationen wurden 215.249 Karten kostenlos verteilt. (Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S. 310).
Zwei Wochen vor Beginn der Spiele erhielt das städtische Schulreferat für Münchner Schüler 125.400 Karten bei denen zu erwarten war, daß sie nicht mehr hätten verkauft werden können. (Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S. 310).
Im Herbst 1970 wurde im Rahmen einer Bettengewinnungsaktion Privatmietern, die dem Fremdenverkehrsamt der Landeshauptstadt München ein Quartier zur Verfügung stellten, jeweils eine Sitzplatzkarte für eine Vormittagsveranstaltung der Leichtathletik oder für ein Voroder Zwischenrundenspiel des olympischen Fußballturniers kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Privatvermieter erhielten insgesamt 27.970 Karten.
Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S. 310).
- Der Bürgermeister des olympischen Dorfes erhielt fur die Aktiven, die freien Zutritt nur zu den Veranstaltungen ihrer Disziplin und zum Olympiastadion hatten, 12.695 Freikarten. (Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S. 310).
Von den zum Verkauf angebotenen Karten entfielen 3.474.058 Karten auf die Veranstaltungen in München und nähere Umgebung und 954.695 Karten auf die auswärtigen Fußball- und Handballspielorte, die Segelveranstaltungen in Kiel, den Kanuslalom in Augsburg und 9.374 Karten auf die Demonstrationswettbewerbe "Badminton".
Für die Veranstaltungen in München konnten 3.116.092 Karten (89,68 %) , für die auswärtigen Veranstaltungen 191.043 Karten (20,01 %) und für Badminton 3.970 Karten (42,23 %) verkauft werden.
Das verhältnismäßig niedrige Verkaufsergebnis der auswärtigen Veranstaltungen beruht in erster Linie darauf, daß von den 834.795 Karten für die Vor- und Zwischenrundenspiele des olympischen Fußballturniers nur 101.521 Karten (12.16 %) verkauft wurden. (Organisationskomitee, 1974, Bd.l, S.310).
Insgesamt wurde aus dem Verkauf der Eintrittskarten ein Erlös in Höhe von DM 53.765.078,01 erzielt.
Der Wert der verkauften Karten belief sich auf DM 53.420.071,-. (Organisationskomitee, 1974, Bd.l, S. 310) .
Darüber hinaus wurden DM 427.784,80,- als Vorverkaufsgebühr aus Direktkäufen des Organisationskomitees erzielt. Weiterhin wurden geringe Beträge aus Überschüssen der eingenommenen Versandkosten sowie aus Devisengewinnen beim Transfer von Geldern vereinnahmt (Organisationskomitee, 1974, S. 310).
In der Bundesrepublik lief der Vorverkauf im April 1971 und erstreckte sich auf eine erste Verkaufsperiode von drei Monaten bis Ende Juli. Anschließend wurden die nicht verkauften Kontingente an die Zentrale Kartenverkaufsstelle zurückgegeben und neu aufgeteilt.
Die zweite Verkaufsphase begann im Ausland im Oktober 1971 und endete am 31.12.1971.
(Organisationskomitee, Bd. 1, 1974, S. 305). Das Verkaufsergebnis im Ausland war insgesamt ausgezeichnet. Es wurden insgesamt über 900.000 Karten abgesetzt. An der Spitze lagen die USA mit ca. 120.000 Karten, gefolgt von Frankreich und Großbritannien. Die Verkaufsergebnisse im Inland waren gleicherweise gut. Von Interesse ist, daß im Vorverkauf in München und Bayern in etwa die gleiche Anzahl Karten abgesetzt wurde wie in der übrigen Bundesrepublik.
Während der Spiele wurde ein Tageskassenverkauf mit Hilfe von Bundeswehrangehörigen an den Sportstätten organisiert. Der Tageskassenverkauf war sehr erfolgreich und brachte Tageseinnahmen in Höhe von DM 200Γ000,-, obwohl überwiegend nur noch Karten für die weniger attraktiven Vorläufe verfügbar waren. (Organisationskomitee 1974, Bd 1, S. 310).
Der Vorverkauf für die Veranstaltungen außerhalb Münchens war vor allem im Fußball unbefriedigend, zumal die Paarungen erst sehr spät feststanden. Demgegenüber stehen jedoch gute Verkaufsergebnisse für das Segeln in Kiel, den Kanu - Slalom in Augsburg und für einzelne Handballspiele. Die Eintrittskarten wurden fälschungssicher bei der Firma Giesecke und Devrient in München im Herbst 1971 konventionell gedruckt, insgesamt ca. 5.000.000 Stück.
(Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S. 310).
Die Veranstaltung einer Lotterie gehörte nicht von Anfang an zum Konzept der Olympiafinanzierung. Vielmehr wurde diese Finanzierungsart erst 1969 in Erwägung gezogen, als feststand, daß anders das dem OK gesetzte Ziel einer 100 %-igen Eigenfinanzierung nicht annähernd erreicht werden würde. Nachdem die Genehmigung von den Innenminister der Bundesländer erteilt wurde, hat das OK diese unter der Bezeichnung "Glücksspirale" in den Jahren 1970, 1971 und 1972 in Zusammenarbeit mit den Toto- und Lottogesellschaft der einzelnen Bundesländer veranstaltet. (Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S. 63). Nachdem zunächst maßgebliche Lotterieexperten vor Beginn der Glückspirale 1970 eine Umsatzerwartung von etwa 40 Millionen DM jährlich und damit einen Zweckertrag für das OK in Höhe von ca. 20 Millionen DM für realistisch gehalten hatten, brachte bereits die erste Ausspielung im Jahre 1970 einen Umsatz über 137 Millionen DM (Zweckertrag 67,67 Mio DM). Ausschlaggebend für dieses unerwartet gute Ergebnis dürfte in erster Linie der Reiz der Neuheit der Lotterie, zum anderen aber auch die Wirkung der Werbespots gewesen sein. (Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S. 64).
Im Jahre 1971 ging der Umsatz auf 114,6 Mio. DM zurück (Zweckertrag 51,48 Mio. DM).
Die vielfältigen Bemühungen des OK, die von allen beteiligten Institutionen in hervorragender Weise unterstützt wurden, führten im Jahre 1972 zu einem Umsatz von über 167 Mio. DM. Als Zweckertrag konnten 71,76 Mio. DM vereinnahmt werden. Der Zweckertrag aus allen drei Ausspielungen hat 190,91 Mio. DM betragen. Nach dem Abzug der Kosten für Werbemaßnahmen, für Fernsehshows (Auftakt- und Ziehungssendungen) und für die Beförderungen ist dem OK ein Gesamt - Überschuß von mehr als 18 0 Mio. DM verblieben.
(Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S. 63 - 66).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
"Glücksspirale11 in Zahlen
Das Ziel der Verwertung der Fernsehrechte war ein zweifaches ะ eine möglichst weltweite Verbreitung der olympischen Spiele im Fernsehen und die Erzielung möglichst hoher Einnahmen für das OK und für das IOC. Diese beiden Zielrichtungen standen in einem gewissen Gegensatz zueinander und erschwerten die Verhandlungen oft erheblich.
Am 01. April 1969 kam es zum ersten Vertragsabschluß mit der American Broadcasting Company (ABC). Dieser und der Vertragsabschluß der Union Europeene de Radiodiffusion (UER) gestalteten sich sehr schwierig. (Organisationskomitee, 1974, Bd.l, S. 60). Gegenüber diesen Verträgen erforderte der Abschluß aller übrigen Fernsehverträge einen wesentlich geringeren Arbeitsaufwand. Das OK hat insgesamt 25 Fernsehverträge getätigt, die 95 Länder umschlossen und Gesamteinnahmen von ca. 64,26 Mio. DM einbrachten.
Leider konnten nicht alle Fernsehverträge zu angemessenen Preisen abgeschlossen werden. Es war Z.B. nicht möglich mit der UER hinsichtlich der zu zahlenden Gebühren ein Entgegenkommen zu erreichen. Das OK war zu einem Nachgeben gezwungen, was im Einvernehmen mit dem IOC erfolgte. Zwangsläufig wirkte sich diese Haltung nicht positiv auf den Abschluß mit anderen Fernsehgesellschaften - insbesondere mit den in der ORT vereinigten osteuropäischen Ländern - aus. (Organisationskomitee, 1974, ธ. 60) .
Sehr langwierig waren auch die Verhandlungen mit den in der ARD zusammengeschlossenen Rundfunkanstalten und dem ZDF über die beiderseitigen Leistungen im Zusammenhang mit der Übertragung im Fernsehen. Zur Erfüllung dieser Aufgaben bedienten sich die deutschen Anstalten des Deutschen Olympia Zentrums Radio - Television (DOZ). Die Vertragslm- terzeichnung erfolgte erst einen Monat vor Beginn der Spiele am 28. Juli 1972. Dieser Vertrag war die Grundlage für die technisch sehr erfolgreiche Übertragung der Spiele durch das Fernsehen. Die Kosten für das OK beliefen sich jedoch auf 33 Mio. DM.
Auch die Aufteilung der Fernseheinnahmen mit dem IOC waren sehr schwierig. Erst am 28.01.1971 konnte mit dem IOC ein Kompromiß erzielt werden. Es wurde vereinbart, daß aus dem Vertrag mit dem ABC ein Teil von 6 Mio. Dollar zur Deckung von technischen Leistungen des OK abgezweigt werden durfte was einer Einsparung von ca. 2 Mio. Dollar, die an sich an das IOC abzuführen gewesen wären, entsprach. Als Äquivalent hierfür zahlte das OK dem IOC über die sich aus dem vereinbarten Verteilungsschlüssel ergebende Summe hinaus einen Betrag von 1 Million DM.
Bei allen anderen Verträgen mußten die Bruttoeinnahmen der Aufteilung mit dem IOC zugrunde gelegt werden.
Dem IOC ist aus den Fernseheinnahmen ein Betrag von 18,44 Mio. DM zugeflossen - eine Summe, die bisher das IOC von Veranstaltern Olympischer Spiele auch nicht annähern erhalten hat.
Fernsehen. Länder Preis DM
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mit dem Vertrag vom 20.03/30.04.1969 übernahm die Firma "Atlas Verlag und Werbung (Atlas)" die Vergabe der Nutzungsrechte am offiziellen Emblem der Spiele als Generallizenznehmerin. In Durchführung des Vertrages konnte die Firma Atlas insgesamt 356 Lizenzverträge mit Firmen über die Verwendung des offiziellen Emblems entweder auf Produkten oder im Rahmen der allgemeinen Firmenwerbung abschließen. Darunter befinden sich Firmen aus Japan, aus der Schweiz und mehreren anderen Ländern. Angesichts einiger Schwierigkeiten, Z.B. es konnte kein urheberrechtlicher Schutz flir die olympischen Ringe in Deutschland erreicht werden, war das OK bemüht, die Generallizenznehmerin bei der Akquisition neuer Lizenznehmer zu unterstützen. Auch ergab sich bei der Gewinnung von ausländischen Lizenznehmern, daß bedeutende Markte nicht erfaßt werden konnten, weil die olympia-bezogene Werbung dort nur mit Einverständnis des jeweiligen Nationalen Olympischen Komitees möglich ist. Ein derartiges Einverständnis konnte jedoch nicht erreicht werden, weil diese Werbung die Hauptfinanzierungsquelle dieser NOK· S.darstellt. Aus der Lizenzierung des offiziellen Emblems sind dem Organisationskomitee ca. 3 Mio DM zugeflossen. (Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S. 57) .
Unter Berücksichtigung der genannten Hindernisse bei der Lizenzierung und der dem OK aus übergeordneten Gründen gebotenen Zurückhaltung bei einer geschäftlichen Betätigung dürfte das erzielte Ergebnis als zufriedenstellend anzusehen sein.
Mit der Schaffung des offiziellen Maskottchens der Spiele, dem Olympia-Waldi, verfolgte das OK von Beginn an nicht in erster Linie ein nur kommerzielles Ziel. Vielmehr sollte das Maskottchen einen integrierten Bestandteil der heiteren Spiele und damit das angestrebten einheitlichen Erscheinungsbildes darstellen.
Mit der Lizenzierung des Maskottchen wurde für den süddeutschen Raum der Atlas-Verlag und für den Raum nördlich der Mainlinie die Argentur Cremota in Frankfurt beauftragt. Den Generallizenznehmern gelang es, eine Reihe von namhaften Firmen, insbesondere der nordbayerischen Spielwarenindustrie, zu gewinnen, die den Olympia-Waldi in verschiedenen Formen auf den Markt brachten. Als besonders erfolgreich erwiesen sich dabei die Maskottchen aus Stoff und als Schlüsselanhänger. Hauptabsatzgebiet blieb der südbayrische Raum.
Als wirtschaftliches Ergebnis konnten mit dem Maskottchen insgesamt Einnahmen in Höhe von ca. DM 458.000,- erzielt werden. (Organisationskomitee, 1974, Bd. 1, S. 59).
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