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Bachelorarbeit, 2019
33 Seiten, Note: 1,0
Vorwort
1 Einleitung
2 Autismus-Spektrum-Störung (ASS)
2.1 Definition
2.2 Frühkindlicher Autismus
2.3 Atypischer Autismus
2.4 Asperger Syndrom
2.5 Komorbidität
2.6 Ursachen
2.7 Symptome und Diagnostik
3 Sozial- und Kommunikationsverhalten
3.1 Sozialverhalten
3.2 Kommunikationsverhalten
3.3 Verhaltensmuster
3.4 Theory of Mind
4 Unterricht
4.1 Schulische Inklusion
4.2 Soziale Integration von Kindern mit ASS
4.3 Möglichkeiten für die Praxis
5 Conclusio
6 Quellenverzeichnis
6.1 Gedruckte Quellen
6.2 Elektronische Quellen
Schlüsselwörter: Autismus-Spektrum-Störung, Inklusion, soziale Interaktion
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der sozialen Eingliederung von Kindern in die Klasse, die mit der Autismus[Spektrum[Störung diagnostiziert wurden. Zu Beginn wird die tiefgreifende Entwicklungsstörung dargelegt und die drei wichtigsten Diagnosearten werden genauer beschrieben. Im nächsten Hauptkapitel folgt eine Erläuterung der typischen Verhaltensweisen von betroffenen Kindern. Diese Verhaltensweisen zeigen auf, weshalb Kinder mit der Autismus[Spektrum[Störung in der Klasse eine spezielle Förderung hinsichtlich der Sozialisation benötigen. Des Weiteren bezieht sich die Arbeit auf die schulische Inklusion, die eine Beschulung aller Kinder, unabhängig ihrer Besonderheiten und Bedürfnisse, ermöglicht. Im letzten Teil der Arbeit werden Beispiele aus der Praxis vorgestellt, die es Kindern im Autismus-Spektrum ermöglichen, erfolgreich in die Klassengemeinschaft eingegliedert zu werden.
Key words: autism spectrum disorder, inclusion, social integration
The following bachelor thesis describes the social integration of children in class, who have been diagnosed with the autism spectrum disorder. At the beginning there is a description of the pervasive developmental disorder. In addition, the three most common types of diagnoses are characterized. The following chapter provides an explanation of the typical behaviour of children in the autism spectrum. These behaviours show why children with autism spectrum disorder need special support regarding socialization in the classroom. Furthermore, the thesis refers to integrated education, that enables a school system for all children, regardless of their special needs. In the final part of the thesis, practical examples are presented, that show how children on the autism spectrum can be successful integrated in the mainstream classroom.
Abbildung 1: Klassifikation der Autismus-Spektrum-Störung laut DSM 5
Quelle: Theunissen, 2014, S. 24f
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Den Begriff Autismus-Spektrum-Störung kenne ich bereits seit einiger Zeit, konnte damit aber nicht wirklich etwas anfangen. Seit meinem Bachelorstudium an der Pädagogischen Hochschule Wien und meiner Spezialisierung im Schwerpunkt „Inklusion“ wurde ich immer wieder mit dem Begriff konfrontiert.
Ich besuchte einige Lehrveranstaltungen, welche die Merkmale dieser Störung überblicksmäßig erläuterten. Durch Literaturtipps der Vortragenden wurde ich auf das Buch „Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“ von Mark Haddon aufmerksam. In dem Buch geht es um den 15~jährigen Christopher Boone, der Merkmale der Autismus[Spektrum[Störung aufweist. Das Buch beschreibt die Schwierigkeiten, die der Junge im Alltag zu überwinden hat, auf eine sehr subtile und amüsante Weise. Die Lektüre faszinierte mich so sehr, dass ich mich weiter über die Entwicklungsstörung erkundigte.
In der Schulpraxis durfte ich Kinder im Autismus^pektrum kennenlernen. Jedes der Kinder wies einen anderen Grad der Beeinträchtigung auf, auch die Verhaltensweisen äußerten sich ganz unterschiedlich. Ich konnte mir Informationen über die Verhaltensmuster von den Klassenlehrerinnen einholen und sprach zusätzlich mit Angestellten der „Österreichischen Autistenhilfe“, die in der Klasse tätig waren.
Die Diversität dieser Störung und die eingeschränkten sozialen Fähigkeiten, die besonders im Buch deutlich zum Vorschein kamen, beeindruckten mich so sehr, dass ich mich in meiner Bachelorarbeit speziell in diesem Bereich vertiefen wollte. Aus dem anfangs nur oberflächlich vorhandenen Wissen entstand eine intensive Auseinandersetzung mit Literatur zum Thema Autismus[Spektrum[Störung. Die Erkenntnisse meiner Recherche liegen im folgendem Werk vor.
Die Autismus-Spektrum-Störung ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die in drei wesentlichen Bereichen Beeinträchtigungen aufweist. Zu Beginn der Arbeit wird die Störung nach den internationalen Klassifikationsmodellen ICD und DSM definiert. Die Störung umfasst mehrere Diagnoseformen. Die drei am häufigsten vorkommenden Arten sind der „frühkindliche Autismus“, das „Asperger Syndrom“ und der „Atypische Autismus“. Diese werden in einem eigenen Unterkapitel jeweils einzeln kategorisiert.
Das nächste Hauptkapitel beschäftigt sich mit den Verhaltensweisen, die diese Störung ausmacht. Obwohl die Auswirkungen individuell unterschiedlich ausgeprägt sind, bestehen in jedem Fall Beeinträchtigungen im sozialen Verhalten, in der Sprache oder der Kommunikation und in den Verhaltensweisen. Die „Theory of Mind“ ist die Fähigkeit, sich in andere Personen hineinversetzen und Handlungsweisen nachvollziehen zu können. Diese Begabung ist bei vielen Menschen im Autismus-Spektrum gar nicht oder nur wenig vorhanden. In einem eigenen Unterpunkt wird die Bedeutung der „Theory of Mind“ hinsichtlich Sozialisationsprozessen herausgearbeitet.
Das letzte Hauptkapitel widmet sich der Schule und dem Unterricht. Österreich hat sich der Inklusion und somit der Beschulung aller Kinder verpflichtet und verspricht, mithilfe des „Nationalen Aktionsplans“ die schulische Inklusion umzusetzen. Das heißt, dass alle Kinder, unabhängig ihrer Fähigkeiten und Bedürfnisse, unterrichtet werden müssen. Gerade für Kinder im Autismus^pektrum, die häufig Einzelgänger sind, kann die Schule mit vielen unterschiedlichen Personen zur Herausforderung werden. Im letzten Teil der Arbeit werden bereits erprobte Methoden aus der Praxis vorgestellt, die eine funktionierende Klassengemeinschaft und somit die soziale Eingliederung von Kindern mit der Autismus- Spektrum~Störung begünstigen.
Autismus-Spektrum-Störung, abgekürzt ASS, ist ein, in der Literatur vorwiegend neuer Begriff. Während Menschen früher mit dem Krankheitsbild durchgehend als „Autisten“ bezeichnet wurden, ist aktuell von einer Spektrum~Störung auszugehen. (vgl. Theunissen, 2014, S. 13) Autismus wird als eine „tiefgreifende Entwicklungsstörung“ bezeichnet. (Theunissen, 2014, S. 13) Konkret gesagt wird angenommen, dass es sich dabei um eine Wahrnehmungs~ und Informationsverarbeitungsstörung im Gehirn handelt. Von einem Spektrum wird deshalb gesprochen, weil sich die Krankheit bei jedem Betroffenen individuell äußert und die Beeinträchtigungen unterschiedlich stark ausfallen können. Grundsätzlich sind das Sozialverhalten, die Kommunikation und die Wahrnehmung von Auffälligkeiten betroffen. (vgl. Theunissen, 2014, S. 13)
Im Jahr 1911 kam der Begriff erstmalig durch den Schweizer Psychiater Bleuler in Umlauf. Er beruht auf den Worten „autos“ (selbst) und „ismos“ (Zustand). Bleuler beschrieb damit ein Krankheitsbild, das dem der Schizophrenie stark ähnelt, aus dem eine Zurückgezogenheit in die eigenen Gedanken und das gleichzeitige unmögliche Anpassen an die Umwelt resultiert. In den Jahren 1943 und 1944 beschrieben Leo Kanner und Hans Asperger unabhängig voneinander den heutigen Begriff des Autismus. (vgl. Freitag et al., 2017, S.1)
Das erste Hauptkapitel widmet sich dem Krankheitsbild und den Definitionen der Autismus~ Spektrum~Störung. Die Autismus[Spektrum[Störung wird offiziell nach den internationalen Klassifikationssystemen des ICD~10 und des DSM 5 aufgeschlüsselt. Eine Abbildung des DSM 5 erläutert die einzelnen Definitionen, die das Krankheitsbild ausmachen. Innerhalb des Krankheitsbildes werden einzelne Formen der Spektrum-Störung unterschieden. Die drei wichtigsten werden einzeln vorgestellt. Die letzten drei Unterkapitel befassen sich mit häufig vorkommenden Begleiterkrankungen, den Ursachen und der Diagnose, um die Entwicklungsstörung festzustellen.
Krankheiten und Krankheitsbilder werden nach den internationalen Klassifikationssystemen ICD und DSM aufgeschlüsselt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gliedert Krankheiten nach bestimmten Codes im ICD. (vgl. DIMDI, 2018, o. S.) ICD steht für „International Classification of Diseases.“. (DIMDI, 2018, o. S.) Im ICD~10 fällt der Autismus in die Kategorie tiefgreifende Entwicklungsstörung. (vgl. BMGF, 2016, S. 242) Zu den Merkmalen dieses Krankheitsbildes zählen „Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation, sowie sich wiederholende und eingeschränkte Interessen und Aktivitäten.“. (BMGF, 2016, S. 242)
„DSM steht für Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders und wird von der American Psychiatric Association herausgegeben.“. (APA, 2018, o. S.) Im Gegensatz zum DSM IV wird im DSM 5 seit dem Jahr 2013 von einer Spektrum^törung ausgegangen, die weitgehend auf verschiedene Formen und Unterkategorien verzichtet. Statt der Einteilung in „autistische Syndrome“ und weitere Klassifikationen, werden nur mehr typische Merkmale des „klassischen“ Autismus ausgehoben. Wurde im DSM IV noch von einer Triade von Beeinträchtigungen, also drei Hauptbereichen gesprochen, werden im DSM 5 grundsätzlich zwei Kategorien unterschieden, da die Kommunikation in Verbindung mit sozialen Auffälligkeiten gebracht werden kann. (vgl. Theunissen, 2014, S. 24f)
Georg Theunissen hat in seinem Werk „Menschen im Autismus[Spektrum“ die Auflistung (Abbildung 1 ) zur Autismus^pektrum^törung sinngemäß vom DSM 5 aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. (vgl. Theunissen, 2014, S. 24)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Klassifikation der Autismus-Spektrum-Störung laut DSM 5
Quelle: Theunissen, 2014, S. 24f
Leo Kanner lebte von 1896 bis 1981. Er war ein österreichischer Kinder und Jugendpsychiater, der in den 1920er Jahren in den USA am Johns-Hopkins-Hospital tätig war. Dort baute er die Station der Kinder und Jugendpsychiatrie auf und gilt als Begründer der Kinder und Jugendpsychatrie in den USA. 1943 stellte er erstmals den Begriff „frühkindlicher Autismus“ vor. Mittlerweile gibt es mehrere Bezeichnungen wie „Kanner~ Syndrom“, „Kanner[Autismus“ oder „klassischer Autismus“. Für seine Forschungen untersuchte er die Lebensgeschichte und Entwicklung mehrerer Kinder im Autismus~ Spektrum. Diese Kinder waren ursprünglich mit Schizophrenie diagnostiziert worden. Die beobachteten Kinder wiesen allesamt wesentliche gemeinsame Merkmale auf, die jedoch nicht mit den Eigenschaften der Schizophrenie übereinstimmten. Demzufolge verfasste Kanner durch seine Studien und Forschungen das neue Syndrom „frühkindlicher Autismus.“. (vgl. Theunissen, 2017, S. 33f)
Viele dieser beobachteten Kinder wurden zudem mit einer kognitiven Beeinträchtigung diagnostiziert. Das hierbei unbedingt ein Zusammenhang mit dem Syndrom bestand, widerlegte Kanner. Er ging davon aus, dass der „frühkindliche Autismus“ nicht zwangsläufig mit einer Intelligenzminderung einhergeht. Kanner konnte einige Fälle von Kindern feststellen, die einen hohen Intelligenzquotienten aufwiesen. Außerdem bemerkte er zudem mehrere positive Entwicklungen des Sozialverhaltens im Erwachsenenalter. Diese Fähigkeiten konnten vor allem dann entfalten werden, wenn der Spracherwerb vor dem fünften Lebensjahr stattgefunden hat. Jahre später wurde aufgrund dieser Beobachtungen der Begriff des „hochfunktionalen Autismus“ von der US-amerikanischen Autismusforschung eingeführt. (vgl. Theunissen, 2017, S. 34)
Im ICD-10 ist der „frühkindliche Autismus“ unter der Kategorie F84.0 definiert. Er entwickelt sich bereits vor dem dritten Lebensjahr. Es bestehen Auffälligkeiten in „der sozialen Interaktion, der Kommunikation und der stereotypen, repetitiven und eingeschränkten Interessens- und Verhaltensmuster.“ (Freitag et al., 2017, S. 4) Zu den typischen Verhaltensweisen gehören die Unfähigkeit, Blickkontakt zu halten, die Störung der Sprachentwicklung und die überwiegende Beschäftigung begrenzter Interessen. (vgl. Freitag et al., 2017, S. 5)
Der Atypische Autismus, F84.1 im ICD-10, unterscheidet sich vom „frühkindlichen Autismus“ dahingehend, dass er entweder erst nach dem dritten Lebensjahr auftritt oder, dass ein Diagnosekriterium der drei auffälligen Verhaltensweisen nicht gegeben ist. (vgl. Freitag et al., 2017, S. 5f) Der Atypische Autismus wird somit immer dann diagnostiziert, wenn kennzeichnende Merkmale zunächst nach dem dritten Lebensjahr manifestiert sind. Auch müssen nicht alle drei psychopathologischen Bereiche Störungen aufweisen. (vgl. Krollner & Krollner, 2019, o. S.)
Hans Asperger war ein österreichischer Kinder- und Jugendpsychiater, der von 1906 bis 1980 in Wien lebte. Er benutzte im Jahr 1944, ziemlich zeitgleich, jedoch unabhängig von Leo Kanner, erstmals den Begriff „Autismus“, beziehungsweise „autistische Psychopathie“. In seinen Forschungen leitete sich allmählich der Begriff „Asperger-Syndrom“ ab, der bis heute besteht. Grunja Evimovna Ssucharewa war eine russische Kinder- und Jugendpsychiaterin, die bereits in den 1920er Jahren Kinder und Jugendliche mit autistischen Verhaltensweisen beschrieb. Ähnlich wie Hans Asperger untersuchte auch sie Kinder und Jugendliche mit einem auffälligen einzelgängerischen Verhalten. (vgl. Theunissen, 2017, S. 22) Mit der „autistischen Psychopathie“ beschreibt er „eine Extremvariante des männlichen Charakters, der männlichen Intelligenz“. (Theunissen, 2017, S. 22)
Der Kinder- und Jugendpsychiater untersuchte in seinen Studien vier Jungen im Alter von sechs und elf Jahren. Kanner, als auch Asperger vermuteten, dass die Spektrum^törung angeboren sei. Asperger ging davon aus, dass der Vater dem Sohn diese sogenannte „Persönlichkeitsstörung“ weitervererbt. Laut Asperger lässt sich das Syndrom erst nach dem dritten Lebensjahr feststellen. Vor allem die Bereiche Kommunikation und Kontaktverhalten wurden von ihm beobachtet. Er bemerkte Auffälligkeiten in der Mimik, Gestik, im Blickkontakt und in der Sprechweise. Außerdem erwies sich die Kommunikation seiner Patientinnen und Patienten als äußerst merkwürdig. Sie verwendeten Wortneuschöpfungen oder sprachen in Monologen. Im Kontaktverhalten mit anderen Personen zeigten die Jungen wenig Interesse und folgten lediglich ihren eigenen Bedürfnissen. Empathie schien nicht vorhanden zu sein. Zusätzlich wurden auch Probleme in der Motorik und Koordination, sowie ein mangelndes Köpergefühl beschrieben. (vgl. Bölte, 2009, S. 22)
Das „Asperge^Syndrom“ ist im ICD~10 unter F84.5 aufgelistet. Grundsätzlich lässt sich das „Asperger^yndrom“ vom „frühkindlichen Autismus“ hinsichtlich der Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion und dem Verhalten nicht unterscheiden. Beim „Asperge^Syndrom“ ist jedoch die Entwicklung anders. Es besteht keine Verzögerung in der kognitiven Entwicklung und der Sprache vor dem dritten Lebensjahr. Typisches frühkindliches Verhalten und die Neugierde an der Umwelt entsprechen einer durchaus gewöhnlichen Entwicklung. Trotzdem kommt es vielfach zu einem auffälligen, nicht normgerechten Sprachgebrauch. Motorische Auffälligkeiten, ebenso wie das intensive Interesse in einem speziellen Bereich, sind Merkmale für die Spektrum~Störung. Anders, als beim „frühkindlichen Autismus“, ist eine Beeinträchtigung der Intelligenz meist nicht gegeben. Auffällig ist, dass die Entwicklungsstörung viel häufiger bei Jungen, als bei Mädchen diagnostiziert wird. Dies könnte aber an einer Unterdiagnostizierung bei Mädchen liegen. (vgl. Freitag et al., 2017, S. 6f)
Die Autismus-Spektrum-Störung kann neben den, für die Krankheit typischen Auffälligkeiten, zusätzlich mit anderen Beeinträchtigungen einhergehen. Ist dies der Fall, wird von einer Komorbidität, einer Begleiterkrankung, ausgegangen. Dies wird als „syndromischer Autismus“ bezeichnet. Der „idiopathische Autismus“ beschreibt das alleinige Krankheitsbild von ASS. Die Entwicklungsstörung kann zusätzlich von einer geistigen Behinderung oder Trisomie 21 betroffen sein. Auch Begleiterkrankungen wie Epilepsie, Aufmerksamkeits- und Zwangsstörungen sind nicht auszuschließen. (vgl. Bernard, 2017, S. 11f) Vor allem psychische Erkrankungen treten häufig zusätzlich zu ASS auf. Aus einer Studie in Großbritannien aus dem Jahr 2008 mit 10 bis 14-jährigen Jugendlichen, die die Autismus-Spektrum-Störung aufweisen, geht hervor, dass ungefähr 70 % zusätzlich an einer psychischen Erkrankung leiden. ADHS oder Angststörungen werden ebenfalls häufig von der Spektrum-Störung begleitet. (vgl. Freitag et al., 2017, S. 12f)
Ob ASS anfällig für andere Störungen ist, wird diskutiert. Neben den möglicherweise zusätzlichen Krankheitsbildern, können bereits im Frühkindalter beispielsweise Fütterungsschwierigkeiten auftreten. Weitere Bereiche wie Schlafen, Selbstverletzungen und Aggressionen zählen ebenfalls zu den bemerkbaren Auffälligkeiten. Ordnung und Struktur spielt für diese Entwicklungsstörung eine erhebliche Rolle und kann bereits früh einhergehen. Infolgedessen können sich in der späteren Entwicklung schwerwiegende Krankheiten ergeben, unter anderem Depressionen, Phobien, Zwangsstörungen, Essstörungen oder Schlafstörungen. In der Praxis kann es auch vorkommen, dass Menschen, die mit einer solchen Krankheit diagnostiziert werden, nur eine komorbide Störung aufzeigen und in Wahrheit von einer schwachen Form des „Asperger-Syndroms“ betroffen sind. (vgl. Schuster & Schuster, 2013, S. 19f)
Die Art der Störungen, die das Syndrom begleiten, verändern sich im Laufe der Jahre. Im frühen Kindesalter können Schlaf- und Essstörungen, sowie eine allgemeine Unruhe möglich sein. Auch Epilepsien treten häufig im Syndrom auf. Im Schulalter können Aufmerksamkeits- und Lernstörungen hinzukommen, ebenso wie aggressives Verhalten. Das Jugend" und Erwachsenenalter zeichnet unter anderem Störungen wie Tics, Ängste, Depressionen oder auch soziale Überforderung aus. (vgl. Bölte, 2009, S. 47)
Die Autismus-Spektrum-Störung tritt weltweit etwa bei 1% aller Kinder auf und ist dabei in allen Ländern und ethnischen Gruppen vertreten. Somit ist eine Ursache bezüglich der Herkunft nicht gegeben. Auffällig ist jedoch, dass die Häufigkeit der Entwicklungsstörung in entwickelten Ländern steigend ist. (vgl. Bernard, 2017, S. 11f) „Es gilt als heute abgesichert, dass ASS durch Erbfaktoren, also „Gene“ oder „genetische Faktoren“ bedingt wird. Diese können allerdings durch Umweltfaktoren beeinflusst sein.“. (Bernard, 2017, S. 12)
Früher wurde unter Umständen angenommen, dass die Erziehung zum Teil die SpektrumStörung bedingt. War die Mutter emotional distanziert, wurde davon ausgegangen, dass „frühkindlicher Autismus“ dadurch hervorgerufen werden kann. (vgl. Schirmer und Alexander, 2015, S. 28) Leo Kanner beschrieb, dass die Kinder in seinen Untersuchungen aus Familien mit einem hohen Bildungsgrad stammten. Ihr Verhalten gegenüber den Kindern äußerte sich oftmals distanziert und kühl. Daraus entwickelte sich der Begriff „Kühlschrankmutter“, welcher die nicht vorhandene und lieblose Interaktion von Müttern mit ihren diagnostizierten Kindern beschreiben soll. Ob dieses Verhalten wirklich etwas mit der Spektrum-Störung zu tun hatte, war jedoch reine Spekulation. Die Theorie gilt mittlerweile als widerlegt und Herr Kanner entschuldigte sich öffentlich für die missverständlichen Anschuldigungen. (vgl. Theunissen, 2017, S. 35)
ASS ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die vor allem durch genetische Faktoren hervorgerufen wird. Es ist ebenfalls möglich, dass die Störung durch Umweltfaktoren in der Schwangerschaft ausgelöst werden kann. Dazu zählen Infektionskrankheiten, Erkrankungen der schwangeren Mutter, Medikamente oder Umweltgifte. Ausgeschlossene Ursachen sind der Konsum von Tabak und Alkohol während der Schwangerschaft, wobei es aufgrund dessen wiederum zu anderen Beeinträchtigungen kommen kann. Impfungen jeglicher Art und in jedem Alter werden auch nicht mit der Autismus-Spektrum-Störung in Verbindung gebracht. (vgl. Freitag et al., 2017, S. 18f) Zusätzlich kann das Alter der biologischen Eltern einen Einfluss auf die Erkrankung haben. Somit ist das Risiko einer ASS-Erkrankung von Kindern bei älteren Vätern oder Müttern durchaus gegeben, wobei vor allem das Alter des Vaters ausschlaggebend ist. (vgl. Bernard, 2017, S. 73)
Die Autismus-Spektrum-Störung kann nicht in der Schwangerschaft erkannt werden, wie beispielsweise Trisomie 21. Ob eine sogenannte Störung vorliegt, wird mittels Diagnoseverfahren getestet. Beurteilt wird das Verhalten der jeweiligen Person. Ein Kinder- und Jugendpsychiater beobachtet das Verhalten eines zu untersuchenden Kindes und bezieht Gespräche mit den engsten Bezugspersonen des Kindes ein. Erwachsene werden durch einen Psychiater diagnostiziert. Um eine solche Diagnose stellen zu können, bedarf es einiges an Erfahrung.
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