Bachelorarbeit, 2019
89 Seiten, Note: 2,3
I Abkürzungsverzeichnis
II Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Funktion traditionelles Finanzsystem
2.1 Geldfunktion
3 Blockchain Technologie
3.1 Einsatzmöglichkeiten Blockchain
3.2 Zukunftsvision Blockchain
4 Kryptowährungen
4.1 Ursprung und Arten von Kryptowährungen
4.2 Einsatzmöglichkeiten von Kryptowährungen
5 Auswirkungen des Einsatzes von Kryptowährungen im ökonomischen Kontext
5.1 Auswirkungen auf traditionelle Finanzdienstleistungen
5.2 Auswirkungen auf das Girokontensystem der Banken
6 Gesellschaftliche Auswirkungen beim Einsatz von Kryptowährungen
6.1 Steigerung wirtschaftlicher Wohlstand in Entwicklungsländern mit Kryptowährungen
6.2 Problemfelder der Nutzung und Kritik am Einsatz von Kryptowährungen
7 Fazit und Ausblick
V Literaturverzeichnis
VI Internetverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Technische Infrastruktur Finanzsystem
Abbildung 2: Transaktionsprozess auf der Blockchain
Abbildung 3: Nutzung von Online Banking in Deutschland
Abbildung 4: Entwicklung der weltweiten Investitionen in Erneuerbare Energien in den Jahren 2004 bis 2017 (in Milliarden US-Dollar)
Abbildung 5: Funktionsweise des Bitcoin Mining
Abbildung 6: 10 Kryptowährungen mit höchster Marktkapitalisierung
Abbildung 7: Anzahl der Bitcoin Akzeptanzstellen in deutschen Großstädten
Abbildung 8: Übersicht zu Kernaussagen der Aufsichten zu VC
Abbildung 9: Kursverlauf Bitcoin
Abbildung 10: Volatilität des Bitcoin-US-Dollar-Wechselkurses im Vergleich zum Euro-Dollar-Wechselkurs
Abbildung 11: Übersicht über Einflussfaktoren und erwartete Entwicklungstendenzen von Kryptowährungen
Abbildung 12: Meilensteine im Internetzeitalter
Abbildung 13: Systematisierung von Finanzkontrakten
Abbildung 14: Anzahl der Girokonten im deutschen Bankensystem
Abbildung 15: Umfrage zur Wechselbereitschaft deutscher Bankkunden
Gegenstand der Bachelorthesis ist das Aufzeigen von Auswirkungen einer zunehmenden Akzeptanz von Kryptowährungen auf das traditionelle Finanzsystem. Die zentrale Technologie der umfassenden Digitalisierung stellt das Internet dar. Die Wirtschaft steht vor einem elementaren und folgenschweren Strukturwandel. Eine grundlegende Veränderung der Wirtschaft erfolgt durch neuartige Geschäftsmodelle und Optimierungspotenziale. Dies führt zu einer intelligenten und automatisierten Verschmelzung der realen und virtuellen Welt.1 Digitale Kryptowährungen, die u.a. als moderner Geldersatz fungieren können, werden in ihrer Entstehung, Historie, rechtlicher Regulatorik und Arten beschrieben. Als Begründer dieser neuen Form von Zahlungsmitteln auf digitaler Basis gilt ein Pseudonym namens Satoshi Nakamoto, dessen Erscheinen auf der finanziellen Weltbühne im historischen Zusammenhang beschrieben wird. Die technische Grundlage dieser neuen Währung, die sog. „Blockchain“, wird detailliert anhand ihrer Ideologie, den technischen Möglichkeiten und den vielfältigen Einsatzbereichen in unserer Gesellschaft analysiert. Dabei werden soziale, ökonomische und menschliche Aspekte im täglichen Leben einbezogen. Eine nähere Vorstellung erfolgt auf die Funktion und die bedeutende Rolle dieses etablierten Systems auf die Gesellschaft und auf jeden Einzelnen. Umwälzungen, die den Bereich Finanzdienstleistungen im Allgemeinen betreffen, werden gesondert betrachtet. Um die Auswirkungen dieser digitalen Form von Geld auf das traditionelle Finanzsystem darzustellen, werden zunächst die Evolution des klassischen Geldes und die ökonomische Bedeutung des Finanzsystems in unserer Gesellschaft aufgezeigt. Finanzintermediäre, die einen festen Platz in unserer alten Gesellschaftsordnung inne haben, werden im Rahmen ihrer zukünftigen Herausforderungen und den damit bevorstehenden Veränderungen durch den Einsatz der Blockchain Technologie anhand von wirtschaftlichen Betrachtungsweisen untersucht. Im Bereich der Banken mit ihrem allseits anerkannten Girokontenmodell erfolgt eine gesonderte Analyse zur Zukunftsfähigkeit dieser Institutionen bei einem vermehrten Einsatz der Blockchain Technologie. Insbesondere wird eine hypothetisch veränderte Machtverteilung der Finanzinstitute in der reellen Umsetzung erörtert.
Eine weiterführende kritische Auseinandersetzung wird mit einer Etablierung von Kryptowährungen in Entwicklungsländern vorgenommen. Der Ausschluss von vielen Menschen am allgemeinen Finanzsystem und den damit verbundenen Problemen in diesen Regionen der Welt wird einer lösungsorientierten und kritischen Prüfung unterzogen. Im Mittelpunkt steht dabei die Vision zur möglichen Steigerung des allgemeinen wirtschaftlichen Wohlstands der Bevölkerung. Nach erfolgter Analyse der jeweiligen Auswirkungen auf das traditionelle Finanzsystem wird ein Ausblick zur möglichen zukünftigen Finanzwelt einer kritischen Würdigung unterzogen.
Im Fokus dabei stehen folgende Fragestellungen:
- Welche Funktion erfüllt das traditionelle Finanzsystem?
- Welchen Entwicklungen und Änderungen ist das allgemeine Geldwesen unterworfen?
- Welche Möglichkeiten bietet die Blockchain Technologie?
- Welche Formen von Kryptowährungen sind vorhanden und akzeptiert?
- Welcher rechtliche Rahmen und Regulatorik gilt für Kryptowährungen?
- Kann gesellschaftlicher Wohlstand, vor allem in 3. Welt Länder, durch den Einsatz von Kryptowährungen und der Blockchain Technologie vorangebracht werden?
- Erleiden Finanzintermediäre einen Macht- und Kontrollverlust durch einen zunehmenden Einsatz der Digitalisierung des Geldwesens?
- Zukunftsvision Blockchain und Kryptowährungen?
Das Finanzsystem nimmt eine große Rolle beim Umgang mit Geld ein. In der Praxis haben nahezu alle privaten Haushalte und Unternehmen Konten bei Banken. Diese werden hauptsächlich zur Geldanlage und dem Zahlungsverkehr genutzt.2 Zu beachten ist, dass jede wirtschaftliche Entscheidung eine finanzielle Dimension hat.3 Deswegen hat der Finanzsektor eine besondere und wichtige Stellung in unserer Gesellschaft. Um die Funktionen des traditionellen Finanzsystems in Gänze zu beschreiben, bedarf es der Vorstellung aller Akteure im System. Es besteht aus den sogenannten Intermediären, welches vor allem Banken und Versicherungen sind,4 dem Finanzmarkt, auf dem die Vermittlung von Kapital stattfindet und sich somit Angebot und Nachfrage nach Finanzmitteln gegenüberstehen.5 Zudem beinhaltet die finanzielle Infrastruktur alle Systeme für den Zahlungsverkehr und die Wertpapierabwicklung. Somit ist eine in späteren Kapiteln bessere Vergleichbarkeit der Auswirkungen einer zunehmenden Digitalisierung und hypothetisch vermehrten Akzeptanz von Kryptowährungen auf dieses System gewährleistet. Das traditionelle Finanzsystem übernimmt die Vermittlung von finanziellen Mitteln zwischen Anbietern und Nachfragern.6 Private Haushalte stellen die hauptsächlichen Anbieter von Kapital in Form von Einlagen dar. Die Nachfrager nach Kapital sind der Staat und Unternehmen in Form von Krediten. In der folgenden Abbildung 1 ist die finanzielle Infrastruktur grafisch dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 – Technische Infrastruktur Finanzsystem7
Das System der Banken besteht aus den Geschäftsbanken (Kreditinstituten) und der Zentralbank. Dabei hat die Zentralbank eine gänzlich andere Funktion als die Geschäftsbanken. Zuständig ist diese für die grundsätzliche Geldpolitik und hat das verpflichtende Hauptziel der Gewährleistung von Preisstabilität. Die Zentralbank hat die alleinige Berechtigung gesetzliche Zahlungsmittel in Umlauf zu bringen. Gesetzliche Zahlungsmittel werden im folgenden Kapitel näher beschrieben. Die Zentralbank fungiert als elementar notwendige Institution im Zusammenhang mit Geschäftsbanken. Diese sind bzgl. zur Sicherung ihrer Zahlungsfähigkeit auf die Zentralbank angewiesen. Die Geschäftsbanken gelten als Wirtschaftsunternehmen, die als Dienstleister rund ums Geld fungieren.8 Im Detail agiert die Bank dabei als intermediärer Vermittler zwischen Gläubigern und Schuldnern, die u.a. diese Leistung entgeltlich anbieten. Dabei sammeln Banken Einlagen von überwiegend privaten Haushalten und bündeln diese zur weiteren Kreditvergabe an Unternehmen und Staaten. Die Integration eines Finanzintermediäres – einer Bank, kann die Ausgangslage eines privaten Anlegers positiv beeinflussen. Das Kreditinstitut hat sich auf die Transformation von Einlagen in Kredite spezialisiert und verfügt nicht zuletzt aufgrund seiner regelmäßigen Aktivitäten an den Finanzmärkten über umfangreichere und gesichertere Informationen über alternative Kreditnehmer (oder Wertpapieremittenten) als der private Kunde. Die erforderlichen Transaktionskosten, die sich aus Informations- und Risikokosten zusammensetzen, können daher niedriger ausfallen als bei der Direktanlage durch den privaten Haushalt.9 Diese vermittelnde Funktion wird bei der in weiteren Kapiteln folgenden Untersuchung zur vermehrten Akzeptanz von Kryptowährungen und der damit verbundenen Blockchain Technologie grundsätzlich einer zukünftigen notwendigen Verwendung in Frage gestellt. „Eine allgemeingültige Definition von Banken gibt es nicht. Vor allem weil Banken keine statischen Institutionen, sondern dynamische Systeme sind, ist die Definition ständigen Wandlungen unterworfen.“10 Zudem sind einzelwirtschaftliche Begriffsbestimmungen von volkswirtschaftlichen und ökonomischen von juristischen zu unterscheiden. In einer betriebswirtschaftlichen Sichtweise sind Banken Dienstleistungsbetriebe, die Geld- und Kapitalanlagen, Finanzierungen, Zahlungsabwicklungen und sonstige Leistungen (z.B. Beratung, Risikoübernahme, Vermittlung und Verwaltung) anbieten.11 Juristisch sind Banken im Gesetz über das Kreditwesen (KWG) geregelt und unterliegen der folgenden begrifflichen Abgrenzung. Unterschieden werden Kreditinstitute, Finanzdienstleistungsinstitute und zusätzliche Begriffe. Nach § 1 Abs. 1 Satz 1 KWG sind Kreditinstitute „Unternehmen, die Bankgeschäfte gewerbsmäßig oder in einem Umfang betreiben, der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert“. Um die Eigenschaft gewerbsmäßig zu erfüllen, muss ein Betrieb auf eine gewisse Dauer und mit der Absicht der Gewinnerzielung angelegt sein. § 1 Abs. 1 Satz 2 KWG führt zehn Bankgeschäfte auf: Einlagengeschäft, Pfandbriefgeschäft, Kreditgeschäft, Diskontgeschäft, Finanzkommissionsgeschäft, Depotgeschäft, Verpflichtung Darlehen vor Fälligkeit zu erwerben, Garantiegeschäft, Girogeschäft, Emissionsgeschäft, Tätigkeit als zentraler Kontrahent.12 Diese umfangreichen Tätigkeiten kennzeichnen Universalbanken, welche diese alle Leistungen komplett anbieten oder auch nur eine davon und damit bereits dem Kreditwesengesetz unterliegen.
Ein weiterer wichtiger Teilnehmer am Finanzsystem sind Investmentfonds. Investmentfonds sind Anteile, die sich aus verschiedenen Einzelwerten zusammensetzen (Anleihen, Aktien, Geldmarktpapiere, Rohstoffe, Immobilien, etc.).13 Die Definition des Investmentvermögens erfolgt durch § 1 Abs. 1 ff. KAGB (Kapitalanlagegesetzbuch).14 Demnach ist ein Investmentvermögen jeder Organismus für gemeinsame Anlagen (OGA), der von mehr als nur einem Anleger Kapital einsammelt, um es gemäß einer festgelegten Anlagestrategie zum Nutzen der Anleger zu investieren.15 Mit dem Kauf von Investmentanteilen werden Anleger Mitberechtigte am Fondsvermögen. Eine Anlage in Investmentfonds ist mit Kosten verbunden. Gesamtkosten setzen sich zusammen aus einem Ausgabeaufschlag, der beim Kauf von Fondsanteilen anfällt. Verwaltungskosten werden für die Vergütung für das Fondsmanagement und für Zahlungen an Vertriebsstellen verwendet. Erfolgsabhängige Kosten können bei einer positiven festgelegten Wertentwicklung zusätzlich als Vergütung für das Fondsmanagement anfallen. Des Weiteren gibt es noch Transaktionskosten, die bei Erwerb oder Veräußerung von Fondsanteilen durch Dritte, wie z.B. Broker anfallen. Eine Untersuchung, ob in diesem Bereich, bei einem zukünftigen Einsatz der Blockchain Technologie, Dritte notwendig sind oder Kosten anfallen, wird in folgenden Kapiteln näher erörtert.
Finanzdienstleistungsinstitute sind gemäß § 1 Abs. 1a KWG Unternehmen, die Finanzdienstleistungen für Dritte erbringen. Sie sind demnach keine Kreditinstitute, unterliegen aber wie dieser einer strengen Aufsicht. Analog zu den Kreditinstituten handelt es sich bei den Finanzdienstleistungsinstituten um Unternehmen, die ihre Leistungen gewerbsmäßig oder in einem Umfang erbringen, der einen Geschäftsbetrieb in kaufmännischer Weise eingerichtet erfordert.16 Finanzdienstleistungen werden im § 1 Abs. 1a KWG folgendermaßen aufgeführt: Anlagevermittlung, Anlageberatung, Betrieb eines multilateralen Handelssystems, Platzierungsgeschäft, Abschlussvermittlung, Finanzportfolioverwaltung, Eigenhandel, Drittstaateneinlagenvermittlung, Sortengeschäft, Factoring, Finanzierungsleasing, Anlageverwaltung, Eingeschränktes Verwahrgeschäft.17 Demnach sind Mandanten von Finanzdienstleistungsinstitute auf Basis des traditionellen Finanzsystems private Haushalte, institutionelle Anleger und Staaten. Das KWG definiert in §1 neben Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute weitere relevante Unternehmensbegriffe. Diese werden als zusätzliche Begriffe zusammengefasst. Dabei handelt es sich um spezielle Kreditinstitute bzw. um Unternehmen, die bankähnliche und banknahe Geschäfte betreiben, welche ebenfalls den einzelnen Vorschriften des Kreditwesengesetzes unterliegen. Zusammengefasst erbringen sie gegen Gebühr verschiedene bankähnliche Geschäfte. Sie sind demnach beratend und vermittelnd bei der Geldanlage tätig oder geben gar Kreditkarten aus.18
Der „Marktplatz der Kapitalvermittlung“, der sog. Finanzmarkt ist die Gesamtheit der Märkte, auf denen sich Angebot und Nachfrage nach Finanzmitteln gegenüberstehen. Das Gesamtvolumen an Finanzmitteln, welches auf dem Finanzmarkt gehandelt wird, lag im Jahr 2015 bei 294 Billionen US-Dollar.19 Setzt man diesen Betrag ins Verhältnis zur Weltproduktion (Summe des Bruttoinlandsprodukts aller Länder im Jahr 2014 -> 77,45 Billionen US-Dollar)20, so ergibt sich die sog. Finanztiefe, welche sich auf knapp 400% beläuft. Dies bedeutet, dass der globale Finanzbereich ca. viermal so groß wie die weltweite Realwirtschaft ist.21 Dieses Indiz spiegelt die enorme Wichtigkeit und Wertigkeit der Finanzmärkte im volkswirtschaftlichen Kontext wider. Alle finanziellen Transaktionen werden dabei über Dritte, welche als Kontrollinstanz zur ordnungsgemäßen Ausführung fungieren, abgewickelt. Diese gebührenbehaftete Aufgabe übernehmen sog. Finanzintermediäre, wie Banken, Versicherungen, etc. Finanzintermediäre sind Dritte, die in der Wirtschaftspraxis den Kapitaltransfer vom Kapitalanbieter zum kapitalsuchenden Unternehmen laufen lassen.22 Im weiteren Verlauf dieser Thesis wird die Notwendigkeit dieser Kontrollinstanz durch Dritte mit den technologischen Möglichkeiten der Blockchain näher untersucht. Als zentrale Fragestellung wird eine mögliche komplette Ersetzbarkeit dieser Intermediäre durch die Blockchain Technologie analysiert. Der Finanzmarkt übernimmt drei elementare Funktionen der Kapitalvermittlung. Dabei handelt es sich um traditionelle Transformationsfunktionen. Die Transformationsleistungen im Allgemeinen werden auch unter dem Begriff Kapitallenkung oder Kapitalsteuerung zusammengefasst. Banken bilden hierbei die Schnittstelle als bilanzierende Institutionen zwischen Kapitalgeber und Kapitalnehmer. Diese sorgen somit für einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Angebots- und Nachfragebedürfnissen.23 „Losgrößentransformation bedeutet, dass viele kleine Anlagebeträge (von den Banken) gebündelt werden, um die Finanzierung sehr großer Investitionen zu ermöglichen.“24 „Unter Fristentransformation versteht man, dass kurzfristig, etwa für wenige Monate, angelegte Gelder den Unternehmen für längere Zeiträume, im Extremfall mehrere Jahrzehnte, zur Verfügung gestellt werden (oder umgekehrt).“25 Um das Risiko eines Unternehmens von vielen Anlegern gemeinsam zu tragen, bedarf es einer Risikotransformation. Bei der Zwischenschaltung einer Bank, welche Spargelder hereinnimmt und auf eigene Rechnung ausleiht, wird das Kreditrisiko (zunächst) ganz von der jeweiligen Bank übernommen. Den Anlegern werden auf den Finanzmärkten zudem ermöglicht, ihre Mittel auf verschiedene Investitionsobjekte zu verteilen und so das Risiko zu reduzieren.26
Geld ist ein fester Bestandteil in der Gesellschaft. Geld nimmt eine grundsätzliche und universale Rolle im Wirtschaftsleben ein. Geld bezeichnet generell Einkommen, Zahlungsmittel, Vermögen, Kredit.27 In modernen Volkswirtschaften gibt es einen hohen Grad an Arbeitsteilung und Spezialisierung, da nicht jeder jede Ware selbst herstellen kann. Folglich müssen Güter, d.h. Waren und Dienstleistungen, ständig gegeneinander getauscht werden. Der ökonomische Austausch ist ein Tausch von Gütern. „Güter“ sind zirkulär einfach das, was getauscht wird: Waren, Geld, Rechte, Dienste usw. Ein Gut liegt vor, wenn eine Entität im Tausch von Tauschenden als etwas Nützliches, Wertvolles, Begehrenswertes usw. interpretiert wird.28 Ohne direkten passenden Tauschpartner ist eine reine Tauschwirtschaft nicht möglich. Schon frühzeitig kamen die Menschen darauf, nicht mehr Ware gegen Ware zu tauschen, sondern eine Zwischenlösung zur finalen Tauscherfüllung zu finden. Das Geld nimmt dabei eine Art Zwischentauschware ein und erleichtert somit das Handeln, da Kauf und Verkauf zeitlich auseinanderliegen können. Es gibt einen allgemeinen Maßstab, welcher den Wert jedes Gutes festlegt. Es sind drei grundlegende Funktionen von Geld vorhanden. Zum einem gilt Geld als Tausch- und Zahlungsmittel. Dabei wird der Austausch von Gütern vereinfacht und ersetzt den realen Tausch Ware gegen Ware. Zum anderen kann das Geld als Recheneinheit verwendet werden. Durch die Einführung von Geld werden alle Geschäfte vergleichbar und es findet eine Preisbildung statt. Des Weiteren hat Geld eine Wertaufbewahrungsfunktion inne. In Geld lässt sich somit ein gewisser Wert speichern und zu einem späteren Zeitpunkt wieder eintauschen, sofern es wertbeständig ist.29 Als elementare Voraussetzung zur Funktionserfüllung der beschriebenen Eigenschaften muss ein allgemeines Vertrauen seitens der Gesellschaft in Geld vorhanden sein. Zudem muss Geld als allgemeines Zahlungsmittel in einer Volkswirtschaft akzeptiert sein. Vertrauen in die Wertbeständigkeit des Geldes bildet somit die Grundlage des Geldwesens. Im Kontext der Psychologie ist die Definition von Vertrauen sehr vielseitig. Vertrauen ist u.a. zukunftsbezogen und beruht gleichzeitig auf den Erfahrungen der Vergangenheit.30 In ökonomischer Hinsicht auf die Geldfunktion ist diese Definition zutreffend, da im Bereich der Wertbeständigkeit des Geldes ein zukunftsbezogenes Vertrauen auf Erfahrungen in der Vergangenheit im Umgang mit Geld beruht. Dieses muss demnach überwiegend positiv gewesen sein, um eine Akzeptanz der Geldfunktionen auch in der Zukunft zu gewährleisten.
Um allgemein anerkannte und staatlich regulierte Zahlungsmittel näher zu beschreiben, ist eine allgemeine Begriffsfindung vonnöten. Dies wird demnach als „Währung“ bezeichnet. Eine Währung ist damit im weitgefassten Sinne das staatlich geregelte Geldwesen eines Landes oder einer privaten Gemeinschaft. Insbesondere wird dabei eine Festlegung des Münz- und Notensystems getroffen.31 Diese konkrete Ausgestaltung der nationalen Geldeinheit, bewirkt zum einen, einen juristischen Aspekt der nationalen Geldordnung und zum anderen, im internationalen Bereich, der zwischen den Ländern vertraglich vereinbarte Teil der internationalen Währungsordnung. Es hat sich somit eingebürgert, national von Geldeinheit, international von Währungseinheit zu sprechen. Währungsarten werden allgemein unterschieden zwischen an ein bestimmtes Medium gebundenen und einer freien (manipulierbaren) Währung, der heute üblichen Papierwährung (Banknoten). Dabei ist zu beachten, dass gebundene Währungen durch eine bestimmte Menge eines Währungsmetalls oder aber auch durch eines bestimmten Waren- oder Währungskorbes definiert werden können.32 Welche Funktionen das Geld übernahm und welche Stoffe (Nichtmetall – Metall – Papier) als Geld verwendet wurden, bestimmte der Entwicklungsstand der Geldwirtschaft, d.h. der Monetarisierungsgrad der Gesellschaft.33 Diese Formen werden im nächsten Kapitel, bei der Entwicklung des Geldwesens, noch näher beschrieben. Gesetzliche Zahlungsmittel sind demnach jene Zahlungsmittel, welche in einem Währungsraum Gültigkeit haben. Dies bedeutet, es sind Zahlungsmittel, mit denen jeder in dem betreffenden Währungsraum seine Geldschulden u.a. bezahlen kann.34 Zusammenfassend gilt: „Geld ist alles, was Geldfunktionen erfüllt“.35
Um Geld in seinen Funktionen verwenden zu können, bedarf es der Schöpfung von Geld. Geldschöpfung ist somit die Schaffung von zusätzlichem Geld.36 Als zentrale Fragen gelten dabei: Wie kommt das Bargeld in Umlauf und wie ist dieses Buchgeld entstanden? Im europäischen Raum gilt generell das Prinzip, dass Banknoten und Münzen nur von Zentralbanken des Eurosystems in Umlauf gebracht werden dürfen. Die Geldschöpfung erfolgt formal durch Kreditvergabe von den Zentralbanken zu den Geschäftsbanken. Eine Geschäftsbank ist jedes Kreditinstitut im Sinne des KWG.37 Geschäftsbanken werden demnach auch als Universalbanken deklariert, da sie jegliche Bankleistungen anbieten und sich somit von Spezialbanken unterscheiden, die nur eingeschränkte spezialisierte Banktätigkeiten betreiben. Eine Kreditgewährung durch die Zentralbank erfolgt nur dann, wenn durch eine Hinterlegung von Pfändern eine Besicherung des Kredites durch die Bank stattfindet.38 Ein Pfand ist ein Vermögen (in Form einer beweglichen Sache), das als Sicherheit für eine Forderung dient.39 Ein weiterer Weg der Geldschöpfung, also wenn die Zentralbank den Banken zu Zentralbankgeld verhelfen kann, ist der Ankauf von Vermögenswerten durch die Zentralbank, wie z.B. Gold, Devisen oder Anleihen. Durch diesen Ankauf schreibt die Zentralbank den Banken den Verkaufserlös gut.40 Dieses gutgeschriebene Geld wird seitens der Banken an Privatpersonen und Unternehmen als Kredit und / oder deren Guthaben zur Verfügung gestellt. Die Zentralbanken handeln im gesamtwirtschaftlichen Interesse. Dabei hat z.B. die Europäische Zentralbank (EZB) primär die Aufgabe, die Geldwertstabilität in den Mitgliedsländern der Europäischen Währungsunion zu sichern. Mit entsprechenden jeweiligen Maßnahmen soll die Konjunktur stimuliert oder zumindest einer Rezession vorgebeugt bzw. abgemildert werden. Oberstes Ziel der EZB ist die Sicherstellung einer Preisstabilität. Dabei soll eine Inflation (= Anstieg des Preisniveaus um mehr als 2% jährlich) als auch eine Deflation (= Rückgang des Preisniveaus) vermieden werden. Zu diesem Zweck versucht die EZB, den Geldbereich – darunter versteht man die Geldmenge multipliziert mit der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes – im Einklang mit dem realen Bruttoinlandsprodukt (BIP) expandieren zu lassen.41 Definiert wird das Bruttoinlandsprodukt als Wert aller Endprodukte und Dienstleistungen, die in einem Land innerhalb einer gegebenen Periode erstellt werden.42 Konkret wird dies mit der sog. Quantitätsgleichung ausgedrückt:
Geldmenge * Umlaufgeschwindgkeit = Preisniveau * reales BIP
Sofern diese Voraussetzungen, die immer gelten, erfüllt sind, bleibt die Entwicklung des Preisniveaus im gewünschten Rahmen.43 Bei einer späteren Untersuchung, im Rahmen dieser Thesis, ist diese Quantitätsgleichung kritisch zu analysieren, da die digitale Geldmenge z.B. bei der Kryptowährung Bitcoin auf 21 Millionen Bitcoin beschränkt ist.44 Durch diese festgelegte maximierte Geldmenge ist diese digitale Währung gegen eine unkontrollierte Geldmengenausweitung geschützt. Dies gilt demnach auch gegen institutionelle Gefahren, wie z.B. Inflation.
Geld ist eine der wichtigsten Errungenschaften in der Geschichte der Menschheit. Seit der Entstehung von Geld, wird es als Inbegriff von Macht angesehen. Viel Geld führte demnach zu Reichtum und Reichtum somit zu Macht. Im Laufe der Geschichte galt Geld im Allgemeinen als Anlass für Kriege, hat dabei unzählige Menschenleben gekostet und Begehrlichkeiten geweckt.45 Das Wort Evolution leitet sich vom lateinischen Wort evolvere ab, was „entwicklen“ bedeutet.46 So hat sich auch das Geld im Laufe der Zeit entwickelt. Sozusagen vom Tausch bis zur digitalen Münze, welche noch näher untersucht wird. Dabei zieht sich von den ersten Anfängen denkender Betrachtung der Gesellschaftserscheinungen bis auf unsere Tage eine ununterbrochene Kette von Erörterungen über die Natur des Geldes und seine Eigenart im Kreise der übrigen Objekte des Verkehrs.47 Dies bringt zum Ausdruck, dass sich in dieser evolutionären Entwicklung das Naturell des Geldes an sich mit all seine Eigenarten, stetig verändert hat und dies zu immer wiederkehrenden neuen Erörterungen im ökonomischen und gesellschaftlichen Kontext geführt hat. Was Geld ist und war, änderte sich definitiv im Laufe der geschichtlichen Entwicklung. Auch die Erscheinungsformen des Geldes unterliegen dem Wandel der Zeit. Es gilt allerdings die Maxime: „Geld ist, was letztlich als Geld allgemein akzeptiert wird“.48 Aus der ursprünglich reinen Tauschwirtschaft auf naturaler Basis, wie bereits in Kapitel 2.1 beschrieben, entstand Geld aus der Notwendigkeit heraus, Tauschhandel auch zeitlich voneinander getrennt und Handel mit unterschiedlichen Partnern betreiben zu können. Eine einfache ursprüngliche Form ist, das sog. Warengeld, auch als Naturalgeld zu bezeichnen, welches z.B. in Form von Kaurisschnecken, Salzbarren, Fellen, Federn, Steinscheiben oder Vieh vorgekommen ist. Das lateinische Wort für Geld heißt „pecunia“ und wurde aus dem Wort „pecus“ für Vieh abgeleitet.49 Im 6. Jahrtausend vor Christus etablierten sich vorwiegend nützliche Alltagsgegenstände wie Muscheln, Pfeilspitzen, Perlen und Kakaobohnen. Diese waren u.a. leicht zu transportieren und zu zählen. Als das erfolgreichste und langlebigste Naturalgeld gilt die Kaurisschnecke. Das sehr harte und dadurch nachhaltige Schneckengehäuse kam überregional in weiten Teilen Afrikas und Asien über 3000 Jahre lang zum Einsatz.50
Als weiterer Entwicklungsschritt gilt das Warengeld, wie Gold und Silber. Warengeld ist viel leichter als Geld zu verwenden, da man sie in einheitlichen, genormten Stücken in Umlauf bringen kann, anstatt Metallkluppen oder Barren abzuwiegen.51 Die Erfindung der Waage brachte den entscheidenden Durchbruch. Dies galt als erste Grundlage für die Entstehung der Münze. Mit ihrer Hilfe war eine Vereinheitlichung der damaligen Zwischentauschgüter möglich. Im 6. Jahrhundert vor Christus wurden Münzen erstmals mit einer Prägung versehen. Die Prägung diente als sog. Echtheitszertifikat und machte den Wert der Münze erst eindeutig. Die neue Bezahlkultur breitete sich rasch über Asien und Europa aus. Der lyrische König Krösus war die prominenteste Verkörperung der Münzprägung. Er hat als einer der Ersten einheitliche Münzen mit einem Bildnis von Stier und Löwe geprägt. Sein Name steht somit bis heute als Synonym für Reichtum und Wohlstand. Dies verschaffte den Lydern Macht und Wohlstand. In diesem Zusammenhang entstanden auch die ersten Handelsplätze.52 Durch den verstärkten Handel mit Münzgeld wuchsen auch die logistischen Aufgaben, um das viele Münzgeld zu transportieren und aufzubewahren, da das Gewicht mit einer hohen Anzahl an Münzen zunahm und somit diese Bezahlform im Alltag unhandlich wurde. Im 10. Jahrhundert nach Christus wurde seitens der Chinesen zum ersten Mal das Papiergeld eingeführt. Papierne Geldzeichen haben im Unterschied zu Münzen und Metall kaum einen Warenwert. Sie waren durch kaiserlichen Erlass als Zahlungsmittel anerkannt.53 In Europa gab es sog. Wechselbriefe, die sich Kaufleute und Bankiers gegenseitig ausstellten. Der Wechselbrief war mit einer Verpflichtung versehen, bei Vorlage zu einem bestimmten Zeitpunkt, einen bestimmten Geldbetrag in Gold oder Silber einzulösen. Banknoten fanden seit dem 17. Jahrhundert eine gesteigerte Verbreitung, da sie durch private Banken ausgegeben wurden. Um das Vertrauen in diese neue Form des Geldes in die Gesellschaft zu integrieren, mussten Banken glaubhaft versichern, für jedes Papiergeld, die gleiche Anzahl und Wert an Münzen bereithalten. Skeptiker sollten somit jederzeit auf das bewährte Münzgeld wechseln können.54 Im Jahr 1833 erklärte die Bank of England Banknoten als offizielles Zahlungsmittel. Erst ab diesem Zeitpunkt, war eine vollständige Akzeptanz der Bevölkerung vorhanden. Die Einführung der Banknote gilt bis heute als elementarer Wegbereiter der schnell wachsenden Industrialisierung.55
Der weitere Schritt in der Evolution des Geldes ist das Buchgeld bzw. Giralgeld. Dabei handelt es sich um objektloses Geld, welches nur in Kontobüchern der Banken verzeichnet ist. Diese sog. Girobanken ermöglichten Kaufleute die Eröffnung von Konten, um Guthaben von Konto zu Konto bewegen.56 Banken stellten ihren Kunden zudem über zusätzliches Buchgeld, Kredite zur Verfügung. Das Girogeschäft umfasst die Durchführung des bargeldlosen Zahlungsverkehr und des Abrechnungsverkehrs.57 Heutzutage sind diese Prozesse durch das Internet weitgehend digitalisiert und Bankkonten werden rein EDV gestützt verwaltet. Digitalisierte Zahlungsprozesse, wie elektronische Überweisungen durch Online Banking, mobiles Bezahlen durch Smartphone, EC- und Kreditkartenzahlungen, etc. sind der übliche Transferweg in unserem Finanzsystem. Die Bedeutung von Bargeld nimmt demnach immer weiter ab. Bei allen diesen Prozessen ist ein Dritter, eine Kontrollinstanz – (die Bank) als Intermediär zwischengeschaltet. Dabei stellt sich die Frage, ob diese Instanz als entgeltlich agierendes Institut für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs auch zukünftig elementar notwendig ist oder durch die Blockchain Technologie ergänzt bzw. ganz ersetzt werden kann. Mit der Einführung von Kryptowährungen, welche auf Basis der Blockchain Technologie u.a. am Zahlungsverkehr teilnehmen, erfolgt die Erörterung und Untersuchung in den folgenden Kapiteln.
Als Blockchain wird die ursprünglich der Kryptowährung Bitcoin zugrunde liegende Technologie bezeichnet, welche im Jahr 2008 von einem Pseudonym Namens Satoshi Nakamoto veröffentlicht wurde.58 Eine konkrete Zuordnung zu einer bestimmten Person konnte bisher nicht sichergestellt werden. Es wird spekuliert, ob es sich um eine Einzelperson oder um eine Gruppierung mit umfassenden Kenntnissen im Bereich der Programmierung, Kryptologie und Ökonomie handelt. Aufgrund der Komplexität wird eher vermutet, dass sich hinter dem Pseudonym eine Gruppierung von Einzelkompetenzen verbirgt, welche gemeinsam die Finanzwelt durch dezentralisierte technische Softwarelösungen verändern möchte.59 In diesem relativ kurz gehaltenen Essay wird ein Zahlungssystem beschrieben, das sich ohne eine Mitwirkung von Staaten, Notenbanken oder Geschäftsbanken realisieren lassen kann. Bei der Publikation von Satoshi Nakamoto handelt es sich um einen revolutionären Beitrag mit dem Titel: „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“.60 Der Veröffentlichungstermin wurde von Satoshi Nakamoto symbolträchtig gewählt. Es handelt sich um den 31. Oktober 2008. Dies war der Weltspartag unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers. Dieser Tag gilt als markierter Höhepunkt der Weltfinanzkrise. Im weiteren Verlauf dieser Krise wurde die Vertrauenswürdigkeit von Finanzinstitutionen in der öffentlichen Wahrnehmung massiv in Frage gestellt.61 Erstaunlich war, dass Satoshi Nakamoto im Jahr 2011 komplett aus der digitalen Öffentlichkeit verschwand.
Die Blockchain stellt ein elektronisches Register für digitale Datensätze, Ereignisse oder Transaktionen dar. Die Teilnehmer eines verteilten Rechnernetzes fungieren als sog. verwaltende Stellen. Jeweils einzeln gehaltene Transaktionen werden in Blöcken unterteilt, die jeweils eine Referenz auf die vorherigen Blöcke enthalten. Dabei erfolgt eine strukturierte Speicherung dieser notwendigen Datenstränge.62 Die grundsätzliche Andersartigkeit dieser dezentral digitalisierten Ebene, ist gegenüber der bisherigen internetbasierten Entwicklungen, sehr kontrovers anzusehen. Im Jahr 1993 wurde das Internet der Öffentlichkeit als zentrale Informations- und Kommunikationsplattform freigegeben. Ab dieser Veröffentlichung gab es zahlreiche Neuerungen wie elektronische Post (E-Mail), das World Wide Web, Dotcoms, soziale Medien, das mobile Web, Big Data und Cloud-Computing, etc. Diese neu geschaffene Zentralität im Zeichen der Digitalität, die für jeden theoretisch zugänglich war, hat in erheblichem Maße dazu beigetragen, Kosten für die Suche nach und für den Austausch von Informationen und die Zusammenarbeit zu reduzieren.63 Es schaffte neue Nachrichten- und Unterhaltungsmedien, die ohne großen Aufwand und umfassende haptische Recherche, aufzufinden sind. Im Rahmen des digitalen Austausches untereinander, wie z.B. durch email, sind keine Post, kein Papier und keine Briefmarken mehr notwendig. Im Bereich der digitalisierten etablierten Transaktionen, wie z.B. Handel im Internet, ist man allerdings beim Kauf von Produkten auf die Legitimierung und Zahlungsabwicklung von Intermediären, wie z.B. Regierungsbehörden und Banken, die meistens nur entgeltlich tätig werden, abhängig. Diese nehmen somit bei allen Transaktionsformen eine zentrale, bisher unersetzliche Rolle ein.
Im Gegensatz zu dieser auf einer intermediären Form der Zahlungsabwicklung basierenden Systems, ist die Blockchain sehr dezentral ohne intermediären Einfluss aufgebaut. Ein Zugriff von außen ist als Sicherheitsrisiko ausgeschlossen, da keine zentrale Datenbank vorhanden ist. Die Blockchain hat durch jeden einen öffentlichen Zugang. Dadurch ist eine stete Einsicht möglich, da sie als Teil eines Netzwerkes aufgebaut ist und nicht als Teil einer einzelnen Institution, welche mit der Überprüfung von Transaktionen und der entsprechenden Dokumentation betraut ist.64 Grundsätzlich kann eine Blockchain als eine wachsende Datenbank definiert werden, da sie zeitgleich auf vielen EDV-Systemen stetig aktualisiert und gespeichert wird. Dabei arbeitet die Datenbank analog zu einem öffentlichen Kassenbuch, das eine Chronologie von sämtlichen Transaktionen aller Beteiligten speichert. Aktualisiert wird die Datenbank durch eine vollständige Zusammenfassung aller Transaktionen eines bestimmten Zeitraums in Blöcken (block). Es erfolgt dabei eine Aneinanderreihung der Blöcke (chain). Eine Verbindung von jedem neuen Block erfolgt über kryptografische und unveränderliche Verfahren zu allen vorhergehenden Blöcken.65
Die Grundvoraussetzung zur Akzeptanz dieses neuen Systems ist Vertrauen. In geschäftlichen Beziehungen wird Vertrauen auf vier Grundregeln der Integrität aufgebaut. Diese sind Ehrlichkeit, Gegenleistung, Rechenschaftspflicht und Transparenz.66 Aufgrund von fehlenden realen zwischenmenschlichen Aspekten, müssen diese Eigenschaften des Vertrauens über die Technik, wie in diesem Fall, die Blockchain, hergestellt werden. Der Ablauf einer Transaktion unter einer Verwendung der Blockchain, welches als elektronisches Zahlungssystem fungiert, beginnt beispielhaft mit dem Handel einer elektronischen Münze. Dieser Vorgang stellt eine Kette digitaler Signaturen der jeweiligen Besitzer zu bestimmten Zeitpunkten dar. Dabei soll die Münze von dem Verkäufer auf einen Käufer übertragen werden.67 Um die Transaktion durchzuführen, benötigen die Involvierten sowohl einen geheimen privaten Schlüssel, als auch einen öffentlichen Schlüssel. Der private Schlüssel stellt dabei einen Strang von Daten dar, der eine Berechtigung zu einem bestimmten Konto zur Verwendung von elektronischen Münzen aufweist.68 Dieser Schlüssel unterliegt einer Geheimhaltung, da er den direkten Zugang zu den erworbenen Münzen und deren Nutzung gewährleistet. Der öffentliche Schlüssel entsteht konträr durch Verschlüsselung des privaten Schlüssels und ist gänzlich für die Netzwerkteilnehmer der Blockchain sichtbar.69 Das Zustandekommen der Transaktion kann sich durch Problemstellungen beim Verkauf erschweren, da es sich bei der Münze um eine digitale Währung (hier: „Bitcoin“, welche in folgenden Kapiteln näher beschrieben werden) handelt. Beim Kauf besteht somit das Risiko, dass die nicht physisch vorhandene Einheit bereits für andere Transaktionen verwendet wurde. Dies wiederum entbindet den Verkäufer von jeglichen Rechten an der Münze und würde nach wie vor eine dritte Instanz notwendig werden lassen, die jegliche Transaktionen kontrolliert und nur diejenigen zur Ausführung bringt, die keine bereits ausgegebenen Münzen enthalten. Dies ist allerdings nicht möglich, da in der Blockchain keine zentrale und unabhängige Instanz existiert. Es werden daher in der Blockchain alternative Verfahren eingesetzt, um fehlendes Vertrauen zwischen den Teilnehmern herzustellen. Dabei ist die Kryptographie das zentrale Element. Über das Encodieren von Informationen werden Transaktionen betrugs- und fälschungssicher erstellt. Neue Einheiten der Währung werden mit Hilfe von Algorithmen erschaffen. Eine Analyse der darauf basierenden Technologie ist notwendig, um ein Verständnis für das Funktionsprinzip von Kryptowährungen zu erhalten. Die Blockchain Technologie vereint dabei zwei grundsätzliche kryptografische Elemente. Zum einen Hash-Funktionen und zum anderen digitalen Signaturen. Hash-Funktionen geben Transaktionen eine Struktur und digitale Signaturen ermöglichen den vertrauenswürdigen Austausch von Informationen zwischen den Handelsparteien.70
In der folgenden Abbildung 2 ist ersichtlich, dass der Besitzer zunächst die Bitcoins an den Empfänger überträgt. Dies erfolgt durch digitale Signatur der vorherigen Transaktion und den öffentlichen Schlüssel des Empfängers.71 Anschließend entsteht die Signatur, indem der private und öffentliche Schlüssel zusammen „gehasht“ werden. Dies stellt sicher, dass die Transaktion durch den Besitzer des privaten Schlüssels ausgeht.72 Zusätzlich wird ein sog. „Timestamp Server“ eingesetzt. Dieser gibt jedem Datenblock, der neu hinzugefügt wurde, einen zeitlichen Stempel. Die Hinzufügung zur Blockchain zu einem spezifischen Zeitpunkt wird aufgrund dessen sicher bestätigt.73 Eine elementare Rolle für diesen Prozess spielen sog. Hashes und Hash-Funktionen unter der Verwendung von Proof-of-Work-Grundsätzen. Hashes werden im Rahmen von digitalen Verschlüsselungen zur IT-Sicherheit verwendet. Spezifisch sind Hashes Prüfsummen, die für die Verschlüsselung von Nachrichten mit variabler Länge verwendet werden. So wird jeder Nachricht ein ganz bestimmter Hashwert zugeordnet. In diesem Zusammenhang spricht man auch von „digitalen Fingerabdrücken“.74 Somit ist eine digitale Sicherheit in diesem Prozess gewährleistet, da der Hash oder „digitale Fingerabdruck“ den vorigen Block abbildet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 – Transaktionsprozess auf der Blockchain75
Mit dieser technischen Innovation löste Satoshi Nakamoto ein zentrales Problem digitaler Währungen in einem dezentralen Umfeld, dass eine elektronische Münze nicht mehrfach ausgegeben werden kann. Die Blockchain Technologie lässt sich zusammenfassend als ein dezentrales Hauptbuch definieren, welches für jeden einsehbar ist und Transaktionen, wie bereits beschrieben, ohne Kontrollinstanz nachvollzogen und durchgeführt werden können. Die Blockchain ist somit öffentlich. Jeder kann den Ablauf von Transaktionen einsehen. Transaktionen zu verbergen, ist somit nicht möglich. Dies gewährleistet eine bessere Nachvollziehbarkeit von digitalem Geld im Gegensatz zu realem Geld. Die kryptographischen Elemente übernehmen dabei die Vertrauensfunktion von bisher üblichen Kontrollinstanzen. Anders ausgedrückt gilt hierbei auch: „Vertrauen in die Mathematik“ oder „Vertrauen in die Zahl“. Dies ist auch philosophisch eine interessante Entscheidung, nicht in staatliche oder halbstaatliche Stellen zu vertrauen, sondern der Mathematik das Vertrauen zu schenken.76 Durch die für jedermann und jederzeit gestaltete Einsichtsmöglichkeit, ist ein Grundpfeiler des Vertrauens geschaffen worden. Dabei werden grundsätzlich priorisierte Ziele verfolgt, wie z.B.: Geschwindigkeit, niedrigere Kosten, Sicherheit, weniger Fehler und das Wegfallen zentraler Angriffspunkte und Fehlerquellen.77
Weitere grundsätzliche Gestaltungsprinzipien der Blockchain, zusätzlich zur bereits vorgestellten vernetzten Integrität, sind: verteilte Macht, Wert als Anreiz, Sicherheit, Datenschutz, Wahrung von Rechten und Inklusion. Aufgrund der dezentralen Grundsystematik der Blockchain gibt es keine zentrale Kontrollinstanz, welche durch diese hervorgehobene Stellung eine konzentrierte Machtposition de facto automatisch innehat. Zentralisierte Macht, welche im Internet in Form von zentralisierten Diensten, wie z.B. Internet-Service Provider, Domain-Name-System, Suchmaschinen, Web-Hosting, Soziale Medien, Cloud, etc., vorkommt, werden von sehr großen Unternehmen zur Verfügung gestellt und somit auch kontrolliert.78 Das dezentrale System verteilt die Macht über ein ganzes Peer-to-Peer-Netzwerk ohne zentrale Steuerung. Demnach kann keine Partei allein das System abschalten und kontrollieren.79 Der Begriff Peer-to-Peer kennzeichnet einen sog. Verbund von Gleichberechtigten („Peers“). Dadurch erfolgt ein zugänglich machen von wechselseitigen Ressourcen wie Informationen, CPU-Laufzeiten, Speicher und Bandbreite. Zusammenhängende Prozesse unter Verzicht auf zentrale Koordinationsinstanzen werden dabei durchgeführt.80 Anreize werden durch Werte geschaffen. Dabei stimmt das System die Anreize für alle Interessengruppen aufeinander ab, um das System zu nutzen und auszubauen. Ein maßgeblicher Wert ist die digitale Währung Bitcoin, die sozusagen „geschürft“ wird. Dies wird in Kapitel 4 dieser Arbeit noch näher beschrieben. Durch den Einsatz des bereits vorgestellten „digitalen Fingerabdruck“ mit einem privaten und öffentlichen Schlüssel ist eine Sicherheit des Systems umfassend gewährleistet. Eines der wichtigsten Prinzipien in der Digitalität ist der Datenschutz. Dieser beinhaltet sowohl der Schutz der eigenen persönlichen und als auch privaten Daten. Ohne eindeutige, nachweisbare persönliche Legitimation durch Kontrollinstanzen sind Transaktionen und Interaktionen mit Anderen im klassischen Internet nicht möglich. Durch die Legitimation ist man allerdings erheblichen Risiken des Datenmissbrauchs und Datendiebstahls ausgesetzt. Beispielhaft kann ein Hackerangriff auf das Sony Playstation-Netzwerk im Jahr 2011 angeführt werden, welcher als einer der größten Datendiebstähle der Geschichte gilt. Dabei wurden mehr als 70 Millionen Daten von Nutzern inkl. Kreditkarteninformationen gestohlen.81 In Satoshi Nakamotos Idee der Blockchain taucht die Notwendigkeit der persönlichen Legitimation gar nicht auf, bzw. ist gar nicht vonnöten, um miteinander interagieren zu können. Somit ist der Datenschutz automatisch sichergestellt, wenn die Blockchain rein die Transaktion gültig und sicher verifiziert, ohne den bisher notwendigen Identitätsaustausch. Bei der Wahrung von Rechten gelten grundsätzliche Voraussetzungen. Eigentumsrechte sind transparent und durchsetzbar. Zudem wird persönliche Freiheit anerkannt und respektiert.82 Im herkömmlichen Kontext bedarf es wiederum den Einsatz von Dritten, um Rechte zu bewahren und durchzusetzen. Dabei ist man allerdings auf die Zuverlässigkeit einer dritten kontrollierenden und ausführenden Instanz angewiesen. Eine Geldüberweisung über einen Intermediär, wie z.B. durch eine Bank kann entsprechend negativ durch zeitliche Verzögerung oder gar Nichtausführung beeinflusst werden. Im Rahmen der Blockchain Systematik erfolgt die jeweilige Ausführung nach einer automatisierten, transparenten und festgelegten Logik, um entsprechende Rechte sicherzustellen. Durch das dezentrale öffentlich einsehbare Hauptbuch der Blockchain ist zudem jede Transaktion unveränderlich und unwiderruflich.83 Die Blockchain Technologie ist derart aufgebaut, dass keiner in der Gesellschaft ausgegrenzt wird. D.h. jeder kann darauf zugreifen, sie nutzen und ist sozusagen auch im wirtschaftlichen Kontext inkludiert. Eine generelle Inklusion sorgt dafür, dass eine Wirtschaft für jeden funktionieren kann, da viele Menschen weltweit z.B. am traditionellen Finanz- und Handelssystem ohne Bankkonto gar nicht teilnehmen können. Auswirkungen im Segment des gesamtwirtschaftlichen Aspektes werden u.a. im Kapitel 6.2. dieser Arbeit näher analysiert. Im folgenden Unterkapitel werden die Einsatzmöglichkeiten der Blockchain Technologie näher vorgestellt.
Niedrigere Kosten, Geschwindigkeit, Sicherheit, Wegfallen zentraler Angriffspunkte und weniger Fehlerquellen, machen den Einsatz der Blockchain Technologie in vielen Bereichen sehr attraktiv. Mögliche Anwendungsbereiche sind sehr vielfältig und in den unterschiedlichsten Branchen denk- und planbar. Zu unterscheiden ist aktuell der theoretisch mögliche Einsatz und die bereits reell umgesetzte Anwendung der Blockchain Technologie in den unterschiedlichen Segmenten. Gemäß Satoshi Nakamotos Publikation wurde die Blockchain ursprünglich rein für die Erschaffung von Kryptowährungen erdacht, um Transaktionen ohne den zwischengeschalteten Einsatz von Intermediären zu ermöglichen.84 Zudem dienen Kryptowährungen als Geldanlage und Spekulationsobjekte. Eine genauere Analyse der digitalen Währungen erfolgt im Kapitel 4 dieser Thesis. Der neuartige technologische Aspekt der Blockchain umfasste allerdings deutlich mehr Einsatzmöglichkeiten, als die alleinige Beschränkung auf ein digitales Währungssystem und birgt das Potential für unzählige neue Anwendungen und bislang noch nicht realisierte Möglichkeiten. Generell kann davon ausgegangen werden, dass die Blockchain über Fähigkeiten verfügt, durch die vieles von Grund auf zu ändern möglich wird.85
Weitreichende Veränderungen und Einsatzmöglichkeiten durch die Blockchain Technologie sind auch hauptsächlich im Segment der allgemeinen Finanzdienstleistungen möglich. Vor allem Bank- und Wertpapiergeschäfte stehen dabei im Fokus von weitreichenden digitalen Umwälzungen und Lösungen. In einer theoretischen Sichtweise kann die Blockchain als eine Art Transaktionsregister von internationalen Zahlungen oder Wertpapierhandel fungieren.86 Im Vordergrund steht dabei höhere Effizienz, niedrigere Kosten und transparentere Umsetzung als klassische Bankdienstleistungen und der Handel mit Wertpapieren. Eine Vertiefung des Blockchain Einsatzes im Finanzdienstleistungsbereich erfolgt in Kapitel 5.1 und 5.2 mit zusätzlichen weiteren möglichen Anwendungsbereichen. Ebenfalls kann das Versicherungswesen vom Einsatz der Blockchain Technologie erheblich profitieren. Ohne zwischengeschaltete Instanz, kann der Kunde mit erfolgter Prämienzahlung, bei Eintritt eines Schadenereignisses, welche die Blockchain digital mit verfolgen kann, eine automatisierte Schadenzahlung erhalten. Ein sog. „if/then“ Algorithmus erkennt versicherte Schadenereignisse, wie z.B. eine Flugverspätung über 2 Stunden und bezahlt dann automatisch die vereinbarte Versicherungssumme an den Kunden aus. Eine manuelle Nachbearbeitung / Regulierung ist somit nicht mehr notwendig. In der Praxis hat dies die AXA Versicherung in Form einer Blockchain auf Etherium Basis bereits umgesetzt.87 Etherium ist ebenfalls ein dezentrales System auf Blockchain Basis und agiert völlig autonom ohne Kontrolle einer dritten Instanz.88 Ein breites Feld für den Einsatz der Blockchain Technologie ist auch in der Musikindustrie möglich. Dabei steht der faire Vergütungsgedanke für jeden aktiv Beteiligten an einer Komposition im Vordergrund. Plattenfirmen und Musikportale, die zwischen Endkunden geschaltet sind und einen Großteil der Erlöse aus Produktionen vereinnahmen, sind in einer dezentralisierten Blockchainlösung nicht vorgesehen. Anhand von sog. „Smart Contracts“ werden Rechte der jeweiligen Produktionen verwaltet und Vergütungen an die Eigentümer automatisiert in der Blockchain ausgeschüttet.89 Smart Contracts stellen rechtliche Vereinbarungen dar. Funktionell werden diese mit speziellen IT-Technologien im Rahmen der Blockchain ausgestattet, um eine eigene Durchsetzbarkeit sicherzustellen. Durch Smart Contracts werden autonome Handlungen angestoßen, die vorab vertraglich festgelegt wurden. Dabei können z.B. vereinbarte Zahlungen von Geldbeträgen selbständig veranlasst werden.90 Auch der Reisemarkt kann generell von Blockchain basierten Lösungen profitieren. Als praktisches Beispiel ist die Schweizer Startup-Firma „Winding Tree“91 anzuführen, die an einem dezentralen B2B-Marktplatz für Unternehmen der Reisebranche auf einer Etherium-Basis angegliedert ist. Durch das Bereitstellen einer Plattform für Fluggesellschaften, Hotels und anderen Reisedienstleistern soll der Zwischenhändler eliminiert und mehr Transparenz und Effizienz geschaffen werden.92 In einem Marketing orientierten Kontext wird „B2B“ – Business-to-Business als eine Geschäftsbeziehung zwischen Unternehmen und Unternehmen bezeichnet.93
Die gesellschaftlich stark wachsende Sharing Economy kann ebenfalls mithilfe der Blockchain Technologie ihr Geschäftsfeld nachhaltig verändern und erweitern. Als Sharing Economy wird ein Unternehmenszweig des gemeinschaftlichen Konsums, der das systematische Ausleihen von Gegenständen und gegenseitige Bereitstellen von Räumen und Flächen, bezeichnet. Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere Privatpersonen und Interessengruppen.94 Dem Unternehmen „slock.it“ gelang eine praktische Umsetzung auf einer dezentralen Blockchain mit selbstverwaltenden Haustürschlössern. Diese umfasst zudem alle weiteren Prozesse, wie beispielsweise bei Vermietungen von Ferienwohnungen, Beauftragungen, Reservierungen der Wohnungen und Bezahlung.95 Die dezentrale Lösung schließt wiederum zwischengeschaltete Intermediäre, wie z.B. private Vermietungsportale, die sich ihre Vermittlungsleistung zwischen Vermietern und Mietern entgeltlich vergüten lassen, aus. Stellvertretend ist das Unternehmen „Airbnb“ zu nennen, welches sich als Intermediär bisher umfassende Marktanteile sichern konnte.96 Für Vermieter und Mieter ist ein Ausschluss dieser Unternehmensarten durch die Blockchain orientierte dezentrale Lösung kostensparend, schneller und effizienter. Im Fertigungs-, Logistik- und Handelssektor bietet sich ein Einsatz von dezentralen Blockchain Technologien an. Gerade in der Lebensmittelindustrie, in der oftmals relativ lange, intransparente und ineffiziente Lieferketten vorhanden sind, könnte die Blockchain eine deutliche Verbesserung bedeuten. Dabei können alle Beteiligten in der sehr langen Prozess- und Lieferkette mit einem Datensatz arbeiten, somit jederzeit den Transportweg nachvollziehen und mithilfe von Sensoren an dem Transportgut über den Zustand des Transportgutes informiert sein. Die Unternehmen Walmart und IBM forschen seit Längerem initiativ an der Verfolgung von globalen Lieferketten mit einem Blockchain basierten Einsatz. Es werden dabei Echtzeitdaten an jedem Punkt, über jedes einzelne Lebensmittelprodukt erfasst.97 Dies erleichtert und beschleunigt zudem auch etwaige Rückrufaktionen von Lebensmitteln vor einem Erstkontakt mit Endverbrauchern. Somit ist eine erhöhte Sicherheit in diesem sensiblen Segment der Nahrungsmittel geschaffen. Bei Behörden und öffentlichen Institutionen, in denen unzählige Staats- und Verwaltungsakte durch hauptsächlich beschäftigte Arbeitnehmer zentral abgewickelt werden, kann eine Blockchain erheblichen Minderaufwand gewährleisten.
Durch die im Kern dezentral organisierte Technologie der Blockchain, ist ein Einsatz für die föderale und nach dem Ressortprinzip organisierte Verwaltung in Deutschland vorteilhaft. Mit der Hilfe von ausschließlich dezentralen Instanzen können Informationen zwischenbehördlich oder zwischen Bürgern, Unternehmen und Behörden ausgetauscht werden. Weitere Vorteile sind eine hohe Sicherheit vor Korruption oder Angriffen von außen sowie eine hohe Verfügbarkeit.98 An folgendem Szenario wird die vorteilhafte Arbeitsweise gut veranschaulicht. Bei der Validierung von Dokumenten fallen unnötige Behördengänge zwischen Behörde A und Behörde B an, wenn beglaubigte Dokumente übersandt und / oder überbracht werden müssen. Verwaltungsmitarbeiter könnten einen kryptographischen Code in einer zentralen Datenbank pro Dokument, wie z.B. bei einer Geburtsurkunde hinterlegen und durch eine logische Prüfung in der Blockchain können die beteiligten Behörden darauf unkompliziert zugreifen.99 Dadurch entsteht eine Teilung und Zugriff der behördlichen Institutionen auf gemeinsame offizielle Daten. Dies gewährleistet zudem ein hohes Maß an Fälschungssicherheit und Echtheit der hinterlegten Dokumente. Die Einsatzmöglichkeiten der Blockchain Technologie sind demnach sehr vielfältig und in vielerlei Aspekten durchaus hilfreich. Im folgenden Kapital werden die zukünftigen Visionen der Blockchain näher untersucht, da die aktuelle praktische Umsetzung, wie bereits beschrieben, noch eher mit einer rudimentären Akzeptanz und wenig reellem Einsatz erfolgt.
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1 Vgl. Menn (2016), Abs. 2
2 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 86
3 Vgl. Gischer, Herz, Menkhoff (2012), S. 2
4 Vgl. Onpulson (2018), Abs.1
5 Vgl. Wirtschaftslexikon24 (2018), Abs. 1
6 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 87
7 Vgl. Deutsche Bundesbank - Bildung (2015), Abs. 1
8 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 88
9 Vgl. Gischer, Herz, Menkhoff (2012), S. 123
10 Peppmeier (2016), S. 16
11 Vgl. Peppmeier (2016), S. 16
12 Vgl. KWG (2018)
13 Vgl. Sperber (2014) S. 53
14 Vgl. KAGB (2018)
15 Vgl. Peppmeier (2016) S. 132
16 Vgl. Peppmeier (2016), S. 21
17 Vgl. KWG (2018)
18 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 89
19 Vgl. Frühauf (2015), Abs. 1
20 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2016), Abs. 2
21 Vgl. Sperber (2014), S. 6
22 Vgl. Wöhe (2016), S. 561
23 Vgl. Peppmeier (2016), S. 26
24 Sperber (2014), S. 5
25 Sperber (2014), S. 5
26 Vgl. Sperber (2014), S. 5
27 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 8
28 Vgl. Brodbeck (2012), S. 303
29 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 11
30 Vgl. Clases, Wehner (2000), Abs. 3
31 Vgl. JuraForum (2018), Abs. 1
32 Vgl. Borchert (2012), S. 1-2
33 Vgl. North (2009), S. 8
34 Vgl. Jura Forum – Lexikon (2018), Abs. 1
35 Engelkamp, Sell (2007), S. 166
36 Vgl. Roberts (2010), S. 169
37 Vgl. KWG (2018)
38 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 75
39 Vgl. Wirtschaftslexikon24 (2018), Abs. 1
40 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 75
41 Vgl. Sperber (2014), S. 70
42 Vgl. Piazolo (2014), S. 25
43 Vgl. Sperber (2014), S. 70
44 Vgl. Giese, Kops, Wagenknecht, de Boer, Horch, Preuss (2018), S. 18
45 Vgl. Rosenberger (2018), S. 5
46 Vgl. Aeris (2018), Abs. 1
47 Vgl. North (2009), S. 7
48 Deutsche Bundesbank (2015), S. 12
49 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 12
50 Vgl. Rosenberger (2018), S. 6
51 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 13
52 Vgl. Rosenberger (2018), S. 6-7
53 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 14
54 Vgl. Deutsche Bundesbank (2015), S. 14
55 Vgl. Rosenberger (2018), S. 8
56 Vgl. Moneyland (2018), Abs. 1
57 Vgl. Peppmeier (2016), S. 19
58 Vgl. Tapscott (2017), S. 22
59 Vgl. Rosenberger (2018), S. 25-26
60 Vgl. Nakamoto (2008)
61 Vgl. Blocher (2016), S. 612-618
62 Vgl. Buhl, Schweizer, Urbach (2017), S. 596
63 Vgl. Zschunke (2013), Abs. 1
64 Vgl. Tapscott (2017), S. 24
65 Vgl. Hübner (2018), S. 71
66 Vgl. Tapscott (2017), S. 52
67 Vgl. Nakamoto (2008), S. 2
68 Vgl. Lee (2016), S. 131
69 Vgl. Lee (2016), S. 131
70 Vgl. Narayanan, Bonneau, Felten, Miller, Goldfeder (2015), S. 1
71 Vgl. Nakamoto (2008), S. 2
72 Vgl. Lee (2016), S. 131
73 Vgl. Nakamoto (2008), S. 2
74 Vgl. Milde (2015), Abs. 3
75 Vgl. Nakamoto (2008), S. 2
76 Vgl. Lebert (2018), Abs. 11
77 Vgl. Tapscott (2017), S. 23
78 Vgl. Bonset (2018), Abs. 4
79 Vgl. Tapscott (2017), S. 57
80 Vgl. Schoder, Fischbach (2002), S. 3
81 Vgl. Spiegel Online (2011), Abs. 1
82 Vgl. Tapscott (2017), S. 71
83 Vgl. Tapscott (2017), S. 72
84 Vgl. Nakamoto (2008), S. 1
85 Vgl. Tapscott (2017), S. 23
86 Vgl. Pur (2018), S. 11
87 Vgl. Eberle (2018), Abs. 2
88 Vgl. Cointelegraph.com (2018), Abs. 4
89 Vgl. Pur (2018), S. 11
90 Vgl. Meitinger (2017), S. 372
91 Vgl. WindingTree (2018)
92 Vgl. Pur (2018), S. 12
93 Vgl. Kreutzer (2013), S. 16
94 Vgl. Bendel (2018), Abs. 1
95 Vgl. Slockit (2018)
96 Vgl. Airbnb (2018)
97 Vgl. Zuckermann (2018), Abs. 5
98 Vgl. Pur (2018), S. 14
99 Vgl. Boos, Eisenacher, Lutz, Santesson, Tinnes (2017), S. 1
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