Examensarbeit, 2017
83 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
2. Die christliche Gemeinde in Philippi
3. Der Philipperbrief
3.1. Abfassungsort und -zeit des Briefes
3.2. Die literarische Integritat des Briefes
3.3. Aufbau und Inhalt
3.4. Gute und schlechte Vorbilder im Philipperbrief
3.5. Die Schlusselstellen Phil 2,6-11 und Phil 3,17-21
3.6. Zwischenfazit
4. Exegetische Beobachtungen zu Phil 2,6-11
4.1. Eigene Ubersetzung
4.2. Syntaktische Analyse
4.2.1. Syntax, Sprache und Stil
4.2.2. Gliederung
4.3. Semantische Analyse und Gedankengang
4.3.1. Die Selbsterniedrigung Jesu Christi (Phil 2,6-8)
4.3.2. Die Erhohung des Gekreuzigten (Phil 2,9-11)
4.4. Formbestimmung und Verfasserschaft
4.5. Traditionsgeschichte
4.5.1. Alttestamentlich-judische Traditionen
4.5.2. Romisch-hellenistische Einflusse
5. Der theologische Gehalt des Christustextes
5.1. Herr ist Jesus Christus
5.2. Die Konigsherrschaft Christi
5.3. Ethische Implikationen
6. Fazit
Beiheft
Literaturverzeichnis
I. Abkurzungsverzeichnis
II. Textausgaben
III. Hilfsmittel
IV. Kommentare
V. Monographien und Aufsatze
Abbildungen und Karten
Anmerkungen
Bei dem sog. Philipperhymnus „handelt es sich um den meistkommentierten Abschnitt des Philipperbriefs und einen der meistkommentierten des Neuen Testaments."[1] Kaum an einen anderen Text des Neuen Testaments sind so viele unterschiedliche Deutungen herangetragen worden, wie an den Christustext in Phil 2. Kaum ein anderer neutestamentlicher Text hat eine so schillernde Wirkungsgeschichte erfahren, wie der sog Christushymnus im Rahmen der christologischen Auseinandersetzungen der Alten Kirche. Auch gegenwartig lasst sich in der Forschung kein Konsens bzgl. der Form, Tradition, Redaktion und Theologie des sogenannten Philipperhymnus herstellen.
Die vorliegende Arbeit stellt den Versuch dar, sich dem „locus classicus paulinischer Christologie im Philipperbrief"[2] aus unterschiedlichen Perspektiven zu nahern. Dazu soll der Christustext zunachst auf synchroner Ebene untersucht werden. Aus rezeptionshermeneutischer Sicht ist der Text allerdings zunachst ein Teil des paulinischen Schreibens an die christliche Gemeinde in Philippi und soll als solcher auch gewurdigt werden. Der erste Hauptteil dieser Arbeit untersucht daher zunachst das Philipperschreiben in seiner Gesamtheit und versucht aus der Perspektive des Briefes erste Ruckschlusse auf die Funktion des Christustextes innerhalb seines Kontextes zu ziehen (vgl. Kap. 2 und 3). Im zweiten Hauptteil der Arbeit soll dann die Perspektive gewechselt werden und der Christustext selbst zu Gehor kommen (vgl. Kap. 4). Dabei sollen synchrone Zugangswege zum Text genauso Berucksichtigung finden wie diachrone Betrachtungsweisen. Der letzte Hauptteil der Arbeit ist dann dem theologischen Gehalt des Christustextes gewidmet und versucht die exegetischen Beobachtungen zu Phil 2,6-11 unter theologischen, christologischen, soteriologischen, eschatologischen und ethischen Gesichtspunkten zu systematisieren und zu diskutieren (vgl. Kap. 5).
Der Analyse des sog. Christushymnus innerhalb des paulinischen Schreibens an die Philipper sollen einige kurze Bemerkungen zur romischen Kolonialstadt Philippi und zu den im 1. Jh. n. Chr. dort lebenden Christen vorangehen, die - sofern Paulus selbst Urheber des Hymnus war - die Adressaten, zumindest aber die Rezipienten des Christustextes in Phil 2,6-11 waren. Der im 4. Jh. v. Chr. durch
Philipp II. gegrundete Ort liegt im Osten Makedoniens an der zur Zeitenwende strategisch und wirtschaftlich bedeutenden Via Egnatia unweit der Agais.[3] Die ursprunglich von Thrakern besiedelte Stadt war bis zum 2. Jh. v. Chr. Teil des makedonischen Herrschaftsgebiets, bevor sie dann 148 v. Chr. dem Imperium Romanum einverleibt wurde.[4] Trotz der guten Lage, war die Stadt nicht besonders groG. Ehemalige Goldminen waren bereits unter makedonischer Vorherrschaft versiegt.[5] Auch die 42 v. Chr. in Philippi stattgefundene „Doppelschlacht zwischen den Casarmordern Brutus und Cassius einerseits und den damals noch verbundeten Antonius und Octavian [...] andererseits"[6] hat sicherlich nicht zu einem Wachstum der Bevolkerung beigetragen, welche sich aus Thrakern, Makedoniern und romischen Kolonisten zusammengesetzt hat.[7] Philippis Randlage innerhalb des romischen Reiches und die dortige Ansiedlung romischer Kriegsveteranen durch Antonius fuhrten „nicht nur bei den Angehorigen der Stadtelite, sondern den romischen Einwohnern insgesamt zu einem verstarkten Bewusstsein romischer Identitat."[8] Die Folge war eine erhohte Bautatigkeit. Das um 50 n.Chr. errichtete Forum „mit seinen religiosen und profanen Bauten"[9] ist ein Beispiel dafur. Neben der Kaiserverehrung und Kulten, in denen der romische Silvanus und die griechischen Gottheiten Dionysos und Artemis verehrt wurden, lassen sich auch thrakische Gotter nachweisen.[10] Uneinig ist sich die Forschung uber eine judische Bevolkerung in Philippi. Auch wenn keine archaologischen Nachweise fur eine judische Synagoge im 1. Jh. n.Chr. existieren, ist zumindest, wenn man Apg 16,13 folgt, eine kleine judische Gemeinde auGerhalb der Stadtmauern moglich.[11] Auch aus dem Philipperbrief selbst ergeben sich Hinweise auf Konflikte mit boswilligen Arbeitern, die dem Judentum nahestehen (vgl. Phil 3,2-6). Aber auch an „judaisierende Christen"[12] ist hier zu denken.
Paulus hat die christliche Gemeinde in Philippi - je nach Datierung seines Aufenthalts in Korinth - um 49/50 n.Chr. im Rahmen seiner zweiten Missionsreise gegrundet (vgl. Apg 16,11 -40)[13] und hatte offensichtlich ein gutes Verhaltnis zur uberwiegend aus Heidenchristen bestehenden Gemeinde.[14] In Phil 4,15 wird eine finanzielle Unterstutzung fur den Apostel erwahnt. Gemeindemitglieder sind Paulus namentlich bekannt (vgl. Phil 4,2f.). Daruber hinaus gibt es einen regelmaGigen Austausch von Nachrichten zwischen der Gemeinde und ihrem Gemeindegrunder uber die Paulusmitarbeiter Timotheus und Epaphroditus (vgl. Phil 2,19-30). Die Erwahnung der thyatiraischen Purpurhandlerin Lydia, die Grundbesitz ihr Eigen nannte (vgl. Apg 16,14-15), und die Moglichkeit, Paulus finanzielle Hilfe zu gewahren, sprechen dafur, dass die von Aufsehern und Diakonen (vgl. Phil 1,1) geleitete christliche Gemeinde in Philippi zumindest monetar gut aufgestellt war.[15] Dass dies allerdings auch zu innergemeindlichen Konflikten gefuhrt haben konnte, lasst der Philipperbrief ebenso vermuten (vgl. Phil 3,19). Auch wenn die Bevolkerungsstruktur hinsichtlich der religiosen Zugehorigkeit und die griechisch-romisch klingenden Namen Ti^o0eog (Phil 2,19), ’Ena^poJiTog (Phil 2,25), Euo5ta (Phil 4,2), SuvTuxn (Phil 4,2) und KA^n? (Phil 4,3), welche innerhalb des Briefes erwahnt werden, eine heidenchristliche Gemeinde erwarten lassen, ist mit einer judenchristlichen Minderheit zu rechnen. Dafur sprechen die Angaben in der Apostelgeschichte (vgl. Apg 16,13), die briefliche Auseinandersetzung mit judischen Lehren (vgl. Phil 3,2f.), Paulus Hinweis auf seine eigene judische Herkunft (vgl. Phil 3,5f.) und die Aufnahme alttestamentlicher Traditionen.[16]
Der Philipperbrief, der handschriftlich erstmals um die Jahrhundertwende vom 2. zum 3. Jh. n.Chr. in ^[46] bezeugt wird,[17] gehort zu den echten Paulinen und ist an die von Paulus auf seiner zweiten Missionsreise gegrundeten Gemeinde in Philippi adressiert.[18] Das Praskript des Briefes benennt „Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu", (Phil 1,1a) als Verfasser[19] und „alle Heiligen in Christus Jesus in Philippi samt den Bischofen und Diakonen" (Phil 1,1b) als Adressaten des Briefes. Auffallig ist hier zum einen, dass Paulus sich in der superscriptio nicht auf sein Apostolat beruft und stattdessen Timotheus und sich selbst als JouAoi Xpiorou ’In^ou bezeichnet.[20] Dies mag mit den guten Beziehungen zur philippischen Gemeinde zu tun haben, der Paulus hinlanglich als ihr Grundungsapostel bekannt gewesen sein durfte,[21] konnte allerdings auch als ein erster Ausblick auf das Anliegen des Briefes verstanden werden, den Philippern fur ihren Gehorsam gegenuber Christus zu danken und fur diejenige Gesinnung unter den Philippern zu werben, fur die Jesus Christus in Phil 2,6-11 als Vorbild angefuhrt wird.[22] Phil 2,3f. umschreiben diese Gesinnung als ein durch Demut charakterisiertes Hoherachten des Anderen im Vergleich zu sich selbst und als eine dienende Einstellung gegenuber dem Nachsten. Dadurch, dass Paulus in Phil 1,1 auf seinen Aposteltitel verzichtet und sich als Knecht Jesu Christi bezeichnet, stilisiert er sich gegenuber den Philippern als Beispiel fur eine solche demutige Gesinnung (vgl. auch Phil 1,12-26; 3,17)[23] Zum anderen ist die adscriptio des Philipperbriefes gegenuber den Adressatenangaben in den anderen echten Paulusbriefen erweitert und benennt neben den philippischen Gemeindemitgliedern explizit deren Bischofe und Diakone.[24] Besonders auffallig ist hier der Plural emoxonoi, der erste Ruckschlusse auf die Gemeindestruktur zulasst. Die philippische Gemeinde wird nicht - wie erst ab Beginn des 2. Jh. n.Chr. ublich - von einem Bischof (enioxonog im Sg.) geleitet, sondern von mehreren Aufsehern (emoxonoi im Pl.), was sicherlich auch zu Konflikten innerhalb der Gemeindeleitung gefuhrt haben konnte.[25] Neben den fur die Verwaltung und Leitung der Gemeinde zustandigen emoxonoi ist der Brief an die Jiaxovoi adressiert, die fur das soziale Zusammenleben zustandig waren und innerhalb der Gemeinde karitative Aufgaben und damit eine dienende Funktion hatten.[26] An beide Gruppen - an die Aufseher und die Diener - richtet Paulus seinen Brief und fordert von allen „Heiligen in Christus Jesus in Philippi" (Phil 1,1), eines Sinnes zu sein und aufeinander zu achten, um Einheit und Freude in der Gemeinde zu fordern (vgl. Phil 2,2). Damit deutet sich bereits ein Umstand an, der Paulus dazu bewogen haben durfte, den Philipperbrief zu schreiben. Es scheint ein Konflikt innerhalb der philippischen Gemeinde existiert zu haben, von dem Paulus erfahren hat und zu dem er durch seinen Brief Stellung nehmen wollte. Augenscheinlich sind die Philipper zwar gehorsam gegenuber Christus gewesen (vgl. Phil 1,3-5; 2,1), allerdings scheinen sie dabei nicht eines Sinnes gewesen zu sein (vgl. Phil 2,2), sondern haben teils aus Eigennutz (vgl. Phil 1,17; 2,3f.), teils aus Pflichtbewusstsein gegenuber dem Gesetz (vgl. Phil 3,2-6.9) gehandelt.[27] Dem eigennutzigen und gesetzestreuen Gehorsam stellt Paulus einen demutigen, dem andern dienenden Gehorsam entgegen (vgl. Phil 2,1-4), der seine Motivation aus der Freude am Evangelium (vgl. Phil 1,4.18.25; 2,2.17.18.29; 3,1; 4,1.4.10) und aus dem Glauben an Christus (vgl. Phil 3,9) gewinnt und zur vollkommenen Freude, zum Heil und Frieden in Christus fuhrt (vgl. Phil 1,10.21; 2,2; 3,10-11.2021; 4,4-7.9). Damit ist dann auch das grundlegende theologische Anliegen des Briefes benannt.[28]
Neben den Aufforderungen zur Einheit innerhalb der Gemeinde, zur richtigen Gesinnung, zum dienenden Gehorsam, zur Freude und zur Christusorientierung deuten sich im Brief noch weitere Anlasse fur seine Abfassung an.[29] Auffallig ist die mehrmalige Erwahnung von Feinden der Gemeinde, die als Widersacher (vgl. Phil 1,28), Hunde bzw. boswillige Arbeiter (vgl. Phil 3,2) und Feinde des Kreuzes Christi bezeichnet werden (vgl. Phil 3,18). Paulus nutzt seinen Brief, um vor diesen Feinden - insbesondere vor ihrer Lehre - zu warnen und fordert Achtsamkeit, Leidensbereitschaft und Standfestigkeit im Glauben an das Evangelium ein.[30] Ein weiterer Grund fur die Abfassung des Briefes war sicherlich auch Paulus eigene Situation im Gefangnis. Dabei belief es Paulus aber nicht bei einer Schilderung der Haftumstande, sondern versuchte Zuversicht und Trost zu spenden, indem er seine Gefangenschaft als Verteidigung des Evangeliums deutet, die zudem seinem personlichen Heil dient (vgl. Phil 1,12-26).[31]
Der Philipperbrief ist zudem „der schriftliche Dank und das Lob von Paulus fur die von den Philippern erhaltene Unterstutzung"[32] (vgl. Phil 4,10-18) und fungiert als „Begleitschreibung fur den heimkehrenden, genesenen Epaphroditus"[33] (vgl. Phil 2,25-30), aber auch als Ankundigung der baldigen Sendung des Timotheus (vgl. Phil 2,19-30) und - zumindest ist dies Paulus Hoffnung - eines eigenen Besuches der philippischen Gemeinde durch den Apostel (vgl. Phil 2,24). Paulus ubermittelt auGerdem GruGe (vgl. Phil 4,21-23), dankt und halt Furbitte fur die Gemeinde und druckt seine Freude uber die Philipper aus (vgl. Phil 1,3-11; 4,19). Insofern ist der Brief sicherlich auch Ausdruck des besonderen freundschaftlichen Verhaltnisses zwischen Paulus und den Christen in Philippi.[34]
Wahrend die paulinische Verfasserschaft in der Forschung seit dem 19. Jh. weitestgehend unbestritten ist, lasst sich - was Abfassungsort bzw. -zeit und die literarische Perspektive betrifft - gegenwartig kein Konsens herstellen.
Abfassungsort und -zeit des Philipperbriefes lassen sich nicht mit letzter Sicherheit bestimmen, da Paulus selbst hierzu keine eindeutigen Angaben macht. Gleichwohl enthalt der Brief, da er offensichtlich wahrend einer langeren Gefangenschaft abgefasst wurde (vgl. Phil 1,7.13f. 17), einige Indizien, die Ruckschlusse und Spekulationen erlauben. Die Apostelgeschichte kennt in Bezug auf den Apostel Paulus - neben einem kurzeren Gefangnisaufenthalt in Philippi (vgl. Apg 16,23-40) - ausschlieGlich die jeweils zweijahrigen Gefangenschaften in Casarea (vgl. Apg. 24,22-27) und in Rom (vgl. Apg. 28,16-31), beide jeweils unter milden Bedingungen, unter denen es fur Paulus moglich war, Besuch zu empfangen, zu predigen und Briefe zu schreiben. Daneben wird aufgrund der Notizen in 1Kor 15,32, 2Kor 1,8-11 und Rom 16,4 eine langere Haft wahrend Paulus Aufenthalt in Ephesus vermutet, allerdings sprechen die genannten Stellen nur sehr allgemein von Gefahren und Situationen, in denen sich Paulus in Todesnahe befunden hat, und enthalten keine expliziten Angaben uber eine Gefangenschaft in Ephesus.[35] Dennoch wird neben Casarea[36] und Rom[37] das besonders in der gegenwartigen Forschung beliebte Ephesus[38] als Abfassungsort des Philipperbriefs diskutiert. Das gewichtigste Argument, welches - neben der vermuteten ephesinischen Haft - fur eine Abfassung des Philipperbriefs in Ephesus ins Feld gefuhrt wird, ist die geographische Nahe zwischen Ephesus und Philippi angesichts der zahlreichen Reisen zwischen dem Abfassungsort des Briefes und der christlichen Gemeinde in Philippi.[39] Doch m. E. ist auch dies kein zwingender Beleg, welcher fur eine Abfassung in der Stadt der Artemis spricht. Es lassen sich aus dem Brief selbst folgende Reisen rekonstruieren: Bevor Epaphroditus mit finanzieller Unterstutzung zu Paulus Haftort gesandt wurde (vgl. Phil 2,25; 4,18), mussten die Christen in Philippi von Paulus Notlage erfahren haben. Allerdings weist Wick, der fur Rom als Abfassungsort pladiert, daraufhin, dass „die meisten Gemeinden schon wahrend des Aufenthalts von Paulus in Casarea uber dessen Gefangenschaft und eventuell dann auch uber den Transport nach Rom informiert wurden."[40]
Phil 2,26-27 berichten von einer ernsten Erkrankung des Epaphroditus, nachdem dieser bei Paulus eingetroffen war. Wahrend die Nachricht von seiner Erkrankung nach Philippi gelangt ist, war Epaphroditus allerdings bereits wieder gesund geworden. Um den Philippern die freudige Kunde seiner Heilung zu uberbringen, schickte Paulus seinen genesenen Mitarbeiter mit samt dem Brief zu ihnen (vgl. Phil 2,25-30). Zugleich kundigte er die baldige Sendung des Timotheus an (vgl. Phil 2,19-23) und weckte Hoffnung auf einen eigenen Besuch (vgl. Phil 2,24). Die Tatsache, dass Epaphroditus tief bekummert war, weil sich die Philipper angesichts seiner Krankheit um ihn sorgten, begrundet keine eigenstandige Reise.[41] Dass sich die Christen in Philippi schwere Sorgen um ihn gemacht haben durften, konnte sich Epaphroditus sicherlich denken, hatte er die Gemeinde doch bisher uber den positiven Verlauf seiner Krankheit im Ungewissen gelassen. Umso grower ist seine Freude daruber, den Philipperbrief personlich ubergeben zu durfen, kann er doch die Gemeinde uber seine Gesundung informieren. Paulus jedenfalls hofft, dass sich die Philipper uber die Genesung seines Mitarbeiters freuen (vgl. Phil 2,28-29).
Insgesamt ergeben sich daher mindestens funf Reisen. Zwei Reisen mussen bereits vor der Abfassung des Briefes stattgefunden haben, die dritte Reise dient der Ubergabe des Philipperbriefes und zwei weitere Reisen sind durch Paulus angekundigt und stehen aus der Sicht des Briefes noch aus.[42]
Zwischen dem Haftbeginn und der Abfassung des Philipperbriefes liegen also mindestens zwei Reisen. Selbst wenn man vier Reisen unterstellt, was durchaus wahrscheinlich gewesen sein konnte, ist die wechselseitige Korrespondenz zwischen Paulus und seiner Gemeinde fur jeden der moglichen Haftorte (Ephesus, Casarea, Rom) vorstellbar. Berucksichtigt man fur den Gefangnisaufenthalt einen Zeitraum von zwei Jahren und betrachtet man die Entfernung zwischen den moglichen Haftorten und Philippi bzw. die damit jeweils zusammenhangende Dauer der angefuhrten Reisen - seien es nun zwei oder vier - dann ist eine Abfassung des Philipperbriefes sowohl in Ephesus, in Casarea, als auch in Rom vorstellbar und moglich (vgl. Abb. 1).[43] Wahrend fur Ephesus bzw. Casarea als Abfassungsorte im Wesentlichen die raumliche Nahe zu Philippi als Argument angefuhrt wird, existieren fur die Annahme des Abfassungsortes in Rom eine Vielzahl von weiteren Grunden.
Neben der Erwahnung des Pratoriums (vgl. Phil 1,13) und den GruGen aus dem Haus des Kaisers (vgl. Phil 4,22) ist in diesem Zusammenhang vor allem die fehlende Erwahnung der Geldsammlung fur die Jerusalemer Urgemeinde auffallig.[44] Notizen zur Kollekte fehlen unter den echten Paulinen nur noch im IThess, wahrend sie in den ubrigen Briefen enthalten sind (vgl. 1Kor 16,1-4; 2Kor 8f.; Rom 15,25-32 und evtl. auch Gal 6,10). SchlieGt man sich der These an, dass Paulus sein Kollektenprojekt den Gemeinden wahrend seiner dritten Missionsreise vorgestellt hatte,[45] auf der vermutlich auch die beiden Korintherbriefe, der Galater- und der Romerbrief entstanden sind,[46] lasst sich das Fehlen der Kollektennotizen im - auf der zweiten Missionsreise entstandenen - 1Thess,[47] dadurch erklaren, dass die Jerusalemer Sammlung fur Paulus noch nicht im Fokus war. Fur den Philipperbrief lasst sich Ahnliches annehmen. Entweder spielte die Kollekte aufgrund einer Fruhdatierung des Philipperbriefs noch keine Rolle, oder die Kollektensammlung war bereits abgeschlossen,[48] was fur eine Abfassung des Briefs in Rom sprechen wurde. Im Philipperbrief scheint Paulus allerdings auf den Anfang seines Wirkens in Makedonien (vgl. Phil 4,15) und auf die Zeit nach der philippischen Gemeindegrundung, als er in Thessaloniki finanziell von den Christen in Philippi unterstutzt wurde,[49] (vgl. Phil 4,10.16) zuruckzublicken. Zudem gewinnt man durch die Betonung seiner Lebenssattheit (vgl. Phil 1,21-23) und durch die Stilisierung seiner eigenen Person und seiner Mitarbeiter als Vorbilder (vgl. Phil 1,12-26; 2,19-30) den Eindruck, als ob Paulus sich am Ende seines Lebens befindet.[50] Er erwartet zudem ein baldiges, endgultiges Urteil - d.h. Tod oder Freispruch (vgl. Phil 1,19-26) -, was am Ende seines
Gerichtsprozesses in Rom wahrscheinlicher ist als zu Beginn des Verfahrens in Casarea.[51] Wick sieht auGerdem in der Verbindung des im Brief vorhandenen freundschaftlichen Tenors und der „Selbstdarstellung des Paulus [...] mit der Paranese"[52] eine Nahe des Philipperbriefs zu den Epistulae morales ad Lucilium von Seneca, welcher sich zwischen 49-62 n.Chr. in der Umgebung Roms aufgehalten haben durfte,[53] und vermutet eine dahinterstehende gemeinsame Tradition.[54] Die „Nahe gewisser Elemente im Brief zu Seneca [wurde] leichter zu erklaren sein, wenn sich Paulus in ahnlicher Umgebung wie jener befand, als er den Philipperbrief verfaGte."[55]
Zusammengenommen spricht daher einiges dafur, dass der Paulusbrief an die Gemeinde in Philippi um 60 n.Chr. in Rom abgefasst wurde.[56]
Die literarische Integritat des Philipperbriefs ist nach wie vor sehr stark umstritten. Neben der Einheitlichkeit des Briefes werden eine Zwei- und eine Dreiteilung vorgeschlagen, wobei die jeweilige Zuordnung zu den einzelnen Fragmenten bzw. Teilbriefen in den verschiedenen Teilungshypothesen unterschiedlich ist.[57]
Kriterien fur die literarische Uneinheitlichkeit eines neutestamentlichen Textes sind - laut Ebner/Heininger - Doppelungen und Wiederholungen, Spannungen und Widerspruche, syntaktische und stilistische Bruche, Dubletten und Parallelen, sowie die Kombination verschiedener Gattungen.[58] Exegeten, die hinter dem Philipperbrief eine Kompilation mehrerer Briefe vermuten, entdecken - je nach Hypothese - in Phil 3,1f., 4,1f., 4,3f., 4,7f., 4,9f. und 4,20f. Stil- und Stimmungsumbruche und sehen die genannten Kriterien dadurch in Bezug auf den Philipperbrief als erfullt.[59] Die wiederholte Aufforderung zur Freude (vgl. Phil 1,4.18.25; 2,2.17f..29; 3,1; 4,1), der zweifache Gebrauch von to Aoitcov (vgl. Phil 3,1; 4,8), die mehrmalige Erwahnung einer finanziellen Unterstutzung fur Paulus (vgl. Phil 1,5; 2,25-30; 4,10-18), die beiden Friedenswunsche (vgl. Phil 4,7; 4,9), die Warnung vor unterschiedlichen Gegnern (vgl. Phil 1,15-20; 1,28; 3,2; 3,18f.), sowie die an verschiedenen Stellen vorkommenden biographischen Notizen (vgl. Phil 1,1f.; 1,7f.; 1,12-26; 2,19-30; 3,4-14; 4,2-3; 4,18; 4,21f.) werden als Doppelungen und Wiederholungen gedeutet.[60] Die Einbettung des sogenannten ,Christushymnus‘ (vgl. Phil 2,6-11) in einen paranetischen Kontext (vgl. Phil 1,27 - 2,18) wird zudem als eine Kombination verschiedener Gattungen verstanden.[61] Dazu wird oft auf eine mogliche Erwahnung mehrerer Philipperbriefe bei Polykarp verwiesen (vgl. Polyc 3,2), welche dann im Dankschreiben (Brief A), im Gefangenschaftsbrief (Brief B) und im Kampfbrief (Brief C) entdeckt werden.[62]
Meines Erachtens sind allerdings mit dem beschriebenen Vorgehen mehrere Probleme verbunden: Neben dem handschriftlichen Befund, der „keine Hinweise auf irgendeine Teilung"[63] bietet, und der hohen Komplexitat vieler Dekonstruktionstheorien,[64] sind die beobachteten Unebenheiten „sehr stark von den subjektiven Eindrucken der einzelnen Forscher abhangig"[65] Des Weiteren werden die Bruche und Spannungen durch Kompilations- und Interpolationstheorien keineswegs gelost, sondern lediglich von Paulus als Verfasser auf einen unbekannten nachpaulinischen Redaktor verschoben, welchem unterstellt wird, die aufgefuhrten Probleme durch eine ungenaue Zusammenstellung mehrerer Briefe verursacht zu haben.[66] Zudem lassen sich die fur antike Gelegenheitsschreiben nicht unublichen „Bruche im Gedankengang"[67] auch verstehen und erklaren, wenn man von der literarischen Einheitlichkeit des von Paulus verfassten Schreibens ausgeht. Wahrend die erkannten Bruche und Spannungen von Vertretern der literarischen Integritat im 20. Jh. vor allem durch Diktierpausen, einen moglichen Stimmungsumschwung, eine Veranderung der Situation oder durch Paulus psychologisches Befinden erklart wurden,[68] geht die neuere Forschung einen anderen Weg. Vollig zu Recht merkt Wick - die Forschungsgeschichte des Philipperbriefs resumierend - an: „Ob man fur eine literarische Einheit eintrat oder nicht - eine thematische Einheit oder sogar ein gedankliches Konzept, das diesem Brief zugrunde liegt, wurde kaum vertreten."[69] Haben Einheitshypothesen oftmals versucht, literarische Unzulanglichkeiten und Unterbrechungen im Briefduktus zu rechtfertigen, verstehen neuere Kommentare und Entwurfe den Philipperbrief demgegenuber eher als planvoll konzipiertes, einheitliches Schreiben „von hoher literarischer Qualitat"[70], welches Paulus bewusst in der vorliegenden Form verfasst hat, um seinen Adressaten einen bestimmten Inhalt zu vermitteln.[71] Dass Paulus dabei sicherlich auch durch alttestamentliche, judische und hellenistische Traditionen beeinflusst worden ist und entsprechendes ihm bekanntes Traditionsgut verarbeitet hat,[72] widerspricht m. E. allerdings nicht der Deutung des Briefs als ein bewusst konzipiertes Werk, dessen Form mit seinem theologischen Anliegen korrespondiert. Stichwortverbindungen[73], semantische Entsprechungen und theologische Topoi, die sich uber den ganzen Philipperbrief erstrecken,[74] der Bezug auf eine konkrete Situation innerhalb der Adressatengemeinde und die daran anknupfende Mahnung zu einem dienenden Gehorsam, der sich aus der Freude am Evangelium speist,[75] unterstutzen zudem die These eines planvollen Briefaufbaus, der im Folgenden erlautert werden soll.
Die neutestamentlichen Paulusbriefe lassen sich grundsatzlich anhand von epistolographischen, rhetorischen und inhaltlichen Kategorien gliedern. Das hangt damit zusammen, dass die paulinischen Schreiben nicht als reine Privatbriefe klassifiziert werden konnen, da sie nicht ausschlieGlich an Einzelpersonen adressiert sind, sondern „mit dem Ziel verfasst [wurden], eine gewisse Offentlichkeit zu erreichen"[76] (vgl. Phil 1,1). Ein Zirkulieren innerhalb des Adressatenkreises ist in diesem Zusammenhang genauso denkbar, wie ein Aushangen am Schwarzen Brett oder das Vorlesen des Briefs im Rahmen der Gemeindeversammlung. Es ist daher nicht verwunderlich, dass ein neutestamentlicher Brief neben seinem Inhalt sowohl epistolographische als auch rhetorische Elemente enthalt, obgleich eine „bewusste rhetorische Konzeption der ntl Briefe [...] weniger wahrscheinlich"[77] und die Verbindung zwischen brieflichen und rhetorischen Elementen vermutlich eher unbewusst geschehen ist.[78] Leitende Faktoren im Rahmen der Briefkonzeption waren sicherlich die Intention und die Ziele des Verfassers, sein ethisches und theologisches Anliegen, sowie die erhoffte Wirkung des Schreibens beim Empfangerkreis. „Der Briefautor nimmt aus dem Repertoire literarischer Ausdrucksformen jeweils auf, was der von ihm angestrebten Kommunikation am besten zu dienen scheint."[79] Vor dem ausgefuhrten Hintergrund, aber auch in dieser Zuruckhaltung erhalt - neben Inhalt, Intention und epistolographischer Struktur - die Berucksichtigung rhetorischer Elemente im Rahmen der Gliederung des Philipperbriefs seine Berechtigung.[80] Die in dieser Arbeit vorgeschlagene Gliederung (vgl. Abb. 2),[81] orientiert sich allerdings - neben der epistolographischen Struktur des Briefes - zunachst am inhaltlichen Gedankengang und versucht die Gemeindesituation und die Intention des Autors, sofern hier Ruckschlusse moglich sind, zu berucksichtigen.
Der Philipperbrief besteht neben dem Briefkorpus Phil 1,12 - 4,7 aus dem Briefanfang Phil 1,1-11, zu welchem Praskript (Phil 1,1-2) und Proomium (Phil 1,3-11) gehoren, und aus dem aus Epilog (Phil 4,820) und Postskript (Phil 4,21-23) zusammengesetzten Briefschluss Phil 4,8-23. Wahrend das Praskript die superscriptio, adscriptio und salutatio enthalt und das Postskript den GruGauftrag, eine GruGubermittlung und das Eschatokoll, sind Proomium und Epilog jeweils dreigeteilt in Danksagung (Phil 1,3-6), Selbstempfehlung (Phil 1,7-8) und Furbitte (Phil 1,9-11) bzw. Schlussparanese (Phil 4,8-9), abschlieGendem Dank (Phil 4,10-18) und Furbitte mit Schlussdoxologie (Phil 4,19-20). Damit entspricht der Philipperbrief ganz dem paulinischen Briefformular.[82]
Bereits im Proomium des Briefes deutet sich an, dass Paulus zwar dankbar ist und sich uber den Glauben der Philipper freut, dass aber der Gemeinde noch eine wichtige Erkenntnis fehlt, die allerdings zentral fur das wurdige Wandeln im Evangelium Christi ist.[83] Bevor Paulus in den beiden paranetischen Teilen (Phil 1,27 - 2,18; 3,1 - 4,7) des Briefkorpus erlautert und ausfuhrt, was den Philippern noch fehlt, um die „Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus" (Phil 1,11) zu erlangen, versucht er dies an seiner eigenen Person bzw. an dem Verhalten seiner Mitarbeiter zu verdeutlichen (Phil 1,12-26; 2,19-30). Der Korpus des Philipperbriefs lasst sich daher in zwei erzahlende und zwei mahnende Passagen untergliedern, die sich jeweils miteinander abwechseln und sich aufeinander beziehen.[84] Auch dies ist nicht unublich fur ein paulinisches Schreiben.[85] Die erzahlenden Passagen, in denen Paulus das Verhalten seiner Mitarbeiter und sein eigenes als vorbildhaft darstellt, bereiten die paranetischen Abschnitte vor und illustrieren diese.[86]
Hatte Paulus im Proomium bereits von seiner Gefangenschaft berichtet (vgl. Phil 1,7), deutet er im ersten Teil des Briefkorpus seine Haft als Leidensbereitschaft, die der Verteidigung und Forderung des Evangeliums dient (vgl. Phil 1,12.16). Wahrend Paulus durch seine Leidensbereitschaft fur das Evangelium deutlich macht, dass er Christus aus Freude am Evangelium und aufgrund seiner Liebe zum Mitmenschen verkundigt (vgl. Phil 1,16-18) - um bei ihnen die „Freude im Glauben" (Phil 1,25) zu starken und sie zum Heil zu fuhren -, gibt es augenscheinlich Menschen, die Christus aus eigennutzigen Motiven verkundigen (vgl. Phil 1,15.17). Zwar muss offenbleiben, wen Paulus hier konkret vor Augen hatte, allerdings scheinen es Menschen zu sein, die sich durch ihr Christsein - sowohl innerhalb der Gemeinde als auch bei Gott - selbst profilieren und darstellen wollten.[87] Auch, wenn Paulus wurdigt, dass Christus trotz der egoistischen Beweggrunde verkundigt wird, akzentuiert er doch die Bedeutung der Motive hinter einer Handlung (vgl. Phil 15-18).[88] Im ersten paranetischen Teil des Briefes (Phil 1,27 - 2,18), greift Paulus diesen Zusammenhang zwischen Tat und Motiv wieder auf und mahnt in einem ersten Unterabschnitt (Phil 1,27-30) dazu, wurdig im Evangelium Christi zu wandeln. Darunter versteht Paulus die Einheit im Geist, den einmutigen Kampf fur das Evangelium, die Standfestigkeit gegen Widersacher und die Bereitschaft, um Christi willen zu leiden. Der Apostel fuhrt sich hier explizit als Vorbild fur solch ein Verhalten an (vgl. Phil 1,30). Im darauffolgenden Abschnitt (Phil 2,1-11) wurdigt Paulus die Dinge, die die Philipper diesbezuglich schon tun (vgl. Phil 2,1) und benennt das, was ihnen allerdings noch fehlt.[89] Wahrend die Christen in Philippi sich bereits gegenseitig ermahnen und trosten, Liebe und Barmherzigkeit uben und in der Gemeinschaft des Geistes leben, scheinen sie dies aus unterschiedlichen Motiven zu tun. Paulus mahnt daher, die Liebe auf dasselbe Ziel hin auszurichten sowie einmutig und eintrachtig zu sein und fordert eine demutige Gesinnung (vgl. Phil 2,2-4), fur die Jesus Christus in Phil 2,6-11 als Grund und als Vorbild angefuhrt wird.[90] In einem dritten Abschnitt (Phil 2,12-18) unterstreicht Paulus resumierend den engen Zusammenhang zwischen der richtigen Gesinnung und dem evangeliumsgemaGen Gehorsam. Dabei betont er, dass allerdings Gott es ist, der sowohl das Wollen als auch das Vollbringen bewirkt (vgl. Phil 2,13). Eigennutziges Handeln, Selbstprofilierung und Hochmut stehen der Botschaft des Evangeliums diametral gegenuber. Ein aus der Freude am Evangelium motivierter Gehorsam, ein dem andern nutzendes Verhalten, eine demutige Gesinnung und das Festhalten am Wort des Lebens sind diejenigen Dinge, die Christen in der Welt als Kinder Gottes leuchten lassen (vgl. Phil 2,14-16).
Analysiert man die Argumentationsstruktur des ersten Hauptteils des Briefkorpus (Phil 1,12 - 2,18), finden sich m. E. tatsachlich einige Anklange und Parallelen zum Aufbau einer antiken Rede.[91] Phil 1,1226 lieGe sich am ehesten als exordium bezeichnen, da hier uber die Beziehungs- und Gefuhlsebene beim Empfanger Aufmerksamkeit und Interesse fur das Thema geweckt wird. Phil 1,27-30 schildert als narratio das Thema, wahrend dies in der argumentatio Phil 2,1-11 weiter ausgefuhrt wird. Phil 2,12-18 ware dann die zusammenfassende peroratio. Der zweite Hauptteil des Philipperbriefs (Phil 2,19 - 4,7) ist ahnlich aufgebaut, auch wenn das Thema der Gesinnung fortgefuhrt und weiterentwickelt wird. Ging es bisher um die Frontstellung Hochmut - Demut, ist im zweiten Hauptteil des Briefs der Gegensatz zwischen der eigenen Gerechtigkeit, „die das Gesetz fordert" (Phil 3,6.9), und der Gerechtigkeit Gottes, „die durch den Glauben an Christus kommt" (Phil 3,9), im Fokus. In Phil 2,19-30 (exordium) erzahlt Paulus allerdings zunachst das Geschick zweier Mitarbeiter und stilisiert ihr Verhalten - ahnlich wie in Phil 1,1226 in Bezug auf sich selbst - als vorbildhaft fur die philippische Gemeinde. Wahrend mit Timotheus ein Mensch begegnet, der nicht das Seine, sondern „das, was Jesu Christi ist" (Phil 2,21f.), gesucht hat, zeigt sich in Epaphroditus ein Mitstreiter Paulus, der trotz schwerer Krankheit am Werk Christi festgehalten hat und daraufhin durch Gottes Erbarmen gesund geworden ist (Phil 2,25-30). Die Geschichten beider Mitarbeiter fungieren damit als Exempel fur die darauffolgende dreigeteilte Paranese (Phil 3,1 - 4,7).[92] In Phil 3,1-14 (narratio) benennt Paulus mit der Auferstehung von den Toten den „Siegpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus" (Phil 3,14). Dieses Ziel lasst sich allerdings nicht durch einen selbstgerechten, gesetzestreuen Gehorsam erreichen - wie es die boswilligen Arbeiter der Zerschneidung versuchen (vgl. Phil 3,2-6) - sondern nur durch die „Gerechtigkeit, die von Gott kommt durch den Glauben" (Phil 3,9). Das entbindet allerdings nicht von dem evangeliumsgemaGen Gehorsam und der demutigen Gesinnung, die Paulus in Phil 1,27 - 2,18 gefordert hatte, allerdings verandert es ihre Motivation und Begrundung. Nicht das Gesetz, sondern die Freude im Herrn (vgl. Phil 3,1) begrundet und motiviert den Gehorsam, die Demut und die Liebe der Kinder Gottes. Phil 2,13 hatte dies bereits angedeutet. In Phil 3,15-21 (argumentatio) fordert Paulus die Philipper dazu auf, Christus nachzuahmen und sich am Vorbild von Paulus und seinen Mitarbeitern zu orientieren und fasst damit seine bisherigen Mahnungen zusammen.[93] Die Begrundung fur seine Forderung folgt umgehend: Wahrend die „Feinde des Kreuzes Christi" (Phil 3,18f.) Verdammnis erwartet, werden die Christusnachahmer als „Burger im Himmel" (Phil 3,20f.) die Auferstehung von den Toten und die Verwandlung des Leibes erleben. Phil 4,1-7 (peroratio) fassen die zentralen Forderungen der beiden Paranesen nochmals zusammen: Die Philipper sollen eines Sinnes sein und sich im Herrn freuen. Die daran geknupfte VerheiGung ist nichts Geringeres als der „Friede Gottes, der hoher ist als alle Vernunft" (vgl. Phil 4,7).
Resumiert man die die bisherigen Ausfuhrungen zum Aufbau des Schreibens, dann konnte man den Philipperbrief - vorsichtig formuliert - auch als eine Zusammenfassung des Doppelgebotes der Liebe verstehen. Der erste Teil des Briefkorpus, in dem Paulus um eine demutige Gesinnung wirbt und eine Ausrichtung des eigenen Handelns an den Bedurfnissen des Anderen fordert, reflektiert damit das Christstein aus der Perspektive der Nachstenliebe. Der zweite Teil des Briefkorpus, in dem der Apostel dazu motiviert sich an Gottes Gerechtigkeit zu orientieren und Christus nachzuahmen, reflektiert das Christseins aus der Perspektive der Gottesliebe.
Eine Besonderheit des Philipperbriefs stellen die zahlreichen biographischen Notizen zu Paulus und seinen Mitarbeitern dar (vgl. Phil 1,12-26; 2,19-30). Wie in Kap. 3.3. dargestellt, illustrieren diese sowohl die Forderungen nach einem evangeliumsgemaGen Gehorsam (vgl. Phil 1,29f.; 2,1.12), einer demutigen Gesinnung (vgl. Phil 2,2-4), einem Wachstum der Liebe (vgl. Phil 1,9) und einem Festhalten am Christusglauben (vgl. Phil 2,16; 3,9) als auch die daran geknupften VerheiGungen, die Frucht der Gerechtigkeit (vgl. Phil 1,11) bzw. den Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes (vgl. Phil 3,14) zu erlangen, die Paulus als Auferstehung von den Toten (vgl. Phil 3,11) und als Verwandlung des Leibes (vgl. Phil 3,21) identifiziert. Wahrend Paulus seine Mitarbeiter und sich selbst als Vorbilder der Philipper benennt, fuhrt der Philipperbrief allerdings auch einige Personengruppen auf, an denen sich die Christen in Philippi nicht orientieren sollen.[94] Phil 1,15.17 benennen Menschen, die das Evangelium aus eigennutzigen und egoistischen Grunden verkundigen. Selbstprofilierung, Rivalitat, Neid und Streitsucht sind offensichtlich ihre Motive. Doch obgleich Paulus sich daruber freut, dass Christus trotz ihrer schandlichen Motive verkundigt wird (vgl. Phil 1,18), sind sie letzten Endes Feinde des Kreuzes Christi, „weil sie den Tiefpunkt des Kreuzes in ihrem Leben um jeden Preis vermeiden wollen und in Opposition dazu Ehre und eigenen Vorteil suchen."[95] Als Feinde des Kreuzes, zu denen auch die in Phil 3,2 genannten boswilligen Arbeiter der Zerschneidung gehoren, kann ihr Schicksaal nur die Verdammnis sein (vgl. Phil 3,18f.). Wahrend an der erstgenannten Gruppe die eigennutzigen Motive ihrer Christusverkundigung kritisiert werden, moniert Paulus an der zweiten Gruppierung das Fehlen jeglicher Christusorientierung. Um Heil zu erlangen, verlassen sie sich auf ihre eigenen Werke und nicht auf Christus. Nicht die Gerechtigkeit Gottes, sondern ihre eigene Gerechtigkeit suchen sie (vgl. Phil 3,2-6.9). Vor beiden Parteien warnt Paulus die philippischen Christen. Statt sich an schlechten Beispielen zu orientieren, fordert Paulus die Philipper dazu auf, sich Vorbilder fur eine Gesinnung zu suchen, die den Kindern Gottes entspricht und fur welche Christus selbst Leitfigur ist und war (vgl. Phil 2,5; 3,17).[96] Paulus, Timotheus und Epaphroditus sind Beispiele solcher Vorbilder, die um des Evangeliums willen Leid ertragen (vgl. Phil 1,12-14), die den anderen hoher achten als sich selbst (vgl. Phil 2,3), die auf das sehen, was dem andern dient (vgl. Phil 2,4), die dasjenige suchen, was Jesu Christi ist (vgl. Phil 2,19-23) und die Gottes Erbarmen erfahren (vgl. Phil 2,25-30).
Die Mahnungen und VerheiGungen des Philipperbriefs, welche Paulus und seine Mitarbeiter als Vorbilder unterstreichen und illustrieren, haben ihren Brennpunkt in Christus.[97] Sowohl die Forderungen nach einem evangeliumsgemaGen Gehorsam und einer demutigen Gesinnung, als auch die daran geknupften VerheiGungen einer Auferstehung von den Toten und einer Verwandlung des Leibes zeigen sich in besonderem MaGe an der Person Jesu Christi, an seiner Erniedrigung und Erhohung, an Kreuz und Auferstehung (vgl. Phil 2,611). Grund fur die Mahnungen und VerheiGungen, die an die Christen in Philippi ergehen, ist Jesus Christus, der zugleich auch Vorbild fur Paulus und seine Mitarbeiter ist und an dem sich die philippischen Christen daher gleichermaGen orientieren sollen (vgl. Phil 3,17-21).[98] Phil 2,6-11 und Phil 3,17-21 sind m. E. daher die Schlusselstellen des Philipperbriefs.[99] Wahrend der erste Teil des sog. Christushymnus (Phil 2,6-8) die demutige Gesinnung Christi und den bis in den Kreuzestod gehenden Gehorsam anhand seiner Kenosis exemplifiziert, fordert Phil 3,17 ein ahnliches Verhalten von den Philippern. Dass Paulus von den Philippern tatsachlich eine Leidensbereitschaft fur das Evangelium fordert, die sogar in Todesnahe fuhren kann,[100] hat Paulus an seiner eigenen Situation in Gefangenschaft und an der schweren Krankheit seines Mitstreiters Epaphroditus hinlanglich erlautert (vgl. Phil 1,19-21.29-30; 2,30). Dass Paulus dennoch auf Gottes Erbarmen im Leiden hofft, zeigt sich durch seine eigene Zuversicht im Gefangnis (vgl. Phil 1,20.25), aber auch an Epaphroditus Genesung, die er auf Gottes Erbarmen zuruckfuhrt (vgl. Phil 2,27). Den Grund fur diese Hoffnung benennt Paulus im zweiten Teil des sog. Christushymnus (vgl. Phil 2,9-11). Hatten Phil 2,6-8 Christi Erniedrigung durch sich selbst beschrieben, skizzieren Phil 2,911 seine Erhohung durch Gott. Christus, „der sich selbst erniedrigt hat, wird nun selbst groGtmogliches Heil zuteil. Seine Hingabe ins Unheil hat eine heilsame Konsequenz fur ihn selbst."[101] Ein Eingreifen Gottes erwartet Paulus auch fur die Christusnachahmer. „Denn wenn die Glaubenden entsprechend gesinnt sind, wird Gott daraus ebenfalls, wie bei Jesus Christus eine heilsame Konsequenz fur sie, eine missionarische fur andere und eine doxologische entstehen lassen."[102] Wahrend die Feinde des Kreuzes, die ihre eigene Ehre und Gerechtigkeit suchen und irdisch gesinnt sind, der Verdammnis entgegensehen (vgl. Phil 3,18-19), ist den Christusnachahmern, die auf das achten, was dem anderen dient, die demutig gesinnt sind und Gottes Ehre und Gerechtigkeit suchen, das Leben im Himmel verheiGen (vgl. Phil 3,20-21).[103] Beides, sowohl der Leiden in Kauf nehmende Einsatz fur das Evangelium als auch Gottes rettendes Erbarmen, dient - genauso wie auch Christi Erniedrigung und Erhohung - der Ehre Gottes (vgl. Phil 1,11; 2,11; 4,20). Man konnte den Philipperbrief daher auch als ein Aufruf zum Dienen verstehen - sei es in Bezug auf den Nachsten oder in Bezug auf das Evangelium und die Ehre Gottes. Wahrend Timotheus und Epaphroditus dem Apostel Paulus dienen (vgl. Phil 2,22.30) und dieser mit seinen Mitarbeitern den Philippern dient (vgl. Phil 1,23-25; 2,19.24.25), sind die philippischen Christen auch dazu aufgerufen, auf das zu sehen, „was dem andern dient" (Phil 2,4). Dazu dienen alle zusammen - sowohl Paulus, Timotheus und Epaphroditus als auch die Christen in Philippi - dem Evangelium (vgl. Phil 1,12.16.27; 2,22.30), damit „Christus verherrlicht werde" (Phil 1,20). Die Verkundigung des Evangeliums durch Paulus, Timotheus, Epaphroditus und die Philipper, die Verherrlichung Christi an ihrem Leben und Tod (vgl. Phil 1,20; 3,21), Christi Erhohung und seine Verehrung und Huldigung als Kyrios (vgl. Phil 2,10f.) - all diese Dinge dienen wiederum der „Ehre Gottes, des Vaters" (Phil 2,11).[104]
Die bisherigen Untersuchungen waren dem Versuch geschuldet, sich aus der Perspektive des Philipperbriefs in seiner Gesamtheit dem sog. Christushymnus Phil 2,6-11 zu nahern. Ausgehend von der These eines planvollen, literarisch einheitlichen Schreibens und von einer Gemeindesituation, die von einem Konflikt um unterschiedliche Beweggrunde fur den Gemeindedienst und die Verkundigung des Evangeliums gepragt war und in der sicherlich auch die Gefahr der Beeinflussung durch schlechte Vorbilder eine Rolle spielte - unabhangig davon, ob sie innerhalb oder auGerhalb der Gemeinde zu verorten sind - konnte das theologische Anliegen des Briefs herausgearbeitet werden. Wahrend einige Personen, mit denen sich die christliche Gemeinde in Philippi konfrontiert sah, aus eigennutzigen und egoistischen Motiven handelten, an der VergroGerung der eigenen Ehre interessiert waren, Streit und Konflikte provozierten und die eigene Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellten, fordert Paulus in seinem Schreiben zu einem Verhalten auf, dass dem Evangelium wurdig ist und sich am Weg und an der Gesinnung Christi orientiert. Haben die sog. Feinde des Kreuzes primar auf sich selbst geschaut, mahnt Paulus zu einer demutigen Gesinnung, zu einem dienenden Verhalten, zu Eintracht, Liebe und Freude, zur Verkundigung des Evangeliums, zur Leidensbereitschaft, zum Festhalten am Christusglauben, zum Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit und zu einer VergroGerung der Ehre Gottes. Ausdrucklich verknupft der Apostel seine Forderungen mit den VerheiGungen von einer Auferstehung von den Toten und von einer Verwandlung des Leibes. Hatte Paulus sein Anliegen an sich und seinen Mitarbeitern illustriert, benennt er mittels des sog. Philipperhymnus Jesus Christus als Grund fur seine Forderungen und VerheiGungen und als Vorbild, an dem sich die Philipper zusammen mit Paulus, Timotheus und Epaphroditus orientieren sollen. Im Gesamtkontext des Philipperbriefs hat der Abschnitt Phil 2,6-11 daher eine paradigmatische und hoffnungsstiftende Funktion innerhalb eines ethischen Schreibens, welches daruber hinaus kerygmatische Passagen beinhaltet.[105]
Damit sind eine Reihe von Fragen, die den sog. Philipperhymnus betreffen, allerdings noch unbeantwortet geblieben. Insbesondere der christologische Befund, aber auch soteriologische und eschatologische Aspekte und etwaige sozialkontextuelle und politische Implikationen des Christustextes Phil 2,6-11 mussen herausgearbeitet werden. Daruber hinaus mussen die Verfasserschaft des Stuckes und seine Zuordnung zu einer Gattung ebenso untersucht werden wie der traditions- und redaktionsgeschichtliche Hintergrund.[106] Aus diesen Grunden erscheint an dieser Stelle ein Perspektivwechsel angebracht. Wahrend in den bisherigen Uberlegungen die inhaltliche und formale Gliederung des Philipperbriefs „als zentraler exegetischer Schlussel"[107] gewurdigt wurde und aus der Aussageabsicht des Verfassers und dem theologischen Anliegen des Schreibens Ruckschlusse zur Funktion des sog. Philipperhymnus im Gesamtkontext des Briefs gezogen wurden, soll im Folgenden der Christustext selbst zu Gehor kommen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[108] [109] [110] [111]
4.2. Syntaktische Analyse
Der sog. Christushymnus in Phil 2,6-11 beschreibt den Weg Christi von seinem praexistenten Dasein, uber seine Menschwerdung und sein irdisches Leben bis zum Kreuzestod und von dort zuruck in die gottliche Sphare, in der ihm die Verehrung des Kosmos zu Teil wird.[112] Er ist Teil des Briefkorpus und befindet sich im Philipperbrief innerhalb des ersten paranetischen Abschnitts Phil 1,27-2,18. Nach vorn lasst sich der Christustext von dem vorangehenden Abschnitt Phil 2,1-5 durch einen Subjekt- und Moduswechsel abgrenzen. Auch wenn V. 5 und V. 6 zwar durch einen relativischen Anschluss eng miteinander verbunden sind und mit Xpiorw Inoou das Subjekt fur Phil 2,6-8 bereits in V. 5 benannt wird, ist zwischen V. 5 und V. 6 ein deutlicher Einschnitt zu erkennen. Wahrend in Phil 2,5 die Briefadressaten durch den Imperativ (ppoveize angesprochen werden, ist ab Phil 2,6 Xpiorw Inoou, og ev ^.op<^ 0eou unapxwv das Subjekt fur die darauffolgenden Verse. Die Christen in Philippi als Adressaten des Briefes kommen erst ab Phil 2,12 wieder in den Blick. V. 5, der sich durch den imperativischen Stil und das Stichwort ^povetre (vgl. V. 2) auf die vorangehenden Verse bezieht, allerdings das Subjekt von V.6 vorwegnimmt, fungiert daher als Scharniervers und bettet Phil 2,6-11 eng in den paranetischen Kontext von Phil 1,27 - 2,18 ein.[113] Nach hinten ist der Christustext durch die Zasur zwischen Phil 2,11 und 2,12 begrenzt. Das Bekenntnis xupiog Inooug Xpiorog und die Doxologie eig §o%av 0eou naTpog in V. 11 schlieGen den sog. Hymnus deutlich ab.[114] Die Konjunktion "nore und die Anrede ayanyroi ^ou in V. 12 leiten einen neuen Abschnitt ein, der den imperativischen Stil aus Phil 1,2730 und 2,1-5 wiederaufnimmt.[115] Trotz der klaren Abgrenzung nach vorn und hinten hat Phil 2,6-11 zahlreiche Stichwortverbindungen zu anderen Teilen des Philipperbriefs.[116]
[...]
1 Wojtkowiak, Christologie und Ethik im Philipperbrief, 79.
2 Lohmeyer, Kyrios Jesus, 4.
3 Vgl. Koch, Die Stadte des Paulus, 143.
4 Vgl. Haulier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 7.
5 Vgl. ebd.
6 A.a.O., 7f.
7 Vgl. Koch, Die Stadte des Paulus, 143f.
8 A.a.O., 144.
9 A.a.O., 144.
10 Vgl. a.a.O., 144f.
11 Vgl. Haulier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 12f.
12 Wick, Der Philipperbrief, 90f.
13 Vgl. Balz, Art. Philipperbrief, 504 und Koch, Geschichte des Urchristentums, 256f.
14 Vgl. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 156.
15 Vgl. Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 11f.
16 Vgl. Kap. 4.5.1. dieser Arbeit.
17 Vgl. Balz, Art. Philipperbrief, 504 und Aland, Kurzgefasste Liste, 9. Einen Uberblick uber die Textuberlieferung des Phil bietet Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 45f.
18 Die Grundung der christlichen Gemeinde in Philippi - je nach Datierung des Aufenthalts von Paulus in Korinth anhand der Gallio-Inschrift - um 49/50 n.Chr. auf der zweiten Missionsreise beschreibt Apg. 16,11-40. Vgl. dazu auch Balz, Art. Philipperbrief, 504 und Koch, Geschichte des Urchristentums, 256f. Bzgl. der Gallio-Inschrift vgl. Koch, Geschichte des Urchristentums, 567-571. Zur Zuverlassigkeit des lukanischen Berichtes vgl. Ebel, Das Missionswerk des Paulus, 120 124 und Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 14-16. Insbesondere dem Wir-Bericht in Apg. 16,10-17 kommt m. E. eine hohe historische Zuverlassigkeit zu.
19 Dass Paulus allerdings - trotz der Nennung des Timotheus als Mitverfasser - der Hauptverfasser des Philipperbriefs gewesen sein durfte, wird durch Phil 2,19-24 deutlich, da Paulus hier in der 3. Person uber Timotheus spricht. Dennoch durfte - das wird hier ebenso deutlich - Timotheus ein besonders wichtiger Mitarbeiter von Paulus gewesen sein, der vermutlich auch als Bote des Briefes fungiert hat. Vgl. dazu Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 48.
20 Der Begriff SoOXog gehort zwar zum Vorzugsvokabular des Paulus, kommt innerhalb der echten Paulusbriefe in Verbindung mit Xpiorou ’I^oO als Selbstbezeichnung des Apostels allerdings nur noch im Praskript des Romerbriefes (Rom 1,1) und in negierter Form innerhalb des Selbstberichtes in Gal 1,10 vor.
21 So vermutet es Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 49. Eine andere Begrundung gibt Lohr, der das Fehlen der Apostelbezeichnung mit einer Vermeidung eines Ungleichgewichts zum Paulusmitarbeiter Epaphroditus begrundet, der in Phil 2,25 als Abgesandter (&tcootoAov) der philippinischen Gemeinde bezeichnet wird - vgl. Lohr, Philipperbrief, 203. Dies ist m. E. aber nicht uberzeugend, da Paulus in 1Kor 1,1; 2Kor 1,1 und Gal 1,1f. fur sich selbst den Apostelbegriff benutzt, wahrend er seine Mitarbeiter jeweils als Bruder bezeichnet.
22 Auch Wick erkennt neben dem Motiv der „Freude im Herrn“ das Motiv der „Gesinnung Christi“ als eines der Hauptthemen des Philipperbriefes - vgl. dazu Wick, Der Philipperbrief, 14. Siehe auch seine Ausfuhrungen zur Funktion des Praskripts - vgl. Wick, Der Philipperbrief, 149.
23 Interessanterweise verwendet Paulus den JouAos-Begriff im Philipperbrief ausschlieilich an zwei Stellen, neben Phil 1,1 noch in Phil 2,7!
24 Vgl. Lohr, Philipperbrief, 204.
25 Vgl. Roloff, Art. Amt, 521f., auierdem auch Hauschild, Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, 88 und Frey, Der Philipperbrief, 21-23.
26 Vgl. zur Bestimmung der eniaxonoi und Jiaxovoi innerhalb der philippinischen Gemeinde die Ausfuhrungen bei Eckey, Die Briefe des Paulus, 44-46, bei Koch, Geschichte des Urchristentums, 280f. und bei Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 52-56.
Wahrend die Philipper die Bezeichnung eniaxonoi vermutlich aus ihrem paganen Lebensraum bzw. aus den Amterstrukturen innerhalb des romischen-hellenistischen Verwaltungsmilieus ubernommen haben, verwendet Paulus den Siaxovog -Begriff sowohl als Bezeichnung fur den Dienst an Christus (vgl. Rom 13,4; 1Kor 3,5; 2Kor 3,6; 6,4; 11,15; 11,23) als auch fur den innergemeindlichen Dienst (vgl. Rom 16,1; Phil 1,1). Daneben kennt Paulus den Begriff aber auch als Bezeichnung fur Christus (vgl. Rom 15,8; Gal 2,17).
27 Ob die eniaxonoi und Jiaxovoi in Phil 1,1 jeweils als Beispiele fur einen falsch motivierten Gehorsam aus Eigennutz bzw. aus Pflichtbewusstsein gegenuber dem Gesetz zu verstehen sind und von Paulus deshalb explizit erwahnt werden, liegt an dieser Stelle sehr nahe, muss allerdings eine Vermutung bleiben. Dass es innerhalb der philippinischen Gemeinde allerdings aus Paulus Sicht Formen eines falsch motivierten Gehorsams gab, sollte durch meine Ausfuhrungen deutlich geworden sein und zeigen besonders die Stellen im Philipperbrief, die auf die Gerechtigkeit verweisen, die aus dem Glauben an Christus kommt (vgl. Phil 3,9).
28 In ahnlicher Weise formuliert Hauier das theologische Anliegen des Philipperbriefes - vgl. Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 43. Andere Bestimmungen finden sich bei Wick, der mit der xoivwvia (vgl. Phil 1,2; 2,1; 3,10) das Grundthema des Briefes bestimmt (vgl. Wick, Der Philipperbrief, 14) und bei Balz, der „die gegenseitige Vergewisserung der gemeinsamen Teilhabe am Evangelium [...] und [...] die Erinnerung der daraus erwachsenden ,Freude'“ (Balz, Art. Philipperbrief, 509) als Hauptanliegen des Briefes versteht und damit m. E. den engen Zusammenhang von Theologie und Ethik, welcher im Philipperbrief deutlich wird, ein Stuck weit marginalisiert.
29 Vgl. dazu auch die Ausfuhrungen bei Wick, Der Philipperbrief, 14 und bei Haulier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 20.
30 Vgl. Wick, „Ahmt Jesus Christus mit mir zusammen nach!“, 316f.
31 Vgl. a.a.O., 314 und ders., Der Philipperbrief, 86f.
32 Wick, Der Philipperbrief, 14.
33 Ebd.
34 Vgl. Balz, Art. Philipperbrief, 509.
35 Vgl. dazu auch Schnelle, Paulus, 409. Zwar blickt Paulus hier auf mehrere Gefangenschaften zuruck, allerdings sind auch diese Angaben nicht zwingend auf eine mogliche langere Haft in Ephesus zu beziehen.
36 Fur eine Abfassung des Philipperbriefs in Casarea votieren Lohmeyer und Hawthorne/Martin - vgl. Lohmeyer, Der Brief an die Philipper, 3f. und Hawthorne/Martin, Philippians, 44.
37 Eine Abfassung des Philipperbriefs in Rom vertreten Wick, Fee und Schnelle - vgl. Wick, Der Philipperbrief, 185; Fee, Paul's Letter to the Philippians, 34-37 und Schnelle, Paulus, 410f. bzw. ders., Einleitung in das Neue Testament, 152-155.
38 Einen langeren Gefangnisaufenthalt in Ephesus und damit auch eine dortige Abfassung des Briefs vermuten Eckey, Frey, Theobald und Haulier - vgl. Eckey, Die Briefe des Paulus, 27-31; Theobald, Der Philipperbrief, 383-385; Frey, Der Philipperbrief, 5-9; Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 25. Hauier verweist auch auf 2Kor 6,5 und 11,23-29.
39 Vgl. exemplarisch Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 20-21.25-27 und Pilhofer, Das Neue Testament und seine Welt, 176f. Erstmals bei Deissmann, Zur ephesinischen Gefangenschaft des Apostels Paulus, 121-127.
40 Wick, Der Philipperbrief, 183f.
41 Vgl. a.a.O., 185f.
42 Vgl. ebd. Folgende Reisen ergeben sich zwingend aus dem Brief: Die Philipper senden Epaphroditus zu Paulus (Reise 1); Die Kunde von Epaphroditus Erkrankung gelangt nach Philippi (Reise 2); Paulus sendet den Philipperbrief nach Philippi und nutzt Epaphroditus als Uberbringer (Reise 3); Baldige Sendung des Timotheus (Reise 4); Paulus angekundigte Reise nach Philippi (Reise 5). Selbstverstandlich lassen sich auch mehrere Reisen zwischen dem Abfassungsort des Briefes und der Gemeinde in Philippi annehmen, allerdings stellen die aufgezahlten Reisen diejenigen dar, die nach dem Zeugnis des Philipperbriefes unbedingt stattgefunden haben mussen.
43 Vgl. Abb. 1. In Kap. B des Beiheftes. Die Distanz zwischen Ephesus und Philippi betragt in etwa 646 km bei einer Reisedauer von 5-7 Tagen. Die Distanz zwischen Casarea und Philippi betragt in etwa 1674 km bei einer Reisedauer von 12-18 Tagen. Die Distanz zwischen Rom und Philippi betragt auf dem nordlichen Landweg in etwa 1248 km bei einer Reisedauer von 37-40 Tagen und auf dem sudlichen Seeweg in etwa 2538 km bei einer Reisedauer von 17
20 Tagen. Die Angaben zur Distanz und Reisedauer wurden mit Hilfe von OBIS, dem Karteninformationssystem der Stanford Universitat, errechnet (s. Abb. 1). Vgl. dazu auch die Angaben bei Schnelle und Hauier, die auf ahnliche Schatzungen kommen - vgl. Schnelle, Paulus, 410f. und Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 26f.
Wenn man fur die Strecke von Rom nach Philippi die sudliche Seeroute zugrunde legt, die aufgrund des Segelns mit dem Wind in ca. 2-3 Wochen bewaltigt werden konnte, und fur den umgekehrten Weg von Philippi nach Rom aufgrund schlechter Winde eine langere Reisedauer oder alternativ den nordlichen Landweg annimmt, fur den ca. 2 Monate kalkuliert werden mussten, dann sind innerhalb eines zweijahrigen Zeitraumes vier Reisen zwischen Rom und Philippi ohne Probleme vorstellbar. Fur die Benutzung der sudlichen Seeroute zwischen Rom und Philippi spricht im Ubrigen auch, dass ein groier Teil der Route auf einem bekannten und wichtigen Seehandelsweg liegt, der wahrend der romischen Kaiserzeit von Ostia uber die Straie von Messina und den heutigen Kanal von Korinth nach Seleukia Pieria in Syrien (heute Samandag in der Turkei) fuhrte. Vgl. dazu auch die entsprechende Karte und die Ausfuhrungen zur Benutzung der Seehandelswege in Abhangigkeit von den Winden bei Wittke/Olshausen/Szydlak, Historischer Atlas der antiken Welt, 202f.
44 Vgl. Schnelle, Paulus, 408.
45 Vgl. Koch, Geschichte des Urchristentums, 333.
46 Vgl. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 74.94.113.129.
47 Vgl. a.a.O., 62.
48 Vgl. a.a.O., 153.
49 Vgl. Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 322f.
50 Vgl. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 154.
51 Vgl. Eckey, Die Briefe des Paulus, 21.
52 Wick, Der Philipperbrief, 157.
53 Vgl. Cancik-Lindemaier, Art. Seneca, 1207.
54 Einen Briefwechsel oder anderweitige Kontakte zwischen Seneca und Paulus lassen sich allerdings nicht nachweisen und gab es vermutlich nicht! Vgl. dazu auch Furst, Art. Seneca und Paulus, Briefwechsel, 1206.
55 Wick, Der Philipperbrief, 185.
56 Vgl. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 155.
57 Fur die Einheitlichkeit des Philipperbriefs votieren in neuerer Zeit Muller, Wick, Brucker, Schnelle, Wojtkowiak, Vollenweider und Hauier (vgl. Muller, Der Brief des Paulus an die Philipper, 4-14; Wick, Der Philipperbrief, 11-15; Brucker, ,Christushymnen', 290; Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 158-160; Wojtkowiak, Christologie und Ethik im Philipperbrief, 282; Vollenweider, Dienst und Verfuhrung, 381; Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 34-38).
Eine Zweiteilung vertreten Gnilka und Theobald (vgl. Gnilka, Der Philipperbrief, 6-8; Theobald, Der Philipperbrief, 379):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eine Dreiteilung - allerdings in leicht unterschiedlichen Varianten - vertreten Eckey und Bormann (vgl. Eckey, Die Briefe des Paulus, 15-19; Bormann, Philipperbrief, 267):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Vgl. auch die Ubersichten uber die verschiedenen Positionen bei Wick, Bormann und Hauier (vgl. Wick, Der Philipperbrief, 20; Bormann, Philipperbrief, 267; Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 32f.).
58 Vgl. Ebner/Heininger, Exegese des Neuen Testaments, 164-170.
59 Vgl. Eckey, Die Briefe des Paulus, 11 und Bormann, Philipperbrief, 266f.
60 Vgl. Theobald, Der Philipperbrief, 373-375.
61 Vgl. Gnilka, Der Philipperbrief, 131f.
62 Vgl. Eckey, Die Briefe des Paulus, 15. Allerdings lasst sich die Polykarp-Stelle auch anders interpretieren, zumal Polyc 11,3 nur einen Brief erwahnt - vgl. Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 34. Vergleiche auch die unterschiedlichen Einteilungen der ,Philipperbriefe' oben in Anm. 41.
63 Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 34.
64 Vgl. Vollenweider, Dienst und Verfuhrung, 381.
65 Schreiber, Briefliteratur im Neuen Testament, 262. Vgl. dazu auch Brucker, ,Christushymnen', 282-286.
66 Vgl. Schreiber, Briefliteratur im Neuen Testament, 262 und Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 37. Anders argumentieren Eckey, Die Briefe des Paulus, 19f. und Theobald, Der Philipperbrief, 380f, die beide die Leistung der unbekannten Redaktion wurdigen.
67 Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 37. Vgl. dazu auch Schreiber, Briefliteratur im Neuen Testament, 263f. Beide - Hauier und Schreiber - zeigen anhand der Cicerobriefe, dass gedankliche Bruche in antiken Briefen vorkommen, wahrend Interpolationen eher unublich sind, und mahnen daher zur Zuruckhaltung in der Verwendung komplizierter, unubersichtlicher Teilungshypothesen.
68 Vgl. dazu die Forschungsubersichten bei Eckey, Die Briefe des Paulus, 11-14 und bei Wick, Der Philipperbrief, 22-26.
69 Wick, Der Philipperbrief, 31.
70 A.a.O., 11.
71 Neuere Entwurfe, die den Philipperbrief als planvoll konzipiertes, einheitliches Schreiben verstehen, sind die von Wick, Brucker und Wojtkowiak - vgl. Wick, Der Philipperbrief, 11; Brucker, ,Christushymnen', 290; Wojtkowiak, Christologie und Ethik im Philipperbrief, 277282. Vgl. aber auch Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 158-160 und Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper 38-42.
72 Vgl. Vollenweider, Dienst und Verfuhrung, 387.
73 Folgende theologisch wichtige Stichworte durchziehen den ganzen Philipperbrief:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
74 Vgl. Brucker, ,Christushymnen', 290 und Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 34.43-45.
75 Vgl. meine Ausfuhrungen in Kap. 3, 3.3 und 3.4. Auch Wojtkowiak deutet den Philipperbrief als Reaktion auf einen konkreten Konflikt - vgl. Wojtkowiak, Christologie und Ethik im Philipperbrief, 277-282.
76 Schreiber, Briefliteratur im Neuen Testament, 256. Vgl. auch a.a.O., 259.
77 A.a.O., 261.
78 Vgl. a.a.O., 261.
79 Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 52.
80 So auch Schreiber, der die Nutzlichkeit „einzelner Elemente aus der rhetorischen Theorie fur die Analyse der ntl Briefe“ herausstellt (Schreiber, Briefliteratur im Neuen Testament, 261). Zuruckhaltend sollte man m. E. allerdings sein, den Philipperbrief als Ganzes einer rhetorischen Gattung zuordnen zu wollen (Vgl. dazu Brucker, ,Christushymnen', 299, welcher den Philipperbrief der symbuleutischen Rede zuordnet und Wick, Der Philipperbrief, 166-169, der einen groien Einfluss der epideiktischen Redegattung auf den Philipperbrief vermutet.). Zur Zuruckhaltung in diesem Zusammenhang mahnt auch Vollenweider, Dienst und Verfuhrung, 383. Dies widerspricht m. E. aber nicht der Beobachtung eines planvollen bewussten Aufbaus des Briefes. Vgl. dazu auch Wojtkowiak, Christologie und Ethik im Philipperbrief, 277-283, der eine Gliederung des Briefes nach inhaltlich-logischen Gesichtspunkten vorschlagt. Vgl. zum Verhaltnis von Rhetorik und Epistolographie auch Lampe, Rhetorik und Argumentation, 150-156.
81 Vgl. Abb. 2 in Kap. B des Beiheftes. Dort findet sich eine graphische Aufbereitung meines Gliederungsvorschlags.
82 Vgl. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 54-60 bzw. Schreiber, Briefliteratur im Neuen Testament, 257-259 und Conzelmann/Lindemann, Arbeitsbuch zum Neuen Testament, 39-43.
83 Vgl. Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 81.
84 Vgl. Wojtkowiak, Christologie und Ethik im Philipperbrief, 277-279.
85 Vgl. Preui/Berger, Bibelkunde des Alten und Neuen Testaments 2, 288f.
86 Vgl. Wojtkowiak, Christologie und Ethik im Philipperbrief, 278.
87 Vgl. dazu meine Ausfuhrungen zu den Aufsehern und Diakonen (vgl. Phil 1,1) in Kap. 3.
88 Vgl. Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 96f.
89 Vgl. a.a.O., 140f.
90 Vgl. Wick, Der Philipperbrief, 66. Anders versteht Gnilka die Funktion von Phil 2,6-11 (Vgl. Gnilka, Der Philipperbrief, 108f.). Siehe dazu auch meine Ausfuhrungen in Kap. 4.
91 Vgl. Schreiber, Briefliteratur im Neuen Testament, 263f.
92 Vgl. Wojtkowiak, Christologie und Ethik im Philipperbrief, 275-277.
93 Vgl. Wick, „Ahmt Jesus Christus mit mir zusammen nach!“, 309-312.
94 Vgl. a.a.O., 315-317.
95 A.a.O., 317.
96 Vgl. zu den Interpretationsmoglichkeiten von Phil 2,5 Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 148-151. Vorgeschlagen werden eine ethische Deutung von V. 5 im Sinne von „Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war“ (ELB) und eine kerygmatische Interpretation mit der Ubersetzung „Seid so gesinnt, wie es eurem Stand in Christus Jesus entspricht“ (ZUB). Wick schlagt ein „doppeltes Verstandnis“ von Phil 2,5 vor und vermutet, dass das Verb in V. 5 von Paulus bewusst ausgelassen wurde (vgl. Wick, „Ahmt Jesus Christus mit mir zusammen nach!“, 313). Siehe zu dem Problem von Phil 2,5 auch meine Ausfuhrungen in Kap. 4 dieser Arbeit.
97 Vgl. Wick, „Ahmt Jesus Christus mit mir zusammen nach!“, 310-312.
98 Vgl. zur Diskussion um die Interpretation von Phil 3,17 Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 261 -26f und besonders auch Wick, „Ahmt Jesus Christus mit mir zusammen nach!“, 309-312. Die Deutung von ^Tai als Mitnachahmer Christi berucksichtigend hat sich auch die Ubersetzung der Lutherbibel in ihrer neuen Auflage von 2017 entsprechend geandert. Wahrend LUT84 fur Phil 3,17a noch „Folgt mir, liebe Bruder“ bietet, ubersetzt LUT17 mit gutem Grund „Ahmt mit mir Christus nach, Bruder und Schwestern“.
99 Zu einem anderen Ergebnis kommt Wick, der die Schlusselstellen des Philipperbriefs in Phil 2,5-11 und Phil 3,1 vermutet (vgl. Wick, Der Philipperbrief, 63). Einen Zusammenhang zwischen Phil 2,6-11 und Phil 3,17-21 erkennt dagegen Lohr, Philipperbrief, 210.
100 Vgl. Wojtkowiak, Christologie und Ethik im Philipperbrief, 186f.
101 Wick, „Ahmt Jesus Christus mit mir zusammen nach!“, 312.
102 Wick, „Ahmt Jesus Christus mit mir zusammen nach!“, 314. Allerdings so betont es Wick, geht es in Phil 3,17 nicht darum den Lebensweg Christi - wie er in Phil 2,6-8 beschrieben wird - en detail nachzuahmen, sondern „dessen Gesinnung, fur die sein Lebensweg zu einer Art von Matrix wird, die die Gesinnung von Menschen so pragt, dass sie ihn in ganz anderen Umstanden kreativ nachahmen konnen“ (Wick, „Ahmt Jesus Christus mit mir zusammen nach!“, 315). Entsprechendes gilt auch fur die Erhohung Christi - in Phil 2,9-11 beschrieben -, die zwar keinesfalls eine Jesus Christus identische Erhohung von Menschen propagiert, die allerdings den Grund fur die Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten und die Verwandlung des Leibes angibt. Vgl. auch Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 172f., der eine paradigmatische Funktion von Phil 2,9-11 ablehnt.
103 Vgl. Wojtkowiak, Christologie und Ethik im Philipperbrief, 204f. und Wick, „Ahmt Jesus Christus mit mir zusammen nach!“, 316f.
104 Dass der Philipperbrief neben der dienenden Gesinnung gegenuber dem Nachsten tatsachlich die Ehre Gottes im Blick hat, zeigt sich auch an der Wortstatistik. Neben <£povsw (10x), a-yany (4x) und xaipw / xapa (7x) sind es die Begriffe suayysAiov (8x) und 5o£a (6x), die den Philipperbrief durchziehen.
105 Vgl. zur Funktion von Phil 2,6-11 Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 172f. und den Forschungsuberblick bei Wick, Der Philipperbrief, 64-66.
106 Ein kurzer Uberblick uber die gegenwartig in der Forschung diskutierten Fragen bzgl. Phil 2,6-11 findet sich bei Frey, Der Philipperbrief, 12-17.
107 Wick, Der Philipperbrief, 13.
108 Einige fruhe Textzeugen (^46, verschiedene lat. Handschriften, Marcion nach Tertullian, Cyprianus) schlagen fur V. 7c statt avSpwrcwv (Gen. Pl.) die Lesart avSpwrcou (Gen. Sg.) vor. Dies ist allerdings die schwacher bezeugte Variante. Metzger vermutet - auch wenn er einen Verweis auf die Adam-Christus-Typologie fur moglich halt - eine grammatikalische Angleichung an SouAou (7b) und av0pwnog (7d). Vgl. Metzger, A textual commentary on the Greek New Testament, 545f. und Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 142.
109 Der Textus Receptus und eine Vielzahl weiterer Zeugen (D, F, G, K, L, P, Y und einige Minuskeln) lassen den Artikel aus, woraus sich eine Indetermination des Namens ergabe, welche erst durch den Zusatz „der uber jedem Namen steht“ (Phil 2,9b) aufgelost wurde. Die fur die im NA28 gebotene Lesart (^46, a, A, B, C und einige Minuskeln) sprechenden Zeugen haben allerdings ein hoheres Gewicht. Metzger versteht das Auslassen des Artikels als einen Fehler beim Abschreiben, verursacht durch die letzte Silbe des Wortes sxapiaaTo (V. 9b). Vgl. Metzger, A textual commentary on the Greek New Testament, 546.
110 Zu der in V. 11a vom NA28 gebotene Lesart A i£o^.oAoy^anTai (Konj. Aor.) existiert die Lesart B i£o^.oAoy^asTai (Ind. Fut.). Votiert man fur den Indikativ (bezeugt durch A, C, F*, G, K, L, P, Yvid und einige Minuskeln), ware Vers 11 als ein eigenstandiger Hauptsatz nicht mehr der Konjunktion i'va untergeordnet und hatte gegenuber V. 10b nicht mehr finalen, sondern futurischen Sinn. i£o^.oAoy^anTai lieie sich dann als Angleichung an (V. 10b) verstehen. Die Handschriften, die den Konjunktiv der Lesart A bezeugen (^46, a, B, Fc und einige Minuskeln), haben allerdings ein hoheres Gewicht. Zudem lieie sich die abweichende Lesart B dann als Angleichung an die Form s^o^oAoy^asTai in Jes 45,23LXX erklaren. Vgl.
Metzger, A textual commentary on the Greek New Testament, 546 und Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 142. Vgl. dazu auch Hofius, Der Christushymnus, 25-27.
111 Einige Textzeugen (F, G. u.a.) lassen den Xpioros-Titel weg, wahrend die Majuskel K umstellt und XpioTos xvpiog bezeugt. Unabhangig davon, dass beide Varianten nicht sonderlich gut bezeugt sind, konnte das Fehlen der Christusbezeichnung auch als Angleichung an V. 10a verstanden werden. Moglicherweise sind die alternativen Lesarten aber auch ein Zeichen eines theologischen Konflikts daruber, ob der xupio^-Titel dem irdischen Jesus oder dem erhohten Christus zukomme. Vgl. Metzger, A textual commentary on the Greek New Testament, 546.
112 Vgl. Lohr, Philipperbrief, 209.
113 Vgl. Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 145 und Brucker, ,Christushymnen', 307f. Vgl. auierdem auch Fee, Philippians 2:5-11, 37f. Anders sehen es Muller, Der Brief des Paulus an die Philipper, 89f. und Gnilka, Der Philipperbrief, 108-110, die Touto <£povstT£ primar auf die folgenden Verse beziehen und damit einer ethischen Deutung von Phil 2,6-11 kritisch gegenuberstehen.
114 Vgl. Wick, Der Philipperbrief, 60.
115 Vgl. Hauier, Der Brief des Paulus an die Philipper, 175.
116 Vgl. Brucker, ,Christushymnen', 286-290.
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