Bachelorarbeit, 2019
46 Seiten, Note: 2,0
1. Einleitung
2. Forschungstand
3. Der Begriff der Revolution
4. Historischer Kontext: Das Vorhussitische Böhmen
4.1. Eine Krise des Spätmittelalters?
4.2. Böhmen im 14. Jahrhundert
5. Jan Hus: Ein revolutionärer Vordenker?
6. Das Hussitentum: Eine revolutionäre Bewegung?
6.1. Die Entstehung der Hussitischen Bewegung
6.2. Interne Spaltung: Die verschiedenen Gruppen und ihre Ziele
6.3. Die Vier Prager Artikel
6.4. Die Hussitenkriege 1420-1434
6.5. Folgen und Resultate der Hussitenkriege
6.6. Eine revolutionäre Bewegung?
7. Zusammenfassende Bewertung
8. Quellenverzeichnis
9. Literaturverzeichnis
„Man wird freilich diese, in der Weltgeschichte bisher einzige, Erscheinung mit dem unvermutheten [sic!] und unerhörten Kriegsglück der Hussiten zu erklären suchen, denn als es zur Entscheidung durch die Waffen kam, liessen [sic!] sie allerdings nicht nur nicht sich vertilgen, sondern sie brachten die ganze Christenheit dahin, dass sie am Ende um jeden Preis eine Aussöhnung und den Frieden mit ihnen suchen musste. […] Wie war es möglich, dass diese Hussiten die ganze übrige Christenheit überwanden?“1
Mit dieser Frage bedachte der tschechische Historiker František Palacký im 19. Jahrhundert das Hussitentum. Wenngleich Palacký die Hussitische Bewegung unter stark nationalistischen Gesichtspunkten betrachtet, so kann daran dennoch gezeigt werden, welche immense Rolle das Hussitentum für die Tschechische Kultur spielt.2 Innerhalb der deutschen Rezeption ist das Hussitentum allerdings immer noch marginalisiert gegenüber der Lutherischen Reformation.3 Dabei gelang es der Hussitischen Bewegung bereits 100 Jahre vor dem Auftreten Luthers einen tiefgreifenden politischen und religiösen Umsturz zu erzielen. Maßgeblicher Auslöser für diese Entwicklung war die Hinrichtung des Theologen Jan Hus durch das Konstanzer Konzil. Diese Entscheidung hatte zur Folge, dass sich seine Anhänger gegen die Kirche und den Kaiser formierten und für ihre Forderungen in den Krieg zogen.4 Am Ende der sogenannten Hussitenkriege war die böhmische Ständegesellschaft transformiert und eine Hussitische und Katholische Koexistenz existierte. Angesichts dieser Resultate drängt sich die Frage auf, inwiefern die Hussitische Bewegung als eine revolutionäre Bewegung bezeichnet werden kann. Dieser Fragestellung folgend versucht die vorliegende Arbeit einen Teil zur Erforschung des Hussitentums beizutragen. Demgemäß soll die Hussitische Bewegung auf ihren revolutionären Charakter hin untersucht werden. Wohl lässt sich anhand der Literatur bereits die Zuschreibung eines solchen Charakters für das Hussitentum finden. Exemplarisch sei hier nur auf František Šmahels „Die Hussitische Revolution“5 verwiesen. Dennoch wird diese Zuschreibung zumeist nicht problematisiert oder argumentativ untermauert. Die vorliegende Arbeit versucht diese Lücke zu schließen und hat zu ihrem Ziel, diese Zuschreibung einer Überprüfung zu unterziehen. Zu diesem Zweck gliedert sich die Arbeit in vier Teile: Zunächst soll der Begriff der Revolution definiert werden. Hierbei sollen mögliche Strukturmerkmale einer Revolution herausgearbeitet werden, anhand derer die Hussitische Bewegung eingeordnet werden kann. Daran anschließend erfolgt eine Verortung der Hussitischen Bewegung in ihren historischen Kontext und damit eine kurze Skizzierung des Vorhussitischen Böhmens. Nachfolgend zu diesen Kapiteln wird das Hussitentum in den Fokus der Untersuchungen gerückt. Hierfür gilt es zuvorderst Jan Hus, den Namensgeber der Bewegung, zu ergründen. Anhand seiner Ansichten soll überprüft werden, inwiefern ihm die Rolle als revolutionärer Vordenker zuzuschreiben ist. Daran anschließend kann zu einer Analyse des revolutionären Momentes des Hussitentums übergeschritten werden. Diesbezüglich findet zunächst eine Darstellung der Entstehung der Bewegung ihren Platz in der Arbeit. Zusätzlich soll die Inner-Hussitische Spaltung sowie der Versuch einer Einigung der Bewegung in den Prager Artikeln betrachtet werden. Um eine Einordnung der Hussiten als revolutionäre Bewegung vornehmen zu können, bedarf es ferner eines Überblicks über die Erfolge der Hussitischen Bewegung in den sogenannten Hussitenkriegen und eine Aussicht auf die Ergebnisse dieser Periode. Mit Hilfe dieser Untersuchungen soll abschließend der Versuch gewagt werden, die zu Beginn formulierte Fragestellung zu beantworten. Ziel der Arbeit ist es folglich, mittels der Auseinandersetzung mit der im ersten Teil vorgestellten Eigenschaften einer Revolution, die Positionen Hussens und die Hussitische Bewegung auf ihre revolutionäre Aspekte zu überprüfen.
Hinsichtlich des Forschungstandes lässt sich zunächst feststellen, dass gerade im tschechisch-sprachigen Raum die Erforschung der Hussiten einen großen Teil der dortigen historiographischen Untersuchung ausmacht. Maßgeblich zu nennen ist hierbei František Šmahel, der in seinem dreibändigen Werk „Die Hussitische Revolution“6 die Hussitische Bewegung aus ihrem europäischen und inner-tschechischen Kontext heraus zu erklären versucht. Darüber hinaus unterzieht Šmahel der marxistischen Ausdeutung der Bewegung einer Revision, denn die Interpretation der Bewegung als Klassenkampf dominierte lange die tschechische Geschichtsschreibung.7 Zudem kann für Teile der älteren Forschung eine Reduktion auf die nationalen Elemente der Bewegung konstatiert werden, wie es Peter Hilsch anführt.8 Mediävist*innen wie Amedeo Molnár9 betonen zusätzlich den reformativen und in Teilen revolutionären Charakter des Hussitentums und sind deshalb für die vorliegende Arbeit von Relevanz. Generell kann festgehalten werden, dass sich die tschechische Hus-Forschung in den letzten Jahren vermehrt interdisziplinär agiert und die Hussitische Bewegung in ihren internationalen Bezügen zur wyclifitischen Tradition sowie zu weiteren kirchenkritischen Gruppierungen als auch aus verschiedenen historiographischen Blickwinkeln wie der Rechts-/Kunst-und Sprachgeschichte untersucht.10 Dezidiert sei hierbei nochmalig auf den Forschungsüberblick von František Šmahel hingewiesen, der die aktuelle tschechische Hussitologie umfassend dokumentiert.11 Für den englischen Sprachraum sind zusätzlich Thomas Fudges Arbeiten zur Verbindung zwischen der Hussitischen und der Lutherischen Bewegung12 sowie zur Rezeptionsgeschichte Hussens in der ihm nachfolgenden Bewegung13 hervorzuheben. Fudge tritt zudem als Editor wichtiger Quellen zur Hussitischen Geschichte hervor.14 In der deutschen Forschung erfährt die Thematik der Hussitischen Bewegung hingegen immer noch wenig Beachtung gegenüber der Analyse der Lutherischen Reformation. Dennoch kann ein Zuwachs an Publikationen zur Thematik festgestellt werden. Ferner kam es zu bedeutenden Übersetzungen einiger wichtiger tschechischer Werke ins Deutsche. Mit der Quellenedition „Johannes Hus-deutsch“15 liegt seit dem Jahr 2017 zudem erstmals eine Auswahl wichtiger Hus-Texte aus den Jahren 1403 bis 1415 in deutscher Übersetzung vor. Besonders hervorzuheben ist Ernst Werners Analyse von Hussens Denken und seiner soziokulturellen Umwelt16, die einige Lücken in der bisherigen Forschung schließen kann. Für die Hussitische Bewegung sind darüber hinaus Ferdinand Seibts17 und Winfried Eberhards Arbeiten18 zu erwähnen, die insbesondere Konfessionalisierungsprozesse in Böhmen zu ihrem Thema haben. Seibt ordnet beispielsweise dem Hussitentum den Begriff der Ständerevolution zu und betont dahingehend das Revolutionäre an der Hussitischen Bewegung.19 Von zusätzlicher Relevanz ist Alexander Patschovskys Arbeit, die sich mit dem Hussitentum als spätmittelalterliche Revolution auseinandersetzt.20
Da die Arbeit zum Ziel hat, die Hussitische Bewegung auf ihre revolutionären Charakterzüge hin zu durchleuchten, ist es zunächst unumgänglich die hierzu nötigen grundlegenden Begrifflichkeiten einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Der Begriff Revolution entstammt dem lateinischen Wort revolutio und bedeutet „zurückwälzen“. Seine Verwendung findet der Begriff im modernen Sprachgebrauch als Beschreibung eines entscheidenden Umbruches der bestehenden Verhältnisse.21 Dieser Umbruch kann sich sowohl auf technologische Innovationen, kulturelle Errungenschaften, neue Denkweisen als auch auf eine Veränderung der politischen wie gesellschaftlichen Konstellationen beziehen. Letztere sprachliche Bestandsaufnahme bildete sich vornehmlich nach der französischen Revolution aus: Revolution ist daran anschließend als, okkasionell gewaltsame, fundamentale Transformation der bestehenden herrschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse zu fassen.22 Weiterführend soll dieser Revolutionsbegriff seine Verwendung in der Arbeit finden. Aus semantischer Perspektive kann einschränkend gesagt werden, dass der Terminus Revolution zunächst für eine Verwendung in der Astronomie reserviert war und Nikolaus Kopernikus als Bezeichnung für die Bewegung der Gestirne diente.23 Erst im 17. Jahrhundert sickerte der Begriff in die politische Sprache ein und wurde fortan auch für politische Umwälzungsprozesse gebraucht.24 Dennoch gilt es zu beachten, dass Revolution zunächst im wörtlichen Sinne als zurückwälzende Restauration gedacht wurde und keine Umschichtung jeglicher Ordnung bedeutete.25 Demgemäß ist dem Akt der Revolution in seiner neuzeitlichen Definition mit Vorsicht zu begegnen, da er erst in Folge der französischen Revolution dieser Bedeutung zugeführt wurde.26 Da das Objekt der Untersuchung, das Hussitentum, der gängigen Epocheneinteilung nach dem späten Mittelalter zuzuordnen ist, bedarf es deshalb an Argumenten, inwiefern der Begriff der Revolution auch für diese Epoche geltend gemacht werden kann.27 Für die anschließenden definitorischen Ausführungen, soll daher zunächst mit einem Begriff operiert werden, der in seiner gegenwärtigen Bedeutung erst ab dem 18. Jahrhundert aufkam und der mehrheitlich auf neuzeitliche Ereignisse angewendet wird. Weiterhin darf der Revolutionsbegriff nicht geschichtsphilosophisch als unvermeidbarer Akt im historischen Prozess oder historisch-materialistisch als Endpunkt einer Loslösung aus der Klassengesellschaft verwendet werden. Im Besonderen die marxistische Lesart findet sich des Öfteren in der Hussitologie, wie in Kapitel 2 ausgeführt wurde, soll aber dennoch nicht Teil der weiteren Überlegungen sein. Es sollen vielmehr Eigenschaften definiert und Kriterien aufgezeigt werden, mit Hilfe derer sich der Begriff unabhängig von diesen Theoriesträngen bestimmen lässt. Um den Begriff einzugrenzen, kann, so Ferdinand Seibt, eine Unterscheidung zwischen Revolution, Reform und Evolution vorgenommen werden.28 Seibt verwendet deshalb den Begriff Evolution, da er eine revolutionäre Bewegung immer als Teil einer längeren vorangegangen Entwicklung sieht. Er resümiert: „Eine Revolution muss wohl, um sie der Sache nach von der Evolution zu unterscheiden, als ein kurzzeitiger Vorgang betrachtet werden, sozusagen als ein Ausbruch aus der langfristigen evolutionären Entwicklung“.29 In entsprechender Art und Weise argumentiert Howard Kaminsky. Dieser ordnet Bewegungen wie die der Hussiten nicht als kontextlose Neuheitserlebnisse, sondern als Resultat einer langfristigen politischen wie gesellschaftlichen Entwicklung ein.30
Des Weiteren kann ausgeführt werden, dass eine unbestreitbare Nähe zwischen Reform und Revolution besteht. Dessen ungeachtet muss eine Trennlinie zwischen beiden Termini gezogen werden. Während die Reform zum Ziel hat, bestehende Verhältnisse zu aktualisieren, sucht die Revolution eine grundsätzliche Veränderung der vorherrschenden Bestände.31 Diesbezüglich unterscheidet Hannah Arendt in ihrer vielfach rezipierten politischen Theorie „Über die Revolution“32 zwischen kriegerischen Aufständen, Rebellionen und der Revolution. Zwar haben all diese Begriffe gemeinsam, dass sie sich auf gewaltsame Prozesse beziehen, dennoch sieht die Philosophin den maßgeblichen Unterschied im revolutionär propagierten Neuanfang und in der Zielsetzung des Erlangens von Freiheit.33 Für Arendt steht als Quintessenz fest, dass „nur wo dieses Pathos des Neubeginns vorherrscht und mit Freiheitsvorstellungen verknüpft ist, haben wir Recht, von Revolution zu sprechen.“34 Demnach kann nicht jeder Aufstand als Revolution verstanden werden, es bedarf immer der Intension zum freiheitlichen Neuanfang.35 Anschließend an diese grundsätzliche Einordnung, sollen nachfolgend Kriterien aufgestellt werden, anhand derer eine weitere begriffliche Bestimmung erfolgen kann.
Mit Hilfe der vorangestellten Annäherung konnten bereits wesentliche Merkmale einer Revolution identifiziert werden. Beispielsweise hat sich gezeigt, dass der Einsatz von Gewalt ein okkasioneller Bestandteil einer Revolution ist.36 Ein gewalttätiger Ausbruch ist zwar nicht inhärent in einer Revolutions-Bewegung angelegt, dennoch ist ein solcher keineswegs ausgeschlossen. Viel eher kann konstatiert werden, dass die Frage der Gewalt innerhalb der revolutionären Kreise desgleichen ambivalent wahrgenommen wird.37 Dementsprechend kann einer Revolution durchaus ein, wenn auch situativ bedingtes, gewaltsames Moment zugeschrieben werden.38
Daran anschließend kann formuliert werden, dass der propagierte Systemwandel das Resultat einer längerfristigen Entwicklung ist.39 Das revolutionäre Ziel wird zudem ideologisch unterfüttert, das heißt eine Revolution resultiert aus einer geistigen Entwicklung heraus, die die Argumente für einen solchen Ausbruch zustande bringt. Diese ideologische Rückversicherung findet sich des Öfteren im Rückbezug auf die Geschichte. Um jedoch nicht als reine Restauration zu gelten, muss, wie es Peter Wende im Anschluss an Hannah Arendt formuliert, zudem der Wille zum Neuanfang als konstitutives Element gegeben sein: Es bedarf zusätzlich zur Rückwälzung den Willen zur grundsätzlichen Veränderung, durch den der Umsturz legitimiert werden kann.40 Diese Veränderungen zielen zudem auf die gesamte Menschheit ab. Es geht um eine „Erfassung sämtlicher gesellschaftlicher Lebensbereiche“41.
Nebst dieser theoretischen Fundierung treten als revolutionäre Akteure zumeist „Minderberechtigte aller Art“42 auf. Selbige können dabei aus einem weiten gesellschaftlichen Spektrum entstammen. Innerhalb einer revolutionären Bewegung treffen vielfältige Akteure mit divergierenden Ansichten aufeinander.43 Sowohl ärmere Schichten als auch Teile des Bürgertums bis hin zur Aristokratie können sich danach als minderberechtigt erfahren. Seibts Ausführungen zu Folge, geht es den revolutionären Kreisen um eine Veränderung des Sozialgefüges und damit einhergehend auch immer um einen Ausbruch aus der bestehenden gesellschaftlichen Rangordnung.44
Als Mittelpunkt der Bewegung fungieren zumeist städtische Zentren: Die Stadt als zentraler Ort des Geschehens kann deshalb stark gemacht werden, da hier Strukturen vorhanden sind, die eine rasche Verbreitung des revolutionären Gedankens ermöglichen, der anschließend auch im Umland verbreitet werden kann.45 Summarisch kann diesen Ausführungen folgend festgehalten werden, dass Revolution als „Aufstand von Subsystemen innerhalb einer politischen Funktionseinheit mit dem Ziel strukturaler Veränderungen […] mit universalem Anspruch“46 verstanden werden kann. Grundlegende Strukturelemente einer Revolution können demzufolge sein:
- Die in Teilen gewaltsame Umsetzung der revolutionären Ziele.
- Die ideologische Unterfütterung des beabsichtigten Umsturzes.
- Der Wille zum freiheitlichen Neuanfang.
- Der Drang zur strukturellen Veränderung.
- Die Universalisierung der Ziele.
- Minderberechtigte als revolutionäre Akteure.
- Die Stadt als Zentrum, von der aus die Revolution auf das Umland zugreifen kann.
Anschließend soll geklärt werden, inwiefern diese Strukturmerkmale einer Revolution – angesichts ihrer genuin neuzeitlichen Herkunft47 – auch für das Mittelalter geltend gemacht werden können. Hierzu muss erneut darauf verwiesen werden, dass der Begriff nicht im Mittelalter verwendet wird und demnach gewissermaßen ahistorisch angewandt werden soll.48 Dennoch können die zuvor festgelegten Strukturmerkmale auch für mittelalterliche Ereignisse gebraucht werden. Als Begrenzung muss allerdings bedacht werden, dass diese Versuche trotz ihrer neuordnenden Ansprüche nicht das System als solches in Frage stellten. Grundsätzlich finden die vorneuzeitlichen Unterfangen im Rahmen der bestehenden Ordnung statt, wie es Florian Großer herausarbeitet.49 Deshalb ist es insbesondere wichtig, eine Grenze zwischen der Revolution neuzeitlicher Prägung mit der französischen Revolution als Referenzgröße50 und dem späten Mittelalter, als Ort der weiteren Analysen, zu ziehen. Einer Anwendung der Strukturmerkmale widerspricht diese Feststellung dennoch nicht. Die zuvor festgelegte Einschränkung gilt es indes zu beachten.
Gleichwohl darf, um es mit Hannah Arendt zu formulieren, nicht jeder mittelalterliche Aufstand zu einer Revolution auffrisiert werden.51 Es muss folglich eine genaue Überprüfung der zuvor festgelegten Merkmale erfolgen, um den revolutionären Charakter einer Bewegung zu untersuchen. Des Weiteren muss konstatiert werden, dass den verschieden Bewegungen vor der französischen Revolution Eigenschaften zukommen, die in dieser Spezifität nicht in den Revolutionen des 18. Jahrhunderts aufzufinden sind. Diese Eigenschaften müssen Beachtung finden, um eine genaue Einordnung vornehmen zu können. Eine solche Besonderheit sieht Ferdinand Seibt beispielsweise in der Konzentration auf einen religiösen Umbruch, der die sozialen, politischen und nationalen Elemente inkludieren soll.52 Damit stehen religiöse Motive im Vordergrund, so beispielsweise die Rückkehr zur Urkirche, von denen aus ein gesellschaftlicher Umsturz und ein gesamtheitlicher Neuanfang versucht werden. Dahingehend steht insbesondere der Gedanke der Rückkehr zu Altem im Zentrum des Interesses. Die ideologische Grundlegung der Bewegung ist in dem Versuch der Rückkehr zu einem Urzustand gegeben.53 Hier ist erneut auf Hannah Arendts Anmerkung zu verweisen, dass Bewegungen, die sich von dieser Ideologie her verstehen, vielmehr als Restaurateure denn als Revolutionäre zu verstehen sind.54 Somit muss überprüft werden, inwiefern einer solchen Bewegung dennoch ein revolutionärer Charakter zuzuschreiben ist. Dies kann mit Hilfe der zuvor formulierten Strukturmerkmale geschehen und soll deshalb nachfolgend versucht werden.
Um diesem Versuch nachgehen zu können, erweist es sich als hilfreich, die Hussitische Bewegung in ihren historischen Kontext einzubetten. Dementsprechend erfolgt im nächsten Kapitel eine kurze Skizzierung des Vorhussitischen Böhmens. Darüber hinaus wird in Kürze das Krisenhafte des späten Mittelalters zur Diskussion gestellt, um das Hussitentum auch in seinen europäischen Kontext einzuordnen.
Das Hussitentum kann in vielfacher Hinsicht als Resultat der spezifischen Zeitumstände gesehen werden.55 Dementsprechend soll die Bewegung nicht unabhängig von den großen Entwicklungslinien – Krisen, Neuheitserleben sowie Kontinuitäten – des späten Mittelalters untersucht werden.56 Auch wenn die Einordung des 13. bis 16. Jahrhunderts als Zeit einer all-umfassenden Krise in Teilen der neueren Forschung dem Paradigma einer Zeit des Aufbruches und der Veränderung gewichen ist, so zeigt eine nähere Analyse dennoch, dass diese Epoche nicht gänzlich isoliert von ihren krisenhaften Momenten betrachtet werden kann.57 Auf der einen Seite kann damit der neueren Forschung und ihrer Beschreibung des späten Mittelalters als vitales Zeitalter stattgegeben werden,58 auf der anderen Seite gilt es dennoch die Krisenhaftigkeit zu erforschen. Ferdinand Seibt umschreibt diese Krisenlage mit der Begriffspaarung Disfunktionalität und Disperspektivität.59
Seibt bezieht den Begriff der Disperspektivität auf den Verlust an Sicherheit und einen zunehmenden Zukunftspessimismus, der sich im späten Mittelalter vor allem durch den religiösen Aufschwung innerhalb der Bevölkerung bemerkbar machte.60 Das unzulängliche Leben vieler entlud sich in einer zunehmenden Heiligenverehrung, apotropäischen Handlungen und Gottesfurcht. Darüber hinaus war der Gedanke verbreitet, dass die Welt in naher Zukunft untergehen werde. Das Spätmittelalter war stark geprägt von der Vorstellung des baldigen Endes und des ewigen Gerichts.61 Ferner bestand innerhalb der Bevölkerung ein ökonomisches Abhängigkeitsverhältnis von der Kirche, da die Kirche viele Ländereien in ihrem Besitz hatte: Kirchliche und weltliche Gewalt interferieren in dieser Zeit miteinander. Aber nicht nur dieses Abhängigkeitsverhältnis, sondern auch die klerikale Politik resultierte in deutlicher Kritik. Praktiken wie der Verkauf von Ablässen sowie die Machtbestrebungen der Päpste wurden stark reklamiert. Fundament erhielt die Kritik an der Kirche durch das ab 1378 vorherrschende päpstliche Schisma, das in Antiklerikalismus auch unter Theologen und Predigern resultierte.62
Hinzukommend können, neben den kirchlichen Krisenerscheinungen, auch politische Umwälzungsprozesse betont werden: Es kann eine Häufung an Aufständen und Revolten festgestellt werden. Zusätzlich waren fast alle europäischen Monarchien von stetigen Regierungswechseln betroffen.63 Folgt man Ferdinand Seibts Ausführungen, so stellt insbesondere diese Disfunktionalität innerhalb der politischen Kräfte, einen weiteren gewichtigen Faktor für das Aufstreben reformativer wie revolutionärer Kräfte dar.64
Um den neuesten Forschungsergebnissen gerecht zu werden, müssen zusätzlich Faktoren wie die Pest, die klimabedingte Schwächung der Landwirtschaft und die daraus resultierende Hungersnot, der starke Bevölkerungszuwachs sowie die Abwanderung der Landbevölkerung in die Städte in den Blick genommen werden, um das Krisenhafte des Spätmittelalters zu umschreiben.65 Es gilt jedoch entschieden zu betonen, dass das späte Mittelalter nicht, wie es noch František Graus auszumachen glaubte,66 eine Zeit der generellen Krise war, sondern vielmehr durch verschiedene krisenhafte Phänomene gekennzeichnet wurde, die den zusätzlichen Blick auf das späte Mittelalter als Zeit des Aufbruchs nicht verstellen dürfen.67
Über diese Krisenerscheinungen hinaus war das späte Mittelalter nämlich auch geprägt von neuen Denkströmungen, einer zunehmenden sozialen Mobilität, der Städteentwicklung, der Vermehrung merkantiler Strukturen und politischen Strukturwandeln.68 An den neu entstehenden Universitäten wurde das scholastische Denken zunehmend durch neue theologische und philosophische Denkfiguren ersetzt. Die neue denkerische Vielfalt wurde zudem durch den aufkommenden Humanismus ergänzt.69 Aus wirtschaftlicher Perspektive kann neben Agrarkrisen auch ein reger Aufschwung des städtischen Handels konstatiert werden. Ebenso verhält es sich mit der Gesellschaft, die sich zunehmend in Städten einfand und der Stadt zu einer expansiven Phase verhalf.70 Das Spätmittelalter lässt sich folglich auf der einen Seite durch seine Krisenhaftigkeit, Disfunktionalität und Disperspektivität charakterisieren, auf der anderen Seite sollten auch positive Entwicklungen bedacht werden.71
Um die Faktoren für die Entstehung der Hussitischen Bewegung besser nachvollziehbar zu machen, soll nachfolgend eine Skizzierung Böhmens im zu Ende gehenden 14. Jahrhundert erfolgen.
Auch in den Ländern der böhmischen Krone kam es zu Veränderungen auf politischer, kultureller und wirtschaftlicher Ebene. Im Bereich des Politischen fand durch die Übernahme des böhmischen Thrones durch die Luxemburger-Dynastie eine stärkere Bindung an das Deutsche Reich statt. Mit der Einsetzung des böhmischen Königs Karl IV als Kaiser wurde Prag zum Zentrum des Reiches. Dieser Schritt trug erheblich zur wirtschaftlichen Prosperität der Städte bei, die erst durch die Abwertung des böhmischen Münzsystems gebrochen wurde. Unter Karls Regentschaft erfuhr das Land zudem eine kulturelle Aufwertung durch die Gründung der Universität zu Prag, die es Teilen der Bevölkerung ermöglichte zu studieren. Mit Hilfe diese Neugründung wurde es weiterhin ermöglicht, neue denkerische Möglichkeiten zu rezipieren und damit zur Ausbildung einer Opposition zur bisherigen theologischen Lehrmeinung beizutragen.72
Dennoch blieben auch die Böhmischen Länder nicht von der sogenannten Krise des Spätmittelalters unbenommen. Auch die Böhmische Bevölkerung wurde von äußeren Einflüssen wie der Schwächung der Landwirtschaft, Hungersnöten sowie der Pest, beeinflusst.73 Hinzu kam zum Ende des 14. Jahrhunderts eine starke monetäre Last, die die Bevölkerung zu tragen hatte. Das böhmische Münzsystem erfuhr einen Verlust im Wert, von dem nicht nur die ärmere Schichten, sondern insbesondere auch die Grundherren betroffen waren. Diese Entwicklung resultierte in einer zunehmenden Inflation und einer erhöhten Steuerlast.74 Aufgrund der Quellenlage ist sich die Forschung jedoch uneins, inwiefern hier von einem Zusammenbruch des Finanzsystems gesprochen werden kann. Sicher ist lediglich, dass Anzeichen für eine wirtschaftliche Depression auszumachen sind.75 Demzufolge lässt sich auch in Böhmen eine wachsende Unzufriedenheit mit den sozialen und ökonomischen Verhältnissen auffinden. Diese Unzufriedenheit äußerte sich laut Renate Riemeck auch in einer zunehmenden Kritik an der Kirche.76 Selbige stellte in den böhmischen Ländern die meisten Landbesitzeigentümer und war demnach ein gewichtiger wirtschaftlicher Faktor. So sollen mehr als ein Drittel der böhmischen Ländereien der römischen Kirche gehört haben, was wiederum einen großen Teil der Bauern von der kirchlichen Politik abhängig machte. Diese Belastung sorgte für eine zusätzliche Abwehrstimmung gegenüber der Kirche, die auch in Böhmen bereits durch das Kirchenschisma und Praktiken wie dem Ablasshandel gegeben war.77
Weitere gewichtige Faktoren waren nationale Konflikte, die stetig brodelten und in Kombination mit den sozialen Missständen zum Ausbruch kamen. Während der deutsche Teil der Bevölkerung zu Beginn des 14. Jahrhunderts noch die Mehrheit in den Städten stellte, wurde er in den darauffolgenden Jahren zunehmend durch tschechische Bewohner*innen und einen aufstrebenden tschechischen Kleinadel ersetzt, was zu erheblichen Auseinandersetzungen führte.78
All jene negativen Faktoren: Der aufkommende Antiklerikalismus, die sozialen Missstände, ökonomische Rezessionen sowie äußere Einflüsse wie die Pestepidemie kulminierten in einer Abwehrstimmung, in der die Hussitische Bewegung ihren Nährboden fand. In Verbindung mit einem neuen theologischen Denken, das sich nicht zuletzt an der neugegründeten Universität Prag entwickelte, konnte so eine Bewegung gedeihen, die in sich Anschluss an Jan Hussens Hinrichtung schon bald in den Böhmischen Ländern ausbreitete. Es gilt jedoch darauf zu verweisen, dass weder das Krisenhafte dieser Zeit noch der kulturelle Aufschwung als alleiniges Erklärungsparadigma für die Entstehung der Hussiten herangezogen werden kann. Viel eher ist ein vielschichtiges Zusammenspiel verschiedenster Faktoren dafür verantwortlich zu machen: Eine monokausale Erklärung wird der Komplexität dieser Thematik nicht gerecht.
Die Hussitische Bewegung ist – schon aufgrund ihres Namens – untrennbar mit der Person Jan Hus verknüpft. Wie in Kapitel 6 gezeigt werden soll, bildeten Hus und sein gewaltsamer Tod den Startpunkt für das Aufbegehren der Bewegung. Deshalb wurde Hus in der Hussitologie oftmals die Rolle als revolutionärer Vordenker zugeschrieben. Diese Rollenzuschreibung soll im Folgenden problematisiert werden, ehe zur Bewertung des Hussitentums übergeschritten werden kann.
Hus wuchs den spärlichen Quellen zu Folge zur Zeit des deutsch-böhmischen Kaisers Karl IV (1346-1378) in den böhmischen Ländern auf und begann ab 1386 sein Studium an der Universität Prag. Im Zuge dieses Studiums erlangte er den Grad des Doktors der Theologie und wurde ab 1401 Dekan der philosophischen Fakultät. Darüber hinaus trat er ab dem Jahre 1402 auch öffentlich als Priester auf. In dieser Zeit in Prag vertrat Hus theologische Lehren, welche schlussendlich zu einer Verurteilung seitens des Konstanzer Konzils führten.79 Im Folgenden muss geklärt werden, worin der Inhalt seiner Theologie bestand, sodass diese in seinem gewaltvollen Tod mündete.
Hierzu gilt es zunächst auf Hussens Einflüsse zu verweisen. Insbesondere die kirchenkritische Theologie von John Wyclif (1330-1384) wurde an der Universität Prag rezipiert und fand auch bei Hus großen Anklang.80 Wyclifs grundlegende theologische Konzepte waren zum einen die der Lex Dei - dem göttlichen Gesetz, welchem Vorrang vor allen weltlichen Gesetzen zu gewähren sei und zum anderen die Lehre von der prädestinatorischen Kirche. Vertreter dieses Kirchenbegriffes gingen davon aus, dass die Kirche aus all jenen besteht, die von Gott von Ewigkeit an zum Heil bestimmt sind. Insofern zeigt sich dieses vorbestimmte Heil durch eine Lebensweise, die von jeder Sünde unberührt bleibt. Für Wycliff stand damit fest, dass auch Teile des Klerus, die sich sündhaft verhielten, nicht mehr zur Kirche gehören konnten. Die zweite zentrale Konzeption des englischen Theologen war die der Orientierung an der Lex Dei als maßgeblich zu befolgendes Gesetz. Damit beanspruchte er von der Kirche, das ganze Leben an der Ordnung des Neuen Testamentes zu orientieren. Deshalb lehnte Wycliff auch das Amt des Papstes ab, da dieses für ihn nicht im Neuen Testament grundgelegt war. Daran anschließend erwartete er von den Geistlichen einen Verzicht auf weltliche Besitztümer, um in der Nachfolge Jesu Christi zu leben. Somit verfocht der englische Theologe ein ekklesiologisches Konzept, das die damals vorherrschende kirchliche Hierarchie stark in Frage stellte.81
In der Erforschung von Hussens Theologie besteht heute Einklang darin, dass Hus seine theologische Position an der Wyclifitischen Lehre orientierte.82 Beispielgebend lassen sich auch in Hussens Texten die Vorstellungen der prädestinatorischen Kirche und der Lex Dei, sowie den daraus resultierenden Konsequenzen für die klerikale Ordnung, die er gleichsam mit Wyclif in Frage stellte, finden.83 Dieser Sachverhalt lässt sich anhand seines Traktates „De Ecclesia“84 näher erläutern. In dieser Schrift formulierte Hus zunächst den Gedanken, dass die Kirche mit zwei Häuptern ausgestattet sei: Zum einen Jesus Christus als Haupt der himmlischen Kirche und zum anderen der Papst als Oberhaupt der sündigen irdischen Kirche. Damit ordnete Hus den Papst dem Bereich der Sünde zu und kam zum Schluss, dass „es deutlich sei, dass Gott andere wahre Nachfolger der Apostel als den Papst […] wählen kann“85. Mit dieser Formulierung übte Hus nicht nur deutliche Kritik am Papsttum, sondern etablierte auch einen Gedanken, der insbesondere in der ihm nachfolgenden Bewegung nachwirkte.86 Für Hus wurde deutlich, dass alle Rechtgläubigen in der Pflicht stünden, die kirchlichen Sünder zu vertreiben und zu ersetzen, um die göttliche Ordnung zu bewahren. Hiermit liegt eine indirekte Anweisung zur Anwendung von Gewalt vor, die über die theologische Theorieebene hinausging.87 Diesen zentralen Gedanken verband Hus zusätzlich mit der Lehre vom Antichristen, dessen Ankunft in baldiger Zukunft erwartet wurde. Unter diesem Vorzeichen sah Hus sich und seine Anhänger als Bastion gegen den Einfluss dieser bösen Macht. Hus selbst schrieb in Briefen davon, dass unter diesen apokalyptischen Vorzeichen die rechtmäßige Kirche der zum Heil Prädestinierten gegen den sündigen Teil der Kirche vorgehen müsse.88 Unter Zuhilfenahme dieser Lehren entwickelte Hus ein Grundsatzprogramm für seine Anhänger, die er in Briefen zuvor auf den Namen „Kirche Christi aus Böhmen“ getauft hatte.89 Bereits diese Bezeichnung brachte zum Ausdruck, für was Hus einstand: Eine Opposition zur Kirche seiner Zeit.90 So schrieb er:
„Unsere Partei hat nicht die Absicht, das Volk vom wahren Gehorsam wegzuführen, sondern das Volk soll eins sein, einmütig geleitet durch das Gesetz Christi. Zweitens ist die Absicht unserer Partei, das Volk nicht durch antichristliche Maßnahmen zu verdummen […] Drittens ist es die Absicht unserer Partei, dass die Geistlichen redlich nach dem Evangelium Jesu Christi leben […] Und viertens fordert und verkündigt unsere Partei, dass die kämpfende Kirche ehrenhaft aus den Bestandteilen besteht, die Gott […] bestimmt hat, das heißt aus den Priestern Christi, die sein Gesetz in Keuschheit einhalten, aus weltlichen Herren, die dazu zwingen, das Gebot Christi einzuhalten und aus dem allgemeinen Volk, das diesen beiden Bestandteilen nach dem Gesetz Christi dient.“91
Da eine Revolution sich jedoch nicht nur auf den Bereich des Religiösen bezieht, gilt es über diese Erläuterung von Hussens Theologie hinaus seine Einstellung zu sozialen wie gesellschaftlichen Missständen aufzuzeigen. Diesbezüglich kann festgehalten werden, dass sich Hussens Standpunkt zur angestrebten gesellschaftlichen Veränderung aus seiner Theologie heraus ergibt. Wenn Hus davon sprach, dass eine Umkehr zur alten Kirche erfolgen müsse, so bezog er diese Umkehr auf alle gesellschaftlichen Schichten, denn für Hus umfasste die Kirche alle Stände.92 Dahingehend „nahm so die Reformlehre […] Hussens eine gesamtgesellschaftliche Dimension an“93, wie es František Šmahel akzentuiert. Von dieser Annahme ausgehend strebte Hus durchaus eine Änderung der Gesellschaft zugunsten einer Unterordnung unter das göttliche Gesetz an. Insbesondere der Klerus sollte sich selbiger zuwenden und die kirchliche Ordnung diesbezüglich reformieren. Prinzipiell räumte Hus allen, die die Lex Dei befolgen, ein Widerstandsrecht gegen die antichristlichen Opponenten ein. Damit forderte er zwar keinen expliziten Aufstand, aber schloss diesen zumindest nicht in Gänze aus.94 Widerstand sollte dabei aber nur dort erfolgen, wo das göttliche Gesetz nicht befolgt wurde. Ein Aufruf zur ausnahmslosen Widersetzung gegen die Kirche lässt sich daraus nicht ableiten.95
Wenngleich Hus alle Schichten der Gesellschaft in seiner Theologie inkludierte, muss zwingend Erwähnung finden, dass Hus keine Revolution von unten in Betracht zog. Vielmehr ließ Hus dem König sogar eine Schlüsselrolle im Widerstand gegen den Antichristen zukommen. Dieser stand für Hus in der Pflicht, alle seine Untertanen und damit auch die Kirche an die göttliche Ordnung heranzuführen.96 Mit der Einsetzung der weltlichen Herrschaft als Korrektiv für die kirchliche Macht stellte Hus auch die bestehende feudale Gesellschaft nicht in Frage. Viel eher kann resümiert werden, dass die Lex Dei zur Besserung der Verhältnisse beitragen sollte und nicht zu ihrer Abschaffung.97 Zwar kommt dieser Auftrag zur Besserung allen Menschen zu, dennoch betont Bernhard Töpfer, dass hierbei nicht von einer Demokratisierung in Hussens Denken oder gar einer Auflehnung gegen die Feudalgesellschaft, wie es der marxistische Theoretiker Robert Kalivoda98 formulierte, gesprochen werden kann.99 Hus sah zwar auch die weltliche Macht, sollte sie denn in Sünde leben, kritisch, untergrub jedoch keinesfalls ihre Autorität: Die feudale Ordnung war für ihn ebenfalls im Evangelium grundgelegt und bedurfte keiner Neuordnung. Folglich kann mit František Šmahels Worten festgehalten werden, dass „Hus niemals zu den Sphären eines revolutionären Gesellschaftsdenkens durchzudringen [vermochte]“100. Mit seinen formulierten Grundsätzen stellte Hus zwar die kirchliche Ordnung in Frage und forderte eine Rückkehr zu urkirchlichen Zuständen in der Nachfolge des Evangeliums, aber eine Ablehnung oder gar ein Umsturz der gesamtgesellschaftlichen Ordnung stellte er nicht in Aussicht.101
Damit wird aber auch deutlich, dass Hus selbst noch keine Revolution im Sinne der zuvor gesetzten Definition forderte. Hierzu fehlen die entscheidenden Aspekte der Intension zum freiheitlichen Neuanfang sowie der Umwälzung sozialer, gesellschaftlicher und herrschaftlicher Prozesse. Zunächst forderte Hus lediglich eine Restauration der kirchlichen Verhältnisse und eine Neujustierung zugunsten der göttlichen Ordnung. Er beanspruchte eine in ihren Grundsätzen erneuerte Kirche, aber extrapolierte diese Ambitionen nicht auf politische und soziale Prozesse. So urteilt auch Ernst Werner in Übereinstimmung mit František Graus, dass Hus noch keine Sozialphilosophie formulierte, auch wenn ihm die Rolle des revolutionären Vordenkers des Öfteren zugeschrieben wurde. Diese Zuschreibung lässt sich jedoch durch den Quellenbefund nicht erhärten.102 Inwiefern nach Hussens Tod in der sogenannten Hussitischen Bewegung eher ein revolutionäres Potential aufzufinden ist, soll anschließend geklärt werden.
Wie einleitend ausgeführt, wurde Jan Hus für seine Positionen seitens des Konstanzer Konzils angeklagt und zum Tode verurteilt.103 Im Anschluss an dieses Ereignis formierten sich böhmische und mährische Adelige auf einer Versammlung zum Gedenken an den Tod Hussens zu einer gemeinsamen Gruppierung.104 Schon zu Hussens Zeit als Prediger bildete sich eine Gefolgschaft um den böhmischen Theologen, die sich nun, ausgelöst durch Hussens Tod, zu einer breiten Bewegung entwickelte.105 Dieser Akt bildete indessen nur die Endstufe eines langen Prozesses, denn Hus war, wie bereits in Kapitel 4 erwähnt, beileibe nicht der Erste, der derartige Forderungen äußerte. Bereits im 13. und 14. Jahrhundert bildeten sich in den böhmischen Ländern Gruppen wie der Waldenser aus, die eine Erneuerung erzielen wollten. Prediger wie Konrad von Waldhauser und sein Schüler Jan Milíč mahnten ebenso von der Ankunft des Antichristen und forderten eine Rückkehr zur Urkirche. Damit wurde schon zur Mitte des 14. Jahrhunderts eine Zeit der Forderung nach Erneuerung eingeläutet. Milíč beispielsweise konnte qua Gründung eines religiösen Zentrums eine reformwillige Gruppierung an sich ziehen und seine chiliastischen Lehren verkünden. Verknüpft mit der Schwäche der Regentschaft in Böhmen, den nationalen Streitigkeiten und dem Aufschwung der Universität Prag bildeten sich so verschiedene Gruppierungen aus, die den Willen zur Erneuerung formulierten.106
Unter diesen Vorrausetzungen kann Hussens Hinrichtung eine Funktion als Katalysator zugeschrieben werden, denn mit diesem Ereignis war ein Anlass gefunden, der aus der bereits zuvor vorhandenen Bereitschaft zur Reform eine kämpferische Bewegung werden ließ.107 Hussens Hinrichtung wurde als Tod eines Märtyrers rezipiert und sowohl in der Liturgie als auch in Erzählungen als Heiligenverehrung zelebriert. Diesbezüglich kommt Thomas Fudge zur Annahme, dass diese Art der Rezeption Husssens eine neue Dimension einleitete: Hus wurde innerhalb kürzester Zeit vom Prediger zum Schutzpatron und Heiligen einer gesamten Bewegung.108 Dennoch ist die Bezeichnung Hussitentum keine originäre Bezeichnung der Bewegung selbst, sondern ist auf eine Fremdzuschreibung zurückzuführen. Hierzu berichtet der böhmische Chronist Vavrinec von Březová:
„Where does their name and their beginning come from?; adhering to the preaching of Master Jan Hus and to giving the body and blood of the Lord Jesus Christ […], they were then called the Hussites.”109
Demzufolge wird mit der Bezeichnung Hussiten auf eine Bewegung verwiesen, die sich diesen Namen nicht selbst verliehen hat. Außerdem handelt es sich bei den sogenannten Hussiten um keine homogene Bewegung. Vielmehr lassen sich viele verschiedene Gruppen unter diesem Namen subsumieren, die in unterschiedlicher Form Hus rezipierten und in Teilen schon vor Hussens Tod existierten.110 Es ist zwar in der Forschung unbestritten, dass die zuvor geschilderten Ereignisse und im Besonderen Hussens Tod unmittelbaren Einfluss auf Bewegung hatten, allerdings war zunächst die Forderung nach der Kommunion in beiderlei Gestalt das treibende Movens der Aufständischen.111 Hinter diesem Appell konnte sich die Bewegung formieren und den Kelch als Identifikationsmerkmal auf ihren Fahnen tragen. Bezeichnend hierfür ist es, dass Vavrinec von Březová seine Hussiten-Chronik erst mit der Einführung des Kelches innerhalb der Bewegung beginnen lässt.112 Interessant ist zudem, dass diese Forderung nicht auf Hussens Theologie zurückzuführen ist. Hus selbst praktizierte die Kommunion in beiderlei Gestalt zwar, forderte sie jedoch nicht von der Kirche ein.113 Viel eher könnte diese Forderung der Wyclifitischen Tradition entsprungen sein.114 Somit stellte Hussens Tod vielmehr den Startpunkt für eine Radikalisierung bereits bestehender Gruppierungen dar, die sich im Verbund mit Hussens Theologie und seiner Verehrung als Märtyrer zur sogenannten Hussitischen Bewegung herauskristallisierten.
Bevor zu einer Darstellung der sogenannten Hussitenkriege übergegangen werden kann, muss zunächst die interne Aufspaltung der Hussiten in den Fokus gerückt werden. Dieser Schritt ist deshalb nötig, da die Hussitische Bewegung, wie zuvor in Kürze angedeutet wurde, keine konvergenten Ziele verfolgte. Stattdessen kann davon gesprochen werden, dass die Bewegung aus mehreren Flügeln bestand, die in unterschiedlicher Art und Weise ihre Standpunkte vertraten.
Die nach Hussens Tod gebildete Hussitische Liga spaltete sich spätestens ab 1417 intern auf.115 Der Grund hierfür waren die sich stetig verändernden politischen Konstellationen sowie die verschiedenen theologischen und sozialreformatorischen Vorstellungen. Während auf der einen Seite eine starke Radikalisierung seitens der Landbevölkerung zu verzeichnen war, wandte sich der Adel immer mehr gemäßigten Positionen zu.116 Einen maßgeblichen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Aufstände kann der Bewegung der Taboriten zugeschrieben werden. Die Taboriten, benannt nach dem Berg Tabor, stellten den militanten Flügel des Hussitentums dar. Unter der Direktion des Militärführers Jan Žižka etablierte die Gruppierung ein Grundsatzprogramm, das auf theologischer Basis die uneingeschränkte Durchsetzung des göttlichen Gesetzes forderte.117 Diese Durchsetzung umfasste dabei dem taboritischen Selbstverständnis nach den Einsatz von physischer Gewalt:
„Zuerst, das in dieser unserer Zeit sein wird das Ende des Zeitalters, das heißt die Vernichtung allen Übels auf dieser Welt. Desgleichen auch, dass diese Zeit nicht mehr ist die Zeit der Gnade und des Erbarmens noch der Barmherzigkeit gegenüber den bösen, dem göttliche Gesetze widerstrebenden Menschen. Desgleichen ist diese Zeit bereits die Zeit der Strafe und der Vergeltung gegenüber den bösen Menschen mit dem Schwerte oder dem Feuer, so dass alle Widersacher des göttlichen Gesetzes geschlagen werden sollen mit dem Schwerte oder dem Feuer oder auf andere Art getötet.“118
Für Žižkas Vorgehen war zentral, dass eine kämpfende Kirche, entgegen der damals vorherrschenden theologischen Lehrmeinung, faktisch kämpferisch tätig werden müsse. Im Gegensatz zu Hus, der nur distanziert über den Einsatz von Gewalt schrieb, ordnete Žižka seinen Anhängern an, in den Krieg zu ziehen.119 Dieser Wille zur Gewalt wurde durch die chiliastische Lehre der Bewegung verstärkt. Selbige wurde von Taboriten in Folge der baldig erwarteten Ankunft des Antichristen entwickelt. Unter dem Eindruck des anbrechenden neuen Zeitalters, forderten sie eine komplette Umwälzung der bestehenden Verhältnisse zugunsten der urkirchlichen Zustände. Die taboritische Programmatik stand zu diesem Zweck unter dem Vorzeichen der unbedingten Durchsetzung der Heiligen Schrift und einer Abschaffung aller Traditionen aus der Zeit nach der Urkirche.120 Diese Forderung inkludierte explizit auch politische und nicht nur kirchliche Bestände. In der Mediävistik wird deshalb diskutiert, inwieweit der taboritische Flügel als revolutionäre Gruppierung bezeichnet werden kann.121
Zunächst gilt es einen weiteren Flügel der Hussiten zum Objekt der Untersuchungen zu machen: Die sogenannten Utraquisten, die nach der Praxis der Eucharistie in beiderlei Gestalt, sub utraque specie, benannt wurden. Diese Gruppe kann dem gemäßigten Flügel der Hussiten zugerechnet werden und konsolidierte sich zumeist aus Adeligen und dem Bürgertum. Beachtet werden muss hierbei, dass der Flügel der Utraquisten das ursprüngliche Hussitentum, wie es nach Hussens Tod aufzufinden ist, darstellte. Erst im Anschluss an die Basler Kompatktaten existierte der Utraquismus als eigenständige Fraktion. Weitere Gruppierungen der Hussiten, wie die vorgestellten Taboriten, spalteten sich zuvor von den Utraquisten ab.122
Beispielhaft konnte so gezeigt werden, dass das Hussitentum keineswegs eine homogene Bewegung war. Auch die beiden vorgestellten Hussitischen Strömungen teilten sich zusätzlich in weitere Untergruppierungen auf. Deshalb sollte auch jedes Reden von der Hussitischen Bewegung in diesem Kontext gesehen werden. Ein Versuch des Zusammenschlusses der einzelnen Gruppierungen liegt in den Prager Artikeln von 1420 vor. Diese werden das Zentrum des nächsten Kapitels bilden.
[...]
1 Palacký, František: Die Geschichte des Hussitenthums und Prof. Constantin Höfler. Kritische Studien, Prag 1868, S. 70f.
2 Vgl. Seibt, Ferdinand: Die Hussitenzeit als Kulturepoche, in: Historische Zeitschrift 195 (1962), S. 21f.
3 Vgl. hierzu den ausführlichen Forschungstand in František Šmahel: Die Hussitische Revolution (=Monumenta Germaniae Historica Bd. 43), Hannover 2002, S. 64-85 [Im Folgenden zitiert als: Šmahel, František: Die Hussitische Revolution] sowie den Artikel von Thomas Krzenck: Die aktuelle Popularisierung des Hus-Bildes in Deutschland, in: Acta Universitatis Carolinae – Historia Universitatis Carolinae Pragensis 53.1 (2013), S. 69-78.
4 Vgl. Kejř, Jiří: Zur Entstehungsgeschichte des Hussitentums, in: Die Welt zur Zeit des Konstanzer Konzils (=Vorträge und Forschungen des Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte Bd. 9), Konstanz/Stuttgart 1965, S. 47-50.
5 Šmahel, František: Die Hussitische Revolution.
6 Šmahel, František: Die Hussitische Revolution.
7 Vgl. Hilsch, Peter: František Šmahel und die neuere Hussitismus-Forschung, in: Historisches Jahrbuch 127 (2007), S. 396f. u. S.407.
8 Vgl. Ebd. S. 398f.
9 Vgl. Molnar, Amadeo: Der Hussitismus als christliche Reformbewegung, in: Ferdinand Seibt (Hrsg.): Bohemia Sacra. Das Christentum in Böhmen, Düsseldorf 1974, S. 92-110 [Im Folgenden zitiert als: Molnar, Amadeo: Der Hussitismus].
10 Vgl. Šmahel, František: Die Hussitische Revolution, S. 68-70 u. 73-85.
11 Vgl. Ebd. S. 64-85.
12 Vgl. Fudge, Thomas: The Magnificent Ride. The First Reformation in Hussite Bohemia (=St. Andrews Studies in Reformative History), Aldershot 1998 [Im Folgenden zitiert als: Fudge, Thomas: The Magnificent Ride].
13 Beispielhaft sei hier zu erwähnen: Fudge, Thomas: The Memory and Motivation of Jan Hus, Medieval Priest and Martyr (=Europa Sacra Bd. 11), Turnhout 2011 [Im Folgenden zitiert als: Fudge, Thomas: The Memory and Motivation of Jan Hus].
14 Vgl. Fudge, Thomas: The Crusade against Heretics in Bohemia 1418-1437 (=Crusade Texts in Translation Bd. 9), Aldershot 2002 [Im Folgenden zitiert als: Fudge, Thomas: The Crusade].
15 Johannes Hus deutsch, hrsg. v. Armin Kohnle/Thomas Krzenck, Leipzig 2017.
16 Vgl. Werner, Ernst: Jan Hus. Welt und Umwelt eines Prager Frühreformators (=Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte Bd. 34), Weimar 1991 [Im Folgenden zitiert als: Werner, Ernst: Jan Hus].
17 Seibt, Ferdinand: Revolution in Europa, Ursprung und Wege innerer Gewalt. Strukturen, Elemente, Exempel, München 1984 [Im Folgenden zitiert als: Seibt, Ferdinand: Revolution].
18 Vgl. Eberhard, Winfried: Konfessionsbildung und Stände in Böhmen 1478-1530 (=Collegium Carolinum Bd. 38), München 1981.
19 Vgl. Seibt, Ferdinand: Revolution, S. 228f.
20 Vgl. Patschovsky, Alexander: Das Revolutionäre an der Hussitischen Revolution, in: Jürgen Petersohn (Hrsg.): Mediavalia Augiensia. Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, Stuttgart 2001, S.407-428. [Im Folgenden zitiert als: Patschovsky, Alexander: Hussitische Revolution].
21 Vgl. Seibt, Ferdinand: Revolution, S. 35.
22 Vgl. Großer, Florian: Theorien der Revolution (=Zur Einführung), Hamburg 2013, S. 14 [Im Folgenden zitiert als: Großer, Florian: Theorien der Revolution].
23 Vgl. Arendt, Hannah: Über die Revolution, München 1963, S. 50 [Im Folgenden zitiert als: Arendt, Hannah: Über die Revolution].
24 Vgl. Wende, Peter: Große Revolutionen in der Geschichte. Von der Frühzeit bis zur Gegenwart, München 2000, S. 10-14 [Im Folgenden zitiert als: Wende, Peter: Große Revolutionen].
25 Vgl. Arendt, Hannah: Über die Revolution, S. 51.
26 Diese Feststellung kann zumindest für die Revolutionen in Frankreich und Amerika geltend gemacht werden. Die russische Revolution im 20. Jahrhundert sprach durchaus von Revolution als Umsturz und nicht als Restauration.
27 Vgl. Patschovsky, Alexander: Hussitische Revolution, S. 407.
28 Vgl. Seibt, Ferdinand: Revolution, S. 29.
29 Ebd. S. 33.
30 Vgl. Kaminsky, Howard: The Problematics of Heresy and the Reformation, in: František Šmahel (Hrsg.): Häresie und vorzeitige Reformation im Spätmittelalter (=Schriften des historischen Kollegs Bd. 39), München 1998, S. 16 [Im Folgenden zitiert als: Kaminsky, Howard: The Problematics of Heresy].
31 Vgl. Seibt, Ferdinand: Revolution, S. 33f.
32 Arendt, Hannah: Über die Revolution.
33 Vgl. Ebd. S. 41.
34 Vgl. Ebd. S. 41.
35 Vgl. Ebd. S. 41f.
36 Selbstverständlich existiert auch der Begriff der „Friedlichen Revolution“ für die Umwälzungsprozesse zum Ende der DDR. Diesen Prozess sieht der Historiker Heinrich August Winkler jedoch viel eher als historische Anomalie und damit als neuartigen Typus einer Revolution. Vgl. hierzu: Winkler, Heinrich August: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte vom `Dritten Reich` bis zur Wiedervereinigung, München 52002, S. 561.
37 Vgl. Großer, Florian: Theorien der Revolution, S. 19.
38 Vgl. Patschovsky, Alexander: Hussitische Revolution, S. 408.
39 Vgl. Ebd. S. 408.
40 Vgl. Wende, Peter: Große Revolutionen, S. 10-14.
41 Vgl. Patschovsky, Alexander: Hussitische Revolution, S. 408.
42 Seibt, Ferdinand: Revolution, S. 35.
43 Vgl. Großer, Florian: Theorien der Revolution, S. 20.
44 Vgl. Seibt, Ferdinand: Revolution, S. 36f.
45 Vgl. Ebd. S. 35.
46 Ebd. S. 37.
47 Vgl. Großer, Florian: Theorien der Revolution, S. 14.
48 Vgl. Ebd. S. 15.
49 Vgl. Ebd. S. 16.
50 Vgl. Ebd. S. 14.
51 Vgl. Arendt, Hannah: Über die Revolution, S. 41.
52 Vgl. Seibt, Ferdinand: Revolution, S. 37.
53 Vgl. Ebd. S. 37.
54 Vgl. Arendt, Hannah: Über die Revolution, S. 51.
55 Vgl. Molnar, Amadeo: Der Hussitismus, S. 92.
56 Dieser Abschnitt findet sich bereits in einer kürzeren Ausarbeitung in einer dieser Arbeit vorangegangen Hausarbeit. In der vorliegenden Arbeit wurde der Abschnitt allerdings um wesentliche neue Aspekte erweitert.
57 Vgl. Rösener, Werner: Die Krise des Spätmittelalters in neuer Perspektive, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 99.2 (2012), S. 207 [Im Folgenden zitiert als Rösener, Werner: Die Krise des Spätmittelalters].
58 Vgl. Segl, Peter: Schisma, Krise, Häresie und schwarzer Tod. Signaturen der `Welt vor Hus`, in:. Ferdinand Seibt (Hrsg.): Jan Hus. Zwischen Zeiten, Völkern, Konfessionen (=Veröffentlichungen des Collegium Carolinum Bd. 85), München 1993, S. 43 [Im Folgenden zitiert als: Signaturen der `Welt vor Hus`].
59 Vgl. Seibt, Ferdinand: Zu einem neuen Begriff von der `Krise des Spätmittelalters`, in: Ders./ Winfried Eberhard (Hrsg.): Europa 1400. Die Krise des Spätmittelalters, Stuttgart 1984, S. 12 [Im Folgenden zitiert als: Seibt, Ferdinand: Krise des Spätmittelalters].
60 Vgl. Ebd. S. 14f.
61 Vgl. Smrčka, Jakob: Von Konstanz nach Tabor. Ausbruch der Hussitenrevolution, in: Das Konstanzer Konzil 1414-1418. Weltereignis des Mittelalters, Darmstadt 2014, S. 276.
62 Vgl. Jung, Martin H.: Die Reformation. Wittenberg – Zürich – Genf 1517-1555, Wiesbaden 2016, S. 12-16.
63 Vgl. Segl, Peter: Signaturen der `Welt vor Hus`, S. 33.
64 Vgl. Seibt, Ferdinand: Krise des Spätmittelalters, S. 13.
65 Vgl. Rösener, Werner: Die Krise des Spätmittelalters, S. 207f.
66 Vgl. Graus, František: Pest – Geißler – Judenmorde. Das 14. Jahrhundert als Krisenzeit (=Veröffentlichungen des Max-Planck Institut für Geschichte Bd. 86), Göttingen 21988, S. 550.
67 Vgl. Schuster, Peter: Die Krise des Spätmittelalters. Zur Evidenz eines sozial-und wirtschaftsgeschichtlichen Paradigmas in der Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts, in: Historische Zeitschrift 296 (1999), S. 55.
68 Vgl. Eberhard, Winfried: Die Krise des Spätmittelalters. Der Versuch einer Zusammenfassung, in: Ders./ Ferdinand Seibt (Hrsg.): Europa 1400: Die Krise des Spätmittelalters, Stuttgart 1984, S. 317-319.
69 Vgl. Ebd. S. 317-319.
70 Vgl. Ebd. S. 318f.
71 Peter Segl spricht davon, dass „jedes Reden über die große Krise des Spätmittelalters […] Depression und Vitalität gleichzeitig zu denken [hat].“ Vgl. Segl, Peter: Signaturen der `Welt vor Hus`, S. 34.
72 Vgl. Girke-Schreiber, Johanna: Die böhmische Devotio Moderna, in: Ferdinand Seibt (Hrsg.): Bohemia Sacra. Das Christentum in Böhmen, Düsseldorf 1974, S. 81f. [Im Folgenden zitiert als: Girke-Schreiber, Johanna: Die böhmische Devotio Moderna].
73 Vgl. Ebd. S. 81.
74 Vgl. Šmahel, František: Die Hussitische Revolution, S. 132.
75 Vgl. Šmahel, František: Krise und Revolution. Die Sozialfrage im vorhussitischen Böhmen, in: Ferdinand Seibt/Winfried Eberhard (Hrsg.): Europa 1400: Die Krise des Spätmittelalters, Stuttgart 1984, S. 73 u. 78. [Im Folgenden zitiert als: Šmahel, František: Krise und Revolution].
76 Vgl. Riemeck, Renate: Jan Hus. Reformation 100 Jahre vor Luther (=Antworten Bd.14), Frankfurt 1966, S. 10-12.
77 Vgl. Šmahel, František: Krise und Revolution, S. 72f.
78 Vgl. Girke-Schreiber, Johanna: Die böhmische Devotio Moderna, S. 81.
79 Vgl. Seibt, Ferdinand: Jan Hus. Zwischen Zeiten, Völkern, Konfessionen, in: Ders. (Hrsg.): Jan Hus. Zwischen Zeiten, Völkern, Konfessionen (=Veröffentlichungen des Collegium Carolinum Bd. 85), München 1993, S. 14-19 [Im Folgenden zitiert als: Seibt, Ferdinand: Jan Hus].
80 Vgl. Ebd. S. 20.
81 Vgl. Töpfer, Bernhard: Lex Christi Dominium und kirchliche Hierarchie bei Johannes Hus im Vergleich mit John Wycliff, in: Ferdinand Seibt (Hrsg.): Jan Hus. Zwischen Zeiten, Völkern, Konfessionen (=Veröffentlichungen des Collegium Carolinum Bd. 85), München 1993, S. 156-159.
82 Vgl. Ebd. S. 156, vgl. dazu auch: Herold, Vilém: How Wyclifite was the Bohemian Reformation?, in: David R. Holeton (Hrsg.): The Bohemian Reformation and Religious Practice, Prag 1996, S. 25-37 für eine ausführliche Untersuchung dieser Thematik.
83 Vgl. Ebd. S. 159.
84 Hus, Jan: Über die Kirche, in: Johannes Hus deutsch, hrsg. v. Armin Kohnle/Thomas Krzenck, Leipzig 2017, S. 351-573.
85 Hus, Jan: De Ecclesia, S. 125, zitiert nach: Holeček, František: Hussens Kirchenverständnis, in: Ferdinand Seibt (Hrsg.): Jan Hus. Zwischen Zeiten, Völkern, Konfessionen (=Veröffentlichungen des Collegium Carolinum Bd. 85), München 1993, S. 186 [Im Folgenden zitiert als: Holeček, František: Hussens Kirchenverständnis].
86 Vgl. Ebd. S. 186.
87 Vgl. Ebd. S. 189 u. Šmahel, František: Die Hussitische Revolution, S. 595f.
88 Vgl. Cermanová, Pavlína: Constructing the Apocalypse. Connections between English and Bohemian Apocalyptic Thinking, in: Patrick Hornberg/Michael van Dussen (Hrsg.): Europe after Wyclif (=Fordham Series in Medieval Studies), New York 2017, S. 69f.
89 Holeček, František: Hussens Kirchenverständnis, S. 190f.
90 Vgl. Ebd. S. 190f.
91 Hus, Jan: De Ecclesia, S. 148f. zitiert nach: Holeček, František: Hussens Kirchenverständnis, S. 189.
92 Vgl. Šmahel, František: Das Ideal einer gerechten Ordnung und sozialen Harmonie im Werk des Magisters Johannes Hus, in: Ferdinand Seibt (Hrsg.): Jan Hus. Zwischen Zeiten, Völkern, Konfessionen (=Veröffentlichungen des Collegium Carolinum Bd. 85), München 1993, S. 205f . [Im Folgenden zitiert als: Šmahel, František: Gerechte Ordnung].
93 Ebd. S. 205.
94 Vgl. Ebd. 208-210.
95 Vgl. Šmahel, František: Die Hussitische Revolution, S. 602.
96 Vgl. Šmahel, František: Gerechte Ordnung, S. 208-210.
97 Vgl. Töpfer, Bernhard: Die Wertung der weltlich-staatlichen Ordnung durch John Wyclif und Jan Hus, in: František Šmahel (Hrsg.): Häresie und vorzeitige Reformation im Spätmittelalter (=Schriften des historischen Kollegs Bd. 39), München 1998, S. 66-69 [Im Folgenden zitiert als: Töpfer, Bernhard: Weltlich-staatliche Ordnung].
98 Vgl. Kalivoda, Robert: Revolution und Ideologie. Der Hussitismus, Köln/Wien 1976, S. 28 u. 38.
99 Vgl. Töpfer, Bernhard: Weltlich-staatliche Ordnung, S. 66-69.
100 Šmahel, František: Die Hussitische Revolution, S. 588.
101 Vgl. Fudge, Thomas: `Feel this!` Jan Hus and the Preaching of Reformation, in: The Bohemian Reformation Religious Practice 4 (2002), S. 110 u. 125.
102 Vgl. Werner, Ernst: Jan Hus, S. 156.
103 Für eine ausführliche Analyse des Hus-Prozesses vgl. Provvidente, Sebastian: Hus`s Trial in Constance. Disputatio aut Inquisitio, in: František Šmahel (Hrsg.): A Companion to Jan Hus (=Brill Companion to Christian Tradition Bd. 54), Leiden 2015, S. 254-289.
104 Vgl. Kejř, Jiří: Zur Entstehungsgeschichte des Hussitentums, S. 50.
105 Vgl. Smrcka, Jakob: Von Konstanz nach Tabor. Ausbruch der Hussitenrevolution, in: Das Konstanzer Konzil. Weltereignis des Mittelalters, Darmstadt 2014, S. 275 [Im Folgenden zitiert als: Smrcka, Jakob: Ausbruch der Hussitenrevolution].
106 Vgl. Seibt, Ferdinand: Revolution, S. 204-210.
107 Vgl. Holeton, David/ Vlhova-Wörner; Hana: The Second Life of Jan Hus: Liturgy, Commemoration, and Music, in: František Šmahel (Hrsg.): A Companion to Jan Hus (=Brill Companion to Christian Tradition Bd. 54), Leiden 2015, S. 289.
108 Vgl. Fudge, Thomas: The Magnificent Ride, S. 127f.
109 Vavrinec von Březová: Historia Hussitica, in Fontes rerum bohemicarum, S. 344, übersetzt v. und zitiert nach: Fudge, Thomas: The Memory and Motivation of Jan Hus, S. 212.
110 Vgl. Seibt, Ferdinand: Revolution, S. 204-210.
111 Vgl. Ebd. S. 210f.
112 Vgl. Šmahel, František: Die Hussitische Revolution, S. 717.
113 Vgl. Fudge, Thomas: The Magnificent Ride, S. 139f.
114 Vgl. Rubin, Miri: Corpus Christi. The Eucharist in Late Medieval Culture, Cambridge 1991, S. 331.
115 Kejř, Jiří: Zur Entstehungsgeschichte des Hussitentums, S. 54.
116 Vgl. Ebd. S. 54.
117 Vgl. Werner, Ernst: Jan Hus, S. 231.
118 Die Pikardischen Artikel, in: Robert Kalivoda/Alexander Kolesnyk (Hrsg.): Das hussitische Denken im Lichte seiner Quellen (= Beiträge zur Geschichte des Religiösen und Wissenschaftlichen Denkens Bd. 8), Berlin 1969, S. 296.
119 Vgl. Ebd. S. 232.
120 Vgl. Patschovsky, Alexander: Der taboritische Chiliasmus. Seine Idee, sein Bild bei den Zeitgenossen und die Interpretation in der Geschichtswissenschaft, in: František Šmahel (Hrsg.): Häresie und vorzeitige Reformation im Spätmittelalter (=Schriften des historischen Kollegs Bd. 39), München 1998, S. 171-174 [Im Folgenden zitiert als: Patschovsky, Alexander: Der taboritische Chiliasmus].
121 Vgl. Patschovsky, Alexander: Hussitische Revolution, S. 420. Diesem Gedanken soll auch in der vorliegenden Arbeit zu einem späteren Zeitpunkt noch nachgegangen werden.
122 Vgl. Šmahel, František: Utraquisten. In: Lexikon des Mittelalters Bd. 8, Stuttgart 1999, S. 1348- 1349.
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