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Bachelorarbeit, 2019
49 Seiten, Note: 1,7
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Abstract
1 Einleitung
2 Begrifflichkeiten und Definition
2.1 Definition Mobbing/Bullying
2.2 Definition Gewalt
2.3 Fazit
3 Auftreten in Schule
3.1 Häufigkeit von Bullying
3.2 Bullying- ein Problem der Schule?
4 Struktur von Bullying
4.1 Wer sind die Mobber?
4.2 Ziele der Mobber
4.3 Wer sind die Opfer?
4.4 Ursachen und Risikofaktoren von Bullying
4.5 Phasen der Viktimisierung
4.6 Phasen des Bullyings
5 Psychische Folgen
6 Schulsozialarbeit
6.1 Historische Einordnung
6.2 Definition
6.3 Arbeitsbereiche der Schulsozialarbeit
6.4 Methoden der Schulsozialarbeit
7 Handlungsansätze bei Bullying
7.1 Anti- Bullying Interventionsprogramm
7.2 „No Blame Approach“
7.3 „Farsta Methode“
7.4 Das Buddy-Projekt
7.5 „Be-Prox“
8. Verringerung psychischer Belastung?
8.1 Fazit aus dem Forschungsstand
8.2 Fazit aus der Analyse der Praxisprogramme
8.3 Fazit zu Möglichkeiten und Grenzen
9 Diskussion
Literaturverzeichnis
Abb. 1: Die Struktur von Gewalt und Mobbing
Tab. 1: Vergleich der Präventions- und Interventionsprogramme
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage der Möglichkeiten und Grenzen sozialpädagogischer Angebote zur Verringerung psychischer Belastung durch Mobbing. Dabei wurde die Entstehung, die Struktur und der Ablauf derartiger Verhaltensmuster veranschaulicht und die Aktualität des Problems untersucht. Anschließend wurde die Rolle der Schulsozialarbeit veranschaulicht und gängige Programmangebote dargestellt und auf den Fokus der Reduzierung psychischer Belastung Untersucht. Die Basis der Bachelorarbeit beruht auf aktueller Literatur und Studien. Ziel der Arbeit ist eine Bestandsaufnahme gängiger Präventions- und Interventionsprogramme und eine Untersuchung der Auswirkungen auf die Verringerung psychischer Belastung, sowie die Rolle und die Bedeutung für die Sozialpädagogik. Die vorliegende Arbeit ist sowohl für Sozialpädagogen, Lehrer, Psychologen und Eltern von Interesse und der Autor zielt auf einen interdisziplinären Erkenntnisgewinn.
„Der Mörder sticht dem Opfer in die Kehle, der Mobber sticht dem Opfer in die Seele“ (Robert Keller, 2011 S.21).
Dieses Zitat des Stuttgarter Juristen Robert Keller bringt die Problematik von Mobbing treffend auf den Punkt. Laut einer Studie der Leuphana Universität Lüneburg, in Zusammenarbeit mit der DAK- Initiative, welche an insgesamt 30 Schulen bundesweit durchgeführt wurde, gaben 31,2 Prozent der Befragten an, mindestens einmal Opfer von Schikane geworden zu sein. Jeder Zehnte wurde bereits mindestens einmal Opfer von Gewalthandlungen auf dem Schulgelände bzw. auf dem Schulweg geworden zu sein. Insgesamt 37 Prozent der Befragten sahen sich als Täter von Mobbinghandlungen. Die Folgen von Schikanen und Mobbinghandlungen sind weitreichend und verheerend: bspw. litten 14 Prozent der Befragten regelmäßig unter Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopf-, Rücken- und Bauchschmerzen, die Anfälligkeit für die erwähnten Beschwerden lag dagegen bei den Befragten ohne Mobbing- bzw. Gewalterfahrungen bei nur 4 Prozent. Schüler im jungen Alter (4-11 Jahre) sind besonders anfällig für Mobbing, da sie sich in einer Entwicklungs- und Umbruchsphase befinden, daher sind sie in diesem Zeitraum besonders schutzlos, angreifbar und psychisch instabil. Dan Olweus, ein schwedischer Psychologe, fand in einer Studie heraus, dass sich Schüler, die zwischen dreizehn und sechzehn Jahren gemobbt wurden, häufiger aus ihrem sozialem Umfeld zurückzogen und vermehrt an Depression und mangelhaftem Selbstwertgefühl litten. Außerdem fällt es Opfern von Mobbing schwerer, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, da die Angst wieder verletzt zu werden, häufig im Weg steht. Laut seiner Studie sind Kinder, die beide Seiten des Mobbings erlebt haben, also sowohl gemobbt haben als auch gemobbt wurden, am schlimmsten betroffen. Mehr als 32 Prozent der Betroffenen litten im Erwachsenenalter an Angststörungen. Außerdem fanden Forscher heraus, dass 20 Prozent aller Suizide auf Mobbing zurückgehen. Diese schockierenden Ergebnisse zeigen, wie wichtig eine gute und konsequente Präventions- bzw. Interventionsarbeit an Schulen ist. Dabei spielt besonders die frühe Mobbingprävention eine große Rolle, da sich Opfer- und Täterrollen bereits im frühen Kindheitsalter festigen. Daher soll in der Bachelorarbeit der Frage auf den Grund gegangen werden, in wieweit Präventionsprogramme und Interventionsprogramme an Schulen bereits bestehen bzw. umgesetzt werden und in wieweit diese aus Sicht sozialpädagogischer Handlungsansätze sinnvoll und wirksam sind. Außerdem wird die Rolle und die Verantwortung der Schulsozialarbeit in Bezug auf Mobbing genauer beleuchtet werden. Zuerst soll ein Überblick über die aktuellen Definitionen und Begrifflichkeiten gewonnen werden, anschließend wird die Aktualität und die Ausmaße innerhalb des Systems Schule dargestellt. Nachkommend soll der genaue Verlauf, die Entstehung und die psychologischen Folgen erläutert werden. Im Anschluss erfolgt die Definition und Einordnung der Schulsozialarbeit mit ihren Handlungsmöglichkeiten und Arbeitsbereichen. Anknüpfend werden aktuelle und gängige Präventions- und Interventionsprogramme vorgestellt und auf Ihren Fokus, Stärken und Schwächen und die Auswirkung auf die Verringerung der psychischen Belastung untersucht. Abschließend folgt eine Diskussion mit der Einordnung und möglichen Lösungsansätzen zur Thematik Mobbing.
Der Begriff „Mobbing“ kommt im angloamerikanischen Sprachraum als Terminus für eine bestimmte Art des Konfliktes nicht vor. Konrad Lorenz, ein österreichischer Zoologe, verwendete diesen Begriff 1963 erstmalig bei der Beobachtung einer Gruppe von Gänsen, welche sich zusammenschlossen, um einen Fuchs in die Flucht zu schlagen. Er beobachtete, wie sich eine Gruppe von Individuen zusammenschloss, um eine unerwünschte Gefahr durch ein anders geartetes Tier zu verhindern. Das heutige Verständnis des Begriffes geht auf den Arbeitspsychologen Heinz Leymann zurück, er beschrieb 1993 Mobbing als eine Form von negativen sozialen Handlungen und Schikane am Arbeitsplatz. Gesellschaftlich wandelte sich das Wort zu einer Beschreibung negativen Umgangs gegenüber eines einzelnen und wird für viele Formen des unfreundlichen Behandelns angewendet. Dies führte zu einem unklaren Verständnis von Mobbing und zu einer Verwässerung des Begriffes. Außerhalb Europas findet der Terminus Mobbing keine Verwendung, er existiert lediglich als ein Slang- Ausdruck unter Afroamerikanern, dort bezeichnet das Wort, „das fahren in einem Auto nur zum Spaß“. Im Englischen wird derartiges systematisches Schikanieren und feindseliges Verhalten als „Bullying“ bezeichnet. Dieser Begriff bezieht sich sowohl auf negative soziale Handlungen am Arbeitsplatz als auch in Schulen. Im europäischen Sprachraum wird der Terminus Bullying meist für die Beschreibung derartiger Handlungen unter Kindern und Jugendlichen verwendet, während Mobbing spezielle Konflikte am Arbeitsplatz beschreibt, dies soll in der Studienarbeit so übernommen werden.
Beide Begrifflichkeiten stammen aus dem Englischen und sind Ableitungen des Wortes „to mob“, also das anpöbeln oder über jemanden herfallen und „to bully“, was so viel wie tyrannisieren und einschüchtern bedeutet. Dieser Begriff existiert im englischen auch als Substantiv: „A Bully“, bezeichnet einen meist körperlich überlegenen und unterdrückenden Schläger. Dasselbe Wort bezeichnet auch eine französische Hunderasse, die Bulldogge. Dieser Vergleich zeigt, dass mit der Bezeichnung Bullying ursprünglich in erster Linie körperliche Gewalt beschrieben wurde. Mittlerweise beschreibt der Begriff alle Formen der Schikane. Diese Zuschreibung des Wortes Bullying, führte dazu, dass manche deutschen Autoren den Terminus auch nur in seiner ursprünglichen Bedeutung verwendeten. Somit wird im deutschsprachigen Raum inzwischen hauptsächlich der Begriff Mobbing genutzt, um alle Formen der Schikane in allen Altersklassen zu beschreiben. Dadurch geht eine genauere Differenzierung zwischen Jugendlichen und Erwachsenen und dem Umfeld, in der die negativen sozialen Handlungen stattfinden, verloren (vgl. Teuschel und Heuschen, 2012).
In der Definition beschreiben die Begriffe Mobbing und Bullying mehr oder weniger denselben Vorgang.
Von Mobbing und Bullying wird gesprochen, wenn eine Person wiederholt und über einen fortlaufenden Zeitraum, negativen Handlungen einer oder mehreren Personen ausgesetzt ist. Eine negative Handlung bezeichnet die Mut- und böswillige Absicht, einer anderen Person Verletzungen und Unannehmlichkeiten beizufügen. Ziel ist es in der Regel, systematisch das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu zerstören, der Kern von Mobbing und Bullying ist der wiederholte Gebrauch derartiger negativer Handlungen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Häufigkeit und die Intensität der Attacken und ob die Handlungen durch eine oder mehrere Personen ausgeführt werden. Derartige negative Handlungen können auf verschiedenen Ebenen stattfinden, in Form von direkter und indirekter Gewalt. Bei der indirekten, auch psychischen Gewalt genannt, wird das Opfer auf einer seelischen Ebene schikaniert, dies kann durch Meidung bzw. Ausschluss, Lästern, Auslachen etc. geschehen. Hinter dieser Form der Gewalt steht oft eine Gruppe, wodurch es schwierig ist, den Verursacher zu finden. Auf der anderen Seite steht die direkte, auch physische Gewalt genannt, also durch Schubsen, Schlagen oder Treten. Diese Form der Gewalt findet eher im Kontext des Bullyings statt, da beim Mobbing in der Arbeitswelt eher auf subtilere Mittel zurückgegriffen wird. Herbert Scheithauer differenzierte die Formen der Bullying- Handlungen zu einer sechsstufigen Definition aus:
1. Das direkte Bullying, welches durch direkten Kontakt zwischen dem Täter und dem Opfer stattfindet, bspw. durch Erpressen, Festhalten, Schlagen, und dem mutwilligen Beschädigen von Eigentum.
2. Dem indirekten Bullying, welches auf einer subtileren versteckten Ebene stattfindet, unter anderem durch das Streuen von Gerüchten, Verleumdungen, Manipulation und dem verdeckten Beschädigen von Eigentum.
3. Das Prototypische Bullying, bei der offene Aggression in Form von Schikane ausgeübt wird, in Kombination mit aggressiver Emotionalität.
4. Das unprototypische Bullying, beschreibt die meist versteckt stattfindenden Attacken, dabei handelt es sich um indirekt ausgeübte Schikanen, die sich in der Regel auf einer psychischen bzw. sozialen Ebene ereignen unter Einbezug des Relationalem bullyings.
5. Dem Relationalem Bullying, bei dem die Handlungen auf das Schädigen des sozialen Umfeldes des Opfers liegen, bspw. durch Ausgrenzung und Rufschädigung.
6. Eine weitere neuere Erscheinungsform des bullyings ist das Cyber- Bullying, bei dieser Art der Schikane werden negative Handlungsformen unter Zuhilfenahme neuer Medien ausgeübt. Dies kann auf sozialen Netzwerken stattfinden, oder in gruppeninternen Chats. Diese Form des Bullyings ist besonders gefährlich, da die Täter die Reaktion des Opfers nicht mehr erkennen können und so den Bezug zur Schädigung des Opfers und der Konsequenzen ihres Handelns verlieren (vgl. Scheithauer et al., 2003).
Laut der Forschung ist ein wichtiger Aspekt bei der Festlegung, wann und ob es sich um Mobbing handelt, der Zeitraum, in dem negative Handlungen vorgenommen werden. Dabei wird erst ab einem Zeitabschnitt von sechs Monaten von Mobbing gesprochen. Demzufolge ist nicht bei jeder Schikane von Mobbing zu sprechen, sondern erst nach einer bestimmten Zeitspanne (vgl. Olweus, 2008). Entgegen der gängigen Definition von Mobbing, ist bei Bullying der Zeitraum, innerhalb dessen negative Handlungen stattfinden müssen, um von Bullying zu sprechen, nicht näher festgelegt. Diese fehlende Festlegung der Zeitspanne dient als ein gewisser Vorteil, denn die Praxis hat gezeigt, dass gesundheitliche Schädigungen auch innerhalb eines wesentlich kürzeren Zeitraumes entstehen können. Auf der anderen Seite erschwert diese fehlende Konkretisierung des Zeitraumes die Festlegung seitens des Lehrpersonals und der Schulsozialarbeit wann und ob es sich um Bullying handelt. Besonders unter Berücksichtigung des Cyber- Bullyings rücken die Faktoren Häufigkeit und Dauer in den Hintergrund, da diese Form der Schikane vor einem potenziell unbegrenzten Publikum die wohl größten negativen Auswirkungen hat. Diese besonders drakonisch wirkende Art der Bloßstellung kann innerhalb weniger Wochen zu gesundheitlichen Folgeerscheinungen führen. Daher sollte bei der Definition, wann und ob es sich um Bullying handelt, eher ein Augenmerk auf die Intensität, Frequenz der Attacken und der Zustand des Opfers in Relation zueinander gesehen werden (vgl. Teuschel und Heuschel, 2012).
Im Diskurs um das Thema Mobbing und Bullying ist der Gewaltbegriff nicht zu vernachlässigen, allerdings gibt es im Alltagsverständnis, als auch in der Wissenschaft, keine einheitliche Definition des Ausdruckes. Zusätzlich konkurriert der Gewaltbegriff mit inhaltlich ähnlichen Bezeichnungen, wie Mobbing, Bullying, Vandalismus, Delinquenz, Devianz, Kriminalität, sowie Aggression und Aggressivität. In der Psychologie existieren bspw. mehr als zweihundert verschiedene Definitionen für aggressives Verhalten (vgl. Scheithauer et al., 2008). Aus psychologischer Sicht besteht dennoch Konsens darüber, dass sich Aggression als ein zielgerichtetes Verhalten zur Schädigung anderer Personen manifestiert, dabei werden auch Verhaltensweisen wie Vandalismus oder Autoaggression mit einbezogen. Die Bewertung des aggressiven Verhaltens hängt dabei auch vom Kontext ab, beispielsweise sind beim Sport oder bestimmten Berufen Aggressivität nicht nur legitim, sondern erwünscht und daher nicht negativ konnotiert. Für den Gewaltbegriff ist die Schädigung von Menschen durch Menschen zentral, dabei gibt es zwei Auffassungen des Ausmaßes. Im engeren Sinne ist Gewalt auf die zielgerichtete physische Gewalt beschränkt, im weiteren Sinne bezieht sie sich auch auf psychische, strukturelle und institutionelle Gewalt. In der öffentlichen Debatte im Diskurs der Schule wird der Begriff der Aggression mehr und mehr durch den Begriff der Gewalt, aufgrund seiner vermeintlichen Eindeutigkeit und Anschaulichkeit, ersetzt. Diese Verallgemeinerung des Terminus auf andere Formen des aggressiven Verhaltens, führt zu einer Verwässerung des Begriffes und macht ihn für die Wissenschaft schwer handhabbar. Fakt ist, dass der Gewaltbegriff Gemeinsamkeiten zu aggressiven Verhalten wie bspw. Mobbing und Bullying aufweist, jedoch handelt es sich nicht bei jeder Aggressions- oder Gewalthandlung gleich um Bullying oder Mobbing. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch, dass es sich bei jeglicher Form von Mobbing oder Bullying immer um eine Aggressions- bzw. Gewalthandlung handelt (vgl. Schubarth, 2018).
In der vorliegenden Arbeit soll der Begriff Bullying verwendet werden; in der Literatur wird häufig das Wort Mobbing für alle Formen der Schikane unter allen Altersgruppen verwendet, diese Verwässerung, Verallgemeinerung und ungenaue Definition der Begrifflichkeiten soll durch die strikte Trennung zwischen Mobbing, also der Schikane am Arbeitsplatz und Bullying, der Schikane unter Kindern und Jugendlichen, verhindert werden. Dieses Aufdröseln der Begrifflichkeiten soll zu einem klareren Herausarbeiten der Problematik und Benennung der Betroffenen führen.
Für Kinder und Jugendliche, welche die Schikanen ausüben, wird in der Literatur häufig der Begriff des Täters verwendet, diesem Wort wohnt allerdings eine klar negative bzw. delinquente Konnotation inne und soll daher ebenfalls nicht verwendet werden. Im angloamerikanischen Sprachraum wird häufig der Begriff des „Bully“ verwendet, dieses Wort bezeichnet allerdings einen „Schläger“ bzw. gewalttätigen Schikane Ausübenden, deshalb soll der Begriff ebenfalls keine Verwendung finden. Stattdessen soll der Begriff des Mobbers im fortfolgenden verwendet werden, da das Wort am treffendsten den Geisteszustand und das Handeln des Bullying Ausübenden beschreibt.
Um die Brisanz von Bullying zu verstehen und die Bedeutung von Prävention und Intervention innerhalb der Schule, ist es erst einmal wichtig, einen Überblick über die Häufigkeit und die Zahlen der Opfer, „Täter“ und Betroffenen zu bekommen.
Nach einer Langzeitstudie, welche von der Psychologin Mechthild Schäfer durchgeführt wurde, werden in Deutschland wöchentlich ca. 500.000 Kinder und Jugendliche zu Opfern von Bullying-Handlungen (vgl. Schäfer und Herpell, 2012). Addiert man zu den Opferzahlen noch diejenigen mit Tätererfahrungen, kommt man auf bis zu 1,1 Millionen Schülern, welche wöchentlich im Zusammenhang mit Bullying stehen. Es gibt allerdings vielerlei Untersuchungen, Ansichten und unterschiedliche Zahlen, wie hoch die Anzahl an Betroffenen wirklich ist; einige gehen davon aus, dass jeder siebte Schüler Bullyingerfahrungen hat (vgl. Michaelsen et al., 2010). Andere Forschungen zeigen, dass bis zu vier Prozent der Schüler ein bis mehrmals in der Woche schikaniert werden (vgl. Ott, 2010). Unabhängig davon, wie hoch die Zahlen nun wirklich sind, zeigen die Forschungen, dass, Bullying die häufigste Form von Gewalt an deutschen Schulen ist und spricht daher entgegen der landläufigen Meinung man könne Bullying im Vergleich zur körperlichen Gewalt vernachlässigen (vgl. Jannan, 2015). Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in den letzten Jahren der Forschung herausgefunden wurde, ist, dass die Häufigkeit von Bullyinghandlungen mit fortschreitendem Alter zurückgeht. Dabei waren in einer Untersuchung von elf europäischen Ländern in der Altersgruppe der acht- bis elfjährigen Kinder 26,7 Prozent durch Bullying-Handlungen betroffen. Bei den zwölf- bis fünfzehnjährigen waren es hingegen nur noch 19,9 Prozent und bei den sechzehn- bis achtzehnjährigen sank die Zahl auf 12,5 Prozent (vgl. Olweus, 1993). Allerdings muss man bei diesen Zahlen klar zwischen direktem und indirektem Bullying differenzieren. Es ist festzustellen, dass direkte Bullying-Vorfälle mit zunehmendem Alter abnehmen, wohingegen indirekte Bullyingformen mit fortschreitendem Alter zunehmen. Indirektes Bullying beschreibt Formen wie Meidung von Betroffenen oder Lästern (vgl. Jannan, 2015). Um die Tragweite des Phänomens zu verstehen, ist nicht nur wichtig die Anzahl von Betroffenen zu untersuchen, sondern auch die Folgen, die für Opfer als auch für Täter entstehen können. Randy Sansone und Lori Sansone stellten in einer Untersuchung von 2008 fest, das Bullying im Kindes- und Jugendalter zu einer großen Bandbreite an möglichen Folgestörungen führen kann (vgl. Sansone und Sansone, 2008). Dazu zählen sie Interaktionsschwierigkeiten, internalisierende Störungsbilder wie Ängstlichkeit, Depression, parasuizidale Gesten, Suizidversuche und Essstörungen (Anorexia wie Bulimia nervosa oder unspezifische Bilder). Darüber hinaus beschreiben sie aber auch körperliche Beschwerden, wie Appetitstörung, Kopfschmerzen, Schlafstörung, Bauchschmerzen und Mattigkeit/Erschöpfung, als Ausdruck der Belastungssituation (Sansone und Sansone, 2008, S. 206)“. Darüber hinaus kann Bullying auch zu einer Vulnerabilität für die Entwicklung von klinischen Störungen im Erwachsenenalter führen. Dazu zählen bspw. Angststörungen und Depression. Auch „Tätertypen“ von Bullying- Handlungen können psychische Folgestörungen entwickeln. In einer großen prospektiven Studie aus dem Jahr 2007 zu dem Thema:“ Auswirkungen von Mobbing- Erfahrungen im Alter von acht Jahren auf das Erwachsenenalter“, konnte herausgefunden werden, dass sich das Risiko für die Entwicklung einer Suchtstörung, einer dissozialen Persönlichkeitsstruktur, sowie Depression und Angststörungen deutlich erhöht (vgl. Sourander et al., 2007). Auf die psychischen Folgen durch Bullying soll in späteren Kapiteln noch genauer eingegangen werden.
Ist es Aufgabe der Schule, Gewalt und Bullying zu bekämpfen, bzw. wozu ist Schule eigentlich da? Wenn dem Schulsystem immer mehr Aufgaben aufgebürdet werden, sind diese dann noch zu bewältigen und leiden dann möglicherweise andere Bereiche darunter? Diese und weitere Fragestellungen eröffnen sich bei der Diskussion um die Aufgabenbereiche der Schule.
Fakt ist, dass Handlungsperspektiven gegen Gewalt und Bullying ausgearbeitet werden können, wie bspw. durch Verhaltensregeln, Streitschlichterprogramme oder die Schulsozialarbeit und dass die Schulen diesen Problemen nicht hilflos ausgeliefert sind. Außerdem wirkt die Bildungseinrichtung, ob gewollt oder nicht, in erzieherischer Hinsicht durch Leistungsbewertung, Lehrmethoden, Schulklima und andere Rahmenbedingungen auf die Schüler ein. Natürlich lassen sich Erziehungsdefizite durch die Schule nicht gänzlich beheben, dennoch befindet sich die Institution in der Position, Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung entscheidend zu beeinflussen. Das Schulsystem steht in der Pflicht, für die „Schulfähigkeit“ der Schüler zu sorgen und sich auf veränderte Problemlagen und Erziehungsaufträge einzustellen (vgl. Schubarth et al., 2018). Wichtig zu berücksichtigen ist, dass sich das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren signifikant verändert hat. Das System Familie und die Erziehungsformen sind inzwischen zum Teil vielfältiger geworden, zugleich sind diese in Zeiten von hohen Scheidungsraten und häufiger Arbeitstätigkeit beider Elternteile inzwischen auch brüchiger geworden. Die Familie ist nach wie vor zentraler Ort der Sozialisation und des Aufwachsens, allerdings ist der Einfluss rückgängig. Nicht nur die Bindungskraft innerhalb der Familie lässt nach, zusätzlich bspw. durch Landflucht und Zeiten wachsender Städte verliert Nachbarschaft, Kirche und Gemeinde an Bedeutung. Demgegenüber gewinnen Beziehungen zu Gleichaltrigen und der Einfluss neuer Medien, besonders sozialer Netzwerke und neue Kommunikationstechniken an Wichtigkeit. Dies hat zur Folge, dass Bildungsinstitutionen vor neue Herausforderungen gestellt werden. Auf der einen Seite ist Bildung für den erfolgreichen beruflichen Lebensweg Kinder und Jugendlicher wichtiger als jemals zuvor, auf der anderen Seite fällt es immer mehr Schülern schwer, die Anforderungen des Schulalltags zu meistern (vgl. Hurrelmann et al., 2008). Eine Statistik aus dem Jahr 2017 zeigt, dass 9% der befragten Schüler im Alter zwischen 9 und 14 sich oft durch die Anforderungen des Lehrpersonals überfordert fühlen (vgl. Statistika, 2018). Das Erwachsenwerden selbst stellt in Zeiten einer „individualisierten Risikogesellschaft“ eine Herausforderung dar, denn die Erwartungen an eine erfolgreiche Lebensgestaltung sind höher denn je. Diese veränderte Erwartungshaltung setzt einen Wandel der durch die Schule vermittelten Kompetenzen voraus, soziale Kompetenzen wie bspw. Problemlösefähigkeiten, Teamfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Kommunikationskompetenzen gehören inzwischen zu entscheidenden zu erlernenden Fähigkeiten für eine erfolgreiche Lebensbewältigung im Alltag als auch im Beruf. In der Förderung dieser Bereiche hat die Bildungsinstitution ihren Beitrag zu leisten. An deutschen Schulen wird die Vermittlung sozialer Kompetenten hauptsächlich auf Grund der Struktur, als zeitlich eng getaktete Halbtagsschule mit zu geringem Raum für soziale Interaktion, kaum verwirklicht. Ein weiteres Problem stellt der Kernfokus auf den Unterricht und der Vermittlung von Lehrwissen dar und der fehlende Fokus auf die Schulsozialarbeit bzw. der Therapie. Die Institutionalisierung von Schulsozialarbeit hat sich zwar verbessert, allerdings beschränkt sich diese auf die Arbeit während und nicht neben dem Unterricht. Ziel wäre es, soziale Lernprozesse wie bspw. die Förderung sozialer Kompetenzen, genauso hoch anzuerkennen wie die erbrachten Lernergebnisse innerhalb des Unterrichts. Beide sollten ohnehin nicht differenziert voneinander betrachtet werden, da Erziehung und Wissensvermittlung eine dialektische Einheit bilden. Darüber hinaus wäre eine interdisziplinärere Herangehensweise der Schule erstrebenswert, bspw. mit der Jugendhilfe, Psychologen, der Jugendarbeit der Polizei, Vereinen, Kommunen und der Sozialen Arbeit.
Seit einigen Jahren sind die Anstrengungen von Schulen mit dem Ziel der Zurückdrängung von Gewalt und Prävention deutlich angestiegen. Allerdings finden diese zumeist sehr punktuell statt, bspw. im Kontext einer Projektwoche oder Lehrveranstaltungen. Erfahrungen zeigen, dass diese Veranstaltungen zwar informativ sein können, allerdings keinen Rückgang der Gewalt an Schulen zu Folge haben. Für einen spürbaren Rückgang und eine erfolgreiche Prävention muss die Problematik über einen längeren, anhaltenden Zeitraum behandelt werden. Besonders effektiv sind derartige Programme bei besonders fallbezogener und problemorientierter Herangehensweise. Ein Verhaltenskodex bzw. ein Wertekanon innerhalb des Kollegiums, sprich: ab wann und in welcher Art und Weise bei Gewalt und Bullying eingegriffen werden soll, erweist sich als zielführend. Bei der Fragestellung, ob und in welcher Form das Schulsystem bei Gewalt und Bullying verantwortlich ist, ist ein Blick auf die gesellschaftliche Funktion unverzichtbar (vgl. Schubarth, 2018). „Sie soll Wissen und Fertigkeiten vermitteln, angefangen von der Beherrschung grundlegender Symbolsysteme wie Sprache und Schrift bis zum Erwerb spezifischer Berufsqualifikationen, d.h. alles, was erforderlich ist, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben“. Dies wird als Qualifizierungsfunktion bezeichnet. Darauf zielen Lehrpläne und fachliches Lernen. Schule soll aber- und das ist mitunter nicht so klar- auch auslesen und die Schüler auf unterschiedliche berufliche und Lebensperspektiven vorbereiten, Dies ist die sogenannte Selektionsfunktion oder Allokationsfunktion (Zuweisungsfunktion). Darauf zielen Zensuren, Zeugnisse und unterschiedliche Schulabschlüsse“ (Schubarth, 2018, S.14). Eine weitere Aufgabe der Schule ist die Weitergabe von Werten und Normen, die politische Weiterbildung und Demokratisierung der Schüler. Dieser Arbeitsauftrag wird als Integrations- bzw. Sozialisationsfunktion bezeichnet. Außerdem soll die Schule als Kulturvierungsinstanz dienen und den Schülern eine Gruppe von Gleichaltrigen bereitstellen. Letzteres wird durch rückgängige Schülerzahlen und in Zeiten einer alternden Gesellschaft, als Peer- Group bezogener Lebensraum immer zentraler. Die Erbringung und Erfüllung dieser Aufgaben obliegt der Schule und dem Lehrpersonal. Ziel ist es, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wissensvermittlung, Erziehungsarbeit und die Vermittlung sozialer Kompetenzen zu gewährleisten. Die Verantwortung der Schule als größte öffentliche Institution, mit rund 10 Millionen Schüler und 750 000 Lehrern ist immens und hat eine gesellschaftlich zentrale Funktion zu erfüllen (vgl. Schubarth, 2018). „Eine einseitige Orientierung an der Qualifikationsfunktion und eine Vernachlässigung der inte-grations- und Sozialisationsfunktion wäre kontraproduktiv und würde z.B. Gewalt begünstigen“. Die Notwendigkeit einer schulischen Präventionsarbeit als Bestandteil der sozialen Leistungsfähigkeit einer Schule ist somit durch die Schul- und Bildungstheorie gut begründet. Dies findet seinen Niederschlag auch in dem Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule, bei dem es um die „Einheit von Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen, also um die Verbindung von Allgemeinbildung und Sozialverhalten geht“ (Schubarth, 2018, S.15). Somit lautet die abschließende Fragestellung nicht, ob Schule im Kontext von Gewalt, Bullying und Prävention in der Verantwortung steht, sondern wie und in welcher Form Gewalt und Bullying am besten Präventiv und Interventiv angegangen werden kann.
Bullying kann im System Schule grundsätzlich nur dann funktionieren, wenn die Bullying- Handlungen und die damit einhergehende Situation anonym und somit ungestraft bleibt. Dies wird auf der einen Seite durch das häufige Schweigen der Opfer und auf der anderen Seite durch Übergriffe in von Lehrern unbeachteten Situationen gewährleistet. Dabei ist auffällig zu beobachten, dass Opfer und Täter in einigen Persönlichkeitsmerkmalen übereinstimmen. Untersuchungen zeigen auch, dass Opfer und Täterstatus oft eng miteinander verknüpft sind, und Opfer auch oft zu Tätern werden können. Daher soll der Begriff „Täter“, der durch die Medien und die Gesetzgebung stark negativ bzw. kriminell konnotiert ist, in diesem Kontext durch den Ausdruck „Mobber“ ersetzt werden. Da Kinder für ihre Taten noch nicht vollständig zu Verantwortung gezogen werden können, aufgrund der Tatsache, dass sie ihr Handeln noch nicht reflektiert genug betrachten können, soll die Begrifflichkeit dazu beitragen, die Rollen im System von Bullying objektiver betrachten zu können (vgl. Seboth- Teßmer, 2013). Neben den klassischen Mobber- und Opferrollen gibt es noch vier weitere wichtige Rollen im typischen Bullying- Kontext. Die Mitläufer, auch Assistenten genannt, die sich in wechselnder Zusammensetzung an Bullying- Handlungen beteiligen. In dieser Gruppe befinden sich häufig ehemalige Betroffene von Bullying, dabei spielt die sogenannte Täter -Opfer -Prävalenz eine wichtige Rolle, bei der erlebter Schmerz an andere Personen weitergegeben wird. Die Gruppe der Verstärker, welche selten direkt an Attacken beteiligt sind, allerdings häufig die Mobber durch Auslachen oder Anfeuern unterstützen. Die Verteidiger, die zu Anfang versuchen das Opfer zu verteidigen bzw. zu unterstützen, sich allerdings, sobald sich die Bullying- Handlungen manifestieren, zurückziehen aus Angst selbst zum Opfer zu werden. Die vierte Gruppierung bilden die Außenstehenden, die die Attacken passiv beobachten und aus Angst, in den Fokus der Mobber zu geraten, nicht eingreifen (vgl. Jannan, 2015).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Die Struktur von Gewalt und Mobbing
Ein weiterer entscheidenderer Einfluss stellt die Rolle des Lehrers dar, sobald anstatt einer Intervention ein Solidarisieren mit den Tätern, oder Bullying- Handlungen seitens des Lehrpersonals wie bspw. Bloßstellen, Auslachen oder Herabwürdigen erfolgen, entsteht ein negativer Lerneffekt bei den Schülern. Somit stellt sich die Hierarchie zwischen Lehrern und Schülern als ein idealer Nährboden für Bullying- Attacken heraus. Unterschätzung des Leidensdrucks der Opfer und Unterstützung der Mobber durch fehlendes Eingreifen führen zu einer Manifestierung der Bullying- Strukturen und verstärken sowohl die Rolle der Opfer als auch der Mobber. Somit kommt dem Lehrer eine Schlüsselposition in der Prävention und Intervention zu, Zimmermann spricht dem Lehrpersonal in diesem Zusammenhang sogar eine „Interventionspflicht“ zu. Mobber erlernen ihr gewalttätiges Verhalten über Jahre hinweg, zeigt das Umfeld keine negative Reaktion, wird das Verhalten als positiv abgespeichert. Somit werden Bullying- Handlungen als legitimes Mittel zu Erreichung der eigenen Ziele angesehen (vgl. Scheithauer et al., 1999).
Bei der Suche nach den Mobbern stößt man relativ schnell auf die erschreckend hohe Anzahl an Jungen, sowohl bei den Ausübenden als auch bei den Opfern. Die Quote von männlichen Betroffenen im Vergleich zu weiblichen steht bei 4:1 (vgl. Olweus, 2008). Außerdem nimmt die Häufigkeit mit zunehmendem Altar signifikant zu. Die einzige Ausnahme stellt die sogenannte „relationale Gewalt“ dar, bei dieser Form der Aggression wird durch gezielte Manipulation und bewusste Zerrüttung ein negativer Einfluss auf die Qualität von Freundschaften genommen. Hierbei ist die Quote der Geschlechter ausgeglichen.
Auffällig zu beobachten ist, dass das jeweilige Verhalten auf das eigene Geschlecht fokussiert ist, 80% der männlichen Opfer von Bullying, werden vom eigenen Geschlecht schikaniert. Bei Mädchen hingegen sind es 60%. Diese Zahlen zeigen, dass Jugendgewalt zum Großteil ein männliches Problem ist. Dieser Faktor muss bei präventiven bzw. interventiven Maßnahmen berücksichtigt werden, daher müssen Jungen in den Fokus struktureller und methodischer Arbeit gerückt werden. Was natürlich nicht bedeutet, dass bei dem Thema Bullying Mädchen außer Acht gelassen werden dürfen, es geht lediglich um die Ausarbeitung eines geschlechtsspezifischen Ansatzes, worauf in späteren Kapiteln noch genauer eingegangen werden soll. Die Geschlechter zeigen nicht nur in der Häufigkeit Unterschiede, sondern auch in der Form der Schikane. Dabei bevorzugen Jungen eher physische Gewaltformen und Mädchen eher psychische. Um die Entstehung und die damit einhergehende Prävention und Intervention besser verstehen zu können, ist ein Blick auf die psychischen Merkmale der Mobber unabdingbar (vgl. Jannan, 2015). Bei den Mobbern kann man oft ein impulsives Verhalten und eine damit einhergehende geringe Selbstkontrolle zu beobachten. Die Schüler zeichnet häufig ein aggressives Durchsetzungsverhalten und die Lust an der Ausübung von Macht aus. Dabei werden Schwachstellen und Angriffspunkte bei anderen Schülern schnell ausgemacht, allerdings zeigen die Mobber wenig Empathie dem Opfer gegenüber und haben allgemein eine schlechte Wahrnehmung für die Gefühlswelt anderer. Sie sind sich häufig ihrer eigenen „Stärke“ bewusst und sind statistisch gesehen oft Gleichaltrigen körperlich überlegen. Außerdem sind Mobber oft älter, stärker und größer als ihre Opfer, sie wirken meist selbstbewusst, haben weniger Selbstzweifel und sind selbstzentriert. Sie streben häufig nach Macht, sind manipulativ und instrumentalisierend. Die Mobber haben häufig ein geringes Selbstwertgefühl und ihre Möglichkeiten an Konfliktlösestrategien sind eingeschränkt. Das Risiko, in späteren Jahren ein kriminelles-. oder sozialfeindliches Verhalten zu entwickeln steigt deutlich, außerdem legen Mobber später häufig eine alkoholaffine Handlungsweise mit Hang zum Alkoholismus an den Tag (vgl. Olweus, 2008).
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