Magisterarbeit, 2007
78 Seiten, Note: 1
Die Arbeit untersucht die didaktische Struktur des mittelhochdeutschen Epos Herzog Ernst B. Ziel ist es, die These zu widerlegen, dass der Held einen Aufstieg und Fall durchläuft. Stattdessen wird argumentiert, dass der Text eine "doppelte Didaxe" präsentiert, die die Überlegenheit, aber auch die Fragilität des höfischen Tugendkatalogs aufzeigt. Der Fokus liegt auf der Analyse der narrativen und argumentativen Strategien, die zur Vermittlung dieser Didaxe eingesetzt werden.
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Herzog Ernst ein und stellt das Machtgleichgewicht zwischen Kaiser und Reichsfürsten im Hochmittelalter als Kontext dar. Sie hebt die Besonderheit des Epos hervor, dessen verschiedene Fassungen über Jahrhunderte hinweg tradiert wurden. Die Einleitung thematisiert die Forschungsgeschichte, die den Orientteil lange Zeit als sekundär betrachtet hat, und kündigt die kontradiktorische These der Arbeit an: Herzog Ernst repräsentiert ein höfisches Tugendsystem, ohne selbst einen Aufstieg oder Fall zu erleben. Der Text wird als Beispiel mittelalterlichen "Edutainments" dargestellt, das durch Unterhaltung die Vermittlung von Werten unterstützt.
2. Stoffgeschichte: Dieses Kapitel befasst sich mit der Überlieferungsgeschichte und der gattungsspezifischen Einordnung des Herzog Ernst. Es analysiert die verschiedenen Versionen (A und B) und deren Unterschiede hinsichtlich der Überlieferung und der Einordnung in die literarische Gattung des mittelhochdeutschen Epos. Die Analyse der Überlieferung liefert wichtige Erkenntnisse zur Rezeptionsgeschichte und den Veränderungen des Erzähler- und Leserinteresses im Laufe der Jahrhunderte. Die Klärung der Gattung hilft, den Text in den literarischen Kontext einzuordnen und seine spezifischen Merkmale zu verstehen.
3. Historische Textbedeutung: Dieses Kapitel untersucht die historische Bedeutung des Textes im Kontext der Didaxe und Fiktionalität. Es analysiert die Funktion der Didaxe als Mittel der Vermittlung höfischer Werte und Tugenden und untersucht, wie diese Didaxe mit der Fiktionalität des Textes zusammenhängt. Die Kapitel beleuchten den komplexen Zusammenhang zwischen historischer Realität und literarischer Gestaltung und erörtern, wie der Text seine Botschaft vermittelt, ohne dabei auf historische Genauigkeit zu verzichten.
4. Textauthentizität: Das Kapitel widmet sich den Strategien, mit denen die Authentizität des Textes etabliert wird. Es analysiert verschiedene Ansätze: die Vorlagen-Strategie, die Fakten-Strategie, die Missions-Strategie, die Prolog-Strategie und die Motiv-Strategie. Die Untersuchung dieser Strategien zeigt, wie der Autor die Glaubwürdigkeit seiner Erzählung zu sichern versucht, um die dargestellte Didaxe als lehrreich und autoritativ zu präsentieren. Das Kapitel untersucht also, wie Fiktion und Realität im Text miteinander verwoben sind.
5. Orientinszenierung als Vorbereitung der doppelten Didaxe: Dieser Abschnitt beleuchtet, wie die Darstellung des Orients zur Vorbereitung der doppelten Didaxe beiträgt. Es werden die topographischen Realitäten, die Realität der Wunderwesen und die mögliche Bedeutung von Grippîa als Bruchpunkt der Inszenierung untersucht. Die Analyse zeigt, wie die exotischen Elemente des Orients die didaktische Botschaft unterstützen und die zentralen Themen des Epos hervorheben.
6. Negative Didaxe: Dieses Kapitel behandelt die "negative Didaxe", die anhand von Beispielen aus dem "riche" und Grippia dargestellt wird. Es analysiert den Bruch von "staete, triuwe und mâze" und die Reaktionen des Helden auf unhöfische Gesellschaften (violencia und curiositas). Die Analyse dieser Beispiele dient dazu, die negativen Konsequenzen des Verstoßes gegen die höfischen Tugenden aufzuzeigen und die Notwendigkeit eines moralisch einwandfreien Verhaltens zu verdeutlichen.
7. Positive Didaxe: Dieses Kapitel beschreibt die "positive Didaxe" des Epos, die anhand von verschiedenen Stationen der Orientreise (Lebermeer, Magnetberg, Arimaspî, môrlant, jêrusalém) illustriert wird. Die Analyse dieser Episoden zeigt die positiven Aspekte des höfischen Tugendkatalogs und verdeutlicht, wie Ernst durch sein Handeln die Ideale des christlichen Ritters verkörpert. Die Kapitel analysiert die verschiedenen Aspekte von "dienst, triuwe und höveschkeit".
Herzog Ernst, mittelhochdeutsche Literatur, Didaxe, Fiktionalität, Authentizität, Orient, höfisches Tugendsystem, triuwe, dienest, negative Didaxe, positive Didaxe, ritterliches Verhalten, Moral, Edutainment.
Die Arbeit analysiert die didaktische Struktur des mittelhochdeutschen Epos "Herzog Ernst B". Sie widerlegt die These vom Aufstieg und Fall des Helden und argumentiert stattdessen für eine "doppelte Didaxe", die die Überlegenheit und Fragilität des höfischen Tugendkatalogs aufzeigt. Der Fokus liegt auf den narrativen und argumentativen Strategien zur Vermittlung dieser Didaxe.
Das Epos behandelt die Darstellung des höfischen Tugendkatalogs und dessen Fragilität, Authentizitätsstrategien zur Vermittlung des Wahrheitsanspruchs trotz Fiktionalität, die Rolle des Orients in der Inszenierung der doppelten Didaxe sowie die Analyse der "negativen" und "positiven" Didaxe im Text. Im Kern geht es um die Vermittlung von Werten und Tugenden durch die Erzählung.
Die "doppelte Didaxe" beschreibt ein didaktisches Konzept, das sowohl die positiven Aspekte des höfischen Tugendkatalogs (positive Didaxe) als auch die negativen Konsequenzen seines Bruchs (negative Didaxe) darstellt. Das Epos zeigt somit sowohl die Überlegenheit als auch die Fragilität des Systems auf.
Der Text versucht seine Authentizität durch verschiedene Strategien zu etablieren: Vorlagen-Strategie (Verweis auf Quellen), Fakten-Strategie (Anspruch auf historische Genauigkeit), Missions-Strategie (Verknüpfung mit religiösen Motiven), Prolog-Strategie (Einführung des Erzählanlasses) und Motiv-Strategie (Wiederholung von Motiven und Symbolen). Diese Strategien sollen die Glaubwürdigkeit und Autorität der dargestellten Didaxe unterstützen.
Die Darstellung des Orients mit seinen topographischen Realitäten und Wunderwesen dient der Vorbereitung und Unterstützung der doppelten Didaxe. Der Orient wird als Schauplatz für die Herausforderungen und Prüfungen des Helden inszeniert, die sowohl negative als auch positive Beispiele für höfisches Verhalten bieten.
Die "negative Didaxe" zeigt die negativen Konsequenzen eines Bruchs mit dem höfischen Tugendkatalog auf. Sie wird anhand von Beispielen aus "unhöfischen" Gesellschaften (z.B. im "riche" und Grippia) illustriert, in denen die Tugenden "staete, triuwe und mâze" gebrochen werden. Die Reaktionen des Helden (violencia und curiositas) verdeutlichen die Folgen dieses Fehlverhaltens.
Die "positive Didaxe" veranschaulicht die positiven Aspekte des höfischen Tugendkatalogs. Sie wird durch die Schilderung von verschiedenen Stationen der Orientreise (Lebermeer, Magnetberg, Arimaspî, môrlant, jêrusalém) dargestellt, wo der Held durch sein Handeln die Ideale des christlichen Ritters verkörpert und Tugenden wie "dienst, triuwe und höveschkeit" demonstriert.
Das Werk gliedert sich in acht Kapitel: Einleitung (Einleitung in die Thematik und Forschungslage), Stoffgeschichte (Überlieferungsgeschichte und gattungsspezifische Einordnung), Historische Textbedeutung (Didaxe und Fiktionalität im Kontext), Textauthentizität (Strategien zur Etablierung der Authentizität), Orientinszenierung (Rolle des Orients in der doppelten Didaxe), Negative Didaxe (Beispiele für den Bruch höfischer Tugenden), Positive Didaxe (positive Beispiele für höfisches Verhalten) und Resümee (Zusammenfassung der Ergebnisse).
Schlüsselwörter sind: Herzog Ernst, mittelhochdeutsche Literatur, Didaxe, Fiktionalität, Authentizität, Orient, höfisches Tugendsystem, triuwe, dienest, negative Didaxe, positive Didaxe, ritterliches Verhalten, Moral, Edutainment.
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