Bachelorarbeit, 2018
34 Seiten, Note: 1,3
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Historische Entwicklung des Geldes
2.1 Hortgeld
2.2 Tausch-, Waren-, oder Naturalgeld
2.3 Münzgeld
2.4 Papiergeld
2.5 Immaterielles Geld
3 Kryptowährungen
3.1 Geschichte und Definition
3.2 Blockchain
4 Vergleich der Geldfunktionen und -eigenschaften
4.1 Klassische Funktionen
4.1.1 Wertaufbewahrungsmittel
4.1.2 Recheneinheit
4.1.3 Tauschmittel
4.2 Benötigte Eigenschaften von Währungen
4.2.1 Haltbarkeit
4.2.2 Allgemeine Akzeptanz
4.2.3 Teilbarkeit
4.2.4 Homogenität
4.2.5 Anonymität
4.2.6 (Fälschungs-)Sicherheit
5 Geldpolitik und Zahlungsverkehr
5.1 Die Europäische Zentralbank
5.1.1 Definition und Aufgaben der EZB
5.1.2 Steuerung der Geldmenge im Euroraum
5.2 Geldmengenkonzepte bei Kryptowährungen
5.2.1 Systeme mit begrenzter Geldmengen
5.2.2 Systeme mit unbegrenzter Geldmenge
5.2.3 Bitcoin und der Goldstandard
5.3 Transaktionskosten und -geschwindigkeit
5.3.1 Das etablierte System
5.3.2 Kryptowährungen
6 Fazit und Ausblick
7 Schluss
Literaturverzeichnis
Abbildung 1: Volatilität Bitcoin und Euro
Tabelle 1: Transaktionseigenschaften verschiedener Systeme
BIP Bruttoinlandsprodukt
BTC Bitcoin
EWR Europäischer Wirtschaftsraum
EZB Europäische Zentralbank
GuV Gewinn- und Verlustrechnung
KW Kryptowährung
Mio. Millionen
SEPA Single Euro Payments Area
SWIFT Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication
Sowohl das alltägliche Leben, als auch die Geschäftswelt, werden zunehmend globaler, schnelllebiger und wandelbarer. Die stetig wachsende Digitalisierung hat seit dem Millennium immer wieder innovative Konzepte und neue Produkte in den verschiedensten Bereichen zum Vorschein gebracht. Zuletzt hat die Finanzbranche einen digitalen Trend erlebt. Kaum jemand konnte in den letzten Jahren den Worten „Kryptowährung“, „Bitcoin“ oder „Blockchain“ aus dem Weg gehen. Spätestens seit Ende 2017, als der Bitcoin (BTC) ein Allzeithoch von über 19.800 USD erreichte, hat ein jeder schon mal im Fernsehen oder in Printmedien von den genannten Begriffen gehört.1
„The future of money is digital currency.“ – Bill Gates2
„Stay away from it. It’s a mirage, basically.“ – Warren Buffet3
Die Massenmedien berichten von einer Revolution im Finanzbereich und von alternativen Geldsystemen, die ohne zentral Autorität auskommen. Finanzikonen wie Warren Buffet und Technikpioniere wie Bill Gates äußern sich zu den Themen, wobei die Meinungen nicht immer in dieselbe Richtung gehen, wie an den obigen Zitaten zu erkennen ist.
Doch welche Potenziale haben Kryptowährungen (KW) und sind sie tatsächlich mit dem etablierten Geldsystem unserer heutigen Gesellschaft vergleichbar?
Die vorliegende Ausarbeitung geht dieser Frage nach. Um die Entstehung von Kryptowährungen zu verstehen, ist es wichtig sich zunächst mit der Geschichte und den Anfängen des Geldes zu beschäftigen. Darauf aufbauend wird auf die virtuellen Währungen eingegangen. Zum einen wird erklärt, was sich hinter den Kryptowährungen verbirgt und zum anderen wird die Blockchain-Technologie, der Mechanismus, der hinter vielen KW steckt, erläutert. In Kapitel 3 werden die Geldfunktionen und Geldeigenschaften, die eine funktionierende Währung mitbringen muss, behandelt. Dabei wird ein Vergleich zwischen den KW und dem etablierten Geld gezogen. In Kapitel 5 werden zum einen die Geldpolitik und zum anderen der Zahlungsverkehr der zwei Systeme untersucht und dargelegt. Zum Abschluss der Arbeit, wird ein Fazit zur Thematik gezogen und ein Zukunftsausblick gewährt.
Die Entstehung und Entwicklung des Geldes ist chronologisch angeordnet. Die Phasen gehend fließend ineinander über, wobei sich die Zeiträume der Ausbreitung, je nach geographischer Betrachtung, über mehrere Jahrzehnte oder Jahrhunderte erstrecken können.
„Alles Geld entsteht, […] aus Wertschätzungen, die einem Sachgut um seiner selbst willen entgegengebracht werden und die es allgemein begehrt werden lassen.“4
Nach Gerloff hat Geld seine Anfänge nicht im Tauschverkehr, sondern in der schlichten Hortung von Gütern. Werden scheinbar nutzlose Dinge, die nicht der unmittelbaren Lebensversorgung dienen, aufbewahrt, wird von Hortung gesprochen. Es handelt sich hierbei vorwiegend um Kleidung, Schmuck und Gerätschaften.5
Zweck ist nicht die Wertaufbewahrung, sondern vielmehr die soziale Wirkung. Die gehorteten Güter werden als „zeremoniellen Gaben und Geschenke“6 genutzt. Sie dienen auch dem Beitritt zu gesellschaftlichen Kreisen oder dem sozialen Aufstieg durch Prestigegewinn. Weiter werden gehortete Güter mit Wertvorstellungen verknüpft und bspw. beim Brautkauf als Wertübertragung benutzt. Somit entsteht aus Hortgut, Hortgeld.7
Der Anwendungsbereich des Hortgeldes liegt lange Zeit primär bei Familien- oder Stammesfesten, also volksintern. Für den Gütertausch zwischen zwei Stämmen ist das Hortgeld nicht geeignet, weil es beschränkt, schwer, nicht vermehrbar und manchmal nur in geringer Stückzahl vorhanden ist. Beispiele für Hortgeld sind z.B. Kriegstrommeln, Opferbecken oder wagenradgroße Steinscheiben. Damit der Güterverkehr auch Völkerübergreifend stattfinden kann, entwickelt sich das Hortgeld zum Tauschgeld.8
Einige wenige Hortgeldarten, wie z.B. Schmuck und Kleidung, eignen sich auch als Tauschgeld. Zusätzlich besteht Tauschgeld noch aus Rohstoffen und Nahrungsmitteln.9
Beim Naturaltausch werden Güter direkt gegen andere Güter eingetauscht. Doch was, wenn eine der Handelsparteien das angebotene Tauschobjekt nicht benötigt?10 Aus dieser Problematik ist das Naturalgeld entstanden. Je nach Region haben sich unterschiedliche Dinge als allgemeine Bemessungseinheit bewährt. Insb. „Muscheln, Salz, getrocknete Fische, Kakaobohnen, Gewürze, Reis, seltene Steine, Zähne, Felle, Tiere etc. dienten als Zahlungsmittel.“11 Die besten Eigenschaften haben (Edel-)Metalle. Sie sind robust, aber teilbar und selten, jedoch nicht zu selten. Metalle lassen sich zudem problemlos transportieren. Außerdem werden ihnen oft magische und symbolische Bedeutungen zugeschrieben. In der Geschichte von Babylon ist etwa 1.700 v.Chr. erstmals die Rede von Edelmetallen als Zahlungsmittel.12
Der Warenkauf und -verkauf mit Gold- oder Silberbarren erweist sich gerade für Kaufleute als unkomplizierte Möglichkeit, um große Mengen an Waren zu handeln. Für den normalen Bürger, der ein Laib Brot auf dem Markt kaufen möchte, sind Goldbarren zu wertvoll und sperrig. Erst durch technologische Entwicklungen und gesellschaftliche Organisationen ist dem Durchschnittsmenschen das Zahlen mit Edelmetallen ermöglicht worden. So ist das Münzgeld entstanden.13
Um die unhandlichen und wertmäßig hohen Edelmetallbarren für den Alltag nutzbar zu machen, müssen sie in handliche Stücke geformt werden.14 Die Literatur bzw. Archäologie ist sich strittig wo und wann die ersten Münzen geprägt worden sind. Der am häufigsten genannte Ort ist Lydien in Anatolien. Dort sind um 650 v.Chr. Münzen mit königlicher Stempelung in Umlauf gekommen.15
Das Münzgeld macht das zeitaufwendige Abwiegen des Goldes im Handel überflüssig. Die normierten Münzen minimieren auch die Möglichkeiten bei Menge oder Qualität zu betrügen. Außerdem sorgen sie für ein effizienteres Zahlungssystem, das allen Menschen zugänglich ist. Die Münze setzte sich schnell als akzeptiertes Zahlungsmittel im Handel durch, auch konnten nun Arbeit und Zeit als solche einheitlich entlohnt werden.16
Dank dieser Vorteile, und weiterer Entwicklungen in Mobilität und kriegerischen Aktivitäten, dehnt sich der globale Handel enorm aus und es werden immer größere Mengen an Gütern über weite Strecken gehandelt. Dementsprechend sind auch immer größere Mengen von Geldmünzen zu transportieren. Das ist umständlich und riskant, da Räuber und Piraten diese Schwäche des Systems kennen und ausnutzen. Die Lösung ist leichteres und besser verstaubares Geld.17
Das erste Papier, und kurz darauf auch das erste Papiergeld, hat seine Ursprünge in China. Dort soll bereits im 1. Jahrhundert, womöglich schon früher, aus der Rinde des Maulbeerbaums Papier hergestellt worden sein.18
In Europa tauchen die ersten Banknoten, wie wir sie kennen, Anfang des 17. Jahrhundert in London auf. Kaufleute, die aus dem Handel große Mengen an Gold besitzen, suchen sichere Aufbewahrungsmöglichkeiten. Gegen eine Gebühr, verwahren die Goldschmiede das Gold der Kaufleute. Als „Pfand“ werden sog. Goldsmith-Notes (Goldschmied-Noten) ausgestellt. Diese sind mit dem Namen des Händlers personalisiert, damit nur der tatsächliche Hinterleger über das Gold verfügen kann. Ca. 40 Jahre später, werden die Goldsmith-Notes ohne Namen ausgegeben. Ab diesem Zeitpunkt, wird das verstaute Gold kaum noch abgeholt, sondern im Handel direkt mit den Hinterlegungsscheinen bezahlt. Das ist die Geburtsstunde der Papiernoten wie wir sie heute kennen und benutzen.19
Immaterielles Geld ist stoffloses und somit unsichtbares Geld. In Europa, genauer gesagt in Italien, sind im 14. Jahrhundert bereits bargeldlose Zahlungen in Form von Schecks abgewickelt worden. Mit der industriellen Revolution hat sich der Scheckverkehr und das Überweisen auf Konten in der ganzen Welt etabliert – das Giralgeld (Buchgeld) ist entstanden.20
Ende des 20. Jahrhunderts ist es durch technischen Entwicklungen ermöglicht worden, Guthaben auf digitale Speichermedien zu laden. Dadurch wird bei Transaktionen nicht direkt auf das Bankkonto zurückgegriffen, sondern auf vorher aufgeladene Chipkarten, die z.B. in Mobiltelefonen oder auf zentralen Rechnern verbaut sind. Dieses System nennt sich elektronisches bzw. digitales Geld oder kurz E-Geld.21
Die neuste und vermutlich revolutionärste Form des E-Gelds sind virtuelle bzw. digitale Währungen oder auch Kryptowährungen genannt.22
Die Geschichte der Kryptowährungen knüpft an die des Geldes an. Um die Thematik etwas einzugrenzen, wird zunächst auf die KW im Allgemeinen eingegangen. Darauffolgend wird das System, das hinter den meisten KW steht, in seiner Grobform dargestellt.
Kryptowährungen sind technisch gesehen Einträge in einer Datenbank. Um Daten in dem System zu ändern, sind je nach KW gewisse Bedingungen zu erfüllen. Anders als beim Euro, wird das System nicht von Personen oder Institutionen, sondern über mathematische Formeln gesichert.23
Die Transaktionen erfolgen elektronisch und werden direkt zwischen Sender und Empfänger abgewickelt. Ein Finanzintermediär (z.B. eine Bank, die die Zahlungen verifiziert) wird nicht benötigt. KW „verwenden Methoden der Kryptographie (Verschlüsselungstechnik), um mit Hilfe eines verteilten Rechnernetzwerks (sogenannte Peer-to-Peer-Netzwerk) sicher und kostengünstig Transaktionen abwickeln zu können.“24
Vor 20 Jahren ist der Grundstein der KW gelegt worden. 1998 hatte Nich Szabo erstmals die Idee von einer reinen digitalen Währung auf Basis der Kryptografie.25 Erst Zehn Jahre später wird die Idee Realität und in einem Whitepaper unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto veröffentlicht. Das Paper behandelt die Technologie der Blockchain und wie sie in der ersten dezentralen KW, dem Bitcoin, 2009 zum Einsatz kommt.26
2011 entstehen rund um den Globus zahlreiche Bitcoin-Börsen. Dadurch steigt die mediale Aufmerksamkeit um den Bitcoin und sein Wert erhöht sich rasant. 2013 wird in den USA der erste Bitcoin-Automat aufgestellt. Dem Bitcoin folgen unzählig viele weitere virtuelle Währungen, von denen aber nur wenige die Technik an sich weiterbringen. KW die nach dem Bitcoin entstanden sind, werden Altcoins (Alternative Coins) genannt. Das zeigt welchen Einfluss der Bitcoin auf die Kryptowährungswelt hat. Das Herzstück der meisten KW ist die Blockchain-Technologie. Die Vielfältigkeit der Technologie, ermöglicht ein Aufkommen verschiedenster KW mit technischen Änderungen, Innovationen oder anderen Herangehensweisen.27
Zu den ersten Währungen seit dem Bitcoin zählen: Litecoin (2011), Bytecoin (2012), Ripple (2013), Dogecoin (2013), Dash (2014), Ethereum (2015).28 Mitte 2018 befinden sich über bereits 1.900 KW mit einer Marktkapitalisierung von 280,9 Milliarden USD im Umlauf.29
Die Blockchain in ihrer Vollständigkeit aufzuführen, würde den Rahmen der Arbeit überschreiten. Dennoch soll im Folgenden ein Grundverständnis für die technische Funktionsweise geschaffen werden.
Drescher definiert die Blockchain wie folgt:
„Die Blockchain ist ein reinverteiltes Peer-to-Peer-System von Hauptbüchern, das eine Softwarekomponente verwendet, die aus einem Algorithmus besteht, der den Informationsgehalt geordneter und verbundener Datenblöcke gemeinsam mit kryptographischen und Sicherheitstechnologien aushandelt, um dessen Integrität zu erreichen und zu erhalten.“30
Das klingt komplexer als es ist. Die Notwendigkeit einer Blockchain entsteht aus einem Netzwerk, dessen Mitglieder Daten oder Informationen sicher über ein Intranet oder das Internet austauschen möchten.31 Um die Blockchain zu veranschaulichen, wird sie anhand des Bitcoin-Systems näher erläutert.
Im Falle des Bitcoins ermittelt die Blockchain wer wieviel Geld besitzt bzw. ob und wohin Personen Geld gesendet oder empfangen haben. Angenommen Person A sendet an Person B 0,5 Bitcoin. Die Transaktion wird direkt von Computer A zu Computer B (Peer-to-Peer) ohne Zwischeninstanzen getätigt. Das gesamte Netzwerk sieht, dass eine Transaktion zwischen den zwei Personen, die anonymisiert sind, stattgefunden hat.32
Nun kommen die sog. Miner ins Spiel. Miner sind Personen, die mithilfe von CPU-Leistung das Netzwerk pflegen. Sie sorgen für die Sicherheit im System, also dass keine unrechtmäßigen Transaktionen oder Doppelausgaben getätigt werden. Die Miner notieren sich alle Zahlungsflüsse, die von den Teilnehmern des Systems Peer-to-Peer verschickt werden, unter anderem, dass Person A 0,5 BTC an Person B geschickt hat. Währenddessen haben die Miner ein Programm laufen, das mithilfe von Rechnerleistung eine mathematische Aufgabe löst. Alle Miner bearbeiten dieselbe Aufgabe. Der Miner, der die Rechenaufgabe als erstes gelöst hat, zeigt dem restlichen Netzwerk die Lösung der Aufgabe und zudem die mitgeschriebenen Zahlungen. Die Zahlungen werden in einem „Block“ zusammengefasst. Die übrigen Miner prüfen nun, ob die Rechenaufgabe richtig gelöst wurde. Die Aufgabe ist Teil des Proof-Of-Work-Konzept, bei dem die Miner nur eine Belohnung bekommen, wenn sie nachweisbar einen gewissen Aufwand, in Form von Rechnerleistung, erbracht haben.33
Wenn die Rechenaufgabe korrekt gelöst wurde, vergleichen die Miner den Block des Gewinners mit ihren eigenen Aufzeichnungen. Außerdem prüfen sie ob Person A überhaupt 0,5 BTC zum Versenden auf seinem Konto hat. Ist alles korrekt, verifizieren die Miner die Richtigkeit des Blocks im System. Sobald die Mehrheit (>50%) der Miner den Block verifiziert und damit bestätigt hat, wird der integre Block zu der bestehenden Blockchain hinzugefügt.34 Der neue Block wird mit Hilfe eines Hashwertes, der die Daten des Vorgängerblocks beinhaltet, mathematisch fest an die bisherige Blockchain verkettet.35 „Die kryptografische Verkettung von Transaktionen und Blöcken hat zur Folge, dass nicht eine einzelne Transaktion verändert werden kann ohne den Block insgesamt sowie alle folgenden Blöcke ebenfalls zu verändern.“36 Ist der Prozess korrekt validiert worden, wird der Miner, der den Block gefunden hat in Form von neu kreierten Bitcoins und Transaktionsgebühren belohnt.37 Person B hat nun 0,5 BTC mehr und Person A 0,5 BTC weniger auf seinem Konto. Die Blockchain speichert also jede jemals getätigte Transaktion. Die Blockchain wird nicht auf einem Hauptserver gespeichert, sondern ist dezentral auf allen aktiven Mining-Computern gesichert.38
Das Einsatzgebiet der Blockchain beschränkt sich nicht nur auf den Finanzsektor. Immer wenn Informationen sicher verwaltet und verifiziert werden müssen, ist die Blockchain einsetzbar. Im öffentlichen Bereich kann die Blockchain bspw. bei der Datenverwaltung von Bürgern, bei Wahlen oder bei der Steuerfestsetzung verwendet werden. Auch im Geschäftsbereich, insb. in der Logistik, wird das Potenzial der Blockchain erkannt. Die Blockchain ist noch relativ neu, jedoch finden sich bereits jetzt etliche Anwendungsmöglichkeiten.39
In diesem Kapital wird das gegenwärtige Geldsystem mit dem der virtuellen Währungen verglichen. Da virtuellen Währungen in den meisten Fällen nicht verallgemeinert werden können, wird vorzugsweiße auf den Bitcoin, die Mutter aller Kryptowährungen, referenziert. Bei den etablierten Währungen liegt das Augenmerk auf dem Euro.
Zuerst werden die drei klassischen Geldfunktionen dargelegt. Anschließend werden einige Eigenschaften von Zahlungsmitteln untersucht.
In der Fachliteratur werden die Funktionen des Geldes in folgende Kategorien unterteilt: Wertaufbewahrungsmittel, Recheneinheit und Tauschmittel. Diese werden im nächsten Kapitel erläutert.
„In seiner Funktion als Wertaufbewahrungsmittel erlaubt Geld den Transfer von Kaufkraft aus der Gegenwart in die Zukunft.“40
Wer heute 100 Euro verdient, kann mit ziemlicher Sicherheit auch nach zwei Monaten noch nahezu dieselben Waren kaufen, wie zu der Zeit des Verdiensts.41 Das liegt daran, dass sich die etablierten Währungen wie der Euro oder der USD in geordneten Währungsverhältnissen befinden und somit kaum Wertschwankungen unterliegen.42
Durch die Aktualität der virtuellen Währungen, befinden sich diese noch lange nicht in geordneten Verhältnissen. Abbildung 1 zeigt den Bitcoin- und Euro-Wechselkurs in USD seit Anfang 2017. Die Daten entsprechen je den Schlusskursen des Börsentages.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Wechselkurs Bitcoin und Euro43
Das letzte Jahr betrachtet (Stand: 08.06.2018), lag das Jahrestief des Bitcoins am 16.07.2017 bei rund 1.852 USD.44 Knapp ein halbes Jahr später verzeichnete derselbe ein Allzeithoch von ca. 19.843 USD.45 Der Kurs hat sich innerhalb von 6 Monaten verzehnfacht. Im Gegensatz dazu, hatte der Dollarkurs im selben Zeitraum den tiefsten Stand am 21.06.2017 mit 1,1119 USD und ein Jahreshoch von 1,2557 USD am 16.02.2018.46 So hat sich der Bitcoinkurs in den Extrempunkten von Sommer bis Winter auf 1.000% gesteigert, während der Dollarkurs in ungefähr dem gleichen Zeitraum lediglich eine Erhöhung auf 113% aufweist.
Abbildung 1 zeigt, dass der Bitcoin weitaus größeren Schwankungen unterliegt als der Euro. Kryptowährungen sind noch sehr volatil und lange nicht so stabil wie z.B. der Euro oder der Dollar. Daraus ist zu schließen, dass KW zum derzeitige Stand noch nicht als Wertaufbewahrungsmittel dienen und eher als Spekulationsobjekte betrachtet werden sollten. Der Euro erfüllt die Funktion als Wertaufbewahrungsmittel.
„Als Recheneinheit liefert das Geld die Möglichkeit, Preise auszudrücken und Schulden aufzuzeichnen.“47
Um den Gütertausch auf der Welt zu erleichtern, sind Standardgüter definiert worden, durch die der Marktwert der einzelnen Waren ausgedrückt werden kann. Ohne einen gemeinsamen Nenner, wären in der Wirtschaft bspw. Lohnauszahlungen, das Aufstellen von Bilanzen und GuV oder das Berechnen des BIPs undenkbar.48
In Deutschland und in weiten Teilen Europas wird der Euro als Standardgut und somit als Recheneinheit benutzt. Ein Euro sind 100 Cent. 1 Cent ist die kleinstmögliche Skalierung des Euros. Der Wert jeden Gutes in Deutschland lässt sich als absoluter Preis in Euro und Cent ausdrücken.49
Durch ihren digitalen Charakter können Kryptowährungen prinzipiell sehr gut als Recheneinheit genutzt werden. Der Bitcoin ist zwar auf eine Geldmenge von 21 Millionen Einheiten beschränkt, dafür ist jede Einheit auf acht Stellen nach dem Komma teilbar.50 „Das ergibt rechnerisch eine Geldmenge von 2,1 Billiarden unzertrennbaren Einheiten.“51 Im Euroraum sind etwas weniger als 12 Billionen Cents im Umlauf.52 Um die Funktion als Recheneinheit erfüllen zu können, ist eine minimale Wertschwankung und vor allem die Akzeptanz der breiten Masse notwendig.53 Noch gibt es keine virtuelle Währung, die diese beiden Faktoren erfüllt. Somit können KW im öffentlichen Bereich nicht als Recheneinheit genutzt werden.
[...]
1 Vgl. Finanzen.net, o.J.a
2 Junubia, 2018
3 Junubia, 2018
4 Gerloff, 1943 S.177
5 Vgl. Ebenda, 1943 S.31
6 Gerloff, 1943 S.43
7 Vgl. Brandl, 2014 S.243
8 Vgl. Gerloff, 1943 S.48
9 Vgl. Gerloff, 1943 S.48
10 Vgl. Ferber, 2012 S.50
11 Thiel, 2010 S.30
12 Vgl. Thiel, 2010 S.30
13 Vgl. Weatherford, 1999 S.45
14 Vgl. Weatherford, S.1999 S.50
15 Vgl. Gerloff, 1943 S.68 f.
16 Vgl. Weatherford, 1999 S.50 ff.
17 Vgl. Schneck & Buchbinder, 2015 S.60
18 Vgl. Weatherford, 1999 S.160
19 Vgl. Binswanger, 2015 S.57 ff.
20 Vgl. Anderegg, 2007 S.11
21 Vgl. Issing, 2010 S.4
22 Vgl. Bech und Garratt, 2017 (Zeitung)
23 Vgl. Laurence & Muhr, 2018
24 Brühl, 2017 S.1
25 Vgl. CoinPro.ch, o.J.
26 Vgl. Nakaomto, 2008
27 Vgl. Heun, 2018 S.25 f.
28 Vgl. CoinPro.ch, o.J.
29 Vgl. Investing.com, o.J.
30 Drescher, 2017 S. 55
31 Vgl. Drescher, 2017 S.52
32 Vgl. Laurence, 2017 S.57
33 Vgl. Drescher, 2017 S.107 ff.
34 Die Blockchain besteht aus allen Blöcken, die in der Vergangenheit erfasst und verkettet wurden.
35 Die kryptographische Hashwertfunktion verschlüsselt und speichert die langen Datensätze des vorangegangenen Blocks und wandelt diese in kurze Werte fester Länge um (den Hashwert).
36 Brühl, 2017
37 Vgl. Vogel, 2015 S.23
38 Vgl. Antonopoulos & Klicmann, 2018 S.27 ff.
39 Vgl. Drescher, 2017 S. 239
40 Mankiw, 2011 S.103
41 Vgl. Mankiw, 2011 S.103
42 Vgl. Issing, 2010 S.2
43 Eigene Darstellung, Daten: finanzen.net, o.J.b & finanzen.net, o.J.d
44 Vgl. Finanzen.net, o.J.a
45 Vgl. Finanzen.net, o.J.a
46 Vgl. Finanzen.net, o.J.c
47 Mankiw, 2011 S. 103
48 Vgl. Issing, 2010, S.2
49 Vgl. Issing, 2010, S.2
50 Vgl. Sixt, 2017 S. 108
51 Gerling, 2017
52 Vgl. Europäische Zentralbank, 2018
53 Vgl. Europäische Zentralbank, 2015
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