Bachelorarbeit, 2019
54 Seiten
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Wahl des Baupartners
2.1 Fertig- bzw. Massivhausanbieter
2.2 Architekt
2.3 Generalunternehmen
2.4 Einzelvergabe
3 Grundstück
4 Kosten- und Vorentwurfsplanung
4.1 Projektgesamtkosten
4.2 Aspekte der Kosteneinsparungen
4.2.1 Einsparung der Menge
4.2.2 Einsparung in der Ausführungsvariante
4.2.3 Einsparung durch Eigenleistung
4.2.4 Einsparung durch energieeffizientes Bauen
4.3 Vorentwurf
5 Ausführungsplanung
5.1 Vorbereitende MAßNAHMEN
5.2 Erdarbeiten
5.3 Wände und Dämmsysteme
6 Nutzwertanalyse
7 Fazit
Literatur- und Quellenverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1.1: Aufgabenverteilung beim Fertig- und Massivhausanbieter 4 Tabelle 1.2: Leistungsphasen der HOAX
Tabelle 1.3: Aufgabenverteilung beim Architekten
Tabelle 1.4: Aufgabenverteilung beim Generunternehmen
Tabelle 1.5: Aufgabenverteilung bei der Einzelvergabe
Tabelle 1.6: Leistungsphasen der Baupartner
Tabelle 6.1: Wertung der Kriterien in der Nutzwertanalyse
Tabelle 6.2: Gewichtungsfaktoren der Nutzwertanalyse
Tabelle 6.3: Nutzwertanalyse Fassadendämmstoffe
Abbildung 3.1: Von der Kaufabsicht zum Grundbucheintrag
Abbildung 4.1: Ausrichtung des Hauses nach der Sonne
Abbildung 4.2: Grundriss EG des Musterprojektes
Abbildung 4.3: Grundriss OG des Musterprojektes
Abbildung 5.1: Entwässerungsmulde (I), Rigole (II) und Schachtversickerung (III)
Abbildung 5.2: Einzel-, Streifenfundament und Fundamentplatte
Abbildung 5.3: Aufbau Fundament und Bodenplatte des Musterprojek-tes
Abbildung 5.4: Ausführungsbeispiele einschaliges Mauerwerk
Abbildung 5.5: Ausführungsbeispiele zweischaliges Mauerwerk
Abbildung 5.6:Ausführungsbeispiel einschaliges Mauerwerk mit Wär- medämmverbundsystem
Abbildung 6.1: Aufbau der Nutzwertanalyse
Abbildung 6.2: Nutzwerte der Projektalternativen
In den letzten zehn Jahren sind in Deutschland über 950.000 Einfamilienhäuser errichtet worden.1 Eine höhere Lebensqualität, mehr Sicherheit und nicht zuletzt niedrige Zinsen und günstige Finanzierungen machen das Bauen eines Eigenheims besonders in den letzten Jahren attraktiv. Das unterlegt auch eine Studie zum Thema Wohnpräferenzen der Deutschen, die angibt, dass 67 Prozent der Deutschen das Wohnen in einem frei stehenden Haus mit Garten bevorzugen.2 Die Verwirklichung der eigenen Ideen steht dabei jedoch oft im Konflikt mit dem verfügbaren Budget.
Diese Bachelorarbeit ist mit dem Ziel der Erarbeitung einer wirtschaftlichen Bauablaufplanung eines Einfamilienhauses ins Leben gerufen worden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Ermittlung der optimalen Rahmenbedingungen, die die Bauplanung und den Bauablauf wirtschaftlich und zur gleichen Zeit qualitativ am sinnvollsten machen. Dabei gilt es die verschiedenen Möglichkeiten auszuarbeiten, zu vergleichen und zuletzt Handlungsempfehlungen abzugeben. Anhand der Gegenüberstellung der verschiedenen Alternativen und Handlungsansätze sollen Vor- und Nachteile, aber auch Chancen herausgearbeitet werden. Der Rahmen dieser Arbeit umfasst sowohl die Planungs- als auch Bauausführungsgrundlagen. Der Fokus liegt dabei auf den Rohbauarbeiten, also den Erdarbeiten und dem Errichten von Wänden, Decken und Dachkonstruktion. Die vorliegende Arbeit stellt dabei eine Art Handbuch über die Bauabwicklung eines Einfamilienhauses dar und richtet sich dabei v. a. an die Bauherren.
Diese Arbeit stellt sich dabei folgenden Forschungsfragen: Wie können Bauherren im Rahmen des Hausbaus den Kostenrahmen so gering wie möglich halten und gleichzeitig ihre Vorstellungen bezüglich Gestaltung und Funktion miteinbinden? Mit welchen Maßnahmen können die Kosten klein gehalten werden? Welche Möglichkeiten und Wege des Hausbaus gibt es, wo liegen die Unterschiede und welchen finanziellen Rahmen bieten sie jeweils?
Nachdem in diesem Kapitel die Ausgangssituation, Zielsetzung und Vorgehensweise zur Erstellung dieser Arbeit erläutert wird, liegt der Fokus im nächsten Kapitel auf der Wahl des Baupartners. Inhalt ist hier eine Vorstellung der Baupartner sowie eine Diskussion derer Vor- und Nachteile. Im dritten Kapitel wird die Grundstückssuche vorgestellt.
Dafür wird erst auf den Grundstückswert eingegangen, bevor die Abwicklung des Grundstückskaufs erläutert wird. Anschließend ist die Kostenplanung Gegenstand des vierten Kapitels. Dabei wird erst auf die Zusammensetzung der Projektgesamtkosten eingegangen, bevor die unterschiedlichen Aspekte der Kosteneinsparungen erläutert werden. Zuletzt ist die Vorentwurfsplanung und die Erstellung eines Mustereinfamilienhauses Gegenstand dieses Kapitels. Auf der Ausführungsplanung mit Schwerpunkt auf den Erdarbeiten und der Errichtung der Wände liegt im fünften Kapitel der Fokus. Dabei wird der Bauablauf beschrieben, verschiedene Alternativen vorgestellt, sowie deren Vor- und Nachteile diskutiert. Im sechsten Kapitel folgt die Vorstellung der Nutzwertanalyse als Instrument für die Entscheidungsfindung der richtigen Alternativen. Als Beispiel dient hier eine Auswahl verschiedener Dämmstoffe für die es die beste Entscheidung zu treffen gilt. Abschließend bildet das Fazit mit einem zusammengefassten Endergebnis den Schlussteil der Arbeit.
Das Bauen eines Hauses kann durch eine Vielzahl an Möglichkeiten umgesetzt werden. Je nach Ansprüchen des Bauherren gilt es hierbei abzuwägen, welche Kosten, welches Risiko und welcher Zeitaufwand für den Bauherrn tragbar sind, sowie wie wichtig ihm die Gestaltungsfreiheit ist und vieles mehr.
Die vier grundlegenden Möglichkeiten der Baupartnerwahl, die im Rahmen dieser Arbeit im Mittelpunkt stehen, umfassen
- den Fertighaus- bzw. Massivhausanbieter,
- den Architekten,
- das Generalunternehmen (GU) und
- die Einzelvergabe.
Im Folgenden werden die vier Alternativen näher erläutert.
Unter einem Fertighaus versteht man ein industriell vorgefertigtes Haus, das erst vor Ort auf der Baustelle montiert wird. Über das klassische Fertigteilhaus hinaus wird auch der Bau von Häusern in Massivbauweise durch Unternehmen auf dem Markt angeboten, die im Projektablauf dem eines Fertighauses ähneln und deshalb hier mit aufgeführt werden. Unter der Massivbauweise versteht man alle Konstruktionen, bei denen keine Trennung zwischen tragenden und raumabschließenden Funktionen unterschieden werden kann. Es kommen also tragende und massive Wände und Decken zum Einsatz, die den Bau tragen und statisch absichern. Im Gegensatz zur Fertigbauweise werden die notwendigen Materialien zur Baustelle transportiert und erst dort nach und nach in das Bauvorhaben eingebaut.3 Der Unterschied zwischen Fertig- und Massivhaus liegt demzufolge in der Vorfertigung.
Entscheidet sich der Bauherr für den Bau eines Fertig- oder Massivhauses, so besteht i.d.R. nur ein Werkvertrag mit dem jeweiligen Hausanbieter. Der Bauherr selbst ist nur für die Grundstücksbeschaffung und die Kontrolle und Abnahme des Gebäudes verantwortlich, wobei auch hier teilweise Unterstützung durch das Unternehmen geboten werden kann. Die oben beschriebene Aufgabenverteilung ist in der nachfolgenden Abbildung dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1.1: Aufgabenverteilung beim Fertig- und Massivhausanbieter4
Das Produktportfolio eines Fertig- und Massivhausanbieters umfasst meist viele verschiedene Typenhäuser, mit der Möglichkeit, Wünsche im Aufbau des Hauses einfließen zu lassen oder evtl. ganzheitlich individuell nach den Vorstellungen des Bauherrn zu planen. Ein Fertighaus oder Massivhaus sollten daher v. a. Bauherren in Betracht ziehen, die möglichst schnell und mit hoher Kostensicherheit bauen möchten. Wie jede der vier Möglichkeiten ein Haus zu bauen, bringt auch das Massiv- oder Fertighaus sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. So umfassen die Punkte sich für einen solchen Haustypen zu entscheiden beispielsweise die professionelle Ausführung aus einer Hand und die vergleichsweise geringe Eigeninitiative und Eigenleistung. Wenn sich der Bauherr zudem für ein bereits fertig geplantes Typenhaus entscheidet, also die Wahl auf ein sogenanntes „Haus aus dem Katalog“ fällt, entstehen geringere Baunebenkosten. Außerdem zu erwähnen ist, dass i. d. R. eine Preisgarantie besteht, d. h. wenn sich beispielsweise die Baustoffkosten nach Vertragsabschluss erhöhen sollten, so trägt der Hausanbieter die Mehrkosten. Ein weiterer Vorteil liegt in der kurzen Bauzeit, die durch die fehlenden Trocknungszeiten beim Fertighaus noch einmal weitaus geringer als beim Massivhaus ausfällt.5
Nachteilig zu sagen ist, dass jede gewünschte Änderung Mehrkosten mit sich bringt - so auch bei höherer Ausführungsqualität, beispielsweise bei einem ökologischen Wandaufbau oder einem höherwertigem Bodenbelag. Darüber hinaus sind nicht immer alle für den
Hausbau nötigen Leistungen Teil des Werkvertrages des Unternehmens und stellen Bauherrenleistungen dar. Außerdem besteht eine Abhängigkeit zwischen dem Bauherrn und einem Unternehmen, welche sich im Fall eines Konkurses des Fertighausanbieters nachteilig auf den Bauherrn auswirkt.6
Will der Bauherr sein Bauvorhaben mit Hilfe eines Architekten umsetzen, so spricht man nach Fertigstellung des Bauvorhabens von einem Architektenhaus. Architekt darf sich dabei nur nennen, wer in die Architektenliste, geführt von der Architektenkammer, eingetragen ist.7 Architekten planen das Haus individuell nach den Wünschen des Kunden und begleiten im Anschluss den Hausbau als Interessenvertreter des Bauherrn.8 Die Leistungen eines Architekten sind in der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) beschrieben und abgegrenzt. Es wird nach Grundleistungen, die zur ordnungsgemäßen Erfüllung eines Auftrages erforderlich sind, und nach besonderen Leistungen unterschieden. So stellt die zeichnerische Darstellung des Gebäudes beispielsweise eine Grundleistung, das Aufstellen eines Finanzierungsplanes eine besondere Leistung dar. Während die Leistungen detailliert im Architektenvertrag aufgeführt sind, regelt die HOAI v.a. die Vergütung für die Leistungen des Architekten. Das Gesamthonorar teilt sich dabei in neun Teilleistungen, die sogenannten Leistungsphasen (LP) auf, die in der nachstehenden Tabellen zusammengefasst sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1.2: Leistungsphasen der HOAI 9
Bemessungsgrundlage sind die reinen Baukosten, d. h. ohne die Kosten für Inneneinrichtung und Nebenkosten wie Grundkosten oder Grunderwerbssteuer. Wird ein Architekt für alle LP bestellt, belaufen sich die Gesamtkosten bei einem Einfamilienhaus je nach Honorarzone zwischen 14 und 20 Prozent.10 Die Honorarzone stellt den Schwierigkeitsgrad eines Bauvorhabens dar und steigt mit höheren Planungsanforderungen am Gebäude. So wird ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit Honorarzone III, ein aufwändiges Einfamilienhaus mit Honorarzone IV eingestuft.11 Bei der Wahl des Architekten in Hinblick auf das wirtschaftliche Bauen eines Einfamilienhauses sollte darauf geachtet werden, dass der Architektenvertrag korrekt aufgestellt ist. So sollten beispielsweise die LP eindeutig aufgelistet sein. Bestandteil sollten zudem ein konkreter Zeitplan sein. Die sogenannte Bonus-Malus-Regelung schafft zusätzlichen Anreiz für das kostengünstigere Bauen für den Architekten, indem ein Erfolgshonorar bei bestimmten Kostenunterschreitungen vereinbart wird.12 Auch Vereinbarungen für den Fall von Kostenüberschreitungen sind möglich.
Ein Architekt kann der Bauherr beauftragen, wenn der Grundstückskauf abgeschlossen ist. Je nach dem für welche LP ihn der Bauherr bestellt, plant und entwirft der Architekt das Haus und überprüft auf der Baustelle die Ausführung, Qualität und den Fortschritt der Bauarbeiten. Außerdem ist er für die Kontrolle der Baukosten und die Koordination der verschiedenen Fachunternehmen verantwortlich.13 Die übliche Aufgabenverteilung beim Hausbau in Zusammenarbeit mit einem Architekten ist in der folgenden Tabelle aufgeführt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1.3: Aufgabenverteilung bei Zusammenarbeit mit einem Architekten14
Vor der Entscheidung für den Bau eines Architektenhauses sollten die verschiedenen Vor- und Nachteile gegeneinander abgewägt werden. Zunächst werden nachfolgend die Vorteile beschrieben. Dazu gehört zum einen die professionelle Begleitung des Bauherrn in allen Bereichen des Bauablaufs, welche wiederum das Risiko für Fehler gering hält. Die Umsetzung der Ideen des Bauherren mittels Architekt bietet eine individuelle Planung, bei der Einfluss auf alle Kostenpunkte genommen werden kann. Dabei kann eine kostengünstige und zur gleichen Zeit intelligente Planung umgesetzt werden. Diese stehen jedoch den höheren Baunebenkosten in Form des Architektenhonorars negativ gegenüber. Zudem gibt es keine Preisgarantie, wie es beim Fertig- und Massivhausanbieter der Fall ist. Mehrkosten muss deshalb der Bauherr tragen.
Bei der Bauabwicklung mit einem Generalunternehmen übernimmt der Generalunternehmer (GU) sämtliche Bauarbeiten, ohne die Planungsleistungen, und übergibt dem Bauherrn im Anschluss das schlüsselfertige Haus. Dabei übernimmt er die Werkplanung und den gesamten Bau. Wenn der GU nicht alle Gewerke selbst ausführen kann, so organisiert und koordiniert er eigenständig Subunternehmer. Oftmals ist es möglich auch die Detailplanung in Abstimmung mit dem GU durchzuführen, was häufig kostengünstige Lösungen entstehen lässt. Der Bauherr dagegen ist für die Planung, Baugenehmigung, Ausschreibung, den Bauvertrag, die Baustellenkontrolle und die Endabnahme verantwortlich. Die Aufgabenverteilung in Zusammenarbeit ist im Folgenden tabellarisch dargestellt.
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Tabelle 1.4: Aufgabenverteilung beim Generalunternehmen15
Auch der GU als Baupartner bietet einige Vor- aber auch Nachteile. Zunächst werden die Vorteile genauer erläutert. Das Bauen mit einem GU kann bei guter Planung günstiger sein als die zuvor genannten Baupartner. Zum einen können Honorare eingespart werden, da das GU nur die Detailplanung, die Organisation und Koordination auf der Baustelle übernimmt. Zum anderen ermöglicht die individuelle Planung Einfluss auf alle Kostenpunkte. Außerdem besteht eine Preisgarantie für alles was in der Baubeschreibung bzw. Bauvertrag schriftlich vereinbart wurde. Bei Baumängeln besteht zudem eine Gewährleistung durch das GU. Nachteilig zu erwähnen ist v.a. der hohe Anteil an Eigenleistung und -initiative. Des Weiteren ist der Bauherr abhängig von einem Unternehmen und geht ein größeres wirtschaftliches Risiko ein, falls das GU Konkurs geht. Da es einen Festpreis gibt, ist das Risiko, dass das GU möglichst kostengünstig baut um einen hohen Gewinn zu erhalten größer.16
Die vierte und letzte Möglichkeit bei der Abwicklung des Hausbaus, die es im Rahmen dieser Arbeit zu diskutieren gilt, ist die Einzelvergabe in Kombination mit der Bauausführung durch den Bauherrn selbst. Einzelvergabe bedeutet, dass die Planung, Beauftragung und Koordination für jedes Gewerk durch den Bauherrn selbst durchgeführt wird. „Selbst Bauen“ dagegen heißt, dass zusätzlich die Planung des gesamten Bauvorhabens, die Baugenehmigung, Baustellenkontrolle und Abnahmen durch den Bauherrn erfolgen. Er schließt im Laufe der Bauabwicklung eine Reihe an Verträgen ab, die u. a. den Kaufvertrag für ein Grundstück, einen Architektenvertrag sowie Werkverträge für die einzelnen Handwerkerleistungen umfassen können.17 Die Aufgabenverteilung bei der Bauabwicklung durch den Bauherrn mit Einzelvergabe ist nachfolgend in der Tabelle zusammengefasst.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1.5: Aufgabenverteilung bei der Einzelvergabe18
Heute wird immer seltener selbst gebaut. Der Hausbau ist um ein Vielfaches komplexer geworden, da heute beispielsweise die Haustechnik umfassender ist als in der Vergangenheit und immer mehr baurechtliche Vorschriften eingehalten werden müssen. Das Haus als Bauherr selbst zu bauen, sollte daher nur in Frage kommen, wenn ihm viel Zeit und fachkundiges Wissen sowie die Hilfe anderer Handwerker zur Verfügung steht. Besonders mangelndes Wissen und Erfahrungen stellen hierbei ein großes Risiko dar. Und zwar genau dann, wenn beispielsweise Positionen bei der Ausschreibung vergessen werden und es während der Ausführungsarbeiten zu kostenintensiven Nachträgen der Handwerker kommt. Zu den Vorteilen ohne einen Baupartner im klassischen Sinne zu bauen gehören zum einen die geringeren Baunebenkosten durch das Einsparen von Honoraren und anderen Aufschlägen sowie die geringeren Baukosten, wenn Eigenleistungen in das Bauvorhaben einfließen. Zum anderen kann durch die individuelle Planung ein kostengünstiges und intelligentes Planen umgesetzt werden. Ein Nachteil sind dagegen z. B. die erheblichen Eigenleistungen, die erforderlich sind, um ein Bauvorhaben als Bauherr zu realisieren. Dadurch entsteht ein enormer Zeit- und Organisationsaufwand, der alleine kaum zu stemmen ist und Hilfe erfordert. Längere Bauzeiten, die durch die Koordination der verschiedenen Gewerke durch unterschiedliche Firmen oder Helfer entstehen, bedeuten in der Regel auch höhere Kosten, wie z. B. die Zwischenfinanzierungskosten.19 Des Weiteren fehlt ein professioneller Partner an der Seite des Bauherrn. Das bedeutet, dass Fachwissen i. d. R. nicht immer und in jeder Phase in vollem Maße mit einfließen kann. So könnte es sein, dass ein professioneller Partner eine Problemstellung anstelle des Bauherrn mit seinen Erfahrungen und einem anderen Blickwinkel für das jeweilige Problem viel kostengünstiger löst. Zudem steigt das Risiko für Fehler, Gewährleistungen für Arbeiten in Eigenregie gibt es dabei nicht.20
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Wahl des Baupartners von den unterschiedlichsten Aspekten abhängig ist. Der Anspruch an das Bauvorhaben, Zeitkapazitäten, Kostensicherheit sind dabei nur einige von vielen. Allgemein kann gesagt werden, dass je mehr an Arbeit und Zeitaufwand an Dritte weitergegeben wird, desto teurer wird das Bauvorhaben. Je mehr Zeit und Eigeninitiative der Bauherr investiert, desto mehr kann gespart werden. Ein Fertighaus, Massivhaus oder Architektenhaus eignen sich für Bauherren, die die größte Verantwortung an eine professionelle Begleitung abgeben möchten. Im Gegenzug dazu müssen sie allerdings mehr Geld bezahlen. Mit einem Generalunternehmen als Baupartner können vergleichsweise mehr Kosten gespart werden, die Bauabwicklung erfordert aber mehr Zeitaufwand, Organisation, Planung sowie Eigeninitiative des Bauherrn. Mit der Einzelvergabe und Eigenleistung kann in der Theorie am meisten gespart werden, erfordert allerdings sehr viel Zeit und Wissen und wird deshalb von wenigen Bauherrn in Betracht gezogen. Nachfolgend sind noch einmal die Leistungen der einzelnen Baupartner tabellarisch zusammengetragen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1.6: Leistungsphasen der Baupartner21
Zu Beginn jedes Bauvorhabens steht der Erwerb eines Grundstücks durch den Bauherrn. Laut Hoffstadt und Olzem kann „die Beschaffung eines geeigneten Grundstücks [dabei] [...] über den freien Markt, durch Immobilienmakler oder über die Städte und Kommunen [erfolgen].22 “ Ist ein passendes Grundstück gefunden, sollte vor Vertragsabschluss geklärt werden, ob das Realisieren des Bauvorhabens auf dem Grundstück zulässig ist. Aufschluss darüber gibt der Flächennutzungs- und Bebauungsplan. Ersterer „[...] umfasst das gesamte Gemeindegebiet und ordnet den voraussehbaren Flächenbedarf für die einzelnen Nutzungsmöglichkeiten, wie Wohnen, Arbeiten, Verkehr, Landwirtschaft und Gemeinbedarf23.“ Die Inhalte des Flächennutzungsplan werden durch den Bebauungsplan für Baugebiete konkretisiert. Dieser enthält neben Regelungen zu Art und Maß der baulichen Nutzung auch Festsetzungen zur Gestaltung der Bauwerke für jedes Grundstück.24 Abweichungen des Bauvorhabens vom Bebauungsplan sind nur durch eine Befreiung mit einer Bauvoranfrage bzw. eines Bauantrages möglich.25 Existiert kein Bebauungsplan für das Grundstück, so muss sich i. d. R. an der Nachbarbebauung orientiert werden.
Auch sollte vor dem Grundstückskauf geklärt werden, welche zusätzlichen Maßnahmen auf dem Grundstück anfallen und welche Mehrkosten damit einhergehend entstehen können. Zusätzliche Kosten kommen vor allem dann auf den Bauherrn zu, wenn Beseitigungen von Bewuchs und Abrissarbeiten durchzuführen sind. Aber auch Kontaminierungen, also Verschmutzungen im Baugrund, sowie ein hoher Grundwasserstand und eine geringe Bodentragfähigkeit können die Baukosten in die Höhe treiben und sollten deshalb im Voraus abgeklärt sein. Ein ebenfalls wesentlicher Punkt, der Mehrkosten im Zuge eines Grundstückkaufs verursachen kann, ist die Lage der Anschlussmöglichkeiten. Liegen die Anschlüsse für Kanal, Strom oder Trinkwasser nicht am Grundstück an, handelt es sich um ein unerschlossenes Grundstück. In diesem Fall können bis zu 15.000 Euro für eine Erschließung hinzukommen.26
[...]
1 Vgl. Einfamilienhäuser- Anzahl in Deutschland bis 2018: Breitkopf.
2 Vgl. Wohnen, Mieten Kaufen: Kaiser.
3 Vgl. Die Massivbauweise: Kern-Haus.
4 Autor, in Anlehnung an: Hausbau Guide, Riederer, S. 20
5 Vgl. Hausbau-Guide: Riederer, S.17
6 Vgl. HAUSBAU GUIDE: Riederer, S. 17f.
7 Vgl. ABWICKLUNG VON BAUVORHABEN: Olzem/Hoffstadt, S. 63.
8 Vgl. ARCHITEKT, BAUUNTERNEHMER ODER BAUTRÄGER: ImmobilienScout GmbH.
9 Vgl. Abwicklung von Bauvorhaben: Olzem/Hoffstadt, S. 69.
10 Vgl. Hausbau Guide: Riederer, S. 29.
11 Vgl. Honorarzone: f:data GmbH.
12 Vgl. Bonus-Malus-Regelung: f:data GmbH.
13 Vgl. Hausbau Guide: Riederer, S. 30.
14 Vgl. Autor, in Anlehnung an: Hausbau Guide, Riederer, S. 30.
15 Vgl. Hausbau Guide: Riederer, S. 35f.
16 Vgl. Hausbau Guide: Riederer, S. 35 ff
17 Vgl. Der Unterschied zwischen Generalunternehmer, Generalübernehmer & Bauträger: Butkiewicz.
18 Vgl.HAUSBAU Guide: Riederer, S. 43.
19 Vgl. Eigenleistung am Bau, Keller
20 Vgl. Hausbau Guide: Riederer, S.
21 Autor, in Anlehnung an: Architekt, Bauunternehmer oder Bauträger?, Immobilien Scout GmbH.
22 Abwicklung von Bauvorhaben: Hoffstadt/Olzem, S. 13.
23 Vgl. Ebd.: S. 22.
24 Vgl. Planungsatlas - Praxishandbuch Bauentwurf: Heisel, S. 21.
25 Vgl. Abwicklung von Bauvorhaben: Hoffstadt/Olzem, S. 22.
26 Vgl. Grundstückskauf - Checkliste zum Ablauf: Yaprak.
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