Bachelorarbeit, 2018
31 Seiten, Note: 1,7
Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft
Abschnitt
1. Gesellschaftskritische und parodistische Elemente in Marc-Uwe Klings Werken
2. Besonderheiten und Figuren in den Werken
2.1 Besonderheiten der Känguru-Trilogie
2.2 Die beiden Protagonisten
2.2.1 Das Känguru
2.2.2 Marc-Uwe Kling
3. Die Satire und der Witz
3.1 Die Formen der Satire
3.2 Das politische Potential von Satire
4. Gesellschaftskritische Elemente
4.1 Erklärung
4.2 Moderne Wege der Datengewinnung
4.3 Die Sprache der Dummen
4.4 Das Internet hat immer Recht
4.5 Die Kritik am Umgang mit der Kritik
4.6 Unbeteiligte Zuschauer und Handy-Videos
4.7 Angriff der Killer-Soziologen
4.8 Das asoziale Netzwerk und die SV
4.9 Falsch zugeordnete Zitate und Wortwitze
5. Parodistische Elemente
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
Nur nebenbei sei angemerkt, dass es fürs Denken gar keinen besseren Start gibt als das Lachen. Und insbesondere bietet die Erschütterung des Zwerchfells dem Gedanken gewöhnlich bessere Chancen dar als die der Seele. (Walter Benjamin, 1934)
Im Folgenden werden die Werke des Berliner Kabarettisten, Marc-Uwe Kling, hinsichtlich der in ihnen enthaltenen gesellschaftskritischen und parodistischen Elemente untersucht. Der Kern dieser Arbeit widmet sich der Känguru-Trilogie. Die Arbeit beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der Handlung. In Kapitel 2 folgt eine Figurenbeschreibung der beiden Protagonisten, dem Känguru und Marc-Uwe Kling. Anschließend wird im 3. Kapitel definiert, was Satire ist, wie diese funktioniert und welches Potential sie birgt. In Kapitel 4 werden entsprechende gesellschaftskritische und parodistische Stellen der Werke herausgearbeitet und die in ihnen enthaltenen satirischen Stellen erläutert. Dabei geht es im Kern darum, die Passagen aus den Werken herauszuarbeiten, in denen man die verzerrten oder überspitzt dargestellten Anspielungen auf unsere reale Gesellschaft erkennen kann. Im 5. Kapitel werden parodistische Elemente der Werke genannt. Ein Fazit folgt in Kapitel 6. Der erste Teil der Trilogie nennt sich Die Känguru-Chroniken - Ansichten eines vorlauten Beuteltieres, der zweite Teil heißt Das Känguru-Manifest – Der Känguru-Chroniken zweiter Teil und der letzte Teil trägt den Namen Die Känguru-Offenbarung – Der Känguru-Chroniken dritter Teil. Es wird auf eine kleine Besonderheit in der Zitation dieser drei Werke hingewiesen werden. Da diese drei Teile aus einer Sonderausgabe/Sammelbox mit allen drei Büchern entnommen wurden, steht hinter jedem Zitat entweder Chroniken, Manifest oder Offenbarung mit der jeweiligen Seitenangabe, damit problemlos erkennbar wird, aus welchem der drei Bücher das Zitat entnommen wurde.
Die Känguru-Werke behandeln verschiedenste gesellschaftskritische Themen auf eine humorvolle Art und Weise. Es handelt von einem kommunistischen Känguru, welches sprechen kann und zufällig eines Tages an der Haustür des Kleinkünstlers Marc-Uwe klingelt, um nach den Zutaten für Eierkuchen zu fragen, da es gerade erst gegenüber eingezogen sei und nichts finden könne. Daraus ergibt sich zunächst ein Dialog und im Weiteren eine innige Freundschaft zwischen den beiden Figuren. Das Känguru zieht sogar zu Marc-Uwe in die Wohnung und bewohnt fortan das Wohnzimmer. Zusammen erleben der Kleinkünstler und das kommunistische Känguru die absurdesten Geschichten. Jede einzelne davon sprudelt nur so vor versteckter oder offensichtlicher Gesellschaftskritik. Der Autor ist gleichzeitig auch eine Figur in der Trilogie. Er bezeichnet sich selbst als Chronisten und schreibt, wie es sich für einen Chronisten gehört, alles mit. In den Fußnoten findet man beispielsweise öfter folgenden Hinweis: „Anm. des Chronisten“ (vgl. Manifest: S. 162). Marc-Uwe ist daher selbst der Erzähler und schreibt aus der Ich-Perspektive. Interessant ist, dass die Werke quasi selbst dokumentieren, wie sie entstanden sind. Im Känguru-Manifest wird beispielsweise beschrieben, wie Marc-Uwes Lektor die Känguru-Chroniken bewertet (vgl. ebd. S. 51). Die Kapitel sind aufgebaut wie kleine Szenen, vergleichbar mit kurzen Sketchen aus einer TV-Show, immer ausgestattet mit einer Pointe am Ende. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass alle Werke im Präsens geschrieben sind und meistens aus Dialogen bestehen. Die Leser finden sich teilweise mitten in einer Handlung wieder. Die Kapitel bauen nicht immer direkt aufeinander auf. Es werden aber öfters Bezüge zu vorangegangenen Kapiteln hergestellt. Eine weitere Figur, die am Ende des ersten Bandes auftaucht, ist der Pinguin. Das Känguru ist der Meinung, dass der Pinguin sein Antagonist sei und in allem das genaue Gegenteil dessen tue, was das Känguru tut. Das Känguru sagt dazu: „Da es sich bei mir um einen lokal protestierenden Kommunisten handelt, ist der Pinguin natürlich ein global agierender Kapitalist!“ (ebd.: S. 91). Das Känguru hat weitere Gegner. Es handelt sich dabei um eine rechtsextreme Partei mit dem Namen SV, was für Sicherheit und Verwaltung steht. Diese Partei verfolgt das Ziel, unproduktive Ausländer abzuschieben. Das Känguru gerät als arbeitsloses Känguru, welches eingewandert ist, ins Fadenkreuz der SV und wird am Ende des Känguru-Manifests abgeführt. Das Känguru gründet das „Asoziale Netzwerk“, welches man auch als Gegenbewegung zur SV ansehen kann. Das Asoziale Netzwerk ist aber viel mehr. Es möchte das ganze System verändern. Auf das Asoziale Netzwerk wird im Weiteren noch eingegangen. Im letzten Teil der Känguru-Offenbarung taucht das Känguru plötzlich wieder auf, bleibt aber im Untergrund und geht nur verkleidet aus dem Haus, damit es nicht erkannt wird. Marc-Uwe und das Känguru begeben sich auf die Jagd nach dem Pinguin. Das Känguru vermutet nämlich, dass es der Pinguin war, der es beim Ministerium für Produktivität als „unproduktiven Ausländer“ angezeigt habe. Sie reisen beide durch verschiedenste Länder und versuchen hinter die Pläne des global agierenden und kapitalistischen Pinguins zu kommen. Dieser, so wird dem Känguru im letzten Teil durch eine göttliche Offenbarung eingegeben, plant, die Welt in einen Flughafen zu verwandeln. Dies sei nämlich die einzige Möglichkeit der Pinguine, den ihnen angeborenen Minderwertigkeitskomplex über ihre Flugunfähigkeit, trotz der Zugehörigkeit zu der Gattung der Vögel, zu kompensieren (vgl. Offenbarung: S. 265 ff.). In einer Brutstätte für Pinguine retten sie ein Pinguin-Ei aus dem ein kleines Pinguin-Baby schlüpft. Diesen finden beide putzig und nehmen es daher im Beutel des Kängurus mit. Als beide auf ihrer Jagd nach dem Pinguin in Australien stranden und dort überraschend auf den Vater des Kängurus treffen, eröffnet dieser ihnen, dass es eine seit Menschengedenken anhaltende Feindschaft zwischen den Kängurus und den Pinguinen gäbe. Das bringt das Känguru und Marc-Uwe in die Bredouille, da sie das putzige Pinguin-Baby vor Feinden beschützen müssen. Es kommt schließlich zu einem ethischen Kampf zwischen dem Känguru und seinem Vater, aus dem das Känguru siegreich hervorgeht. Auf den ethischen Kampf wird später in Kapitel 4. näher eingegangen. Als siegreiches Känguru steht es ihm zu, den weiteren Weg der anderen Pinguine zu bestimmen. Es erklärt ihnen das Asoziale Netzwerk und erläutert, dass fortan das Ziel der Kängurus darin bestehe, witzig zu sein und im Namen der Witzigkeit sogenannte Anti-Terror-Anschläge zu verüben. In einem Artikel auf Zeit Online, mit dem Titel Systemkritik - Schnapspralinen fürs Tier schreibt Elisabeth von Tadden Folgendes:
Hier ist aufs Unentschiedenste alles dabei, was die Sozialphilosophie an Gesellschaftskritik so zu bieten hat: Das Känguru will politische Teilhabe (Jürgen Habermas), quengelt um Anerkennung (Axel Honneth), braucht Liebe (Eva Illouz) und unbedingt Resonanz (Hartmut Rosa), es sucht Gerechtigkeit (John Rawls), will das System abschaffen […], erklärt die biologische Geschlechterdifferenz für irrelevant (Judith Butler). Es möchte Tiere so behandeln wie Menschen (Martha Nussbaum) und erstickt in Ambivalenz (Zygmunt Bauman). Marc-Uwe, bei alledem, sucht bisweilen nach Gott, und was ihm treu bleibt, ist die Frage, ob irgendeiner merkt, wie bemerkenswert er ist. (Tadden: 2014))
Das scheint erstmal alles nachvollziehbar, bis vielleicht auf die Anspielung auf die Suche nach Gott, die irreführend interpretiert werden könnte. Darauf wird im Weiteren näher eingegangen. Es ist fraglich, zu welchem Genre man die Känguru-Trilogie eigentlich zählen kann. Nahe liegt, dass es sich hierbei um einen zeitgenössischen Fantasy-Roman handelt, weil aufgrund der Handlung, beispielsweise durch die sprechenden Tiere, es sich um keine Abbildung der Realität handeln kann. Der Roman hat Eigenschaften eines zeit- und systemkritischen Werks mit einem großen Anteil komischer Passagen. Der Roman spielt allerdings nicht in einer prototypischen Parallelwelt. Das Berlin, in dem das Känguru und Marc-Uwe leben, muss eine Art Parallelwelt sein, in der sprechende und herumlaufende Tiere keine Besonderheit darstellen. Die einzigen Stellen in der Handlung, in der sich eine Figur über die Existenz eines sprechenden Kängurus verstört zeigt, sind jene mit dem Psychiater Marc-Uwes. Nach der Begegnung mit dem Känguru erleidet dieser Psychiater ironischerweise selbst einen psychischen Schaden (vgl. Chroniken: S. 114 ff.). Was mit einer prototypischen Parallelwelt gemeint ist, könnte man folgendermaßen beschreiben. In einer prototypischen Fantasy-Welt spielen die Figuren in einer eigens erdachten Welt, die nur wenig mit unserer realen Welt gemein hat. Der beschriebene Lebensraum, z. B. die Länder, Städte, Inseln und Ozeane, einer solchen Welt ist der unseren sehr ähnlich, aber es ist eben nicht derselbe. Es ist eine ganz eigenständige Welt, in der magische Wesen und übernatürliche Fähigkeiten ganz normale Alltagsvorkommnisse darstellen können. In den Känguru-Chroniken werden die fiktionalen Stellen hauptsächlich durch die sprechenden Tiere dargestellt.
Was einem als erstes ins Auge fällt, ist die Sprechfähigkeit des Kängurus. Als es eines Tages plötzlich vor der Haustür Marc-Uwes steht, scheint dieser recht entspannt mit dieser sonderbaren Situation umzugehen. Die Figur des Kängurus hat keinen Namen im herkömmlichen Sinne. Es wird einfach das Känguru genannt. Es ist schwierig, dass Geschlecht des Kängurus zu bestimmen. Marc-Uwe widmet sich im dritten Band ebenfalls dieser Frage. „Die Leute sagen, du hättest ja einen Beutel, würdest dich aber so männlich verhalten.“ (Offenbarung: S. 106). Darauf erwidert das Känguru: „Nur weil ich einen Beutel habe, soll ich ein rosa Tutu anziehen und Wendy lesen, oder was? Soll ich mir ein Überraschungsei für Mädchen kaufen? Soll ich öfter mal heulen, wenn wir uns streiten?“ (ebd.). Die Frage nach dem Geschlecht des Kängurus hätte mich früher nicht so stark beschäftigt. Seit ich das Seminar Geschlechterverhältnisse und Mensch-Tier-Beziehung im Teilbereich Soziologie besucht und mich mit dem Thema Gender aus einer wissenschaftlichen Perspektive heraus auseinandergesetzt habe, betrachte ich die Frage nach dem Geschlecht kritischer. Das Geschlecht ist nämlich nicht gleichzusetzen mit Gender. In dem Aufsatz Die soziale Konstruktion von Geschlecht – Erkenntnisperspektiven und gesellschaftstheoretische Fragen schreibt Hanna Meissner Folgendes zum Thema Gender:
Gender bezeichnet dabei die sozial konstruierte Geschlechtsidentität oder Geschlechtsrolle, die sich nicht kausal aus dem biologischen Geschlecht (sex) ableiten lässt. Die gesellschaftlichen Rollen der Geschlechter und das Verhältnis der Geschlechter zueinander können somit als gesellschaftlich-kulturell bedingt und damit grundsätzlich veränderbar betrachtet werden. (Meissner: S. 3)
Es gibt folglich einen Unterschied zwischen dem biologischen Geschlecht und dem sozial konstruierten Geschlecht, auch Gender genannt. Gender ist veränderbar und somit eine Sache der Definition. Das biologische Geschlecht hingegen ist in der Regel festgesetzt. Dem Verhalten nach zu urteilen, ist das Känguru eher als männlich zu bewerten und seiner Biologie nach zu urteilen, ist es durch seinen Beutel als weiblich zu bewerten. Es ist also der Interpretation des Lesers überlassen, welchem Geschlecht man das Känguru zuordnen möchte und ob diese Frage überhaupt relevant ist. Was das Känguru zur Frage nach der Geschlechtszugehörigkeit sagt, liest man im vorherigen Zitat. Auf die Frage Marc-Uwes, was das Känguru denn so mache, antwortet es: „Ich bin Kommunist.“ [Chroniken: S. 15]. Das Känguru behauptet von sich selbst, dass es in Vietnam für den Vietcong kämpfe. „(…) Aber ich habe mich schon durch Tunnel gekämpft, als ich noch beim Vietcong war.“ (Offenbarung: S. 220). Auch über das genaue Alter des Kängurus erfährt man nur indirekt etwas. Folgender Dialog entsteht zwischen Marc-Uwe und dem Känguru:
‚Sag mal, der Vietnamkrieg war doch von 64 bis 75?’ (…) ‚Ja’ […] ’Die heiße Phase jedenfalls.’ ’Ziemlich genau 33 Jahre her?’, sage ich. ’Oder?’ ’Ja’, sagt das Känguru. […] ’Ich hab bei Wikipedia gelesen, dass Kängurus so circa fünfzehn Jahre alt werden’, sage ich. (Chroniken: S. 193 f.)
Durch diese Fragen fühlt sich das Känguru provoziert. Die Frage stellt nämlich die Aussage, dass das Känguru im Vietnamkrieg gekämpft habe, in Frage. Das Känguru bezeichnet sich selbst als Kommunisten und begehrt gegen den Kapitalismus auf. Das Känguru verurteilt die besitzende Schicht, häuft aber selbst die unterschiedlichsten Dinge, die teilweise sogar gestohlen sind, an. Als das Känguru beispielsweise etwas in seinem Beutel sucht, wird es folgendermaßen dokumentiert:
Allerhand Dinge, die im Weg sind, wirft es achtlos zur Seite. Zwei rote Boxhandschuhe, eine Packung Schnapspralinen, Band 17 bis 23 der Marx-Engels-Werke, diverse Aschenbecher, ein sich selbst aufblasendes Riesenkänguru, einen Tacker, einen Flachbildschirm, einen Bolzenschneider und ein Faberge-Ei, […] Es zieht eine riesige Mindmap aus seinem Beutel, auf der »Masterplan« steht, und danach einen kleinen Zettel, auf den es die Weltformel gekritzelt hat: 0=0. Schließlich zieht es ein Elementarlehrbuch Deutsch für Ausländer hervor. (Manifest: S. 33)
Das Känguru ist ein Einzelkind. Die Mutter des Kängurus kommt nicht als aktive Figur in den Werken vor; sie taucht gelegentlich in den Geschichten des Kängurus auf. Der Vater des Kängurus, der von allen nur Ken der Guru genannt wird, taucht erst am Ende des letzten Bandes als aktive Figur wieder auf. Der Vater hat das Känguru und seine Mutter verlassen, als es noch klein war. Das Känguru behauptet, dass sein Großvater Lenin bei dessen Machtübernahme in Russland geholfen habe. „[…] Im Februar 1917 dann überredete mein Urgroßvater Lenin, nach Russland zurückzukehren. Zusammen fuhren sie im versiegelten Zug der deutschen OHL.“ (ebd. S. 257). Durch diese politisch engagierten Vorfahren, ob es sie gegeben hat oder nicht, erklärt sich vielleicht, warum das Känguru politisch aktiv ist. Das Känguru sieht seine Mission darin, das kapitalistische System zu stürzen, Jörg Dwigs Partei SV politisch zu bekämpfen und den Pinguin zu jagen. Hierzu gründet das Känguru das anfangs genannte Asoziale Netzwerk. (vgl. ebd. S. 140]. Das Känguru ist unter dem Decknamen El Comandante im Asozialen Netzwerk aktiv. Ziel des Asozialen Netzwerkes ist es, sogenannte Anti-Terror-Anschläge zu verüben, deren Inhalt immer witzig sein muss. Auf das Asoziale Netzwerk wird später näher eingegangen. Es wird vermutet, dass der Pinguin ein Mitglied der Partei SV sei. Zu erwähnen ist auch, dass das Känguru eine große Schwäche für Schnapspralinen hat. Außerdem arbeitet es an einem noch unveröffentlichten Hauptwerk mit dem Namen Opportunismus und Repression, aus dem es gelegentlich zitiert.
Marc-Uwe Kling ist nicht nur Autor der Känguru-Trilogie, sondern auch eine Figur in eben dieser. Seine Eigenschaften und Handlungen entsprechen genau seinem realen Wesen. Er ist Kabarettist und trägt in seinen Live-Shows humorvolle Gedichte, Lieder und Texte vor. Er singt und spielt Gitarre in einer Band und tritt mit unterschiedlichen Kollegen in verschiedenen Programmen, wie z. B. Bühne 36 oder Lesedüne auf. Marc-Uwe kommt in den Känguru-Chroniken öfters mit seiner Gitarre von Auftritten zurück, welche die genannten sein könnten. Als Marc-Uwe sich in den Känguru-Chroniken selbst bei Wikipedia sucht, findet er folgenden Eintrag: „Marc-Uwe Kling ist ein deutscher Liedermacher, Autor und Kabarettist, lebt in Berlin bla bla bla, et cetera, seine Oma hieß Helene, und er ist augenblicklich so was von dran mit Badputzen.“ (Chroniken: S. 47). Marc-Uwe macht mit bei den Bemühungen des Kängurus, die Partei SV zu bekämpfen und den Pinguin zu jagen. Er ist ebenfalls Mitglied im Asozialen Netzwerk und ist dort bekannt unter dem Decknamen Herr Hauptmann. Die Figur Marc-Uwes ist im Vergleich zu der des Kängurus weniger radikal und etwas gemäßigt. Oft ist das Känguru der Kopf hinter den Ideen und Aktionen, die die beiden zusammen erleben. Marc-Uwe lässt sich oft zu Aktionen überreden. So veranstalten sie z. B. eine Gegendemonstration auf einer Parteiversammlung der SV, trotz der starken Migräne Marc-Uwes (vgl. Manifest: S. 91). Eines Morgens entsteht folgender Dialog zwischen dem Känguru und Marc-Uwe: „Und was machen wir dann?“, frage ich. Genau dasselbe wie jeden Tag, Pinky, sagt das Känguru. Wir versuchen, die Weltherrschaft an uns zu reißen.“ (ebd. S. 29). Das Känguru nennt Marc-Uwe Pinky, weil das eine Anspielung auf die Zeichentrickserie Der Pinky und der Brain ist. Darin ist Pinky eine etwas trottelige und Brain eine sehr schlaue Ratte. Beide sind gefangen in einem Tierversuchslabor und versuchen die Weltherrschaft an sich zu reißen. Im Titelsong heißt es: „Der eine ist brillant, der andere geisteskrank“ und auch der Name Brain suggeriert, wer von beiden der Kopf ist (S. h. Link). Marc-Uwe ist aber ganz zufrieden und lehnt sich nur manchmal gegen seine Rolle als Instrument des Kängurus auf. Als das Känguru beispielsweise ihren Hausmüll vor die Eingangstür des Pinguins schiebt und sich dann aufregt, dass der Pinguin den Müll wieder vor ihre Tür geschoben hat, weigert sich Marc-Uwe zur Müllkippe zu fahren, um die Haustür des Pinguins mit dem dort eingesammelten Müll komplett zu begraben (vgl. Manifest: S. 40). Marc-Uwe geht zu einem Psychiater, weil er mit der, wie er es nennt, latenten Gewaltbereitschaft des Kängurus nicht mehr zurechtkommt (vgl. Chroniken: S. 112). Die Beziehung beider Figuren ist im Laufe der Geschichte zu einer innigen Freundschaft geworden, die nur manchmal von Marc-Uwe verflucht wird. Als das Känguru im zweiten Band vom Ministerium für Produktivität Zuhause abgeholt und abgeschoben wird, macht das Marc-Uwe traurig. Umso größer ist seine Freude, als das Känguru im letzten Band wieder auftaucht. Im Asozialen Netzwerk kann sich jeder einen beliebigen Titel geben. Die Frau, in die Marc-Uwe sich verliebte, ist auch Mitglied im Netzwerk und heißt Gott. Spannend an Marc-Uwe Kling ist ebenfalls, dass er seine Geschichten in der Realität weiterlebt. Er postet gelegentlich weitere Geschichten über das Känguru auf Facebook und erzählt immer Stories, die zu bestimmten Themen aus unseren Nachrichten passen. Es wirkt ganz so, als ob er wirklich mit einem kommunistischen Känguru zusammenlebt.
Im Folgenden sollen die verschiedenen Formen der Satire erklärt werden. Hierzu wird folgendes Werk von Ludger Claßen herangezogen Satirisches Erzählen im 20. Jahrhundert. Einleitend schreibt Claßen Folgendes zur Satire:
Übereinstimmender Kern dieses allgemeinen Verständnisses ist, Satire als Darstellung in kritischer Absicht zu verstehen, bei der die Kritik dadurch, erfolge, daß der Gegenstand der Kritik in übertriebener, verzerrter Form abgebildet werde, um so dessen Falschheit und Unwahrheit zu entlarven. Ferner wird Satire allgemein nicht als bestimmte literarische Gattung begriffen, sondern als Ausdrucksweise, die sich aller Gattungen und literarischer Formen bediene. (Claßen: S. 7)
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