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Bachelorarbeit, 2019
42 Seiten, Note: 2,3
TABELLENVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
VORWORT
1. Einleitung
2. Forschungsstand
3. Theoretischer Hintergrund
3.1 Entwicklungsgeschichte des Menschen und seiner Nahrung
3.2 Vegetarismus und Veganismus 9
3.2.1 Begriffsdefinition
3.2.2 Formen vegetarischer Ernährung
3.3 Krafttraining und Gesundheitssport 10
3.3.1 Krafttraining
3.3.2 Fitness- und Gesundheitssport
3.3.3 Ernährung im Zusammenhang mit dem Kraftsport
4. Forschungsfragen und Hypothesen
5. Methodik
6. Analyse
6.1 Kritische Nährstoffe veganer Ernährung in Bezug auf das Krafttrainin
6.2 Makronährstoffe
6.2.1 Proteine
6.2.2 Fette
6.3 Vitamine
6.3.1 Cobalamin (Vitamin B12)
6.3.2 Riboflavin (Vitamin B2)
6.3.3 Vitamin D
6.4 Mineralstoffe
6.4.1 Kalzium
6.4.2 Eisen
6.4.3 Jod
6.4.4 Zink
6.4.5 Selen
7. Ergebnisse
8. Diskussion
9. Fazit
Literaturverzeichnis
Tabelle 1 Belastungsstruktur des primärpräventiven Krafttrainings (Zimmermann, 2002, S. 193)
Tabelle 2 Datenbankrecherche (eigene Darstellung)
Tabelle 3 Einteilung der proteinogenen Aminosäuren beim Menschen (Leitzmann & Keller, 2013, S. 198; nach Leitzmann et al. 2009, S.35) 16
Tabelle 4 Übersicht der wesentlichen ungesättigten Fettsäuren (Leitzmann & Keller, 2013, S.244) 20
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die vorliegende Bachelorarbeit entstand im Rahmen meines Studiums an der Europa-Universität Flensburg.
Die Idee zum Thema der Bachelorarbeit entwickelte sich einerseits durch die langjährige Erfahrung als Breitensportler, Trainer und Veganer und andererseits durch das wachsende Interesse an einer vegetarischen und veganen Ernährung. Auch meine Studienfächer Sport, Gesundheit und Ernährung haben zu der Idee beigetragen.
Ein besonderer Dank gilt Frau Prof. Dr. Johannsen für die Betreuung dieser Arbeit und Frau Dr. Asbeck als Zweitkorrektorin.
Ich widme diese Bachelorarbeit Magdalena Weinert und Pierre Kaller, die mir während des Studiums jederzeit zur Seite gestanden haben.
Flensburg, im August 2019
Lukas Jaskolka
Immer mehr Menschen in Deutschland bevorzugen eine vegane oder vegetarische Ernährung.
1983 bezeichneten sich etwa 360.000 Menschen als Vegetarier (Leitzmann & Keller , 2013, S. 19). Wie viele von ihnen sich rein pflanzlich ernährten, ist nicht bekannt. Waren es im Jahre 2008 noch unter 80.000 Menschen (NVS II), die sich vegan ernährten, so erhöhte sich deren Anzahl laut dem Marktforschungsinstitut Skopos 2016 bereits auf 1,3 Millionen Deutsche (Skopos-Group, 2016).
Die steigende Anzahl vegan lebender Menschen in Deutschland zeigt, dass diese Ernährungsform immer mehr Akzeptanz in der Gesellschaft findet. Der Vegetarismus und der Veganismus sind nicht mehr mit einer gesellschaftlichen Isolation verbunden, wie es vor einigen Jahren noch der Fall war (Leitzmann & Keller , 2013, S. 68). Dies bestätigt auch die wachsende Anzahl wissenschaftlicher Beiträge, die sich in den letzten 40 Jahren vervierfacht haben (Elmadfa & Leitzmann, 2019, S. 741). Auch immer mehr Sportler, Künstler und andere Personen des öffentlichen Lebens bekennen sich als Veganer (Leitzmann, 2018, S. 9)
Motive für diese Ernährungsform können unter anderem ethisch, religiös, aber auch gesundheitlich sein, diese greifen ineinander und können nicht voneinander getrennt werden (Leitzmann, 2018, S. 21). Mittlerweile existieren zahlreiche Studien über die gesundheitlichen Auswirkungen der vegetarischen oder veganen Ernährung.
In dieser Arbeit werden alle bisherigen Erkenntnisse zur veganen Ernährung im Bezug Kraftsport zusammengefasst. Im ersten Abschnitt, dem theoretischen Hintergrund, werden Veganismus und Kraftsport erläutert. Anschließend folgen eine ernährungsphysiologische Analyse und Bewertung der Nährstoffe in der veganen Nahrung; hierunter auch von denen, die im Zusammenhang mit dem Veganismus kritisch betrachtet werden. Dabei sollen mögliche Probleme in der Nährstoffversorgung herauskristallisiert und thematisiert werden. Abschließend wird geprüft, inwiefern sich vegane Ernährung im fitness- und gesundheitsorientierten Kraftsport auswirkt.
In der Vergangenheit und auch heute wird bei der veganen Ernährung oftmals über einen Nährstoffmangel diskutiert (Leitzmann, 2018, S. 49). In den letzten Jahren wurden Positionspapiere und Empfehlungen unterschiedlicher Gesellschaften veröffentlicht.
Das im Jahre 2016 veröffentlichte Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) fasst zusammen, dass eine vegane Ernährung nur bedingt empfohlen wird, da eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen nur schwer oder gar nicht möglich ist (Richter, et al., 2016). Zu diesen kritischen Nährstoffen zählen die Proteine und die langkettigen n3-Fettsäuren, die Vitamine B12, B2 und D sowie die Mineralstoffe Kalzium, Eisen, Jod, Zink und Selen. Sollte sich jemand dennoch für eine vegane Ernährung entscheiden, empfiehlt die DGE eine dauernde Einnahme von Vitamin-B12-Präparaten. Außerdem sollte darauf geachtet werden, Lebensmittel zu wählen, die eine hohe Nährstoffdichte haben oder angereichert wurden, um einer Unterversorgung mit den kritischen Nährstoffen entgegenzuwirken. Die DGE empfiehlt auch, sich von einer qualifizierten Fachkraft beraten zu lassen. Personen in sensiblen Lebensphasen, dazu gehören Schwangere, Säuglinge, Kinder und Jugendliche, wird davon abgeraten sich vegan zu ernähren (Richter, et al., 2016).
In der Medienmitteilung von 2016 äußert die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) die gleiche Auffassung wie die DGE und schätzt das Risiko eines Nährstoffmangels als hoch ein (Schweizerische Gesellschaft für Ernährung, 2016).
Im Positionspapier der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) von 2019 übt diese zwar Kritik an der veganen Ernährung wegen der dadurch bedingten Gefahr eines möglichen Nährstoffmangels, zitiert jedoch die Academy of Nutrition Dietetics (ADA) aus dem Jahr 2009, die eine vegane Ernährung überwiegend als positiv anerkennt (Oesterreichische Gesellschaft für Ernährung, 2019).
Die ADA überarbeitete ihre Stellungnahme im Jahre 2016 und spricht sich erneut für eine vegane Ernährung aus. Sie stuft die vegane Ernährung als gesund und ernährungsphysiologisch angemessen ein, da sie gesundheitliche Vorteile bei der Vorbeugung und Behandlung bestimmter Krankheiten wie Ischämie, Krebs und Typ-2-Diabetes bieten kann. Gründe dafür sind eine geringe Aufnahme von gesättigten Fettsäuren und eine hohe Aufnahme von Gemüse, Obst und Vollkornprodukten. Die ADA sieht hier außerdem keine Risikogruppen und empfiehlt diese Ernährungsweise Schwangeren, Kindern, älteren Menschen und auch Sportlern. Sie setzt jedoch voraus, dass eine angemessene Vielzahl an pflanzlichen Lebensmitteln konsumiert wird; eine Vitamin-B12-Supplementierung bleibt dabei nicht aus (Academy of Nutrition and Dietetics, 2016).
Bis in die 90er Jahre untersuchten die Hälfte aller wissenschaftlichen Arbeiten mögliche Nährstoffmängel bei einer veganen Ernährung und vernachlässigten potenziell präventive Faktoren. Heutige Studienergebnisse zeigen, dass eine pflanzliche Ernährung das Risiko für verschiedene chronische Erkrankungen wie koronare Herzkrankheiten und Diabetes sowie die Gesamtsterblichkeitsrate senken kann und weniger gesundheitsgefährdend ist als eine konventionelle Kost (Leitzmann, 2018, S. 49).
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass eine pflanzliche Ernährung, unter Beachtung der kritischen Nährstoffe, von den Gesellschaften unter Einschränkung empfohlen wird. Diese Empfehlung gilt jedoch nicht oder nur teilweise für die sogenannten Risikogruppen. Die Ernährungsgesellschaften widersprechen sich zum Teil gegenseitig in ihren Äußerungen. Um genauere Aussagen treffen zu können, sind in Zukunft noch weitere Studien nötig.
Auch Leitzmann (2018) diskutiert einen möglichen Nährstoffmangel bei einer veganen Ernährung. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass keine Risiken eines Mangels bestehen, vorausgesetzt die Ernährung ist vollwertig, und Vitamin B12 wird exogen zugeführt. Schwangeren, Frauen in der Stillzeit, Senioren und Kindern kann eine vegane Ernährung empfohlen werden, sofern der erhöhte Nährstoffbedarf gedeckt ist (Leitzmann, 2018).
Die noch jungen Aussagen renommierter Gesellschaften und Ernährungswissenschaftler zur veganen Ernährung zeigen, dass der Forschungsstand aktueller denn je ist.
Die Sportlerernährung stellt heute eine eigenständige Forschungsrichtung dar, was zur Ausprägung eines Bewusstseins im Zusammenhang mit Sport und Ernährung führt (Elmadfa & Leitzmann, 2019, S. 614).
Viele internationale Expertenstandards beziehen sich bereits auf den Leistungssport, lassen die vegane Ernährung aber außer Acht. Auch gibt es bisher wenige Studien zur vegetarischen Ernährung im Leistungssport. Craddock, Probst und Peoples (2016) untersuchten den Verzehr einer überwiegend vegetarischen Ernährung und die Auswirkungen auf die körperliche Leistungsfähigkeit, indem sie Studien dieser Art verglichen. So wurden von 327 Studien acht Artikel gefunden, die die Einschlusskriterien Sport und vegetarische Ernährung erfüllten. Drei dieser Artikel befassten sich mit dem Kraftsport und der vegetarischen Ernährung.
Auch Rogerson (2017) überprüfte die Studienlage, um Empfehlungen hinsichtlich einer veganen Ernährung für Sportler auszusprechen. Es sind in Zukunft noch weitere empirische Forschungen nötig, um die Auswirkung einer veganen Ernährung in der Sportpopulation zu untersuchen (Rogerson, 2017, S. 1).
Für die Gruppe der Freizeit- und Gesundheitssportler und den leistungsorientierten Sportler existieren im deutschsprachigen Raum kaum gesicherte Ernährungsempfehlungen (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V, 2017b). Erst 2017 gründete die DGE eine Arbeitsgruppe aus zwölf Experten, die sich mit dem Thema Ernährung im Sport befassen und das Ziel einer optimalen Ernährungsempfehlung für Breitensportler verfolgen.
Die Betrachtung der veganen Ernährung im Zusammenhang mit Sport, insbesondere im Freizeit- und Gesundheitssport, steht aus wissenschaftlicher Sicht noch am Anfang, und es gibt bisher nur wenige Studien über die Auswirkung dieser Ernährungsweise. Mit der steigenden Anzahl von Veganern in Deutschland wird es voraussichtlich in Zukunft auch immer mehr Studien mit Bezug zur pflanzlichen Ernährung und Sport geben.
Im folgenden Abschnitt soll zum einen erläutert werden, was unter den Begriffen Veganismus und dem gesundheitsorientierten Kraftsport zu verstehen ist und zum anderen, inwiefern ein Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Kraftsport besteht.
Um herauszufinden, wie sich der Mensch in seiner Entwicklungsgeschichte ernährt hat, sollten zunächst die anatomischen und physiologischen Merkmale des Verdauungstraktes betrachtet werden.
Der Mensch und seine Vorfahren ernährten sich bereits vor Millionen von Jahren überwiegend pflanzlich (Elmadfa & Leitzmann, 2019, S. 22). Jedoch war er nicht als reiner Pflanzenesser (Herbivor) und auch nicht als reiner Fleischesser (Karnivor) zu sehen, sondern als Allesesser (Omnivor), dessen größter Nahrungsanteil aus pflanzlicher Kost bestand (Elmadfa & Leitzmann, 2019, S. 22). Gründe dafür können zum einen das regionale Nahrungsangebot gewesen sein; denn man aß das, was die Natur mit den klimatischen Bedingungen herzugeben hatte. Zum anderen kann die Bereitschaft des Menschen, alles Essbare zu verzehren, um nicht verhungern zu müssen, auch eine Erklärung hierfür sein (Leitzmann & Keller , 2013, S. 37).
Während die Anatomie des menschlichen Gebisses auf eine tendenziell pflanzenbasierte Kost schließen lässt, scheint der Magen-Darm-Trakt eher dafür ausgelegt zu sein, pflanzliche sowie auch tierische Nahrung zu sich zu nehmen, was mit einem dominierenden Dünndarm einhergeht (Elmadfa & Leitzmann, 2019, S. 22).
Laut Elmadfa und Leitzmann (2019) sprechen zwei wesentliche Faktoren für eine überwiegend pflanzliche Ernährung. Der Mensch ist unfähig Vitamin C selbst zu synthetisieren. Diese Unfähigkeit der Eigensynthese weisen sonst nur Tiere auf, die sich ausschließlich pflanzlich ernähren und sie wird damit begründet, dass in ihrer Nahrung genug Vitamin C zur Verfügung steht (Elmadfa & Leitzmann, 2019, S. 22).
Dem Menschen fehlt ein Enzym zum Harnsäureabbau. Stickstoffverluste steigen durch Harnsäureausscheidung mit der Menge des zugeführten Proteins. Tierische Produkte enthalten viele Purine und beim Abbau entsteht Harnsäure. Die Blut-Harnsäure-Konzentration steigt, was zu einem erhöhten Gichtrisiko führt (Elmadfa & Leitzmann, 2019, S. 22).
Aus diesen beiden Faktoren lässt sich schlussfolgern, dass der Mensch sich zwar überwiegend pflanzlich ernährte, er jedoch in der Lage war, sich anhand der anatomischen und physiologischen Gegebenheiten seines Verdauungssystems an seine Umgebung und deren Nahrungsverfügbarkeit anzupassen.
Die genaue Zusammensetzung der Nahrung unserer Vorfahren bleibt bis heute jedoch weiterhin umstritten und kann nicht klar rekonstruiert werden (Ungar, 2006).
Eine vegetarische bzw. vegane Ernährung ist also nicht unbedingt in der Natur des Menschen begründet, sondern eher eine kulturelle Entscheidung (Leitzmann & Keller , 2013, S. 36).
Ursprünglich leitet sich der Begriff ‚Vegetarier‘ oder ‚Vegetarismus‘ vom lateinischen Begriff vegetare ab, was übersetzt ‚beleben‘ bedeutet (Elmadfa & Leitzmann, 2019, S. 741). Er wurde 1847 von Mitgliedern der Vegetarian Society definiert und beschrieb Individuen, die kein Fleisch oder keinen Fisch verzehrten. Vorher wurden Vegetarier als Pythagoreans bezeichnet (Stepaniak, 2000, S. 2), vermutlich, weil Pythagoras (Philosoph, um 570 bis um 500 v. Chr.) als der Begründer des ethischen Vegetarismus gilt (Leitzmann & Keller , 2013, S. 41). Die Begriffsdefinition der Vegetarian Society ist auch in anderer ernährungswissenschaftlicher Literatur zu finden. Aufgrund seines Interesses für Veganismus gründete der Brite Donald Watson 1944 die Vegan Society. Er war der Meinung, der Begriff Vegetarier leite sich eher aus dem Englischen ab und stehe für ‚vegetables‘, was Gemüse bedeutet (Stepaniak, 2000, S. 2). Bis dahin gab es keine klare Abgrenzung zwischen Vegetariern, die weiterhin tierische Produkte wie Milch und Eier verzehrten, und solchen, die sich rein pflanzlich ernährten. Darum schlug Watson zur Bezeichnung Letzterer das Wort ‚vegan‘ vor. Dieser Begriff setzt sich aus den ersten drei Buchstaben und den letzten zwei Buchstaben des englischen Begriffs ‚vegetarian‘ zusammen.
Auf Grund der langen Entwicklungsgeschichte und der immer weiter steigenden Anzahl vegetarisch und vegan lebender Menschen auf der Welt gibt es heute unterschiedliche Formen dieser Ernährungsweise. Um zu verstehen, was Veganer von Vegetariern unterscheidet, und warum rein pflanzliche Kost bei Ernährungsgesellschaften wie der DGE in der Kritik steht, ist es nötig die unterschiedlichen Formen zu kennen.
Nach Leitzmann & Keller (2013) wird zwischen vier Grundformen der vegetarischen Ernährung differenziert. Kriterium dafür ist die Lebensmittelauswahl. Lakto-Ovo-Vegetarier essen keine Fleisch- und Fischprodukte, verzehren jedoch noch Eier- und Milchprodukte. Der Lakto-Vegetarier vermeidet zusätzlich noch den Konsum von Ei und der Ovo-Vegetarier konsumiert wiederum Produkte aus Eiern, jedoch keine Milchprodukte. Der Veganer vermeidet sämtliche tierischen Produkte, hierunter auch Honig. Auch innerhalb des Veganismus sind mittlerweile verschiedene Ernährungsformen entstanden; so ernährt sich beispielsweise der Roh-Veganer hauptsächlich von unerhitzten pflanzlichen Lebensmitteln, während der Pudding-Veganer oftmals zu stark verarbeiteten Lebensmitteln greift.
Um einen Bezug zwischen Krafttraining und Ernährung herzustellen, ist es vorab notwendig Krafttraining und Gesundheitssport zu definieren.
Neben der Koordination, Flexibilität, Schnelligkeit und Ausdauer ist die Kraft eine von fünf motorischen Hauptbeanspruchungsformen des Menschen (Hollmann, Diel, & Tagarakis, 2009, S. 139). Bei der Kraft kann zwischen der physikalischen und der biologischen Definition unterschieden werden. Im fitnessorientierten Krafttraining ist die biologische Definition von Bedeutung.
Dennoch definieren Martin et al. (2016, S. 102) die Kraftfähigkeit als: „die konditionelle Basis für Muskelleistung mit Krafteinsätzen, deren Werte über ca. 30 % der jeweils realisierbaren Maxima liegen“.
Es gibt drei verschiedene Erscheinungsformen von Kraft: die Maximalkraft, die Kraftausdauer und die Schnellkraft. Die Entwicklung der Kraftausdauer spielt in der Gesundheitsförderung die größte Rolle (Vogt, et al., 2006, S. 43). Laut Vogt (2006, S. 34) ist die „Kraftausdauer die Fähigkeit, Kraftleistungen über einen längeren Zeitraum, häufige Wiederholungen ermüdungsfrei zu vollbringen.“ Ziel des Krafttrainings im Allgemeinen ist die Steigerung der Innervationsfähigkeit der Skelettmuskulatur, also die Fähigkeit viele motorische Einheiten zu rekrutieren und synchron zum Einsatz zu bringen, sowie die Erweiterung des Energiepotentials der Muskulatur und dadurch eine gewisse Zunahme des Muskelquerschnitts (Zimmermann, 2002, S. 26).
Krafttraining wird nicht nur im Leistungssport eingesetzt, sondern hat heute einen hohen Stellenwert in der Prävention, der Rehabilitation und im Breiten- und Gesundheitssport (Zimmermann, 2002, S. 29). Es gewinnt in der Präventivmedizin an Bedeutung, denn regelmäßiges Krafttraining kann muskulären Kraftdefiziten entgegenwirken. Dadurch werden Alltagsbelastungen, wie das Tragen oder Heben von Gegenständen, leichter bewältigt. Außerdem hat Krafttraining positive Auswirkungen auf orthopädische Beschwerden wie Rückenschmerzen und kann osteoporotische Prozesse (Abnahme der Knochendichte) verlangsamen (Kindermann, et al., 2007, S. 17).
Beweggründe für ein Krafttraining können auch kosmetisch sein, z. B. um den Körper zu formen oder Fettgewebe zu reduzieren. Darüber hinaus kann das Krafttraining auch zur Steigerung der Basisfähigkeiten anderer Sportarten genutzt werden (Buskies & Boeckh-Behrens, 2009, S. 53).
Das gesundheitsorientierte Fitnesstraining hat das Ziel, die Gesundheit und Fitness zu verbessern bzw. zu erhalten, das Verletzungsrisiko zu minimieren und degenerative Prozesse zu verlangsamen (Buskies & Boeckh-Behrens, 2009, S. 11). Im Gegensatz zum Leistungssport, bei dem es darum geht erfolgreich Wettkämpfe zu betreiben, dominieren im fitness- und gesundheitsorientierten Krafttraining die Freude am Sporttreiben und außerdem alle präventiven und rehabilitativen körperlichen Aktivitäten (Kindermann, et al., 2007, S. 68). Gesundheitsorientierte Fitness kann in sechs Elemente unterteilt werden, nämlich das aerobe Ausdauertraining, Beweglichkeits-, Koordinations- und Entspannungstraining, gesunde Ernährung und das Kraftausdauer- und Muskelaufbautraining. Letzteres lässt sich auch dem Krafttraining zuordnen (Buskies & Boeckh-Behrens, 2009, S. 12).
Die Belastungsstruktur im fitness- und gesundheitsorientierten Kraftsport ist klar definiert. Der Gesundheitssportler trainiert zwei bis drei Mal die Woche, die Widerstandsintensität liegt bei 40–60 % der individuellen dynamischen Maximalkraft, und die Widerholungszahl je Übung liegt bei 15–25 Wiederholungen (Zimmermann, 2002, S. 193).
Tabelle 1 Belastungsstruktur des primärpräventiven Krafttrainings (Zimmermann, 2002, S. 193)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Ernährung im Sport ist differenzierter zu betrachten als die herkömmliche Ernährung. Unterschiedliche Sportarten benötigen unterschiedliche Nährstoffverteilungen. Kraftsportarten sind anders zu bewerten als Ausdauersportarten. Neben der Sportart sollte auch eine Differenzierung nach der Intensität vorgenommen werden (Bieslalski, Grimm, & Nowitzki-Grimm, 2011, S. 346). Der fitness- und gesundheitsorientierte Kraftsport ist eine Kraftsportart mit geringer bis moderater Intensität (vgl. Tab. 1).
Neben dem Wasser werden die Nährstoffe in der Nahrung in die energieliefernden (Makronährstoffe) und die nicht energieliefernden Nährstoffe (Mikronährstoffe) unterteilt (Schek, 2013b, S. 8). Auf Grund des ausgeprägteren Muskelgewebes haben Kraftsportler einen erhöhten Energiebedarf (Elmadfa & Leitzmann, 2019, S. 616). Dieser Bedarf bezieht sich jedoch auf Kraftsportler im Hochleistungsbereich. Der fitnessorientierte Sportler hat zwar ebenso einen Energiemehrverbrauch, eine zusätzliche Energieaufnahme ist jedoch nicht vonnöten, da dieser Mehrverbrauch zu gering ist (Berg, Stensitzky-Thielemanns, Schaffner, & König, 2012, S. 44). Gesundheits- und Breitensportlern wird keine besondere Ernährungsempfehlung ausgesprochen. Diese sollten sich an den Referenzwerten der Nährstoffzufuhr der DGE orientieren (Aue, 2011, S. 104).
Zwei der Elemente des Fitness- und Gesundheitssportes sind gesunde Ernährung und Kraftausdauer, bspw. Muskelaufbautraining (Buskies & Boeckh-Behrens, 2009, S. 12). Der Zusammenhang zwischen dem Sport und der Ernährung stellt sich dabei als komplex und vielseitig dar. Sowohl Kraftsport als auch die vegane Ernährung bieten viele Anknüpfungspunkte für die Forschung.
Diese Arbeit soll die Wirkung einer veganen Ernährung im fitness- und gesundheitsorientierten Kraftsport untersuchen.
Während der Literaturrecherche ergaben sich die folgenden beiden Forschungsfragen:
1. Wie wirkt sich eine vegane Ernährung im fitness- und gesundheitsorientierten Kraftsport auf die Leistungsfähigkeit aus?
2. Haben vegane fitness- und gesundheitsorientierte Kraftsportler ein höheres Risiko eines Nährstoffmangels im Vergleich zu einem Menschen, der Mischkost konsumiert und Gesundheitssport betreibt?
Auf Grund der vorhergegangenen Literaturanalyse entstanden zwei Hypothesen:
1. Eine vegane Ernährung wirkt sich nicht negativ auf die Leistungsfähigkeit im fitness- und gesundheitsorientierten Kraftsport aus.
2. Eine vegane Ernährung in Verbindung mit Kraftsport birgt kein erhöhtes Risiko dafür, einen Nähstoffmangel zu entwickeln.
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