Magisterarbeit, 2006
133 Seiten, Note: 1,0
Diese Arbeit untersucht die ritualisierten Formen der Spaltung, Zerteilung und Zerstückelung in Gottfried von Straßburgs „Tristan“. Ziel ist es, die Bedeutung dieser rituellen Elemente für die Struktur und die Interpretation des Werkes aufzuzeigen. Die Analyse konzentriert sich auf die literarische Darstellung von Ritualen und deren Funktion im Kontext des mittelalterlichen Weltbildes.
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und beschreibt die Komplexität der Interpretationsansätze zu Gottfrieds „Tristan“. Sie hebt die Uneinheitlichkeit des Werkes als zentrales Merkmal hervor und diskutiert verschiedene Interpretationsansätze, die den Roman als Liebesroman, Künstlerroman oder Werk mit musikalischer Bedeutung betrachten. Die Arbeit konzentriert sich auf die literarischen Repräsentationsformen von Spaltung, Zerteilung und Zerstückelung im Kontext der Uneinheitlichkeit des Werkes.
Ritualtheorien: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Ritualtheorien, beginnend mit allgemeinen Anmerkungen zum Thema Ritual. Es analysiert das Ritual als Mittel zur Kontrolle des Unkontrollierbaren und untersucht van Genneps Stufenmodell des rite de passage sowie Turners Thesen zum Schwellenreich (liminal space). Der Fokus liegt auf dem Initiationsritus als Übergangsphänomen, besonders im Hochmittelalter, und dessen Verbindung zu Motiven wie initiatorischem Tod, Zerstückelung und Wiedergeburt in der Mythologie. Das Kapitel liefert die theoretischen Grundlagen für die anschließende Analyse der rituellen Elemente in Gottfrieds „Tristan“.
Allgemeine Überlegungen zu Ritual und Spaltung in Gottfrieds Tristan: Dieses Kapitel diskutiert die Präsenz von Ritualen in der mittelalterlichen Literatur und analysiert Tod, Spaltung und „Wiedergeburt“ als textstrukturierende Elemente in Gottfrieds „Tristan“. Es untersucht Entwicklungsweg, Initiations- und Übergangsriten und beschreibt Spaltung, Zerteilung und Zerstückelung als rituelle Formen im Bastritual und im Moroldkampf. Der Abschnitt legt die Verbindung zwischen den theoretischen Grundlagen und der konkreten Analyse im „Tristan“ dar.
Ritual, Spaltung und Zerstückelung im Moroldkampf: Dieses Kapitel analysiert den Moroldkampf als militärischen Initiationsritus, indem es die Bedeutung des Kampfes im Werk, seine Kennzeichen und das liminale Setting untersucht. Es werden Elemente wie heilige und magische Hitze, die symbolische Aneignung der Kräfte eines wilden Tieres (Ebersymbolik), der Kampf ganzer Heere und die sakrale Führung und rechtliche Fixierung als charakteristische Merkmale militärischer Initiationsformen nach Eliade betrachtet. Der Exkurs I befasst sich mit der Heilung von Wunden und der Entfragmentierung als Gegenprinzip zur Spaltung.
Spaltung und Zerteilung im Bastritual: Das Kapitel untersucht das Bastritual und seine rituellen Funktionen, analysiert die Bedeutung des Bastrituals als Ritual der Zerteilung und Spaltung, und betrachtet Tristans Vorgehen und seine rituelle Bedeutung. Es untersucht Aspekte wie symbolische Kastration, rituelle Verschleierung, Opfer, Transformation und die Bedeutung der Nahrungskommunikation und Jagdmotive im Kontext des Rituals. Die Rolle des Bastrituals als performatives Ritual der Spaltung und Zerteilung wird analysiert, ebenso wie die "sezierende Analyse" der Teile und des Ganzen. Exkurs II behandelt die Synthese, Verschmelzung und Vereinigung in der Minnegrotten-Episode.
Gottfried von Straßburg, Tristan, Ritual, Spaltung, Zerteilung, Zerstückelung, Initiationsritus, Übergangsritus, Moroldkampf, Bastritual, Minne, Mittelalter, Literatur, Symbol, Mythologie, Interpretation.
Die Arbeit untersucht die ritualisierten Formen der Spaltung, Zerteilung und Zerstückelung in Gottfried von Straßburgs „Tristan“ und deren Bedeutung für die Struktur und Interpretation des Werks. Der Fokus liegt auf der literarischen Darstellung von Ritualen und deren Funktion im Kontext des mittelalterlichen Weltbildes.
Die Analyse konzentriert sich hauptsächlich auf zwei zentrale Szenen: den Moroldkampf und das Bastritual. Diese werden als militärischer bzw. initiatischer Ritus untersucht.
Die Arbeit stützt sich auf verschiedene Ritualtheorien, insbesondere van Genneps Stufenmodell des rite de passage und Turners Thesen zum Schwellenreich (liminal space). Weitere relevante Theorien von Eliade, Rappaport, Laqueur und Geertz werden einbezogen, um die rituellen Aspekte im Kontext von Gender, Indexikalität und Ästhetik zu beleuchten.
Der Moroldkampf wird als militärischer Initiationsritus analysiert. Untersucht werden Kennzeichen wie das liminale Setting, heilige und magische Hitze, die Ebersymbolik, der Kampf ganzer Heere, sakrale Führung und rechtliche Fixierung. Die Heilung von Wunden und die Entfragmentierung werden als Gegenprinzip zur Spaltung betrachtet.
Das Bastritual wird als initiatisches Opferritual und performatives Ritual der Spaltung und Zerteilung analysiert. Es werden Aspekte wie symbolische Kastration, rituelle Verschleierung, Opfer, Transformation und die Bedeutung der Nahrungskommunikation und Jagdmotive untersucht. Die "sezierende Analyse" der Teile und des Ganzen spielt eine wichtige Rolle.
Neben den Hauptanalysen des Moroldkampfes und des Bastrituals werden auch die Minnegrotten-Episode (als Gegenstück zur Spaltung) und die Bedeutung von Symbolen wie dem Bast, dem Eber und der Grotte im Kontext von Initiation und Transformation untersucht.
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu Ritualtheorien, ein Kapitel zu allgemeinen Überlegungen zu Ritual und Spaltung in Gottfrieds Tristan, Kapitel zu den Einzelanalysen des Moroldkampfes und des Bastrituals, ein Fazit und zwei Exkurse (Heilung/Entfragmentierung und die Minnegrotten-Episode).
Gottfried von Straßburg, Tristan, Ritual, Spaltung, Zerteilung, Zerstückelung, Initiationsritus, Übergangsritus, Moroldkampf, Bastritual, Minne, Mittelalter, Literatur, Symbol, Mythologie, Interpretation.
Die Arbeit enthält ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, das alle Unterkapitel und Unterpunkte auflistet.
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Gast
Eva Köppl überzeugt mit wissenstiefer Argumentation und einer Vielzahl hintergrunderhellender Fußnoten, die geeignet sind, Impulse für das eigene Denken zu geben. Sie legt präzise dar, wie Rituale und Wissensvermittlung zusammenklingen und ihre Wirkung entfalten. Eigene Schlaglichter setzt sie vor einem breit gefächerten Hintergrund kultur- und naturwissenschaftlicher Lesarten. Dabei reicht das Spektrum von Gender Studies über Medizin-Geschichte bis zu Pflanzenkunde, regionaler Jagd-Tradition und Griechischer Mythologie. Im letzten Drittel kommt es zu Wiederholungen, die die Verfasserin inhaltlich begründet. Durch das hohe, spannend gehaltene Sprach-Niveau fällt es leicht, darüber hinwegzusehen. Ich bin froh, diese Diplom-Arbeit gelesen zu haben, nicht zuletzt, weil sie Bezugspunkte enthält, die ich übertragen kann, z.B. auf mein Erleben von Oper- und Theater-Inszenierungen im Heute und Hier. - J.Chantelau
am 14.8.2012