Diplomarbeit, 2020
34 Seiten, Note: 1
Didaktik für das Fach Deutsch - Deutsch als Fremdsprache, DaF
Einleitung
1. Kinderliteratur
1.1.Begriffsbestimmung
1.2.Geschichte und Entwicklung der Kinderbüche
2. Kinderliteratur im Deutschunterricht
2.1 Arbeit mit literarischen Texten im Deutschunterricht
2.2 Rolle der Kinderliteratur im Deutschunterricht
2.3 Kriterien bei der Auswahl von der Kinderliteratur für den Unterricht
3. Einsatz von Kinderliteratur im Deutschunterricht
3.1 Fragebogen
3.2. Auswertung
4.Zusammenfassung und Fazit
5.Bibliographie
Fremdsprachenunterricht und seine Gestaltung stellt an den Lehrer hohe Anforderungen an. Gemeint sind hier nicht nur Arbeitsformen, die im Unterricht eingesetzt werden sollten um den schülerorientierten Unterricht zu fördern, sondern auch alle anderen Methoden und Techniken der Wissensvermittlung, die den Unterricht effektiv und abwechslungsreich machen. Eine von diesen Möglichkeiten bietet die Arbeit mit Kinderliteratur, die auch im Deutschunterricht stattfinden sollte. Es gibt zahlreiche Text, die dem Lehrer bei Gestaltung des Unterrichts helfen und die die Motivation der Schüler wecken könnten. Sie sollten jedoch nach bestimmten Kriterien gewählt werden, sonst kann es zu Missverständnissen kommen. Sehr wichtig ist dabei das Sprachniveau der Lerner sowie ihre Interessen und Bedürfnisse. Von ihnen hängt also die Effektivität des von dem Lehrer geplanten Unterrichts ab. Es soll dabei jedoch nicht vergessen werden, dass alle literarische Texte, bevor sie im Unterricht eingesetzt werden, didaktisiert werden sollten, sonst werden sie für Lerner nicht angemessen. So hat der Lehrer bei der Vorbereitung der Arbeit mit einem literarischen Text wirklich viel zu tun. Die Arbeit mit ihm macht wirklich viel Spaß und fördert Attraktivität des Unterrichts. Der Einsatz der Kinderliteratur im Unterricht weckt das Interesse und regt die Phantasie der Kinder an, was auch von großer Bedeutung ist. Bei der Vermittlung des literarischen Stoffes lassen sich zahlreiche Formen der sozialen Arbeit einsetzten. Die Lerner können in Paaren oder in Gruppen arbeiten, was dazu beiträgt, dass sich die Kinder kaum im Unterricht langweilen.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die Rolle der Kinderliteratur im Deutschunterricht zu präsentieren und zu beschreiben. Die Arbeit besteht zwei Teilen: aus dem theoretischen und aus dem praktischen Teil. Die ersten zwei Kapitel bilden den theoretischen Teil der Diplomarbeit. Im ersten Kapitel wird der Kinderliteraturbegriff erklärt sowie die Geschichte dieser literarischen Gattung dargestellt.
Das zweite Kapitel wird der Kinderliteratur im DaF- Unterricht gewidmet. Den Ausgangspunkt bildet dabei die Arbeit mit literarischen Texten für Kinder im Deutschunterricht, die nach bestimmten Kriterien verlaufen sollte. Nicht ohne Bedeutung ist auch die Rolle der Kinderliteratur im Unterricht, die in diesem Kapitel präsentiert wird. Das dritte Kapitel bildet den praktischen Teil der Arbeit. Es beinhaltet ein Fragebogen, der an die Lerner gerichtet ist. Er besteht aus Fragen, die den Einsatz von Kinderliteratur im Deutschunterricht betreffen. Im weiteren Teil des Kapitels findet man die Auswertung der Ergebnisse.
Danach folgt Zusammenfassung und Fazit.
Kinderliteratur ist ein sehr komplexer Bereich in der allgemeinen Literatur und beinhaltet zahlreiche Arten. Das folgende Kapitel soll sich mit den Begriffsbestimmungen zu diesem Thema auseinander setzen, angefangen von den verschiedenen Definitionen der Kinderliteratur, über die Arten der Bücher für Kinder, bis zur Geschichte und Entwicklung dieser Art der Literatur mit Fokus auf die deutsche Kinderliteratur.
Es gibt zahlreiche Definitionen des Begriffs "Kinderliteratur", die sich manchmal sehr stark voneinander unterscheiden. Von den meisten Literaturforschern wird Kinderliteratur zusammen mit der Jugendliteratur behandelt. Dazu wird die Abkürzung KJL verwendet,was auch Anwendung in der vorliegenden Arbeit findet.
Einen ersten Überblick über die Definitionen des Begriffs KJL präsentiert der deutsche Forscher auf dem Gebiet Kinder-und Jugendliteratur, Klaus Doderer. Laut Doderer (1975:370) handelt es ich bei der KJL um Texte, die ausdrücklich für Kinder und Jugendliche geschrieben werden und um alle Schriften, die von Kindern und Jugendlichen konsumiert werden, ohne dass sie dafür speziell verfertigt werden müssen oder von jugendlichen Lesern rezipiert werden.
Orientierend an der oben genannten Definition, kann man KJL als einen Sammelbegriff für die gesamte Herstellung von Texten für Kinder und Jugendlichen nehmen, egal ob es sich um belletristische Werke, Fach-und Sachzeitschriften oder um Bücher für Kinder im Vorschulalter oder schon Schulentlassene handelt.
In dem von Doderer (1975:371) veröffentlichten Lexikon, werden drei Quellen aufgeführt, welche zur Entstehung von Kinder-und Jugendliteratur führen:
1. Texte, die von den Autoren speziell für ein jugendliches Leserpublikum produziert werden;
2. Texte, die aus der Erwachsenenliteratur übernommen werden um dann kindgerecht überarbeitet zu werden;
3. Volksliteratur, deren Entstehung in den meisten Fällen anonym ist und teilweise mündlich überliefert wurde.
Einen weiteren Überblick über verschiedene Definitionen zum Begriff KJL präsentiert der deutsche Germanist, Hans-Heino Ewers. Dieser versteht unter Kinder-und Jugendliteratur die Gesamtheit von Büchern, die eigens für Kinder und Jugendliche herausgebracht worden sind. Das umfasst also alle Texte, die seitens ihrer Urheber von vornherein als potenzielle Lektüre für Kinder und Jugendliche gedacht waren ( vgl. Ewers 2000:15). Zusätzlich gliedert Ewers die KJL in folgende Kategorien ein:
a) Intentionale KJL. Darunter befinden sich alle Texte, die durch die Erwachsenen als geeignet und altersgemäß für Kinder und Jugendliche angesehen werden. Bei diesen Erwachsenen kann es sich um den Autoren, Kritiker, Verleger, Buchverkäufer, Lehrer, Elternteil oder einen Verwanden handeln, dessen Urteil darüber entscheidet, ob ein Kind oder Jugendlicher einen bestimmten Text lesen oder hören darf. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass zur intentionalen KJL nur die Texte gezählt werden, die in der Freizeit gelesen werden, die nichts mit der Schule zu tun haben und die freiwillig gelesen werden (vgl. Ewers 2000:17).
b) Nicht-akzeptierte KJL. Hierbei werden alle Texte unter Betracht genommen, die sich eigentlich als Kinder-und Jugendliteratur eigenen, die sich jedoch vorerst als solche Lektüre nicht durchsetzen können (vgl. Ewers 2000:18).
c) Sanktionierte KJL. In dieser Kategorie befinden sich alle Texte, die durch von der Gesellschaft autorisierten Instanzen, als geeignet für Kinder und Jugendliche bewertet wurden. In den meisten Fällen bekommen solche Texte unterschiedliche Auszeichnungen, entweder in Form von Empfehlungen, Würdigungen oder verschiedenen Preisen (vgl. Ewers 2000:19).
d) Nicht-sanktionierte KJL. Diese Gruppe beinhaltet alle Texte, die zwar von Erwachsenen als geeignet für Kinder und Jugendliche bewertet werden, die aber über keine Autorisierung von gesellschaftlichen Instanzen verfügen. Solche Publikationen werden von einzelnen, in der Regel kleineren Verlagen, durch nicht-autorisierte Instanzen auf den Büchermarkt gebracht (vgl. Ewers 2000:21).
e) Spezifische KJL. Hierbei sind alle Texte zu verstehen, die seitens ihrer Urheber von Anfang an als potenzielle Kinder-und Jugendlektüre gedacht waren (vgl. Ewers 2000:23).
f) Intendierte Kinder-und Jugendlektüre. Darunter wird dieser Teil der von Kindern und Jugendlichen gelesenen Literatur verstanden, der mit den Vorstellungen der Erwachsenen von angebrachter Kinder-und Jugendlektüre übereinstimmt. Es geht hierbei um alle Texte, die gelesen werden sollen und es auch tatsächlich getan werden (vgl. Ewers 2000:19).
g) Nicht-intendierte Kinder-und Jugendlektüre. In dieser Kategorie befinden sich alle Texte, die von Kindern und Jugendlichen gelesen werden, obwohl sie eigentlich nicht für sie bestimmt sind, weil sie als nicht geeignete Kinder-und Jugendbücher angesehen werden. Die nicht-intendierte Kinder-und Jugendlektüre wird in den meisten Fällen heimlich gelesen, was manchmal toleriert wird oder auch bekämpft oder unterbunden wird (vgl. Ewers 2000:20).
Ewers (2000:2) weist auch darauf hin, dass die Leseradäquatheit ein wichtiges Kriterium bei der KJL ist, womit Kind-und jugendgemäße Literatur sich durch die Anpassung auf sprachlicher, formaler und stilistischer Ebene an das Sprachvermögen und die intellektuelle Fassungskraft der Leser auszeichnet. Da der potenzielle Leser, also ein Kind oder Jugendlicher als Anfänger in der Welt der Literatur geachtet wird, muss die KJL konkrete Voraussetzungen erfüllen, zu denen Einfachheit, Regelhaftigkeit, Redundanz und die Nähe zur Mündlichkeit gehören.
Eine weitere wichtige Definition der KJL, bietet die Literaturforscherin Maria Lypp. Diese bezeichnetdie Kinder-und Jugendliteratur als ein Kulturmuster und Teilbereich im Gesamtsystem der Literatur mit speziellen Funktionen. Zu diesen Funktionen gehören besonders die Lesemotivation, die Erschaffung eines Zugangs zur Literatur für die heranwachsende Jugend und die Vermittlung von Werten und Ideologien. Lypps (1984:25) Definition ermöglicht es auf der einen Seite die Adressatenbezogenheit der KJL stärker in der Vordergrund zu stellen, auf der anderen Seite die literarische Qualität als konstituierendes Kriterium zu berücksichtigen.
Nach dem es definiert worden ist, was man unter Kinderliteratur verstehen kann, geht es zu bestimmen, welche Arten von Büchern eigentlich zur Kinderlektüre gehören. Auch hier haben Forscher im Bereich Kinderlektüre, eine Klassifizierung durchgeführt.
Zu aller erst gibt es natürlich die Kinderbücher, unter denen alle Publikationen für Kinder im Vorschul- und Schulalter bis zum Eintritt in die Pubertät (ca. 10./11./12. Lebensjahr) von Autoren, Übersetzern, Bearbeitern und Verlagen herausgegeben werden. Unter den Erscheinungsformen der Kinderbücher kann man zwischen Kindersachbüchern, realistischen Kinderbüchern, Tierbüchern und fantastischen Kinderbüchern unterscheiden (vgl. Doderer 1975:162).
Kindersachbücher informieren über bestimmte Fakten, Erkenntnisse oder Zusammenhänge aus unterschiedlichen Wissensbereichen. Dazu werden kindgerechte Formen gewählt, wie zum Beispiel Illustrationen oder bunte Text-und Buchgestaltung. Themen die in den Kindersachbüchern angesprochen werden sind: Naturkunde, Kulturgeschichte, soziale und gesellschaftliche Probleme, Biografien, Technik, Geographie, Freizeitgestaltung und Nachschlagwerke, d.h. Wörterbücher und Lexika (vgl. Fürst, Helbig, Schmitt 2000:117).
Bei realistischen Kinderbüchern beschäftigen sich die Autoren mit diesen Themen, die mit dem realen Welt der Kinder zu tun haben, d.h. ihre Erlebniswelt direkt oder indirekt betreffen und die auf realistische Art und Weise dargestellt wird. Bereits gesammelte Erfahrungen werden bestätigt oder manchmal durch etwas ergänzt. Zu Themen, die in den realistischen Kinderbüchern behandelt werden gehören: Aggressionen, Gewalt, Tod, Scheidung, Armut und Krieg in anderen Ländern, Arbeitslosigkeit, Krankheit und Behinderungen oder sexueller Missbrauch ( vgl. Fürst, Helbig, Schmitt 2000:118).
Bei der nächsten Art der Kinderbücher, dem Tierbuch, geht es vor allem um die Tierwelt, die im Mittelpunkt einer bestimmten Handlung steht. Hierbei steht ein Tier oftmals stellvertretend für einen Menschen und seine Taten und bildet zusammen mit dem Menschen eine positiv angesehene Gemeinschaft. Manchmal aber auch wird die Tierwelt ohne jeglichen Bezug auf den Menschen als selbständiger Bereich präsentiert oder der Mensch berichtet wissenschaftlich über ein Tier (vgl. Fürst, Helbig, Schmitt 2000:119).
Den Schluss dieser Kategorie bilden die fantastischen Kinderbücher, deren Ziel es ist, bei Kindern eine besondere Faszination zu wecken und ihre Fantasie zu fördern. Manchmal beschreiben diese Bücher eine reale und fantastische Welt, die nebeneinanderexistieren, ein anderes Mal spielt die Geschichte von Anfang bis zum Ende in der realen Welt, in der fantastische Elemente oder Figuren auftauchen. Ein anderes Szenario ist das, in dem die fantastische Welt nur mit deren fantastischen Bewohnern beschrieben wird (vgl. Fürst, Helbig, Schmitt 2000:120).
Die zweite Art der Kinderlektüre stellen die Bilderbücher dar. Definiert werden sie als Bücher, die für Kinder zwischen 2-8 Jahren bestimmt sind und deren Ziel es ist eine Geschichte mittels farblicher visueller Mittel zu erzählen. Hierbei dominiert die Illustration gegenüber dem Text. Manchmal kann es auch vorkommen, dass das Bilderbuch gar keinen Text besitzt und sich ausschließlich auf die Bilder fokussiert. Der Verzicht auf die geschrieben Worte soll so die Aussagekraft eines Bildes verstärken, die Kreativität, Fantasie und die kognitiven Leistungsfähigkeiten des Kindes ankurbeln (vgl. Thiele 2003:70).
Unter den Bilderbüchern gibt es eine formale Teilung in Elementarbilderbücher, Szenenbücher, fantastische Bilderbuchgeschichten, Märchen, Sachbilderbücher, wirklichkeitsnahe Bilderbuchgeschichten und religiöse Bilderbuchgeschichten.
Elementarbilderbücher stellen textfreie Bilderbücher dar, die auf einzelnen Bildern bestimmte Gegenstände zeigen, mit denen Kleinkinder in ihrem alltäglichen Leben Kontakt und ausreichen sinnliche Erfahrung haben. Meistens sind die Zeichnungen in den Bildern ganz einfach gestaltet, den sie sollen sich nur auf das Wesentliche konzentrieren, zum Beispiel auf die Farbe eines Gegenstands (vgl. Fürst, Helbig, Schmitt 2000:76).
Bei Szenenbildern geht es hauptsächlich darum, die Abläufe in einer Handlung zu erkennen und diese dann zu verbalisieren und zu fabulieren. Dank kleiner Szenen, in denen oftmals bestimmte Gegenstände in einer Umgebung abgebildet sind, können Kinder ein Verständnis für solche Szenen erwerben und Interesse für die Taten des Menschen und Tieres. Veränderungen und das alltägliche Geschehen entwickeln (vgl. Fürst, Helbig, Schmitt 2000:77).
Fantastische Bilderbuchgeschichten sollen, wie der Name schon sagt, die kindliche Fantasie anregen. Den Inhalt solcher Bücher stellen oftmals anthropomorphisierte und aufgehobene Naturgesetze dar oder Wünsche der Kinder und ihre Träume und Vorstellungen, die von Autoritätspersonen gehemmt sind, durchzusetzen (vgl. Fürst, Helbig, Schmitt 2000:76).
Eine weitere Art der Bilderbücher stellen nach Rothbucher (2005:9) Märchen und Märchenbilderbücher dar. Märchen sind
Erzählungen mit phantastisch-wunderbaren Elementen ohne räumliche Festlegung, zu deren Personal Zauberer, Hexen, Feen, Gnome, Geister, Zwerge, Riesen, Drachen, redende Tiere, eingreifende Naturgewalten, verwunschene Menschen usw. gehören. Zumeist wird auf Figurenebene ein typisierender Kampf von Gut gegen Böse ausgetragen, wobei am tröstlichen Ende zumeist das Gute siegt. Dabei sind die Übergänge zu anderen Erzählformen wie Legende, Schwank, Sage, Fabel, Novelle oftmals fließend.
Märchenbücher werden genauso definiert, wobei sie durch Bilder noch lebendiger erscheinen. Die Abbildungen und Zeichnungen ermöglichen dem Kind in der Regel viel Platz für eigene Vorstellungen (vgl.Fürst, Helbig, Schmitt 2000:76).
Bei Sachbilderbüchern geht es darum eine Geschichte so zu konzipieren, dass das Kind nach konkreten Zusammenhängen, Gründen und Ursachen eines Geschehens nachfragt um danach anhand von Abbildungen die Antwort zu bekommen. Sachbilderbücher können entweder in Form eines Fotobilderbuches oder Kinderlexikons vorkommen (vgl. Fürst, Helbig, Schmitt 2000:77).
Die nächste Art von Bilderbücher, nämlich die wirklichkeitsnahe Bilderbuchgeschichten, beschäftigen sich hauptsächlich mit solchen Themen, wie Natur, Umwelt, gesellschaftliches Zusammenleben, Farben, Zahlen und Buchstaben. Mittels Bildeinheiten, die in Umweltepisoden erweitert werden, sollen Kinder die tatsächliche Welt näher kennen lernen (vgl. Fürst, Helbig, Schmitt 2000:80).
Die letzte Art der Bilderbücher stellen die religiösen Bilderbuchgeschichten dar. Es handelt sich dabei um biblische Erzählungen, christliche Werte, Vorstellungen und Glaubensregeln, die den Kindern durch Bilder und simple Sprache näher gebracht werden. Der Inhalt dieser Bücher wird mittels klarer Farben und einfachen Formen präsentiert (vgl. Fürst/ Helbig/ Schmitt 2000:81).
Die frühe Kinder-und Jugendliteratur hat nur sehr wenig mit der heutigen zu tun. Das liegt vor allem an der verschiedenen Begrifflichkeit dessen, was Kindheit und Jugend zu verstehen ist. In der frühen Neuzeit wurden diese Begriffe in der Regel synonym benutzt, erst Mitte des 18. Jahrhunderts begann man zwischen den zwei Lebensphasen zu unterscheiden. Wenn bis dahin von der Jugend gesprochen hat, konnte sowohl ein Kind im Alter von sechs bis sieben Jahre gemeint sein, wie auch ein bereits Erwachsener von etwa 20 Jahren. Somit galten Kindheit und Jugend als keine eigenwertigen Lebensphasen, sondern dienten nur als Vorbereitung in das Erwachsenleben. Das wirkte sich auch auf die Literatur aus, in der es sich nur wenig lohnte Bücher für speziell junge Altersgruppen zu produzieren (vgl. Wild 2008:1).
Die ersten Spuren der Kinder-und Jugendliteratur kann man bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Die frühe Kinderliteratur war vor allem religiös ausgerichtet und trug vorwiegend lehrhafte Züge, wobei eine bestimmte Lehre gerne in Form eines Beispiels oder einer Belehrung präsentiert wurde. Dazu gehörte eine erdichtete Geschichte, eine Fabel, ein Gleichnis oder ein Sprichwort (vgl. Wild 2008:2).
Werke, die mit ausdrücklichem Bezug auf ein jugendliches Publikum geschrieben wurden, hießen Glossen und stellten lateinische Texte dar, die in Wörterbüchern zusammengestellt wurden und als Unterrichtshilfe in Dom- und Klosterschulen genutzt wurden. Das berühmteste dieser Glossare ist der sogenannte "Abrogans", ein spätlateinisches Lexikon von Synonymen, das zu jedem Stichwort eine Reihe von bedeutungsgleichen Wörter aufzeigt (vgl. Wild 2008:3).
Ab dem Ende des 15. Jahrhundert begann sich das Gepräge der KLJ deutlich zu verändern. Zu einem hatte es damit zu tun, dass die Humanisten bei der Kindererziehung auf dessen Disposition Rücksicht nahmen und die Vorlieben für Spiel und Nachahmungen im Erziehungsprozess von Nutzen machen wollten. Einer der ersten Personen, die konkrete Vorschläge zu diesem Thema hatte war Erasmus von Rotterdam. Er sprach die Empfehlung aus, dass Kinderbücher mit Bildern, geschnitzten Buchstaben, Fabeln, Liedern und Lustspielen ausgestattet sein sollten. Auf der anderen Seite führte die Umstellung des Literaturbetriebs von der Handschriftenabfassung auf die Buchproduktion zu einer kulturellen Revolution. Die praktisch unbegrenzte Möglichkeit der Vervielfältigung des geschriebenen Wortes, erleichterte Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Literatur, auch wenn es sich zunächst nur auf gefertigte Lernhilfen, wie Hornbücher beschränkte (vgl. Bravo-Villasante 1977:39).
Die nächste Entwicklungsphase der Kinder-Jugendliteratur bewirkte Martin Luther und seine Forderungen nach einem Elementarunterricht für die Allgemeinheit. Die Kinder gehörtet von nun an zu einer Adressatengruppe, für die zahlreiche volkserzieherische Schriften bestimmt waren. Das wichtigste davon war Luthers Kleiner Katechismus (vgl. Bravo-Villasante 1977:40).
Wenn man die Kinder-und Jugendliteratur im Mittelalter zusammenfassen möchte, kann man klar sagen, dass sie fünf wichtige Aufgaben hatte. Die primäre Aufgabe bestand darin, die Jugend mit der Heiligen Schrift bekannt zu machen. Dazu dienten vor allem Auszüge aus der Bibel. Die zweite Aufgabe war die Erbauung des Glaubens. Kinder sollten in ihrem Glauben bestärkt werden und eine Anleitung für ein praktisches Christentum erhalten. Eine weitere wesentliche Aufgabe der frühen KJL war es, die Kinder mit dem richtigen Verhalten in der Welt bekannt zu machen. Dazu dienten in die mittelalterlichen Epen integrierten Lehrgespräche, die Belehrungen für ein besonders jugendliches Publikum enthielten. Die vierte Aufgabe bestand darin die Kinder und Jugendlichen zu guten Menschen zu erziehen, die Höflichkeit und Freundlichkeit an den Tag legten. Träger dieser Unterweisungen waren Zucht-und Sittenbücher, Anstandslehren, Verhaltenslehren und Komplimentierbücher. Die letzte wichtige Aufgabe der frühen KJL war die Vermittlung von Wissen und Weltkenntnis. Dazu dienten Rechenbücher, Fibeln und ABC-Bücher (vgl. Wild 2008:10).
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