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Hausarbeit (Hauptseminar), 2020
25 Seiten, Note: 1,0
1. Einleitung
2. Die Darstellung des Islam im Westen
2.1 Islamophobie
2.2 Islambild in den Medien nach 9/11
3. Analyse der Islamophobie in der Serie Homeland
3.1 Analyse des Vorspanns
3.2 Analyse der Folterszenen
3.3 Die explizite Darstellung des Islams in Homeland
3.4 Stereotype gegenüber MuslimInnen
4. Charakterdarstellung
4.1 Der Terrorist Abu Nazir
4.2 Brody als Muslim
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
Die Mainstream-Populärkultur ist in der Zeit seit 9/11 sklavisch den offiziellen Erzäh-lungen über den Krieg gegen den Terror treu geblieben. Während an den Rändern - zum Beispiel im Untergrund Hip-Hop - eine radikale Kritik zu finden ist, hat ein enger und begrenzter Konsens das kulturelle Zentrum der USA und Großbritanniens durchdrun-gen.1 Räume für Fragen wurden nur zu ganz pragmatischen Themen zur Verfügung ge-stellt - zum Beispiel dazu, ob Folter und Krieg tatsächlich als Mittel zur Verhinderung von Terrorismus funktionieren oder ob sie das Problem letztlich verschlimmern. Filme wie Zero Dark Thirty (2012) und Großbritanniens Channel 4-Produktion Complicit (2013) halten den Einsatz von Folter für ein akzeptables Diskussionsthema – ein Hin-weis darauf, dass der Terrorkrieg den früheren Konsens, dass Folter ein absolutes Un-recht ist, dauerhaft gebrochen hat.2
Die Grenzen eines akzeptablen Diskurses werden noch deutlicher, wenn bedacht wird, was als „liberale“ Auffassung von populärkulturellen Darstellungen gilt. Wenn 24 das Fernsehdrama der frühen Phase des Krieges war – mit seinen tickenden Zeitbombensze-narien, die die Folter verherrlichen, seinen Massentötungen von US-Zivilisten durch Massenvernichtungswaffen und seinem konstanten Strom eindimensionaler terroristi-scher Feinde -, so wird die Serie Homeland als liberale Alternative begrüßt, die besser zur Ära Obama passt und deren Schwerpunkt auf der Psychologie der Radikalisierung liegt. Tatsächlich galt die Sendung – in den USA auf Showtime und in Großbritannien auf Channel 4 – als Lieblingsprogramm des Präsidenten.3
Nach den Ereignissen des 11. September 2001 stieß die wachsende Zahl muslimischer Einwanderer, die in westlichen Ländern leben, auf eine wachsende Feindseligkeit. „Isla-mophobie“ ist in den letzten Jahren zu einem weit verbreiteten Wort und Phänomen ge-worden. Wie die Daten des American National Corpus zeigen, hat die Verwendung des Begriffs in den letzten zehn Jahren fast inkrementell zugenommen. Politische Institutio-nen wie die EUMC (European Monitoring Center on Racism and Xenophobia) oder die UNO haben das wachsende Problem der Islamophobie erkannt und davor gewarnt.4
Im öffentlichen Diskurs wird das Muslimsein manchmal als etwas von Natur aus „Schlechtes“ betrachtet und mit Stereotypen wie „Terroristen“ oder „Frauenunter-drückung“ verbunden. Besonders deutlich war dies im Vorfeld der US-Präsidentschafts-wahlen, bei denen der republikanische Kandidat Ben Carson vorschlug, dass ein Muslim nicht geeignet sei, als Präsident gewählt zu werden. Es wird seit langem behauptet, dass die Medien die Stereotypisierung beeinflussen, aber welche wissenschaftlichen Be-weise gibt es für diese Behauptung? Wie ist der Zusammenhang zwischen Stereotypisie-rung und Islamophobie? Und würden fiktionale Medien, wie Fernsehserien oder Filme, einen anderen oder gar keinen Einfluss auf die Stereotypisierung haben? Und wenn sie eine Wirkung hat, wie werden Muslime oder der Islam in der Unterhaltungswelt darge-stellt?
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dieser Thematik und zielt darauf ab die For-schungsfrage zu lösen, inwiefern die Islamophobie in der Fernsehserie Homeland prä-sent ist.
Viele wissenschaftliche Arbeiten sind über die Islamophobie geschrieben worden. Die Autoren arbeiten in einer Vielzahl von verschiedenen Bereichen: Es gibt soziologische, historische, politische, theologische und sogar pädagogische Studien über Islamophobie. Es überrascht nicht, dass es eine große Anzahl von Definitionen dessen gibt, was genau Islamophobie ausmacht. Der Begriff „Islamophobie“ in seiner modernen Bedeutung eine eher junge Kreation: Erstmals erwähnt in Dinet und Ibrahims Werk Accès de Délire Islamophobe von 1925 über Muhammed, wurde der Begriff nicht im gleichen Kontext wie heute verwendet. Erst im Bericht der „Runnymede Trust Commission“ aus dem Jahr 1997 tauchte er wieder in den wichtigsten öffentlichen und politischen Diskurs auf. Islamophobie ist ein komplexes Phänomen und ein vielschichtiges Konzept; es lässt sich nicht durch eine einzige Definition erklären. Zunächst werden gemeinsame Defini-tionen von Islamophobie festgelegt und diskutiert. Danach werden historische Faktoren und ihre Bedeutung für die moderne Islamophobie untersucht.
Wenn sich die Frage der Definition von Islamophobie stellt, wird oft der Bericht der Runnymede-Trustkommission von 1997 erwähnt. In diesem Bericht wird die grundle-gendste Definition von Islamophobie als „unbegründete Feindseligkeit gegenüber dem Islam“ und die Ausgrenzung von Muslimen im politischen und sozialen Leben gegeben. Die Autoren argumentieren, dass der Begriff zwar nicht der idealste ist - Kritiker mei-nen, er behindere die Kritik am Islam -, dass er aber notwendig ist, um die zunehmende Feindseligkeit antimuslimischer Gefühle zu beschreiben. Ein grundlegendes Problem besteht bei der Definition von Islamophobie: Wie trennt man legitime Kritik und Unei-nigkeit am Islam von einer „unbegründeten Feindseligkeit“? Das RTC schlägt vor, die Einteilung in „offene“ und "geschlossene" Sichtweisen zu verwenden, um zwischen den beiden zu unterscheiden: „Phobische Angst, wenn der Islam das wiederkehrende Merk-mal geschlossener Ansichten ist. Legitime Meinungsverschiedenheiten und Kritik, aber auch Wertschätzung und Respekt sind Aspekte offener Ansichten“.
Der Bericht nennt dann acht verschiedene Vergleichspunkte, die entweder in ihrem Grad der Offenheit oder der Nähe der Ansichten über den Islam gemessen werden können. Das erste Element besagt z.B., dass geschlossene Ansichten den Islam als eine einzige Einheit sehen, die nicht verändert werden kann, während offene Ansichten den Islam als vielfältig und fortschrittlich, mit internen Unterschieden, Debatten und Entwicklungen sehen. Andere geschlossene Ansichten des Berichts des RTC beinhalten, den Islam als einen aggressiven Feind zu sehen, der als eine separate Einheit agiert und keine Wurzeln mit der westlichen Zivilisation teilt, minderwertig und trügerisch ist. Diese acht Ansich-ten sind nicht getrennt voneinander zu sehen, sondern eng miteinander verbunden.
Bei einem genaueren Blick auf das US-Fernsehen stellt Steinberg fest, dass die TV-Industrie nach 9/11 im Allgemeinen zu Arabern oder Muslimen „schweigt“.5 In einigen Fällen würden Muslime jedoch in Dramen wie Law & Order oder NYPD Blue darge-stellt. In diesen Fällen wurden Muslime in einer kontrastereotypen Weise („fleißig und ehrlich“ und als Opfer von Rassismus) dargestellt.6 Steinbergs Hoffnungen, dass diese Entwicklung einer wachsenden Konfrontation von Islamophobie dazu dienen würde, den offensichtlichen Rassismus, der mit filmischen Muslimen und Arabern verbunden ist7, auszugleichen, wurden abgelehnt, als Shows auftauchten, die Muslime als Schur-ken darstellten. Shows wie 24, Sleeper Cell und in einigen Episoden Law & Order dienten dazu, antimuslimische Gefühle zu fördern.8 In 24, einer zweifellos sehr populä-ren Serie, die eine Vielzahl von Auszeichnungen erhielt, wurden bei mehreren Gelegen-heiten Muslime als Schurken dargestellt. Durch die Darstellung des muslimischen Ter-rorismus hat sie mehrere Themen festgelegt:
- Die Muslime sind in unserer Mitte, verstecken sich unter uns, sie können hochrangig sein; sie können unsere Nachbarn sein.
- Sie würden alles tun; sogar ihr eigenes Kind für die Sache töten.
- Gelegentlich gibt es gute Muslime, die sich für das größere Wohl Amerikas einsetzen.9 Staffel 6
- Sie können überall sein und sich in unseren besten Gegenden verstecken.
- Sogar die Jugend ist in terroristische Bestrebungen verwickelt; sie werden alle töten, selbst einen besten Freund, der Ihnen das Leben gerettet hat.
- Die Aussetzung des Habeas-Corpus ist gerechtfertigt, weil er in der Welt des Dschihad des 21. Jahrhunderts darauf abzielt, Muslime und Araber zu identifizieren und so mögli-cherweise die Terroristen zu stoppen und ihre Aktionen zu vereiteln.
- Auch wenn einige Unschuldige beteiligt sind - es ist in der Tat zum Wohle der Allge-meinheit.10
Die amerikanische Serie Homeland basiert auf der israelischen Fernsehserie Hatufim, die von 2009 bis 2012 ausgestrahlt wurde. Der Titel ist hebräisch und bedeutet „die Ent-führten“. Eine schnelle Google-Suche nach dem Wort „Homeland" definiert es als „Hei matland“ oder als ein Staat, eine Region oder ein Gebiet, das eng mit einem bestimmten Volk oder einer ethnischen Gruppe identifiziert wird. Wenn die erste Definition verwen-det wird, kann „Heimat“ als das Heimatland von Sergeant Nicholas Brody interpretiert werden, seine einzige wahre Heimat. Wenn die zweite Definition verwendet wird, kann „Heimat“ jedoch als das Land interpretieren, das einem bestimmten Volk gehört, zum Beispiel kaukasischen, christlichen Amerikanern, einem Land, in dem sich Brody, der zum Islam konvertiert ist, nicht mehr zu Hause fühlen kann. Nach 9/11 wurde „Heimat“ zu einem rhetorischen Marker, ein Versuch, eine konzeptuelle Linie um eine innere Sphäre herum aufzubauen, die vor einer äußeren, bedrohlichen Welt verteidigt werden musste.11 In der Show „Homeland“ ist die Bedrohung, der die USA ausgesetzt sind, je-doch sowohl inländisch als auch ausländisch. Der Titel spielt also auf die Handlung an, um die sich die Show dreht: Welcher Seite gehört Brody an, „uns“ (den USA), „ihnen“ (den Terroristen aus dem Nahen Osten) oder beiden?
Neben dem Titel der Serie spielt auch der Vorspann von Homeland in der Handlung der Serie eine Rolle. Das etwa eineinhalb Minuten lange Intro ist eine Mischung aus Frag-menten und Äußerungen von Schlüsselmomenten und Szenen aus der Show und aus dem wirklichen Leben. Beginnend mit dem Bild eines kleinen schlafenden Mädchens wechselt die Einleitung zwischen der Darstellung von Bildern verschiedener Terroran-schläge und Äußerungen von Nachrichtenreportern und amerikanischen Präsidenten, mit Bildern der Hauptfiguren, die allein und verwirrt in einem Labyrinth herumlaufen.
Die Homeland-Drama-Serie von Showtime teilt mehrere Aspekte mit den bereits er-wähnten 24 und Sleeper Cell. Wie diese beiden Serien zeigt Homeland muslimische Terroristen und die Arbeit verschiedener Behörden zur Bekämpfung der Bedrohung. Al-lerdings hat Homeland „das Spiel verstärkt“: Während die Serie 24 den Terrorismus hauptsächlich in Bezug auf Einwanderer oder externe Bedrohungen porträtiert12, stellt Homeland in der ersten Staffel seinen Zuschauern den heimkehrenden Kriegsveteranen Sgt. Nicholas Brody vor, der an einem terroristischen Komplott zur Ermordung der politischen Elite der USA beteiligt ist. Neben dem Terrorismus stellt Homeland auch Elemente des muslimischen Glaubens dar: Brody ist nicht nur von Abu Nazir bekehrt worden, sondern offenbar auch zum Islam konvertiert. Dies führt zu der Frage, wie Homeland den Islam und die Muslime in der Serie porträtiert. Welche Art von Bild von Muslimen wird durch die Serie vermittelt? Enthält Homeland ähnliche Stereotypen oder Themen wie in 24 und Sleeper Cell?
Die wichtigsten Handlungsthemen von Homeland sind die Infiltration der US-Regie-rung durch muslimische Extremisten (ein Verweis auf islamfeindliche Verschwörungs-theorien), der Verdacht auf gewöhnliche muslimische Amerikaner, insbesondere Kon-vertiten, und der psychologische Aufruhr des führenden muslimischen Charakters, der zwischen seiner gesamtamerikanischen Familie und dem Sog der extremistischen In-doktrination gefangen ist.
Die fragmentierte Sequenz, in der Bilder, Bilder, Live-Szenen und sprechende Personen gezeigt werden, die oft nur eine Sekunde dauern, ist eine geschickte Anwendung des Konzepts der Montage. Die Montage, „eine Methode zur Bearbeitung von Filmbildern“, erzeugt das Gefühl, dass „Bilder, Töne und Verstehen zusammenfließen, sich über-lagern, ein Komposit, eine neue Schöpfung bilden“.13 Indem kurze Bilder verwendet werden, um ein klar definiertes Gefühl von Dringlichkeit und Komplexität zu erzeugen, lädt das Konzept der Montage "den Betrachter ein, Interpretationen zu konstruieren, die im Verlauf einer Szene aufeinander aufbauen“14 Um der Anfangssequenz einen Sinn zu geben, muss man die fragmentierten Teile zu einer sinnvollen Einheit zusammenfügen. Die Verwendung der Montage kann "moralische Bedeutung schaffen und inszenieren", indem sie „vom Persönlichen zum Politischen, vom Lokalen zum Historischen und Kul-turellen übergeht“.15 Dadurch entsteht ein dialogischer Text, der ein aktives Publikum voraussetzt. Obwohl der Vorspann fragmentiert ist, ist die Reihenfolge, in der die frag-mentierten Teile erscheinen, chronologisch in der Zeit. Die Einleitung beginnt mit dem Bild eines kleinen Mädchens, das schläft, während die Stimme von Ronald Reagan geht: „Luft- und Seestreitkräfte der Vereinigten Staaten haben eine Reihe von Angriffen auf Einrichtungen unternommen“, gefolgt von einem kurzen Blick auf Reagan live. Gleich nachdem Reagan aufhört zu reden, ist das Mädchen wach und sieht die Nach-richten auf einem Schwarzweiß-Fernseher. Während das Mädchen fernsieht, geht die Stimme eines Nachrichtenreporters, der sagt, dass „der Pan-Am-Flug 103 in die Stadt Lockerbie gestürzt ist“ und sich auf den Bombenanschlag von 1988 bezieht, als ein Flugzeug auf dem Weg von London nach New York über Lockerbie in Schottland ex-plodierte und alle 243 Passagiere tötete. Das kleine Mädchen, das schläft, könnte ein Symbol für eine unschuldige Nation sein, die aufwachen muss oder durch Terrorakte ei-nes Ausländers aufgeweckt wurde, während das Bild des Mädchens, das fernsieht, eine Nation symbolisieren könnte, die, während sie langsam aufwacht, Informationen über das Geschehen in der Welt erhält. Die Nachrichten, die im Schwarzweißfernsehen ge-zeigt werden, könnten darauf hinweisen, dass die Nachrichten voreingenommen sind: Es gibt keine Ungewissheit darüber, wer die Opfer und die Feinde sind. Dies spiegelt sich in einer der Hauptfiguren der Serie wider, Carrie Mathison, eine Sachbearbeiterin, die dem Anti-Terrorismus-Zentrum der CIA zugeteilt ist. Während des größten Teils der ersten Staffel besteht sie darauf, dass Brody der Feind ist, ein gewordener Terrorist, der für eine terroristische Organisation im Nahen Osten arbeitet. Erst wenn neue Informa-tionen das Gegenteil vermuten lassen, lässt sie ihre Verurteilung fallen.
Die nächsten Bilder des Mädchens zeigen sie beim Üben der Trompete in seinem Schlafzimmer und beim Fernsehen. Diesmal ist der Fernseher in Farbe, was darauf hin-deutet, dass wir näher an der heutigen Zeit sind. Während wir diese Bilder des kleinen Mädchens sehen, hören wir die Stimmen sowohl von Reagan als auch von Clinton, die sagen: „Das wird nicht Bestand haben, diese Aggression gegen Kuwait (...) seine uner-bittliche Verfolgung des Terrors (...) die U.S.S.Cole wurde beim Auftanken angegriffen (...) wir werden keinen Unterschied machen (...) dies war ein Akt des Terrorismus“. Während wir diese Äußerungen hören, begleitet von flüchtigen Blicken der ehemaligen Präsidenten, die nicht länger als eine Sekunde dauern, sehen wir das kleine Mädchen in einem Kleid, das eine Löwenmaske trägt. Zuerst sehen wir einen Blick auf das Mädchen mit der Löwenmaske, das im Labyrinth herumläuft. Im nächsten Videofragment schaut es vor dem Fernseher. Der Fernseher ist nicht mehr schwarz-weiß, sondern in Farbe.
Wenn das kleine Mädchen die Nachrichten auf dem Farbfernseher sieht, trägt es auch die Maske. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Nation, obwohl die Nachrichten komplexer geworden sind, immer noch in einer Welt lebt, in der sie nicht über die Wahr-heit, wie sie von den Medien dargestellt wird, hinausschauen kann: vereinfacht, partei-isch und fragmentiert. Das Bild kann auch so interpretiert werden, dass die Menschen nicht in der Lage sind, hinter die (durch die Maske symbolisierte) Oberfläche dessen zu sehen, was direkt vor ihnen liegt. Sie sehen, was sie sehen wollen oder was sie glauben, sehen zu müssen. Wenn Brody zum Beispiel nach acht Jahren Gefangenschaft zu seiner Familie nach Hause zurückkehrt, wird er sowohl von seiner Familie als auch von der Gesellschaft zunächst als Kriegsheld wahrgenommen. Sie sehen ihn so, wie sie ihn wol-len oder erwarten, ohne zu sehen oder sehen zu wollen, wer Brody wirklich ist.
Auf das Bild des Mädchens mit der Löwenmaske folgt ein Bild, das ein Paar Augen zeigt, die sich öffnen. Gleich nach diesem Bild öffnet Carrie ihre Augen. Gleichzeitig hören wir Clintons Stimme, die sagt: „Es war eine verabscheuungswürdige und feige Handlung“. Was folgt, ist eine Mischung aus Bildern, die geschlossene und offene Au-gen zeigen, Frauen in Nikabs, Stimmen, die auf Arabisch sprechen, und Frank Sinatra, der singt, während er Wörter aus fragmentierten Sätzen hört. Dann sehen wir jemanden aus einem Militärhubschrauber springen, während wir gleichzeitig Carries Stimme hö-ren, die sagt: „Ich will nur sichergehen, dass wir nicht wieder getroffen werden“. Dann wird ein scheinbar sehr anschauliches Live-Video von den Straßen des 11. September gezeigt, während die Polizei im Radio plaudert: (Mann): „Wir haben ein Flugzeug, das in das World Trade Center gestürzt ist“. Wir sehen Rauch und Menschen rennen. (Mann 2): „...Tausende von Menschen rennen...“ Das nächste Bild zeigt Präsident Barack Oba-ma bei einer Rede: „Wir müssen und werden im In- und Ausland wachsam bleiben“. Die Augen, die sich öffnen, könnten darauf hindeuten, dass die Nation endlich die Au-gen geöffnet hat und in der Lage ist, über die Oberfläche der Nachrichten, Bilder oder Personen, die sie präsentiert werden, hinauszusehen.
[...]
1 Vgl. Saeed 2007, S.445
2 Vgl. Jackson 2017, S.2-4
3 Vgl. Ebd., S.5
4 Vgl. Saeed 2007, S.446
5 Vgl. Steinberg 2005, S.87
6 Vgl. Ebd., S.87
7 Vgl. Ebd., S.88
8 Vgl. Ebd., S.87-94
9 Vgl. Ebd., S.89
10 Vgl. Ebd., S.91
11 Vgl. Dudziak 2011, S.6
12 Vgl. Steinberg 2005, S.89 - 90
13 Vgl. Norman und Lincoln 2008, S.6
14 Vgl. Ebd., S.6
15 Vgl. Ebd., S.7