Magisterarbeit, 2007
81 Seiten, Note: 2,0
INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
1 DIE VORISLAMISCHE ZEIT UND DIE ENTWICKLUNG ZUM ISLAM
1.1 Die sozialen und politischen Verhältnisse um das
Jahr
1.2 Die altarabische Religion
1.2.1 Die mekkanische Religion und der „Hochgott“
1.2.2 Die älteren monotheistischen Religionen
1.3 Der religiöse Führer
1.3.1 Mohammed als Prophet
1.3.2 Der Koran
1.4 Die Ausbreitung der islamischen Religion
1.5 Die Geschichte und die Entstehung des Landes
Usbekistan, die Anfänge, verschiedene Einflüsse
1.6 Die Entstehung der Nation
1.7 Die Wirtschaft in Usbekistan
1.7.1 Lebensstandard und das Lebensniveau
1.7.2 Gott im täglichen Leben
2 CHRISTLICHE MISSIONEN IN ZENTRALASIEN
2.1 DIE ARMENISCH-APOSTOLISCHE KIRCHE IN TASCHKENT
2.1.1 Öffentliche Gottesdienste
2.1.2 Gemeinsame Feier des Passah
2.2 DIE EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHE
2.2.1 10-jährige Bestehen der Kirche
2.2.2 Kinder- und Jugendarbeit
2.2.3 Diakoniearbeit und Sprachkurse
2.2.4 Bekämpfung des HIV- und Aids Erkrankungen
2.2.5 Humanitäre Hilfe
2.2.6 Christliche Radiosendungen
2.2.7 Christlich-muslimische Tagung
2.3 DIE RÖMISCH-KATHOLISCHE KIRCHE IN USBEKISTAN
2.3.1 „Zeugnis von Jesus Christus in Asien“
2.3.2 Missionare der Barmherzigkeit
2.3.3 Die Feier des Passahfestes
2.3.4 Das jährliche Treffen „Sui Iuris“
2.3.5 Katholischer Informationsdienst
2.4 DIE RUSSISCH-ORTHODOXE KIRCHE
2.4.1 Feierliches Treffen am runden Tisch
2.4.2 Dialog der Zivilisation
2.4.3 Arbeit mit den Jugendlichen
2.4.4 Sonntagsschule für Kinder und Jugendliche
2.4.5 Taufen und Trauungen
2.4.6 Publikationsaktivitäten
2.5 DIE KIRCHE DER SIEBENTEN-TAGS-ADVENTISTEN
2.5.1 Einrichtung des Gesundheitszentrums
2.5.2 ADRA-Usbekistan
2.5.3 Adventist World Radio
2.5.4 Aus- und Weiterbildung von Missionaren
3 EIGENE ERKENNTNISSE UND VORSCHLÄGE
3.1 Möglichkeiten der christlichen Mission
3.1.1 Die Religion des Islam für die Usbeken
3.1.2 Der Islam in Usbekistan
3.2 Kultureller Hintergrund
3.2.1 Dialog auf das Leben bezogen
3.2.2 Dialog auf den Verstand bezogen
3.2.3 Dialog auf das Herz gerichtet
3.2.4 Soziale Einrichtungen, humanitäre Unterstützung und Behördenhilfe
4 ZUSAMMENFASSUNG
5 LITERATURVERZEICHNIS
5.1 Primär Literatur
5.2 Sekundär Literatur
5.2.1 Zeitschriften
5.3 Internetquellen
Mit dieser Masterarbeit soll die christliche Mission in Usbekistan vor dem Hintergrund des Islam in Mittelasien erforscht werden. Die Bewohner dieses Gebietes sind überwiegend Muslime. Für sie ist ihr Glaube und der Ursprung ihrer Religion das Höchste im Leben. Daher wird der erste Punkt dieser Arbeit einen Einblick in die vorislamische Zeit, in die Bedeutung des religiösen Führers, sowie in die Entwicklung und Ausbreitung des Islam bis in das zu erforschende Gebiet Mittelasiens geben.
Das zu wissen, und die Geschichte Usbekistans mit den verschiedenen Einflüssen, die das Land geprägt haben, zu kennen, ist wichtig für die Begegnung mit ihnen. Dazu wird ein kurzer Abriss der Nation, der Ethnologie, der Sprache, des wirtschaftlichen Aspektes und kulturellen Standes dargestellt. All diese Aspekte sollen helfen, einen Zugang zu den Menschen zu finden.
Der zweite Punkt wird sich mit der aktuellen Lage in Mittelasien und Usbekistan auseinandersetzen. Unter diesem Aspekt wird nach schon bestehenden christlichen Einrichtungen geforscht und welche christlichen Kirchen schon vertreten sind, die Mission betreiben? In diesem Zusammenhang soll die Herangehensweise der christlichen Mission, soweit es möglich ist, dargestellt werden. Im letzten Teil dieser Arbeit sollen die erforschten Erkenntnisse einen auswertenden Charakter haben, die dazu verwendet werden, bzw. beitragen, eigene Vorschläge für eine mögliche christliche Mission in Mittelasien (Usbekistan) zu unterbreiten.
Den Ursprung des Islam finden wir in Arabien zu der Zeit, als Arabien noch von den Nomadenstämmen besiedelt war. Heute ist das nur noch in manchen Teilen des Landes der Fall. „Fast völlig von Wüsten bedeckt (Gebirgswüste, Steppen mit einzelnen Oasen), daher unfruchtbar und wenig Landwirtschaft und Nutztierhaltung“.1
Um das Jahr 600 gab es viele Stämme in Arabien. Die einzige Einnahmequelle war die Viehzucht. Man lebte von der Kamel-, Schaf- und Ziegenzucht.2 Diese Stämme bildeten zwei Stammklassen. Die eine bestand aus Hirten, Schaf- und Ziegenhirten. Sie waren nicht so angesehen, nicht so mobil; denn die Art ihrer Arbeit brachte ihnen Einschränkungen. Sie musste ihr Leben den Umständen und der Situation anpassen. Ihr Gebiet war der äußerste Rand der Wüste.
Anders war es mit der Stammklasse, die sich auf die Kamelzucht spezialisierte. Diesen Stämmen waren bessere Möglichkeiten gegeben. Sobald der Frühling (rabi) begann, wanderten diese Stämme in die Wüstenregion hinaus. Kamele sind für die Wetterverhältnisse der Wüste sehr gut geeignet. So bot sich eine gute Möglichkeit, trotz unterschiedlicher Regenzeiten in jedem Jahr, seinem Geschäft nachzugehen.3 Jeder hatte sein ihm zugewiesenes Gebiet zum Durchwandern. „In verschiedenen Fällen war nur ein Teil eines Stammes nomadisch, während der andere Teil sich in einer Oase angesiedelt hatte und dort Ackerbau betrieb“.4 Wie zahlreich diese sesshaften Stammesangehörigen waren, lässt sich kaum mehr nachvollziehen. Doch feststeht, dass ihre Glaubenseinstellungen und Gebräuche für ganz Arabien normativ waren; außer Jemen (Staat im Süden der arabischen Halbinsel: um das 7. Jh.).5 „Die Nomaden waren in einem so hohen Maße von ihrer eigenen Überlegenheit überzeugt, daß die anderen ihr Selbstwertgefühl akzeptieren mußten“.6 Dennoch waren die Lebensverhältnisse in den Oasen sehr unterschiedlich. Sobald ein ganzer Stamm sesshaft wurde, beherrschte er eine Oase. Yatrib (Medina)-„in vorislamischer Zeit war Medina unter dem Namen Jathrib bekannt. Die Stadt galt bis 661, als das Kalifat nach Damaskus verlegt wurde, als Hauptstadt der muslimischen Welt“7 - war so eine Oase, in der man verschiedene Bäume (Datteln) und Getreide anpflanzte.
Die Vorreiter in diesen landwirtschaftlichen Oasen, wie auch in anderen Teilen Arabiens, waren wohl jüdische Stämme. Sie wurden dann, um das Jahr 600, in einem bestimmten Grad von den verschiedenen arabischen Gruppen politisch abhängig.
Eine erwähnenswerte Stadt, die sich in solch einer günstigen Lage befand, dass sich die Bewohner ausschließlich durch den Handel ernähren konnte, war die Stadt Mekka- („arabisch, Stadt in der Landschaft Hedscha; in Saudi-Arabien; heute Zentrum des Islam und dessen bedeutendster Wallfahrtsort (Moschee mit Kaaba); Handelszentrum; als Markt der Wüstenstämme schon im 2. Jh. n. Chr. bekannt; Geburtsstadt Mohammeds (geboren 571 n. Chr.) 630 Ausgangspunkt des Islams;“)8.
Mekka trug in dem großen umliegenden Gebiet Saudi-Arabien mit Kaaba (Kaba), dem Zentralheiligtum des Islam- ein würfelförmiges aus einem Raum bestehendes Steingebäude- zur Förderung des Handels bei. Nach islamischer Überlieferung war die Kaaba schon im vorislamischen Arabien Wallfahrtsort und wichtigstes Heiligtum (arabisch haram).9 Es war ein religiöses Zentrum, lange bevor Mohammed geboren wurde.10 „…In der Ostseite des würfelförmigen Gebäudes ist der von den Pilgern verehrte „Schwarze Stein“, ein Teil eines Meteoriten, eingemauert“.11 Für die Gläubigen war der Tempel von Mekka haram ein „geweihter Ort“.12
Ungefähr um das Jahr 600 hatten die Kaufleute von Mekka den gesamten Handel vom Staat Jemen nach Gaza und Damaskus unter ihrer Kontrolle. Zur damaligen Zeit war das der größte Handel zwischen dem Indischen Ozean und dem Mittelmeer. Mit Hilfe von Kamelkarawanen wurde der Handel über weite Strecken betrieben. Da die Karawanen oftmals durch die Gebiete der Nomadenstämme ziehen mussten, versuchten die Nomaden sich vor ihnen zu schützen. Um das Jahr 600 erlebte die Stadt Mekka ihre Blütezeit. Sie genoss großes Ansehen und lebte in großem Wohlstand.13
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 1: Arabien im Jahre 600.14
Die politischen Verhältnisse jener Zeit betreffend, war Arabien schon seit fast einem Jahrhundert ein Faustpfand der damaligen Großmachtpolitik.15 Die ständigen Kämpfe zwischen dem byzantinischen und dem persischen Reich setzten dem Land sehr zu.16 Auch gegen Angriffe vonseiten Äthiopiens war Verteidigung gefordert, doch diese waren von geringerer Bedrohung. Die umliegenden Länder versuchten eine Koalition gegen Arabien, besonders gegen Mekka, zu bilden. Um ihr Ziel zu erreichen, bemühten sie sich, einen Vertrag mit Mekka abzuschließen; doch ohne Erfolg. Den Handel aufrechtzuerhalten, war es für Einwohner und Führungskräfte von Mekka wichtiger, darum versuchten sie die Neutralität zu bewahren. „Der später erfolgte Niedergang dieser Mächte hinterließ genau das Vakuum, das dann die expandierenden Kräfte der Araber ausfüllen konnten“.17
Aus literarischen Quellen ist zu erkennen, dass es schon in vorislamischer Zeit Gottheiten und Kultstätten mit Kultpraktiken gegeben hat. Unter den drei Gebieten Arabiens: Nord-, Süd- und Zentralarabien, ist das zuletzt erwähnte von großer Bedeutung für das Studium der Entstehung des Islam.
Um das Jahr 600 übten verschiedene Religionen ihren Einfluss in Arabien aus. Überlieferungen erzählen, dass es mit Sicherheit Gottheiten in der alten Religion der Araber gegeben hat. Diese waren den kanaanäischen Gottheiten ähnlich, d.h. ihre Macht und ihr Einfluss hatten jeweils nur auf bestimmte Gebiete der Natur und des Lebens eine Auswirkung. Es gab auch Kultstätten für die drei bedeutenden Gottheiten. Für die erste namens Al- Lat, in At-Taif (Aţ Ta’if, auch Taif oder Tayif, Stadt im westlichen Saudi-Arabien, in der Provinz Al-Hijaz (Hejaz), auf einer Hochebene gelegen)18, für die Manat als zweite, in Quadayd und schließlich für die dritte namens al-Uzza, in der Nähe von Nahla an der Straße, die von Mekka nach Irak führt19.
Diese Gottheiten waren in der Regel nur normale Steine, deren natürliche Form und Gestaltung beibehalten wurde. Einige, z.B. al-Aws und al-Hazrag von Medina, sie waren Anhänger des Manat-Kultes von Qudayd, sahen in diesem Kult die Verehrung besonderer Gottheiten. Wallfahrten zu den Kultstätten, wie auch Opfer für die Gottheiten gehörten zu diesem Kult; doch alle Araber praktizierten diesen Kult. Einige Fakten könnten dafür ausschlaggebend sein: 1. Keinen tiefen Sinn in dieser Religion zu finden. 2. Sie war sehr komplex und schwer zu interpretieren. 3. Dazu kommt, „daß die Gottheiten meistens mit dem Jahreszyklus der Vegetation in Verbindung gebracht werden – und das ist etwas, was für Nomaden von viel geringerer Bedeutung ist, als für die Ackerbauern“.20
Durch die fehlende Einheit konnte diese Religion nicht weiterhin bestehn. Das war eine gute Chance für den Beginn einer neuen Religion. Einige Kaufleute von Mekka sahen ihre Religion durch Mohamed attackiert. Doch der eigentliche Grund war die Befürchtung, Mekka könnte aufhören ein heiliger Ort zu sein, sowie Mohameds Einfluss auf die Politik des Landes.
Das Auffallende an diesen Aufständen zu der Zeit um Mohameds Tod war, dass man die alte Religion nicht verteidigte, sondern vielmehr die neue, die koranische Lehre, akzeptierte. Manche Praktik der alten heidnischen Lehre wurde zwar übernommen, z.B. die Wallfahrt nach Mekka; doch mit untergeordneter Bedeutung.
Daraus kann man schlussfolgern, dass die Nomaden keine gefestigte Bindung zu der alten Religion hatten. Die wirkliche Religion der Nomaden war ein „Stammes- Humanismus“. Das besagt: nur durch „edle Tat“ war man mit dieser Religion verbunden; doch nur mit „edler Abstammung“ waren „edle Taten“ möglich. Das zeigt, dass es „bei den nomadischen Arabern einen starken Schicksalsglauben gab“.21 Das wird oft im Koran zitiert. Als Beispiel hier eine Stelle in Sure 45,24: „Und sie [d.h. die Ungläubigen] sagen: Es gibt nur unser diesseitiges Leben. Wir sterben und leben, und nur ad- dahr lässt uns zugrunde gehen“.22 Das Wort dahr wird sehr oft mit „Schicksal“ oder „Zeit“ übersetzt, Letzteres ist die genauere Übersetzung. Alles, was dem Menschen widerfährt, sei es persönlich oder unpersönlich, wird nicht dem Fatum (Schicksal) zugeschrieben, sondern dem natürlichen Lauf der Dinge. Das allerdings spiegelt nicht einen frommen Glauben wider, sondern eine wissenschaftliche Ansicht.
Im vorislamischen Mekka war der Bezug zu der altarabischen Religion noch vorhanden, doch alles wies auf einen Religionswandel23 hin. Mittelpunkt dieser Religion um 600 war die Kaaba mit einem geschnitzten Bildnis des Gottes Hubal, das von einigen Gelehrten als die Gottheit der Kaaba bezeichnet wurde. Um das Jahr 600 n.Chr. hatte der Gott Hubal als Divinationsgottheit eine große Bedeutung für die Bevölkerung; doch aus anderen Quellen ist ersichtlich, dass dieser Gott 300 Jahre zuvor aus einem anderen Ort hierher gebracht wurde. Das widerlegt die Auffassung, Hubal sei die ursprüngliche Gottheit.
Eine weitere nicht korrekte Auffassung war, dass Hubal und Allah gleichzusetzen sein. Dazu ein Beispiel: „Die Koranworte (103.3) ‚sollen sie dem Herrn dieses Hauses dienen“.24 Die allgemeine Auslegung dieses Textes wird folgendermaßen interpretiert: der „Herr“ ist Allah, der zugleich der Schöpfer der Welt und das „Haus“ die Kaaba, ist. Das Bildnis Hubals wurde von den Muslimen um 630 n.Chr. zerstört.
Demnach ist der „Schwarze Stein“, auch baetyl genannt, der frühere Kultgegenstand gewesen.25 Die griechische Bedeutung von Baetyl, baitulos, baitulon, ist gleich dem hebräischen Beth-el „Haus Gottes“. Die ursprüngliche Bedeutung von Baetyl wurde nur dem Stein zugemessen; doch später gab es auch Gebäude oder ein einfaches Haus mit dem Stein, gleich der Kaaba in Mekka. Zusammenfassend kann man sagen: Wenn Allah schon vor dem Jahr 600 n.Chr. als arabische Gottheit existiert hat, dann wurde er im Jahr 600 n.Chr. für die meisten seiner Verehrer entweder ein „Hochgott“ oder Gott im monotheistischen Sinn.26
Aus dem Koran geht mehrfach hervor, daß es um das Jahr 600 in Mekka und vielleicht auch anderswo Heiden gegeben hat, die Allah als einen „Hochgott“, Schöpfer der Welt, Spender des Regens und Gebieter des Sturms, ansahen, als einen Gott, bei dem die geringeren Gottheiten Fürsprache für ihre Verehrer einlegen konnten.27
Die alte arabische Religion war nicht die monotheistische Religion, nach der einige auf der Suche waren. Davon wird in einer Geschichte berichtet, in der es um „vier Männer“ geht, die mehrere Jahre vor Mohammeds Berufung zum Propheten lebten.28 Die Araber sahen den Reichtum anderer Religionen, der sie faszinierte; denn sie vermuteten hinter dem allem eine höhere Macht, die den Segen dazu gab.
Die Wahl, für welche Religion man sich entscheiden sollte, war groß; doch es gab bei allem einen kleinen Haken. Wählte man das Christentum – das bedeutete politisch mit dem byzantinischen Reich verbunden zu werden. Mit der Wahl für das Judentum wären sie, ob sie es wollten oder nicht, in das Perserreich eingegliedert worden, was total undenkbar für sie war. All das lässt vermuten, dass in Mekka und ganz Arabien die Zeit der Neuumorientierung bezüglich der Religion gekommen war. Viele der Araber gaben den Glauben an den lokalen Gott auf und akzeptierten den „Hochgott“. Einige von ihnen sahen in dem „Hochgott“ Allah, den Herrn der Kaaba. Andere sahen Allah als Gott im monotheistischen Sinn; „deshalb konnte der Koran die Muslime auffordern, den Herrn der Kaaba als ihren Gott zu verehren“.29 Im Islam wird Allah mit Gott übersetzt; damit ist der Gott der Muslime auch der Gott der Juden und Christen gemeint. Es gibt einige arabisch sprechende Christen, die kein anderes Wort für Gott kennen als Allah.30
Um das Jahr 600 sind noch andere Ereignisse in Arabien geschehen, die nicht minder das Land geprägt haben. So ist ein Ereignis zu nennen, das zur Förderung des Monotheismus beigetragen hat: das Judentum und das Christentum. Beides fand eine weite Verbreitung in diesem Land.31 Einige der jüdischen Flüchtlinge aus Palästina, die sich um das Jahr 70 bzw. 135 hier niedergelassen hatten, hielten an ihrem Glauben und der heiligen Schrift fest. Das hat ohne Zweifel zur Verbreitung des monotheistischen Gedankenguts beigetragen.
Ein weiterer Aspekt, der zum monotheistischen Verständnis half, waren die drei damals vorherrschenden Religionen: Orthodoxie, Monophysitismus und Nestorianismus. Die beiden zuletzt Genannten gewannen mit der Zeit mehr und mehr an Einfluss, sodass auch einige Araber in Mekka sich zum Christentum hingezogen fühlten. Das unterstützt den Gedanken, dass sie mit der christlichen Lehre vertraut waren. Neben den drei erwähnten Religionen gewann auch eine Sekte an Bekanntheit.
Persiens offizielle Religion mit monotheistischem Ansatz beeinflusste ebenfalls die arabische Glaubenswelt. Es ist schwer, fast unmöglich, die einzelnen Einflüsse nachzuvollziehen, die das damalige Arabien um das Jahr 600 geprägt und bewegt haben.32
Das Geburtsjahr von Mohammed ist nicht genau festzusetzen. Folgt man den modernen Forschern33 und den islamischen Biografen34, so ist das Jahr seiner Geburt um 570 bzw. 571 anzusetzen. Demzufolge soll Mohammed im „Jahre des Elefanten“ geboren sein, da in diesem Jahr der Herrscher von Jemen- Abraha- gegen Mekka einen Feldzug35 mit Kriegselefanten unternommen hatte, um die Kaaba in Mekka zu zerstören.36 Mohammeds Vater ’Abd Allah stammte aus der Sippe der Hashimiden- (arab. Herrscherdynastie, die ihren Stammbaum auf den Propheten Mohammed zurückführt)37 - einem ärmeren Zweig der Kuraishiten (in Arabien vor der Zeit des Islam),die Mekka beherrschten.38 Sie verehrten die Göttin Manat, die für sie die Göttin des Schicksals und Geschicks war.39 Mohammeds Urgroßvater war ein angesehener Schech (Ältester), der sein Ehrenamt bei der jährlichen Wallfahrt ausübte, indem er den Pilgern Wasser aus dem Brunnen Zemzem austeilte und sie mit der Speisung versorgte.40 Mohammeds Vater ’Abd-Allah ist auf einer Geschäftsreise in Medina, kurz vor der Geburt seines Sohnes Mohammed, gestorben. Somit lag die Verantwortung und die Erziehung des Kindes bei der Mutter. Amina bint-Wahb, die zum Geschlecht der Zuhra, vom Stamm der Qurays gehörte, behielt den Knaben eine Zeitlang bei sich.41 Auf der Heimreise von Medina starb Amina plötzlich.42 Mohammed war erst sechs Jahre alt. Er wurde deshalb bei seinem Großvater ’Abd al-Muttalib untergebracht. Nach dem Tod des Großvaters väterlicherseits bekam der Junge bei seinem Onkel Abu- Talib ein neues Zuhause.43
Als Mohammed zwölf Jahre alt wurde, soll Abu Talib mit ihm eine Geschäftsreise nach Syrien unternommen haben. Während dieser Reise begegneten sie einem christlichen Mönch, namens Bahira in Bostra, welcher dem Knaben weissagte, dass er einmal zu einem hohen Rang emporsteigen werde. Doch die Überlieferung dieser Reise ist unsicher. Vielmehr spricht man davon, dass Mohammed mit 25 Jahren eine Reise machte und den christlichen Glauben kennenlernte.
Die islamische Überlieferung liebt es, die Autorität Mohammeds mit christlichen Weissagungen zu untermauern. Ohne weiteres ist die Ähnlichkeit der Erzählung mit dem Tempelbesuch des zwölfjährigen Jesus in Jerusalem, nicht zu übersehen.44
Sein Kindheitserlebnis45, seine Heirat46 und das Wiederaufbauen der Kaaba47, brachten ihm ein gutes Ansehen beim Volk und förderte seine Karriere als Prophet und, dass das „nicht zufällig, sondern nur durch das Einwirken Gottes“,48 möglich war.49
Im Hintergrund dessen und seiner persönlichen religiösen Krise, begibt sich Mohammed gegen Ende der Dreißigerjahre auf die Suche nach einer persönlichen Religiosität. Sein bisheriger Lebensstil bringt ihm keinen inneren Frieden, deshalb begibt er sich auf die Suche nach etwas Besserem, Höherem, das die Leere und Sinnlosigkeit ersetzt. Die monotheistische Religion, mit der er aufgewachsen ist und das rechte Gottesbildverständnis helfen ihm nicht, „sondern nur eine persönliche Begegnung mit Gott“.50 Er zog sich in die Wüstenberge zurück. In dieser Einsamkeit erfuhr er, dass ihm eine Wende51 bevorstünde. Er bekam eine Offenbarung durch Erscheinung des Engels Gabriel, wodurch er in der Nacht auf dem Berg Hira die Fähigkeit erhielt, lesen zu können, die Mohammed bis dahin nicht besaß.52 Der Engel bestätigte wiederholt: „O Mohammed, du bist der Gesandte Gottes“.53
[...]
1 Walter J. Voigts et al. „Arabien“ in: Multimedia Enzyklopädie 2004. DVD Version, WISSEN digital Software Verlags GmbH, München 2003.
2 Vgl. W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Ursprung und Werden des Islam” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 39.
3 Vgl. Philip K, Hitti, “Beduin life” in: History of the Arabs. Tenth Edition, London and Basingstoke, New York Singapore and Tokyo, Published by the Macmillan Press LTD 1970, S. 23.
4 Vgl. W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Ursprung und Werden des Islam” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 39.
5 Maurer, at. all. „Jemen“, in Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1993-2001, Langescheidt KG 1993-2001, PC-Bibliothek 3.0.
6 W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Ursprung und Werden des Islam” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 39.
7 Mathias, Boxleitner, Annette, Brand, et al. „Medina” in: Microsoft Encarta Multimedia-Enzyklopädie. CD Version, Program Manager, U.S.A. Redmond, One Microsoft Way 1993-2004.
8 Daniela, Kronseder, et al. „Mekka“. Universallexikon 2003. CD Version 1997-2003.
9 Vgl. Mathias, Boxleitner, Annette, Brand, et al. „Kaaba” in: Microsoft Encarta Multimedia-Enzyklopädie. CD Version, Program Manager, U.S.A. Redmond, One Microsoft Way 1993-2004.
10 Vgl. Philip K, Hitti, “Al-Hijaz on the Eve of the rise of Islam” in: History of the Arabs. Tenth Edition, London and Basingstoke, New York Singapore and Tokyo, Published by the Macmillan Press LTD 1970, S. 103.
11 Kronseder, Daniela et al. „Kaaba“. Universallexikon 2003. CD Version 1997-2003.
12 W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Ursprung und Werden des Islam” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 40.
13 Vgl. Ebd. S. 40.
14 Vgl. Yves, Thoraval, Lexikon der islamischen Kultur, Darmstadt, Primus Verlag 1999. S. 5.
15 Vgl. W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Ursprung und Werden des Islam” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 40.
16 Vgl. Gerhard, Endress, „Arabien vor dem Islam“ in: Einführung in die islamische Geschichte., München: C.H. Beck Verlag 1982. S. 191.
17 W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Ursprung und Werden des Islam” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 40.
18 Vgl. Mathias, Boxleitner, Annette, Brand, et al. „Aţ Ta’if” in: Microsoft Encarta Multimedia-Enzyklopädie. CD Version, Program Manager, U.S.A. Redmond, One Microsoft Way 1993-2004.
19 Vgl. W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Ursprung und Werden des Islam” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 41.
20 Ebd. S. 41.
21 Vgl.Ebd. S. 41.
22 Ebd. S. 41.
23 Dieser Wandel geschah durch Vermischung der verschiedenen Religionen der umliegenden nichtarabischen Völker. (Vgl. Emanuel, Kellerhals, „Die religiöse Geschichte Arabiens vor Mohammed“ in: Der Islam., Zweite, durchgesehene Auflage, Basel: Basler Missionsbuchhandlung G.m.b.H Verlag und Stuttgart: Evang. Missionsverlag G.m.b.H. 1956. S. 47.)
24 W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Ursprung und Werden des Islam” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 44.
25 Vgl. Ebd. S. 44.
26 Vgl. Ebd. S. 44.
27 Vgl. Ebd. S. 44.
28 Vgl. Ebd. S. 45.
29 Ebd. S. 44.
30 Ebd. S. 44.
31 Vgl. Philip K, Hitti, “Al-Hijaz on the Eve of the rise of Islam” in: History of the Arabs. Tenth Edition, London and Basingstoke, New York Singapore and Tokyo, Published by the Macmillan Press LTD 1970, S. 107.
32 Vgl. W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Ursprung und Werden des Islam” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 47.
33 Vgl. Emanuel, Kellerhals, „Mohammeds Leben und Wirken bis zur Hidjra“ in: Der Islam., Zweite, durchgesehene Auflage, Basel: Basler Missionsbuchhandlung G.m.b.H Verlag und Stuttgart: Evang. Missionsverlag G.m.b.H. 1956. S. 14.
34 Vgl. Philip K, Hitti, “Muhammad the Prophet of Allah” in: History of the Arabs. Tenth Edition, London and Basingstoke, New York Singapore and Tokyo, Published by the Macmillan Press LTD 1970, S. 111.
35 Vgl. W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Der Prophet von Mekka” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 51.
36 Vgl. Mathias, Boxleitner, Annette, Brand, et al. „Mekka” in: Microsoft Encarta Multimedia-Enzyklopädie. CD Version, Program Manager, U.S.A. Redmond, One Microsoft Way 1993-2004.
37 Vgl. Tobias, Althammer et al. „Haschemiten, Haschimiden“ in: Bertelsmann Universallexikon 2006. München: Systhema in der United Soft Media Verlag GmbH. DVD-Version 2005.
38 http://www.lerntippsammlung.de/Der-Islam-_-2-.-Version.html
39 http://www.helmut-zenz.de/hzisla10.html
40 Vgl. Emanuel, Kellerhals, „Mohammeds Leben und Wirken bis zur Hidjra“ in: Der Islam., Zweite, durchgesehene Auflage, Basel: Basler Missionsbuchhandlung G.m.b.H Verlag und Stuttgart: Evang. Missionsverlag G.m.b.H. 1956. S. 54.
41 Vgl. W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Der Prophet von Mekka” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 51.
42 Vgl. Emanuel, Kellerhals, „Mohammeds Leben und Wirken bis zur Hidjra“ in: Der Islam., Zweite, durchgesehene Auflage, Basel: Basler Missionsbuchhandlung G.m.b.H Verlag und Stuttgart: Evang. Missionsverlag G.m.b.H. 1956. S. 55.
43 Vgl. Philip K, Hitti, “Muhammad the Prophet of Allah” in: History of the Arabs. Tenth Edition, London and Basingstoke, New York Singapore and Tokyo, Published by the Macmillan Press LTD 1970, S. 111.
44 Vgl. Emanuel, Kellerhals, „Mohammeds Leben und Wirken bis zur Hidjra“ in: Der Islam., Zweite, durchgesehene Auflage, Basel: Basler Missionsbuchhandlung G.m.b.H Verlag und Stuttgart: Evang. Missionsverlag G.m.b.H. 1956. S. 55.
45 Vgl. W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Der Prophet von Mekka” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 51. 1. Die Legende besagt: als Mohammed von seiner Mutter in der Wüste aufgezogen wurde, seien ihm zwei weißgekleidete Männer begegnet, die sein Herz aus seiner Brust entfernt haben, es im Schnee wuschen, dabei einen schwarzen „Klumpen“ entfernten und sein Herz wieder einsetzten. Dies fiel dem christlichen Mönch auf, als sich Mohammed mit zwölf Jahren in Syrien mit seinem Onkel auf der Geschäftsreise befand.
46 Vgl. Philip K, Hitti, “Muhammad the Prophet of Allah” in: History of the Arabs. Tenth Edition, London and Basingstoke, New York Singapore and Tokyo, Published by the Macmillan Press LTD 1970, S. 112. 1. Eine weitere große Veränderung im Leben Mohammeds war seine Heirat. Er heiratete die wohlhabende Khadidja. Dadurch hat sich nicht nur seine wirtschaftliche, sondern auch die soziale Lage dementsprechend verbessert und er fand durch sie Unterstützung in seiner Berufung zum Propheten.
47 Vgl. Emanuel, Kellerhals, „Mohammeds Leben und Wirken bis zur Hidjra“ in: Der Islam., Zweite, durchgesehene Auflage, Basel: Basler Missionsbuchhandlung G.m.b.H Verlag und Stuttgart: Evang. Missionsverlag G.m.b.H. 1956. S. 56. 2. Durch eine Überschwemmung stürzte die Mauer von der Kaaba ein. Nun entstand unter den Kuraishiten der Streit, wem die Ehre zukommen würde, den schwarzen Stein wieder an seinen ursprünglichen Ort zurück zu bringen. Mohammeds autoritatives Auftreten und sein weiser Rat, den Stein auf ein viereckiges Tuch zulegen, dessen vier Ecken von je einem Vertreter der streitenden Parteien getragen werden solle, beendete den Streit. Am Ort angekommen, mauerte Mohammed eigenhändig den Stein in die wiederaufgebaute Wand.
48 W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Der Prophet von Mekka” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 53.
49 Vgl. Ebd. S. 53.
50 Vgl. Emanuel, Kellerhals, „Mohammeds Leben und Wirken bis zur Hidjra“ in: Der Islam., Zweite, durchgesehene Auflage, Basel: Basler Missionsbuchhandlung G.m.b.H Verlag und Stuttgart: Evang. Missionsverlag G.m.b.H. 1956. S. 56.
51 Diese Wendung sah er als eine gnädige Führung Gottes an. Sure 93, 6-8.
52 Vgl. Emanuel, Kellerhals, „Mohammeds Leben und Wirken bis zur Hidjra“ in: Der Islam., Zweite, durchgesehene Auflage, Basel: Basler Missionsbuchhandlung G.m.b.H Verlag und Stuttgart: Evang. Missionsverlag G.m.b.H. 1956. S. 57.
53 Vgl. W. Montgomery, Watt, Alford T. Welch, “Der Prophet von Mekka” in: Der Islam I, Stuttgart Berlin Köln Mainz, W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 53.
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