Bachelorarbeit, 2017
42 Seiten, Note: 2,0
Abkürzungen
Tabellen
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Die arabische Welt
2.2 Bedeutung von Kultur
2.1.1 Migration und Ernährung
2.2 Bedeutung von Essen und Ernährung für Flüchtlinge in Deutschland
2.2.1 Allgemeine Informationen zur Migration
2.2.2 Ernährung und Essgewohnheiten in arabischen Ländern
2.2.3 Religiöse Bedeutungen des Essens
2.2.4 Der Fastenmonat Ramadan
2.2.5 Auswirkungen auf Gewicht und Gesundheit
3.1 Vorstellung der empirischen Methode
3.2 Aufbau des Fragebogens
3.3 Beschreibung der Stichprobe
3.4 Durchführung der empirischen Studie
3.5 Methode der Datenauswertung
3.6 Ergebnisse
4 Auswahl von Rezepten – Interkulturell Essen in der Praxis
4.1 Rezeptauswahl – Geeignete Gerichte für die Schulküche
5 Diskussion
6 Fazit
7 Literatur
Anhang
Abbildung 1: BMI - Verteilung der befragten Flüchtlinge
Abbildung 2 Anteil der Religionszugehörigkeit
Abbildung 3: Verteilung der Herkunftsländer
Abbildung 4: Anteil des Getränkekonsums während des Essens
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Mögliche Effekte von Fasten/Intervallfasten
Tabelle 2: Kebab Hindi mit Reis und Suppennudeln
Tabelle 3: Chakchuka
Tabelle 4: Libanesische Hackfleischpizza (Lham bil ajin)
Tabelle 5: Halawet el Jbin (Käsesüßigkeiten)
Viele Hundertausende Flüchtlinge werden in Deutschland erwartet. Sie fliehen aufgrund vieler Gründe und möchten in erster Hinsicht ihr Leben retten und stabile Wohnverhältnisse erlangen. Deutschland ermöglicht einen Aufenthalt und gibt den Menschen die Hoffnung auf ein besseres Leben. Dass durch den Migrationsstrom auch neue Veränderungen entstehen, ist logisch. Ein wichtiger Bestandteil dieser Thematik ist die Migrationsernährung. Die Nahrungsaufnahme gehört zu den Grundbedürfnissen jedes Lebewesens. Sie dient nicht nur zur Sättigung, sondern ist auch bei den Menschen ein bedeutsames Ereignis, welches verschiedene Kulturen und Gruppen zusammenführen kann. Da das Ernährungs- und Essverhalten von arabischen Migrantinnen und Migranten bisher nur selten behandelt wurde, sowie Statistiken und Untersuchungen kaum vorliegen, dient diese Bachelorarbeit zur näheren Betrachtung der Ernährung von Menschen mit arabischem (Migrations-)Hintergrund.
Diese Arbeit soll zudem mehr Auskunft über das Essverhalten von Migranten mit arabischer Herkunft in Deutschland geben und Möglichkeiten für die Umsetzung von arabischen Rezepten in der Schulküche vorstellen.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass Migranten auch zur Veränderung der deutschen Kultur beitragen und eine Umsetzung auch in deutschen Restaurants oder Haushalten möglich ist.
Die Bachelorthesis beginnt mit einem theoretischen Teil, bei dem allgemeine Informationen zur arabischen Welt, zum Kulturbegriff, zur Migration und Ernährung sowie die Bedeutung von Essen und Ernährung für Flüchtlinge in Deutschland näher betrachtet werden. In diesem Kapitel erfolgt auch eine Erklärung zum Fastenmonat Ramadan und dessen Auswirkungen auf das Gewicht und die Gesundheit. Anschließend findet ein empirischer Teil statt, in der arabische Flüchtlinge nach ihrem Essverhalten befragt werden. Es folgt eine Rezeptauswahl für eine mögliche Durchführung in der Schulküche. Nach einer Diskussion bildet das Fazit den Schluss der Bachelorarbeit.
Aufgrund der Eingrenzung dieser Arbeit auf die arabische Esskultur und der für die Untersuchung notwendigen ‚Probanden‘ mit arabischem Hintergrund, muss zu Beginn geklärt werden, wer als arabischer Bürger gilt bzw. was als arabisch bezeichnet werden kann. Die Ethnienbezeichung ‚Araber‘ und die Personen, die mit diesem Begriff bezeichnet werden, sind keineswegs homogen und leben auch nicht ausschließlich in einem zusammenhängenden Gebiet.
„Da gibt es eine enge räumliche Nachbarschaft oder Mischung arabischer und nicht-arabischer Menschen; die räumliche Projektion dessen, was „arabisch“ sei, ist somit vielfach bereits eine Generalisierung, die nicht-arabische Elemente, d. h. möglicherweise Minderheiten, ignoriert“ (Meyer, 2004, S. 8).
Unter den arabischen Staaten gehören zusammengefasst, im Westen beginnend, folgende Länder: Marokko, inklusive Westsahara, Mauretanien, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Sudan, Syrien, Libanon, Palästina, Jordanien, Irak, Kuweit, Saudi-Arabien, Bahrain, Katar, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Oman, Jemen, Djibuti, Somalia und die Komoren (vgl. ebd.). In unserer globalisierten Welt wird daher immer wieder häufiger festgestellt, dass Personen, die möglicherweise als ‚Araber‘ bezeichnet werden, nicht immer einen räumlichen Bezug zum Land haben müssen, aus dem sie stammen (vgl. a. a. O., S. 9). Die Frage der eindeutigen und homogenen räumlichen Zuordnung der Ethnienbezeichnung wird zunehmend schwieriger. Es findet daher eine linguistische Zuordnung statt, indem alle Menschen als Araber bezeichnet werden, die Sprecher des Arabischen sind (vgl. a. a. O., S. 9).
Unter dem Begriff ‚Kultur‘ bzw. ‚Ethnologie‘ ist eine „Wissenschaft von den Lebensweisen menschlicher Populationen“ zu verstehen, „die voneinander abgegrenzte Gruppierungen bilden und sich durch eben diese Lebensweisen voneinander unterscheiden“ (vgl. Stülb und Adam, 2005, S. 322). Ein anderes Wort für Lebensweisen ist auch der Begriff ‚Kulturen‘ (vgl. ebd.). Demnach behandelt die Ethnologie „Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Lebensweisen menschlicher Gemeinschaften und versucht sie zu erklären“ (ebd.). Da über dreihundert unterschiedliche Definitionen des Kulturbegriffs existieren (vgl. ebd.), soll diese Formulierung nur zu einem kurzen Verständnis des Begriffs führen. Zunächst galt das Verständnis von Kultur als lokal abgrenzbar. Diese Vorstellung veränderte sich jedoch im Laufe der Begriffsgeschichte und es entwickelte sich der Gedanke, dass die Menschen durch Kultur in Wahrnehmung, Denken, Sprache und Empfinden geformt sind und, dass sie gleichzeitig unsere Kultur erschaffen (vgl. ebd.). Zu erwähnen ist auch, dass Kultur nicht durch Nationalitäten untersucht wird, sondern bspw. auf der Gender-Ebene, in der geforscht wird, wie sich Männer im Vergleich zu Frauen unterscheiden (vgl. ebd.). Auch ist der Bereich der Religion für eine Untersuchung möglich (vgl. ebd.). „Ohne Kultur wüssten wir nicht wie wir uns fühlen sollten“ (Geertz und Dichte, 2005, S. 324).
Die Migration von unterschiedlichen Individuen in einem Land, führt zu einer Auseinandersetzung mit der Kultur des Einwanderungslandes. So ist es möglich, dass durch die Einwanderung bestimmte Ernährungsgewohnheiten beibehalten, andere ggf. übernommen werden und in die eigene Esskultur überfließen (vgl. Stülb und Adam, 2005, S. 327).
Zudem gelten Nahrungsgewohnheiten, im Zusammenhang mit der Migration, als wichtiger identitätsstiftender Faktor und sind somit ein Indikator für eine Auseinandersetzung mit der Kultur des Einwanderungslandes (vgl. Stülb und Adam, 2005, S. 327). Die Migrantinnen und Migranten sind es gewohnt, Gesundheitsempfehlungen mithilfe von vielfältigen Familienmitgliedern einzuholen. Zudem werden Informationen bzgl. der Ernährung und anderen Themen nicht von Experten wie Ärzte oder Ernährungsberaterinnen und -berater beschaffen, sondern durch Laien, wie Mütter oder Freunde (vgl. ebd.). Hier gilt es daher sich über diverse Regelungen und Empfehlungen, Informationen zu beschaffen und sich umzustrukturieren.
„In der Ernährungsweise wird oft die Gratwanderung des Integrationsprozesses deutlich: einerseits das Festhaltenwollen an Werten und Normen des Herkunftslandes und andererseits der Wunsch, sich an die Kultur des Einwanderungslandes anzupassen“ (ebd.).
Die Wechselwirkung von Migration und Ernährung kann bspw. in der Schwangerschaft, aufgrund von traditionellen Ernährungsempfehlungen, in Folge von möglichen fehlenden Mitteln und von nicht vorhandener Nahrung zu Geburtskomplikationen führen (vgl. ebd.). Um ‚geeignete‘ Ernährungsempfehlungen anzupassen, ist auch eine Betrachtung der soziokulturellen Einflüsse auf die Ernährung wichtig (vgl. ebd.). Hierbei werden mögliche Missverständnisse und „falsche“ Mittel und Empfehlungen meist deutlich, da diese, wie bereits genannt, von nahestehenden Personen übernommen werden. Dieser starke Einfluss der Umgebung auf die Ernährung macht das Einhalten von Ernährungsempfehlungen schwierig (vgl. ebd.). Im Großen und Ganzen ist noch zu erwähnen, dass viele Flüchtlinge über kein ausreichendes Wissen zur Ernährung verfügen und bspw. nicht wissen, dass deutsches Leitungswasser trinkbar ist und Speisereste richtig entsorgt werden müssen (vgl. Glogowski, 2016, S. M566).
Das Essen sei die universelle Schnittstelle der kulturellen Begegnung (vgl. Maid Kohnert, 2016, S. M628). Zur Integration werden daher auch Essenssituationen als wichtige biografische Momente gezählt, da nicht nur die Auswahl der Speisen interessant ist, sondern auch eine Betrachtung der traditionellen Essrituale, die u. a. zur eigenen Identität gezählt werden können, und „wenn gemeinsam mit Menschen des Gastgeberlandes gegessen werden soll“ (ebd).
John stellte in der Tagung zum Thema ‚Appetit auf Zukunft‘, zum Kontext Essen und Trinken Projekte vor, die zur Integration und des Miteinanders von verschiedenen Kulturen führen sollen. Mögliche Beispiele sind das ‚Welcome Dinner‘ und ‚Besser essen verbindet‘, in der geflüchtete Frauen in ein Arbeitsteam integriert werden sollen, das aus Bio-Produkten frisches Essen für die Schule herstellt (vgl. ebd.). Gerade für Flüchtlinge, betont Pfannes (HAW Hamburg) ist es wichtig, dass das Essen mehr als nur die Funktion hat, satt zu machen (vgl. ebd.).
Wie wird jedoch die Migrantenküche in Deutschland betrachtet? Zunächst ist zu erwähnen, dass in allen Küchen, auch in der Migrantenküche, eine soziale Hierarchie zwischen Klassen, Schichten, Milieus oder Lebensstile erkennbar ist und sich diese Thematik des Kochens widerspiegelt (vgl. Barlösius, 2011, S. 162). Einzelne Lebensmittel und bestimmte „Regelwerke der Küchen“ (De Garine, 2001, S. 489) demonstrieren Ethnizität.
„Bei Migrantengruppen wird das gesellschaftliche Konstrukt Ethnizität anderen innengesellschaftlichen Differenzierungsmerkmalen vorgelagert, wodurch sie in eine Randlage gedrängt werden, die mehr von zwischengesellschaftlichen Klassifikationen denn durch interne soziale Unterschiede hergestellt wird“ (Barlösius, 2011, S. 162).
Die gebräuchlichen politischen und rechtlichen Benennungen, bspw. Ausländer, Fremde, Asylbewerber, Flüchtlinge, drücken innengesellschaftliche Differenzierungsmerkmale aus, die „mehr von zwischengesellschaftlichen Klassifikation denn durch interne soziale Unterschiede hergestellt wird“ (ebd.). Fremde Küchen, wie die arabische, werden je nach Bekanntheitsgrad in die bestehende kulinarische Hierarchie integriert (vgl. ebd.).
„Wird die Küche als sozio-kulturelles Regelwerk namhaft gemacht, beispielsweise von professionellen Küchen oder anderen Vermittlern von Kochwissen, dann wird die zuvor Fremde Küche in der Regel in die höhere Ränge der einheimischen kulinarischen Rangleiter eingeordnet“ (a. a. O., S. 162f.)
„[…] Küchen, die durch Migranten bekannt gemacht werden […], werden selten in die einheimische kulinarische Stufenleiter aufgenommen, wie sie mit dem sozialen Schicksal der Migranten assoziiert sind“ (a. a. O., S. 163). Wertsysteme, Kulturen und Küchen der Migranten werden „an den peripheren Rand gedrückt und von der Mehrheitsgesellschaft kulturell entwertet“ (ebd.). „The greatest compliment one country can pay to another is to borrow it´s diet and to imitiate it´s cooking“ (Otterloo, 1987, S. 127). Zusammengefasst kann gedeutet werden, dass die Migrantenküche genauso ausgegrenzt wird wie die Einwanderer selbst (vgl. Barlösius, 2011, S. 163). Gerichte werden als „körperlich wenig zuträglich, zu stark gewürzt, die Sinne reizend und wenig vertrauenswürdig“ betrachet (ebd.). Zudem wird der fremde Geruch als Gestank empfunden. „Der geruchlichen Ablehnung der Küche entspricht die soziale Ausgrenzung der Zugewanderten“ (vgl. Barlösius, 2011, S. 163f.). Wie fremde Küchen nun angesehen werden, ist abhängig davon, welchen sozialen Status sie in ihren Herkunftsländern haben und auch aufgrund von zwischenstaatlichen Machtbilanzen (vgl. a. a. O., S. 164). „Typische Migrationsgerichte“ (a. a. O., S. 170) werden kulturell abgewertet. Dies wird teilweise auch in den Orten widergespiegelt, an denen sie angeboten und verkauft werden, und zwar in Imbissständen und -buden. Die Gerichte werden dort möglichst preiswert angeboten (vgl. ebd.).
„Dies wirkt sich auf die Arbeitskräfte aus, die die Speisen zubereiten. Mehrheitlich handelt es sich um Migranten, die aus den Ländern stammen, welche die von ihnen angebotenen Gerichte repräsentieren sollen“ (Barlösius, 2011, S. 170.). Die Zubereitung dieser Gerichte ist hoch standardisiert, da keine Qualifikationen oder Ausbildungen verlangt werden (vgl. ebd.). Diese Beschäftigungsmöglichkeit bietet sich idealerweise für Migranten an, die von der Arbeitslosigkeit betroffen sind (vgl. ebd.).
Für die arabische Welt sind mehrere Hauptwanderungsströme charakteristisch (vgl. Meyer, 2004, S. 421).
„Neben Flucht und Vertreibung aus Palästina, einer massiven Abwanderung aus den ländlichen Regionen in die größeren Städte – vor allem in die Metropolen – sowie der Auseinandersetzung nach Ostafrika, Europa und Übersee hat insbesondere die temporäre Arbeitsemigration aus den bevölkerungsreichen, aber erdölarmen Staaten mit niedrigem Lohnniveau in den reichen Erdölexportländer seit 1973 enorm an Bedeutung gewonnen“ (ebd.).
„Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, war noch nie so hoch wie heute“ (UNO-Flüchtlingshilfe, 2015, o. S.). Im Jahr 2015 kamen über eine Million Menschen nach Deutschland (vgl. Mühleib, 2016, S. 342). Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge entschied im Dezember 2016 für 80.638 Personen ein Asylverfahren (vgl. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 2016, S. 11). Die meisten Entscheidungen für einen Aufenthalt werden für syrische Flüchtlinge getroffen (vgl. ebd.). Aus den Erhebungen ist zudem zu entnehmen, dass die meisten Flüchtlinge auch aus Syrien (36,9 %) stammen, gefolgt von Afghanistan (17,6 %) und an dritter Stelle aus dem Irak (13,3 %). „Damit entfallen mehr als zwei Drittel (67,7 %) aller seit Januar 2016 gestellten Erstanträge auf die ersten drei Herkunftsländer“ (ebd.).
Trotz anhaltender politischen Geschehnisse und Diskussionen rund um das Flüchtlingsthema, scheint das Schlimmste überstanden. Von der Registrierung bis zur Verpflegung wurde viel geschafft (vgl. Mühleib, 2016, S. 342).
Wie bereits erwähnt, können die arabischen Länder in Regionen aufgeteilt werden. Heute lassen sich vier verschiedene kulinarische Bereiche darstellen: die arabische Halbinsel, der ostarabische Raum, Ägypten und die nordafrikanischen Länder.
Die nordafrikanisch-arabische Küche wird von Touristen wegen ihrer Vielfalt an Gewürzen und Zutaten sehr geschätzt (vgl. Heidenhof, 2014, S. 1). Die arabischen Gerichte und Spezialitäten verbreiteten sich im Laufe der Zeit, durch den aktiven Handel der Araber (auf der ganzen Welt) (vgl. ebd.). Bedingt durch diese Verbreitung fanden viele Zutaten und Speisen Einzug in die westliche Welt und über die Mittelmeerländer hinaus (vgl. ebd.). Daher sind diese nicht mehr aus der mediterranen Küche wegzudenken. Bis heute erscheinen viele arabische Speisen aus den frühen Hochkulturen in den heutigen Speisekarten. Hinzuzufügen ist aber auch, dass selbst Fast Food, wie überall, Einzug in den nordafrikanischen Raum erhält (vgl. Heidenhof, 2014, S. 1).
Sie ist weltweit verbreitet und in zahlreichen, spezialisierten Restaurants und in vielen Familien zu finden (vgl. Rieder-Hintze, 2015, S. 110). Unter den arabischen Ländern zählt die libanesische Küche als die feinste und abwechslungsreichste (vgl. ebd.). Die kulinarischen Übergänge zu den Nachbarländern sind fließend (vgl. ebd.). „Obwohl in den einzelnen Ländern spezielle kulinarische Traditionen gepflegt werden, gibt es zahlreiche gemeinsame Elemente“ (Heidenhof, 2014, S. 2).
Die syrische Ess- und Kochtradition ähnelt der des Libanons am meisten (vgl. Rieder-Hintze, 2015, S. 110). Dies ist auf die Besatzungszeit durch Syrien während des Bürgerkriegs zurückzuführen (vgl. ebd.). Auch ist die arabische Esskultur aufgrund des französischen Einflusses in einigen arabischen Ländern miteinander verankert. „Auf der arabischen Halbinsel und in der gesamten Region des Nahen Ostens sowie in den islamischen Ländern Nordafrikas entwickelte sich im Laufe der Zeit eine mediterran-nordafrikanisch-arabische Esskultur“ (Heidenhof, 2014, S. 2).
Zudem gibt es, aufgrund der fruchtbaren Landwirtschaft, eine enorme Vielfalt an Obst und Gemüse (vgl. Rieder-Hintze, 2015, S. 111).
Die Vorspeisen aus fast allen arabischen Ländern sind bekannt für ihre außergewöhnlichen Vielfältigkeiten. Es werden sowohl Salate, Cremes, Dips, Suppen als auch kleine Gerichte zubereitet (vgl. ebd.). Üblich für die arabische Esskultur, sind die vielen und zahlreichen Köstlichkeiten auf dem Tisch, die die Tafelrunde niemals komplett verzehren könnte (vgl. ebd.). Dies ist bedingt durch die arabische Gastfreundschaft entstanden, da die Großzügigkeit an erster Stelle steht. „Essen ist eine der wichtigsten Ausdrucksformen für Gastfreundschaft weltweit und über alle Kulturen hinweg“ (Heidenhof, 2014, S. 2). Die Gerichte sind aromatisch und aus frischen Lebensmitteln zubereitet (vgl. Rieder-Hintze, 2015, S. 110). Beliebte Lebensmittel sind u.a. frische Minze, Petersilie, vielfältige Gemüsesorten wie Paprika, Chilischoten, Aubergine, Lauchzwiebel, Spinat und Kichererbsen, Knoblauch, Zitronensaft, Olivenöl, Pinienkerne und Fladenbrot (vgl. a. a. O., S. 111).
Da sich die Arbeit mit arabischer Esskultur und arabischen Flüchtlingen beschäftigt und die deutliche Mehrheit der arabischen Bürger dem Islam angehören, wird ein kurzer Einblick in religiöse Bedeutungen des Essens gezeigt.
Die islamischen Essvorschriften sind im Koran geregelt und zu finden. So sind zwei Gegenüberstellungen zu erkennen. Es gibt sowohl erlaubte Nahrungsmittel (‚Halal‘) als auch Verbotene (‚Haram‘) (vgl. Heidenhof, 2014, S. 2). Schweinefleisch, alkoholische Getränke und Blut zählen zu den verbotenen Lebensmitteln, während alle anderen wiederum erlaubt sind (vgl. a. a. O., S. 2f.). Alkohol gilt beispielsweise als unrein, da es eine „gesellschaftszerstörende Kraft“ besitzt (Tworuschka, 2017, S. 239). Speiseangebote werden in Deutschland zunehmend berücksichtigt, jedoch ist das Problem des rituellen Schlachtens oftmals noch umstritten (vgl. a. a. O., S. 240). Prinzipiell ist es Muslimen nur erlaubt, Fleischprodukte zu verzehren, die einer rituellen Schlachtung vollzogen sind (vgl. ebd.). Laut Tierschutzgesetz in Deutschland dürfen Tiere jedoch nur geschlachtet werden, wenn diese vorher betäubt wurden (vgl. ebd.). Diese Ansicht wird jedoch bei den Muslimen nicht geteilt, da die Vorschrift, berufen auf den Koran, besagt, dass eine Betäubung ein Ausbluten verhindere und das Tier möglicherweise während einer Betäubung sterben könnte und das Fleisch damit unbrauchbar würde (vgl. ebd.) Es wird behauptet, dass eine Schlachtung mit einer Klinge mit weniger Schmerzen verbunden sei (vgl. ebd.). Nicht verwendetes Fleisch wird an hilfsbedürftige Menschen verteilt, da das Tieropfer und das gemeinsame Teilen und Feiern die Solidarität unter den Gläubigen vertieft (vgl. a. a. O., S. 242).
Der Monat Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondjahres, in dem der Muslim von der Morgendämmerung bis zur Vollendung des Sonnenuntergangs keine Nahrung und keine Getränke zu sich nehmen darf. Zudem dürfen auch keine Injektionen oder Einläufe erfolgen, an keinem Wohlgeruch erfreut werden, kein Geschlechtsverkehr ausgeübt werden (vgl. Schimmel, 2012, S. 91) und es muss auf Genussmittel, wie Nikotin oder Alkohol verzichtet werden (vgl. Tworuschka, 2017, S. 155). Wenn das Fasten gebrochen ist, also nach Vollendung des Sonnenuntergangs, kann der Fastende normal leben bis kurz vor der Morgendämmerung, in der noch einmal ein leichtes Mahl zu sich genommen wird (vgl. ebd.). Ist der Moslem jedoch krank, bzw. erkrankt im Laufe des Monats, so ist es möglich, vom Fasten dispensiert zu werden. Jedoch muss ein Sühnenfasten erfolgen oder an Stelle der versäumten Tage, eine Essensspende an arme Menschen erfolgen (vgl. ebd.). Diese Regelung gilt auch für Altersschwache, Reisende, sowie stillende oder schwangere Frauen (vgl. ebd.). Der Monat Ramadan wandert aufgrund des islamischen Jahres, welches ein reines Mondjahr ist, durch alle Jahreszeiten (vgl. Schimmel, 2012, S. 91). Der Monat rückt jedes Jahr um 10 oder 11 Tage nach vorn (vgl. a. a. O., S. 92). Vor allem in den Sommermonaten, „wenn die Tage heiß und für Muslime in den nördlichen Ländern, sehr lange sind“ (ebd.), kann das Fasten langwierig und anstrengend sein. Es stellt sich automatisch die Frage, ob das Fasten nicht gesundheitsschädlich ist und Leute so schwach werden, dass Sie bspw. nicht konzentriert und vernünftig ihre Arbeit ausführen können. Das Fasten mit vielen anderen Muslimen und das am Abend stattfindende, gemeinsame Fastenbrechen mit fröhlichen Unterhaltungen führt dazu, dass es vielen Menschen leichter fällt, den Monat durchzuhalten. Der frühere Präsident von Tunesien hat bspw. erklärt, dass das Arbeiten als Krieg gegen Hunger und Kampf gegen Armut betrachtet werden soll, da während des Krieges oder des Kampfes das Fasten als keine Verpflichtung galt (vgl. ebd.). Viele Menschen üben daher ihre alltagsüblichen Tätigkeiten, auch wenn das Tempo gelegentlich etwas langsamer ist, während des Monats normal aus (vgl. Schimmel, 2012, S. 91). Das Fastenbrechen erfolgt mit einem Glas Wasser und Datteln. Nachdem im Anschluss das Abendgebet durchgeführt wurde, findet ein festliches Essen (‚Iftar‘) mit vielen leckeren und vielfältigen Speisen statt (vgl. a. a. O., S. 93). Nach dem Monat erfolgt das Fest des Fastenbrechens (‚Id ul-fitr‘), bei dem neue Kleider angezogen, die Familie und Freunde besucht, Süßigkeiten verteilt werden und sich gegenseitig beschenkt wird (vgl. a. a. O., S. 94). Dieser Tag wird auch bedingt durch die Süßigkeiten und das frisch gebackene Gebäck als Zuckerfest bezeichnet (vgl. ebd.).
Das Fasten an Ramadan ähnelt dem Prinzip des Intervall- oder intermittierenden Fastens. Während des Fastens findet eine starke Einschränkung bzw. ein Verzicht von Nahrung in bestimmten Zeitfenstern statt (vgl. Hofmann, 2016, S. 332).
Im Vergleich zum intermittierendem Fasten sind Flüssigkeiten in Form von ungesüßtem Tee, Wasser und schwarzem Kaffee nicht erlaubt, sowie nährstoffreiche und kohlenhydratarme Mahlzeiten (vgl. ebd.).
Ramadan ähnelt der ‚16:8-Methode‘, bei der an acht Stunden gegessen werden darf und im Anschluss für 16 Stunden auf Essen verzichtet wird (vgl. ebd.). Im Grunde ist der Körper so konzipiert, dass dieser längere Hungerperioden überstehen kann (vgl. ebd.).
„Die längeren Esspausen regen den Körper zur Mobilisierung von Reserven an. Nach dem in Leber und Muskel gespeicherten Glykogen baut er die Fettreserven ab“ (ebd.). Anhand von Versuchen mit Mäusen wurde festgestellt, dass das Intervallfasten das Auftreten von Diabetes senkt, indem Leberfettmengen gesenkt werden, die „in Verdacht stehen eine Insulinresistenz zu fördern“ (a. a. O., S. 333).Die folgende Tabelle zeigt Beispiele für mögliche Veränderungen und Ausmaße des Fastens (vgl. Tabelle 1).
Tabelle 1: Mögliche Effekte von Fasten/Intervallfasten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Hottenrott, 2015; zitiert nach Hofmann, 2016, S. 333
Durch das Fasten findet eine Veränderung der Fetttröpfchengröße und ihrer Zusammensetzung statt, was als mögliche Ursache für die Effekte verantwortlich ist (vgl. Hofmann, 2016, S. 333).
Ebenso wurde bei intervallfastenden Mäusen, im Vergleich zu Mäusen mit traditioneller Kalorienreduktion, ein Signifikant geringerer Diacylglyceringehalt in der Leber nachgewiesen (vgl. ebd.). Diacylglycerin ist für eine Aktivierung der Proteinkinase, ein Enzym, zuständig, welches eine zentrale Bedeutung bei zellulären Signalweiterleitungen spielt (vgl. ebd.). „Sie blockiert durch Phosphorylisierung des Insulin-Rezeptor-Substrats die Insulinsignalkaskade und verursacht eine Insulinresistenz“ (ebd.).
Eine größere Stoffwechselflexibilität verringert zudem eine Insulinresistenz bedingt durch eine Reduzierung von schädlichen freien Fetten (vgl. ebd.). Anhand von Tierversuchen wurde eine Senkung des Blutglukose- und des Insulinspiegels festgestellt, welches zu einer positiven Veränderung des Fettstoffwechsels und zu einer Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress führt (vgl. ebd.). „Erfahrungen aus dem Ramadanfasten bestätigen weniger proinflammatorische Cytokine und Immunzellen, eine Verbesserung von Lipid- und Glukoseprofil sowie ein Absinken des Blutdrucks“ (ebd.). Bei Diabetespatienten besteht jedoch die Gefahr „einer erhöhten Frequenz an Hypoglykämien, postprandialen Hyperglykämien, Dehydration und Thrombose“ (ebd.). „Beim Gesunden senkt das Ramadanfasten Nüchternglukose, Insulin und Insulinresistenz bei ein bis zwei Prozent Gewichtsverlust nach vier Wochen“ (ebd.).
Dem ist noch hinzuzufügen, dass trotz des Fastens eine ausreichende Nährstoffversorgung bei einer ausgewogenen Kost gewährleistet ist, da unter anderem kein ständiger Verzicht besteht (vgl. a. a. O., S. 334). Das Intervallfasten hat zudem den Vorteil, dass über den Zeitraum der Fastenperiode ungünstige Essgewohnheiten abgelehnt werden können und ein neue Einstellung zum Essen entwickelt wird (vgl. ebd.). Zudem nimmt die Leistungsfähigkeit zu und das emotionale Wohlbefinden (vgl. ebd.). Jedoch ist zu beachten, dass das Fasten für Typ-1-Diabetiker, Menschen mit Essstörungen, Kinder unter 18 Jahren, Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende ungeeignet ist. „Vor allem bei längeren Fastenperioden kann es zum Abfall von Blutdruck und Blutzucker sowie Schwindelanfällen kommen. Kopfschmerzen sind eher Anzeichen von Flüssigkeitsmangel als von Energiemangel“ (Hofmann, 2016, S. 335).
Im theoretischen Teil dieser Arbeit wurden die fachlichen Grundlagen zu den Themen Kultur, Migration und Bedeutungen des Essens gelegt. In diesem zweiten, empirischen Teil, soll es nun darum gehen, herauszufinden, wie sich die Ernährungssituation möglicherweise durch die Migration nach Deutschland verändert hat. In der vorliegenden Untersuchung besteht das Ziel u. a. darin, das Ernährungs- und Essverhalten von arabischen Flüchtlingen zu analysieren und einen Eindruck der arabischen Gerichte und Speisen zu erhalten. Der Fragebogen, der für die Befragung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer relevant ist, findet sich im Anhang wieder und ist ein wichtiger Bestandteil dieser Untersuchung. Da nur eine kleine Anzahl an Probanden für diese Untersuchung befragt wurden, ist es zwingend erforderlich zu erwähnen, dass die Untersuchung nicht für die ganze Bevölkerung repräsentativ ist, sondern lediglich für eine kleine Bevölkerung gedacht ist.
„Unter empirischer Sozialforschung wird allgemein eine Gesamtheit von Methoden, Techniken und Instrumenten zur wissenschaftlich korrekten Durchführung von Untersuchungen des menschlichen Verhaltens und weiterer sozialer Phänomene verstanden“ (Häder, 2010, S. 20). Sie wird u. a. als „systematische Erfassung und Deutung sozialer Erscheinungen“ definiert (Atteslander, 2010, S. 4). Für das empirische Vorgehen werden mithilfe von ausgewählten Methoden, bspw. in Form von schriftlichen Befragungen oder Beobachtungen, theoretische Inhalte an spezifischen Wirklichkeiten überprüft (vgl. a. a. O., S. 4f.). Um spezielle Ergebnisse und Erkenntnisse zu erreichen, können verschiedene Methoden eingesetzt werden (vgl. Häder, 2010, S. 20). Unter Methoden der empirischen Sozialforschung ist laut Atteslander die geregelte und nachvollziehbare Anwendung von Erfassungsinstrumenten gemeint (vgl. Atteslander, 2010, S. 5). In der empirischen Sozialforschung zählt die Methode der Befragung zu den am häufigsten angewandten Methoden der Datenerhebung (vgl. Bortz und Döring, 2006, S. 236). Bei einer Befragung muss jedoch zunächst ein Fragebogen entworfen und ggf. anschließend ausgedruckt werden. Daraufhin werden Probanden gesucht und befragt. Die erhobenen Daten müssen im Anschluss gespeichert, niedergeschrieben oder auf eine andere Art festgehalten werden (vgl. Schnell et al., 2008, S. 13). Hierbei ist es wichtig, dass die Datensammlung strukturiert wird, damit eine genaue Auswertung erfolgen kann (vgl. ebd.). Bspw. kann die Datenauswertung mithilfe eines Computers erfolgen, was die Verschriftlichung wesentlich erleichtert (vgl. ebd.).
Zudem können Befragungen auch mündlich in Form eines Interviews erfolgen (vgl. Bortz und Döring, 2006, S. 236).
„Im Grunde wird soziale Wirklichkeit durch die empirische Sozialforschung nach bestimmten Regeln abgebildet und abstrahiert.“ (Atteslander, 2010, S. 6). Die Anwendung der Forschungsmethoden erfolgt aufgrund abstrahierter Vorstellungen über Strukturen und Funktionieren der Gesellschaft“ (ebd.).
Die Ergebnisse, die hierbei durch sozialwissenschaftliche Methoden erzielt werden können, lassen sich in quantitative und qualitative Daten unterscheiden. Als quantitative Daten bzw. qualitative Sozialforschung werden Ergebnisse in einer Empirie bezeichnet, die eine Menge eines Merkmals, einer Verhaltensweise oder einer Eigenschaft untersuchen. Werden jedoch solche Merkmale oder entsprechende Merkmalsausprägungen verbal beschrieben, wird von qualitativen Daten bzw. qualitativer Sozialforschung gesprochen (vgl. Häder, 2010, S. 23).
Für die empirische Sozialforschung in dieser Arbeit wurde die quantitative Forschung gewählt, für die ein Fragebogen entwickelt wurde. Bei der Beantwortung der Fragen wurde nicht Wert auf die Masse gesetzt, sondern viel mehr auf die qualitativen Äußerungen der einzelnen Flüchtlinge. Um theoretische Erkenntnisse zu überprüfen, werden arabische Essgewohnheiten mithilfe des Fragebogens herausgearbeitet.
In einer schriftlichen Befragung antworten die Probanden selbstständig auf die vorgelegten Fragen (vgl. Bortz und Dörin, 2006, S. 252). Der Fragebogen kann hierbei unterschiedlich überreicht werden. Zum Beispiel kann eine Zusendung, sowohl postalisch als auch elektronisch mithilfe des Internets übergeben werden. Erfolgt die Zusendung jedoch auf einem dieser beiden Wege, so bringt es den Nachteil mit sich, dass die Befragung aufgrund der schwer kontrollierbaren Erhebungssituation möglicherweise nicht ausreichend durchgeführt werden kann (vgl. Bortz und Döring, 2006, S. 252).
Das Ziel der empirischen Forschung ist zudem immer abhängig vom Forschungsproblem oder der Forschungsfrage, dem sich ein Wissenschaftler stellt.
Der Fragebogen, der sich zur Verdeutlichung im Anhang befindet, gliedert sich in zwei Teile. Vor dem ersten Teil steht ein Informationstext, der über den persönlichen Hintergrund und den Zweck der Untersuchung informiert.
Es wird darauf explizit hingewiesen, dass die Auswertung anonym erfolgt und mit den Daten vertraulich umgegangen wird. Hierbei werden zunächst die Teilnehmer adressiert und direkt im Anschluss über kurze Hintergründe der Untersuchung informiert. Da die arabische Küche und die arabische Sprache aufgrund der persönlichen Herkunft der Probanden bekannt sind, ist der Informationstext und alle folgenden Fragen auf Deutsch und Arabisch abgebildet, um ein ausreichendes Verständnis und eine Beantwortung der Fragen zu garantieren. Dies hat zudem den Grund, dass für die Untersuchung verschiedene arabisch stämmige Flüchtlinge befragt werden sollen und aufgrund von Zeitmangel nicht nach aktuellen Sprachkenntnissen und erreichten Niveaus gefragt werden kann. Im zweiten Teil des Fragebogens werden Daten zu den persönlichen Angaben der Befragten erhoben. An dieser Stelle sollen die Flüchtlinge Aussagen zu ihrem Geschlecht, ihrem Alter, zum Gewicht, zur Größe, zur Religion, zum Ursprungsland, zur bisherigen Aufenthaltsdauer in Deutschland und zur aktuellen Wohnsituation machen. Zu diesem Teil sind insgesamt sieben Fragen dargestellt.
Im dritten Teil werden hauptsächlich Fragen bezüglich des Essverhaltens und der Gewohnheiten gestellt. Hierbei wurden neun Fragen formuliert.
Die Punkte 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9, 10, 14, 15 und 16 sind offene Fragen, in denen die Probanden schriftlich eine eigens formulierte Antwort geben müssen. Bei den Fragen 7, 11, 12, 13 und 14 handelt es sich um geschlossene Fragen, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die für sich jeweils zutreffende Antwortmöglichkeit ankreuzen müssen. Offen formulierte Fragen bieten den Probanden Freiheit während der Beantwortung, da sie sich nicht an vorgegebene Antwortmöglichkeiten halten müssen. Jedoch haben diese auch den Nachteil, dass es zu Schwierigkeiten bei der Beantwortung kommen kann. Es benachteiligt die Probanden, die Schwierigkeiten mit der Feinmotorik, der Orthografie und der Verbalisierung haben (vgl. Raab-Steiner und Benesch, 2008, S. 48).
Im gesamten Fragebogen sind 16 Fragen vorhanden. Offene Fragen bleiben meistens von vielen Probanden unbeantwortet. Es kommt daher häufig zu einer eingeschränkten Vergleichbarkeit der Daten (vgl. ebd.). Die Auswertung von offenen Fragen ist zudem aufwendiger, da zunächst die Handschrift der Testpersonen entziffert werden muss und die Antworten bzw. die Ergebnisse systematisiert und kategorisiert werden müssen (vgl. ebd.). Dieses Prozedere ist, bedingt durch die erschwerte Auswertung, zeitintensiver.
Bei einer Befragung, die vorstrukturierte Antwortmöglichkeiten enthält, ist zwischen einem dichotomen Antwortformat, einer Ratingskala und einer Analogskala zu unterscheiden. Da in der für die Studie verwendete Befragung zum Teil dichotome Antwortformate vorliegen, kann aufgrund von Kapazitätsgründen hauptsächlich nur auf diese eingegangen werden. Im Vergleich zu offenen Fragen, in denen beliebig geantwortet wird, geht es bei dichotomen Antwortformaten um Ausprägungen, für die sich der Proband entscheiden muss (vgl. a. a. O., S. 53). Somit wird von den Testpersonen verlangt, sich zwischen den Antwortmöglichkeiten für eine zu entscheiden. In den Fragen 7, 11, 12, 13 und 14 kommen dichotome Antwortformate vor.
Am Ende des Bogens ist eine kurze Verabschiedung auf Deutsch und Arabisch abgebildet, in der für die Teilnahme gedankt wird.
Die Stichprobe setzt sich aus 28 weiblichen und männlichen Flüchtlingen aus dem Kreis Paderborn und Detmold in Nordrhein-Westfalen zusammen. Die Befragten besuchten zum Erhebungszeitraum eine Sprachschule, um die jeweiligen Niveaus der deutschen Sprache zu erreichen.
Die Kooperation erfolgte zum einen persönlich, durch eine ehrenamtliche Tätigkeit im Kinder- und Jugendturnen im Detmolder Turnverein 1860, wobei der Kontakt zu jugendlichen Flüchtlingen bereits hergestellt war. Zum anderen erfolgte ein Aufruf in dem sozialen Netzwerk ‚Facebook‘, in dem nach kooperierenden Lehrerinnen und Lehrern gesucht wurde, die einen Kontakt zu ihren arabischen Flüchtlingsschülerinnen und -schülern ermöglichen können.
Schnell ergaben sich viele Möglichkeiten, weitere Probanden für die Befragung zu finden. Frau Kirsten Frielinghaus, Lehrerin für das Unterrichtsfach Deutsch als Fremdsprache, ermöglichte eine Kooperation mit ihrer Klasse an der Stiftung Bildung und Handwerk West in Paderborn „Die SBH West ist eine regional verankerte Gesellschaft der SBH-Gruppe, einem der größten Bildungsdienstleister Deutschlands“ (SBH West, o. J., o. S.).
Das Ziel dieser Institution ist es „Bildung über alle Abschnitte des Lebensverlaufs zu fördern“ (ebd.). Zudem unterstützen Lehrkräfte und geschulte Personen, Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und in ihrer Wissensbildung (vgl. ebd.).
Vor Beginn der empirischen Untersuchung, ist das Datenerhebungsinstrument in einem Pretest an zwei Jugendlichen mit arabischem Migrationshintergrund erprobt worden. Für die Erprobung wurde ein arabisches Mädchen, 20 Jahre alt und eine männliche Person im Alter von 21 Jahren befragt. Die Probanden besuchten zum Erhebungszeitraum eine Sprachschule in Detmold.
Diese Probe ist bewusst vorgenommen um vorab mögliche Schwierigkeiten zu erkennen und ggf. Fragen erneut anzupassen. Die Beantwortung der Fragen stellte für die Testpersonen jedoch keine Probleme dar. Es zeigte sich auch, dass das Ausfüllen des dreiseitigen Fragebogens sieben bis neun Minuten beanspruchte. Des Weiteren ergaben sich im Pretest keine inhaltlichen Schwierigkeiten, so dass dieser unverändert für die empirische Studie übernommen werden konnte.
Die Daten wurden zum einen privat, nach Absprache mit Frau Kirsten Frielinghaus, morgens am 3. Januar 2017 im SBH West in Paderborn erhoben. Hierbei konnten insgesamt 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Studie befragt werden. Die Untersuchung erfolgte in der Pause, nach der ersten Unterrichtseinheit gegen 9:30 Uhr. Während viele Asylsuchende mit arabischen Hintergründen den Fragebogen selbstständig und problemlos ausfüllen konnten, benötigten andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer wiederum Hilfe. Hierbei wurden Verständnisfragen gestellt. Diese Fragen betrafen lediglich die offenen Fragen, in denen eine eigene Antwort erfolgen sollte. Es traten Verständnisprobleme auf, da viele keine passende Antwort auf die Fragen hatten. Teilweise wurde auch nicht deutlich, welche Antwort dort möglicherweise erwartet werden könnte. Zudem wurde öfter gefragt, ob die Antwort auf Arabisch oder auf Deutsch erfolgen soll. Aufgrund der persönlichen arabischen Hintergründe und der Sprachkenntnisse in Schrift und Sprache, war eine Beantwortung auf beiden Sprachen möglich. Dies hatte auch den Vorteil, dass bspw. Gerichte nicht auf Deutsch übersetzt werden mussten, was zu erheblichen Problemen geführt hätte, da es zu Verständnisschwierigkeiten hinauslaufen kann, Wörter aus der arabischen Sprache, bzw. arabische Gerichte ins Deutsche zu transkribieren. Da sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu diesem Zeitpunkt auch in einer Sprachschule befanden, konnte nicht nach aktuellen Kenntnissen des deutschen Alphabetes gefragt werden. Somit war es von einem großen Vorteil, dass eine Antwort auf Arabisch erfolgen konnte.
Im SBH West benötigten die Befragten für das Ausfüllen des Fragebogens etwa zehn Minuten. Die Instruktionen wurden unmittelbar verstanden, so dass eine Bearbeitung, auch nach Beantwortung der Verständnisfragen, des Fragebogens möglich war.
Nach der Datenerhebung konnte, aufgrund von Zeitmangel, nicht mehr überprüft werden, ob alle Fragen beantwortet wurden.
Zum anderen erfolgte die Erhebung mithilfe einer syrischen Freundin, Tasneem Zarour, die mit ihrer Familie seit zwei Jahren in Detmold lebt. Es wurde ein Zugang zu weiteren Flüchtlingen, insgesamt zehn Schülerinnen und Schüler, aus ihrer Klasse ermöglicht. Die Austeilung und Beantwortung der Fragebögen erfolgte am 4. Januar 2017, nachmittags an einem öffentlichen Ort in Detmold. Hierbei erklärte Tasneem Zarour ihren Klassenkameradinnen und -kameraden vorab auf Arabisch, was der Grund für die Untersuchung dieser Arbeit sei. Da sie im Pretest bereits einen Eindruck des Fragebogens erhalten konnte, beantwortete sie, ebenfalls aufkommende Verständnisfragen ihrer Freunde. Auch diese Erhebung benötigte in etwa zehn Minuten.
Die Auswertung des Fragebogens erfolgte handschriftlich. Da keine ausreichenden Kenntnisse der Auswertungsprogramme am Computer vorliegen, wurde die zeitaufwendigere Methode gewählt. Auf zusätzlichen Papieren wurden alle Fragen in ausreichenden Abständen aufgeschrieben. Anschließend erfolgte die Auswertung chronologisch nach Punkten, so dass alle Fragebögen nacheinander angeschaut und die Ergebnisse der Probanden stichpunktartig unter den jeweiligen Fragen aufgelistet wurden.
Hierbei wurden auch Strichlisten unter geschlossenen Fragen geführt, um einen Überblick der genannten Antworten zu erhalten und eine spätere Darstellung zu vereinfachen. Die Auswertung von offenen Fragen ist wiederrum kompliziert und zeitaufwendig. Die Antworten wurden vorab kategorisiert und zu ähnlichen Antwortmustern zusammengefasst. Dies erforderte eine enorme Interpretationsbereitschaft, da Äußerungen unterschiedlich verstanden werden konnten, um die jeweilige Intention des Befragten zu verstehen.
Unproblematisch sind hingegen bspw. Erhebungen des Alters und des Geschlechts, da in diesen Fällen Strichlisten geführt werden können. Die Auswertung erforderte, nach der Erstellung des Fragebogens und der Durchführung der Untersuchung, ausreichend Zeit. Es ist wichtig darauf zu achten, dass keine Fehler bei der Datenerhebung übernommen werden, um eine möglichst genaue Ergebnissicherung zu garantieren.
Der erste Teil des Fragebogens bezieht sich auf allgemeine und personelle Angaben, bei denen das Geschlecht, das Alter, das Gewicht und die Größe, die Religion, das Herkunftsland und die bisherige Aufenthaltsdauer der Befragten erhoben wurden. An der Studie nahmen 57 % männliche und 43 % weibliche Probanden von insgesamt 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmern teil. Das Alter der Flüchtlinge variierte zwischen 16 und 52 Jahren, wobei die Mehrheit der Befragten zum Zeitpunkt der Datenerhebung zwischen 20 und 29 Jahre alt waren. Da die Untersuchung Themen der Ernährung und Essgewohnheiten von arabischen Flüchtlingen behandelt, wurde der Body-Mass-Index für die Berechnung des Gesundheitszustandes herangezogen, da diese als häufigste Methode zur Ermittlung des Verhältnisses von Körpergewicht zu Größe verwendet wird (vgl. Suter, 2008, S. 28). Mithilfe dieser Berechnung, soll ein kleiner Eindruck des Gesundheitszustandes der nach Deutschland geflüchteten Menschen entstehen. Für die Berechnung des BMIs wurden die standardisierenden Messwerte der Befragten verwendet. Zwei von fünf der männlichen Teilnehmer zwischen 19 und 24 Jahren sind nach dem Ernährungsbericht von 2016 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) übergewichtig (vgl. DGE, 2016, S. 66). Unter den 19 – 24 Jährigen befanden sich zwei im tolerierten und geeigneten Bereich, welcher zwischen 18,5 und 24,9 liegt. In dieser Alterskategorie befindet sich jedoch eine von fünf Personen im Bereich des Untergewichts. Die nächste Altersgruppe umfasst Teilnehmer zwischen 25 und 34 Jahren. Im Vergleich zur vorherigen Gruppe gilt eine von sieben Personen mit einem BMI von 18 als untergewichtig. Drei von sieben Personen hielten sich hingegen im gesunden, normalen Bereich auf. Allerdings ist auch in dieser Kategorie festzustellen, dass drei von sieben Teilnehmern einen BMI von 26 und 31 hatten und somit in der Kategorie Präadipositas zugeteilt werden mussten. In der darauffolgenden Altersgruppe von 35 – 44 Jahren befand sich auch, wie zuvor in der jüngeren Kategorie eine Person im untergewichtigen Bereich. Im Vergleich zu den anderen Gruppen war in dieser niemand im Normalbereich. Eine Person konnte jedoch hingegen mit einem BMI von 31 in Adipositas Grad 1 eingestuft werden. In der letzten Gruppe von 45 – 54 Jahren konnte lediglich eine Person bewertet werden. Der Proband besaß einen BMI von 16 und war laut der Klassifikation der DGE untergewichtig (vgl. ebd.). Aus diesen ersten Ergebnissen kann zusammengefasst werden, dass insgesamt 19 % der männlichen Teilnehmer untergewichtig sind, 50 % und somit die Mehrheit normalgewichtig ist, 25 % der Teilnehmer übergewichtig sind und lediglich 6 % unter Adipositas zugeteilt werden können (vgl. Abbildung 1).
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