Bachelorarbeit, 2015
33 Seiten, Note: 2,0
1.Einleitung
2. Onomastik
2.1 Primärfunktion der Eigennamen
2.2 Semantik der Eigennamen
2.3 Deonymisierung
3. Morphologie der deonymischen Verben
3.1 Grundlegende morphologische Eigenschaften der deonymischen Verben
3.2 Bildung deonymischer Verben durch Konversio
3.3 Bildung deonymischer Verben durch explizite Derivation
3.4 Produktivität deonymischer Verben
4. Nicht-wörtlicher EN-Gebrauch
4.1 Metaphorischer EN-Gebrauch
4.2 Metonymischer EN-Gebrauch
5. Gebrauch von Deonymen
6. Kategorisierung der deonymische Verben
6.1 Typ merkeln
6.2 Typ gaucken
6.3 Typ lynchen
6.4 Typ skypen
7. Fazit
8. Literatur
Christian Wulff, Karl-Theodor zu Guttenberg und Joachim Gauck teilen sich mehrere Eigenschaften: Besagte Personen sind männlich, deutsche Staatsangehörige, sind oder waren relevante Akteure auf der politische Bühne und sind aufgrund letzterem Personen von öffentlichem Interesse. Diese Merkmale allein treffen auf eine Vielzahl von Polit- kern zu, jedoch haben Wulff, zu Guttenberg und Gauck noch eine weitere Eigenschaft, die sie von den Hinterbänklern abhebt: ihre Namen haben "sich verselbstständigt".
Insbesondere in den 90er-Jahren wurden zahlreiche Menschen gegauckt, um aufzu- decken ob und in welchem Maße sie in die Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR involviert waren . Wer sich nach der Plagiatsaffäre um den damaligen Verteidi- gungsminister bewusst oder unbewusst nicht an wissenschaftlich korrekte Zitierweisen hielt, der guttenbergte. Sollte jemand sich mit Hilfe von Beziehungen Leistungen er- schlichen haben, könnte man sagen er habe gewullft. Wobei es auch möglich ist, dass man Anrufbeantworter vollwullft, was dann weniger mit dem Erschleichen von Leistun- gen und mehr mit in aufbrausender Emotionalität geäußerten Drohungen zu tun hat. Fleißige Zeitungsleser haben diese Begriffserklärungen freilich nicht gebraucht und mussten nicht googeln. Die Eigennamen dieser Personen wurden zu Verben umgeformt, um einen stilistischen Mehrwert zu erzielen.
Dieses Phänomen ist keineswegs auf Politiker beschränkt. So gibt es eine Vielzahl von Verfahren, die nach ihrem Erfinder benannt sind: Mancher schwört darauf, dass kneippen die Abwehrkräfte stärkt, pasteurisiert man Milch, so wird diese haltbar gemacht, und wer Nahrungsmittel einweckt, konserviert seine Lebensmittel mithilfe von bestimmten Behältnissen luftdicht. Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Verben, die auf Personen des öffentlichen Lebens zurückgehen, ist hier der Wortursprung für weitaus weniger Sprachteilnehmer noch unmittelbar nachvollziehbar.
Der Prozess, in dem sich Eigennamen (EN) wie oben beschrieben verselbstständigen und von spezifischen Funktionen, die darin liegen, "dass durch ihren Gebrauch ein Re- ferenzobjekt eindeutig identifiziert und individuiert wird" (Thurmair 2002b:86) abwei- chen, wird als Deonomysierung (vgl. Nübling 2012:61ff.) bezeichnet. Die appellativi- sche Verwendung von ehemaligen Eigennamen ist ein Phänomen, das innerhalb der Onomastik zu verorten ist. Ein prototypisches Beispiel für ein Deonym ist Caesar>Kai-ser. Aufgrund der relativen Seltenheit dieses Prozesses handelt es sich scheinbar um ein Randphänomen innerhalb der Onomastik und der Sprachwissenschaft in Allgemeinen. Ich sehe die Deonymisierung als den Prozess, der den oben genannten Wortbildungen zugrunde liegt. Daher bezeichne ich sie im Folgenden als deonymische Verben.
Die Verwendungs- und Bildungsmöglichkeiten der deonymischen Verben ist nicht nur auf Personennamen beschränkt: Namen von innovativen oder marktführenden Wa- ren, Produkten oder auch Firmen sind mögliche Ableitungsbasen. So kann man durch g oogeln im Internet gezielt nach Informationen suchen, mit Menschen am anderen Ende der Welt skypen bzw. whattsappen. Auch in der Offline-Welt lassen sich einige Hand- lungen mit Hilfe von deonymischen Verben beschreiben: kä rchern, flexen, f ö hnen. Die- se Wörter sind praktisch synonymfrei. Paraphrasierungsversuche erweisen sich als sper- rig. Warum sollte der ökonomisch vorgehende Sprecher auf komplexe Verbalkomposita wie hei ß lufttrocknen oder hochdruckreinigen zurückgreifen, wenn f ö hnen und k ä rchern zur Verfügung stehen?
Durch deonymische Verben werden Wechselwirkungen zwischen Morphologie, Semantik und metaphorisch-metonymischen Sprachgebrauch sichtbar. Deonymische Verben stellen ein Schnittstellenphänomen dar, zu dessen Verständnis eine sprachwissenschaftliche „Interdisziplinarität“ erforderlich ist. Deonymische Verben sind ein produktives sprachökonomisch-sinnvolles (Stil)-Mittel, durch das vielschichtige und komplexe Vorgänge beschrieben werden können.
Um dies zu belegen werde ich zunächst den Prozess der Deonymisierung aufzeich- nen, da er unabdingbar für das Verständnis des Phänomens ist. Ich sehe die Onomastik als fruchtbaren Zugang, da sie ohnehin ein breites Spektrum der sprachwissenschaftli- chen Methoden nutzt und so eine Verbindung zwischen dem metaphorisch-metonymi- schen Sprachgebrauch und der Morphologie hergestellt werden kann. Der nicht-wörtli- che Sprachgebrauch bietet einen Zugang zum Phänomen, da die Wechselwirkungen zwischen ihm und der Deonymisierung von entscheidender Bedeutung für die Bildung von deonymischen Verben sind. Insbesondere gilt dies für kreative und effektvolle Sprachstile, wie sie teilweise in journalistischen Texten angestrebt werden. Die morpho- logischen Prozesse und Bedingungen, die bei der Bildung deonymischer Verben zum Tragen kommen, werde ich im Folgenden erörtern und untersuchen, inwiefern sie die Verwendung von metonymischem und metaphorischem Sprachgebrauch möglich machen. Im entscheidenden Schritt meiner Untersuchung werde ich an reellen Sprachdaten aus journalistischen Texten mithilfe der zuvor getätigten Überlegungen ausgewählte deonymische Verben kategorisiert.
Das Phänomen der deonymischen Verben ist zuallererst ein Gegenstand der Onomas- tik. EN können unter Berücksichtigung zahlreicher Fachdisziplinen untersucht werden. Jedoch gibt es gerade aufgrund dieser Eigenschaft der Ononmastik unterschiedliche Auffassungen über die Beschaffenheit eines EN. Um im nächsten Schritt den Prozess der Deonymisierung aufzeigen zu können, ist es zunächst erforderlich einen nutzbaren EN-Begriff darzulegen.
Grundsätzlich gehe ich wie oben erwähnt davon aus, dass durch den Gebrauch eines Eigennamens "ein Referenzobjekt eindeutig identifiziert und individuiert wird" (Thur- mair 2002b:86). Referenzobjekt kann prinzipiell jeder Gegenstand der Wirklichkeit des Sprachteilnehmers sein. Der prototypische EN referiert genau auf einen Gegenstand und dient der unmissverständlichen Identifizierbarkeit des Namenträgers. Betrachtet man Personennamen, wird schnell klar, dass dieser Zustand nicht erreichbar ist. So lässt sich beispielsweise mit dem Namen Bernd auf mehrere Personen referieren, hingegen kom- men bei Tutanchamon deutlich weniger potentielle Referenten in Frage.
Eine Besonderheit der EN im Vergleich zu übrigen referentiellen Ausdrücken ist, dass "ihr jeweiliger Individuenbezug nicht nur situationsabhängig gegeben ist und mit einer Kommunikationssituation wieder zerfällt" (Lötscher 95:452). EN sind ihrem Träger fest zugeordnet. Mit EN lässt sich direkt und unabhängig von Kontext und Situation auf den EN-Träger referieren. Diese "grundsätzliche kontextuelle bzw. situationelle Unabhängigkeit" (Leys 1979:147) stellt eine Kernfunktion und Eigenschaft der Eigennamen dar, die sie klar von den Appellativen unterscheidet.
Die Primärfunktion von Eigennamen ist folglich die Herstellung von Referenz auf Gegenstände der Wirklichkeit der Sprachteilnehmer. Durch die unmittelbare Identifika- tion, die durch die Benutzung eines Namens hergestellt wird, ist es möglich auf eine äu- ßerst effiziente Art auf Gegenstände zu referieren, da die Referenz stets eindeutig ist und keiner weiteren Ergänzung bedarf. So lässt sich auf sprachökonomischem Wege über Gegenstände/Personen referieren, die Sprecher und Hörer bekannt sind. Je bedeutender ein Konzept, eine Person, ein Gegenstand ist, desto eher ist davon auszugehen, dass der Name als aussichtsreiche Möglichkeit Referenz herzustellen in Frage kommt. So bieten EN „die Möglichkeit [...] in der realen oder fiktionalen Welt ein Netz von sprachlich faßbaren Fixpunkten zu etablieren" (Werner 95:483), das dann als "mentale Landkarte der sprachlich artikulierten Welt" (Wimmer 95:373) dient.
Umstritten jedoch ist, ob diese Fixpunkte lediglich als "Etikett" dienen, d. h. bedeu- tungsleere Referenzwörter darstellen, oder ob Eigennamen auch Merkmale und Eigen- schaften transportieren. Um den Prozess der Deoynimisierung nachvollziehen zu kön- nen, ist es zwingend erforderlich, die Semantik der Eigennamen in die Betrachtung mit- einzubeziehen, da anzunehmen ist, dass im Laufe des Prozesses der Deonymisierung die rein referentielle Funktion des EN etwa in dem Maße abnimmt, wie die Summe der kommunizierten Merkmale und Eigenschaften des jeweiligen EN-Trägers zunimmt.
Es lässt sich vortrefflich darüber streiten, inwiefern Eigennamen neben ihrer pri- mären Funktion der Referenz zeitgleich auch Bedeutung transportieren. Obwohl offen- sichtlich ist, dass Namen in ihrer jeweiligen wörtlichen Bedeutung kaum Gehalt haben, ist es streitbar, ob nicht nur auf den EN-Träger, sondern auch auf dessen jeweilige Ei- genschaften referiert wird. Ersteres wird beispielsweise bei Familiennamen sichtbar: Niemand würde davon ausgehen, dass eine Frau Müller tatsächlich eine Mühle betreibt. Bei Rufnamen sind zwar Rückschlüsse auf das Geschlecht oder unter Umständen auf die regionale Herkunft oder das Alter einer Person denkbar, aber dies allein reicht frei- lich nicht um von einer Bedeutung der Eigennamen sprechen zu können. Hierbei han- delt es sich vielmehr um soziolinguistische Konventionen, die einem steten Wandel un- terliegen. Mit der Bedeutung der Eigennamen sind vielmehr die Merkmale und Eigen- schaften gemeint, die beim Gebrauch eines bestimmten EN kommuniziert werden.
Die Vorstellung, dass „es die alleinige Funktion des Eigennamens ist, zu referieren und daß er dazu kein einziges semantisches Merkmal braucht" (Leys 1979:152) hat zur Folge, dass möglicherweise mitgeführte „Bedeutungsaspekte […] niemals inhärente Merkmale" (ebd.) der Eigennamen sein können. Der prototypische Name ist dieser Auf-fassung zufolge frei von jeder Bedeutung. Jedoch ist es sprachlogisch sinnvoll anzunehmen, dass „beim Namengebrauch die Kenntnis der Identität eines Individuums bzw. die intentionale Identifizierung mittels Attributen der sprachlichen Benennung vorangehen muß" (Lötscher 95:451). Gegenstandskenntnisse sind also jeder Namenverwendung vorausgesetzt. Benennbar ist nur, was auch bekannt ist. EN „setzen wenigstens distinktive Gegenstandskenntnis [...] voraus" (Hoffmann 1999:12).
Diese Merkmale und Eigenschaften zwingen zur Annahme, dass EN keineswegs in- haltsleer sind. Ihre Bedeutungsaspekte sind unmittelbar von dem Namenträger abzulei- ten. Die Kenntnisse über die Eigenschaften und Merkmale von Namenträger können sich je nach Sprachteilnehmer stark unterscheiden. Unterschiedliche Kenntnisse über solche Bedeutungsaspekte werden folgerichtig nicht als mangelnde Sprachkenntnisse aufgefasst, sondern als fehlendes Wissen über Gegenstände in der realen oder einer fik- tiven Welt. Dies lässt darauf schließen, dass die Referenz auf Bedeutungsaspekte nicht zu den primären Funktionen von EN gehört. Dennoch erfordert jede EN-Verwendung Gegenstandskenntnisse, die dann bei der Verwendung des EN zur Konnotation werden. Ein EN ist also mehr als ein reiner Referenzausdruck und wird bei seiner Verwendung mit den jeweiligen Merkmalen und Eigenschaften seines Trägers angereichert. Zwar verfügen EN selbst über keine Bedeutung, doch ist „[...] der spezifische Bedeutungsge- halt aus der Fixierung auf einen Referenten ableitbar [...]" (Lötscher 95: 451). Somit las- sen sich aufgrund der situativen und kontextuellen Abhängigkeit diese Bedeutungsa- spekte als Konnotation bezeichnen.
Die Konnotation umfasst prinzipiell alle Merkmale und Eigenschaften des Namenträ- gers, wobei es Merkmale und Eigenschaften gibt, die eher als bekannt vorausgesetzt werden können als andere. Wird beispielsweise der Name Joachim Löw auf einen be- stimmten Referenten angewendet, so ist das Merkmal „Bundestrainer" einem größeren Teil von Sprachteilnehmern bekannt, als das Merkmal „Rekordtorschütze des SC Frei- burg". In diesem speziellen Fall ist es sogar vorstellbar, dass das Merkmal „Bundestrai- ner" über eine derartige Strahlkraft verfügt, dass zur fast schon alleinigen Konnotation wird. Es ist anzunehmen, dass Sprachteilnehmer die auf die Person Joachim Löw refe- rieren auch über dessen Merkmal „Bundestrainer" im Bilde sind. Der Eigenname wird Eigenschaften des jeweiligen Referenten aufgeladen (vgl. Leys 1979:152-153). Folglich lässt sich davon ausgehen, „dass mit Eigennamen ein Wissen um Charakteristika oder Eigenschaften des Namenträgers verbunden ist und dass dieses Wissen [...] Voraussetzung für den erfolgreichen Gebrauch von Eigennamen ist" (Thurmair 2002b:86). Dieses Wissen ist von Sprecher zu Sprecher unterschiedlich ausgeprägt.
Ich komme also zu dem Schluss, dass EN über eine Konnotation verfügen, die sich aus den dem Sprecher bekannten Merkmalen und Eigenschaften des Namenträgers ab- leitet. Die Annahme, dass die Primärfunktion der EN ein möglichst kontextunabhängi- ges und sprachökonomisches Referenzmittel ist, wird nicht angefochten, sondern ledig- lich um den zeitgleich mit der Namenverwendung erfolgenden mentalen Zugriff auf die Merkmale und Eigenschaften, die dann als Grundlage der Konnotation dienen, erwei- tert. Um die Deonymisierung nachvollziehen zu können und um letztlich das Phänomen der deonymischen Verben beschreiben zu können, ist diese Sichtweise der Semantik der EN essentiell.
Die Deonymisierung ist der Prozess, in dem sich auf der Grundlage von EN „appel- lativische Lexeme" (Schweickhard 95:431) bilden. Grundsätzlich gilt es zu bemerken, dass es sich bei den Produkten der Deonymisierung um Nomen, Adjektive und Verben handeln kann. Wie oben erwähnt ist Kaiser ein typisches Beispiel für ein nominales Deonym. Auf Seiten der Adjektive stehen vor allem Bildungen mit Affixen wie - esk (kafkaesk). Auf die Verben wird im weiteren Verlauf der Untersuchung genauer einge- gangen. Die oben beschriebene Konnotation, also das Merkmalsbündel, das dem jewei- ligen EN-Träger zugeordnet wird, bietet die Basis für solche Ableitungen. „[E]in Eigen- name wird zum Appellativ, wenn er??? zum Ausdruck von Eigenschaften wird, die er zunächst bei seinem Verweis auf ein Objekt nur implizieren ließ" (Leys 1979:153).
Bei der Deonymisierung kommt es zu einer Verschiebung zwischen der referentiellen Funktion der Eigennamen und den konnotativen Aspekten. Letztere rücken in den Vor- dergrund des Wortes und entwickeln sich zum semantischen Kern des Deonyms. Maß- geblich für die Bedeutung sind insbesondere Merkmale, die einer Vielzahl von Sprach- teilnehmern bekannt sind. „Das kulturspezifische Wissen um Eigenschaften Namenträ- ger rückt [...] in den Vordergrund“ (Thurmair 2002a:8-9). Jedoch rückt bei dieser Ver- schiebung nicht ein ganzes Merkmalsbündel in den Kern, sondern lediglich das für den EN-Träger typischste Merkmal. Dies sorgt mitunter für eine gewisse semantische Unschärfe, da gerade bei Referenten, die aufgrund ihrer Aktualität für die jeweilige Kultur über eine Vielzahl von Eigenschaften verfügen, auf die potentiell Bezug genommen werden kann. Je aktueller ein Namenträger für einen Kulturkreis ist, desto unschärfer die Bedeutung von deonymischen Ableitungen.
Grundsätzlich erfolgt die Deonymisierung über eine metaphorische bzw. metonymische Verwendung eines EN. Lötscher (1995:455-456) zeigt fünf Muster auf, in denen sich die Konnotationen des EN zur Kernbedeutung eines appellativisch gebrauchten Wortes entwickeln können:
a) Metonymische Verschiebung: Ein Gegenstand oder ein Konzept wird nach einer Person benannt, zu der eine „sachliche Beziehung“ (ebd.) besteht, wie etwa Erfin- der oder Entdecker. Okkasionelle Bildungen sind möglich: „Schiller lesen“ (vgl. ebd.).
b) Verschiebung aufgrund eines (metaphorischen) Vergleiches auf Grundlage der Konnotation eines EN-Trägers (vgl. ebd.).
c) „Konnotative Eigenschaften des Namenreferenten werden zu intensionalen Be- deutungselemente bei Wörtern, deren Denotat nur einen einzigen Referenten hat; vor allem bei Warennamen [...] zu beobachten: z.B. in Fön, Tempo, Grammophon“ (ebd.).
d) „Eigennamen berühmter Physiker werden häufig zur Bezeichnung von Maßeinheiten verwendet“ (ebd.).
e) Euphemistische oder beleidigende Verwendung von Namen. (vgl. ebd.)
Über die metaphorische und metonymische Verwendung findet die Entfernung des EN von seiner Primärfunktion statt. Die Konnotationsaspekte, die sich aus den Merkma- len und Eigenschaften des EN-Trägers ableiten, dienen als Konzept auf das der nicht- wörtliche Sprachgebrauch referiert. Die oben genannten Muster stellen nicht alle Mög- lichkeiten metaphorischen bzw. mentonymischen Verwendung von EN dar. Sie bieten aber eine angemessene Grundlage, um sich von den Vorgängen, wie der Konnotation des EN durch fortwährenden nicht-wörtlichen Sprachgebrauch, der in unterschiedlichen Kontexten zunehmend die Primärfunktion der Referenz überlagert, zu nähern. Die Deonymisierung ist also ein gradueller Prozess, an dessen Endprodukt ein Appellativ bzw. ein appellativisches Lexem steht.
Im Laufe der Deonymisierung erfolgt die Dissoziation vom Namenträger, d. h. der aus der Konnotation des EN abgeleitete semantische Kern wird nicht mehr mit dem Na- menträger in Verbindung gebracht, „wobei je nach dem Alltagswissen der Sprachge- meinschaften die ursprüngliche Beziehung zu Namen noch mitschwingen kann“ (Kre- mer 1999:227). Die meisten Sprachteilnehmer werden die Verbindung zwischen kaf- kaesk und Franz Kafka noch sehen, selbst wenn sie nicht mit seinem Werk vertraut sind. Im Gegensatz dazu werden nur ausgesprochen bibelfeste Sprachteilnehmer die Figur des Onan (Gens 38, 8-10) kennen, von der onanieren abgeleitet ist. Dies ist darauf zu- rückzuführen, dass kafkaesk zumeist in einem Kunst-Kontext gebraucht wird, wohinge- gen onanieren unabhängig von biblischem Kontext erfolgreich verwendet werden kann. Die Verwendung von kafkaesk außerhalb des Kunst-Kontextes ist zwar denkbar: *? Das Studentenleben ist kafkaesk. Ihr würde jedoch mindestens eine Markiertheit, die sich an der Grenze zur Inkorrektheit bewegt, anhaften. Die Dissoziation vom Namenträger ist ein gradueller Prozess, der ohne trennscharfe Grenzen vonstatten geht.
Ich komme zu der Schlussfolgerung, dass der nicht-wörtliche Sprachgebrauch von EN, der die Merkmale und Eigenschaften des EN-Trägers als Vergleichsgröße oder se- mantischen Kern gebraucht, der Antrieb der Deonymisierung ist. Das Maß der Dissozia- tion vom Namenträger ist abhängig vom Weltwissen der Sprachnutzer und dem Aus- maß, in dem die Deonyme außerhalb des ursprünglichen Kontextes des EN-Trägers ver- wendet werden. Je usualisierter ein Deonym ist, desto weniger wird die Verbindung zum EN-Träger aus dem es abgeleitet ist, nachvollzogen. Das Weltwissen und der Verwen- dungskontext gewinnen mit fortschreitender Deonymisierung an Wichtigkeit, wenn es um eine erfolgreiche Kommunikation geht. Aus der Darstellung der Deonymisierung er- geben sich im Bezug auf das Phänomen der deonymischen Verben folgende Kriterien, anhand derer eine Kategorisierung erfolgen kann: Dissoziation vom EN-Träger, Lösung aus der Sphäre des EN-Trägers, Usualisiertheit, Bedeutungsverschiebungsmuster. Der letzte Punkt wird im Laufe der Untersuchung noch eine detailliertere Aufspaltung erfah- ren.
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