Bachelorarbeit, 2004
50 Seiten, Note: 2,7
1 EINLEITUNG
2 KONZEPT DES WISSENSMANAGEMENTS
2.1 Der Begriff des Wissens
2.1.1 Entstehung und Definition von Wissen
2.1.2 Ausprägungen der Ressource Wissen
2.1.3 Bedeutung von Wissen
2.2 Wissensmanagement
2.2.1 Aufgaben und Ziele des Wissensmanagements
2.2.2 Die Kernprozesse des Wissensmanagements
3 THEORETISCHE FUNDIERUNG DES WISSENSMANAGEMENTS
3.1 Grundlegende Sichtweisen von Wissensmanagement
3.2 Gestaltungsdimensionen eines Ganzheitlichen Wissensmanagements
3.3 Ansätze zum Wissensmanagement
3.3.1 Die Wissensspirale
3.3.2 Vier Akte zum Wissensmanagement
3.3.3 Bausteine des Wissensmanagements
3.4 Kritische Betrachtung der Ansätze
4 PRAKTISCHE NUTZUNG IM UNTERNEHMEN
4.1 Gründe für die Nutzung im Unternehmen
4.2 Ansatzpunkte zur Nutzung des Wissensmanagementkonzepts
4.3 Beurteilung und Erfahrungen
5 SCHLUSSBETRTACHTUNG
6 BIBLIOGRAPHIE
6.1 Literaturquellen
6.2 Internetquellen
Abb. 1 Daten, Informationen und Wissen
Abb. 2 Die Spirale des Wissens nach Nonaka
Abb. 3 Die vier Akte zum Wissensmanagement
Abb. 4 Bausteine des Wissensmanagement
Der Begriff Wissensmanagement hat in den letzten Jahren in der betriebswirtschaftlichen Diskussion zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dieses steigende Interesse ist darauf zurück zu führen, das sich in den letzten 150 Jahren ein Wandel von einer Agrargesellschaft hin zu einer Wissens- und Informationsgesellschaft vollzogen hat. Die Gründe dieser Bedeutungsverschiebung lassen sich anhand der drei folgenden Entwicklungstendenzen sichtbar machen1:
Zum einen ist es der strukturelle Wandel, d.h. die Entwicklung von arbeitsund kapitalintensiven Produkten hin zu informations- und wissensorientierten Dienstleistungen in einer globalen Wettbewerbswirtschaft. In diesen hochtechnologisierten Volkswirtschaften werden zunehmend Informationen, Wissen oder intelligente Produkte und Dienstleistungen verkauft, was zu einer Verdrängung der klassischen Produktionsfaktoren führt.
Andererseits wird auch auf die Internationalisierung von Märkten verwiesen. Die Globalisierung der Wirtschaft führt zu immer stärkerem lokalen und globalen Wettbewerb, sowie zu einer Beschleunigung der internationalen Lernprozesse. Folglich werden die als Industrienationen bezeichneten Länder zu sogenannten ‚Wissensnationen’, die physischen Produktionen werden zunehmend in die Schwellen- und Entwicklungsländer ausgelagert und Wettbewerber können in immer kürzer werdenden Zeitabschnitten auf den Weltmarkt drängen, so dass die Informationsvorsprünge eines Unternehmens immer kostbarer werden.
Beschleunigt wird diese Entwicklung drittens durch die immense Entwicklung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien. Aufgrund der Etablierung von digitalisierten Daten-Netzen, den sog. ’data-highways’, können gewünschte Informationen immer schneller, preiswerter und präziser auf intraund interorganisationaler Ebene in ‚Echtzeit’ ausgetauscht werden.2 Aufgrund dieser weltweiten Informationstransparenz und der niedrigen Transaktionskosten, kommt es zu immer schnelleren Veränderungen und Innovationsgeschwindigkeiten auf den Märkten, die sich u. a. in Preisverfall, in kürzeren Produktlebenszyklen, in Individualisierung von Kundenbedürfnissen und dem Entstehen neuer Geschäftsfelder äußern, wodurch der Wert der Ressource Wissen erheblich gesteigert wird.3
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem aktuellen Stand bestehender Konzeptionen von Wissensmanagement in Theorie und Praxis mit dem Ziel, einen systematischen, kritischen und konzentrierten Einblick in die komplexe Thematik von Wissensmanagement im Unternehmen zu vermitteln. Dabei gliedert sich die Arbeit in drei große Themenkomplexe.
In einem ersten Teil - der auf die Einleitung folgt - wird der konzeptuelle Rahmen von Wissensmanagement erläutert, innerhalb dessen die Begriffe Wissen und Wissensmanagement definiert und ihre Bedeutung bzw. Aufgaben und Ziele näher untersucht werden. Im zweiten Teil, widmet sich der Autor der theoretischen Fundierung des Wissensmanagements. Hierzu bedarf es der Auseinandersetzung mit den Sichtweisen, den Gestaltungsdimensionen, die ein ganzheitliches Wissensmanagement umfasst und der Erläuterung einiger ausgewählter Ansätze des Wissensmanagements. Abschließend werden diese Ansätze einer kritischen Betrachtung unterzogen. Kap.4 stellt den dritten großen Themenkomplex dar und ist inhaltlich auf die praktische Nutzung von Wissensmanagement im Unternehmen ausgerichtet.
Der Begriff Wissen bzw. die Entstehung von Wissen wird deutlich, wenn die Entwicklung - siehe Abb. 1 - vom Zeichen zum Wissen beschrieben wird. Ein Zeichen ist das kleinste Datenelement wie etwa ein Buchstabe oder eine Ziffer.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Daten, Informationen und Wissen4
Durch die Verknüpfung dieser Zeichen miteinander bzw. durch Syntaxregeln entstehen Daten, die noch nicht interpretiert sind. Werden diese Daten nun in einem gewissen Kontext interpretiert bzw. wird ein Bezug hergestellt, so dass sie zweckdienlich sind und dem Empfänger einen Nutzen stiften, stellen sie eine Information dar. Diese Informationen sind allerdings für den Betrachter wertlos, wenn er sie nicht mit anderen aktuellen oder mit in der Vergangenheit gespeicherten Informationen vernetzen kann.5 Wissen entsteht aus der Verarbeitung der Informationen durch das Bewusstsein, indem über einen längeren Zeitraum hinweg, verschiedene Informationen interpretiert und kombiniert werden. Durch dieses entstandene Wissen können dann aktuelle Aufgaben und Probleme gelöst werden.6 Wissen ist somit ein Entstehungsprozess, der sich aus dem Sammeln von Erfahrungen über Jahre hinweg entwickelt, und sich stetig aufgrund neuer Informationen weiterentwickelt.
Um in der heutigen schnelllebigen Wissensgesellschaft unternehmerische Erfolge verzeichnen zu können, hängt vieles vom Wissen der Mitarbeiter ab, die ihr Wissen nutzbringend im Unternehmen einbringen. Es werden aber nicht nur kluge Köpfe mit viel Wissen benötigt, um innovativ und schneller als die Konkurrenz zu sein, sondern Mitarbeiter mit viel Wissen, die zudem viel und schnell dazulernen sowie auch andere an ihrem Wissen teilhaben lassen.
Bereits Porter7 erkannte, dass die Wettbewerbsfähigkeit größtenteils auf Investitionen in Fertigkeiten und Wissen basiert. Drucker unterstreicht des Weiteren die Notwendigkeit der konzeptionellen, wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet des Wissensmanagements und hebt in diesem Zusammenhang besonders hervor, wie wichtig es für ein Unternehmen ist, Mitarbeiter zu haben, die über großes Wissen verfügen:
„The only comparative advantage of the developed countries is in the supply of knowledge workers. It is not a qualitative advantage ... But quantitatively, the developed countries have an enormous lead... To convert this quantitative lead into a qualitative lead is one - and perhaps the only - way for the developed countries to maintain their competetive position in the world economy. This means continual, systematic work on the productivity of knowledge and knowledge workers [...].“8
Es ist also wichtig für das Unternehmen nicht nur Mitarbeiter mit viel Wissen zu haben, sondern es kommt vielmehr darauf an, dass das Unternehmen in der Lage ist, dieses Wissen effektiv zu nutzen, damit daraus letztlich ein Wettbewerbsvorteil entstehen kann. Die folgende Definition von Wissen unterstreicht diese Aussage nochmals:
„ Wissen bezeichnet die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen. Dies umfasst theoretische Erkenntnisse als auch praktische Alltagsregeln und Handlungsanweisungen. Wissen stützt sich auf Daten und Informationen, ist im Gegensatz zu diesen jedoch immer an Personen gebunden. Es wird von Individuen konstruiert und repräsentiert deren Erwartungen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge.“9
Das Wissen hat in der Fachliteratur des Wissensmanagements verschiedene Ausprägungen. Im folgenden werden zwei Begriffspaare unterschieden und hinsichtlich ihrer entscheidenden Begriffe kurz erläutert.
Das erste Begriffspaar setzt sich aus implizitem und explizitem Wissen10 zusammen und bezieht sich auf die Transparenz und die Verfügbarkeit des Wissens. Unter Explizites (›explicit‹) Wissen versteht man Informationen, welche bspw. in Form von Formeln, Handbüchern, Diagrammen oder Datenbanken aufgezeichnet vorliegen.11 Explizites Wissen ist demnach losgelöst vom Individuum, das dieses Wissen entwickelt hat, und lässt sich daher leicht übertragen und speichern. Aufgrund dieser Eigenschaften ist auf der Basis von explizitem Wissen nur ein kurzfristiger Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz zu erreichen.
Implizites (›tacit‹) Wissen hingegen ist sehr persönlich und entzieht sich dem formalen Ausdruck. Es handelt sich um Wissen, das sich in den Köpfen der Mitarbeiter befindet und nicht explizit zur Verfügung gestellt wird.12 Häufig ist eine Explizierung auch nicht möglich, da implizites Wissen aus subjektiven Einsichten und Werthaltungen bestehen kann, die personengebunden sind. Implizites Wissen ist somit nicht aufzeichenbar und bleibt damit schwer imitierbar. Die Verbindung dieser Eigenschaften mit den Problemen der Transferier- und Imitierbarkeit, führen dazu, dass, aus strategischer Sicht, dem implizitem Wissen der höchste Stellenwert für die Generierung von Wettbewerbsvorteilen zugesprochen wird.13
Das zweite Begriffspaar unterscheidet zwischen individuellem und kollektivem Wissen und bezieht sich auf die Anzahl der Wissensträger. Das individuelle Wissen verkörpert das Wissen der einzelnen Personen (Expertenwissen), so dass nur dieser eine bestimmte Wissensträger die notwendigen Informationen und Erfahrungen besitzt, eine Aufgabe zu lösen.14 Die Fähigkeit des Individuums, Daten in Wissen zu transformieren macht ihn damit zum zentralen Träger der organisationalen Wissensbasis. Für das erfolgreiche Agieren einer Organisation reicht die Perspektive des Individuums allerdings nicht aus, vielmehr sind es die Elemente des kollektiven Wissens, „die für das langfristige Überleben einer Organisation von großer Bedeutung sind“.15
Al-Laham grenzt den Begriff des kollektiven Wissens weiter ein, indem er sagt, dass es sich dabei um Wissen handelt, „das von Gruppen bzw. Wissensgemeinschaften geteilt wird“16. Seiner Auffassung nach ist dieses Wissen „(a) spezifisch für eine Personenmehrheit, (b) nicht allen Unternehmungsmitgliedern zugänglich und bleibt (c) der Unternehmung beim Ausscheiden eines Individuums erhalten.“17
In der Literatur wird das kollektive Wissen häufig mit dem Begriff des organisationalen Wissens gleichgesetzt. Das organisationale Wissen stellt mehr als die Summe des individuellen Wissens dar, und muss im Gegensatz zum kollektiven Wissen von allen Unternehmensmitgliedern geteilt und jederzeit zugänglich gemacht werden.18 Das organisationale Wissen wird auch als organisationale Wissensbasis bezeichnet, welche sich aus individuellen und kollektiven Wissensbeständen zusammensetzt. Auf diese Wissensbestände, die regelmäßigen Veränderungen unterliegen, kann eine Organisation zurückgreifen, um ihre Aufgaben zu lösen.19
Das Wissen einer Organisation hat sich im Kontext immer kürzer werdender Produktentwicklungszeiten, Rationalisierungsbestrebungen und immer stärker werdendem globalen Wettbewerb zu einem wichtigen Innovations- und Wettbewerbsfaktor für Unternehmen entwickelt.20 Neben den klassischen Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital wird Wissen zunehmend als vierter Produktionsfaktor bezeichnet und gilt als immaterieller Faktor zur Leistungserstellung. Die Besonderheit der Ressource Wissen liegt darin, dass im Gegensatz zu den klassischen Produktionsfaktoren, die ausgereizt zu sein scheinen, Wissen die einzige Ressource ist, die sich durch Gebrauch vermehrt und ihre Zukunft noch vor sich hat.21 Die Bedeutung von Wissen zeigt sich auch darin, dass es als intellektuelles Kapital22 bezeichnet wird, das gleichzeitig eine Basis für die Wertschöpfung des Unternehmens darstellt. Aus diesen Besonderheiten und der zunehmenden Bedeutung von Wissen für Unternehmen wird die Forderung nach einem professionellen Management zur Gestaltung und Wertschöpfung dieses kritischen Faktors deutlich. Die Zukunft der Unternehmen und Volkswirtschaften liegt demnach in der effektiven Generierung und Nutzung der Ressource Wissen.
Wissensmanagement stellt für solche Unternehmen eine Herausforderung dar, die in der heutigen Wissensgesellschaft überleben und ihre Wettbewerbsposition ausbauen wollen. Die planvolle und effiziente Bewirtschaftung des Produktionsfaktors Wissen, d.h. das vorhandene Wissen optimal zu nutzen, weiterzuentwickeln und in neue Produkte, Prozesse und Geschäftsfelder einzusetzen, ist das Ziel des Wissensmanagements.23
Hierdurch soll in Analogie zum Finanzkapital, das Wissenskapital vermehrt und dadurch der Unternehmenswert und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gesteigert werden.24 Hieraus resultiert die Frage, wie Unternehmen ihre organisationale Wissensbasis gezielt verändern bzw. verbessern können, um damit die Erreichung der Unternehmensziele zu unterstützen. Wissensmanagement ist kein Selbstzweck, sondern dient der Erfüllung der Unternehmensziele, so dass man besser von einer wissensorientierten Unternehmensführung sprechen sollte. Diese Art der Unternehmensführung beinhaltet das Gestalten, Lenken und Entwickeln der organisationalen Wissensbasis und stellt damit die Hauptaufgaben des Wissensmanagements dar.25
In der Fachliteratur finden sich zum Begriff Wissensmanagement eine Vielzahl von Definitionen26, allerdings existiert keine verbindliche Definition, so dass sich der Autor für den weiteren Verlauf der Arbeit auf die Definition von Probst et al. stützen wird:
„Wissensmanagement bildet ein integriertes Interventionskonzept, das sich mit den Möglichkeiten zur Gestaltung der organisationalen Wissensbasis befasst.“27
Ziel des Wissensmanagements ist es daher, durch Intervention in die organisationale Wissensbasis, Wissen in Wettbewerbsvorteile umzusetzen, welche anschließend als Geschäftserfolge messbar werden. Wissensmanagement stellt also ein interdisziplinäres Managementkonzept dar, das es einer Organisation ermöglicht, „das intellektuelle Kapital ihrer Akteure systematisch zu aktivieren, wertschöpfend zu nutzen und zu erhalten.“28
Unter Wissensmanagement wird die zielorientierte Gestaltung des Wissensprozesses im Unternehmen verstanden, welche im wesentlichen die von Nonaka und Takeuchi beschriebenen Formen der Wissensschaffung - die Wissensgenerierung und den Wissenstransfer - umfassen. Diese beiden lassen sich weiterhin ergänzen durch die Prozesse der Wissensspeicherung und der W issensnutzung.29
Der Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens liegt also in der Fähigkeit, seine Humanressourcen zielgerichtet zu bewirtschaften, d.h. Wissen zu erwerben bzw. neues Wissen zu entwickeln, dieses innerhalb der Organisation bereitzustellen und schließlich Wissen in strategische Konzepte und operative Handlungen umzusetzen.30 Diese Fähigkeiten dienen den Unternehmen als Grundlage, „um daraus Lösungen für heutige und zukünftige Kundenbedürfnisse zu generieren, welche nur schwer imitierbar sind und daher eine Quelle nachhaltiger Wettbewerbsvorteile darstellen.“31 Im Folgenden werden die vier oben genannten Kernprozesse des Wissensmanagements im Hinblick auf ihre Umsetzung im Unternehmen kurz erläutert.
Um den Prozess der Wissensgenerierung adäquat fördern zu können, bietet sich als Grundlage die Institutionalisierung einer lernenden Organisation an. Diese sollte ihrerseits neue Organisationsmodelle, wie z. B. Prozess-, Teamoder Selbstorganisation sowie gewisse Kooperationsmodelle beinhalten, da jede dieser Organisationsformen ihrerseits spezifische Lernprozesse fördert. So steht Prozessorganisation z. B. für die Förderung vom Denken in Zusammenhängen und die Teamorganisation unterstützt den Lerneffekt durch Kooperation und Kommunikation, also den Austausch von Wissen, welches dann der Organisation zur Verfügung gestellt wird.32
Die Aufgabe des Wissenstransfers ist „die Übertragung von Wissen, über das Individuum und Gruppen verfügen, auf andere Individuen und Gruppen.“33 Allerdings ist hierbei zu beachten, dass der Wissenstransfer nur auf der Basis eines aktiven Kommunikationsprozesses effektiv zum Erfolg führen kann.
Bei dem Aspekt der Wissensspeicherung geht es vor allem um die Bewahrung von Wissen. Als besonders geeignetes Speichermedium in Organisationen hat sich der Mitarbeiter herauskristallisiert, da seine Speicherkapazität im Hinblick auf die Art des zu speichernden Wissens jene künstlicher Systeme übersteigt. Auch hier ist eine der Grundvoraussetzungen für das Gelingen des Prozesses eine starke Unternehmenskultur, die die Bereitschaft zur Wissensspeicherung fördert. Ein ebenso wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist, dass Wissensspeicherung hier gleichzeitig Wissensbewahrung - d. h. die Verhinderung eines Wissensverlustes34 - impliziert.
Der vierte Kernprozess, die Wissensnutzung, bedingt die konsequente Verwendung des vorhandenen Wissens. Hierbei gibt es jedoch, einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger (Strategy Consultants GmbH) zu Folge, noch erheblichen Nachholbedarf. Damit ist gemeint, dass bisher das Wissenspotential der Mitarbeiter eines Unternehmens nicht ausreichend weiterverwendet worden ist. Einige Gründe dafür sind, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter zwar sehr gut ausbilden, dann aber nicht auf das neue Wissen zurückgreifen, oder weil sie „helle Köpfe“ eingestellt haben, diese aber nach kurzer Zeit an den Wettbewerber verloren haben und weil Unternehmen meist viel mehr über ihre Konkurrenten am Markt wissen und recherchieren, als sie es bei sich selbst tun. Damit diese Mängel beseitigt werden können, ist die Implementierung und Durchführung eines konsequenten Wissensmanagements notwendig.
Bei der Umsetzung von Wissensmanagement, lassen sich je nach zugrundeliegender Theorie unterschiedliche Ausprägungen vorweisen. Bislang wurde grundsätzlich zwischen zwei Ansätzen unterschieden, die sich insbesondere durch ihre spezielle Sichtweise hinsichtlich der Veränderung der organisationalen Wissensbasis differenzieren lassen. Im folgenden werden der technikorientierte als auch der humanorientierte Ansatz näher erläutert, sowie anschließend auch der in jüngerer Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnende ganzheitliche Ansatz kurz skizziert.
Beim technikorientierten Ansatz steht in erster Linie die technische Auslegung des Wissensmanagements im Mittelpunkt.35 Hier geht man von der Annahme aus, „dass Wissen objektiv gegeben, folgenlos teilbar, weder körper- noch kontextgebunden ist und mittels Informations- und Kommunikationstechnologien bearbeitet, erweitert, gespeichert und bewertet werden kann.“36
Im Rahmen dieser technischen Auslegung des Wissensmanagements wird Wissen weitgehend mit Informationen gleichgesetzt, demnach als Objekt betrachtet. Wissensmanagement kann somit wie Kapital, Material oder Betriebsmittel bewirtschaftet werden.37 Damit beziehen sich sämtliche Maßnahmen, wie z.B. die schnellere und zielführendere Verarbeitung von Wissen in der Unternehmung durch maschinelle Hilfe, ausschließlich auf die Verwaltung expliziten Wissens.
[...]
1 Vgl. North, K. (2002): Wissensorientierte Unternehmensführung: Wertschöpfung durch Wissen. 3., akt. u. erw. Aufl., Wiesbaden: Gabler. S. 14ff., sowie bei Al-Laham, A. (2003): Organisationales Wissensmanagement: Eine strategische Perspektive. München: Vahlen. S. 1f. Bei den nachfolgenden Ausführungen hat sich der Autor weitestgehend an den eben genannten Autoren orientiert.
2 Vgl. Al-Laham, A., a. a. O., S. 2.
3 Vgl. North, K., a. a. O., S. 15.
4 Vgl. Franken, R. / Gadatsch, A. (2002): Integriertes Knowledge Management: Konzepte, Methoden, Instrumente, Fallbeispiele. Wiesbaden: Vieweg. S. 153.
5 Vgl. Güldenberg, St. (2001): Wissensmanagement und Wissenscontrolling in lernenden Organisationen: Ein systemtheoretischer Ansatz. 3., akt. Aufl., Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl. S. 154f.
6 Vgl. Al-Laham, A., a. a. O., S. 28.
7 Vgl. Porter, M. E. (1990): Nationale Wettbewerbskraft: Woher kommt die? In: Harvard Manager, Nr. 4/1990. S. 103-118, hier: S. 104.
8 Vgl. Drucker, P.F. (1997): The future that has already happened. In: Harvard Business Review, vol. 75, Nr. 5/1997, S. 20-24, hier: S. 22.
9 Vgl. Probst et al. (2003): Wissen Managen: Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen.4., überarb. Aufl., Wiesbaden: Gabler. S. 21. Bei Al-Laham, A., a. a. O., findet man auf S. 25ff. einen tabellarischen Überblick zu den verschiedenen, in der deutschsprachigen Managementliteratur existierenden Wissensdefinitionen.
10 Diese Begriffspaare wurden von den Japanern I. Nonaka und H. Takeuchi in dieses Forschungsfeld eingebracht. Eine Ausführlichere Darstellung ist nachzulesen bei Nonaka, I. / Takeuchi, H. (1997): Die Organisation des Wissens: Wie japanische Unternehmen eine brachliegende Ressource nutzbar machen. Frankfurt/Main: Campus. S. 18. Alle weiteren Seitenangaben aus diesem Buch beziehen sich auf die dem Autor vorliegenden deutschen Fassung.
11 Vgl. Willke, H. (2001): Systemisches Wissensmanagement. 2., neubearb. Aufl., Stuttgart: Lucius und Lucius. S. 13.
12 Ebd., S. 12.
13 Vgl. Al-Laham, A., a. a. O., S. 33.
14 Vgl. Bea, F. X. (2000): Wissensmanagement. In: WiSt, Heft 7/2000. S. 362.
15 Vgl. Probst et al., a. a. O., S. 21.
16 Vgl. Al-Laham, A., a. a. O., S. 43.
17 Ebd.
18 Vgl. Güldenberg, St., a. a. O., S. 194.
19 Vgl. Probst et al., a. a. O., S. 22f.
20 Vgl. Felbert, D. v. (1998): Wissensmanagement in der unternehmerischen Praxis. In: Pawlowsky, P. (Hrsg.) (1998) : Wissensmanagement: Erfahrungen und Perspektiven. Wiesbaden: Gabler. S. 123f.
21 Vgl. Probst et al., a. a. O., S. 1.
22 Vgl. North, K., a. a. O., S. 55f.
23 Vgl. Brücher, H. (2001): Dynamisches, agentenbasiertes Benutzerportal im Wissensmanagement. Wiesbaden: Dt.Univ.-Verl. S. 24. Vgl. auch die Ausführungen von Pawlowsky, P. (1998): Integratives Wissensmanagement. In: Ders.: Wissensmanagement: Erfahrungen und Perspektiven. Wiesbaden: Gabler. S. 15f.
24 Vgl. North, K., a. a. O., S. 3.
25 Ebd., S. 179.
26 Vgl. hierzu die Übersicht der Definitionen im deutschsprachigem Raum bei Al-Laham, A., a. a. O., S. 45ff. Sowie die Tabelle in: Bodrow, W. / Bergmann, Ph. (2003): Wissensbewertung im Unternehmen: Bilanzieren von intellektuellem Kapital. Berlin: Erich Schmidt. S. 41ff.
27 Vgl. Probst et al., a. a. O., S. 23.
28 Vgl. ILTIS GmbH (2004): Wissensmanagement. Zu finden unter: www.4managers.de/10- Inhalte/asp/Wissensmanagement.asp?hm=1&um=W (Stand: 14.09.2004).
29 Vgl. Bea, F. X., a. a. O., S. 366. Ähnlich umschreiben auch Güldenberg (2001, S. 243ff.) und Probst/Romhardt (2003, S. 28ff.) die Kernprozesse des Wissensmanagements. Angemerkt sei weiterhin, dass in der jüngeren Literatur diese vier Kernprozesse um einen weiteren, nämlich den der Wissensentwicklung, erweitert worden sind. Vgl. dazu insbesondere North, K. (2002, S. 3f. und 177ff.) sowie Franken, R. / Gadatsch, A. (2002, S. 50f.).
30 Vgl. Nohr, H. (2000): Einführung in das Wissensmanagement. Reader zu einem Seminar an der Fachhochschule Hamburg im Wintersemester 2000/2001. Arbeitspapiere Wissensmanagement Nr. 5/2000, S. 4. Zu finden unter: http://www.iuk.hdm-stuttgart.de/nohr/KM/KmAP/FHHH.pdf (Stand:14.09.2004).
31 Vgl. North, K., a. a. O., S. 10.
32 Vgl. Bea, F. X., a. a. O., S. 365.
33 Ebd., S. 367.
34 Ein Wissensverlust kann insbesondere auftreten, „wenn das Wissen einer Gruppe oder eines Individuums durch Auflösung der Gruppe (etwa im Rahmen einer Projektorganisation) oder Abwanderung des Mitarbeiters verloren gehen.“ Vgl. Ebd., S. 367.
35 Vgl. Bucher, M. / Ohlhausen, P. (2004): Konzepte und Gestaltungsdimensionen für das Wissensmanagement. Zu finden unter: http://www.competence-site.de/wissensmanagement.nsf/AECBDBBD71D9ACA1C1256B50003A69C0/$File/wm.pdf (Stand:14.09.2004) S. 2.
36 Vgl. Al-Laham, A., a. a. O., S. 49.
37 Vgl. North, K., a. a. O., S. 184.
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