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Bachelorarbeit, 2015
54 Seiten, Note: 14 Punkte
1. Einleitung
2. Eine kurze Geschichte der jagenden Frau
2.1 Jagd, Jagdrecht und jagende Frauen von den Anfangen bis ins Mittelalter
2.2 Aristokratische Jagerinnen in der Fruhen Neuzeit
2.3 Jagerinnen im ausgehenden 19. und fruhen 20. Jahrhundert - eine Grauzone..
3. Manner, Frauen, Waffen und die Jagd - Weiblichkeits- und Mannlichkeitsbilder im Jagdwesen der Bundesrepublik nach 1945
3.1 Die Jagdzeitschrift Wild und Hund als Quelle
3.2 Die Diskussion um die „Unweiblichkeit“jagender Frauen
3.3 Die Ehefrau des Jagers - zwischen Mit-Jagerin und Waidmannsweib
a) Die Ehefrau als Jagdgefahrtin
b) Das Waidmannsweib
3.4 Das neue Selbstbewusstsein der Jagerinnen in den 1980er Jahren
4. Schlussbetrachtung
5. Literaturverzeichnis
6. Quellenverzeichnis
Seit einigen Jahren zeichnet sich im deutschen Jagdwesen ein interessanter Trend ab: Immer mehr Frauen legen ihre Jagerprufung ab, erwerben einen Jagdschein und gehen auf die Pirsch.1 Der Deutsche Jagdverband (DJV)2 ging in seinem „Jungjagerproftl“3 2011 davon aus, der Anteil an Jagdscheininhaberinnen lage zu dieser Zeit landesweit bei rund zehn Prozent - vor 20 Jahren seien lediglich ein Prozent der deutschen Jager- schaft weiblich gewesen. In den auf die Jagerprufung4 vorbereitenden Kursen waren 2011 bereits 20 Prozent der Teilnehmer weiblich - ein Zeichen dafur, dass in Zukunft noch mehr Frauen ihren Weg auf den Hochsitz finden werden.5
Was sich schon langer in den Anzahlen der Jagdscheinprufungen niederschlug, wurde in den letzten Jahren auch vermehrt medial diskutiert. Nicht nur Jagdmedien thematisier- ten die neuen Geschlechterkonstellationen im Jagdwesen. Mit Artikeln wie ,,Wenn Frauenjagen“6, „Und Sie schieBen wirklich selbst?“7, oder „Frauen auf der Jagd“8 grif- fen unter anderem die WELT, die Suddeutsche Zeitung (SZ) oder das Hamburger Abendblatt die Thematik auf. Dass die Jagd eine der letzten Mannerdomanen sei, in der es oft noch „archaische Riten“, „raue Spruche“ und Machogehabe gabe, meint Holger Kreitling von der WELT. Die jagende Protagonistin seines Artikels berichtete, als junge Frau - mit gerade einmal 15 Jahren - die einzige Frau in ihrem Jagdschein-Kurs gewe- sen zu sein.9 Mittlerweile gabe es bereits eigens fur Frauen organisierte „Diana- Jagden“10, so Anne-Nikolin Hagemann von der SZ. Warum Frauen zunehmend ebenso wie ihre mannlichen Kollegen auf die Jagd gingen, ist fur die Autorin wenig erkla- rungsbedurftig, denn: „Heute machen die Frauen mit, wie fast uberall“.11
Die Artikel verwiesen allerdings auf eine interessante Diskrepanz, die sie nicht aufzulo- sen vermochten. Zum einen wurde der Anschein erweckt, es sollte im 21. Jahrhundert selbstverstandlich sein, dass Frauen - genau wie Manner - nach entsprechender Ausbil- dung Tiere jagten, schossen und ausnehmen konnten. Dennoch schwebte uber den Arti- keln eine scheinbar unumgangliche Frage: Konnen Toten und Weiblichkeit, SchieBen und Frau-sein Hand in Hand gehen?
,,Wie passt das zusammen mit einer jungen, schmalen Frau, die mit leiser Stimme spricht und ihren Hochsitz zuerst auf Spinnen uberpruft, vor denen sie Angst hat?“12
Feminines Auftreten und das Toten von Tieren - als Hobby, Passion, zur Nahrungsbe- schaffung oder vor dem Hintergrund der Hege13 - wurden als scheinbare Gegensatze wahrgenommen, deren sich die Protagonistinnen der Artikel zu erwehren suchten. Auch innerhalb der Jagdmedien machten Jagerinnen in jungster Zeit ihnen entgegen gebrachte Vorurteile publik. So berichtete eine Jagerin, schon oft von mannlichen Jagern gering geschatzt worden zu sein. Fachkenntnisse, „Jagdverstand“ und „das Ausuben des weidmannischen Handwerkes“ seien ihr aufgrund ihres Geschlechts teilweise abgespro- chen worden.14
Dass der Anstieg jagender Frauen15 in den 2000er Jahren immer wieder medial themati- siert wurde, deutet auf das Bedurfnis hin, die neue Geschlechterkonstellation zu disku- tieren.16 Dabei nahm und nimmt die Jagd als kulturelle Praxis einen besonderen Stel- lenwert ein, da es sich bei ihr um ein gleichermaBen „gesellschaftspragendes und von der Gesellschaft gepragtes Phanomen handelt“.17 Das Jagdwesen insgesamt, die hier vollzogenen Jagdpraktiken und Rituale, aber auch die Frage danach, wer als Teil der Jagdgesellschaft akzeptiert wird, ist zentral von der jeweiligen gesamtgesellschaftlichen Beschaffenheit beeinflusst. Damit stellt die Jagdszene im Umkehrschluss einen Mikro- kosmos dar, der Ruckschlusse auf die gesellschaftliche Verfasstheit zulasst.18 Davon ausgehend scheint es wenig uberraschend, dass der signifikante Zuwachs an Jagerinnen in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht nur fur die Mitglieder der deutschen Jagd- szene selbst interessant war. Denn wenn diese Veranderungen medial thematisiert wur- den, handelte es sich dabei um weit mehr als eine simple Situationsbeschreibung: Viel- mehr ging es um die Verhandlung von Weiblichkeits- uns Mannlichkeitsbildern bezo- gen auf das Toten von Tieren und das Fuhren einer Schusswaffe - und damit um die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Geschlecht und Waffengebrauch auBerhalb des militarischen Kontextes.
Doch die Thematik birgt noch weit mehr. So stellt sich die Frage, wie Frauen vermehrt mit der Jagd in Beruhrung kamen, was sie in den Wald zog, aber auch, was sie lange Zeit von dieser - wie die historische Ruckschau zeigt - traditionell mannlich gepragten Szene fernhielt. Hierbei ist interessant, ob die Jagdtradition familiar weitergegeben, als Hobby des Gatten ubernommen wurde, oder ob Frauen selbst die Initiative zum Jagd- scheinerwerb ergriffen - und wenn ja, welche Motive sie hatten, sich unter die mannli- che Jagerschaft zu mischen. Da der VorstoB der Frauen zweifellos von mannlicher Seite wahrgenommen wurde, ist zu fragen, wie die Jager ihre Kolleginnen wahrnahmen. Sa- hen die Waidmanner Jagerinnen gar als Bereicherung ihrer Runde, an oder wehrten sie sich gegen weiblichen Zuwachs?
Wenn auch der deutliche Anstieg des Frauenanteils im deutschen Jagdwesen in den ver- gangenen zwanzig Jahren - und seine mediale Thematisierung in den 2000ern - den AnstoB zu dieser Arbeit lieferten, soll sie sich dennoch nicht zentral mit den beiden ge- rade vergangenen Jahrzehnten beschaftigen. Stattdessen geht diese Untersuchung der Frage nach, welche Rolle Frauen in der deutschen Jagdszene des 20. Jahrhunderts spiel- ten, bevor seit den 1990er Jahren mehr und mehr Frauen die Hochsitze der Bundesre- publik erklommen.19 Dabei sollen die Entwicklungen innerhalb des deutschen Jagdwe- sens nach 1945 im Zentrum der Untersuchung stehen. Denn hier, so die These, wurde der Grundstein fur den deutlichen VorstoB der Frauen ins Jagdwesen der letzten zwanzig Jahre gelegt. Hier lassen sich die Tendenzen und Trends erkennen, die zum besseren Verstandnis der neuen Geschlechterverhaltnisse innerhalb der Jagdszene seit den 1990er fuhren.
Denn obwohl die Jagdlandschaft des 20. Jahrhunderts zweifellos mannlich gepragt war, gab es doch immer auch Frauen, die auf die Jagd gingen. Zu welchem historischen Zeitpunkt welcher Anteil der Jagerschaft weiblich war, ist nicht ermittelbar. Statistiken lassen damit keinen Schluss dahingehend zu, in welchen Zeitraumen Frauen mehr oder weniger Zugang ins Jagdwesen gewahrt wurde.20 Selbst wenn es diese Zahlen gabe, konnten sie kein Bild davon vermitteln, wie Frauen in der Jagdszene aufgenommen wurden und wie ihre Anwesenheit besprochen wurde. Zur Untersuchung des sukzessi- ven VorstoBes von Frauen in das deutsche Jagdwesen sollen so auch nicht Zahlen oder Statistiken dienen. Stattdessen wird die renommierte, seit dem spaten 19. Jahrhundert bestehende Jagdzeitschrift Wild und Hund als Hauptquelle herangezogen. Hier gilt es zu ermitteln, ob und inwiefern das Jagdmagazin Frauen nach 1945 als Teil der Jagerschaft thematisierte. Denn als Fachzeitschrift fur Jagd und Jagdhundeausbildung informiert die Wild und Hund nicht nur rund ums Jagen, sondern fungiert auch als Spiegel der Szene und ihrer Diskurse. Als auf ein Fachgebiet spezialisiertes Medium kann sie nicht nur Fakten, sondern auch Stimmungen auffangen und wiedergeben. So wird von Interesse sein, wie Weiblichkeits- und Mannlichkeitsbilder im Bezug auf Waffen und das Toten diskutiert wurden. Welche Funktionen ubten Frauen in der Jagerschaft aus, wenn sie nicht selbst jagten? Werden Frauen womoglich als Helferinnen und Versorgerinnen charakterisiert: das „Waidmanns Weib“, das im Hintergrund den Boden fur die erfolg- reiche Jagd des Mannes bereitet, sich um die „Ausstattung des Forsthauses“, die Ver- sorgung der Jagdhunde sowie um die Ausrustung des jagenden Ehemanns kummert? 21 Zur Untersuchung dieser Fragen bietet sich eine Medienuntersuchung dahingehend be- sonders an, dass Medien maBgeblichen Einfluss darauf nehmen, wie „Wirklichkeit“ erlebt wird, da sie diese mit konstruieren: „Die gesellschaftlichen und kulturellen Zu- schreibungen an Mann und Frau werden groBenteils medial entworfen [...].“22
Eine historische Ruckschau, die gesellschaftlichen Kontext, Jagdrecht und dessen Ver- anderung in Verbindung mit weiblichem Jagen seit dem europaischen Mittelalter analy- siert, wird zur Untersuchung nach 1945 hinleiten. Sie liefert die notwendige Basis zum Verstandnis der Geschlechterkonstellationen im deutschen Jagdwesen des 20. Jahrhun- derts. In dieser ersten Untersuchung wird die jagdhistorische Fachliteratur bestehend aus Uberblickswerken zur Jagdgeschichte sowie spezifischere Studien23, die sich im Mittelalter und der Fruhen Neuzeit auch gezielt mit weiblichem Jagen beschaftigen, einbezogen. Forschung zur weiblichen Partizipation innerhalb deutscher Jagdgesell- schaften nach 1848 ist lediglich rudimentar vorhanden. Daher wird auch fur das ausge- hende 19. sowie den Beginn des 20. Jahrhunderts bereits auf Basis eigener Quellenar- beit der Versuch unternommen, anhand exemplarischer Untersuchung jagender Frauen, Einblicke in die Geschlechterkonstellationen innerhalb der Jagdgesellschaften dieser Zeit zu gewinnen. Dies kann allerdings nur in Ansatzen erfolgen, da sich die eigene Quellenanalyse schwerpunktmaBig auf den Zeitraum nach 1945 konzentriert. Hier wird mittels der Wild und Hund - einer der altesten und auflagenstarksten jagdlichen Fach- zeitschrift - die mediale Thematisierung weiblichen Jagens untersucht.24 Dabei sollen die oben bereits benannten Fragen rund um Weiblichkeits- und Mannlichkeitsbilder, geschlechterspezifischen Waffengebrauch, aber auch mannlichen und weiblichen Habitus innerhalb des deutschen Jagdwesens unter Betrachtung des medialen Diskurses ana- lysiert werden. An einigen Stellen sollen Verbindungen zu anderen Diskussionen rund um weiblichen und mannlichen Waffengebrauch und das VorstoBen von Frauen in Mannerdomanen in der Bundesrepublik nach 1945 in die Untersuchung einbezogen werden.
Die geringe Anzahl jagender Frauen in Deutschland zu Beginn der 1990er Jahre konnte zu der Annahme verleiten, Frauen seien in Jagdgesellschaften seit jeher kaum vertreten gewesen. Tatsachlich war die Jagd wohl schon in den Ursprungen des modernen Men- schen mannlich gepragt.25 Dennoch lasst sich die - zweifellos unterschiedlich stark aus- gepragte - Prasenz von Frauen im Jagdwesen und als Jagerinnen zu vielen Zeiten in der Geschichte nachweisen. Wann ihnen der Zugang zur Jagerschaft gewahrt wurde, wie sie von ihren mannlichen Kollegen wahrgenommen wurden oder wie zahlreich sie in der jeweiligen Jagdszene vertreten waren, hangt mit vielen unterschiedlichen Determinan- ten zusammen. Hierbei spielen neben der jeweiligen gesamtgesellschaftlichen Konstitu- tion - speziell im Bezug auf die geschlechtsabhangige Zuschreibung bestimmter Cha- rakteristika und Verhaltensmuster26 - sich stetig andernde Regularien innerhalb des Jagdwesens eine zentrale Rolle. So kam es immer wieder zu Veranderungen der Zu- gangsbeschrankungen zur Jagd im Allgemeinen, „die sich am gesellschaftlichen Stand, an Reputation oder Einkommen orientierten und damit strikt hierarchisch waren.27 “ In vielen Fallen stehen diese Bruche im Jagdrecht in engem Zusammenhang mit dem poli- tischen Geschehen der Zeit und spiegeln gesellschaftliche Veranderungsprozesse in der kulturellen Praxis der Jagd wider.
Dieses Kapitel liefert einen Uberblick zentraler historischer Entwicklungen innerhalb des europaischen Jagdwesens, beginnend im Mittelalter. Dabei wird die Beteiligung - oder auch Nicht-Beteiligung - von Frauen innerhalb der untersuchten Jagdszenen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Konstellationen sowie damit zusammenhangende Veranderungen des Jagdrechtes erlautert. Hierbei soll die Grundlage zum Verstandnis der jagdlichen Dynamiken im Allgemeinen sowie im Bezug auf weibliche Partizipation im Speziellen geschaffen werden.
Seit der Fruhzeit diente das Jagen und Toten wilder Tiere der Nahrungsbeschaffung, erlegte Tiere lieferten Fell und Haut fur Kleidung und Knochen zum Werkzeugbau. Mit fortschreitender Zivilisation, dem Auftreten neuer Formen gesellschaftlichen Zusam- menlebens und der Lebensmittelgewinnung durch Ackerbau und Viehzucht entwickelte sich auch die Funktion der Jagd weiter.28 Schon in den antiken Hochkulturen diente das Jagen Herrschern und ihrem Gefolge neben der zusatzlichen Nahrungsbeschaffung als Freizeitvergnugen und zum Ausdruck herrschaftlicher Macht. Obwohl die Griechen mit Artemis eine Frau als Gottin der Jagd und Tierwelt verehren, war das Jagdgeschaft in der griechischen Antike reine Mannersache.29 Mit der Umdeutung der Jagd von der Le- bensmittelbeschaffung hin zum Reprasentationsinstrument und Freizeitvergnugen der herrschenden Klasse vollzog sich innerhalb der fruhen Hochkulturen ein bedeutender Einschnitt im Jagdwesen insgesamt. Hier lag das Privileg, bestimmte wilde Tiere toten zu durfen, schon periodenweise ausschlieBlich bei der herrschenden Klasse.30 Die be- ginnende Verlagerung der Jagdprivilegien auf den Adel und damit die Verknupfung von Jagd und Machtbefugnissen sollte auch fur Frauen bedeutsam werden.
Im 19. und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gingen Jagdhistoriker davon aus, dass das Recht, Tiere zu jagen, bereits im europaischen Fruhmittelalter an Grundeigentum ge- bunden war. Heute scheint dagegen gesichert, dass in den germanischen Stammen weit- gehend ein Prinzip des freien Tierfangs praktiziert wurde. Dies anderte sich mit dem Erstarken des Merowinger-Geschlechts grundlegend. Die Frankenkonige richteten auf ihrem Grundeigentum erste Forstbezirke als raumlich begrenzte Gebiete ein, belegten diese mittels ihrer herrschaftlichen Befugnisse mit dem Forstbann und sicherten sich so das alleinige Nutzungs- und damit auch das Jagdrecht31 innerhalb ihrer Forste. Wer un- befugt in den koniglichen Forsten auf die Jagd ging, konnte bestraft werden.32 In otto- nisch-salischer Zeit weiteten Herrscher den Wildbann auf Gebiete aus, die nicht zu ih- rem Grundeigentum gehorten, und schrankten so die freie Jagd immer weiter ein. Neu gebannte Gebiete wurden im Zuge von Schenkungen und Verleihungen an Mitglieder des Adels und Hochadels, an Kirchen und Kloster ubergeben. Im 10. und 13. Jahrhun- dert profitierten vor allem Landesherren und Dynastien von der Ausbreitung des Wild-banns. Seit dem 12. Jahrhundert konnten sie ihr Jagdrecht mit der Einfuhrung des Jagd- regals33 auch als Gerichtsherren durchsetzen. Bauern und Marktherren blieb durch die starke Ausbreitung des Wildbanns von Seiten des Adels und Konigtums meist nur die Jagd auf Niederwild34 in raumlich beschrankten Gebieten.35 Mit der Zuspitzung der Jagdprivilegien auf den Adel im Laufe des Mittelalters ging das Zelebrieren koniglicher Jagden an den Herrscherhofen einher. Sowohl die Karolinger- als auch die Salier- und Ottonen-Konige feierten - so berichten zahlreiche Quellen - groBe Jagdgesellschaften mit umfangreichem Gefolge.36 Einen neuen Hohepunkt erreichte die hofische Jagd in kultureller Verbindung mit dem Rittertum des Hoch- und Spatmittelalters. So entwi- ckelten die Ritter das Jagdwesen nicht nur durch das Einfuhren zahlreicher neuer Brau- che und Jagdriten weiter, sie nutzten es auch zur Integration verschiedener Adelsgrup- pen und vor allem zur „Selbstdarstellung der ritterlichen Gesellschaft“. Noch mehr als zuvor wurde die gemeinsame Jagd zum Mittel sozialer Abgrenzung der Oberschicht gegenuber den in ihren Jagdrechten stark eingeschrankten bauerlichen Gesellschafts- schichten.37
Doch welche Folgen hatten diese Entwicklungen fur Frauen im Mittelalter? Dass die Jagd im Laufe des Mittelalters zunehmend zum Lieblingssport, Reprasentationsmittel und Abgrenzungswerkzeug des Adels gegenuber der bauerlichen Gesellschaft wurde, offnete auch vielen adeligen Damen die Tur ins Jagdwesen. In welchem Umfang sie mit auf die Pirsch gingen und an welchen Jagddisziplinen sie teilnahmen, wird bis heute in der Forschung diskutiert. Lange Zeit ging man davon aus, Frauen der gehobenen Ge- sellschaft hatten lediglich die Beizjagd, nicht aber die Hetzjagd ausgeubt. Dass adelige Frauen schon seit dem Fruhmittelalter38, speziell aber im Hoch- und Spatmittelalter der Beizjagd oder Falknerei - also der Jagd mit Greifvogeln auf Flug- und Haarwild - nachgingen, verraten zahlreiche Quellen. So zeigen Siegel aus dem 12. und 13. Jahr- hundert adelige Frauen - ebenso wie adelige Manner - bei der Jagd mit Greifvogeln. Ein Siegel aus dem Jahr 1170 stellt Elisabeth, Grafin von Flandern, mit einem Falken auf der linken Hand dar. Auf spateren Siegeln sind die Jagerinnen auch reitend zu se- hen, wie etwa Sophia Landgrafin von Thuringen und Herrin von Hessen auf einem Siegel von 1248. Auf ihrem Pferd sitzend lasst sie ihren Jagdvogel auf ein von ihrem Hund hervorgetriebenes Beutetier los. Sowohl die Damen- als auch die Herrensiegel stellen ihre Protagonisten dabei oft jugendlich und mit wohl geformtem Korper als hofische Idealbilder dar.39 Damit weisen die Siegel nicht nur auf weibliche Prasenz im Bereich der Falknerei des Hoch- und Spatmittelalters hin. Sie verdeutlichen auch die groBe Be- deutung der Jagd fur die hofische Gesellschaft und deren Selbstverstandnis: ,,Bei der Jagd wurde Herrschaft gleichzeitig praktiziert und reprasentiert.“40 Die Siegel sind da- bei nur eines zahlreicher Beispiele hofischer Kunst, in der die Jagd zur Selbstinszenie- rung des Adels genutzt wird.41
Im Gegensatz zur Beizjagd ist die weibliche Beteiligung an den mittelalterlichen Hetz- jagden des Adels umstritten. Die Beantwortung der Frage, ob Frauen bereits im Mittel- alter an Hetzjagend teilnahmen, ist fur diese Arbeit dahingehend besonders interessant, dass Aristokratinnen hier im Unterschied zur Beizjagd auch selbst Waffen getragen und genutzt hatten. Wahrend Katharina Fietze in ihrer Studie zur Rolle jagender Adelsfrauen im Mittelalter davon ausgeht, dass diese durchaus neben der Beizjagd auch an Hetzjag- den wie der Druck- und Parforcejagd42 teilnahmen, zweifelt Harald Wolter- von dem Knesebeck an zahlreicher weiblicher Beteiligung an unterschiedlichen Jagdpraktiken auBerhalb der Falknerei.43 So fuhrt Fietze einige Beispiele adeliger auch zu Pferd an der Hetzjagd teilnehmender Frauen vom 8. bis ins 16. Jahrhundert aus den Herrscherhau- sern Westeuropas sowie GroBbritanniens an.44 Als eine zentrale Quelle nutzt sie das Queen Mary’s Psalter, ein illustriertes Psalmenbuch aus dem 14. Jahrhundert, das Fe- derzeichnungen der verschiedenen Phasen der Hetzjagd enthalt. Zwei der achtzehn Il- lustrationen zeigen dabei auch Frauen bei der Jagd. Zu sehen sind die Jagerinnen zu- nachst reitend aber unbewaffnet, eine Frau blast das Jagdhorn. Die zweite Illustration zeigt eine Jagerin auf der Hirschjagd mit Pfeil, Bogen und Jagdhund einen Hirsch erle- gend.45 Zudem zieht Fietze das britische Stundenbuch Taymouth Hours zu Rate. In die- sem finden sich Randminiaturen, die Frauen bei verschiedenen Formen der Hirschjagd bis hin zum Aufbrechen eines Hirsches zeigen.46 Wahrend die Bilder fur Fietze ein kla- res Indiz fur die Beteiligung adeliger Frauen sind - die Adelszugehorigkeit stellt sie anhand der Bekleidung fest - scheint es Wolter- von dem Knesebeck „fraglich“, ob ade- lige Frauen im Mittelalter in diesem MaBe an der Hirschjagd - bis hin zum Aufbrechen der Tiere - teilgenommen hatten.47 Richard Almond geht in seiner Studie zu Jagerinnen im Europa des Mittelalters und der Renaissance davon aus, dass nicht nur adelige Frauen, sondern Frauen aller Gesellschaftsschichten an den unterschiedlichen mittelalterli- chen Jagdpraktiken teilnahmen. Ein zentraler Faktor dafur, dass die Partizipation von Frauen in Jagdgesellschaften des Mittelalters lange Zeit unterschatzt oder gar ganz ver- neint wurde, ist fur Almond ihre schlichte Auslassung in einem GroBteil der schriftli- chen Quellen der Zeit - auch im Bereich der Jagdliteratur. Dies lage weniger an ihrer tatsachlichen Abwesenheit, sondern an der mannlichen Autorenschaft. Dafur sprache auch die Prasenz weiblicher Jagerinnen im Bereich kunstlerischer Darstellungen, die Almond in seiner Studie anhand zahlreicher Quellen belegt.48 Er gibt allerdings ebenso zu bedenken, dass der genaue Umfang, in dem dies geschehen sei, auf Basis historischer Quellen nicht abzuschatzen sei.49 Zudem, so Almond, habe es bei der gemischtge- schlechtlichen Jagd in Adelskreisen feste je nach Zeremoniell geschlechtsspezifische Verhaltensnormen gegeben, die nur von wenigen Frauen in besonders machtvollen Po- sitionen durchbrochen werden konnten.50 So hatten Frauen, selbst wenn sie aktiv an der Jagd partizipierten, auch als Unterstutzer ihrer Manner aufzutreten, zudem sollten sie die Gesellschaft durch ihre heitere Anwesenheit bereichern.51
Mit dem ausgehenden Mittelalter und der Wende zur Fruhen Neuzeit kann bis ins 19. Jahrhundert hinein auf immer mehr adelige Jagerinnen verwiesen werden, die sich als Jagende bewusst selbst inszenierten. Zahlreiche Quellen offenbaren Aristokratinnen, die nicht nur der Jagd nachgingen, sondern dies auch stolz prasentierten. Mit Anna Grafin von Katzenelnbogen (1441-1513), Elisabeth Charlotte von der Pfalz (1652-1722) und Elisabeth Augusta von der Pfalz (1721-1795) bis hin zu Kaiserin Elisabeth von Oster- reich-Ungarn (1837-1898) seien nur einige wenige der in den Quellen verburgten euro- paischen Jagerinnen von adeliger Herkunft zu nennen. So lieB es sich Anna von Katzenelnbogen - die gemeinsam mit ihrem Mann regelmaBig ihrer Jagdleidenschaft fronte - nicht nehmen, im Jahr 1457/58 im tiefsten Winter an der Rheinfelser Winter- 25 Obwohl Frauen in den fruhen Kulturen des Homo s. sapiens nicht mit auf die Jagd gingen, steuerten sie durch das Sammeln von Wurzeln, Fruchten, Samen und ahnlichem wohl den groBten Teil (rund 75 Pro- zent) der insgesamt verzehrten Nahrung bei. Dementsprechend nahmen sie im sozialen Gefuge der fruh- menschlichen Gruppen eine zentrale Stellung ein. Aus ihrer Abwesenheit von der Jagd lasst sich nicht
[...]
1 Pirsch wird hier als Synonym fur die Jagd im Allgemeinen verwendet. Bei der Pirsch handelt es sich allerdings auch um eine spezielle Form der Jagd. Bei der Pirschjagd durchkammt der Jager das Jagdrevier und schleicht sich an das gejagte Wild heran.
2 Das deutsche Jagdwesen ist in 16 Landesjagdverbande untergliedert. Der Deutsche Jagdverband (DJV) fungiert als Dachverein fur 15 der 16 Landesverbande - der Landesjagdverband Bayern trat 2009 aus dem DJV aus.
3 Es handelt sich hierbei um eine vom DJV in Kooperation mit dem Institut fur Rechtspsychologie in Bremen (IRP) durchgefuhrte Umfrage unter etwa 1500 Teilnehmern der Vorbereitungskurse zur Jagd- scheinprufung.
4 Voraussetzung, um in Deutschland einen Jagdschein beantragen zu konnen, ist das Bestehen der Jagerprufung sowie der Abschluss einer Jagdhaftpflichtversicherung. Die Jagerprufung kann in allen Bundes- landern abgelegt werden, auf die Prufung vorbereitende Kurse werden unter anderem in Jagdvereinen angeboten.
5 Die Ergebnisse der Jungjagerbefragung des DJV sind online auf der Homepage des Verbandes einseh- bar: Jungjager im Profil, URL: https://www.iagdverband.de/content/iungi%C3%A4ger-im-profil. abgeru- fen am 18.06.15. Eine Studie der Federation of Associations for Hunting and Conservation of the EU vom 15.03.13 geht davon aus, dass der Anteil der jagenden Frauen auch 2012 bei rund zehn Prozent lag. Damit konnte Deutschland 2012 im Europavergleich den zweithochsten Anteil weiblicher Jager aufweisen. Lediglich in Norwegen jagen prozentual noch mehr Frauen. Hier liegt der Frauenanteil im Jagdwesen bei 13 Prozent. Woman Hunters in Europe. Proportion of Women Hunters in different European Countries, URL: http://www.face.eu/sites/default/files/attachments/face female hunters in europe.pdf, abgerufen am 18.06.15.
6 Kreiling, Holger: Wenn Frauen jagen, die WELT 20.11.2011, URL: http://www.welt.de/print/wams/vermischtes/article13725924/Wenn-Frauen-iagen.htmI■ abgerufen am 18.06.15.
7 Hagemann, Anne-Nikolin: „Und Sie schieflen wirklich selbst?“, Suddeutsche Zeitung 05.02.2014, URL: http://www.sueddeutsche.de/leben/f^auen-auf-der-iagd-und-sie-schiessen-wirklich-selbst-1.1855818■ abgerufen am 18.06.15.
8 WeiB, Yvonne: Frauen auf der Jagd, Hamburger Abendblatt 06.12.14, URL:
http://www.abendblatt.de/hamburg/article135080508/Frauen-auf-der-Jagd.html, abgerufen am 18.06.15.
9 Kreiling, Holger: Wenn Frauen jagen.
10 Diana gilt in der romischen Mythologie als die Gottin der Jagd, des Mondes und der Geburt sowie als Schutzgottin der Frauen.
11 Hagemann: Anne-Nikolin: „Und Sie schieflen wirklich selbst?“
12 Ebd.
13 Der Begriff der „Hege“ stammt von dem Wort „Hage“ fur Hecke. „In seinem ursprunglichen Sinn bedeutet der Begriff ,Hege von Wild‘ die Haltung eines Wildbestandes in einem eingezaunten und des- wegen kontrollierbaren Revier.“ Bode, Wilhelm/ Elisabeth, Emmert: Jagdwende. Vom Edelhobby zum okologischen Handwerk, 3. Aufl., Munchen 2000, S. 128. Heute werden unter dem Begriff der Hege alle Maflnahmen zusammengefasst, die die Lebensgrundlage von Wildtieren betreffen. Suchbegriff „Hege“, in: Deutsches-Jagd-Lexikon.de, URL: http://www.deutsches-iagd-lexikon.de/index,php?title=Hege, abge- rufen am 22.06.15.
14 Burkhardt, Katrin: Editorial zum Thema „Frauen auf der Jagd“, Deutsche Jagdzeitung, 9/2013, Editorial, URL: http://www.diz.de/iagdpraxis/2653-iagende-frauen-bereicherung. abgerufen am 22.06.15. Vgl. auch: Nagel, Hans Jorg: Vorurteile uber jagende Frauen, Deutsche Jagdzeitung 9/2013, URL: http://www.diz.de/iagdpraxis/2651-vorurteile-ueber-iagende-frauen, abgerufen am 22.06.15. Bei beiden Artikeln handelt es sich um online Veroffentlichungen der Ausgabe 09/2013 der Deutschen Jagdzeitung. Das Heft beschaftigte sich schwerpunktmaflig mit dem Thema „Frauen auf der Jagd“.
15 Die Begriffe „Jagerin“ und „jagende Frau“ werden in dieser Arbeit synonym verwendet und beziehen all iene Frauen ein, die allein, mit ihrem Ehepartner oder in Jagdgesellschaften Formen der Jagd auf Wild ausuben.
16 Die GieBener Allgemeine kommentierte schon 2001 den Zuwachs von Frauen unter den Jagdscheinin- habern: Frauen gelten als selbstbewusste Jagerinnen, GieBener Allgemeine Zeitung, 12.05.2001, S. 53.
17 Maylein, Klaus: Die Jagd. Bedeutung und Ziele. Von den Treibiagden der Steinzeit bis ins 21. Jahr- hundert (Wissenschaftliche Beitrage aus dem Tectum Verlag: Reihe Sozialwissenschaften, Band 28), Marburg 2010, S. 32.
18 Vgl. Ebd., S. 33. Klaus Mayleins zentrale These lautet, dass das Jagdwesen nicht aus der Motivation der einzelnen iagenden Akteure, sondern nur aus den ieweiligen Zivilisationsbedingungen einer Gesell- schaft heraus verstanden werden kann.
19 Laut eines Artikels der Jagdzeitschrift Wild und Hund waren 1994 in Baden-Wurttemberg 10,6 Prozent der Jagdscheinpruflinge weiblich: Engelhardt, E.O.: Es drangen die Frauen zur Jagd, Wild und Hund, 17/1994.
20 Um dies zu ermitteln, mussten geschlechtergetrennte Listen der Absolventen der Jagerprufung oder der Jagdscheinbeantragung uber Jahrzehnte hinweg - im besten Falle bundesweit - vorliegen. Dies ist nicht der Fall.
21 Rosener, Werner: Die Geschichte der Jagd. Kultur, Gesellschaft und Jagdwesen im Wandel der Zeit, Dusseldorf 2004, S. 306.
22 Dorer, Johanna/ Maschik, Matthias: Wie die Medien „Frauen“ konstruieren, in: Medienimpulse. Bei- trage zur Medienpadagogik. Heft Nr. 29, Wien 1999, S. 4.
23 Eigenstandige Studien, die sich speziell mit dem Jagen von Frauen beschaftigen, liegen lediglich fur das Mittelalter und die Fruhe Neuzeit vor. Zudem werden der Sonderstellung von Frauen im deutschen Jagdwesen in Veroffentlichungen der vergangenen Jahre immer wieder einzelne Kapitel gewidmet. Diese Auszuge, etwa in Roseners „Die Geschichte der Jagd“ oder Bode/Emmerts „Jagdwende“ verweisen meist lediglich auf das rudimentare Vorhandensein von Jagerinnen im 20. Jahrhundert und deren traditionell seltene Erwahnung im Jagdschrifttum. Zudem werden jagenden Frauen gegenuber vorgebrachte Vorur- teile sowie ihnen klassischerweise zugeschriebene Rollenmuster in Ansatzen erlautert. Ein Forschungs- stand zur Stellung, Rolle und Partizipation von Frauen im deutschen Jagdwesen des 20. Jahrhunderts ist dennoch kaum vorhanden. Vgl: Rosener, Werner: Die Geschichte der Jagd, S. 305ff; Bode, Wilhelm/ Elisabeth, Emmert: Jagdwende. S. 52ff.
24 Da das Medium nicht digitalisiert vorliegt, wurden die Jahrgange der 1950er, 60er, 70er und 80er Jahre per Hand in Hinblick auf fur die Fragestellung interessante Artikel durchsucht. Neben Veroffentlichun- gen, die das Jagen von Frauen thematisieren, wurde auch nach von Autorinnen verfassten Artikeln, sowie nach Berichten, die das Selbstverstandnis der mannlichen Jagerschaft explizit und implizit offenbaren, gesucht. Weiterhin werden im Medium veroffentlichte Bilder sowie Printwerbung aus der Wild und Hund in die Untersuchung einbezogen.
25 Obwohl Frauen in den frühen Kulturen des Homo s. sapiens nicht mit auf die Jagd gingen, steuerten sie durch das Sammeln von Wurzeln, Früchten, Samen und ähnlichem wohl den größten Teil (rund 75 Prozent) der insgesamt verzehrten Nahrung bei. Dementsprechend nahmen sie im sozialen Gefüge der frühmenschlichen Gruppen eine zentrale Stellung ein. Aus ihrer Abwesenheit von der Jagd lässt sich nicht darauf schlieBen, dass die Frau in der Fruhzeit eine dem Mann untergeordnete gesellschaftliche Stellung einnahm, wie lange argumentiert wurde. Maylein, Klaus: Die Jagd. Bedeutung und Ziele, S. 169.
26 Obwohl seit den 1950er Jahren immer wieder diskutiert wurde, in welchem AusmaB, so herrscht doch in der Soziologie ein Konsens daruber, dass die Sozialisation eines Menschen zentralen Einfluss auf die Ausbildung seiner Geschlechtsidentitat hat. Dabei ist das, was gesellschaftlich gerade als „Geschlechts- norm“ konstruiert ist und diskursiv immer wieder neu konstruiert wird maflgeblich dafur, wie Menschen die eigene Sexualitat wahrnehmen, wie sie sich verhalten und in der Gesellschaft positionieren. Das was gesamtgesellschaftlich als „normal“ im Bezug auf Sexualitat und geschlechtsspezifischem Verhalten wahrgenommen wird, ist demnach auch in stetigem Wandel. Menschen lemen „Normen“ und „Abnor- men“ im Zuge ihrer Sozialisation kennen und reproduzieren sie auf individuelle Art und Weise. Vgl: Kuppers, Carolin: Soziologische Dimensionen von Geschlecht, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 20-21 2012, Bonn 2012, S. 4ff.
27 Maylein, Klaus: Die Jagd. Bedeutung und Ziele, S. 21.
28 Vgl. Szabo, Thomas: Die Kritik der Jagd. Von der Antike zum Mittelalter, in: Rosener, Werner [Hrsg.]: Jagd und hofische Kultur im Mittelalter, Gottingen 1997, S. 167.
29 Rosener, Werner: Die Geschichte der Jagd, S. 49 ff.
30 Ebd., S. 71.
31 Das Recht eines Konigs, innerhalb eines eigenen Forstes das ausschlieBliche Jagdrecht auszuuben, wird auch als „Wildbann“ bezeichnet.
32 Rosener, Werner: Die Geschichte der Jagd, S. 83 ff.
33 Unter Regalien (lat. Iura regalia) versteht man konigliche Rechte, die ursprunglich vom Konig verge- ben wurden, im Spatmittelalter aber auch zunehmend mit der Landeshoheit verbunden waren. Beim Jagd- regal ubergab der Konig sein herrschaftliches Jagdrecht an einen Territorialherren und verzichtete - im Gegensatz zur Lehenspraxis - auf sein Obereigentum. Suchbegriff „Jagdregal“, in: Deutsches-Jagd- Lexikon.de, URL: http://www.deutsches-jagd-lexikon.de/index.php?title=Jagdregal, abgerufen am 26.06.15.
34 Der Begriff „Niederwild“ ist historisch aus der oben beschriebenen Entwicklung entstanden. Dabei war die Jagd auf Hochwild nur den Landesherren und dem ubrigen Hochadel vorbehalten. Das Niederwild durfte auch von nicht dem Hochadel angehorigen Jagern bejagt werden. Zum Niederwild zahlt dabei das nicht behufte Haarwild (beispielsweise Feld- und Schneehasen, aber auch Luchse oder Marder) mit Aus- nahme des Rehwildes. Zu diesem gehort des Federwild, ausgenommen Seeadler, Steinadler und Auerwild. Suchbegriff „Niederwild“, in: Deutsches-Jagd-Lexikon.de, URL: http://www.deutsches-jagd- lexikon.de/index.php?title=Niederwild, abgerufen am 29.06.15.
35 Rosener, Werner: Die Geschichte der Jagd, S. 87ff.
36 So berichtet beispielsweise der Dichter Ermoldus Nigellus in einem Lobgedicht von der prunkvollen Jagd eines karolingischen Konigs im 19. Jahrhundert. Dummler, Ernst: Ermoldus Nigellus: In honorem Hludowici (MGH Poeta Latini aevi Carolini 2) Berlin 1884, Nd. 1965, S. 5-79; Pfund, Theodor G.: Ermoldus Nigellus. Lobgedicht auf Kaiser Ludwig und Elegien an Konig Pippin, Leipzig 1888; Vgl. Rosener, Werner: Die Geschichte der Jagd, S. 92. Aus Widukind von Corveys Erzahlungen geht hervor, dass Heinrich I. unermudlich auf die Jagd ging. Bauer, Albrecht/ Rau, Reinhold [Hrsg.]: Quellen zur Geschichte der sachsischen Kaiserzeit, Darmstadt 1971, S. 78. Vgl. Rosener, Werner: Die Geschichte der Jagd, S. 104.
37 Rosener, Werner: Jagd, Rittertum und Furstenhof im Hochmittelalter, in: Rosener, Werner [Hrsg.]: Jagd und hofische Kultur im Mittelalter, Gottingen 1997, S. 147.
38 Fur das Fruhmittelalter lassen Grabbeigaben von Greifvogelknochen in Manner- und Frauengrabern darauf schlieBen, dass auch Frauen schon zu dieser Zeit im Bereich der Falknerei tatig waren. Vgl. Lindner, Kurt: Geschichtlicher Abriss, in: Brull, Heinz/ Trommer, Gunther [Hrsg.]: Die Beizjagd. Ein Leitfa- den fur die Falkenprufung und fur die Praxis, 6. Aufl., Stuttgart 2007, S. 11ff.; Fitze, Katharina: Im Ge- folge Dianas. Frauen und hofische Jagd im Mittelalter (12000-15000), Koln 2005, S. 67.
39 Wolter-von dem Knesebeck, Harald: Aspekte der hofischen Jagd und ihrer Kritik in Bildzeugnissen, in: Rosener, Werner [Hrsg.]: Jagd und hofische Kultur im Mittelalter, Gottingen 1997, S. 507.
40 Tacke, Charlotte: Die „Nobilitierung“ von Rehbock und Fasan. Jagd, „Adel“ und „Adligkeit“ in Italien und Deutschland um 1900, in: http://www.academia.edu, URL: http://www.academia.edu/8742716/Die Nobilitierung von Rehbock und Fasan. Jagd Adel und Adeli gkeit in Italien und Deutschland um 1900 , abgerufen am 20.06.15, S. 224.
41 Vgl. Zur Reprasentation der Adels in Kunstwerken mit dem Thema der Jagd im Mittelalter und in der Fruhen Neuzeit: Franke, Birgit: Jagd und landesherrliche Domane. Bilder hofischer Reprasentation in Spatmittelalter und Fruher Neuzeit, in: Martini, Wolfgang [Hrsg.]: Die Jagd der Eliten in den Erinne- rungskulturen von Antike bis in die Fruhe Neuzeit (Formen der Erinnerung, Band 3), S. 189-216.
42 Bei der Parforcejagd wird ein Tier von einer Hundemeute gehetzt bis es sich stellt. Die Hunde werden von der Reiterei begleitet. Das gestellte Wild wird dann mit der entsprechenden Jagdwaffe erlegt. Bei der mittelalterlichen Druckjagd - zeitgenossisch auch Pirsch oder Birsch genannt - trieben ReiterInnen mog- lichst viel Wild vor die bereits zum Schuss aufgestellten Schutzen oder Schutzinnen. Vgl. Fietze, Katharina: Im Gefolge Dianas, S. 99f.
43 Vgl. Fietze, Katharina: Im Gefolge Dianas, S. 95f; Wolter-von dem Knesebeck, Harald: Aspekte der hofischen Jagd und ihrer Kritik in Bildzeugnissen, S. 502.
44 Hierbei beruft sich Fitze ausschlieBlich auf Meriel Buxtons „Ladies of the chase“ und untersucht nicht eigens Quellen zum Beleg der Jagdaktivitaten der genannten Frauen. Fietze, Katharina: Im Gefolge Dianas, 95ff; Vgl. Buxton, Meriel: Ladies of the chase, London 1987, S. 13ff.
45 Fietze, Katharina: Im Gefolge Dianas, S. 110f.
46 Ebd., S. 113ff.
47 Vgl. Fietze, Katharina: Im Gefolge Dianas, S. 110f, Wolter-von dem Knesebeck, Harald: Aspekte der hofischen Jagd und ihrer Kritik in Bildzeugnissen, S. 502. Bei der Einschatzung der Arbeit Katharina Fietzes ist die vermehrt in Rezensionen vorgebrachte Kritik an ihrer Arbeit mit den historischen Quellen zu beachten. Vgl. Giese, Martina: Rezension zu: Fietze, Katharina: Im Gefolge Dianas. Frauen und hofi- sche Jagd im Mittelalter (1200-1500), Koln 2005, in: H-Soz-Kult, 16.08.2005, URL: http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-6542, abgerufen am 01.07.15; Hollberg, Cecilie: Rezension von: Fietze, Katharina: Im Gefolge Dianas. Frauen und hofische Jagd im Mittelalter (12001500), Koln 2005, in: Sehepunkte 6 (2006), Nr. 1 [15.01.2006], URL: http://www.sehepunkte.de/2006/01/8450.html, abgerufen am 01.07.15.
48 Almond, Richard: Daughters of Artemis. The Huntress in the Middle Ages and Renaissance, Cambridge 2009, S. 153.
49 Ebd., S. 148f.
50 Als Beispiele fur solche Frauen nennt Almond Elisabeth I. (1533-1603) und Marie von Burgund (1457-1482). Almond, Richard: Daughters of Artemis, S. 150.
51 Ebd.