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Diplomarbeit, 2018
31 Seiten, Note: 1
1 Einleitung
2 Was genau ist NLP
3 Wahrnehmung
3.1.1 Kalibrieren
3.1.2 Wahrnehmung von Repräsentationssystemen
3.1.3 Wahrnehmung von anderen Metaprogrammen
4 Rapport
4.1.1 Spiegeln (Pacing)
5 Metamodell der Sprache
5.1.1 Generalisierung
5.1.2 Tilgung
5.1.3 Verzerrung
6 Refreaming
6.1.1 Bedeutungsreframing
6.1.2 Kontextreframing
7 Ankern
7.1.1 Praxis des Ankerns
7.1.2 Anker verschmelzen (Collapsing Anchors)
8 Wie setze ich NLP richtig ein
9 Zusammenfassende Darstellung
Literaturverzeichnis
Ich weiß nicht, was ich gesagt habe, bevor ich die Antwort meines Gegenübers gehört habe. Das zweite Axiom von Paul Watzlawick ist ein Fundament der Deeskalation und wird uns deshalb in dieser Arbeit viel begleiten. Es ist auch eine unbestrittene Wahrheit mit der wir lernen müssen in der täglichen Arbeit umzugehen. Die richtige Anwendung von Kommunikation erfordert viel Wissen, Übung und vor allem ein Gespür was mein gegenüber gerade braucht. Die vorliegende Arbeit soll veranschaulichen wie NLP als Hilfsmittel genutzt werden kann, um genau das zu erreichen.
Richtige Kommunikation und eine dazugehörige subjektive Haltung sind die wichtigsten Werkzeuge um Situationen positiv zu deeskalieren. Die Anwendung von Kommunikationsmethoden und Strategien erleichtert nicht nur den Zugang zum Betroffenen und damit einhergehend sein Vertrauen, sondern es gibt dem Akteur auch die notwendige Sicherheit um richtig zu handeln. Medizinisches Personal hat aufgrund des täglichen Kontakts mit Patienten mehr Einblick auf das Kommunikationsverhalten, die Wahrnehmung und die Beziehungsgestaltung und können dadurch präventive Methoden anwenden, um gefährliche Situationen gar nicht entstehen zu lassen. Bei spontanen Begegnungen mit aggressiven Menschen ist es jedoch schwieriger die richtige deeskalierende Methode anzuwenden und auch die notwendige subjektive Haltung einzunehmen. NLP ist eine Zusammenfassung vieler Kommunikationsmethoden um bestmöglichen Zugang zu Menschen zu erlangen und sie anschließend positiv auf ihrem Weg zu unterstützen. Es gibt verschiedene Methoden des NLP um mit Menschen in Interaktion zu treten und sie im Gespräch zu führen und Situationen dadurch zu deeskalieren.
Mein Interesse für das Thema Kommunikation und NLP habe ich schon in meiner Schulzeit gewonnen. Im Laufe meiner Ausbildung habe ich dann mehrere Trainerausbildungen wie zum Beispiel: Kommunikation und Rhetoriktrainer, Trainer für gewaltfreie Kommunikation und NLP Trainer und Coach absolviert. In Zuge dieser Ausbildungen und meiner beruflichen Tätigkeit habe ich bemerkt, dass viele Methoden des NLP maßgeblich zur deeskalierenden Gesprächsführung dienen. Mir wurde bewusst, dass NLP äußerst effektiv ist um besser mit Menschen in Kontakt zu treten, eine vertrauensvolle Beziehung herzustellen und für sich selbst eine wertfreie Haltung zu leben. Ich möchte mit dieser Abschlussarbeit die Grundelemente des NLP erklären und wie man sie zur deeskalierenden Gesprächsführung einsetzen kann. Natürlich möchte ich auch eine gewisse Neugier für diese Thematik wecken.
„ Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können “ (Albert Einstein)
Was ist NLP und wie kann man damit Situationen deeskalieren?
Die meisten Menschen wissen sehr wenig über Kommunikation und noch viel weniger über spezielle Methoden dies es dazu gibt. NLP zeigt Methoden auf, wie erfolgreich mit anderen Menschen in Kontakt getreten werden kann und dadurch auch Situationen effizienter deeskaliert werden können. Ich möchte veranschaulichen, dass verbale Deeskalation noch effizienter werden kann, wenn gewisse Methoden eingesetzt werden.
Zunächst geht es darum zu erklären was NLP überhaupt bedeutet. Später möchte ich genauer auf das Modell NLP eingehen. Hier stellen sich die Fragen: Wie nehme ich Menschen wahr? Was fällt mir an Körpersprache, Mimik, Gestik und Tonlage auf? Wie trete ich mit Menschen in Kontakt? Es werden auch verschiedene Methoden des NLP genauer erklärt. Was bedeutet Rapport? Was sind Metaprogramme? Wie kann ich diese Methoden gezielt einsetzen? Es werden spezielle Methoden, welche zur Deeskalation sinnvoll sind erklärt. Was bedeutet Refreaming? Wie setze ich einen Anker? Wie setze ich NLP richtig ein?
Das Wichtigste an meiner Arbeit ist, zu vermitteln, dass NLP ein effektives Werkzeug ist, welches in der Kommunikation und im Bereich der Deeskalation von großer Bedeutung ist. Es werden viele Beispiele angeführt, wie der Einsatz von NLP zur Deeskalation angewendet werden kann.
Was genau ist das Ziel meiner Abschlussarbeit?
Mein Ziel ist es die Möglichkeiten von NLP, vor allem im Bereich der Deeskalation, näher zu erklären und die Wichtigkeit gezielter Kommunikation aufzuzeigen. Des Weiteren möchte ich erklären warum Kommunikation nicht gleich Kommunikation ist und weshalb mit fachlichem Wissen, viele Situationen besser gelöst werden können. Meine eigenen Erfahrungen mit der Anwendung von NLP lasse ich gezielt in die Abschlussarbeit einfließen.
Als Herangehensweise für die Bearbeitung der Fragestellungen wurde eine Reihe von Fachbüchern herangezogen.
NLP wurde 1976 durch den damaligen Mathematikstudent Richard Bandler und den Linguistik Dozent John Grinder ins Leben gerufen. Sie wollten herausfinden wie Menschen Höchstleistungen hervorbringen. Sie beobachteten ihre Körpersprache, Mimik, Gestik, ihr Verhalten und ihre mentalen Prozesse. Außerdem untersuchten sie ihr Problemverhalten, welche Sinnessysteme sie benutzten und wie Glaubenssätze aufgebaut waren. Mit diesen Informationen versuchten sie dann herauszufinden wie diese Menschen denken. Es ging darum zu verstehen, warum Wahrnehmung, Sprache und Verhalten in einer gewissen Situation gezielt anpasst wird.
„NLP findet heraus, wie machen Menschen das, was sie machen“ (vgl. Mohl, 2006, S.65-68)
Neurolinguistisches Programmieren, in abgekürzter Form NLP genannt, ist nicht mit ein paar Worten zu definieren. Es ist ein auf vielen verschiedenen Ebenen basierender Prozess, mit vielen verschiedenen Abschnitten, Techniken und Methoden welche im Laufe dieser Arbeit Stück für Stück zu einem Ganzen zusammengeführt werden.
„ Jeder Mensch hat sich durch sein genetisches Erbe, durch Umwelteinflüsse oder durch seine individuelle Biochemie so programmiert, daß (sic!) er für manche Aufgaben hervorragend geeignet ist, bei anderen mittelmäßig abschneidet und in wieder anderen Bereichen schlicht unterm Strich ist“. (Charvet, 2010, S.20)
Im Umgang mit Menschen ist aufmerksame Wahrnehmung von wesentlicher Bedeutung. So gilt es zum Beispiel für einen Lehrer zu erkennen, wann seine Schüler seine Ausführungen nicht verstanden haben, um sie noch einmal bzw. anders zu erklären. Ein Vorgesetzter sollte die Problemsignale seiner Mitarbeiter erkennen, um nicht selbst die Entwicklung von handfesten Problemen zu fördern. (vgl. Mohl, 2006, S.79)
Deswegen ist es gerade im Bereich der Deeskalation wichtig, seine Mitmenschen aufmerksam wahrzunehmen, um schon im Voraus die Situation und das Verhalten einschätzen zu können. Des Weiteren kann es hilfreich sein, manipulative Tendenzen oder parathymes Verhalten der Betroffenen schneller zu bemerken. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Menschen einen Großteil ihrer Kommunikation durch ihre Körpersprache, Mimik und Gestik äußern. Deswegen ist es notwendig genau hinzusehen. Kommt zum Beispiel ein Patient in ein Besprechungszimmer, wird bereits der Gang des Patienten beim hineingehen, seine Körpersprache wenn er sich auf den Sessel setzt und sein Blickverhalten beobachtet. Wie werden die Beine hingestellt und wohin bewegen sich die Augen? Nicht nur die visuelle Wahrnehmung, sondern auch die auditive, kinästhetische und olfaktorische Wahrnehmung ist wichtig. Das zu erkennen ist schon ein Großteil der Arbeit, erfolgreicher Deeskalation.
„ NLP manipuliert Menschen = NLP ist gefährlich
Das ist dasselbe wie mit Messern. Man kann damit Menschen ermorden. Man kann aber auch Brot damit schneiden“.
(Mohl, 2006, S.212)
Kalibrieren bedeutet zu erkennen, in welchem Zustand sich ein Mensch befindet. Die Unterschiede zu erkennen, wann ein Mensch sich an verschiedene Erlebnisse und unterschiedliche Zustände erinnert. Wenn sich jemand zum Beispiel an ein angenehmes Gefühl erinnert, wird seine Haut etwas gerötet, seine Atmung tiefer und seine Lippen voller. Wenn hingegen jemand Angst hat, wird seine Haut blasser, seine Atmung flacher und seine Lippen schmaler. (vgl. O’Conner, 2008, S.93-94)
Kalibrieren ist eine Übungssache die auch viel Erfahrung benötigt, denn jeder Mensch reagiert anders und zeigt so auch andere Verhaltensweisen bei emotionalen Zuständen. So kann zum Beispiel eine Patientin oder ein Patient, dem man die Frage stellt: „Fühlen Sie sich hier bedroht?“ ganz aufgeregt reagieren und voller Emotionen berichten. Wobei ein anderer Betroffener dem man die gleiche Frage gestellt hat, ganz ruhig und mit leichtem Kopfnicken bejaht. Beide reagieren ganz verschieden, überbringen aber die gleiche Botschaft mit verschiedenen Verhaltensweisen. Das ist die Kunst des Kalibrierens, genau solche Verhaltensweisen individuell richtig zu deuten.
Wichtig ist hierbei zunächst zu verstehen, dass wir Menschen Informationen unserer Umwelt durch unsere Sinne aufnehmen. Was so viel bedeutet, dass jedes Erlebnis sich aus visuellen, auditiven und kinästhetischen Informationen zusammensetzt. Jeder von uns hat seine eigene Wahrnehmungspräferenz. Nun gilt es für uns diese Wahrnehmungspräferenz durch ein paar Merkmale zu spezifizieren. (vgl. Mohl, 2006, S.94-96)
Prädikate: Menschen benutzen in Gesprächen viele Wörter. Bestimmte Wörter zeigen uns an welche Sinne beim Erleben bevorzugt werden. (vgl. Mohl, 2006, S.96-99) Beispiele:
Visuell: „Ich sehe in Ihnen eine Bedrohung.“ „Mir geht alles sehr nahe “.
Auditiv: „Ich frage mich, wann Sie endlich das Zimmer verlassen.“ „In mir herrscht ein Donnerwetter “.
Kinästhetisch: „Ich kann mit den Besuchsregeln nicht umgehen“. „Ich fühle eine tiefe Wut “.
Augenmuster: Das Repräsentationssystem eines Menschen kann von seinen Augen abgelesen werden. Beim Nachdenken bewegen Menschen ihre Augen mehr oder weniger in unterschiedliche Richtungen, wobei es darauf ankommt, ob sie intern mit Bildern, Geräuschen oder Gefühlen beschäftigt sind. Die Blickrichtung nach oben verrät das Erzeugen von Bildern. Bei waagrechter Blickrichtung nach links oder rechts werden Geräusche hervorgebracht. Geht der Blick nach unten rechts, werden Gefühle und nach unten links Dialoge erzeugt. Geht der Blick auf die rechte Seite werden visuelle Bilder, Klänge, Empfindungen konstruiert. Weicht der Blick auf die linke Seite werden sie erinnert. Man darf allerdings nicht vergessen, dass dieses Muster bei normal organisierten Rechtshändern entdeckt wurde, und man sich nicht ausschließlich auf die Augenmuster verlassen darf, sondern sie nur ein Teil der Erkennungsmuster sind.
Andere Zugangshinweise: Es gibt noch andere Möglichkeiten um Repräsentationssysteme zu beobachten. Wichtig ist hierbei die Stimmlage (höher bei visuellem Zugang, tiefer bei kinästhetischem Zugang). Das Sprechtempo beschleunigt sich bei visuellen und verlangsamt sich bei kinästhetischem Zugang. Die Atmung geht beim visuellen Zugang höher in den Brustkorb und beim kinästhetischen tiefer in den Bauch.
Metaprogramme sind im Grunde Eigenschaften der Persönlichkeit, d.h. Formen, in denen Menschen ihre Identität ausbilden und Methoden erfinden, um diese Identität aufrechtzuerhalten. Sie sind immer nützlich auf eine Weise und dadurch wieder schlecht in Bezug auf etwas anderes. Nach C.G. Jung und Isabel Briggs unterscheidet man vier verschiedene Metaprogramme. Es gibt den Introvertierten und Extrovertierten Typ, den Intuitiven und den Empfindungstyp, den Denk- und Fühltyp und den Beurteiler und Wahrnehmer. Hier eine Aufzählung der wichtigsten Metaprogramme:
Orientierung („Hin zu etwas“ versus „Weg von etwas“): Das ist der Typ Mensch der sich auf etwas hinbewegt, oder von etwas wegbewegt das ihm missfällt. Hin-zu-Typen möchten etwas erreichen wobei Weg-von-Typen etwas vermeiden möchten.
Beziehung („Selbst“ versus „Andere“): Bei diesem Metaprogramm geht es darum, ob Menschen mit ihrer Aufmerksamkeit bei anderen sind oder bei sich selbst.
Zeitorientierung („Vergangenheit“ versus „Gegenwart“ versus „Zukunft“): Hier geht es darum ob Menschen vergangenheits-, gegenwarts- oder zukunftsorientiert sind. Man erkennt diese Zeitorientierungstypen meistens an der Grammatik ihrer Äußerungen und dem zeitlichen Zusammenhang ihrer Aussagen.
Aufmerksamkeit, primäre Interessen („Wer“ – „Was“ – „Wo“ – „Wann“ – „Wie“): Die Interessen von Menschen stehen hier im Vordergrund. Es ist feststellbar, ob jemand an Personen, an Orten, an Dingen, Aktivitäten oder anderen Eigenschaften eines Themas interessiert ist.
Chunk-Größe („Kleine Chunks“ (Detail) versus „Große Chunks“ (Verallgemeinerung)): Hierbei geht es um die Aufnahme von Verarbeitung von Informationen. Ein „Kleinchunker“ versteift sich auf Details, wobei ein „Großchunker“ sich einen Gesamtüberblick verschaffen will.
Referenz („Intern“ versus „extern“ orientiert): Menschen treffen Entscheidungen auf Grundlage ihrer Orientierung, was so viel bedeutet wie, der „externe“ Typ nimmt die Meinungen Anderer als Entscheidungshilfe, der „interne“ Typ nimmt seine eigenen Erfahrungen zu Hilfe.
Motivation („Möglichkeit“ (wollen) versus „Notwendigkeit“ (müssen)): Hier geht es darum ob sich jemand gezwungen sieht, etwas zu tun, oder sich auf Möglichkeiten ausrichtet, die er verwirklichen kann. (vgl. Mohl, 2006, S.110- 120)
Unter Rapport versteht man im NLP eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die auf Wertschätzung, Vertrauen und gegenseitiger Achtung beruht. Eine solche Beziehung ist der Grundbaustein für jedes ehrliche Gespräch. Ohne Rapport wird sich ein Gesprächspartner nicht öffnen und nicht ehrlich über persönliche Belange sprechen. Doch Rapport ist nicht nur für den Klienten wichtig, sondern auch absolut notwendig für den Berater. Der Berater versucht nämlich mit seinem Verhalten in die Welt des Klienten einzusteigen und ihn von dort abzuholen, um dann effektiv mit ihm arbeiten zu können. (vgl. Mohl, 2006, S.133-134)
Um Rapport herzustellen, ist es wichtig zwei Elemente widerzuspiegeln, nämlich die Sprache und die Körperhaltung des Patienten. Wobei der treffendere Ausdruck anpassen ist. Spiegeln ist nur ein Teil um Rapport herzustellen. Trotz dieser einfachen Vorgehensweise ist Rapport herstellen eine wahre Kunst bei der viele Fehler gemacht werden können. Die Schwierigkeit liegt darin, sein Gegenüber so zu spiegeln, beziehungsweise den Tonfall der Stimme und das Sprechtempo so anzupassen, dass die Patientin oder er Patient diese Technik nicht offensichtlich bemerkt. Es braucht viel Erfahrung und Übung und eine gute Wahrnehmung der Patientin oder des Patienten, um effektiv Rapport herzustellen.
„ Rapport erkennst du daran, dass eine Gleichheit der Körperhaltung und im Ve r ha lten entsteht“. (Ahlfeld, 2012, S.34)
Pacing bedeutet, unbewusste Gemeinsamkeiten auf nonverbaler oder verbaler Ebene mit dem Betroffenen herzustellen. Diese Gemeinsamkeiten werden jedoch dem anderen nicht bewusst. Dieser nimmt den Gegenüber als „ähnlich“ wahr. Das bedeutet, es ist kein „nachäffen“ gemeint, sondern eine vorsichtige Verhaltensanpassung, die der andere als angenehm wahrnimmt.
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