Diplomarbeit, 2007
79 Seiten, Note: 1,3
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Einführung in die Thematik
1.2 Aufbau der Arbeit
2. Entwicklung des CSR-Konzepts
2.1 Historischer Ursprung von CSR
2.2 Beginn der wissenschaftlichen Debatte um CSR
2.3 Das CSR-Konzept nach Carroll
2.4 Das CSR-Konzept der Europäischen Kommission
2.5 Definition angrenzender Begriffe
2.5.1 Corporate Social Performance
2.5.2 Corporate Governance
2.5.3 Corporate Citizenship
2.5.4 Nachhaltige Entwicklung
2.5.5 Begriffssystematik
3. Pro und Contra CSR - Vom Shareholder-Value zum Stakeholder-Value
3.1 Ethische Begründung von CSR
3.2 Ablehnung von CSR auf Basis der Shareholder-Theorie
3.3 Befürwortung von CSR auf Basis der Stakeholder-Theorie
3.4 CSR als Instrument zur Generierung von Wettbewerbsvorteilen
3.5 Weitere theoretische Begründungen von CSR
3.6 Zusammenfassung der theoretischen Grundlagen
4. CSR und Unternehmenserfolg
4.1 Messung der Corporate Social Responsibility
4.1.1 Messung der CSP mit Hilfe von CSR-Rankings
4.1.2 Das KLD-Rating
4.1.3 Das Rating der Bank Sarasin & Cie AG
4.1.4 Das Fortune 500-Ranking
4.1.5 Das Rating der Oekom Research AG
4.1.6 Der Dow Jones Sustainability Index
4.1.7 Das Good Company Ranking
4.2 Messung des Unternehmenserfolges
4.2.1 Marktbasierte Bewertungsmethoden
4.2.2 Buchhaltungsbasierte Bewertungsmethoden
4.3 Bisherige Studien zum Thema
4.3.1 Die Studien von Moskowitz (1972) und Vance (1975)
4.3.2 Die Studie von Cochran / Wood (1984)
4.3.3 Die Studie von McGuire et al. (1988)
4.3.4 Die Studie von Margolis / Walsh (2001)
4.3.5 Die Meta-Analyse von Orlitzky et al. (2003)
4.3.7 Übersicht über die vorgestellten Studien
5. Empirische Untersuchung des Zusammenhangs zwischen CSR und Unternehmenserfolg
5.1 Definition der Variablen und Datenquellen
5.2 Methode
5.2.1 Regressionsanalysen
5.2.2 Panelanalyse
5.2.3 Sensitivitätsanalyse
5.3 Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse
6. Schlussbetrachtung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildung 1: Die Verantwortungspyramide nach Carroll
Abbildung 2: Dimensionen von CSR nach der Europäischen Kommission
Abbildung 3: Das Verhältnis von CSP und CSR
Abbildung 4: Das Verhältnis von CSR, CC und Nachhaltiger Entwicklung
Abbildung 5: Klassifizierung der Stakeholder-Gruppen
Abbildung 6: Messung der CSR
Abbildung 7: Untersuchte Quellen im KLD Research Prozess
Abbildung 8: Das Fortune500 Ranking-Tool
Abbildung 9: Untersuchungskriterien der Oekom Research AG
Tabelle 1: Bisherige Studien zum Thema CSR und Unternehmenserfolg
Tabelle 2: Kriterien des Good Company Rankings
Tabelle 3: Ergebnisse der einfachen Regression
Tabelle 4: Ergebnisse der multiplen Regression I
Tabelle 5: Ergebnisse der multiplen Regression II
Tabelle 6: Ergebnisse der Paneldatenregression
Tabelle 7: Ergebnisse der Schätzung von Gleichung VIII
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat das Thema der sozialen und ökologischen Verantwortung von Unternehmen sowohl in der öffentlichen Diskussion als auch in der Wissenschaft immer mehr an Bedeutung gewonnen und die Unternehmen sehen sich einem wachsenden Druck ausgesetzt, CSR-Prinzipien in ihrem Handel zu berücksichtigen (vgl. Heugens / Dentchev 2007, S. 2 ; Pinkston / Carroll 1996, S. 200). Die Öffentlichkeit und vor allem die Konsumenten beobachten kritisch das Handeln der Firmen und richten ihre Kaufentscheidungen danach aus und auch der Staat fordert in zunehmendem Maße von den Unternehmen eine Verantwortungsübernahme im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Problemen (vgl. Harrison / Freeman 1999, S. 479). Als beispielsweise der Sportartikelhersteller Nike in den frühen 90er Jahren wegen nicht vertretbarer Arbeitsbedingungen bei seinen in Entwicklungsländern ansässigen Zulieferern ins Gerede kam, schlug sich diese schlechte Publicity sehr schnell in einer schlechten Bilanz nieder (vgl. Brown 2003, S. 3 ; Porter / Kramer 2006, S. 2). Ähnliches widerfuhr der Deutschen Bank Anfang 2005, als diese ankündigte, trotz eines Jahresüberschusses von 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2004 weltweit 6400 Mitarbeiter entlassen zu wollen. Die Öffentlichkeit reagierte mit Empörung und kritisierte, dass der Blick der Manager scheinbar allein auf den Aktienkurs gerichtet sei und das Schicksal der Beschäftigten oder die sozialen und ökologischen Probleme der Welt nicht berücksichtigt würden (vgl. Sydow 2005, S. 12 ; Semler 2004, S. 13 ; Schwalbach / Schwerk 2007, S. 11). Führende Politiker wie beispielsweise der damalige SPD-Parteivorsitzende Franz Müntefering tadelten die „international wachsende Macht des Kapitals“ und die totale „Ökonomisierung eines kurzatmigen Profit-Handelns“ und forderten die Unternehmen auf, sich für ihre Arbeitnehmer und für ihren Standort verantwortlich zu fühlen (vgl. Müntefering 2005).
Entgegen dieser Aufforderung seitens der Politik steht jedoch die Ansicht von Milton Friedman, der die Profit-Maximierung als die einzig wirkliche gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmen betrachtet (vgl. Friedman 1970). Zudem vertreten viele Ökonomen die Ansicht, dass die Maximierung des Shareholder-Values die einzige einer marktwirtschaftlichen Ordnung entsprechende Leitmaxime der Unternehmenspolitik ist (vgl. Sydow 2005 S. 12 ; Wagner 1997, S. 1).
Dessen ungeachtet scheinen jedoch auch immer mehr Unternehmen der Überzeugung zu sein, dass eine alleinige Fokussierung auf die wirtschaftliche Leistung des Unternehmens nicht mehr zeitgemäß ist (vgl. Promberger / Spiess 2006, S. 1) und integrieren deswegen soziale und ökologische Aspekte in ihre strategische Unternehmensausrichtung.
Es stellt sich hier jedoch die Frage, ob Unternehmen dies aus altruistischen Motiven heraus tun oder ob sie sich von ihrem sozial verantwortlichen und ökologisch tragfähigen Handeln einen Mehrwert erhoffen. Denn die Nutzendimensionen eines solchen Handelns können vielfältig sein und reichen von einer Steigerung der Glaubwürdigkeit und einem verbesserten Image über eine erhöhte Kunden- und Mitarbeiterbindung bis hin zu einer Abgrenzung von Konkurrenzunternehmen und einer erhöhten Investitionssicherheit (vgl. Promberger / Spiess 2006, S. 1).
Wenn es wirklich zutrifft, dass ein sozial und ökologisch verantwortliches Handeln letztendlich zu einem Mehrwert für das Unternehmen führt, besteht kein Widerspruch zwischen der Profitmaximierung einerseits und der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung andererseits und Unternehmen sollten allein schon aus eigennützigen Motiven heraus verantwortlich handeln. Obwohl zu dieser Frage bereits einige Studien durchgeführt wurden, konnte die Relevanz von Corporate Social Responsibility für den Unternehmenserfolg bisher nicht eindeutig empirisch bestätigt werden, so dass weitere Forschung auf diesem Gebiet wünschenswert ist. Die Europäische Kommission beispielsweise bemerkt explizit: „Es besteht Bedarf, die Kenntnis der Auswirkungen der sozialen Verantwortung der Unternehmen auf die Unternehmensleistung zu vertiefen und zu erweitern“ (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2001, S. 8).
Die vorliegende Arbeit widmet sich daher der Frage, ob gesellschaftlich verantwortlich handelnde Unternehmen erfolgreicher sind und untersucht, ob es eine Korrelation zwischen der Corporate Social Responsibility und dem Unternehmenserfolg gibt. Kern dieser Arbeit ist eine empirische Untersuchung des Zusammenhanges zwischen den beiden Variablen gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und Unternehmenserfolg.
Bevor der Zusammenhang zwischen der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen und dem Unternehmenserfolg untersucht werden kann, ist es notwendig, auf die Entwicklung des CSR-Konzepts einzugehen und eine Begriffsdefinition vorzunehmen. Dieser Aufgabe widmet sich das Kapitel 2, in welchem ein auf dem aktuellen Entwicklungsstand der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion basierendes begriffliches und konzeptionelles Verständnis von CSR erarbeitet wird. Darauf aufbauend wird in Kapitel 3 erörtert, welche Argumente für bzw. gegen das CSR-Konzept sprechen und welche wissenschaftlichen Theorien sich mit dem Thema CSR befassen. Kapitel 4 dieser Arbeit geht anschließend der Frage nach, wie sich die gesellschaftliche Verantwortung sowie der Erfolg eines Unternehmens bewerten lassen und stellt eine Reihe von Studien vor, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Corporate Social Responsibility und Unternehmenserfolg befasst haben. Im Anschluss daran erfolgt in Kapitel 5 eine eigene empirische Untersuchung. Im letzten Kapitel werden die gewonnenen Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst und es wird erörtert, welchen Fragen im Zuge weiterer Forschung nachgegangen werden sollte.
„..CSR represents action that appears to further some social good, extends beyond the explicit economic interests of the firm, and is not required by law“
Godfrey / Hatch 2007, S .88
Rund um das Thema „Verantwortung von Unternehmen“ gibt es eine Vielzahl verschiedener Begriffe. Der Terminus Corporate Social Responsibility (CSR) findet zwar in zunehmendem Maße Verwendung, jedoch bleibt bei näherer Betrachtung häufig unklar, was genau unter der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen[1] verstanden wird (vgl. Loew et al. 2004, S. 18). Zurückzuführen ist dies vor allem darauf, dass der Begriff CSR noch nicht abschließend definiert wurde und es daher in Praxis und Wissenschaft sowie auch innerhalb dieser Bereiche selbst sehr unterschiedliche, zum Teil divergente Auffassungen und Definitionen von CSR gibt (vgl. Loew et al. 2004, S. 18 ; Dresewski et al. 2001, S. 2).
Um Missverständnissen und Fehlinterpretationen vorzubeugen, die nicht in der Sache begründet, sondern rein sprachlichen Ursprungs sind, vermittelt dieses Kapitel daher zunächst einen Überblick über die historische Entwicklung des CSR-Konzepts, bevor der Begriff Corporate Social Responsibility anschließend definiert und von anderen in diesem Kontext oft auftauchenden Begriffen wie z.B . Corporate Social Performance, Corporate Citizenship, Nachhaltigkeit oder Corporate Governance abgegrenzt wird.
Obgleich der Begriff CSR erst im 20. Jahrhundert geprägt wurde und die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen vor allem in den letzten Jahrzehnten immer stärker in den Fokus der Wissenschaft geraten ist, handelt es sich hierbei keineswegs um ein völlig neues Gedankengut, sondern um ein Konzept mit einer langen Geschichte (vgl. ISO Advisory Group an Social Responsibility 2004, S. 2 ; Carroll 1999, S. 268). Viele Autoren sehen die historischen Wurzeln im antiken Griechenland, da einige griechische Unternehmer aus uneigennützigen Motiven heraus Geld und Nahrung an arme Bürger verschenkten (vgl. Loew et al. 2004, S. 18). Als ein weiteres historisches Beispiel wird von der ISO Advisory Group on Social Responsibility (2004) die Ost-Indien Company genannt, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts bei der Zuckerproduktion auf den Einsatz von Sklaven verzichtete, nachdem englische Konsumenten mit dem Boykott ihrer Produkte begonnen hatten. Auch die von Quäkern geführten Unternehmen im 19. Jahrhundert lassen sich als ein historisches Beispiel für ein gesellschaftlich verantwortliches Handeln anführen. Zum einen bauten diese Unternehmen in England für ihre Beschäftigten Schulen, Büchereien und ganze Orte, zum anderen entlasteten sie die Umwelt, indem sie das in der Produktion verwendete Wasser aufbereiteten und wieder verwendeten (vgl. ISO Advisory Group on Social Responsibility 2004, S. 2).
Obwohl ein gesellschaftlich verantwortliches Handeln durch einzelne Unternehmen also durchaus schon seit längerer Zeit praktiziert wurde, existierte über einen langen Zeitraum hinweg kein allgemeines Verständnis über die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Und auch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema fand lange Zeit nicht statt (vgl. ISO Advisory Group on Social Responsibility 2004, S. 2f.). Dies änderte sich jedoch Mitte des vorigen Jahrhunderts, als es im Zuge der Industrialisierung zu einer neuen Rollenverteilung zwischen Staat und Gesellschaft kam (vgl. Promberger / Spiess 2006, S. 2f.). Mit der Entwicklung großer Konzerne veränderte sich auch die Gesellschaftsstruktur, statt kleiner, über den Marktmechanismus kontrollierter Unternehmen entstanden in zunehmendem Maße große Unternehmen mit konzentrierter Macht (vgl. Loew et al. 2004, S. 18) und zunehmender Gestaltungskraft (vgl. Schmitt 2005, S. 1).
Vor allem diese neu entstandenen großen Unternehmen verspürten in zunehmendem Maße den Druck der Öffentlichkeit (vgl. Promberger / Spiess 2006, S. 2), die von den Unternehmen forderte, eine gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und sich in sozialen und ökologischen Bereichen zu engagieren. Parallel hierzu wurde das Thema CSR auch in den (Wirtschafts-)Wissenschaften aufgegriffen und es begann eine wissenschaftliche Debatte über die Verantwortung von Unternehmen und ihre Rolle in der Gesellschaft. (vgl. Loew et al. 2004, S. 19). Diese wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema CSR fand jedoch zunächst ausschließlich in den USA statt. Von dort stammt daher auch ein großer Teil der Autoren und der Literatur zu den konzeptionellen Grundlagen von CSR (vgl. Schmitt 2005, S. 6 ; Carroll 1999, S. 268).
Als Beginn der wissenschaftlichen Debatte um CSR wird von vielen Autoren die 1953 von Bowen, dem „Father of Corporate Social Responsibility“ (Carroll 1999, S. 270), veröffentlichte Publikation „Social Responsibilities of the Businessmen“ angesehen (vgl. Loew 2004, S. 19; Carroll 1979, S. 497). Aus der Tatsache, dass nicht nur die von den Unternehmen hergestellten Produkte, sondern auch die Unternehmensaktivitäten das Leben der Bürger in vielen gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereichen beeinflussten, schloss Bowen, dass Unternehmen die Verpflichtung haben, sich an den herrschenden gesellschaftlichen Normen und Werten zu orientieren: „ It refers to the obligations of businessmen to pursue those policies, to make those decisions, or to follow those lines of action, which are desirable in terms of objectives and values of our society “ (Bowen 1953, S. 6). Während zu Beginn der Diskussion der Schwerpunkt noch auf der Verantwortung einzelner Geschäftsmänner lag, rückte Ende der 1960er die gesellschaftliche Verantwortung der Organisation, also des gesamten Unternehmens, in den Mittelpunkt (vgl. Loew et al. 2004, S. 20).
Seit dieser Zeit wurden von Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen eine ganze Reihe unterschiedlicher, teilweise sehr kontroverser Konzepte und Theorien zum Thema CSR entwickelt (vgl. Maignan / Ferrell 2004, S. 4 ; Garriga / Melé 2004, S. 51), so dass es sich bei dem Thema heute um ein nahezu unüberschaubares Feld handelt: „The Corporate Social Responsibility (CSR) field presents not only a landscape of theories but also a proliferation of approaches, which are controversial, complex and unclear“ (Garriga / Melé 2004, S. 51). Hinzu kommt noch, dass es bislang auch keine einheitliche und allgemein akzeptierte Definition von CSR gibt. Schon 1972 schrieb Votaw den vielzitierten Satz „corporate social responsibility means something, but not always the same thing to everybody“ (Votaw 1972, S. 25) und auch heute herrscht lediglich darüber Einigkeit, dass es sich bei dem Begriff CSR um ein theoretisches Konstrukt handelt, für das es keine allgemein gültige Definition gibt (vgl. Carroll 1979, S. 498 ; Dresewski et al. 2001, S. 2 ; Loew et al. 2004, S. 18). Visser (2005) liefert empirische Daten, aus denen klar hervorgeht, dass es eine große Vielfalt von CSR-Definitionen gibt und dass auch in wissenschaftlichen Untersuchungen und sonstiger Fachliteratur kein Konsens über die Geltungsbereiche und Exklärungsinhalte von CSR existiert (vgl. Visser 2005, S. 3). Andersrum ist jedoch auch CSR nicht die einzige existierende Bezeichnung für denselben Bereich der empirischen Realität, weshalb es nötig ist, auch angrenzende Begriffe zu erörtern (vgl. Visser 2005, S. 2). In den folgenden Abschnitten werden daher zunächst zwei der am weitesten verbreiteten CSR-Konzepte vorgestellt und es wird erläutert, welche Definition von CSR der vorliegenden Arbeit zugrunde liegt, bevor der Begriff CSR von anderen Begriffen abgegrenzt wird, die im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen auftauchen.
„The social responsibility of business encompasses the economic, legal, ethical, and discretionary expectations that society has of organisations at a given point in time.“
Carroll 1979, S. 500
In seiner 1979 erschienenen Veröffentlichung „ A Three-Dimensional Conceptual Model of Corporate Performance“ argumentiert Carroll, dass es sich bei der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen um ein Konstrukt handelt, das sich in die vier Bereiche ökonomische, rechtliche, ethische und freiwillige (bzw. philanthropische[2] ) Verantwortung unterteilen lässt (vgl. Carroll 1979, S. 500).
Gemäß dem von Carroll entwickelten Modell stellt die ökonomische Verantwortung das Fundament für ein funktionierendes Unternehmen dar. Für ein Unternehmen als wirtschaftliche Einheit besteht vor allem anderen die Aufgabe, Güter und Dienstleistungen zu produzieren und diese gewinnbringend zu verkaufen. Die Erbringung dieser Leistungen muss jedoch innerhalb der gesetzlichen Grenzen erfolgen, weshalb die rechtliche Verantwortung den zweiten Bereich von Verantwortung darstellt. Sowohl die rechtliche als auch die ökonomische Verantwortung werden von den Unternehmen gefordert und stellen daher eine notwendige Bedingung dar, damit das Unternehmen überhaupt bestehen kann (vgl. Carroll 1979).
Bei dem dritten Bereich der Verantwortung handelt es sich um die ethische Verantwortung. Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Bereichen gibt es hier keine klaren Vorschriften, wie sich ein Unternehmen verhalten soll, um ethisch verantwortlich zu handeln. Vielmehr kommen hier die Erwartungen der Gesellschaft zum Ausdruck, dass sich die Unternehmen gemäß den Normen und Werten der Gesellschaft verhalten sollen (vgl. Carroll 1979). Obgleich sich dieser Bereich damit zum Teil auf ungeschriebene Gesetze bezieht, muss ein Unternehmen mit Sanktionen rechnen, wenn es sich nicht an diese Vorgaben hält (z.B. kann es zu Boykotten kommen, wenn Verbraucher der Meinung sind, dass sich ein Unternehmen unethisch verhält) (vgl. Promberger / Spiess 2006, S. 9).
Die philanthropische Verantwortung stellt in Carrolls Modell den vierten und letzten Bereich der Verantwortung dar. Dieser beruht auf dem Prinzip der Freiwilligkeit und umfasst einen nicht klar umrissenen Bereich von unternehmerischen Aktivitäten, die von der Gesellschaft zwar nicht erwartet, aber gewünscht werden: „societal expectations do exist for businesses to assume sociale roles over and above those described so far“ (Carroll 1979, S. 500). Von einem Unternehmen, dass seiner philanthropischen Verantwortung gerecht werden will, wird also erwartet, dass es sich auf freiwilliger Basis gesellschaftlich engagiert (vgl. Carroll 1979).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1991 überarbeitete Carroll sein CSR-Konzept und entwickelte das Pyramiden-Modell, in dem die ökonomische Verantwortung die unterste Basis und die philanthropische Verantwortung die Spitze der Pyramide darstellt (siehe Abbildung 1).
Das überarbeitete Konzept verdeutlicht, dass die einzelnen Ebenen nicht getrennt voneinander verwirklicht werden können. So muss zum Beispiel ein Unternehmen, dass sich ethisch verantwortlich zeigen will, zuerst seiner rechtlichen und ökonomischen Verantwortung gerecht werden, bevor es überhaupt die Möglichkeit besitzt, sich der ethischen Verantwortung zu widmen (vgl. Carroll 1991). Carroll betont durch sein Pyramidenmodell also noch einmal „the importance of economic responsibilities as a fundamental concern“ (vgl. Branco / Rodrigues 2006, S. 114). Um als ein gesellschaftlich verantwortlich handelndes Unternehmen gelten zu können, muss eine Firma sich in allen vier Bereichen der gesellschaftlichen Verantwortung engagieren. Um dies zu erreichen, kann sie sich an folgendem von Carroll formulierten Leitsatz orientieren: „..strive to make a profit, obey the law, be ethical, and be a good corporate citizen“ (Carroll 1991, S. 43).
Das von Carroll entwickelte CSR-Konzept ist in der Wissenschaft weit verbreitet und liegt auch vielen Studien zugrunde, die sich mit dem Thema CSR und Unternehmenserfolg auseinandersetzen. Im europäischen Raum hat sich jedoch ein anderes CSR-Konzept durchgesetzt, auf das im folgenden Abschnitt eingegangen wird.
Obgleich auch in Europa in den letzten Jahrzehnten verstärkt diskutiert wurde, in welchen sozialen und ökologischen Bereichen die Unternehmen mehr Verantwortung übernehmen sollten, fehlte hier (mit der Ausnahme von Großbritannien) lange Zeit die Entwicklung eines ganzheitlichen CSR-Ansatzes (vgl. Loew 2004, S. 24). Dies änderte sich jedoch zu Beginn des 21. Jahrhunderts, als eine Reihe von Finanzskandalen auftraten und die Europäische Union (EU) das Thema CSR aufnahm.
Im März 2000 appellierte der Europäische Rat an das Verantwortungsbewusstsein der Unternehmen und im Jahr darauf veröffentlichte die Kommission der Europäischen Gemeinschaften das Grünbuch „Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen“ (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2001). Die Formulierung „soziale Verantwortung“ führte dazu, das im Deutschen fälschlicherweise oft nur die soziale Dimension von CSR betont wird, obgleich CSR nach dem Verständnis der Europäischen Kommission nicht nur soziale, sondern in gleichem Maße auch ökologische Aspekte beinhaltet (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2001). Dies ist jedoch auf eine Schwäche der deutschen Übersetzung zurückzuführen, denn der Titel der englischen Ausgabe lautet „Promoting a European Framework for Corporate Social Responsibility“, was korrekt mit „gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen“ hätte übersetzt werden müssen (vgl. Loew et al. 2004, S. 25f.).[3] Dieser Sachverhalt wird auch deutlich, wenn man die CSR-Definition der EU betrachtet:
„CSR ist ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Tätigkeit und in die Wechselbeziehung mit den Stakeholdern zu integrieren“.
Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2002, S. 5
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Gemäß der Definition der EU werden zwei Dimensionen von CSR unterschieden. Zum einen gibt es die interne Dimension, die die Themen „ Arbeitsschutz“, „ Humanressourcenmanagement“, „Anpassung an den Wandel“ sowie „Umweltauswirkungen und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen “ beinhaltet. Daneben gibt es eine externe Dimension, in der der Umgang mit „lokalen Gemeinschaften“ und Geschäftspartnern erörtert wird und die die Themen „Menschenrechte“ und „Globaler Umweltschutz“ umfasst (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2001).
Die CSR-Definition der EU-Kommission wird im europäischen Raum allgemein akzeptiert (vgl. Schmitt 2005, S. 11 ; Loew et al. 2004, S. 73) und wird daher im Folgenden auch dieser Arbeit zugrunde gelegt. Zu beachten ist, dass die CSR-Konzeption der Europäischen Gemeinschaften im Gegensatz zu anderen CSR-Konzeptionen die Verfolgung ökonomischer Ziele nicht als einen integralen Bestandteil von CSR ansieht.
Im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen wird oft eine Reihe von thematisch verwandten Begriffen verwendet, die im Folgenden kurz vorgestellt und definiert werden sollen. Dies dient dazu, den Begriff CSR eindeutig von anderen Begriffen und Konzepten wie beispielsweise Corporate Citizenship oder Nachhaltigkeit abzugrenzen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Begriff Corporate Social Performance (CSP) wird in einigen Veröffentlichung synonym zum Begriff Corporate Social Responsibility gebraucht (vgl. Wartick / Cochran 1985, S. 758). Vor allem in empirischen Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Corporate Social Responsibility und Unternehmenserfolg wird jedoch auch diejenige Variable als Corporate Social Performance bezeichnet, mit der gemessen wird, wie gesellschaftlich verantwortlich ein Unternehmen agiert (vgl. Promberger / Spiess 2006). Denn da es sich bei der gesellschaftlichen Verantwortung eines Unternehmens um ein nicht direkt messbares Konstrukt handelt, muss zunächst eine geeignete Variable definiert werden, mit deren Hilfe sich der interessierende Zusammenhang untersuchen lässt. Dieser Ansatz, der durch Abbildung 3 verdeutlicht wird, liegt auch der vorliegenden Arbeit zugrunde. Die Corporate Social Performance ist dadurch definiert als das Ausmaß, in dem sich ein Unternehmen gesellschaftlich verantwortlich verhält.
“Corporate Governance is concerned with ways of bringing the interests and objectives of investors and managers into line and ensuring that firms are run for the benefit of investors” C. Mayer 2003, S. 84
Bei Corporate Governance handelt es sich um einen weiteren Begriff, der im Zusammenhang mit dem Thema der Unternehmensverantwortung oft genannt wird. Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff „Regieren“ oder „Unternehmensführung“. Bei der Corporate Governance geht es um „die Gewährleistung einer unabhängigen, wert- und erfolgsorientierten Unternehmensführung und um die Sicherung und Steigerung des Unternehmenswertes“ (Schwalbach / Schwerk 2007, S. 1) Im Vordergrund stehen hierbei die Beziehungen zwischen Management, Aufsichtsrat und Anteilseignern sowie die Beziehungen zu den anderen Stakeholdern eines Unternehmens (vgl. Österreichisches Normungsinstitut 2005, S. 77). Das dominante Thema in der Corporate Governance -Literatur ist die Trennung von Eigentum und Kontrolle in Unternehmen sowie die Lösung der Probleme, die sich aus diesem Sachverhalt ergeben (vgl. Schwalbach / Schwerk 2007, S. 2). In jüngster Zeit wird das Thema Corporate Governance oft mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen in Verbindung gebracht, da die These existiert, dass „zwischen einer sogenannten „guten“ Corporate Governance und der „gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen“ eine komplementäre Beziehung besteht“ (Schwalbach / Schwerk 2007, S. 1).
Der Begriff Corporate Citizenshi “ (CC), zu deutsch „bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen“ oder „unternehmerisches Bürgerengagement“ (vgl. Schmitt 2005, S. 15), wurde in den 80er Jahren in den Diskurs um das Verhältnis von Unternehmen und Gesellschaft eingeführt und erfreut sich vor allem in den letzten Jahren zunehmender Bekanntheit. Seit den späten 1990ern beschäftigt sich auch die Wissenschaft mit dem Thema Corporate Citizenship und entwickelte verschiedene Ansätze (vgl. Garriga / Melé 2004, S. 57), so dass in der wissenschaftlichen Literatur heutzutage eine Reihe von heterogenen Konzeptionen zu Corporate Citizenship zu finden sind (vgl. Schäfer et al. 2004, S. 5). Allen Konzepten liegt jedoch der Kerngedanke zugrunde, dass Unternehmen als Teil der Gesellschaft die Rolle eines Bürgers ausfüllen sollen (vgl. Loew et al. 2004, S. 50), da sie ebenso wie die in einer Gesellschaft lebenden Individuen in ein gesellschaftliches Umfeld eingebettet sind, für das sie eine Verantwortung tragen (vgl. Bowie 1991, S. 58).
Das in den 50er Jahren geprägte traditionelle Begriffsverständnis zielt allein auf uneigennützig motivierte Aktivitäten wie beispielsweise Spenden oder Sponsoring ab (vgl. Schäfer et al. 2004, S. 5). Dieses Konzept wird oft auch als die enge Sicht von Corporate Citizenship bezeichnet und geht davon aus, dass das Unternehmen sich wie ein „guter Bürger“ verhalten und sich in seinem Umfeld engagieren soll. In der engen Sichtweise „“corporate citizenship“ is used in a sense quite close to corporate philanthropy, social investment or certain responsibilities assumed towards the local community“ ( Garriga / Melé 2004, S. 57). Corporate Citizenship wird diesem Konzept nach als derjenige Teilbereich von CSR angesehen, der sich mit freiwilligen Maßnahmen der Unternehmen im sozialen Bereich beschäftigt. Carroll beispielsweise setzt Corporate Citizenship mit der philanthropischen Verantwortung gleich (vgl. Carroll 1999, S. 289).
Die vor allem in den USA verbreitete erweiterte Sicht von Corporate Citizenship geht hingegen davon aus, dass es sich bei Corporate Citizenship um ein dem CSR-Konzept übergeordnetes Konzept handelt (vgl. Schmitt 2005, S. 15 ; Loew 2004, S. 50ff.). Da jedoch – vor allem in Europa – die engere Definition von Corporate Citizenship weiter verbreitet ist (vgl. Schwalbach / Schwerk 2007, S. 8), wird Corporate Citizenship der Empfehlung von Loew et al. (2004) gemäß als ein Teilbereich von CSR angesehen, dem folgende Definition zugrunde liegt:
„Corporate Citizenship ist das über die eigentliche Geschäftstätigkeit hinausgehende Engagement des Unternehmens zur Lösung sozialer Probleme im lokalen Umfeld des Unternehmens und seiner Standorte. Corporate Citizenship umfasst Spenden und Sponsoring (Corporate Giving), die Gründung von gemeinnützigen Unternehmensstiftungen (Corporate Foundations) und ein Engagement für soziale Zwecke unter direktem Einbezug der Mitarbeiter (Corporate Volunteering).“ Loew et al. 2004, S.73
Im Kontext mit CSR wird oftmals auch von Nachhaltigkeit, nachhaltiger Unternehmensführung oder nachhaltiger Entwicklung bzw. von „sustainable development“ gesprochen. Der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und bezeichnete dort das zu Beginn des 18. Jahrhunderts formulierte Grundprinzip, dass in einer bestimmten Periode nur so viele Bäume gefällt werden dürfen, wie gleichzeitig nachwachsen können, so dass der Bestand letztlich konstant bleibt (vgl. Loew et al. 2004, S. 56). Im Laufe der Zeit wurde daraus ein allgemeines normatives Konzept, welches von den Unternehmen fordert, die unternehmerische Wertschöpfung zu erhalten und zu steigern, indem Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft in den Verantwortungsbereich aufgenommen werden (vgl. Financial Times Deutschland 2005, S. A1). Heute wird der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ recht einheitlich im Sinne des so genannten Brundtland-Berichts der Vereinten Nationen verwendet:
„Unter nachhaltiger Entwicklung verstehen wir eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen“ (Hauff 1987, S.46)
Damit ist Nachhaltigkeit kein „originär betriebswirtschaftliches Konzept, sondern beruht ursprünglich auf volkswirtschaftlichen und politischen Überlegungen“ (Loew et al. 2004, S. 64). Eine nachhaltige Unternehmensführung ist jedoch darauf ausgerichtet, „die Beiträge des Unternehmens zu den sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeitsherausforderungen zu optimieren“ (vgl. Loew et. al 2004, S. 69) und trägt damit zu einer nachhaltigen Entwicklung auf gesamtwirtschaftlicher Ebene bei (vgl. Loew et al. 2004, S. 72).
[...]
[1] Der Begriff „Corporate Social Responsibility“ (CSR) und die „gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen“ werden in der vorliegenden Arbeit synonym verwendet.
[2] Ursprünglich bezeichnete Carroll die vierte Dimension als „Discretionary Responsibilities“ (Carroll 1979), in späteren Veröffentlichungen bezeichnete er diese Dimension als „Philanthropic Responsibilities“ (vgl. Carroll 1999).
[3] Aufgrund der dargelegten Übersetzungsproblematik wird CSR in den Schriften der EU wird CSR meist mit „Soziale Verantwortung von Unternehmen übersetzt. In dieser Arbeit wird jedoch bewusst die besser zutreffende Übersetzung “Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen“ verwendet.
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